Weltreise 2017

September - December 2017
A 93-day adventure by LongJourneyShort Read more
  • 94footprints
  • 12countries
  • 93days
  • 730photos
  • 16videos
  • 70.8kkilometers
  • 59.4kkilometers
  • Day 21

    Chinesischer Verkehr und Modder

    October 20, 2017 in China ⋅ ☁️ 9 °C

    Tag 2 in Yuanshuo sollte früh starten, da wir heute einen Fahrradausflug machen wollten. Hierzu wollte uns Mulan um 8:30 Uhr vom Hotel abholen. Da Mulan zwar pünktlich war, der Koch aber lieber ausschlafen wollten, verspäteten wir uns ein wenig, da die meisten der Gruppe erstmal frühstücken wollten (im Prinzip alle bis auf Chris). Nachdem es dann mit leichter Verspätung losging und Chris ziemlich müde und grummelig war, ging es dann weiter zum Fahrradverleih. Dort angekommen, durften wir die chinesischen „Rennräder“ mit einem Gang und gelben Körbchen in Augenschein nehmen und einmal Probefahrten. Wir waren aber froh, dass die Bremsen funktionierten. Und dann sollte es losgehen, da wir 10 Minuten durch Yuanshuo fahren mussten, um auf das ruhigere Land zu kommen, fuhr Mulan vor. Hier gab es soweit keine Zwischenfälle und wir kamen auch gut im Umland an. Dort erstreckten sich dann wiederum diese einsamen Berge und es sah aus wie in einer Märchenlandschaft (Steffi stellt sich so Schneewittchen hinter den 7 Bergen vor und Chris einen Ausflug nach Pandora aus Avatar). Nachdem wir eine zeitlang die Landschaft per Fahrrad erkunden konnten, platzte jedoch Chris Fahrradreifen (es sollte nicht sein Tag werden). Ungefähr 20 Minuten später kam dann ein Motorroller, der ein Ersatzrad dabei hatte (große Fahrkunst). Anschließend ging es zum Bamboo Rafting. Das kann man sich so vorstellen, dass ca. 4 Meter lange Bambus-Boote einen Fluss lang fahren. Diese nehmen nur dadurch Fahrt auf, dass ein Mann mit einem langen Bambusstock das Boot vom Grund abstößt. Von einer anderen Gruppe haben wir bereits vorab gehört, dass einige der Bambusbootfahrer ggf. nach extra Geld fragen und ein wenig schräg sein können. Naja... so ähnlich war es dann zum Anfang auch bei uns. Wir wurden einem Bambusbootfahrer zugeteilt und irgendwie war er scheinbar darüber nicht so erfreut wie wir. Nach einer Schimpftirade, die er gegenüber sich selbst, seinen Supervisor und den rundherum liegenden anderen Bambusbootfahrern abgelassen hat, wurden wir schließlich einem anderen Bambusbootfahrer zugeteilt (entweder wollte er keine Westler transportieren oder er hatte kein Bock oder wir waren ihm zu schwer). Wir stellen uns den Dialog ungefähr so vor (da wir kein Chinesisch sprechen, stellen wir uns das ganze etwa wie nachfolgend vor): „Wieso muss ich die dicken Westler wieder rumfahren?“... anschliessendes Folgen einer wüsten Schimpftirade... „Die fahre ich nicht rum!! Ihr könnt mich alle mal!“ Darauf antwortet der Supervisor: „Das ist dein verdammter Job!“. Das lässt der Bambusbootfahrer nicht auf sich sitzen: „Nein!! Die verlassen sofort mein Boot, sucht Euch nen anderen Idioten!“ Der Supervisor darauf: „Wer macht es freiwillig?“ ein anderer Bambusbootfahrer: „Ja, wenn es sein muss, mache ich es.“ Gesagt getan, wechselten wir das Bambusboot. So richtig willkommen fühlten wir uns jedoch nicht, da sich auf der Strecke die Bambusbootfahrer offensichtlich noch über uns unterhielten. Einer der chinesischen Gäste, der auf einem anderen Boot saß meinte hierzu nur ironisch zu uns „Welcome to China.“ Dabei versuchte die daneben sitzende Dame, da ihr die Situation als Huan-Chinesin scheinbar unangenehm war, es noch einmal zu relativieren und bezog die offensichtlich ironische Aussage auf hiesige Provinz Guilin. Die Bambusbootsfahrt selbst war ganz nett und enthielt einige Rafting-Elemente. Da es aber einfach nicht besser werden sollte, hat unser Bambusbootfahrer uns beim letzten Hindernis ziemlich steil ins Wasser schießen lassen, sodass wir total nass wurden. Also wirklich völlig nass! Es gab dafür eigentlich nur zwei Erklärungen: a) er dachte wir finden das lustig und cool (Action!!) oder b) auch er mochte uns einfach nicht. Wir hoffen jedenfalls auf a). Den anderen aus der Gruppe ging es auch nur bedingt besser (einige wurden aber gar nicht nass). Im Prinzip war es das bislang einzige unfreundliche Erlebnis in China (und auch der ganzen Tour), während die meisten Chinesen durchweg sehr freundlich sind (wir wurden aber bereits in Deutschland und Hongkong vor der „Freundlichkeit“ hier gewarnt). Klatschnass am Ziel angekommen, zog Steffi sich etwas Trockenes an. Anschliessend ging es dann weiter mit dem Fahrrad zum Moon Hill. Das ist eine Felsformation in den kegelförmigen Bergen, die in der Mitte eine kreisrunde Öffnung enthält. Der Weg dorthin führt über das Land und kleineren Straßen. Was uns aufgefallen ist, dass es überall Rohbauten gab. Zwischendurch wurden wir ständig von chinesischen Touristen zum Winken ermutigt. Sofern wir das auch tatsächlich machten, wurden fleißig Fotos geschossen. Am Moon Hill angekommen, sollte der Tag auch endlich besser werden. So erwartete uns eine steile Wanderung von ca. 30 Minuten bis zu einer Aufsichtsplattform. Oben angekommen, bot sich ein toller Ausblick auf die Kegelberge, die sich unglaublich weit erstreckten und das Mondtor, welches die Gezeiten über Jahrhunderte formten. Der Ausblick entschädigte dann doch für vieles. Nach ca. 30 Minuten Rückweg waren wir dann auch wieder unten und aßen örtliche Spezialitäten. Nach einem kurzen Weg per Fahrrad fuhren wir zu einer Höhle, in dem es die Möglichkeit gibt Schlammbäder zu machen und anschließend in einer heißen Quelle zu baden. Dies nutzten wir selbstverständlich mit ein paar unserer Begleiter. Die Höhle selbst war ein wenig wie ein chinesisches Höhlen-Disneyland angelegt und ziemlich skurril. Neben den tollen Höhlenformationen aus Stalagmiten und Stalaktiten (die wie Elefanten, Frösche und Brüste aussahen) gab es vor allem sehr tief unter der Erde Souvenirläden, Glocken (laut Mulan lieben alte chinesische Leute Krach zu machen) und Fotostationen, bei denen in merkwürdigen Verkleidungen steckende Chinesen Fotos mit Touristen machten (aber nur den chinesischen Touristen). Nach gut 20 Minuten durch das Höhlensystem kamen wir dann zum Modder. Nachdem wir uns kurz unsere Schwimmsachen anzogen, ging es auch schon in den kühlenden Schlamm. Wir hatten dabei sehr viel Spass, auch wenn es sich zunächst so angefühlt hat, als wenn man auf Quallen spazieren geht. Aber wie heißt es so schön, man bereut die Sachen, die man nicht macht. Nachdem wir uns kurz abgeduscht hatten, ging es dann zu den heissen Quellen in der Höhle, was uns ebenfalls sehr gut gefallen hat. Wir waren auch dort mal wieder das Highlight der chinesischen Touristen. Etwas skurril war dabei, dass das Modderbad und die heissen Quellen direkt am Weg des Höhlenverlaufs lagen und dementsprechend jeder Besucher an uns vorbei musste. Nachdem wir unser heißes Bad genossen haben, ging es dann auch wieder mit den Fahrrädern Richtung Hotel. Diesmal war die Fahrt aber eine wirkliche Herausforderung, da das Recht des Stärkeren gilt und Rechts vor Links sowie Ampelfarben nur grobe Empfehlungen sind. Die Fahrt zurück war daher echt aufregend. Quer über große Kreuzungen, vordrängeln an Bussen und Rollern und zwischen Verkaufsständen dann zurück zum Hotel. Abends waren wir dann in Stimmung für etwas wirklich chinesisches (Ironie aus): Pizza. So gingen wir mit ein paar Leuten aus unserer Gruppe zu einem Italiener. Später ging es dann noch in eine Rooftopbar, die einen ausgezeichneten Blick auf die Kegelberge bei Nacht enthielt. Später sanken wir dann erschöpft ins Bett.Read more

