• Michael-wandert
  • Harriett
August 2025

Höhepunkte der Ostsee

Eine Schiffsreise durch die östliche Ostsee mit der „Mein Schiff 1“ Read more
  • Trip start
    August 15, 2025

    Boarding

    August 15 in Germany ⋅ ☀️ 23 °C

    Seit Jahren habe ich keinen Urlaub mehr ohne Wanderstiefel gemacht. Nun ist es so weit! Dieses Mal bleiben die Wandersachen weitgehend zu Hause.
    Wir sind in Kiel, um an Bord der „Mein Schiff 1“ anzuheuern. Eine Woche wird es durch die baltische See gehen. Tallin, Helsinki, Stockholm und Visby auf Gotland werden angesteuert. Die Städte wollen wir uns als „Urban Hiker“ erobern (und mit uns vermutlich 2.500 andere Matrosen, die mit uns auf diesem Kreuzfahrtschiff reisen 🙄).
    Wir sind sehr gespannt, was diese Hanse- und Handelsstädte für uns bereit halten.
    Doch bevor es los geht, sind umfangreiche Sicherheitschecks zu absolvieren. Die Zeiten sind halt so. Und dann müssen wir erst einmal die Sicherheitseinweisung über uns ergehen lassen, bevor auf einem ersten Rundgang das Schiff inspiziert wird. Unmöglich, die Vielfalt gleich zu erfassen. Aber dafür ist ja morgen genug Zeit während des ersten Seetags.
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  • Seetag 1

    August 16, Ostsee ⋅ 🌬 18 °C

    Mein Schiff 1 - eine Freizeitmaschine auf See. Gemacht, um die Interessen unterschiedlichster Passagiere zufrieden zu stellen. Pool, Fitnessraum, Sauna, Sonnendeck, Restaurants und Bars an jeder Ecke. Laut, leise, voll oder leer - jeder findet nach einer Phase der Orientierung auf diesem riesigen Schiff den Lieblingsplatz nach seiner Façon.
    Während die meisten Gäste sich mittschiffs für das leibliche Wohl am Buffet des Ankelmannplatzes entscheiden und die Sonnenliegen am großen Pool genießen, scheint der Heckbereich ein paar Decks tiefer unser bevorzugter Ort zu werden. Hier dominiert der Diamant, ein gläserner, lichtdurchfluteter Bereich. Tagsüber ein Bereich der Ruhe und Geborgenheit mit einem beruhigenden Blick auf die Weite des endlosen Meeres. Und abends kann man hier speisen; im Esszimmer, dem Surf & Turf oder dem Cucimare. Zwar gegen Aufpreis, dafür aber mit Blick durch den Diamanten in die allmählich im Meer versinkende Sonne.
    So kann man den Seetag vorzüglich genießen .
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  • Tallin

    August 17 in Estonia ⋅ ⛅ 17 °C

    Morgens um 9 Uhr landen wir in Tallin an, der estnischen Hauptstadt. 1000km Schiffsreise liegen nun hinter uns und nach einem Seetag steht heute Landgang an. So weit östlich waren wir in Europa noch nie und sehr viel weiter geht es auch nicht, denn dann wären wir in Russland. Doch dahin mag man momentan ja nicht.
    In Tallin spürt man die frühere Zugehörigkeit zur UdSSR noch hier und da, am ehesten wohl auf der Lillahall, einem Überbleibsel der Sommerolympiade 1980, die heute allmählich verfällt. Lange Zeit war Tallin dänisch und auch deutsch, war wichtiger Hanse-Hafen und hieß lange Zeit Reval. Erst seit 1918 heißt die Stadt Tallinn, was dänische Burg bedeutet.
    So wechselvoll wie die Geschichte ist auch das Stadtbild. Für uns zeichneten sich drei Bereiche ab: die historische Domstadt, umgeben von einer mächtigen Stadtmauer, die neuere Unterstadt und das vor Kurzem völlig restaurierte Rotermann-Viertel, das schon nahe am Kreuzfahrthafen liegt. In der Altstadt tummeln sich die meisten Touristen, die mit zahlreichen Bussen herangekarrt werden, während im Rotermann-Viertel auch Locals anzutreffen sind. Hier gibt es nette, ruhige Cafés. Uns gefiel es dort am Besten, was sicher mit der fehlenden Touristenflut zusammen hängt.
    Voll der Eindrücke kehrten wir zurück an Bord, bereit für die nächste Stadtbesichtigung morgen.
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  • Helsinki

