Ich gehe.

February - October 2024
  • WildeHilde
Es gibt einen Plan.
Schließlich braucht’s
was zum Verwerfen…
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  • WildeHilde

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  • 9. September

    September 9, 2024 in Norway ⋅ ⛅ 16 °C

    Was essen und schlafen nicht alles bewirken. Nachdem ich ja gut gegessen und mich schon um acht in die Falle gelegt habe, stehe ich heute morgen gut erholt um sechs auf. Der Blick nach draußen verheißt wieder einmal tolles Wetter, lediglich beim Zusammenpacken zieht es sich doch tatsächlich für einen kurzen Moment zu, so dass mein Blick ungewöhnlich häufig hoch ans Firmament geht und das Abbauen des Zeltes aussieht, als hätte jemand die „Schnell-Vorspulen“-Taste gedrückt. Tatsächlich gibt es ein paar winzig kleine Tröpfchen, die es nicht mal abzuwischen lohnt und all dieser Spuk ist nach dem Einpacken vorbei. Ich habe dazu keine weiteren Fragen. Mein Knie fühlt sich zumindest nicht schlechter an als bisher und ist auch nicht angeschwollen, ich nehme trotzdem freiwillig am Morgen die Wanderstöcke raus, um guten Willen zu zeigen. Von meinem wunderbaren Schlafplatz auf gut 800 m.ü.M. zieht es sich ab um acht einen kleinen Pass hinauf über gut 950 m. Zu meiner linken ziehen langsam die Gletscher im Ruovdoaivvit-Massiv vorbei, mehr und mehr lösen sich auch die Wolken auf, die sie anfangs noch verdeckten. Diese Hochwiesen, in denen ich gerade laufe, haben sich von ursprünglich mal grün inzwischen auf beige-braun geändert und wirken im Morgenlicht so friedlich und ruhig, und bis auf ein wenig Wind ist es auch völlig ruhig. Ich fühle mich heute morgen deutlich kräftiger und glaube, dass ich diesen Tag wieder so normal laufen kann, wie ich es gewöhnt bin. Gegen halb zehn erreiche ich den höchsten Punkt, den ich heute zu überschreiten habe, erstaunlicherweise gibt es genau hier oben eine Sami-Siedlung, es sind wie so häufig verstreut einige Hütten. Auch wenn sich der Weg ziemlich durchgehend über Grasland zieht, sind zwischendurch natürlich immer mal trockene Flussbetten oder auch steinige Gegenden zu durchqueren, die warum auch immer nicht über die Jahrhunderte und Jahrtausende zugewachsen sind. Alle Furten, die zu queren sind, sind sehr einfach, ich habe soeben den Nationalpark verlassen und es zieht sich ab jetzt konsequent leicht abwärts durchs Láirevággi-Tal entlang des Láirevákkejohka. An verschiedenen Stellen sind die Gesteins-Ausbildungen gerade an diesem Fluss besonders gut zu erkennen, es ist beeindruckend, was die Eiszeit uns alles schönes hinterlassen hat. Während einer Pause auf dem Weg abwärts zieht auf der anderen Seite des Flusses eine Herde Rentiere vorbei. Es ist wunderbar, ihnen in Ruhe auf ihrem Weg zuzusehen. Ebenso auf dem Weg, heute gefühlt in Unmengen, sind die kleinen schwarzen oder braunen haarigen Raupen. Sie werden nach der Verpuppung Zimtbären sein. Wer möchte das nicht? Und ich dachte schon, ich sehe hier gar keine Bären und nur Zimtschnecken. Seit der Sami-Siedlung gibt es immer mal wieder überkreuzend mit dem Wanderweg eine ATV-Spur, teilweise laufe ich auch in ihr und etwas tiefer im Tal gibt es im Fluss eine Art Rückhalte-Mauer, die wahrscheinlich die Wassermassen zur Zeit der Schneeschmelze etwas bremsen sollen. Es sieht alles recht neu aus, auch mit einem kleinen Gebäude und einer LED Anzeige daneben. Kurz nachdem ich das Bauwerk passiert habe, kommt mir in einem Fahrzeug, dass ich sonst nur aus dem militärischen Umfeld in den Bergen kenne, ein junger Mann entgegen. Er ist wohl Techniker und hat an dieser Baustelle noch etwas zu tun. Laut meiner Karte komme ich im Tal an einen aufgestauten See, den Altevatnet. Geplant hatte ich das circa für um eins, tatsächlich wird es dank etlicher Blaupausen am Ende zwei, bis ich kurz vor der Staumauer stehe. Ich treffe auf ein norwegisches Rentnerpaar aus Tromsø und wir unterhalten uns einen Moment. Die Aussage der ehemaligen Deutschlehrerin zum Thema aktuelles wunderbares Herbstwetter bleibt bei mir besonders hängen: „It’s absolut unusual.“ Sollte ich eventuell schon wieder eine Joker-Karte gezogen haben? Ich passiere den Staudamm entlang seiner Krone, sehe zur linken einen großen Campingplatz und im Wald etliche Sommerhäuser, zu meiner rechten direkt am See noch einmal eine ganze Menge verstreut stehender Häuser und einen großen Platz mit Fahrzeugen. Einen guten halben Kilometer danach komme ich an die Altevasshytta. Sie ist verschlossen und deshalb halte ich meine große Pause gegen halb drei draußen auf der Bank. Mein Tagessoll von gut 20 km hätte ich für heute schon erreicht, da es sich aber recht einfach läuft und ich mich gut fühle, vielleicht auch um ein wenig für gestern nachzuholen, gehe ich anschließend noch weiter. Der Nordkalottleden zieht sich hier an diesem recht großen See um das westliche Ende herum am Fuße des Lifjellet entlang. Bis zur nächsten Hütte sind es noch 12 km, ich bin nicht sicher, ob ich soweit noch laufen möchte. Im Laufe des Nachmittags hat der Wind deutlich zugenommen und gerade jetzt, wo ich durch eine weite flache Ebene am See entlang gehe, prescht er natürlich ungebremst hier durch die Landschaft. Je länger ich am See entlang gehe, desto kräftiger wird der Wind und ich denke darüber nach, vielleicht doch die Hütte aufzusuchen. Gleichzeitig nehme ich schon über den ganzen Nachmittag von Süden her wahr, dass es sich in den Bergen dunkel zugezogen hat und mein Bauchgefühl sagt mir, es könnte ordentlich gewittern am Abend. Ich habe inzwischen weitere 6 km seit der großen Pause geschafft, bin am Fuße des erwähnten Bergs unweit des Seeufers und mache gerade eine Pause. Hinter mir nehme ich eine wunderbare Fläche wahr, auf der ich das Zelt aufstellen kann, auch wenn es einigermaßen ausgesetzt ist. Für mich aber auch mal eine Gelegenheit, mal in wirklichem Wind zu sehen, was der kleine Bunker alles aushält. Und so platziere ich gegen halb fünf das Zelt bei kräftigem Wind in der Erwartung, dass es in der nächsten Stunde auch gewittern wird. In Wirklichkeit lässt der Wind vorläufig sogar ein wenig nach, mal sehen , was die Nacht bringt. Ich muss noch mal ein paar 100 m gehen, um Wasser zu holen und kann dann ganz entspannt bei offenem Hoftor mein Essen anrühren und den Blick auf den See genießen.Read more

