Oli & Lea_Balkan Biking

July - November 2023
Lea und Oli radeln von Wien, Österreich nach Patras, Griechenland. Hier könnt ihr uns auf Schritt und Tritt verfolgen und auf dem laufenden bleiben. Read more
  • 70footprints
  • 9countries
  • 102days
  • 1.0kphotos
  • 7videos
  • 42.8kkilometers
  • 15.4kkilometers
  • 7.5ksea miles
  • 4.5kkilometers
  • 3.1kkilometers
  • 111kilometers
  • Day 97–105

    Istanbul - eine Hassliebe

    October 30, 2023 in Turkey ⋅ ☀️ 24 °C

    Um noch vor Jahresende den letzten Post unserer Reise abzuschließen, versuche ich meine Zeit in Istanbul noch mal aufleben zu lassen.
    Auch wenn ich der herausragenden Gastfreundschaft, die mir hier begegnet ist, sowie der Stadt an sich mit ein paar Schlagworten wohl kaum gerecht werden kann, entspricht es wohl am ehesten dem, was sich in mir abspielt wenn ich an die 20 Millionen Stadt denke. Sehr präsent bleibt mir mein Gemütszustand, der stets zwischen Begeisterung und Überforderung pendelte.

    Metro, Bus, Ruhe, Raum, Regen.
    Chai, Kuppeln, Moscheen, Teppich. Schuhe. Simit, Katzen, noch mehr Katzen. Fotos, Fähre, Hilal, noch ein Chai, noch mal Bus, wieder Fotos, noch mehr Katzen. Klara.
    Özden, Gebet, Gesang, Seife, Sofa, Hagia Sophia. Nüsse, Menschenmengen, Hagebuttenmarmelade. Vincent, Marine. Dankbarkeit.
    Vorfreude, Rückflug.
    Read more

  • Day 91–93

    Samothraki

    October 24, 2023 in Greece ⋅ ☁️ 16 °C

    Samothraki: was für eine Schönheit! Spontan entscheide ich mich von Alexandroupoli ausgehend für zwei Nächte auf die naheliegende, gebirgige und wasserreiche Insel Samothraki rüber zu setzen und diese mit dem Rad zu erkunden.
    Im Hafen von Alexandroupoli lerne ich Johannes aus Berlin kennen, der das gleiche Vorhaben hat. Es scheint so als seien wir die Einzigen auf dieser verlassenen Insel, die dabei so in sich ruhend und mystisch auf uns wirkt. Während wir die grün bewachsenen Berge mit dem Rad erkunden, lassen sich die trockenen Bachläufe mit ihren imposant großen und violett schimmernden und rund gespülten Steinen nur zu Fuß erschließen. Wir erklettern die steilen Felsen und Klippen und begegnen dabei vielen wilden und neugierigen Bergziegen. Kein Wunder - auf einen Inselbewohner kommen wohl 30 wilde Ziegen, wie uns ein Bergbauer später erzählen wird. Selbst inmitten der zerklüfteten Klippen ist das Landschaftsbild durch einen alten Baumbestand geprägt,- vorwiegend aus Eichen, die sich teils so verwuchern, dass sie eine skulpturale Anmutung bekommen. In klaren Felspools erfrischen wir uns und können uns dabei auch noch an dem Anblick von prächtigen Wasserfällen erfreuen. Auf den nur 180 Quadratkilometern der Insel verdichtet sich eine Naturvielfalt, die schwer beeindruckt!
    Read more