    August 18 in Finland ⋅ ⛅ 19 °C

    Helsinki liegt nur 80km Luftlinie von Tallinn entfernt und so liegen wir schon fest vertäut im Hafen, als wir erwachen. Gemerkt haben wir weder von der Überfahrt noch vom Festmachen etwas, die Schiffsmotoren laufen ohne jede Vibration.
    Der heutige Landgang führt uns nach Helsinki, das mit 664.000 Einwohnern gar nicht mal so groß und doch die drittgrößte Stadt der Nordländer (nach Oslo und Stockholm) ist.
    Der Hafen, an dem unser riesiges Schiff festgemacht hat, liegt etwas außerhalb. Doch wir sind gut zu Fuß und erkunden die Stadt wie gestern auf eigene Faust - oder besser Fuß.
    Helsinki ist grün - und als erstes geht es auch durch einen ihrer Parks. Kaivopuisto ist ein auf felsigem Untergrund errichteter ehemaliger Kurpark, in dem vor 150 Jahren die St. Petersburger Oberschicht flanierte. Den damaligen Glanz hat er wohl eingebüßt, schön und gepflegt ist es dort aber immer noch.
    Zwei Markthallen, das große Kaufhaus „Stockmann“, den wunderschönen klassizistischen Bahnhof, den Dom, die Poihjoisesplanadi und einige kleine Parks haben wir abgeklappert, dann war es schon wieder Zeit, an Bord zu gehen. Um 17 Uhr werden wir schon wieder ablegen, um dem nächsten Ostsee-Highlight zuzustreben.

    Britta und ich sind uns einig: Helsinki ist es wert, noch einmal besucht zu werden, um die ersten, flüchtigen Eindrücke zu vertiefen. Vielleicht ist dann das Wetter genau so prächtig, wie es sich heute entwickelte. Zwei, drei Tage sollte man sich nehmen, um das Zentrums Finnlands besser kennen zu lernen.
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  • Stockholm

    August 19 in Sweden ⋅ ☁️ 15 °C

    Lange geht es heute Morgen auf Schleichfahrt durch das Gewirr der Schären und fordert vom Steuermann sicherlich Höchstleistung ab. So sind wir sehr früh auf den Beinen und beobachten das uns gebotene Spektakel auf der Backbordseite beim Frühstück auf Deck 12. Dort kann man sich sozusagen alles von oben anschauen. Pünktlich um 9 Uhr machen wir fest und Britta und ich sind mit die ersten, die auf Landgang gehen. Wir halten uns zunächst abseits der anderen Landgänger, wandern gleich hinauf nach Södernalm, schauen uns dort alte Holzhäuser an und genießen den Blick auf die Stadt. Dann geht’s über eine breite Brücke auf die Insel Riddarholmen, einer der Keimzellen der Stadt und weiter zum sehenswerten Bahnhof, wo wir die U-Bahn suchen, die zunächst für uns nicht leicht zu finden ist. Sie liegt - natürlich - unter dem Bahnhof. Ich hatte gelesen, dass die U-Bahn Stationen sehenswert seien, sind sie doch alle unterschiedlich künstlerisch gestaltet. Es ist der Notwendigkeit geschuldet, dass die drei Linien durch den steinigen Untergrund gemeißelt und die felsigen Bahnhöfe kaschiert werden mussten. So verfiel man auf die künstlerische Gestaltung, was der Tunnelbana den Beinamen ‚größte Kunstgalerie der Welt‘ einbrachte. Von den 90 gestalteten Haltestellen haben wir gerade einmal drei gesehen. Schade, aber viel Zeit ist ja nicht auf Landgang und es gibt so viel anderes zu entdecken in Stockholm. Wir entschieden uns, noch die Altstadt aufzusuchen. Gamla stan war jahrhundertelang die eigentliche Stadt, die auf einer Insel lag, viel kleiner als heutzutage. Auch war sie von einer Stadtmauer umgeben, von der heute nichts mehr übrig ist. Auf Gamla Stan liegt heutzutage das königliche Schloss und auch das repräsentative Parlamentsgebäude. Der Rest der mittelalterlichen Häuser verteilt sich dicht gedrängt auf der Insel. Durch die schmalen Gassen drängeln sich natürlich jede Menge Touristen - das will außer uns jeder mal gesehen haben. Der äußere, neuere Bereich von Stockholm wurde dagegen sehr autogerecht konzipiert, aber auch die schon in den 1950’gern angelegte Tunnelbana sorgt für reibungslose Verbindungen innerhalb der Stadt und zu ihren Satellitenstädten außerhalb. Gegründet im 11ten Jahrhundert, ist sie heute zu einer Millionenmetropole herangewachsen und die größte Stadt Skandinaviens. Eine so große City kann man unmöglich an einem Tag erfassen und so kehren wir voller Eindrücke auf unser Schiff zurück in der Gewissheit, dass wir auch Stockholm noch einmal besuchen werden. Doch für heute soll’s genug sein; die Annehmlichkeiten unseres Schiffs warten auch noch auf uns.Read more