  • 10. September

    September 10, 2024 in Norway ⋅ 🌬 13 °C

    So wild war es dann doch gestern Abend nicht mehr. Der Wind hat zwar noch mal zugelegt, aber nicht in einer Form, die mich irgendwie beunruhigt hätte. Eine Sache war am Abend noch besonders, ich habe über den See auf der anderen Seite Lichter wie Straßenlaternen gesehen, also da, wo auch Häuser stehen. Seit wie langer Zeit sehe ich nirgends Lichter, da es hier rum in den Bergen kaum irgendwo Elektrizität gibt. Am Morgen windet es weiterhin ganz gut, dafür ist dann auch alles ordentlich durchgetrocknet. Entsprechend bin ich auch mit Frühstücken und Packen relativ flott durch und kann schon um kurz vor acht losgehen. Ab jetzt geht es für die nächsten zwei Tage Richtung Osten, um dann noch vor der schwedischen Grenze wieder Richtung Norden weiterzugehen. Deshalb scheint mir die Sonne auch direkt ins Gesicht, wenn sie zwischen den Wolken von Zeit zu Zeit durchkommt, es ist trotz des Windes verhältnismäßig warm. Ich will heute die Vuomahytta in gut 24 km Entfernung ansteuern, da eigentlich aber der Ruhetag geplant war, bin ich noch nicht abschließend sicher, ob ich in der Gaskashytta in 6 km bleibe und den Rest als Ruhetag mache oder wirklich durchgehe. Es führt erst mal weiter in der Nähe des Sees am Fuße des Berges durch nicht allzu dichten Birkenwald. Die Wolken haben irgendwie andere Formationen, die mich gestern immer haben Richtung Gewitter tendieren lassen, heute denke ich über noch stärkeren Wind nach, bin aber kein Meteorologe. Es geht im Wald leicht bergan und zieht sich immer mehr vom See weg, während zu meiner linken der Lifjellet immer mehr an Höhe verliert. An seinem Auslauf zieht er sich in ein Tal und dort komme ich nach gut zwei Stunden, nachdem ich noch ein paar deutsche Wanderer am Weg getroffen habe, zur Gaskashytta. Schon in einiger Entfernung nehme ich ganz leicht Rauch wahr, also scheint jemand vor Ort zu sein. Ich kehre ein und treffe auf die Norwegerin Anne-Julia, schon wieder eine ehemalige Deutschlehrerin, die ehrenamtlich zusammen mit einigen anderen Leuten hier die Hütten für den Winter vorbereitet und diverse Arbeiten erledigt haben. Sie haben unter anderem eine der Hütten um 40 cm angehoben, da sie sich gesenkt hatte. Das alles mit mehreren Wagenhebern. Schon interessant, was die Mitglieder alles freiwillig auf die Beine stellen. Sie ist jetzt allein hier und wartet auf ihren Mann, der sie in einigen Tagen abholen will. Da sie mir einen Kaffee und eine halbe Tafel Schokolade anbietet, kommen wir gut ins Gespräch und aus der geplanten Stunde werden mindestens anderthalb. Dann kommen wir fast beiläufig auf das Wetter zu sprechen. Laut ihrem Wetterbericht soll es am Nachmittag Sturm geben, angekündigt sind circa 80 km/h, ich vergleiche das außergewöhnlicherweise noch mal mit meiner Vorhersage, die melden je nach exponierter Lage bis zu 120 km/h. Ok, kurz drüber nachgedacht, ich werde den größten Teil der Strecke um die Zeit gemacht haben und breche gegen halb zwölf von hier auf. Ich folge dem Tal Gaskkasvággi in Richtung eines Passes, der von hier auf 550 m.ü.M. über knapp 1000m zur Vuomahytta auf circa 700m führt. Der Birkenwald rundherum ist tot, es ist eine bestimmte Raupenart, die die Blätter frisst und wenn sie zu lange die Bäume befallen, sterben die halt ab. Der Aufstieg Richtung Pass ist anfangs über Hochwiesen, nicht sonderlich steil, aber es zieht sich. Die Landschaft rundherum ist ziemlich trist anzusehen, die Berge sind reines, graues Geröll und das wird mit zunehmender Höhe auch mehr und mehr mein Weg. Natürlich nimmt auch der Wind weiter oben zu, da für den späteren Nachmittag auch Regen angekündigt ist, bereite ich bei einer Pause schon mal alles vor, also Regenhose und Poncho. Um das tierisch laute Flattern des Ponchos zu verringern, habe ich heute eine zusätzliche Befestigung angebracht, mal sehen, ob es einen großen Unterschied macht. Inzwischen laufe ich nur noch durch eine Steinwüste, der Wind ist hart von vorn, das Vorwärtskommen ist nur noch ein mechanisches Schritt für Schritt voreinander setzen. Ich nutze meine Wanderstöcke dazu, die mich hier deutlich unterstützen. Nichtsdesto trotz ist der Sturm nicht so schlimm, wie ich mir das ausgemalt hatte. Und schließlich bin ich inzwischen auf der höchsten Ebene angekommen, die ich zu überqueren habe. Es fühlt sich jetzt inzwischen sogar an, dass der Wind nachgelassen hat. Die Wolken ziehen in rasant hoher Geschwindigkeit vorbei und ganz langsam beginnt sich der Weg wieder Richtung Tal zu ziehen. Zu meiner linken habe ich das Gaibagáisi-Massiv, das bis auf knapp 1400 m.ü.M. aufragt, zur rechten den Doaresoaivi. Es läuft sich recht aufwändig, das umherliegende Geröll ist nicht sonderlich groß, oftmals stehen die Steinplatten hochkant und sind wackelig unter den Füßen. Je weiter ich zwischen diese Berge komme, desto mehr nimmt der Wind wieder zu und ich bin verwundert, mit welcher Stärke er inzwischen bläst. Das ist inzwischen deutlich mehr als vorhin auf dem Pass ganz oben. Ausgerechnet in diesem Hochtal hätte ich durch die Berge zu beiden Seiten genau das nicht erwartet. Die Windrichtung wechselt so abrupt, während es von vorn links kommt, ist es 2 Sekunden später von rechts. Dazu setzt ganz langsam der Regen ein, anfangs noch als feiner Niesel, der durch die hohe Windgeschwindigkeit hart auf der Haut prickelt. Je tiefer ich in dieses Tal komme, es öffnet sich später noch zu einer größeren, weiten Fläche, desto härter beißt der Wind an. Ich stehe inzwischen sehr häufig total schräg, komme nicht mehr vorwärts, sondern halte einfach nur noch dagegen, um nicht umgeworfen zu werden. Immer, wenn es kleine Böschungen herunter geht, warte ich auf eine ganz kurze Flaute, um nicht Gefahr zu laufen, aus dem Tritt gebracht zu werden und darunter zu rollen. Die Windgeschwindigkeit ist hier so viel höher, als ich sie oben auf der Passhöhe hatte, unglaublich. Von den Felswänden her dröhnt es wie ein Wasserfall, aber da ist keiner, es ist der Sturm, der so laut darüber fegt. Ich bin zwar insgesamt gut vorwärtsgekommen, es sind von hier nur noch circa 5 km bis zur Hütte, aber die werden heute verdammt lang. Ganz nebenbei bin ich gerade in den Øvre Dividal Nasjonalpark gekommen, aber das ist gerade wirklich nur Beiwerk. Es wird immer schwieriger, überhaupt vorwärts zu kommen, sehr häufig stütze ich mich nur noch auf den Stöcken ab oder versuche irgendwie, nicht umzufallen. Die Schritte sind sehr klein und ich sehe an einigen Seen, die hier in diesem Hochtal sind, wie das Wasser komplett hochgewirbelt und übers Land gefegt wird. Ebenso ein Wasserfall, der oben in den Bergen herunterstürzt, ein Großteil des Wassers wird gegen seine eigentliche Richtung wieder hochgeblasen. Es ist inzwischen vier geworden und ich kann sagen, in einem solchen Sturm bin ich noch nie unterwegs gewesen. Immerhin ist meine Poncho-Konstruktion ganz gut und so arbeite ich mich die letzte Stunde langsam durch diese Witterung. Gegen fünf erreiche ich die Vuomahytta, der Regen ist inzwischen massiv, und so reicht der Moment vor der Hütte, als ich den Poncho vom Rucksack nehme, um den Schlüssel rauszuholen, dass der Rucksack komplett durch ist. Ich habe mich tatsächlich noch nie so auf eine Hütte gefreut, sehe zu, dass ich die Sachen zumindest in den Vorraum schaffe und die Tür hinter mir zukriege. Als kleine Belohnung habe ich hier tatsächlich eine royale Unterkunft. Die Hütte ist in 2018 gebaut worden, recht modern, hell und mit großen Panoramafenstern raus zum Vuomajavri. Ich hänge alle nassen Sachen auf, mache Feuer im Ofen und sitze nach dem Essen auf dem großen Sofa, während der Sturm ums Haus donnert. Tatsächlich merke ich, wie die ganze Hütte bebt, wenn einzelne kräftige Böen auftreffen. Was freue ich mich jetzt auf den morgigen freien Tag!Read more

