Südamerika 2018

Ekim - Aralık 2018
Von Buenos Aires über Patagonien nach....? Okumaya devam et
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  • Gün 19

    Los Antiguos Zwischenstop

    22 Ekim 2018, Arjantin ⋅ ⛅ -2 °C

    Da wir uns noch ziemlich im Unklaren bezüglich unserer Weiterreise waren, peilten wir als nächstes Los Antiguos an, von wo aus man entweder die Grenze nach Chile überqueren, oder aber weiter nach Bariloche fahren kann (falls man sich nicht die 24h-Direkt-Tortur antun will).
    Da in diesem Dorf, das wirklich nur für seine Kirschernte bekannt ist, so absolut gar nichts los war, und das Wetter auch ziemlich bescheiden, hatten wir (bei endlich mal wieder guter Internetverbindung) Zeit, uns einen ungefähren Reiseplan zurechtzulegen. Es gibt einfach so unglaublich viele Möglichkeiten und die Distanzen sind so groß- wir haben gesehen, wir müssen uns auf einige Orte beschränken, da wir sonst vorn und hinten nicht mit dem Zeitplan zusammenkommen. Als nächstes geht's also nach Bariloche, eine Wander- und Kletterstadt (-Dorf??). Ansonsten nichts spannendes in Los Antiguos 😊
    Alice, unsere Wanderfreundin, die bis jetzt noch mit von der Partie war, geht jetzt wieder ihre Wege weiter und fährt in Chile Weiter Richtung Norden. Also sind wir wieder zu zweit unterwegs.
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  • Gün 20

    San Carlos de Bariloche

    23 Ekim 2018, Arjantin ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach einer weiteren langen Busfahrt am Dienstag (früher Beginn um 6 am Morgen mit mühsamem Umsteigen) erreichen wir gegen Mitternacht das weit bekannte "Bergsteigerdorf" San Carlos de Bariloche. Ungefähr so groß wie Innsbruck erleiden wir fast einen kleinen Kulturschock, endlich wieder in einer Stadt zu sein! Das Hostel ist, wie viele andere Gebäude im Ort, rustikal aus Holz - die Optik zieht sich durch, vom Gemeindeamt über Cafés und Bars... Geschäfte, die Bergsportartikel (sauteuer!!) verkaufen oder verleihen, gibts viele, jedoch macht das shoppen bei diesen Preisen und dem fehlenden Platz im Rucksack wenig Spaß (Franz kann aufatmen). Wofür Bariloche allerdings neben der unzähligen Freizeitmöglichkeiten wie Schi fahren, Wandern, Kayaking, Mountainbiken usw bekannt ist, ist seine Schokolade! Durch Zuwanderung aus Europa haben sich viele heimische Leckereien hier etabliert, die Schokolade allen voran als Vorzeigeschild. Im Schoko-Heaven bei dickflüssiger Trinkschokolade und Schokomousse-Torte lässt sich auch eine Erkältung meinerseits und das schlechte Wetter mit anhaltend kühlen Temperaturen leichter verkraften. Doch das herumwarten macht uns mürbe...

    Die Ski Saison hat hier erst vor etwa 2 Wochen geendet, man erkennt den guten Winter noch an der bis weit herunter reichenden, geschlossenen Schneedecke. Genau aus diesem Grund bleiben uns die coolsten Trekkingtouren, die wir geplant hätten, leider verwehrt. Wir finden keine Tourenski zum ausleihen, Seilverleih (für Gletscher) gibts auch keinen, die Hütten haben großteils noch nicht offen und insgesamt ist die Motivation, wieder tagelang durch hüfttiefen Schnee zu stapfen, und das auch noch bei ziemlich unbeständigem Wetter, eher gering. Wir wollten eigentlich auch klettern, aber nebst trockenem Wetter fehlen uns die Ausrüstung (fast alles ist ganz oder zumindest teilweise frei abzusichern) bzw Leute, die uns mitnehmen würden! Diverse Kontakte zu kletterwilligen Couchsurfern oder Freunde von Freunden versiegen in unergiebigen Whatsapp-Konversationen.
    Ganz so hatten wir uns das nicht vorgestellt... darum beschließen wir, nicht allzu lang hier zu verweilen, und uns schon bald auf den Weg nach Chile zu machen. Dort wollen wir uns ein Auto ausleihen und danach auch noch weiter in den Norden, in die Atacamawüste... oder vielleicht doch ein bisschen Urlaub vom Urlaub in der Karibik, 1 Woche all-inclusive? Mal schauen, was die Zeit bringt.