  • Schärengarten

    August 19 in Sweden ⋅ 🌙 14 °C

    Die Ausfahrt von Stockholm zurück zum offenen Meer, die für drei Stunden durch den Schärengarten führt, entwickelt sich zu einem Farbenspektakel, das wir bei Bailey und Grappa in der Diamant Bar im Heck des Schiffes genießen dürfen. Was für ein Erlebnis.Read more

  • Visby auf Gotland

    August 20 in Sweden ⋅ ☀️ 15 °C

    Von Stockholm geht es des Nachts fast unmerklich nach Visby, wo wir morgens anlegen. Glücklicherweise sind wir heute das einzige Kreuzfahrtschiff im neuen Hafen. Ein Zweites unserer Größe würde der kleine Ort sicher kaum verkraften. Eine Fähre liegt auch im Hafen, aber die ist vermutlich immer da.
    Wir lassen uns Zeit, von Bord zu kommen, denn viel erwarten wir nicht, in Visby zu sehen zu bekommen. So ist es dann auch. Interessant für mich ist die 3,6 km lange Stadtmauer, die rund um die Stadt geht und noch erstaunlich gut erhalten ist. Im Ort gibt es viele kleine Gassen und manch‘ Kirchenruine. Sechszehn Kirchen soll Visby einst gehabt haben, von denen heute nicht mehr viele übrig sind. Der Dom wurde frisch restauriert und ist in seiner Schlichtheit schön anzuschauen.
    Gotland hat natürlich eine bewegte Vergangenheit, wurde schon früh besiedelt, Wikinger lebten hier, die Vitalienbrüder (Piraten) suchten hier Unterschlupf, die Hanse nutzte die Insel als Handelsstützpunkt. 1995 wurde die Stadt Visby unter das UNESCO Kulturerbe gestellt und gilt heute als eine der sehenswertesten Städte in Schweden. Allerdings leidet das Ambiente auch unter den vielen Touristen. Nun, auch wir waren heute Teil dieser Meute. Britta fand ihr Heil in den vielen Geschäften, die auch einiges zu bieten hatten, während mich vor allem die Stadtmauer faszinierte.
    Tagesfüllend war der Ort für uns tatsächlich nicht, so verbrachten wir den Nachmittag an Bord. Aber das ist auch ganz schön.
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  • „Gottes Freunde, aller Herren Feinde“