  • 11. September - Ruhetag

    September 11, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 9 °C

    Hui. Gut, dass ich hier bin. Der Schlaf war dank lautstarkem Pfeifen und Dröhnen ums Haus nicht sonderlich gut, dafür schlafe ich am Morgen bis um neun aus. Der Wind hat sich beruhigt, also es ist jetzt nicht komplett ohne, aber deutlich ruhiger als gestern. Außerdem regnet es nicht mehr und der Himmel zeigt sich blau mit schönen Wolkenformationen. Ich gehe zum Frühstück auf das Sofa, beobachte draußen recht nah zwei Rentiere und wie sich die Wolken langsam, aber stetig über den Namahisvárri auf der gegenüberliegenden Seeseite schieben. Von um zehn bis zwölf schlafe ich noch mal ein und mache mich am Nachmittag an ein paar kleinere Sachen ran: Das zeitweise Quietschen des Rucksacks bekämpfen, die neuen Handschuhe gegen Schusseligkeit sichern und Dies und Das. Am Nachmittag entdecke ich Richtung Norden das Njunis-Massiv, es ragt bis auf 1717 m auf. Auf einem der Berge gibt es ein sehr breites, absolut planes statt spitz zulaufendes oberes Ende. Merkwürdig anzusehen. Und irgendwas ist doch da oben drauf. Mein Fernglas ist da sehr hilfreich, es ist eine militärische Radarstation, deren Antenne sich konstant dreht und deshalb selbst auf diese Entfernung von circa zehn Kilometern ins Auge fällt. Sie ist versenkbar und es gibt einen Tunnel durch den Berg dorthin, wie ich später erfahre.
    Am späten Nachmittag kommen noch ein paar weitere Wanderer und Jäger mit ihren Hunden dazu. Schon gegen neun sind heute die ersten Polarlichter zu sehen, danach zieht sich der Himmel zu sehr zu und meine Augen auch.
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  • 12. September

    September 12, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 8 °C

    Wenn ein Donnerstag sich wie ein Montagmorgen anfühlt, dann nur, weil die Ruhetage durcheinander sind. Aber auch der Blick nach draußen ist nicht sehr einladend. Der Wind pfeift hart übers Fjäll und peitscht den Regen vor die großen Fensterscheiben. Ich gebe mir noch eine halbe Stunde zusätzlich, bevor ich dann tatsächlich aufstehe. Einerseits fühle ich mich gut und bereit, heute morgen aufzubrechen, da alle Sachen erledigt sind, die ich vorhatte, andererseits scheint es so, als wollte der waagerecht draußen vorbeipreschende Regen sagen: „Komm raus, du Weichei, ich krieg‘ dich eh.“ Also passiert das Frühstück und Einpacken nicht nur bei mir, sondern auch bei dem österreichischen Wanderkollegen mehr wie in Zeitlupe, jeder versucht irgendwie etwas Zeit zu schinden, bevor er da rausgeht. Es gibt noch einen Kaffee mehr und nachdem er und auch alle anderen aus den Hütten abmarschiert sind, schaffe ich es als letzter, dann auch nach um zehn aufzubrechen. Ich verfolge den Weg heute auf Empfehlung der Deutschlehrerin südlich und den Berg Blåfjellet herum statt nördlich, wie der E1 es tut. Es ist wohl eher eine Formsache, vielleicht ein wenig kürzer. So wie sie sagte, gehen die Locals alle diesen Weg, auch wenn er nicht besonders markiert ist. Ich folge dem Pfad, verliere ihn hin und wieder, aber finde ihn auf genauso wundersame Weise immer wieder. Und selbst ohne Pfad weiß ich ja die Richtung, wo ich hin will. Es läuft sich, wie es sich halt läuft bei heftigem Wind von vorn und starkem Regen, der sich auf dem Gesicht wie Graupel anfühlt. Immerhin konnte ich ja alle Regensachen ganz elegant noch in der Hütte vorbereiten, und so zieht es sich zwar nass, aber ausgeruht weit oberhalb des Flusses Vuomajohka durch baumfreies Fjäll, das lediglich am Boden recht krautig ist. Der bedeckte Himmel und das dadurch schwache Sonnenlicht taucht die Landschaft in ein grau mit braun gemischtes Meer, der Regen ist wirklich heftig und es läuft nur so an meinem Gewand runter. Nach einer guten Stunde sehe ich zu meiner rechten hinter den Bergen südlich ein Stück blauen Himmel. Daß meine Laune damit schlagartig angehoben ist, ist mir nicht neu und es dauert von jetzt an nur noch eine Stunde und ich habe komplett blauen Himmel wie schon die ganzen Tage vor dem Sturm. Das hätte ich mir vorhin wirklich nicht träumen lassen. Ich hänge all den Regenkram außen dran, damit der trocknen kann und Stück für Stück wirkt die Landschaft wieder wie eine zimtig-goldige Herbstlandschaft. In der Gegend hier gibt es Heidelbeeren, wie ich sie so fett bisher nirgends hatte und so liege ich alle paar Meter am Boden und schaufle mir händeweise den Süßstoff rein. Da ein Großteil der Blätter von diesem Pflanzen inzwischen abgefallen ist, erntet es sich jetzt noch leichter und schneller.
    Gegen zwei erreiche ich die Stelle am Fluss, an der eine Hängebrücke hinüberführt und treffe hier auf Berit, sie ist in der selben Richtung wie ich unterwegs und wir haben gestern Abend in der Hütte schon eine Zeit zusammen gesessen und uns unterhalten. Es ist Zeit für die große Pause und das letzte Durchtrocknen der Regensachen in der prallen Sonne. Der Himmel ist komplett blau, recht ungewöhnlich für hier. Ich bin damit wieder auf dem Nordkalottleden zurück und gerade ins Anjavassdalen gekommen, kaum einen Kilometer weiter fließen der Vuomajohka und der Anjavasselva zusammen in Richtung Dividalen. Das ist ein großes weites Tal, ich bin jetzt in Seitentälern dahin unterwegs, also geht es immer am Fluss entlang abwärts. Der Weg an sich ist wirklich besonders schön, leicht zu laufen und zieht sich gut zwanzig Meter seitlich über dem Fluss entlang durch kräftig grünen Untergrund, hier sind die Pflanzen der schwarzen Krähenbeere überwiegend. Das ganze abgesetzt mit einzelnen gelben Birken macht mit so viel Azur und heller Beleuchtung richtig was her. Die Zeit verfliegt nur so und das permanente Rauschen des Flusses, hier und da Stromschnellen und Wasserfälle lassen mich hier entlang schweben. Dann sehe ich ziemlich weit im Fluss einen großen Stein, der über ein paar kleinere erreichbar ist. Genau da will ich jetzt sitzen und Pause machen, der Blick geht flussaufwärts der Sonne entgegen und ich kann vor lauter Spiegelung und greller Glitzerei kaum was sehen. Das ist so traumhaft schön, die kleinsten Wasserspritzer sind im grellen Licht so deutlich und tun alles dafür, dass ich sie bewundere. Schade, dass es jetzt keine Pause-Taste fürs Leben gibt. Auf dem Weg weiter abwärts begegne ich drei Jägern, es sind derzeit Unmengen von ihnen in den Wäldern unterwegs auf der Jagd nach Moorschneehühnern, auch an den Schüssen deutlich wahrzunehmen. Außer durch die Jagdhunde und ihre Flinten unterscheiden sie sich kaum von den Wanderern, auch sie ziehen jetzt tagelang zu Fuß umher, übernachten dann in der Regel in den Hütten. Also schleppen auch sie große Rucksäcke mit Ausrüstung, Futter für Mann und Maus und natürlich ihre Beute. Gegen fünf erreiche ich den letzten Wasserfall, bevor der Anjavasselva bei circa 350 m.ü.M. in den Divielva mündet. Kurz danach quert noch eine Brücke den Fluss, an dem sich der Weg jetzt östlich durch Kiefernwald für gut zwei Kilometer flussaufwärts zieht. Ab dann gibt es noch einen sportlichen Endspurt, die letzten zwei Kilometer bringen mich abseits des Divielva wieder aus dem Tal heraus hoch auf gut 600m. Nicht ganz ohne Schweiß auf der Stirn, aber die Aussicht auf Abendsonne dort oben an der Dividalshytta ist eben bei diesem grandiosen Wetter Verlockung genug. Und so bin ich gegen sechs am Abend dort oben, platziere die kleine Trutzburg ziemlich ausgesetzt in der Nähe der Hütte und richte mir drinnen das Abendmahl an. Jünger wären ausreichend da, wieder mal Wanderer und Jäger. Wohl genährt fahre ich gegen halb neun bei kräftigem Wind ins kleine Wohnzimmer ein in der Hoffnung, dass die Heringe draußenrum gut Halt haben.
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  • Vorhang auf für einen wunderschönen Tag.
    Hör nicht auf die Stimmen, folge nur dem Licht...Der Übergang in die neue Welt.Likkafjellet