  • Day 22

    Ein Nachmittag bei Sally

    October 21, 2017 in China ⋅ ⛅ 15 °C

    Heute sollte der Tag ruhiger beginnen und ein wenig entspannter werden. Dementsprechend war erst einmal ausschlafen angesagt. Anschließend trafen wir uns mit ein paar Leuten aus unserer Gruppe um einen der Karstkegel in Yuangshuo zu besteigen. Also nutzten wir den Samstag zu einem gemütlichen Ausflug in den Park, in dem es für Kinder Spielplätze und andere Spiele (wie kleiner Fahrgeschäfte, Kinderangeln, Klettergerüste usw.) gab und die Erwachsenen sich bei einem Kartenspiel vergnügten, auf Parkbänken saßen und sich angeregt unterhielten. Die Szenerie wirkte sehr beruhigend auf uns und war ein Ausschnitt des ruhigeren Treibens im doch sonst aufgeregten Yuangshuos. Da unser Ziel aber der Karstberg war, folgten wir den teilweise sehr steilen Stufen und befanden uns dann schnell an der Spitze, die ein gutes Motiv auf die Dächer der Stadt ermöglichte. Auf halbem Weg hatte sich zudem ein Weissager bereitgemacht, der einem die Zukunft voraussagen wollte. Anschließend gingen wir noch über einen anderen Part des Parks, der zahlreiche Grünpflanzen und farbenfrohe Libellen enthielt. Dann ging es zu einem Supermarkt, um Snacks und Obst für den nächsten Tag zu kaufen, an dem wir hauptsächlich am Reisen sind. Am Nachmittag sollte es dann in Sally’s Dorf gehen. Sally ist ein anderer Guide, die im ländlichen Gebiet um Yuangshuo herum aufgewachsen ist. Auf dem Weg dorthin sollte es noch nach Xingping gehen, der ein kleinerer Ort ist, der hauptsächlich dafür bekannt ist, dass dort das Motiv für die 20 RMB Banknote aufgenommen wurde. Die Aussicht dort auf die Umgebung war dementsprechend auch sehr schön. Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit durch das Dorf zu gehen und ein wenig den Alltag der Chinesen zu bestaunen, da deren Haustüren soweit offen standen, dass man hineinschauen konnte. Steffi freute sich sehr über die Hundewelpen, die durch die Strassenschluchten liefen. Am Ende ging es noch zum örtlichen Markt, wobei wir leider nicht genug Zeit hatten noch einmal rüberzulaufen. Anschließend ging es dann in Sally’s Dorf, wo wir dann einmal spazieren gehen konnten. Das Dorf lebt hauptsächlich von dem Anbau von verschiedenen Orangensorten (insgesamt 8 Sorten), die über das ganze Jahr angebaut und abgeerntet werden. Auf dem Weg an den Plantagen entlang, konnten wir einige der reifen Früchte pflücken und probieren. Daneben erzählte uns Mulan, die uns ebenfalls begleitete, ein wenig über das Leben hier. So wunderten wir uns ja bereits in den vergangenen Tagen über die unzähligen (aus westlicher Sicht) Rohbauten. Dabei erklärte uns Mulan jedoch, dass man hier nach Etagen baut. Das bedeutet, dass erstmal eine Etage gebaut wird und wenn genug Geld vorhanden ist, dann die nächste Etage. Die Innenausstattung ist am teuersten und wird demzufolge als letzter Schritt vorgenommen. In China spielt Zeit halt eine andere Rolle, sodass sich der Ausbau über Jahre hinweg hinauszögern kann (halt entsprechend Geld vorhanden ist oder nicht).Da wir Abends bei Sally’s Onkel zu Abend aßen (ausgezeichnetes Essen mit insgesamt 7 verschiedenen Sachen) konnten wir ebenfalls ein Blick in das Haus werfen, welches bereits von außen fertig war, aber Innen noch wie ein Rohbau aussieht (hinter einigen Türen fand sich daher noch immer Baumaterial für die Zukunft). Als es dann bereits dunkel wurde und die Sterne über den Himmel des Dorfes, ohne die Lichtverschmutzung einer umgebenden Stadt, aufzogen, machten wir uns auf den Weg zurück nach Yuangshuo. Dort wartete auf Steffi noch ein weiteres Erlebnis: Hot Cupping! Nachdem wir wieder angekommen sind und kurz Zeit hatten uns fertig zu machen, wurden wir anschliessend mit zweien unserer Reisebegleiter von einem Chinesen abgeholt, der die Hot Cupping Therapie macht. Steffi wollte dies unbedingt ausprobieren, während Chris nur als geistige Unterstützung mitgekommen ist (und es für die Nachwelt dokumentieren wollte). Dort angekommen, musste der Oberkörper entkleidet werden und sich mit dem Bauch auf eine Massageliege gelegt werden. Anschließend hielt der Therapeut einen Stab in der Hand, den er anzündete. Dazu nahm er in die andere Hand ein Stück Bambus, welches auf einer Seite geschlossen ist und wie ein Glas aussah. Er tuckte die Bambusgläser dann einmal über das Feuer, um die Luft im Hohlraum durch das Feuer zu verbrauchen und stecke dann die Bambusgläser nach und nach auf den Rücken des Patienten (aka Steffi). Durch das entstehende Vakuum wird anschließend die Haut angesogen, was sich so anfühlt, als wenn jemand mit einer Wäscheklammer in den Rücken kneift. Nach 2 Minuten spürt man allerdings nichts mehr und es wird warm am Rücken. Diese Methode soll zur Entgiftung des Körpers beitragen. Nach gut 15 Minuten wurden die Bambusgläser mit einem fröhlichen „Plock“ (wie bei einem Flensburger) wieder abgenommen und es bleiben an den Stellen, wo gerade noch die Bambusgläser waren, große runde rote Flecken zurück, die wie Blutergüsse aussehen (und vermutlich auch welche sind). Schmerzen empfindet man jedoch nicht. Anhand der roten Färbung und der Stelle der roten Färbung lässt sich dann für den Fachmann ablesen, welche Toxine den Körper besonders schädigen (so färbt sich bei zu viel Alkohol z. B. die Stelle um die Leber besonders rot). Anschließend hieß es dann Sachen packen und schlafen. Morgen wartet ein tougher Reisetag von 18 Stunden auf uns.Read more