  • Day 91–93

    Samothraki II

    October 24, 2023 in Greece ⋅ ☁️ 14 °C
  • Day 89

    König der Löwen

    October 22, 2023 in Greece ⋅ ☁️ 24 °C

    In der Früh geht es zurück zu der verbrannten Landschaft, die ich am Tag zuvor noch mit Marine und Vincent durchkreuzt hatte. Noch vor Sonnenaufgang wollte ich auf dem Berg sein, sodass ich in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden diesen zu bekämpfen hatte. Außer ein paar streunenden Hunden ist niemand in Sicht. Die Weite fernab meines Weges ist spürbar, aber nicht ersichtlich. Es lässt sich nur erkennen, was sich im Radius meines Lichtkegels aufzeigt, ansonsten ist hier nichts beleuchtet. Das trampeln hilft gegen den Schauer, der mich ab und an überkommt. Mit jedem Höhenmeter fegt mir der Wind kräftiger um die Ohren und es wird trotz der schweißtreibenden Strecke kühl. Oben angelangt und durchgeschnauft, taucht am Horizont in slow Mo die Sonne auf. Juhuuu, der Plan ist aufgegangen! Mit dem Wind in der Mähne fühl ich mich wie Mufasa der bei König der Löwen die Steppe überblickt. Zumindest solange bis mir auffällt, dass ich in meinem schlaftrunkenen Zustand am frühen Morgen mein Frühstück habe liegen lassen. Naja, zum Glück nicht die Kamera :) Ich fotografiere und hab Spaß dabei mich in der Landschaft zu verlieren bis sich irgendwann der Hunger zu penetrant meldet und ich im Tal in ein Lokal einkehre, in dem sonst nur Bauarbeiter speisen. Entsprechend groß sind die Mahlzeiten. Und das ist gut so!Read more

  • Day 88–89

    Die Schönheit der Ambivalenz

    October 21, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Am Morgen werden wir von unserem Gastgeber mit Keksen und einer großen Thermoskanne Kaffee in Empfang genommen, bevor wir uns in Richtung Alexandroupoli (die letzte griechische Stadt vor der Türkei) begeben.

    Obwohl es seit Kroatien fast an der Tagesordnung liegt, stockt mir noch immer der Atem, wenn sich streunende Hunde in Rudeln bellend um unsere Füße ansiedeln und in der Regel noch einige Meter mit uns Schritt halten. Den Anschein wahrend möglichst unbeeindruckt davon zu sein, versuche ich mich durch die Menge zu manövrieren und bin erleichtert, dass wir zu dritt nebeneinander herfahrend doch recht imposant daher kommen.

    Uns stehen heute einige Höhenmeter bevor. Kaum ist der erste Berg in Sicht, macht sich bei Vincent allerdings ein Reifenschaden bemerkbar. Während sich die Beiden um das Rad kümmern, fahre ich vor ins nächste Dorf um dort mein Handy und alle Powerbanks, die wir besitzen, zu laden. Schwächelnde Akkus sind fast Dauerzustand. Zu selten bieten unsere freien Schlafplätze eine Möglichkeit diese zu laden. Allein um unserer Route folgen zu können, brauchen wir jedoch die Handys und lassen keine Gelegenheit aus, wenn sich eine Steckdose in Reichweite erahnen lässt.

    Die Route, die mich in das nächste Dorf führt ist steil und das Dorf wirkt, so fernab von allem, zunächst entsprechend verlassen. Umso mehr überrascht mich der ungewöhnlich große und leckere Cappuccino, den ich in einem kleinen belebten Café in dem sich die ganze Dorfgemeinschaft zu versammeln scheint, genieße. Es dauert nicht lang bis sich ein älterer Herr zu mir gesellt und mir freudig mitteilt, dass er Deutsch spricht. Das tut er und dabei blüht er ersichtlich auf. Es stellt sich heraus, dass er in den 90ern für vier Jahre als Sportlehrer in Köln Nippes gearbeitet hat. Verrückt! Er hätte mein Sportlehrer sein können. Vertieft in das Gespräch, schlagen hier gefühlt bereits nach kurzer Zeit Marine und Vincent auf und wir meistern den nächsten Aufstieg. Diesmal werden wir nicht nur von der Weite der Landschaft belohnt, sondern auch von einem Griechen der zunächst hupend mit dem Auto an uns vorbeifährt und einige Meter weiter begeistert aus seinem Auto springt. Keuchend bei ihm angelangt, drückt er uns zwei große Gläser Tahine in die Hand und wirkt sympathisch kindlich in seiner Euphorie über uns und unser Tun, während sein Sohn an seiner Seite noch gar nicht zu begreifen scheint, was hier gerade passiert :)

    Einige Kilometer weiter eröffnet sich vor uns eine karge, fast mondartige Landschaft. Die Baumstämme sind verkohlt, Asche liegt auf der Erde und der Brandgeruch noch immer in der Luft. Es ist bedrückend hier durchzufahren. Wir hatten im Sommer von den Bränden in Nordgriechenland gelesen. Aber so unfassbar viele Kilometer durch diese verbrannte Landschaft zu fahren, macht das Ausmaß erst begreifbar. Die Hinterlassenschaften haben eine mahnende Wirkkraft und sind dabei gleichzeitig so still und unaufdringlich schön. Die verbrannten Baumkronen der Olivenbäume erinnern an das, was sich hier zuvor an dichtem und facettenreichen Grün erstreckt haben muss. Nun wirken die verbrannten Blätter, raschelnd im Wind, je nach Lichteinfall fast golden und bekommen im Kontrast zu den schwarzen Baumstämmen etwas anmutiges. Mich berührt der Anblick.

