Piucirca

Um 03.00 Uhr haben wir uns also aus dem Bett geschält, das Gepäck, welches wir nicht gebraucht haben, in den Lagerraum gestellt und pünktlich um 03.30 Uhr wurden wir dann auch schon abgeholt. Wir waren die Allerersten, sodass danach noch der Rest der Gruppe in anderen Hostels aufgegabelt werden musste. Ein Typ hatte verschlafen – Der Tourguide hat versucht ihn rauszuklingeln und 10-15 Minuten später ist er dann doch im Bus gesessen. Hinter uns war ein deutsches Pärchen: Miriam und Martin aus Franken – wir haben uns gleich ganz gut miteinander verstanden. 2 Leute aus Norwegen, eine Gruppe aus Tschechien, eine Französin, ein Schweizer – es waren recht viele Nationalitäten vertreten. Und dann ging die Fahrt auch schon los. Ich habe versuchen zu schlafen, aber das hat nicht so gut geklappt und bald wurde die Landschaft auch so schön, dass ich aus dem Fenster schauen wollte.

Unseren ersten Halt haben wir nach 2h erreicht – Frühstück - Da wir bereits am ersten Tag auf 4100 Meter sein werden, wurde uns von den Guides wärmstens empfohlen, dass wir viel Coca-Tee trinken sollten. Dieser soll nämlich gegen die berühmtberüchtigte Höhenkrankheit helfen.
Das Kauen von Cocablättern ist in den Anden schon seit Jahrhunderten von Jahren verbreitet. Die Blätter werden als Genussmittel, als Nahrungsergänzungsmittel, für kultische und medizinische Zwecke genutzt. Sie helfen dabei, Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern. Zusätzlich hatten die Cocablätter eine spirituelle Bedeutung – Hier in Peru sind sie vor allem in den hoch gelegenen Städten und Regionen überall zu finden. Mate de Coca gilt in Peru als Nationalgetränk. Unterstuchungen haben ergeben, dass das Kauen von Cocablättern keinerlei Suchtpotenzial und Abhängigkeit birgt. Um süchtig machendes Kokain herzustellen, werden für 1 Gramm Kokain ungefähr 300 Gramm getrocknete Coca-Blätter benötigt.

Ein Typ aus unserer Gruppe hatte außerdem eine Flasche „Agua de Florida“ dabei: Zuvor hatte ich noch nicht davon gehört, aber er meinte auch das soll gegen Höhenkrankheit helfen, wirkt erfrischend und belebt die Sinne. Es wird für Rituale verwendet, es eröffnet den heiligen Raum, es soll vor bösen Träumen schützen, Müdigkeit und Schwermut vertreiben, Kraft und Energie verleihen. Agua de Florida besteht aus Alkohol und hat eine leichte Zitrus-Note. Man gibt ein paar Tropfen der Flüssigkeit auf die Handinnenfläche, verreibt diese mit der anderen Hand und inhaliert das Gemisch – nach 1, 2mal Husten, weil man spürt den Alkohol, fühlen sich die Atemwege auf jeden Fall wirklich ziemlich frei :D.