  • Day 23

    Nachtzüge und andere Vergnügen

    October 22, 2017 in China ⋅ ⛅ 15 °C

    Am heutigen Tage sollte nur gereist werden. Zur Vorbereitung und Stärkung machten wir uns gleich morgens auf dem Weg zu einem Café, welches neben chinesischem auch westliches Frühstück anbietet. Ein solches bestellten alle bis auf Chris und einem weiteren Begleiter, die sich an das chinesische Frühstück wagten. Dieses bestand aus einer Tomaten-Nudelsuppe und Dumplings sowie grünem Tee. Das westliche Frühstück aus Spiegelei, Toast, Bacon und einem Bananen-Pancake. Anschließend wurden die letzten Sachen gepackt und wir wurden mit einem Kleinbus (unser Gepäck wurde währenddessen in einem Grossraumtaxi separat gefahren) zum nächstmöglichen Bahnhof gefahren, wo wir dann zunächst den Schnellzug in die nächstgrössere Millionenmetropole (ca. 4 Mio. Einwohner; kennt aber kein Mensch) machten. Von dort sollte es dann mit Nachtzug nach Chengdu (derzeit die viertgrößte Stadt Chinas mit ca. 14 Mio. Einwohnern) in der Provinz Sichuan gehen. Bevor wir den Nachtzug bestiegen, hatten wir aber noch einmal die Möglichkeit über den örtlichen Streetfood-Markt zu wandern und uns etwas zu essen zu holen. Auch hier Unterschied sich das Essen bereits sehr von den Varianten in Yuangshuo und Umgebung. So ist diese Gegend vor allem für seine sauren Gerichte und dem Reis bekannt. Nach einer besonderen Gattung Dumplings und einer Portion gebratenen Reis waren wir dann auch sehr satt (umgerechnet für knapp 2,5€ für uns beide). Bezahlen konnte man hier bereits nur noch digital (die Chinesen zahlen sehr viel mit dem Handy), sodass Mulan uns hier unterstützte und für uns zahlte. Das Geld haben wir ihr dann einfach in Bar gegeben. Anschließend war es auch bereits 19 Uhr und wir machten uns auf dem Weg zum Bahnhof, wobei wir an einem der zahlreichen Zahnarztpraxen vorbeikamen, die wie bei uns Friseursalons aussehen und man die Behandlung durch das Schaufenster beobachten kann. Wieder durch die Personen- und Sicherheitskontrolle und einem kurzen Besuch im Bahnhofssupermarkt bestiegen wir den Nachtzug und machten uns auf den Weg nach Chengdu. Die Fahrt sollte 12 Stunden dauern. Der Nachtzug war so aufgebaut, dass es in jedem Wagen 22 Reihen mit jeweils drei übereinander liegenden Betten gab. Die „Kabinen“ selbst waren nicht abgeschlossen oder wirklich getrennt. Während Steffi ganz oben ein Bett bezog, blieb Chris lieber in der Mitte. Im Prinzip verbrachten wir die ersten Stunden bis 22 Uhr mit einer guten Runde Pass the Pigs (lustiges Würfelspiel, welches die Australier mitgebracht haben). Dabei haben wir bereits sehr gut gelacht, wobei auch das chinesische Bier freilich unterstützte. Zwischendurch kam dann eine Delegation der chinesischen Eisenbahngesellschaft herein, die uns warmes Wasser reichten und wir dafür im Gegenzug Fotos mit den uniformierten Stewardessen machten. Warum uns dabei ein Glas warmes Wasser in die Hand gedrückt wurde, verstanden wir nicht. Lustig war es abermals. Gegen 22 Uhr waren wir zwar noch nicht müde, aber das Licht im Wagon wurde ausgeschaltet, sodass wir uns bettfertig machten und die Kojen bestiegen. Steffi schaute sich auf dem Bett noch einen Film auf dem iPad ein und schlief dann irgendwann ein. Chris Nacht war gewohnt unruhig und kurz. Die Zugfahrt auf der Liege fühlte sich so an, als wenn teilweise Achterbahn gefahren wird. Zumindest war der Zugführer vor allem mit Hupen beschäftigt. Aus den tiefen des Wagons drangen von irgendwoher Schnarchgeräusche (Schnarchi??) und Ausdünstungen des menschlichen Verdauungssystems. Im Prinzip klingt es aber schlimmer, als es war, da wir es mit Humor nahmen und noch viel vor dem Einschlafen lachten. Der Wagon selbst war unerwartet sauberer als erwartet und genügte vollkommen. Interessant ist dabei, dass es im Zug und den Bahnhöfen immer heißes Wasser gibt und sich die Leute damit ihre Noodle-Cups Warmmachen (was wir auch vorhatten). Kurz nach 7 Uhr morgens kamen wir dann leicht ermüdet in Chengdu an...Read more

  • Day 24

    Once a day in Chengdu

    October 23, 2017 in China ⋅ ⛅ 18 °C

    Bereits gegen 6:30 Uhr wurde das Licht im Nachtzug angemacht, sodass wir uns anzogen und uns fertig machten. Der Nachtzug stoppte gegen 7:30 Uhr. Es war die Endstation und es musste trotzdem schnell gehen, da die Stewardessen bereits den Zug wieder aufbereiten und ebenfalls in den freien Morgen wollten. Im Bahnhof wartete bereits unser neuer Guide Xiao auf uns. Aufgrund der strengen Sicherheitsvorschriften in Chengdu (dazu noch später) müssten wir jedoch erst einmal unsere Fähigkeiten als Schmuggler unter Beweis stellen und unser Deo an unserem Körper verstecken, da auch hier die Taschen gescannt wurden (und diesmal scheinbar tatsächlich). Gesagt getan, fühlten wir uns wie Han Solo (RIP) und bestiegen die volle U-Bahn (Rush Hour) bis Chunxi Road. Bereits in der U-Bahn ist uns aufgefallen, dass die Mentalität hier eine andere ist. Ein wenig zurückhaltender und europäischer. Chengdu mit seinen 14 Millionen Einwohnern ist ein Schmelztiegel im westlich gelegenen China und ein wirtschaftlich wichtiger Standort. Die Stadt ist eine der wohlhabendsten Städte in einer der wohlhabendsten Regionen. Dadurch ist man hier - anders als in Guilin - auch an Ausländer gewöhnt und nicht mehr das Highlight für die Menschen hier. Den Wohlstand merkte man recht schnell. Die Stadt war sauber und die Fahrzeuge hier sehr modern (zu einem auffällig großen Teil auch Elektro und Hybridfahrzeuge, die Roller scheinen weit überwiegend Elektro zu sein). Wenn nicht die Schrift auf die chinesische Herkunft hinweisen würde, könnte sie auf dem ersten Blick genauso in Europa oder den USA stehen. An unserer Station angekommen, ging es zum Hostel, wo die Zimmer noch nicht fertig waren, wir aber immerhin das Gepäck unterstellen konnten. Xiao zeigte uns ein wenig die nähere Umgebung, die neben einigen chinesischen Geschäften auch viele ausländische Geschäfte und Restaurants enthält. Anschließend hatten wir Zeit uns noch einmal selbst umzusehen und so entschieden wir uns für einen Spaziergang durch Chengdu. Wir nahmen uns das Ziel eines großen Platzes in der Mitte der Stadt. Der Weg führte vor allen an Wolkenkratzern und Einkaufsstrassen vorbei. An den großen Kreuzungen der 5-spurigen Straßen wurden dann auch tatsächlich die Verkehrsregeln teilweise beachtet. In der gesamten Stadt waren auch sehr viele Polizisten unterwegs. An dem Platz angekommen, wurden unsere Rucksäcke kontrolliert und kurz unsere Identität gecheckt. Anschließend durften wir den Platz betreten, der ebenfalls hoch bewacht wurde. Auf dem Platz selbst war eine große Statue von Mao, der ebenfalls den Platz überblicken konnte. Nachdem wir bereits vorher von Xiao erfahren haben, dass auch die Universität sehr schön sein soll, machten wir uns dann zu Fuß weiter auf dem Weg dorthin. Hierbei handelte es sich um einen großen Campus, der viele Bauten im traditionellen Pagodenstil enthielt, die jedoch neueren Ursprungs sind. Von dort ging es für uns dann auf dem Weg ins Hostel, wo wir dann endlich Einchecken durften. Nach einer Dusche und Noodle-Cups (jedes Zimmer enthält einen Wasserkocher) ging es dann auch schon mit Xiao zum tibetanischen Viertel und dem 3 Königreiche Viertel. Nach einer kurzen Busfahrt hatten wir dort die Gelegenheit uns einen Park und die jeweiligen Viertel selbst anzusehen. Das 3 Königreiche Viertel war optisch sehr schön anzusehen, da es komplett im Pagodenstil gehalten war und überall Lampions rumhingen. So stellt man sich das China vor einigen Jahrhunderten vor. Nur leider hatte auch hier das moderne Leben Einzug gehalten und ein Starbucks ruinierte den Blick im Viertel. Daneben fanden sich dann neben den Gebäuden, die verschiedene kleine Geschäfte enthielten, Stände mit traditionellen tibetanischen Gerichten. Wir versuchten uns hier an gebackenen Bananen, die aber mit den uns bekannten kaum etwas gemeinsam haben. Die anderen Gerichte reichten von gegrillten Schweinenasen, zu einer Art Pulled Pork Sandwich bis zu diversen Süssspeisen. Anschliessend durchwanderten wir noch den Park, der ebenfalls schöne Torbögen enthielt. Für den letzten Spaziergang hatten wir uns das tibetanische Viertel aufgehoben. Hierzu nur kurz: Chengdu hat aufgrund der Nähe zu Tibet eine große tibetische Volksgruppe, die allesamt streng buddhistisch sind (auch viele andere Chinesen sind buddhistisch, nur wird der Glaube im Alltag unterschiedlich gelebt). Das erklärte dann auch die hohe Polizeipräsenz in der Stadt, der auf die Diskussion rund um Tibet zurückzuführen ist und Chengdu auch ein Tor zu den abgelegeneren westlichen Provinzen darstellt, von denen wohl ebenfalls eine gewisse Terrorgefahr befürchtet wird. Das Tibetanische Viertel zeichnete sich nicht sonderlich architektonisch aus, sondern durch die dort lebenden Menschen. Hierbei konnte man bereits auf den ersten Blick einen äusserlichen Unterschied zu anderen Chinesen feststellen. Auch stach die traditionelle Kleidung hervor, die vorwiegend aus langen und teilweise bunten Gewändern bestand, die an Bilder aus Nepal erinnern. Die dort umliegenden Geschäfte enthielten vorrangig buddhistische Statuen und Talismane, die goldgelb glänzten. Im Übrigen kam uns das Viertel aber wesentlich ärmer vor und es gab sehr viele Bettler auf der Straße, die auch an der Kleidung zehrten und einen kurz begleiteten. Ein solches Bild gab es bisher in China sehr selten. Nachdem wir uns dann mit Xiao wieder trafen und in das Hotel zurückfuhren, hatten wir kurz Zeit für ein kleines Abendessen. Chris blieb bei den lokalen Spezialitäten, die sich besonders durch die Schärfe hervorheben und Steffi beließ es, beinahe klassisch, bei Dumplings, die man zu jeder Zeit hier essen kann. Am Abend bekamen wir dann eine kleine Unterrichtseinheit Mandarin mit Xiao, die sehr lustig war und ein paar Eindrücke in die Sprache (und damit auch der Denkweise der Menschen) ermöglichte. Am Abend ging es dann für Steffi mit der Gruppe in eine Sichuan Oper, während Chris lieber ins Bett ging (die 3 Stunden Schlaf forderten ihren Tribut und er wollte auch nicht unbedingt). Die Oper selbst enthielt eine Aufführung im klassichen Stils Sichuans, bei der oftmals wie durch Zauberhand die Masken gewechselt wurden (Game of Thrones lässt grüßen). Steffi fand diese Aufführung sehr interessant und kam dann gut gelaunt zurück zum Hotel, wo Chris bei chinesischen Fernsehen bereits in den Schlaf gefallen ist.Read more