    Während wir mit dem Wind im Rücken bergab ins Tal nach Alexandroupoli fahren, arbeitet es in mir. Irgendwie ging mir das zu schnell. Die verbrannte Landschaft hat bei mir Eindruck hinterlassen. In ihrer ambivalenten Wirkung reizt es mich, mich auf den Ort weiter einzulassen und hier Fotos zu machen. In Alexandropoli angekommen, bringe ich mein Anliegen in Kontakt mit Marine und Vincent. Ich entscheide mich in Alexandroupoli zu bleiben, um am Folgetag den Weg zurück (diesmal bergauf mit Gegenwind) in die verbrannte Landschaft zu finden.
    Ich bin froh um die Entscheidung und gleichzeitig bedauere ich von den beiden Abschied nehmen zu müssen. Wir verabreden uns für einen vagen Zeitraum in Istanbul,- eine schöne Aussicht! Wir feiern uns und unser Beisammensein mit einem Eis und während die Beiden weiterradeln, erkunde ich noch etwas die Stadt bevor ich mich etwas stadtauswärts in meiner Unterkunft einfinde und mir eine warme! Dusche gönne!
    Read more

  • Day 88–89

    Nationalpark Nestos

    October 21, 2023 in Greece ⋅ ⛅ 23 °C

    In der Früh brechen wir auf und es dauert nicht lang bis uns nach einigen Hügeln hunderte von Wattebällchen, die an Schneebälle erinnern, vor die Räder purzeln. Die weite, einsame Landschaft ist durch Baumwoll- und Weizenfelder geprägt. Vereinzelt sind Feldarbeiter zu sehen, die in ihren riesigen Maschienen, mit denen sie die Baumwolle ernten, wie winzige Playmobilfiguren wirken.

    Kaum haben wir den Watteteppich hinter uns gelassen, erreichen wir den Nestos Nationalpark und damit einen Rastplatz für eine Vielfalt an Vogel- und Pflanzenarten, die sich im und um die großen Salz- und Süßwasserseen ansiedeln. Edel und stolz wirken die Flamingos, die sich hier im Gewässer in ihren rosafarbenen Federkleidern in geselliger Runde zusammenfinden und mit unbekümmerter Selbstverständlichkeit auf einem Bein herumstehen (bei dem Anblick muss ich spontan an meine wackeligen Balanceakte beim Yoga denken, wenn ich in den "Baum" zu kommen versuche.) Die Schildkröten, die in aller Ruhe die Straße überqueren, ziehen sich überraschend rasant in ihren Panzer zurück, als ich dabei etwas nachhelfen mag um sie nicht im nächsten Moment von einen der Gerätschaften geplättet zu sehen.
    Kurzum: ein Ort, der dazu einlädt sich Zeit zum Beobachten zu nehmen. Ich fühle mich hin und hergerissen. Einerseits mag ich meinem Impuls nachgehen hier zu verweilen und andererseits mag ich mit Marine und Vincent im Tritt bleiben und mich weiterhin an unserem Beisammensein erfreuen. Marine und Vincent hinken hinsichtlich ihrer Reise ihrem Zeitplan etwas hinterher und sorgen sich etwas vor der Kälte, die sie in den Bergen in Georgien (die nächste Etappe für die Beiden nach der Türkei) erwartet, wenn sie nicht vor Wintereinbruch dort eintreffen. So genießen wir die Schönheit der vielen Vögel, die über uns hinwegschweben und treten dabei eifrig in die Pedale. Immer wieder überkommt mich ein Gefühl von Freiheit wenn ich mit dem Rad Geschwindigkeit aufnehme, mir die Jacke um den Körper flattert und ich den Fahrtwind im Gesicht spüre, sodass auch ich mich ab und an wie eine weitere, noch nicht gesichtete Vogelart fühle.