    Neben auskurieren gehen sich in Bariloche noch ein paar kleinere Wanderungen aus: in de Llao llao Nationalpark, ein kleines Paradies zwischen dichten Bäumen und Seen, und zum Refugio Frey- mitten in die allercoolsten Klettergebiete!! Als wir da oben dann auch noch ein paar Leute im Fels hängen sehen, überkommt uns doch ein bisschen der Neid ... 😊 Aber dafür gibts Sonne zum gemütlichen Beobachten, ein paar gute Gespräche mit den äußerst lässigen Hüttenwirten (ein paar Kletter-Dudes, suuuper gechillt) und wir begnügen und vorerst mit genauer Betrachtung der Topos. Ein bisschen Training für dieses Niveau würd uns eh nicht schaden... und wer weiß, vielleicht kommen wir ja einmal wieder 😉
    Die regnerische Zeit schlagen wir mit ein paar Walking Tours durch die City tot (weil sie uns in der Boulderhalle keinen Einlass gewährt haben- freies Klettern nur am Wochenende)- vor allem die Gourmet Tour durch verschiedene Geschäfte und Lokale gefällt mir. Und nach Degustation von verschiedenen Räucherköstlichkeiten (erster Räucherautomat importiert von einem Wiener), hausgebrautem Bier (es gibt über 40 Brauereien in Bariloche), den besten Empanadas, italienischen Nudeln, Eis und -na klar- Schokolade fallen wir vollgefressen ins Bett, bevor es am Freitag in der Früh per Bus weitergeht- nächste Destination: Chile!
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  • Gün 23