  • Day 25

    Besuch bei Bambusbjörn und Buddha

    October 24, 2017 in China ⋅ 🌙 30 °C

    Wenn eine Gruppe Erwachsener aufgeregt schreit und sich die Mädels und Jungs in Schale werfen und bereits im Bus aufgeregt und laut wird, dann ist man wohl auf dem Weg ins Panda Zentrum zum Bambusbjörn (schwedisch für Panda). Am heutigen Tag sollten wir die Pandas besuchen und nach Leeshan zur weltgrößten sitzenden Buddha-Statue fahren. Um dieses straffe Programm auch schaffen zu können, trafen wir uns um 7:30 Uhr mit Xiao, mit der wir dann zum Chengdu Panda Research & Breading Center gefahren sind. Da wir noch vor der Rush Hour unterwegs waren, besuchten wir statt einer Stunde auch nur ca. 10 Minuten bis zum Center. Dort angekommen, hatten wir dann über 3 Stunden Zeit das Gelände mit seinen grossen Pandas (great Pandas) und den roten Pandas (red Pandas) zu durchlaufen. Bei beiden - völlig unterschiedlichen und nicht miteinander verwandten Spezies - handelt es sich um gefährdete Tierarten. Die Namensgebung erfolgte eher zufällig, da der rote Panda ca. 40 Jahre vor dem großen Panda entdeckt wurde und einfach Panda getauft wurde. Bei dem großen Panda machte man es sich dann einfach, da man meinte die sehen sich ja ähnlich.
    Wie bereits bekannt sein sollte, verspüren die Panda-Weibchen keine große Lust an der Fortpflanzung und sind dazu auch nur an wenigen Tagen im Jahr fruchtbar (bei 10 Stunden am Tag fressen, bleibt für andere Gelüste auch wenig Zeit). In der Natur zieht das Panda-Weibchen zudem auch nur immer ein junges groß und lässt andere Babys verhungern. Trotz dessen hatte es große Panda wunderbar geschafft ein paar Jahrtausende und Millionen auch so zu überleben. Im Prinzip hat der große Panda, der sehr knuffig aussieht, auch nur drei Feinde: der Mensch, Leoparden und die Bambus-Ratte, die dem Bambus den Saft aussagt und daher alle Nährstoffe entnimmt. Da die Tiere - wie wir auch - sehr kurzsichtig sind, bekommen sie von ihrer Umgebung auch nur bedingt etwas mit und selbst wenn, interessiert sie es nicht sonderlich. Was auch beachtenswert sind für die Knuddelbären ist, dass sie sehr gute Kletterer sind und ursprünglich Karnivore waren (man kann sich die Pandas aber auch Schlecht mit ner Keule Fleisch vorstellen). Der Park ist am besten mit einem Zoo vergleichbar. Das bedeutet, dass es verschiedene Gehege für die großen und roten Pandas gibt. Dazwischen gibt es dann auch zwei Neugeborenen Stationen, in der man sich Panda-Babys anschauen konnte. Die Pandas waren größtenteils mit fressen und schlafen beschäftigt, wobei sie für letzteres gerne auf Bäume kletterten und sich dort einmurmelten. Die Panda-Babys waren überwiegend mit schlafen beschäftigt und nicht wirklich Lust auf Gesellschaft. Nach guter Sichtung von gefühlt 50 Pandas wurde Chris dann auch langsam Panda-Müde und ihm verging so langsam die Lust. Steffi und die anderen waren jedoch noch weiterhin Feuer und Flamme, sodass dann auch der Souvenirladen geplündert wurde und Steffi einen Panda-Ring ergatterte (andere kauften sich Panda-Rucksäcke und Panda-Haarreifen). Gegen 11 Uhr waren wir dann auch (Chris: „endlich!“) durch. Anschließend ging es nach Leshan, wo sich die größte sitzende Buddha-Statue der Welt befindet. Dafür müssten wir drei Stunden auf der Autobahn verbringen und eine chinesische Tankstelle besuchen, an der Steffi eine Entenkeule to go mitnahm. Die Fahrt mit dem Bus war gewohnt rasant und bestand hauptsächlich aus Spurenwechseln, Überholmanövern und Gehupe. In Leeshan angekommen, mussten wir nur eine kurze Wanderung unternehmen und waren dann schon beim Buddha, der bereits im Jahre 713 nach ca. 90 Jahren Bauzeit fertiggestellt wurde, angekommen. Die umliegende Umgebung enthielt früher ebenfalls eine Vielzahl von in Stein gehauenen Statuen und Symbolen, die jedoch Opfer der Kulturrevolution waren (den der Buddha aber soweit überstanden hatte). Da die Wanderung am Kopf endete, mussten wir anschließend die 71 Meter hinuntergehen und dann den sitzenden Buddha in ganzer Pracht bewundern. Auch hier waren wir wieder Ziel eifriger chinesischer Fotografen, die ungefragt von uns Bilder schossen (irgendwie tun ein die Promis bisschen Leid). Der Buddha selbst war total beeindruckend und wirklich gigantisch. Hier sind Worte wirklich kaum zu finden. Wir waren uns sofort einig, dass die 3 Stunden Fahrt sich in jedem Fall gelohnt haben, da es wirklich einmalig ist (eines der 7 chinesischen Wunder wie uns Xiao erklärte). Zudem war Xiao so nett und hat uns vieles über das Alltagsleben der Buddhisten und der Bedeutung der Symbole erklärt. Nachdem wir eine andere Treppe hochgingen, kamen wir dann an einen Tempel, der mit wunderschönen Skulpturen ausgestattet waren. Dazwischen wanderten eifrige Mönche umher, die den Tempel in Schuss halten. Uns wurden Räucherstäbchen angeboten, die wir anzünden konnten und uns etwas Glück bringen sollten. Zudem durften wir einen Wunsch beten, wenn wir sie angezündet haben. Der Rauch der Stäbchen soll dann diese Gebete und Wünsche hinaustragen, sodass das Universum uns diesen erfüllt (wir fragten vorher auch noch einmal, ob es die Leute stört und uns wurde gesagt, dass genau das Gegenteil der Fall ist, da die hiesige buddhistische Strömung alles (auch nicht-Buddhisten) als kosmische Einheit sieht. Trotz der Räucherstäbchen werden wir wohl aber den Lebenszyklus nicht durchbrechen können, da hierfür nach Xiao erforderlich ist, dass man seinen Geist nicht mehr wundern lässt, jeglichen Wünschen entsagt werden muss und ein geistiger Zustand der Ruhe und Zufriedenheit zu erreichen ist. Anschliessend gingen wir noch an eine taoistischen Stätte entlang, die sich unmittelbar daneben befindet. Der Taoismus kennzeichnet sich dabei durch den Glauben an das Gleichgewicht der Kräfte (dem Ying und Yang). Anschließend ging es dann zum Bus und zurück ins Hostel, wo wir uns dann später trafen um Hot Pot Essen zu gehen, welches in Sichuan eine Spezialität ist. Dabei handelt es sich um einen großen Topf, der eine Brühe enthält, die zum kochen gebracht wird. Anschliessend bereitet man dort Fleisch und Gemüse vor. Am ehesten ist diese Speise daher mit einem Fondue vergleichbar, nur wesentlich besser. Chris wagte sich an die scharfe Variante und Steffi an den unscharfen Pot. Das Essen war sehr scharf aber vor allem auch sehr interessant, sodass wir auch das extra scharfe Fleisch (Chris), welches in den scharfen Hot Pot getaucht wird, und Kuhmagen (Steffi) probierten. Im Übrigen gab es frisches Gemüse, Fleisch und ein echtes Highlight. Zur Belohnung gab es am Ende ein Eis! Nach dem langen Tag ging es dann für einige früher und für andere später ins Bett.
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  • Day 26