    13. September

    September 13, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 6 °C

    Heute hab ich richtig Bock. Von mir aus stehe ich schon um zehn vor sechs auf, es ist zwar noch bewölkt, aber der Blick durchs Dividalen zeigt weit entfernt schon blauen Himmel und das macht mir Spaß. Der Wind weht einigermaßen und es ist heute morgen gefühlt deutlich kälter als noch gestern. Nachdem ich zur Toilette war ist das Zelt in Nullkommanichts abgebaut und ich gehe rein zum Frühstücken. Möchte vor den ganzen Leuten durch sein, schließlich ist inzwischen die ganze Hütte voll. Kurz vor Mitternacht sind noch etliche Jäger dazugekommen, überall liegen hier Leute rum. Also gibt es beim Frühstück auch noch das eine oder andere zu erzählen, aber ich bin auch schon um acht rum fertig, sodass ich losmarschieren kann. Nach hundert Metern merke ich, dass ich meine Jacke vergessen habe, also noch mal kurz zurück. Ich habe heute 24 km vor mir bis zur Dærtahytta, es geht ab jetzt wieder Richtung Norden, da ich sonst in Kürze im Osten die schwedische Grenze überqueren würde. Auf schwedischer Seite ist allerdings die Esrange-Zone, ein riesiges Raketentest- und Startgebiet, von dem aus auch die ESA zivile Sachen betreibt, zum Beispiel Wetterballone und Raketentests, aber auch Satelliten in den Orbit geschossen werden.
    Vielleicht werde ich heute schon ein oder zwei Kilometer vor der Hütte das Zelt aufstellen, je nachdem, wie ich drauf bin. Der Tag beginnt mit einem absolut steilen Aufstieg, es geht auf den ersten 2 km von 580 m.ü.M. hoch auf 900 m. Für die Wanderwege ist das ungewöhnlich steil, aber es ist, wie es ist. Als ich mich hochgearbeitet habe, habe ich einen fantastischen Blick zurück über das Dividalen und auch ein Teil des Weges, den ich gestern entlanggekommen bin. Da der Wind hier oben heute stark ist, ziehe ich zum ersten Mal nach dem Sommer meinen Schurwoll-Hoodie an und die Handschuhe dazu. Auf der Hochebene zieht es sich jetzt noch bis auf fast 1000 m hoch, läuft sich aber insgesamt wunderbar. Die Wolken ziehen hier noch ziemlich tief und als ich in ein Hochtal komme, dass zwischen den Bergen Jerta und Litle Jerta durchführt, ist es ähnlich wie am Morgen: Die Wolken hängen hier einerseits so tief, dass ich fast in ihnen laufe, aber am Ende des Tales sehe ich helles Licht und blauen Himmel, als wäre es der Eingang zum Paradies. Der Weg dorthin ist nur circa 2 km lang und dann stehe ich tatsächlich vor einer riesenweiten Ebene, die hell von der Sonne erleuchtet ist und über der weiße Wolken vor blauem Himmel stehen. Damit bin ich auch über letzte Zweifel erhaben, was das heutige Wetter betrifft. Insgesamt habe ich sowieso das Gefühl, dass es heute der Tag der unendlichen Weite wird. Nachdem ich in diese Hochebene abgestiegen bin, quere ich einen sehr breiten, aber aktuell recht flachen Fluss, um danach an den Hängen des Berges Stuora Nanná um ihn herum zu laufen. Überall kann ich so sehr weit schauen, diese Ebenen sind schier unendlich. Hier und da begegne ich ein paar Rentieren und habe den ganzen Nachmittag über so fantastisch weite Blicke. Nachdem ich zwischen zwei Seen hindurchgewandert bin, geht es noch einmal etwas höher auf eine Hochebene, von hier habe ich eine wunderbare Aussicht in die Berge des Likkafjellet mit ihrer speziellen hochkant gestreiften Struktur, im Vordergrund ist eine bunte Sami-Siedlung zu sehen. Aber in dieser weiten Entfernung sehe ich am späteren Nachmittag auch Regenschlieren und so versuche ich im Auge zu behalten, wie das Wetter um mich herum ist. Nach der Überquerung der Hochebene tut sich wieder ein sehr weites Tal auf, das Dærtavággi, an dessen Ende ich sogar schon die Hütten als Tagesziel erkenne. Es sind noch gute 6 km von hier und wird ein etwas steiniger, aber nicht sonderlich steiler Aufstieg in diesem weiten Tal. Zur Hälfte des Weges nehme ich hinter mir auf einmal Regen war und tatsächlich beginnt es nach kurzer Zeit zu tropfen, so dass ich vorsichtshalber den Poncho zumindest über den Rucksack ziehe. Das stellt sich später als kleiner Test heraus, es bleibt nämlich trocken und so mache ich die letzten 3 km durch dieses müßig zu laufende Gelände bis zur Hütte, an der ich heute gegen halb sechs nach unheimlich vielen kleinen Genießerpausen ankomme. Mit zwei Belgiern zusammen sitze ich drin zum Abendessen, ich habe sie die Tage schon mal getroffen und es ist eine nette kleine Runde. Gegen halb neun verziehe ich mich raus ins Zelt und mache ziemlich müde die Augen zu.
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  • 14. September