    Puerto Montt to Cochamo

    26 Ekim 2018, Şili ⋅ 🌧 11 °C

    Chile. Endlich. Nach einer weiteren langen Busfahrt mit umständlicher Grenzüberquerung erreichen wir am späten Nachmittag Puerto Montt, eine Stadt mit völlig fehlendem Flair, dafür unschlagbarer Lage am Hafen ist als zentraler Knotenpunkt kaum zu umreisen.
    Kurzer Einblick in die Grenzüberquerung nach Chile: Alle Leute und alle Rucksäcke raus aus dem Bus auf der argentinischen Seite, während wir unsere Pässe stempeln lassen, werden die Rucksäcke von Suchhunden durchgeschnuppert und stichprobenartig genauere Kontrollen einiger weniger vorgenommen (so auch Franzs Rucksack) - mit Auspacken und durchschauen des gesamten (!) Inhalts. Wieder alle rein in den Bus, 1/2 Stunde Fahrt durch Niemandsland, dann die ganze Prozedur nochmal auf der chilenischen Seite (wieder wird Franz‘s Rucksack komplett durchsucht), zweimal durchschnuppern aller Leute von zwei verschiedenen Hunden und schließlich Deklarierung sämtlicher Lebensmittel (und teilweise Konfiszierung verschiedener Waren wie Tierprodukte, Käse, Honig, etc).
    Die weitere Fahrt war unspektakulär, allerdings stellen wir in Puerto Montt fest, dass bereits sämtliche Autovermietungen geschlossen haben. Ich habe eine im Vorhinein angeschrieben, allerdings bis zur Abfahrt keine Email-Rückmeldung erhalten und nachher keinen Zugang zu Internet gehabt. Wir suchen also ein Cafe mit WIFI, etwas zu essen und stellen fest, dass die Vermittlung sich per Whatsapp bei mir gemeldet hat. Nach längerem Hin und her per Whatsapp und Telefon (Englisch kann ja prinzipiell sowieso keiner, und da sich chilenisches Spanisch deutlich von argentinischen unterscheidet, haben wir schlagartig das Gefühl, wieder bei Null anzufangen) schaffen wir es schließlich, doch noch ein Auto aufzutreiben. Um 21:00 Uhr haben wir also unseren Chevrolet Aveo, ein etwas ausgetretenes Schlachtross, aber es fährt. Einen Besuch bei der Tankstelle, einem Bankomaten und einem Supermarkt später ist es 23:00 Uhr und wir haben noch keinen Platz zum Schlafen. Währen Franz sich immer noch einen idyllischen Zeltplatz irgendwo vorstellt, werde ich unruhig... Wir fahren die Küste entlang, vorbei an Puerto Varas (die kleine, hübschere Schwester von Puerto Montt, kaum 20 Minuten entfernt) und suchen nach einem geeigneten Plätzchen. Allerdings haben alle in der Karte markierten Campingplätze a) überhaupt noch geschlossen, weil Vorsaison oder b) geschlossen, weil es bereits kurz vor Mitternacht ist und kein Mensch um diese gottlose Zeit sein Zelt aufbaut. Tja, nach einer weiteren knappen Stunde des Suchens geben wir auf, Wild campen scheint hier wohl auch nicht so gern gesehen zu sein - abgesehen von der Schwierigkeit, erstmal einen Platz im Dunkeln zu finden.... Also zurück in die Stadt und gutes altes Klopfen an Hoteltüren (die bösen Blicke, die wir teilweise zugeworfen bekommen, sprechen für sich). Ich sehe mich im Geiste schon die Sitze im Auto nach hinten klappen, als uns ein sehr freundlicher Torwächter eines ausgebuchten Hotels zu Hilfe kommt, und beim nächstbesten Hotel um die Ecke anruft. Er organisiert uns nicht nur ein Zimmer, es ist sogar noch mit Frühstück UND günstig! Die Betten sind superweich und cozy, und ich bin erstmal erleichtert.
    Anderntags beschließe ich, dass wir eine Sim-Karte fürs Handy brauchen - ich traue dem Auto nicht so ganz über den Weg, und sollten wir mal einen Abschleppdienst brauchen, will ich den auch anrufen können! Zudem wär noch ein bisschen mehr Bargeld von Vorteil - schwupps und schon die nächste Panne: der Bankomat verschluckt mein Geld, er zählt nach der Pineingabe und Bestätigung das Geld- spuckt es aber nicht aus. Die Dame, die ich mit der am Bankomat angegebenen Hotlinenummer erreiche, versteht leider kein Englisch, und auf mein Spanisch-Gestammel reagiert sie nicht besonders gut: sie legt einfach auf. Glücklicherweise hilft uns ein freundlicher Herr aus, hört sich unsere Geschichte in einer Spanisch-Englisch-Gebärdensprache-Mischung an und ruft dort für uns an. Anschließend müssen wir noch (mittels Hilfe von daheim) meine Heimatbank kontaktieren und alles dokumentieren und hinschicken - und somit, hoffe ich, kriege ich das Geld rückerstattet. Wie mühsam, wir wollten doch eigentlich gleich in der Früh losstarten... und jetzt ists wieder bereits nach Mittag und wir habe immer noch keine Meter gemacht.