    Tanzen im People's Park

    October 25, 2017 in China ⋅ 🌙 14 °C

    Kein Programm, kein Stress und keine Hektik. Der Tag sollte heute nicht vor 13:30 Uhr offiziell starten. Bis dahin hieß es, dass wir ganz auf uns selbst gestellt sind. Und so war es Zeit für eine Pause: Ausschlafen und ein wenig rumgammeln. Nach einem späten Frühstück hieß es jetzt auch schon wieder Sachen packen, auschecken und kleine Snacks für den Nachtzug besorgen. Um 13:30 Uhr holte uns dann Xiao von Hotel ab und es sollte erstmal in den People‘s Park gehen. Hier trifft sich jung und alt für alle möglichen Aktivitäten, die in der Öffentlichkeit stattfinden können. Zu diesem Zweck sind an jedem Platz, die entweder für Reden, Darbietungen und Schauspiel bestimmt sind, Schallmessgeräte aufgestellt, die die Dezibel-Zahl anzeigen. Als erstes schauten wir uns eine Tanzgruppe älterer Damen an, die eine eher traditionelle Aufführung im klassischen chinesischen Tanz darboten. Diese wurden jedoch relativ schnell von anderen älteren Damen in Militäroutfit abgelöst, die von einem lautstarken General angeführt, einen weiteren Tanz vorführten, der von einem Fahnenschwenkenden Mann in Militäruniform zum Gesang des Generals und einer weiteren Frau begleitet wurde. Die älteren Damen und Herren kannten dieses Lied in und auswendig und waren daher in der Lage dieses mitzusingen. Wir erfuhren später, dass dies mit den derzeitigen Feierlichkeiten der VR China zusammenhängt. Die Dezibel-Zahl erreichte 82. Anschliessend gingen wir einen Platz weiter, bei dem eine Art chinesisches Line-Dance für alle praktiziert wurde. Steffi war dabei Feuer und Flamme und tanzte dann mit einer Gruppe chinesischer Mittänzer zu einem chinesischen Lied. Sie hatten dabei sichtlich viel Spaß und konnte dabei einen Punkt ihrer Bucket-Liste durchstreichen. Die dabei im Park wild fotografierenden Chinesen hatten dabei wieder alle Freude, ihre riesigen Objektive auf uns richten zu können. Die Dezibel-Zahl betrug 74. Den letzten von uns besuchten Platz konnte man bereits von weit hören, da dort eine Dame scheinbar versuchte mit chinesischem Liedgut Gläser zu zerstören. Die Zuschauer schien es nicht zu stören, sodass es hier am vollsten war. Hier hat sicher auch die mitgebrachte Live-Band dazu beigetragen, dass sich ein klarer Sieger im Dezibel-Ranking ergeben hat! 87! Weitere politische Reden, Sänger und Tänzer haben wir uns dann nicht weiter angeschaut. Es sollte zum sog. Blind-Dating Teil des Parks gehen. Wer nicht unter einem Stein lebt, wird dies sicherlich bereits schon einmal gesehen haben. Es läuft dabei wie folgt ab: Chinesische Eltern sind tiefbesorgt, wenn der Sprössling keinen Partner hat und noch schlimmer - nicht verheiratet ist. Um dieser Blamage abzuhelfen, stellen sie sich (manchmal auch die besorgten Großeltern) in diesen Park und verteilen Handzettel mit den Angaben über Alter, Größe und Beruf des Sprösslings und dem, was sich dieser (oder die Eltern oder Großeltern) von seinem zukünftigen Partner vorstellt. Neben diesen Handzettel haben ganz findige Eltern auch Fotos ihrer Kinder auf dem Handy oder sogar Flugblatt dabei. Es herrscht dabei ein sehr buntes Treiben und die Eltern und Großeltern tauschen Flugblätter und Telefonnummern aus, während sie argwöhnisch Fotos auf dem Handy begutachten. Xiao meinte hierzu nur, dass es viele der Kinder allerdings wenig interessiert, was dort vor sich geht. Interessant war es allemal. Ebenfalls interessant war dabei, dass - sobald wie stehen blieben und uns Xiao etwas erklärte - sich sofort 4-5 Leute dazustellten, weil sie es interessant fanden. Ein Wort Englisch werden sie jedoch nicht verstanden haben. Weiter ging es durch den Bonsai-Garten und vorbei an Mahjong und Poker spielenden Rentnern, die sich hier im Park zum Spielen verabreden. Xiao erklärte uns hierbei einen entscheidenden Unterschied zu westlichen Parks: Niemand berührt den Rasen!! Nach einem weiteren kleinen Spaziergang durch den Park, bei dem wir an einem Hochzeitspaar vorbeikamen und zwei Damen, die mit langen Teekannen (sehen aus wie Giesskannen mit sehr langen Hals) das akrobatische Eingießen von Tee übten, ließen wir uns in einem der zahlreichen Teehäuser nieder. Nachdem uns Xiao (glücklicherweise) beim Bestellen geholfen hat, tranken wir unseren Tee und wurden zu Ratgebern für verzweifelte Chinesen. Da eine ältere Chinesin Xiao mit einer Gruppe Langnasen erblickte, fragte sie nach Hilfe. Ein netter Mann habe ihr eine Visitenkarte gegeben und sie möchte ihn nunmehr gerne anrufen. Die Visitenkarte enthielt nur leider lateinische Buchstaben und die könne sie nicht lesen. Das alles geschah vor allem sehr laut und aufgeregt! Nachdem wir ihr a) mitteilten, dass dies wohl ein Scamming sei und b) wir uns ohnehin fragten, warum sie in anrufen will, sie aber gar kein Englisch kann, bedankte sie sich und zog des Weges. Ungefähr 2 Teeaufgüsse später, hatte sich scheinbar im Park herumgesprochen, dass eine Gruppe Ausländer in dem Teehaus sitzt. Und es kamen die Hobbyfotografen in Scharren, die sich teilweise auch bis zu 5 Minuten für einen ungefragten Schnappschuss nahmen. Wir konterten nur noch mit Grimassen und es wurde zurückfotografiert! Einige holten dabei auch ihre riesigen Objektive und Tripods raus und räumten das halbe Teehaus aus, um ein gutes Foto von den eigenartigen blassen Leuten zu erhaschen. Davon waren selbst die umherlaufenden Ohrreiniger genervt, die für ein paar RMB die Ohren mit Vibrationen und Wattestäbchen reinigen. Es reichte uns mit den Fotos und wir wanderten anschließend aus dem Park heraus. Es sollte heute noch in ein kleines Viertel gehen, welches dem 3 Königreiche Viertel ähnelt, aber noch ein bisschen schicker ist. Dort gab es sehr schöne Häuser im Pagodenstil, die vor allem Restaurants und Geschäfte beinhalteten. Die Architektur und die Kunstfertigkeiten bei der Bemalung der Türen und Häuser sah jedoch äussert schick aus. Anschließend sollte es zurück zum Hostel gehen, wo wir zu Abend aßen und uns anschliessend auf dem Weg zum Bahnhof machten. Es wartete der Nachtzug nach Xi‘an auf uns. Gegen 22 Uhr sollte es losgehen. Chris schlief ganz oben auf dem kleinsten Bett und stieß sich mehrfach, sodass die Kabine neben uns schon ein paar mal an die Wand klopfte. Es roch leider nicht wirklich gut im Zug, dafür haben wir aber gut geschlafen. Next Stop Xi‘an.Read more