    August 21, Ostsee ⋅ 🌬 17 °C

    Es war der Schlachtruf der Piraten der Ostsee zwischen 1390 und ’97: „Gottes Freunde, aller Herren Feinde“. Die Piraten wurden Vitalienbrüder genannt und später Likedeeler - Teilen zu gleichen Teilen. Störtebeker war einer ihrer Hauptmänner, ein richtiger Robin Hood der Ostsee. Erst im Auftrag eines Herzogs von Mecklenburg, dann als echte Freibeuter, zogen sie gegen die frühe Hanse, kaperten Hansekoggen und schadeten damit den Pfeffersäcken und Patriziern, wie die Hansekaufleute genannt wurden. Sie gaben es an die Armen. Sie überfielen Bergen in Norwegen und durchbrachen fintenreich eine dänische Belagerung vor Stockholm, suchten im Winter mehrfach Schutz im Hafen von Visby, brachten den Bewohnern, die bis dahin von den Patriziern unterjocht waren, den Mut bei, aufzubegehren und eine Republik zu begründen. Überall wurden die Freibeuter als Likedeeler freudig begrüßt, nur von den Herrschenden nicht, die die Likedeeler ausplünderten. Margarethe, Königin von Dänemark und Norwegen, die sich auch Schweden einverleiben wollte, waren sie in ihren Machtplänen ein Dorn im Auge. Sie wollte die Freibeuter loswerden. Damit wurde es zunehmend eng für die Likedeeler, die immer weniger Kaper fanden. Die Koggen waren wie von der See verschluckt, die Königin spielte ihr böses Spiel.
    „Das war unsere letzte Fahrt auf der Ostsee“, sagte Störtebeker, „so etwas wie Visby wird es nicht wieder geben“. „Lasst uns nach vorne sehen, Hauptmann“, sagte Einohr, „auf ein neues Leben, auf in die Westsee.“ Störtebeker schien aus einem Traum zu erwachen. „Ja“, flüsterte er, „auf nach Helgeland.“

    So weit kam ich heute im Buch über Störtebeker, das lange in meinem Bücherschrank schlummerte. Ich hatte es extra eingepackt, weil es zur Reise passte. Und heute, am zweiten Seetag, kam ich endlich dazu, es zu lesen. Bei ruhiger See gleiteten wir sacht auf der Ostsee zurück Richtung Kiel, wo wir morgen früh ankommen werden. Unsere Schiffspassage war sicherlich wesentlich angenehmer als die rauhe Wirklichkeit von Störtebeker und seinen Mannen. Einige seiner Wirkungsstätten haben wir nun kennen gelernt: Stockholm und Visby, Bergen im letzten Urlaub. In Helsinki und Tallin scheint Störtebeker dagegen nie gewesen zu.
    Das macht Laune auf mehr Wissen über die Hanse und die Zeit zwischen 1200 und 1650.

    So geht diese Schiffsreise zu Ende. Den Abend verbrachten wir noch einmal im Heck des Schiffs. Im Eßzimmer gibt es heimische Speisen. Nach all den Genüssen an Bord war uns das vorab gebuchte Vier-Gänge-Menü aber zu reichlich, der Blick über das Meer dagegen noch einmal sehr schön.
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  • Von Bord

    August 22 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    An den vorangegangenen Tagen legte ‚Mein Schiff’ immer sanft und fast unmerklich an.
    Doch heute, kurz vor sechs, rüttelt und schüttelt sich das Schiff. Es ist wohl das Signal zum Aufwachen, denn heute Morgen müssen alle von Bord und dürfen nicht zurück kommen. Ende der Reise! Die Koffer sind schon an Land gebracht und wir (und viele andere Gäste auch) machen uns zum letzten Mal auf zum Frühstücken auf dem Ankelmannplatz auf Deck 12. Es ist voll dort; aber Hunger haben wir eh nur wenig.
    Dann noch ein letzter Gang über das Oberdeck. Etwas Wehmut erfüllt uns, aber auch Vorfreude auf Zuhause.

    Es war eine tolle Tour, das große Schiff ist besser als vermutet. Wir fanden unsere ruhigen Ecken. Unsere Landgänge waren - gut vorbereitet- interessant. Am Besten fanden wir Helsinki, die kleineren Orte Tallin und Visby waren zwar schön anzuschauen, aber touristisch überlaufen. Das Wetter war durchgehend strahlend, da gibt’s auch nichts zu meckern. Unser persönliches Highlight: die friedvolle Ausfahrt durch den Schärengarten vor Stockholm bei glutrot untergehender Sonne. Kaum zu glauben: vor Jahrhunderten hatten Störtebekers Piraten dort irgendwo ein dänisches Heer, das Stockholm belagerte, fintenreich vernichtend geschlagen.

    Nun ist diese Seereise zu Ende. Wir hoffen, denjenigen, die uns virtuell begleitet haben, ein bisschen Freude bereitet zu haben und Lust, sich mit Seefahrt mehr zu beschäftigen. Sei es mit einer Kreuzfahrt in fremde Länder oder mit der längst untergegangenen Geschichte der Hanse und Störtebeker.

    Es muss ja nicht immer nur Wandern sein. Apropos: 40 km haben wir auf den Landgängen dann doch zusammen gekriegt.
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    Trip end
    August 22, 2025