    Wie eine Fata Morgana taucht aus dem Nichts kommend, inmitten der Gewässer, eine orthodoxe Kirche auf, die wir uns dann doch nicht entgehen lassen wollen. Wir machen einen kleinen, lohenswerten Abstecher und plaudern etwas mit dem Priester bevor wir die noch rund 70 km, die heute noch vor uns liegen, angehen.

    In einem kleinen Fischerhafen legen wir unsere Mittagspause ein. Ich bin amüsiert und begeistert von dem kleinen, solarbetriebenen Ofen, den Vincent auf seinen Gepäckträger mit sich führt. Beim Picknick werden die Kartoffeln ordentlich in der raketenartigen Form aufgereiht, sodass sie bei unserer Weiterreise gar werden und unser Abendessen später bereichern werden.

    Um 18:30 Uhr wird es bereits dunkel, sodass wir uns nach einem Schlafplatz umschauen. In einem kleinen Dorf, in dem gerade mal eine Hand voll Häuser stehen, kommen wir ins Gespräch mit einem Herrn, der uns nicht nur sein Gartengrundstück als Zeltplatz, sondern obendrein eine Dusche anbietet. Schon ein paar Tage müssen wir mit Katzenwäsche auskommen, sodass bereits der Gedanke an eine Dusche mein Herz höher schlagen lässt. Zwar hatte ich mir nicht ausgemalt, dass die Dusche kalt ist, dafür fühlen wir uns danach umso frischer und ein gutes Stück wacher um unser Abendessen zu uns zu nehmen. Als Appetizer gab es bereits Granatäpfel, die wir vom Baum gepflückt hatten.

    Glücklicherweise hat der Wind etwas nachgelassen und es ist weniger kalt als die Nächte zuvor. Noch ein kurzes Telefonat mit Oli rundet den schönen Tag ab und ich schlafe beseelt ein.
    Read more

  • Day 87–88

    Paradiesisches Fußballfeld

    October 20, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach einer weiteren sehr kalten und windigen Nacht begeben wir uns in der Früh auf die Räder und machen nach bereits 5km unseren ersten Halt. Die lang ersehnte warme Dusche wird hier getoppt durch ein Bad in den natürlichen Thermen von Eleftheres. Was für eine Wohltat hier gemeinsam im warmen Wasser zu dösen und zu merken wie sich die Muskeln langsam zu entspannen wagen :)
    Der Ort ist völlig verlassen und keineswegs touristisch erschlossen, wie zu erwarten wäre. Dies war aber nicht immer der Fall, wie wir erfahren als uns Leute (die hier die Häuser des ehemaligen Kurortes besetzt haben) im Anschluss an das Bad auf einen Kaffee einladen. Dem hohen Mineralstoffgehalt des Wassers wird heilende Wirkung zugesprochen, sodass die ehemalige Kurortstätte zeitweise nur auf ärztliche Anordnung besucht werden durfte aber aufgrund korrupter Geschäfte als solche nicht mehr existiert.

    Bevor wir losfahren, treffen wir einen Deutschen, der mit seinem Einkaufswagen und seinem Hund zu Fuß unterwegs ist. Er ist seit über 2 Jahren auf der Reise und gibt sich 10 Jahre Zeit um Südafrika zu erreichen. Er ist der Überzeugung, dass für solch ein Vorhaben nur die Einkaufswagen von Lidl taugen: "die haben einfach die besten Rollen". Good to know :)

    Es ist windig und die Etappe recht hügelig. Dennoch legen wir gut Strecke zurück,- auch weil wir uns zu Dritt gut abwechseln können jeweils im Windschatten voneinander zu fahren. Nach 50 km machen wir im Hafen von Kavala in einer Taverne unsere Mittagspause und essen fantastischen Fisch bzw. Marine entwickelt als Vegetarierin spontan Heißhunger auf einen Burger. Weitere 40 km später erreichen wir in der Dunkelheit den verheißungsvoll klingenden Ort „Paradiso“ und finden den bislang flachsten Zeltplatz unserer Reise: ein Fußballfeld. Das Fußballfeld ist von Beerenbüschen umsäumt,- Beeren, die uns am nächsten Morgen unser Müsli versüßen und uns für die nächste Etappe stärken werden. Zudem gibt es auch noch Wasser und sogar einen Tisch und Bänke. Was für ein Luxus,- in dessen Genuss wir bereits beim gemeinsamen Beisammensitzen und Abendessen kommen.
    Read more