    Irgendwann später sind wir dann doch am Weg nach Cochamo. Die Straße erstreckt sich erst entlang eines Sees, später dann entlang des Fjords, und wäre das Wetter etwas besser und wolkenloser, könnten wir wahrscheinlich spektakuläre Ausblicke genießen. So ist es... naja... auch schön! :) In Cochamo steppt auch nicht gerade der Bär: in allen Reiseführern steht etwas von wuselndem Bergsteigerort beschrieben, wo man alles machen kann, was das Abenteurerherz begehrt - wir sehen gähnende Leere, geschlossene Läden und ein paar Pferde. Soll die Saison hier wirklich in 1 Woche starten?? Es fühlt sich mehr an, als ob wir gerade zur absoluten Low-Season da sind. Da man im Cochamo-Valley super wandern können soll, nehmen wir einen Campingplatz direkt an dessen Eingang - bei Claudio, der recht freundlich wirkt. Allerdings sind wir die einzigen, es wirkt alles etwas verlassen und fast ein bisschen heruntergekommen- und später bemerken wir auch den Unmut seiner Frau darüber, dass jemand da ist. Komisches Gefühl hier, irgendwie. Der Spaziergang durch den Regenwald ist schön, alles wirkt so wolkenverhangen fast mystisch, der Bach der durchfließt ist glasklar - und das einzige was fehlt, ist die Aussicht auf die Berge. Anderntags packen wir unser Zelt wieder (klatschnass vom Regen in der Nacht) zusammen und starten los Richtung Hornopiren - es regnet (oder schüttet) mal wieder, was uns die Lust aufs wandern irgendwie nimmt. Stattdessen genießen wir die spektakuläre Fahrt, die uns nun endlich auf die sagenumwobene Carretera Austral bringt, DIE Straße durch den Süden Chiles, entlang von Buchten und Klippen, teilweise schlittern durch tiefen Matsch... und gesäumt von fast unberührter Natur und zahllosen Fischzuchten. Oft säumen Schafe, Hunde, Pferde oder gar mal eine Kuh die Straße, und auch einen Fuchs können wir beobachten - was die Fahrt trotz strömendem Regen zu einem schönen Erlebnis macht.
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  • Gün 25

    Ein Regentag in Hornopirén

    28 Ekim 2018, Şili ⋅ 🌧 13 °C

    Nach einigen Stunden Fahrt durch strömenden regen erreichen wir einmal mehr eine „Metropole, was bergsteigen und andere Outdooraktivitäten betrifft“. Im Reiseführer schreiben sie, es sei ein Wunder, dass dieses Örtchen noch nicht zum Touristen-Mekka mutiert ist, da die Möglichkeiten hier endlos seien! Tja, endlos ist für uns vor allem der Regen, endlich die Möglichkeiten im Dorf. Alles scheint wieder mal wie ausgestorben (zugegeben, es ist Sonntag Nachmittag, was dem Treiben auch nicht gerade weiterhilft), die Suche nach einem Café treibt uns schließlich bis zum Fährhafen, dem äußersten Punkt des Ortes. Hier ist ein sehr nettes kleines Café, leckere Torten und vorzüglicher echter Bohnenkaffee erwarten uns, und zwei Reisende mit denen wir aufgrund ähnlicher Interessen schnell ins Gespräch kommen. Tom aus Großbritannien und Harry aus Australien haben sich vor fast 5 Monaten in Kolumbien beim Klettern kennengelernt, dort beschlossen, sie kaufen sich Seil und Expressen und reisen seitdem zusammen, stets auf der Suche nach den besten Crags zum kraxeln.
    Nach Austausch einiger Reiseerlebnisse beschließen wir, wie sie in der Unterkunft der Café-Besitzerin zu campen (trotz Regen) - zu verlockend ist das Angebot eines Whirlpools dort! Gesagt getan, schnell sind wir dort und haben unsere Zelte aufgestellt, wir freuen uns über überdachte Zeltplätze ob des anhaltenden Regens, und der Anblick der mit Feuerholz aufzuheizenden Riesenbadewannen lässt uns gleich wärmer ums Herz werden! Wir finden sogar noch ein offenes Restaurant dort, um den hier hoch gelobten Fisch zu probieren - und nach Speis und Trank sitzen wir etwas später zu viert in der Wanne: mit Wein, Chips, Schokolade und viel Gelächter! Der Regen kann unsere Stimmung nicht trüben, und nach einigen Stunden des Einweichens im immer wärmer und wärmer werdenden Wasser sind wir schließlich erstens supersauber und zweitens so richtig gut gewärmt! Das erste Mal krieche ich mit warmen Füßen in meinen Schlafsack - das wird mir noch lang in Erinnerung bleiben!