  • Day 27

    Die Mystik Xi'ans

    October 26, 2017 in China ⋅ ☀️ 19 °C

    Nach einer Menge rumgammeln im Zug kamen wir dann endlich gegen Mittag in Xi‘an an, die im historischen China Hauptstadt war und übersetzt ungefähr „westlicher Frieden“ bedeutet. Bereits vom Zug aus konnte man die imposante Stadtmauer sehen, die 12 Meter in die Höhe ragt und vier Tore, eines für jede Himmelsrichtung, enthält. Am Bahnhof der Stadt angekommen, wurden wir anschließend von unserem nächsten Guide Weiwei abgeholt. Nach einer kurzen Busfahrt zum Hostel hatten wir anschließend die Möglichkeit uns frisch zu machen, was wir selbstverständlich genutzt haben (die bisherige Reise hat zwei Erfahrungen hervorgebracht: Nutze jede sich gebende Möglichkeit zum Essen und zum Waschen!). Dann trafen wir uns mit Weiwei und es ging durch die Stadt am Bell Tower vorbei zum Südtor, welches seinerzeit nur der kaiserlichen Familie vorenthalten war. Der Bell Tower selbst war ein Turm im Pagodenstil, der auch von weitem ins Auge gesprungen ist. Dabei diente er auch im modernen Xi‘an als Wahrzeichen und Knotenpunkt. Angenehm war dabei vor allem, dass man in Xi‘an keine Straße überqueren musste, sondern hier entsprechende Fußgängertunnel vorhanden waren. Auch die Stadt selbst war sehr sauber und bestach mit seiner Bevölkerung, die oftmals wirklich etwas mit der englischen Sprache anfangen konnte. Am wirklich schönen Bell Tower konnte man auch seinen Zwilling, den Drum Tower, bereits in naher Entfernung sehen. Unser Weg führt weiter vorbei an zahlreichen Geschäften bis zum Südtor. Hier gingen wir die Treppen hinauf auf die alte und gut erhaltende Stadtmauer. Dort angekommen, liehen wir uns Fahrräder und hatten die Möglichkeit einmal die komplette Stadtmauer, die knapp 14 Km umfasst, entlangzufahren. Wie bereits erwähnt, haben wir bereits früh die Ausmaße und die Höhe der Mauer erkannt. Oben angekommen, sahen wir auch schnell, dass die Mauer auch mindestens 12 Meter breit war und die Tore gigantische Ausmaße Annahmen. An jeder Seite ragte zudem eine Aussichtsplattform in die Höhe und die gesamte Mauer war mit roten Lampions geschmückt. Die Fahrt mit dem Fahrrad war daher sehr schön und zeigte uns die ganze Majestät des Bauwerks. Da die Fahrt ein wenig Zeit in Anspruch nahm, wurde es irgendwann dunkel und die Fahrt wurde noch beeindruckender, da nicht nur die roten Lampions nunmehr wunderschön strahlten, sondern auch die Wachtürme und Tore nunmehr vollständig leuchteten. Wir hatten die richtige Zeit für den Fahrradausflug gewählt, da wir so zum Glück Tag und Abend erleben konnten. Nach dieser Fahrt ging es weiter zum muslimischen Viertel, bei der wir auch die modernen und hippen Bars und Restaurants Xi‘ans passierten. Die auch mit Berliner Designern warben. Im muslimischen Viertel angekommen, welches direkt hinter dem Drum Tower lag, hatten wir ein wenig Zeit über die Basare und an den Essensständen vorbeizuziehen. Das muslimische Viertel selbst entstand, als sich ein chinesischer Kaiser türkischen Truppen bediente und diese dann in seinem Reich integrieren wollte. Dementsprechend gibt es hier bis heute große muslimische Gemeinde, die sich anders kleidet und andere kulinarische und kulturelle Regeln enthält. An den Menschen selbst erkannte man die türkische Herkunft jedoch nicht mehr wirklich, nur anhand der Kleidung war sie aber deutlich auszumachen. Dementsprechend ähnelte der Basar sehr den wohl auch meisten Europäern bekannten Märkten aus Istanbul oder Side. Das Essen ähnelte ebenfalls entfernt der uns bekannten türkischen Küche, die regional jedoch stark abgewandelt wurde. So hatten die Fladenbrote und türkischen Süssigkeiten wohl nicht mehr viel mit der türkischen Küche gemein. Im Übrigen wurden überall jedoch Kebaps, die vom geschlachteten am Messer gongenden Lamm geschnitten wurden, und Teigtaschen mit Lammfleisch angeboten, die sehr entfernt an Döner erinnerten. Nach einem Spaziergang über den Basar, bei dem sich einige unserer Begleiter Souvenirs, wie Schachspiele aus Terrakotta-Kriegern und Mahjong-Spielen, runterhandelten, war es bereits schon spät und wir hatten Freizeit. Da Chris bereits zwei Böreks und einen Reiskuchen auf den Ständen verdrückte, hatte Steffi den Drang nach McDonalds. Nach einem kurzen Besuch dort suchten wir die nahegelegene Einkaufsstrasse auf, um ein paar Erledigungen vornehmen zu können (wir brauchten mehr Unterwäsche). Schon sehr spät im Hostel angekommen, gingen wir auch schnell zu Bett... morgen erwartete uns die Terrakotta-Armee...Read more