    September 14, 2024 in Norway ⋅ 🌙 6 °C

    Hurra, der erste Frost war da. Am Morgen habe ich leichte Eiserscheinungen am Bodenrand des Zeltes, das Wetter ist trotzdem unglaublich toll. Blauer Himmel, kein Wind und absolute Stille. Ich schaffe alle Sachen in die Hütte rein, frühstücke dort, während das Zelt draußen noch durchlüften kann. Angesichts der Gemütlichkeit in der Hütte wird es auch fast zehn, bis ich loskomme, aber es sind auch nur 17 km für heute bis ins Rostadalen geplant. Ich hatte erst überlegt, den Rest bis nach Kilpisjärvi in drei Tagen zu machen, aber ich freue mich viel zu sehr auf vier genuss- und pausenreiche Herbsttage. Ich bin gestern soweit im Tal hier hochgestiegen, heute morgen steht der Rest an, es wird deutlich steiler und steiniger. Das Tal ist am Ende rundum von Felsen eingeschlossen, so dass das letzte Stück über einen Pass steilan durch Geröll geht. Allerdings ist die wirklich steile Sektion nicht so lang. Dabei habe ich strahlend blauen Himmel, die Sonne wärmt und ich nehme schon die ganzen Tage wahr, wie ich immer längere Schatten werfe, selbst zur Mittagszeit. Das Wärmen der Sonne ist ein anderes, ich nehme es intensiver wahr als zur Sommerzeit, da es außenrum natürlich schon kühl ist. Wie ich so aus dem Tal heraussteige, denke ich an die Zeit zurück, als ich mir um genau diese Tage Sorgen gemacht hab bezüglich Aufladen der Batterien und eventuelle düstere Tage. So gesehen kann ich es als große Gnade empfinden, in diesen Umständen unterwegs zu sein und nicht nur die Batterien für mein Handy geladen zu kriegen, sondern dass auch meine innere mit jeder Stunde voller und voller wird. Nach dem steilen Stück zieht es sich weiter aufwärts und dieser Pass ist einer von der Sorte, wo immer die nächste Kuppe vermeintlich die letzte und höchste ist. Noch mal und noch mal denke ich das und lasse mich an der wieder vermeintlich letzten erst mal zur Pause nieder, sitze genau an der Grenze des Øvre Dividal Nasjonalparks, den ich gerade verlasse. Es ist heute so unglaublich still. Kaum Wind, keine Vögel, hier oben rauscht nicht mal Wasser. Da ich allein unterwegs bin, kann ich diese Stille absolut genießen und wie an jedem Tag so viele Kleinigkeiten am Wegesrand wahrnehmen. Da ist die kleine weiße Blume, die trotz der Höhe von über 1000 m.ü.M. mit Wind und Kälte blüht und strahlt, als gäbe es kein Morgen. Kurz darauf ein paar andere Pflanzen, inzwischen herbstlich kostümiert, die ich gestern im Tal noch grün wie im Frühling habe stehen sehen. Um fünf vor zwölf ist die Passhöhe erreicht, es ist nicht mehr als Stakeln durch Geröll, aber das Wissen um stetiges Bergablaufen von jetzt an macht es etwas einfacher. Außerdem hat sich der Blick auf die folgende Berglandschaft eröffnet, es ist grandios anzusehen und auch wenn das Fjäll gerade hier oben so kahl und unwirtlich ist, machen mir diese Ausblicke mit jedem Mal wieder große Freude. Der Weg passiert einen der vielen Seen in der Hochebene, hier mache ich eine der vielen kurzen Pausen und beobachte eine Lumme auf dem Wasser, die durch ihr auffälliges Rufen auf sich aufmerksam gemacht hat. By the way, meine selbstentworfene Handschuh-Antivergissmeinnicht-Kindersicherung hat sich in den letzten zwei Tagen schon bei fast jeder kurzen Pause bewährt, ich wäre ohne sie garantiert schon wieder mit blauen Fingern unterwegs. Der Wind hat zwar inzwischen deutlich aufgefrischt, das ändert aber nichts an der Helligkeit und insgesamt an der Hochstimmung, die ein solch schöner, jetzt inzwischen kalter Herbsttag mit sich bringt. Im Osten die schwedischen Berge sind nicht so hoch, wirken eher wie Hügel gegenüber den vor mir im Norden und Westen aufragenden norwegischen Bergen. Gegen halb drei habe ich etwas mehr als die Hälfte der Tagesstrecke hinter mir und freue mich auf eine längere Pause, in der es meine halbtrockenen Brotscheiben mit etwas Wurst dazu gibt. Meine zwei belgischen Adjutanten treffen kurz darauf an dieser Stelle ein und entschließen sich kurzfristig, ebenso ihre Pause hier mit mir abzuhalten. Es sind von hier aus noch gute 7 km talabwärts vorbei an so vielen verschiedenen Arten von Bergen. Also irgendwie wirkt jeder Berg so, als wäre er von einer anderen Gesteinsart, der eine zerlegt sich wie ein Sandhaufen, während ein anderer in riesengroßen Blöcken zerfällt und wieder ein anderer beim Zerfallen merkwürdig schön anzusehende Streifenmuster aufweist. Je tiefer sich der Pfad runter ins Tal zieht, desto bunter wird die Landschaft wieder, die Rostahytta wird am Ende bei gut 460 m.üM. liegen. Also gibt es auf den letzten Kilometern auch wieder Heidelbeeren am Wegesrand und nachdem ich gegen halb sechs die Brücke über den Rostaelva überquert habe, ist an den Hütten noch für eine halbe Stunde Zeit für ein Schwätzchen. Bei der Überquerung bin ich allerdings mal wieder schön hängengeblieben: Die Brücke schwankt seitlich ziemlich stark und Ratsch! bin ich mit dem Arm an den Haltebolzen des Stahlseils langgeschrappt. Es ist jetzt das dritte große Loch, durch das mir der Wind reinpfeift, sehe mehr und mehr aus wie der Lumpenkonrad. Aber ich würd’s um keinen Preis hergeben wollen. Schon auf dem Weg hier runter habe ich diverse Schüsse gehört und so war mir klar, dass hier wohl alles voll mit Jägern ist. Exakt danach sieht es auch aus, ich bin erstaunt, wie viele junge Leute und vor allem junge Frauen hier als Jäger unterwegs sind. Da es noch nicht so spät ist und das Wetter einfach so herrlich, beschließe ich noch ein Stück weiterzugehen und finde einen guten halben Kilometer nach den Hütten oberhalb des Flusses einen wunderschönen Platz, an dem ich mich während des Sonnenuntergangs häuslich einrichte. Schon gegen acht am Abend, nachdem ich bettfertig bin, wirkt es außenrum bitterkalt. Dafür ist aber auch der Himmel wolkenlos und ich freue mich am späten Abend wieder auf Polarlichter. um elf weckt mich mein Telefon und ich merke schon, dass es wirklich kalt ist, trotzdem zieh ich mir etwas über und gehe raus: Was für ein Festival! Es ist sternenklar und die Lichter tanzen am Himmel, wie ich es bisher noch nie gesehen habe. Eine Dreiviertelstunde lang stehe ich mehr fasziniert als frierend draußen rum, mache diverse Fotos und staune.Read more