    Am nächsten Tag gleich früh morgens klingelt der Wecker: wir wollen weiter auf die Fähre - noch heute wollen wir bis nach Chaitén, von wo wir morgen (wieder mit Fähre) nach Chiloé übersetzen wollen.
    Tom, der sein Zelt im freien Gras ohne Überdachung aufgestellt hat, kriecht mit müden Augen und pochendem Schädel aus seinem triefenden Unterschlupf, in dem sich über Nacht eine richtige Pfütze gesammelt hat. Das letzte Glas Wein war wohl nicht mehr gut... und die Stimmung ist dem (immer noch Regen-) Wetter entsprechend, aber nach und nach, mit Frühstück und Unterbringen aller Dinge in unserem flotten Flitzer, erhellen sich unsere Gemüter und wir starten zu viert weiter Richtung Süden. Die beiden sind per Anhalter unterwegs und freuen sich über die gefundene Mitfahrgelegenheit für die nächsten Tage!
    Und wir uns über die Tipps, die die zwei uns besonders für Ecuador geben können. Die Hoffnung, doch noch zum Klettern zu kommen, steigt wieder!
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  • Gün 27

    Hornopirén nach Chaitén, Chile

    30 Ekim 2018, Şili ⋅ ⛅ 10 °C

    Weiterreise von Hornopirén nach Chaitén. Mit drei nassen Zelten und zwei zusätzlichen Mitreisenden im Gepäck gehts im morgendlichen Regen auf die Fähre, die uns durch die Fjorde bis nach Caleta Gonzalez bringt. Fünf Stunden und zwei ruhige Fährfahrten mit spektakulären Ausblicken auf die umliegenden Berge, Wasserfälle und Fischzuchten später jagen wir das Auto wieder über Schotterstraßen gefühlt mitten im Urwald. Der Straßenrand ist gesäumt von riesigen Blättern unbekannter Pflanzen (Durchmesser sicher 1m oder mehr), Tiere sehen wir hier nicht mehr so viele... dafür machen wir entlang des Weges zweimal Stop um kleine Wanderungen zu riesigen, alten Lärchenbäumen und beeindruckenden Wasserfällen zu machen. Die Jahrhunderte alten Alercen, von denen es nur noch ganz wenige auf der Welt gibt, erinnern an die Redwood- oder Sequoia Trees in den Nationalparks der USA. Ganz still und heimlich wachsen sie, verborgen vom Dickicht der anderen Bäume, vor sich hin und geben sich erst zu erkennen, wenn man fast unmittelbar davor steht, beeindruckt durch deren Größe und Breite, kaum die Krone von unten erspähend. Wow!
    Ein paar Kilometer weiter mühen wir uns eineinhalb Stunden über Holzplanken wandernd/rutschend/stolpernd ab, um am Ende des Weges einen tosenden Wasserfall zu bestaunen, von oben bis unten nass gespritzt von dessen aufwehender Gischt. Nochmal Wow!
    Am Ende sitzen wir wieder patschnass zu viert im Auto, zwischen uns die von vorhin ohnehin schon nassen Schlaf- und Rucksäcke, und ich freue mich, dass ich geistesgegenwärtig für heute Abend schon auf der Fähre ein Appartement gebucht habe. Keine Schimmelzucht diesmal!