  • Day 28

    Die Grabstätte des ersten Kaisers

    October 27, 2017 in China ⋅ ☀️ 18 °C

    Stellt Euch vor ihr werdet zum Kaiser gekrönt und im Laufe eures Lebens erobert Ihr ganz China. Woran denkt ihr als Erstes? Richtig! Auf eine riesige Grabstätte mit 8.000 Terrakotta-Kriegern und einen mit Quecksilber versiegelten Grab, sodass es auch 2.300 Jahre später noch nicht geöffnet werden kann, sind wir auch sofort gekommen. Das genügt noch nicht? Ok! Warum nicht seine 100 Frauen lebend mit begraben und über 500 Kinder töten lassen, um diese mit Quecksilber zu konservieren. Aber immerhin lässt man sich noch Ausreden, dass man seine ganze Armee und die höchsten Beamten ebenfalls lebend mit begraben lässt. Wäre aber auch doof für den nächsten Kaiser, so ohne Armee und ohne Beamte... Da diese Idee so auf der Hand liegt, kam auch der erste chinesische Kaiser Qín Shǐhuángdìs um das Jahr 200 vor Christus auf diese Idee, da er an ein Leben nach dem Tod glaubte und alles mitnehmen wollte. Nur leider ist man bei dem Bau nicht ganz fertig geworden, da eine der Gruben beim Auffinden der Anlage noch leer war. Der Gute ist wohl einige Jahre zu früh gestorben (entweder wohl Vergiftung oder Mord mit einem Messer). Die Anlage selbst ist wie eine umgedrehte Pyramide aufgebaut. Das bedeutet, dass die Terrakotta-Krieger (insgesamt 2 von 3 geplanten Garnisonen) sowie die Kommandozentrale mit den Offizieren und Generälen die oberste Ebene bilden. Darunter befinden sich dann die Ebenen, die bislang noch nicht geöffnet werden konnten, mit dem Grab selbst, den geopferten Kindern und den lebend bestatteten Frauen sowie weitere noch nicht untersuchte Kammern. Es ist daher nur derzeit nur möglich die oberste Ebene zu besuchen. Diese war seinerzeit selbst mit Holzbalken überdeckt worden und ist im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten (dabei wird auch das kleine wichtige Detail beigetragen haben, dass man alle Sklaven wohl töten ließ). Erst 1974 fand ein Bauer bei Bohrungen für einen Brunnen die Anlage wieder. Die Grabstätte selbst war - aufgrund der Aufzeichnungen - bereits bekannt (von diesen und Messungen im Berg weiss man, was einem wohl in den versiegelten Kammern erwartet), nur die Terrakotta-Krieger waren bislang unbekannt. Vielleicht noch kurz zum Kaiser selbst. Er vereinigte China und war auch für die kommunistische Partei eine Art Vorbild, sodass die Stätte im Rahmen der Kulturrevolution nicht angetastet wurde (im Gegensatz zu anderen traditionellen Bauten, Religionsstätten und Statuen). Es war auch dieser Kaiser, der wohl den Bau der chinesischen Mauer anordnete. Bereits zu dieser Zeit herrschte er über ein Volk von 30 Mio. Menschen, wobei jedoch mindestens 2 Mio. während seiner Herrschaft wegen Hunger, Versklavung und Krieg umkamen. Da er für die monumentalen Bauten soviel Arbeitskraft benötigte, gab es in vielen Provinzen nur noch Frauen und Kinder, sodass die Felder nicht mehr bestellt werden konnten. Genug auch hierzu. Wir fuhren bereits am Morgen zu der Stätte, die knapp 40 Km außerhalb von Xi‘an liegt. Dort angekommen, befindet sich ein großes Areal, mit den drei offenen Kammern (die vierte Kammer fand man ja nur leer), einem Museum und einem riesigen Souvenirladen. Wir gingen gleich zum Anfang in die Kammer 1, die die größte Kammer enthielt. Diese - und die anderen Hallen - waren komplett überdacht. Dort standen sie nun, die Terrakotta Krieger in ihrem orang-rötlichem Ton. Da man im historischen China scheinbar grösser war, sind die Figuren zwischen 1,85 und 2,00 Meter groß und realen Vorbildern nachempfunden. Daher sind sämtliche Gesichter individuell ausgestaltet. Die Masse der Krieger sah gewaltig aus und die damit verbundene Handwerkskunst war beeindruckend. Wie wie erfuhren, waren die Figuren ursprünglich auch bemalt gewesen, verloren ihre Farbe jedoch aufgrund des Sauerstoffs nach der Ausgrabung. Man sah verschiedene Krieger in Schlachtformation, vom einfachen Fusssoldaten über Bogen- und Armbrustschützen bis zu berittenen Soldaten. In der nächsten Kammer waren die Offiziere und Generäle, die andere Rüstungen trugen und größer und stärker dargestellt wurden. Diese Kommandozentrale war relativ klein, verglichen mit den Kammern der Krieger. Die letzte Kammer ist bislang nur teilweise freigelegt und man konnte gut sehen, wie die Krieger wieder zusammengesetzt werden. Ein Spaß für Puzzle-Freunde. Dabei ist zu beachten, dass der Kaiser nie die Möglichkeit hatte sich die Armee auch wirklich anzuschauen, da die Figuren in die fertigen Baracken gestellt wurden und nur im Fackelschein zu erkennen waren. Nach beeindruckenden Stunden dort ging es zurück zum Hostel. Ab hier hieß es Freizeit. Da Chris mal ein bisschen für sich sein wollte und noch einmal einen längeren Spaziergang durch Xi‘an machte, ging Steffi Snacks für den morgigen Tag kaufen und auf eine der beeindruckendsten Lichtshows der Welt. Diese fand Steffi aussergewöhnlich schön und wirklich sehenswert (Chris hatte hingegen keine Lust). Es war dann wieder Zeit für Sachen packen und Schlaf. Es wartete eine kurze Nacht auf uns...Read more

  • Day 29

    Everybody is Kung Fu Fighting

    October 28, 2017 in China ⋅ ☀️ 20 °C

    6:20 Uhr war der Treffpunkt. Wir kamen vollgepackt zur Rezeption und dann ging es zum Busbahnhof. Es ging heute weiter nach Dengfeng, wo sich das Shaolin-Kloster befindet. Nachdem wir am Busbahnhof ankamen, den obligatorischen Sicherheitscheck machten, fanden wir heraus, dass der Busfahrer den Schlüssel zum Bus verlegt hat. Gesagt getan, stieg einer der Busbahnhofsmitarbeiter auf das Dach und öffnete die Dachluke. Der Schlüssel befand sich scheinbar noch irgendwo im Bus, sodass es dennoch pünktlich weitergehen konnte. Während Steffi gewohnt ihren Schlaf im Bus genoss (eine ihrer Superkräfte ist überall schlafen zu können), schaute Chris sich während der 6 Stunden Autofahrt einen Film an. Als Steffi wach wurde, reüssierten wir unsere bisherigen Erfahrungen in China. Dabei fanden wir besonders witzig, dass die Kinder hier nur Hosen mit einem Schlitz tragen und daher Po und andere Körperteile immer offen zur Schau gestellt sind. Dies führte auch zu einer ungewollt komischen Situation mit einem unserer Mitreisenden. Ihm wurde ein Kind in die Hand gedrückt, sodass die Eltern ein Foto machen können. Der Hosenschlitz des kleinen Rackers war jedoch weit geöffnet, sodass wir mehrere Minuten laut lachen mussten, als wir das Foto betrachteten. In Dengfeng angekommen, gab es ein Mittagessen, was nicht mehr enden wollte. Die Dame des Hauses reichte eine Speise nach der anderen. Im Zimmer selbst musste Chris dann schließlich ein Heer von Käfern entledigen. Nach buddhistischen Methoden verschonte er die jedoch und entliess sie in die Freiheit. Nach dem Mittag und ein wenig kurzer Zeit zum Ausruhen ging es dann in eine Kung Fu Schule. Die Gegend um Shaolin ist in China und wohl auch weltweit für seine Kung Fu Schulen bekannt. Hier haben schon Bruce Lee, Jackie Chan und Jet Li ihren Sport gelernt. Entstanden ist Kung Fu bei den Mönchen und diente zunächst vor allem um körperlich fit zu bleiben, da das meditieren und beten zwar seelisch gut ist, aber nicht unbedingt der physischen Gesundheit guttut. Später kamen immer mehr Kampfelemente hinzu, sodass sich die Mönche in den vergangenen Jahrhunderten während den unterschiedlichen Dynastien selbst verteidigen konnten. Heute wird Kung Fu nicht nur von den Shaolin Mönchen praktiziert, sondern auch von anderen Shifus (Meistern). Die Kinder fangen meist im Alter von 10 Jahren an und erhalten eine Ganztagsbetreuung mit 6 Stunden Training sowie anschliessend Englisch-, Chinesisch- und Mathematikunterricht. Nur einmal im Jahr - um chinesisch Neujahr - fahren sie nach Hause. Die meisten schließen ihre Ausbildung zwischen 16-18 Jahren ab, einige bleiben dennoch länger. Als Belohnung winkt den meisten eine Anstellung als Polizist oder Soldat. Einige werden selbst Meister und Unterrichten in China oder im Ausland (sofern die Englischkenntnisse genügen). Die besonders talentierten schaffen es in Film und Fernsehen. Die Masse an Kung Fu Schulen bemerkte man bereits auf dem Weg, da überall kahlgeschorrene Köpfe unterwegs waren und fleißig mit Stab, Schwert oder dem eigenen Körper geübt wurde. Uns erwartete bei einer der Schulen eine Vorführung der Schüler und eine Darbietung des dortigen Meisters, der besonders im Umgang mit schweren Waffen (schwer im Sinne von Gewicht) geübt ist. Als wir ankamen, übten die Jungs im Alter von 10 bis 18 Jahren bereits fleißig und zeigten uns sodann ihre Warmmachübungen, die aus diversen Flick-Flacks, Saltos und akrobatischen Rollen bestanden. Die Jungs waren richtig gut, was man schnell bemerkte. Nun ging es dann auch fix an das Eingemachte und uns wurden verschiedene Fähigkeiten präsentiert. Nach Auskunft unserer Guides beherrschen die meisten stets eine Fähigkeit besonders gut und vertiefen diese Kenntnis über die Jahre. Eines der Geheimnisse ist dabei sein Chi auf eines der Körperteile zu konzentrieren. Es fing dann an mit einem Jungen, der eine Art Topfdeckel an seinem Bauch befestigte und sich anschließend anheben liess. Anschließend durften wir versuchen den Deckel von seinem Bauch zu lösen, was sich als ziemlich unmöglich erwies. Er selbst klopfte nur einmal daran und es war geschehen. Neben diversen Aufführungen mit Schwert, Stab, Lanze und Wurfhaken zeigten sie uns auch Jungen, die mit dem Hals gegen Sperre drückten und mit einem Wurf einen Nagel durch eine Glaswand bohrten und den dahinter liegenden Ballon zum platzen zu bringen. Auch gab es Jungen, die Steine mit einer Hand zerteilten und den Boden von Glasflaschen ohne direkte Berührung (ein Schlag auf den Flaschenhals) herausschlugen. Die kleinen Racker hatten ordentlich was drauf. Der Meister zeigte uns seinen Umgang mit extrem schweren Waffen (eines in Bügeleisenform und eines in Form eines Speeres), die wir auch selbst anheben konnten. Anschließend hatten wir die Möglichkeit eine Kung Fu Stunde zu nehmen. Hier unterrichtete ein Meister uns in der Kunst des Kung Fu und die Kinder unterstützten und lobten uns sehr (echt süß die kleinen Killermaschinen). Wir selbst hatten sehr viel Spaß bei dem Training und waren zu unserer Überraschung doch noch wesentlich gelenkiger als wir dachten. Wir bekamen zudem buddhistische Armbänder geschenkt, die wir mit Freuden entgegennahmen. Nach einem Plausch mit dem Kids und einer Runde Fussball mit Ihnen, war es allerdings schon dunkel und wir gingen zurück ins Hostel, wo wir unsere zweite Stunde Mandarin hatten. Auch hier war die Stimmung gut. Wir waren aber auch alle sehr müde und gingen daher früh ins Bett. Nach soviel Kung Fu an diesem Tag geht es morgen für uns zu dem Ursprung des Sports - das Shaolin Kloster.Read more