  • 15. September

    September 15, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 7 °C

    Nach dieser bunten Nacht will ich heute am Morgen früh raus, es wird für zwanzig Kilometer durch die Berge gehen. Erst mal muss ich aber feststellen, dass mein Eindruck mich nicht getäuscht hat: Es war noch mal deutlich kälter als in der letzten Nacht, das Zelt ist mit einer Reifschicht überzogen. Der Himmel ist zwar blau, da aber Klärchen noch hinter dem Berg auf sich warten lässt, wird es also dauern, bis das Eis aufgetaut und das Wasser getrocknet ist. In der Zwischenzeit beginne ich schon mal mit dem Frühstück, scheitere aber dank der Kälte heute mal wieder am Feuer. Obwohl ich jetzt winterfähiges Gas betreibe, kommt nichts aus dem Brenner und ich muss nach etlichem Hin und Her einsehen, dass wohl im Schlauch kondensiertes Wasser gefroren ist. So nehme ich das ganze Set mit rein in den Schlafsack und versuche auf diesem Wege, weiterzukommen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Eine kleine gelb lodernde Flamme kann ich ihm für gut 2 Minuten entlocken, danach ist wieder Ruhe. Mit Feuerzeug und Teelicht beginne ich, alle infrage kommenden Stellen Stück für Stück aufzuwärmen. Na wer sagt’s denn, dass Marmelade keine Kraft gibt? Kurze Zeit später faucht er wieder wie gehabt. Wird mich wohl noch um mein Frühstück bringen wollen, dieses Aas. Nee, nee, nich’ mit mir!
    Um kurz vor zehn verlasse ich diesen wunderschönen Platz im Rostadalen und ziehe in eins der Täler hoch, dass ich gestern schon von der anderen Seite einsehen konnte, bevor ich hierunter abgestiegen bin. Auf den Hochwiesen führt es angenehm und nicht zu steil aufwärts. Beide Seiten sind eingerahmt von hohen Bergen, aber auch vor mir sieht es wieder aus wie eine große halbrunde Wand, bei der ich mich frage, wo genau ich denn wohl hier drüber steigen werde. Beim Losgehen habe ich mich schon an ein paar Heidelbeeren versucht, die aber scheinbar den Frost nicht gut vertragen haben und in der Hauptsache matschig sind. Hier oben, als ich gerade den wunderschönen Blick auf einen sehr hohen Wasserfall habe, versuche ich mich noch mal und siehe da, diese hier sind dick und prall und noch schön fest. Mit der Zeit wird der Aufstieg immer steiler, es geht von unter 500 m.ü.M. am Schlafplatz auf über 1000m über diesen Pass. Da es sich aber doch alles recht lang hinzieht, kommt es mir bis auf ein paar kurze Passagen nicht so extrem steil vor und die Umgebung hier oben rum ist einfach sehr faszinierend, auch wenn es in der Hauptsache graues Gestein ist. Da machen ein paar Seen, der blaue Himmel und die Sonne doch einiges gut. Linker Hand zieht an mir das Isdalsfjella vorbei, hier mache ich fast auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages gegen zwei die Mittagspause an einem Hochsee. Da der Wind hier oben kalt weht, habe ich mir einen Platz hinter einem riesengroßen Felsblock gesucht, auch wenn der schattig ist. Da ich nicht mehr so viele Snacks für unterwegs habe, koche ich heute zu Mittag eine der Hauptportionen, da ich von denen noch ausreichend zur Verfügung habe. Um kurz vor halb vier passiere ich die Grenze nach Schweden, mein letzter echter Gang durch dieses schöne Land, es sind nur gut 5 km, die der Nordkalottleden hier durch eine Landspitze führt. Es ist eine sehr weite Grasland-Ebene, die teils mit Steinen durchsetzt, aber so flach und mit der Sonne im Rücken so schön zu laufen ist. Hier noch mal ein kleiner Wasserfall, da noch mal eine Pause, es sind nicht mehr sehr viele Kilometer zu laufen und ich frage mich schon, wie denn wohl das Gelände um die Gappohytta aussehen wird. Da es sich nicht so tief runter ins Tal zieht, ist es auf gut 700 m.ü.M. eine sehr schöne Umgebung ohne Bäume, wo der Wind immer etwas geht. Ich sehe schon von weitem Rauch aus dem Schornstein, eine junge Finnin hat sich schon eingerichtet und ich brauche nicht lange, um etwas abseits der Hütten meinen Platz zu finden. Es sind zwar von hier aus noch mal 700 m zur Wasserstelle zu laufen, aber das muss ich ja nur einmal. Die Temperaturen sind am Abend bei 4° plus und nachdem ich noch eine Zeit lang in der Hütte gesessen und mich mit mehreren Finnen unterhalten habe, bereite ich mir draußen das Abendbrot zu und liege schon um halb neun in meiner gemütlichen Koje.
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  • Fröhlicher Wandersmann.Badeanstalt par Excellence...... und kein Bademeister weit und breit.Der See Golddajávri, ganz rechts hinten der Berg Saana in Finnland.TreriksrösetGute Nacht in Finnland.

    16. September

    September 16, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 11 °C

    Und wieder lacht mir am Morgen die Sonne in mein Zelt. Um sieben hat sie mich geweckt und so fällt es mir überhaupt nicht schwer, einfach eine Seite ganz zu öffnen und das Fräulein hereinzulassen. Es war nicht so kalt wie die letzten Nächte, ich habe einen sehr kurzen Tag vor mir und so kann ich es gemächlich angehen lassen, meine große Freude gilt jetzt dem Frühstück im Sonnenschein. Heute heißt es für mich: Auf nach Finnland! Am Abend will ich Treriksröset, das nördlichste Dreiländereck der Welt erreichen. Um halb zehn steht mein Rucksack abmarschbereit auf einem großen Stein, da kommt Lex, einer der Belgier grad vorbeigeschlichen, kurz drauf eine Finnin und so ist allemal noch Zeit für ein Schwätzchen zu früher Stunde. Währenddessen kippt mein Rucksack kopfüber aus seiner Warteposition runter auf den Boden, kann es wohl nicht erwarten, der gutste. Glücklicherweise ist das Solarpanel nicht beschädigt, weil das natürlich ganz oben drauf ist. Ein guter Grund, jetzt doch gegen zehn loszuziehen. Ich komme noch am Schlafplatz der Belgier vorbei und verabschiede mich auch von Robbe, die beiden werden ab heute einen anderen Weg gehen und wir werden uns nicht noch mal wiedersehen. Es sind insgesamt nur 15-16 km vor mir, die noch dazu in recht einfacher Landschaft zu laufen sind. Es zieht sich durch hauptsächlich flaches Hochland und so liege ich schon nach wenigen Minuten zum ersten Mal in den Heidelbeeren. Als ich mich weiter bewege, sind die Knie kaum trocken, da habe ich schon wieder welche entdeckt, die mich mit ihrem stummen Schrei wieder auf die Knie zwingen. So reif bis fast überreif sind sie einfach äußerst delikat und so viel Zeit dazu macht mir rote bis dunkelblaue Hände über den Tag. In dem Grasland, durch das ich laufe, liegen Unmengen von Felsbrocken umher, es muss wohl die Heimat von Barny Geröllheimer sein. Der Himmel ist blau wie auch in den letzten Tagen, allerdings mit sehr leichten, dünnen Wolken, durch die auch die Sonne scheint. Es ist die meiste Zeit fast windstill und ich male mir aus, was ich denn wohl am Nachmittag tun werde, wenn ich doch heute so früh ankomme. Dabei nehmen die Pausen schon ihre Zeiten in Anspruch und gegen zwölf sehe ich schon aus einiger Entfernung, daß in einer tieferen Senke, die ich durchqueren muss, wohl sicher ein Fluss entlang fließt, in dem ich doch bei diesem herrlichen Wetter ein Bad nehmen kann. Will ja in Finnland schließlich nicht wie ein Ferkel ankommen. Es ist tatsächlich noch viel schöner als nur ein durchrauschender Fluss, sondern riesengroße Felsflächen und dazwischen als kleine Seen aufgestaute Becken laden förmlich ein. So erkläre ich diesen Bereich zur Badeanstalt mit FKK-Bereich. Nachdem ich mich gewaschen habe, lege ich mich auf die Steine und die Sonne wärmt mich, während ich vor mich hindöse. Ich vermute, in dieser Art wird das für dieses Jahr das letzte Sonnenbad gewesen sein und kann es kaum fassen, zu dieser Zeit soweit über dem Polarkreis hier rumzuliegen, als wäre ich auf Mallorca. Gegen eins wird die Schicht an Wolken etwas dicker und ich merke ziemlich schnell und deutlich, wie es sich damit auch abkühlt. Ein guter Grund, weiterzuziehen, schließlich soll es ja auch nicht so sehr spät werden. Es begegnen mir nicht viele Leute, insgesamt vielleicht fünf und es läuft sich über die weiten Flächen nach Osten in Richtung immer flacherer Berge im Vergleich zu den hohen Spitzen in Norwegens Westen. Um halb drei blicke ich hinab in ein weites Tal mit dem See Golddajávri, an dessen Ende gut 5 km von hier das Dreiländereck im Wasser liegt. In gut 15 km Entfernung Luftlinie sehe ich schon in Finnland den Berg Saana, an dessen Fuß schemenhaft der Ort Kilpisjärvi zu erkennen ist, den ich morgen am Nachmittag erreichen werde. Ich setze mich hier oben zu einer Pause hin und während ich diese Aussicht genieße, kommt ein Este des Wegs, mit dem ich mich eine Zeit lang unterhalte. Der E1 führt über das westliche Ende nördlich um den See herum an der Goldahytta vorbei, an der ich eine letzte kurze Pause mache. Die letzten 3 km sind jetzt schnell gemacht, schon aus einiger Entfernung sehe ich den dicken gelben Betonklotz im Wasser stehen, den ich ziemlich genau um fünf erreiche. Es ist einerseits nur einer von vielen Grenzpunkten, andererseits natürlich auch ein ganz besonderer, da er Schweden, Norwegen und Finnland hier miteinander verbindet, der E1 hier entlang führt und für viele Wanderer ein Start- oder Endpunkt ist und für mich einer der großen Meilensteine, den ich heute bei genau 3700 km passiere. Gute 300 m von hier entfernt auf finnischer Seite ist die Wanderhütte Kuohkimajärven autiotupa (schön langsam und deutlich aussprechen). Genau mit dem Grenzverlauf beginnt auf finnischer Seite das Naturschutzgebiet Mallan luonnonpuisto, in dem das Zelten nicht erlaubt ist und deshalb kann ich auch heute nicht mehr weitergehen, da der Weg noch mindestens 10 km hier durchführt und das zu weit wäre. Da in der Hütte schon einigermaßen Betrieb ist, schlage ich mein Zelt unweit davon unten am See auf und richte mich auf die erste Nacht in Finnland ein.Read more