    Auf der Anfahrt nach Chaitén passieren wir noch den Vulkan, welcher vor allem durch all die toten Bäume und weggeschwemmten Holzbruchstücke auffällt (der Berg selbst hüllt sich in Wolken). Durch den Ausbruch 2008 war fast alles hier zerstört, auch die Stadt musste erst neu aufgebaut werden. Zu gern hätten wir noch die Wanderung zum Krater bestritten, aber da es bereits später Abend ist und uns morgen früh schon eine Fähre auf die Insel Chiloé bringen soll, bleibt dafür leider keine Zeit. Franz ist ein bisschen grantig, der Rest nimmts eher gelassen- vor allem als wir uns in einem angenehm warmen Appartement mit zwei Zimmern, gemütlicher Couch, einer warmen Dusche und einem direkt darunter liegenden Supermarkt wieder finden. Die kalten Zehen freuen sich aufs aufwärmen, und die Aussicht auf Kochen und Essen im Warmen mit grossen, richtigen Töpfen (statt Camping-Equipment) und ohne Wind und Regen lässt den Frust über die verpasste Wanderung schnell schwinden...
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  • Gün 28

    Chiloé - Quellon, Cucao, Castro

    31 Ekim 2018, Şili ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach einer fünfstündigen Fährfahrt nach Quellon kommen wir unbeschadet, im Regen, an. Ein kleiner Ceviche- Snack (die Insel Chiloé ist für seine unschlagbar guten Fischgerichte bekannt) und weiter geht die Fahrt Richtung Norden. Am Weg verabschieden wir uns von den Jungs, die nur zwei Tage hier Zeit haben- diese wollen sie ungeteilt den Essen widmen, während wir uns auf (vorhergesagten) Sonnenschein freuen, und im Nationalpark mal endlich wieder ein bisschen unsere Füße vertreten wollen!
    Gesagt getan, um einiges Gewicht im Auto leichter machen wir uns auf den Weg nach Cucao, der Ort am Chiloé- Nationalpark wo es zahlreiche Camp- und Ausflugsmöglichkeiten gibt. Wie üblich sind ca. 2/3 davon mal wieder geschlossen, allerdings ist es diesmal ganz praktisch- da wir keine Zahlungsmöglichkeit finden, verbringen wir eine Nacht gratis am Nationalpark-Campingplatz. Das beste an der Fahrt nach Cucao ist, dass, je näher wir kommen, der Himmel blauer und blauer wird und wir schließlich im strahlenden Sonnenschein empfangen werden. Nach so vielen Regentagen fühlen wir uns einfach nur überglücklich, endlich die Sonne zu sehen (auch wenn das Klima hier am Pazifik noch recht knusprig-windig ist). ☀️
    Wir genießen den Sonnenuntergang am Strand, ganz allein, mit Ukulele und ein bisschen singen und hauen uns nach einer wärmenden Suppe und Tee ins Zelt auf Ohr. Und siehe da: es regnet nicht mal in der Nacht!! Unsere zweite regenfreie Nacht im Zelt seit Beginn unserer Reise 😊

    Am nächsten Tag versuchen wir erfolglos, uns Kajaks auszuleihen... also wandern wir durch das Baumdickicht im Nationalpark, danach ein wenig am Pazifik-Strand entlang und genießen die Aussicht auf die beeindruckenden Wellen und die Hügel mit grasenden Kühen nebenan (Kühe am Strand? häh?), machen einen Umweg am Rückweg durch die Hügellandschaft mit haufenweise blökenden Schafen und treffen uns schließlich mit Alice, unserer englischen Freundin, die uns wieder für ein paar Tage begleiten wird.
    Zusammen fahren wir dann noch zur "Muelle de las Almas", der Kai der verstorbenen Seelen- von dort werden die Seelen mit einem Boot ans andere Ufer gebracht. (Chiloé ist neben Fischgerichten und Kirchen auch für seine abergläubischen Bräuche und Geschichten mit Hexen und Seelenverwünschern bekannt)
    Nach den obligatorischen Fotos und dem Rückweg merke ich (wie schon den ganzen Tag) dass mein Magen sich immer mehr zu winden beginnt (wahrscheinlich mein Fisch von gestern Mittag)... anstatt in Castro zu zelten entscheiden wir uns am Ende doch für ein Hostel beim supernetten, etwas chaotischen Fernando und ich verbringe den Rest des (Halloween-) Abends mit verstimmem Bauch im Bett während sich Alice und Franz zwei gigantische (vegetarische) Burger und ein paar Craft-Beers einverleiben. Die Burger, die man in den Bars hier bekommt, haben meist den Durchmesser eines ganzen Tellers- und ich meine die richtigen, nicht Dessertteller 😂
    Das beste an dem Hostel ist (neben weichem Bett, warmer Daunendecke und warmer Dusche) der ECHTE Kaffee, den Fernando mit seiner Mokka-Maschine gratis am Nachmittag und zum Frühstück bereitet. Hier in Chile ist Bohnenkaffee ungewöhnlich, man trinkt eigentlich nur Nescafe (bäh) - umso mehr muss man das hier nutzen!
    Anderntags unternehmen wir noch einen Spaziergang durch die Stadt, sehen uns die wirklich sehr schöne Kirche San Francisco an (besonders Jesuiten und Franziskaner haben hier viel Missionarsarbeit geleistet). Die Kirchen hier auf Chiloé zählen übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe.
    Ebenso machen wir einen Postkarten-Schnappschuss der Palafitos, Häuserfronten, die auf Pfählen direkt ins Meer münden und als Boot-Andockstelle dienen (leider ist bei uns grad Ebbe und kein Wasser da- also sinds nur Häuser auf Pfählen). Besonders schön sind die vielen bunten Farben!