  • Day 30

    Ein Tag bei den Mönchen in Shaolin

    October 29, 2017 in China ⋅ ☀️ 14 °C

    Es ging gleich früh am morgigen mit dem Bus nur einige Straßen weiter zum Shaolin-Kloster. Ja genau das Shaolin-Kloster. Ort mystischer Mönche und spiritueller Weisheiten. Geburtsort des Kung Fu und Pilgerstätte des Zen-Buddhismus. Im Prinzip kann man sich das aber ein wenig wie einen Freizeitpark vorstellen. Man bezahlt Eintritt und hat damit Zugang zu diversen heiligen und nicht so heiligen Stätten, Bauwerken und Wanderwegen, während einem Unterwegs verschiedene Händler Wasser, Süssigkeiten und weitere Getränke für einen überteuerten Preis anbieten. Um es vorweg zu nehmen: es war dennoch toll! Zunächst ging es zum Dharma Cave. Dabei handelt es sich um eine Höhle in den Bergen, in dem ein Buddhist 9 Jahre gelebt und gebetet hat (Dharma). Hintergrund hierfür ist, dass er aus Indien nach Shaolin kam, da er dort Mönch werden wollte. Da die Mönche jedoch noch nie einen Ausländer zu Gesicht bekamen, wiesen sie ihn ab. Da auch weitere Aktionen Dharmas nichts an diesem Umstand ändern sollte, ließ er sich auf einem nahen Berg im besagter Höhle nieder, da er den Ort aufgrund der Täler und Berge für ideal erachtete. Nach einiger Zeit bekamen die Mönche großen Respekt vor Dharma und es kam jemand zu ihm, der sein Schüler werden wollte. Dies lehnte Dharma ab und meinte, dass dies nur geschehen soll, wenn der Schnee sich rot färbe. Da es tiefer Winter war und roter Schnee auf natürliche Weise nicht entsteht, kam der willige Wannabe-Schüler auf die glorreiche Idee sich einen Arm abzuhaken!! Tada und es gibt roten Schnee. Von dieser Willenskraft tief beeindruckt nahm Dharma ihn als Schüler an. Dharmas Art und Weise führte schließlich zum Zen-Buddhismus und zu traditionellen Robbe der Mönche, die nur einen Ärmel hat. Der fehlende Ärmel soll die Opferbereitschaft von Dharmas Schüler darstellen. Weiwei unser Guide erklärte uns dabei auch noch einmal den Unterschied zwischen Kung Fu Meister und Buddhismus Meister. Dies sind zwei verschiedene Disziplinen, die auch unterschiedlich gelebt werden können. Die Mönche selbst leben streng vegetarisch und meiden es auch Pflanzen zu beschädigen. Heirat und Kinder sind ebenfalls verboten. Der traditionelle Kurzhaarschnitt symbolisiert dabei die Aufgabe der eigenen Herkunft (Haare werden von den Eltern weitergegeben). Da der Dharma Cave recht hoch in den Bergen liegt, hiess es Wandern. Zunächst bis zum Fuß des Berges und anschließend die 1.999 Stufen (nicht mitgezählt) bis zur Höhle und zur Spitze, wo sich eine Statue Dharmas befindet. Das Wetter war wie üblich auf unserer Seite und es gab wunderschönen Sonnenschein. Der Ausblick auf das Tal mit dem Kloster und den 1.999 Stufen war wunderschön, sodass wir hier auch eine längere Pause einlegten bevor es den ganzen Weg wieder zurück gehen sollte. Nach anschließender Wanderung nach uBern gingen wir weiter bis zum Pagodenwald. Wir hatten keine Idee, was das sein sollte, waren aber von den uns bietenden Blick begeistert. Dabei handelt es sich um einen Friedhof der dortigen Mönche. Die Pagoden selbst sind große Bauwerke, die mehrere Ebenen enthalten können. So mehr ein Mönch in den Geheimnissen des Buddhismus eingewiesen ist, umso mehr Ebenen enthält dann sein Grab. Weiter ging es dann zum Shaolin Tempel selbst. Dabei handelt es sich um eine große Anlage, in der mehrere Tempel, Pilgerstätten und Schreine öffentlich zugänglich sind. Dort roch man überall den Weihrauch und sah Gläubige beten. Die Tempelanlage bestand durchgehend im Pagodenstil und wurde über Jahrhunderte Hinweg aufgebaut und ausgebaut. Nachdem wir einmal durchgegangen sind, ging es weiter zur Kung Fu Show der Mönche, die im Prinzip derjenigen von gestern entsprach. Sie war aber deutlich professioneller aufgezogen. Nach dem Abschluss der hieß es dann „Exit through the gift shop”. Auch an diesem mystischen Ort musste man durch einen Souvenirladen, der allen möglichen Quatsch verkaufte. Irgendwie hat das den Eindruck doch wesentlich getrübt. Und irgendwie scheinen die Chinesen auf diesen Quatsch auch völlig abzugehen. Anschließend ging es zurück ins Hostel, wo wir ein paar Stunden zum Packen und Essen hatten. Dann hieß es auch schon wieder in den Bus zum nächst größeren Ort zu fahren und dort den Nachtzug nach Peking zu nehmen. Da gerade das 90. Kommunistische Jahrestreffen in Peking stattfindet, sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch. So wurden einigen aus der Gruppe die Deos und Haarsprays abgenommen, die ein entflammbar Symbol trugen. Unser Guide meinte, um die Übernachtung in einer chinesischen Arrestzelle zu vermeiden, sollten wir unsere entsprechenden Flaschen wegwerfen. Auch Taschenmesser sollten bestmöglich weggeworfen werden, da hier nicht nur eine Arrestzelle droht. So gab es auch zwei Sicherheitskontrollen. Unser Guide meinte, dass auch im Zug und in Peking selbst weitere Kontrollen auf uns warten (was aber nicht der Fall war). Uns so endete der Tag im Nachtzug.Read more