  • 17. September

    September 17, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 7 °C

    Jetzt werde ich doch noch zum Frühaufsteher. Muss ich doch heute morgen feststellen, dass die Finnen mit ihrer Zeit eine Stunde unserer voraus sind. Aber gut, das wichtigste ist heute der Supermarkt und der hat bis um neun, also für mich um acht geöffnet. Während ich frühstücke und mich um die Trocknung der kleinen grünen Anstalt kümmere, tropft es mir doch 10 Minuten vor dem Einpacken mal wieder dazwischen. Einerseits steht im Osten die Sonne mit ein paar blauen Wolken, von Westen her sieht es dagegen eher grau und wolkig aus, da könnte es heute vielleicht noch was geben. Aber das Frühstück wird durchgezogen, koste es, was es wolle. Und als ich soweit bin, ist auch alles trocken, ich packe ein, ziehe ein paar Meter hoch zu der Hütte und setze mich dort auf die kleine Veranda. Da mein Hemd ein paar große Löcher hat, durch die mir an windigen Tagen einfach zu viel Luft pfeift, will ich mich am Morgen am Flickwerk versuchen. Aus einem alten Handtuch schneide ich mir ein Stück und versuche mit Nadel und Faden hier etwas zu Stande zu bringen. Im Zeugnis würde für diesen Versuch stehen: Er hat sich bemüht, denn das Ergebnis ist mäßig bis saumäßig. Mein nächster Versuch geht Richtung Kleber. Mit Sekundenkleber versuche ich das Stück ins Hemd einzukleben und naja, nach einer guten halben Stunde auf dem Weg merke ich, wie sich das Ganze doch in Wohlgefallen auflöst. Aber ich werde nicht aufgeben in dieser Sache, vorerst aber für heute. Ich bin auf dem Weg erstaunt, nein eher irritiert über die vielen Leute, die hier mit kleinen Rucksäcken scheinbar als Tagesausflügler unterwegs sind. Von Kilpis sind es gut 16 km hierher, das werden die alle nicht am Morgen gelaufen sein. Und in der Hütte war nur ein paar Wanderer…. Also, wo kommen die alle her? Ick weeß nich…
    Es geht recht einfach zu laufen, der erste Kilometer folgt dem finnisch-norwegischen Grenzverlauf, dann geht es auf ziemlich ausgelatschtem Pfad, teils aber doch durch viel Gestein holprig zu laufendem Weg durch Birkenwald. Alles nicht sonderlich aufregend, mehr und mehr ergibt sich aber ein schöner Blick auf den See Kilpisjärvi am gleichnamigen Ort. Und dabei sehe ich gerade in weiter Entfernung ziemlich klein ein Boot über den See fahren und na klar, jetzt erinnere ich mich wieder, es gibt einen täglichen Transfer über den See und den haben am Morgen die ganzen Tageswanderer genutzt. Treriksröset ist hauptsächlich für finnisches Publikum ein beliebtes Ausfugsziel. Gegen eins komme ich an einem interessanten kleinen Unterschlupf vorbei, es ist ein alter Verschlag der deutschen Wehrmacht aus 1944, den man vor einigen Jahren ziemlich originalgetreu wieder hergerichtet hat. Gerade hier im Grenzgebiet zu den Nachbarländern spielte der Erste als auch der Zweite Weltkrieg eine wichtige Rolle, wie ich später im Ort an einer Gedenktafel noch sehen werde. Der Weg zieht sich jetzt vom Berg herunter in Richtung der Straße, die durch den Ort geht. Direkt am Weg komme ich an einem riesengroßen in der Landschaft liegenden Felsblock vorbei, der in der Mitte irgendwann auseinandergebrochen, aber nicht auseinandergefallen ist, sehr interessant anzusehen. Genau 1 Stunde später erreiche ich die Straße, hier ist ein Parkplatz, an dem eine ganze Menge Autos und Wohnmobile stehen. Und in einer kleinen Jurte sitzt ein älteres finnisches Paar, sie bieten Kaffee und selbst gemachte Pfannkuchen an. Ob ich da wohl widerstehen kann? Natürlich nicht! Schön mit Marmelade und Sahne obendrauf genieße ich diese Süßigkeit, um dann auf der Straße statt auf dem Wanderweg Richtung Kilpis weiterzulaufen. Ich spare mir dadurch gute 2 km und was ich beim Losgehen noch nicht weiß, direkt an der Straße ist ein Restaurant, in dem ich so gegen drei vorspreche. Erst mal soll es eine Pizza sein, von der ich nicht so wahnsinnig angetan und auch kaum satt bin, danach lasse ich mir noch ein Burger-Gericht gefallen, dass mir etwas besser steht. Dazu ein großes Bier und ich bin für den Moment erst mal ziemlich selig. Der Supermarkt hat bis um neun nach finnischer Zeit geöffnet, da ich meine Uhr für die 2-3 Tage hier in Finnland nicht umstelle, muss ich jetzt immer zweimal gucken, dass ich nicht daneben bin. Gegen fünf marschiere ich los, die letzten 4 km zum Futtertempel, da ich weiß, dass dieser Einkauf alles toppen wird, was ich bisher an Zeit in den Kaufmannsläden zugebracht habe. Die finnische Sprache hat mit der unseren überhaupt nichts gemein, so wie es die schwedische zum Beispiel hat, bei der ich sehr viele Wörter spätestens beim zweiten oder dritten Mal lesen deuten kann. Und so brauche ich tatsächlich auch gute anderthalb Stunden, bis ich durch bin und in einem Vorraum den ganzen Plunder soweit verpackt habe, dass mich die Angestellte zum Ladenschluss rauskehren muss. Ich habe eine Etappe von knapp 200 km bis Kautekeino vor mir und dementsprechend bin ich wieder mit Essen bewaffnet bis an die Zähne. Nach meiner Zeit, also um acht verlasse ich den Ort, es ist draußenrum soweit schon dämmerig, aber ich kann noch ohne Licht laufen. Es gibt 1 km außerhalb eine Art Picknick-Site, die ich in meiner Karte gesehen habe und die ich ansteuere ohne eine Ahnung, was mich dort erwartet. In Gedanken schlage ich schon das Zelt auf, obwohl ich auf dem Weg dahin sehe, dass alles rundherum mit Felsbrocken übersät ist und gescheite Plätze rar sind. Als ich an die Stelle an dem kleinen See Tsahkaljärvi komme, finde ich Hütten vor, die aber verschlossen sind, und sehe im Halbdunkel an einer ein Feuer brennen. Also fällt der Platz zum Schlafen wohl aus. Da es sonst nichts gibt, gehe ich aber trotzdem mal hin und siehe da, es ist zwar noch Feuer an, aber niemand mehr da. Und so kann ich mich in dieser halboffenen recht hohen Hütte einrichten, nachdem ich das Feuer gelöscht habe, da es nur mehr qualmt hier drin als was einbringt. Zum Abendbrot haue ich mir noch einen Halloumi Käse in die Pfanne und dann ist gegen halb zehn auch Schluss.
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  • Rechts der Berg Saana.Wegweisendes Ensemble.Am Ende des Tals ist Feierabend für heute.