Das Frühstücks-Buffet war sehr lecke: Es gab herzhafte Pfannkuchen (mit Kreuzkümmel), Papaya, Orangensaft, Brötchen, Avocado, Käse, Kaffee, Tee… und wir hatten ein nettes Gespräch mit den anderen aus unserem Bus. Danach ging die Fahrt weiter bis wir an unserem nächsten Aussichtspunkt, Cruz del Condor, landeten. Hier hatten wir 30 Minuten Zeit, um Kondore zu spotten, die Aussicht auf das Colca-Tal zu genießen und etwas rumzulaufen: Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, eine tiefe Schlucht, mehrdimensional, grüne Berge in der Ferne und in der Nähe, Terrassen, Gestein und Kondore wie sie durch die Luft gleiten und ihre Runden drehen. Wir konnten bestimmt 5-10 Kondore verschiedener Größen und Farben beobachten – wirklich cool, denn diese zeigen sich nur zu bestimmten Uhr – und Tageszeiten. Im und über dem Colca-Tal fühlen sie sich sicher. Nach ein paar Fotos, Blicken und Schritten ging es dann weiter mit dem Bus bis zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Während es früh morgens noch recht kalt war, fühlten sich die Temperaturen nun um einiges höher an. Wir haben uns mit Sonnencreme eingeschmiert, entsprechend umgezogen, unsere Gruppe wurde nochmal neu zusammengemischt, unser Guide stellte sich vor und dann ging die Wanderung auch schon los. Wir wandern in 3 Stunden von 3287m auf 2200 m und dann geht es nochmal 3 Stunden weiter in den Canyon zu unserer Unterkunft. Diego, unser Wanderführer, war sehr nett und witzig – er meinte es gibt Monat in denen er auf 25 Wander-Treks (2 Tage) war. Die Wanderung sah bei ihm auch eher wie ein Spaziergang aus und während wir bei gefühlt 30 Grad wirklich schwitzten und uns immer wieder mit Sonnencreme einschmieren mussten, sah ich bei ihm keine Perle Schweiß. Nach einer halben Stunde gemeinsames Wandern und einer kurzen Foto-Session, konnte jeder in seinem eigenen Tempo weiterwandern bis zum nächsten Treffpunkt – Die Brücke mit der wir den Fluss im Canyon überqueren können. Die Natur, die uns umgibt, ist wirklich wunderschön: Wir laufen immer tiefer in die Schlucht rein, vorbei an Pflantzen, Kakteen, Steinformationen, Basaltsäulen und blicken die ganze Zeit auf unser Ziel- den Fluss, der die Schlucht durchquert. Die Wanderung war schon recht anspruchsvoll, da es ziemlich steil nach unten ging und der Kieselweg sehr trocken und rutschig war. Gleichzeitig war es wirklich warm und ich habe meine Gepäckwahl etwas bereut – ich habe in meinem Rucksack wirklich viel zu viel warme Kleidung dabei, aber was solls – so ist es. Manchmal bin ich zusammen mit Lara gelaufen, manchmal mit anderen aus unserer Gruppe, Ana, einer Spanierin, Krankenschwester in Malage und supernett. Auch mit einem Österreicher habe ich mich länger über die Wanderung, seine und meine Reise(-Pläne) unterhalten. Und dann 3 h später sind wir an der Brücke angekommen und haben erst einmal auf den Rest der Gruppe gewartet, Kekse gesnackt und viel getrunken (das war nach diesem anstrengenden Weg auch wirklich nötig). Schon jetzt wurde sichtbar, dass diese Wanderung von einigen Leuten etwas unterschätzt wurde.
Bald ging es nach dem Motto „Inka-flat“ weiter: Inka-flach bedeutet, dass der Weg wie eine Welle sein wird – rauf, runter, rauf, runter. Der Weg verlief nun also nicht wie zu Beginn steil bergab, sondern mal am Fluss entlang, mal etwas höher, durch Büsche, Eukalyptusbäume und Pflanzen, teilweise an Häusern vorbei – bis wir dann endlich an unserem Restaurant zum Mittagessen angekommen sind – juhu. Das Essen hat wirklich gut geschmeckt: Gemüse-Quinoa-Suppe, Omelette für Vegetarier, Alpaka-Fleisch für Nicht-Vegetarier, Reis, Kartoffeln und Salat – sehr typisch hier werden immer sehr viele Kohlenhydrate serviert. Auch von der Toilette bin ich schwer überrascht – es gibt Klopapier und eine richtige Spülung.
Und weiter geht die Wanderung vorbei an weiten Feldern mit Eseln, Wasserfällen, verschiedenfarbigen Felsen und ganz viel Natur. Mein Highlight war außerdem, dass wir durch ein kleines Dorf gewandert sind, in dem die Einheimischen gerade ein Fest gefeiert haben – gekleidet in traditionellen Gewändern, Blumenkränze, lebendige Musik und alle haben getanzt. Als die erste Person aus unserer Gruppe zum Tanz aufgefordert wurde, habe ich mich schnell in der zweiten Reihe versteckt – ein lustiger schöner Anblick. In dem Dorf ging es am Marktplatz und an einigen leerstehenden Häusern und Hotels vorbei weiter in Richtung Unterkunft für die Nacht.

Unser guide hat uns außerdem das „Krankenhaus“ im Colca-Canyon gezeigt: Ein kleines Häuschen mit einem Arzt – das würde man bei uns wohl eher als Arztpraxis ansehen. Passiert etwas auf einer Wanderung im Colca-Canyon und jemand stürzt, muss diese Person per Trage in dieses „Krankenhaus“ transportiert werden. Es gibt keine andere medizinische Versorgung z.B. per Helikopter – das hat mich wirklich überrascht. Denn hier sind super viele Wandergruppen und Touristen unterwegs.
Auf dem Weg gab es ab und zu kleine Verkaufsstände und ein „Restaurant“, welches frische Säfte verkaufte und einen Stall mit Meerschweinchen hatte. Die Sonne stand immer tiefer und warf ein superschönes Licht auf den Wanderweg, die Felder und Wasserfälle. Nach vielen Stunden und einem sehr langen Tag war dann endlich unsere Unterkunft in Sichtweite. Juhuu geschafft und das Hostel besitzt sogar einen Pool. Obwohl es schon dunkel ist, wollten wir noch kurz Baden gehen – nicht so eine gute Idee – der Pool war weniger sauber und tiefer als gedacht. Aus Versehen bin ich dadurch beim Reingehen untergetaucht, sodass meine Haare komplett nass waren und ich doch noch Haare waschen musste.

Unsere Zimmer waren okey – leider nicht komplett verschlossen, sodass Insekten und andere Tiere Zugang hatten. Es gab nur zu bestimmten Zeiten Strom, das Wasser zum Duschen war eher kalt -aber wir haben überlebt. Es gab noch leckeres Abendessen und nette Unterhaltungen mit unserer Gruppe und dann ging es bald schon ins Bett – denn morgen soll es um 04.45 Uhr wieder losgehen mit unserer Wanderung.Read more