    18. September

    September 18, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 9 °C

    Das war mal wieder eine Nacht nach altdeutschem Standard wie in den Anfangstagen dieser Tour. Draußenrum irgendwo hingeschmissen, Hauptsache von oben trocken. Und da es weder sehr kalt noch windig war, ist das bisschen Regen in der Nacht auch draußen geblieben. Am Morgen kann ich noch mal abschließend meine Futtervorräte im Rucksack verteilen, während die ersten Tageswanderer aus dem Ort hier vorbeikommen. Gegen neun mache ich mich auf den Weg und zwar auf einen sehr steinigen. Er führt erst einmal um den See herum, die ganze Landschaft besteht nur aus herumliegenden Felsbrocken, es heißt also bei jedem Schritt irgendwie die Füße hochzuheben und eine Stelle dazwischen oder darauf zu finden. Immerhin ist es trocken, sieht aber aus, als könnte es noch Regen geben. Die Hütten hier in der finnischen Gegend sind meistens im Abstand von gut 10 km und so habe ich die nächste grob für die Mittagspause angepeilt. Nach dem See zieht es sich ein wenig aufwärts, so dass auch die letzten Birken noch verschwinden, die Landschaft an sich ist aber ziemlich trostlos und für mich überhaupt nicht ansprechend. Es sind kaum ernstzunehmende Berge in der Sicht, mehr Hügel oder Erhebungen, das wenige Sonnenlicht tut bei der Koloration sein übriges, der voll gestopfte Rucksack mit frischem Proviant noch dazu. Und so stapfe ich ziemlich lustlos durch dieses Gestein und zähle Kilometer für Kilometer, um doch bald irgendwie etwas anderes zu sehen. Immerhin guckt die Sonne immer mal durch und ab um zehn habe ich direkt in Laufrichtung einen Regenbogen, dem ich über eine halbe Stunde folgen kann. Wenn schon die Landschaft nicht mehr hergibt, dann eben auf diesem Wege. Es geht am See Čoahpejávri vorbei, der durchaus auch eine angenehme Abwechslung ins Bild bringt und gegen eins erreiche ich die Hütte Saarijärvi autiotupa. In Finnland sind meistens zwei Hütten vorzufinden, eine verschlossene, die etwas komfortabler und gegen eine Gebühr zu buchen ist, eine weitere in ihrer Art eher rustikal, die komplett kostenfrei zur Verfügung steht. Bemerkenswerterweise gibt es auch in den freien Hütten Gas und natürlich die Möglichkeit zu übernachten. Natürlich mache ich meine große Pause in der freien Hütte und lege mich noch eine knappe halbe Stunde aufs Ohr, bevor ich von hier weiterziehe. Es sind jetzt noch gute achteinhalb Kilometer bis zu meinem Tagesziel und nachdem es sich, inzwischen etwas geläufiger, noch eine Zeit lang aufwärts über weites, flaches Land gezogen hat, blicke ich in das Tal des Kuonjarjoki. Hinter mir habe ich südwestlich einen letzten Blick auf den Berg Saana, den ich schon vorgestern von der komplett anderen Seite her aus der Ferne sehen konnte und den ich jetzt fast einmal umrundet habe. Er ist übrigens ein heiliger Berg der Sami und für mich ein Berg der Empfängnis. Seit ich ihn vorgestern mit dem hohen Sendemast gesehen habe, hatte ich wieder Mobilfunkverbindung und jetzt, nachdem ich nur einige 100 m in diesem Tal abwärts gelaufen bin und ihn aus dem Blick verloren habe, bin ich dann auch wieder jenseits dieser zivilen Errungenschaft. Durch das Tal zieht es sich angenehm abwärts, ich habe in weiter Entfernung voraus blauen Himmel und blicke immer mal wieder hinter mich, da es doch recht grau aussieht und ich von Zeit zu Zeit das Gefühl habe, einen Tropfen bemerkt zu haben. Da es nur noch zweieinhalb Kilometer sind, hoffe ich, mich nicht noch um die Regensachen kümmern zu müssen. Und so ist es dann auch. Ich erreiche gegen fünf die Hütte Kuonjarjoki autiotupa, hier sind gerade zwei Arbeiter daran, an der Trockentoilette alles auf Vordermann zu bringen. Mit zwei Quads und Anhängern, einer davon ein Holzlader mit einem Greifer, baggern sie die Hinterlassenschaften in große BigBags, um sie später abzutransportieren. Da sie heute aber scheinbar nicht komplett fertig sind mit allem, schlafen auch sie am Abend in der Hütte. Innen treffe ich auf einen Wanderer und ein finnisches Paar mit Hund. Sie alle übernachten heute auch hier und so gibt es zumindest noch ein wenig zu unterhalten. Kaum eine halbe Stunde rein ist es draußen am Regnen, es zieht Nebel auf und der Wind frischt deutlich auf. Ich habe mich auf einem der Doppelstockbetten oben eingerichtet, da wird mir das Feuer, dass der Finne am Abend noch angeschürt hat, doch etwas zu warm, aber dafür brauche ich keinen Schlafsack. In der Nacht wird es mehr und mehr stürmisch, es ist ordentlich am Pfeifen und Rumoren. Die Vorhersagen der Finnen melden Sturm für morgen am Nachmittag, d.h. für mich früh aufstehen und rechtzeitig losziehen.Read more