    Nach einem Empanada-Mittagsmenü gehts weiter im Auto Richtung Ancud, die nördlichste Stadt der Insel- uns fehlen noch zwei essentielle Sachen: Curanto, der bekannte Fischeintopf, den man gegessen haben muss. Und, na klar: 🐧!!
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  • Gün 29

    Ancud und so

    1 Kasım 2018, Şili ⋅ ☁️ 12 °C

    So, mit flauem Magen gehts weiter in unserer Luxuskarre: etwas mehr aufgepackt mit unseren drei riesigen Rucksäcken und allerlei Kleinkram schlängeln wir uns die Straßen rauf von Castro entlang der Küste bis nach Ancud.
    Am Weg geben wir uns allerlei Touristenattraktionen hin (wo wir entweder umgeben von chilenischen Seniorengruppen oder einzelnen anderen verwegenen Off-Season-Reisenden oder Familien, ebenfalls häufig chilenischen Ursprungs, sind.) Warum so viele Chilenos? Achja, wie bei uns ist der 1. November der „Dia de los muertes“, der Tag der Toten, ein Feiertag und das Wochenende mit dem Zwickeltag perfekt für verlängerte Wochenendtrips! Und genau wie bei uns finden sich auch hier die Leute an den letztem Ruhestätten ihrer Liebsten ein, schmücken die Gräber mit bunten (Plastik-)Blumen oder sitzen am Straßenrand bei den Gedächtnismälern an Unfallstätten.

    Kleine Nebenbemerkung: Später auf der Reise erfahre ich, dass man hier in Chile glaubt, die Seele der Verstorbenen leben an dem Ort weiter, wo der Körper begraben ist, weshalb man häufig persönliche Gegenstände oder gelegentlich auch Essen (wie Geburtstagstorte zum Geburtstag) an Gräbern sehen kann. An diesem Ort kann man auch mit den Verstorbenen kommunizieren und die Beziehung quasi weiterführen. Unschuldig verstorbene, wie etwa Kinder, die in einem Unfall ums Leben kamen, bekommen einen Platz besonders nah bei Gott, was von Vorteil sein kann, wenn man letzteren um einen Gefallen bitten möchte. Diese Verstorbenen kann man also als „Abkürzung“ direkt zu Gott sehen, erfüllen sich die Wünsche, ist es selbstverständlich, seine Dankbarkeit zu zeigen - mit Plüschtieren, Blumen, oder auch einer kleinen Messingplackette, die mit Datum und Namen am Grab angebracht wird. Die sehr gefälligen unschuldig Verstorbenen, die wohl besonders gut darin sind, die Bitten an Gott weiterzureichen (und die nach ihrem Tod offensichtlich schon vielen Menschen geholfen haben), werden fast als kleine „Heilige“ verehrt, und ihre Gräber kann man an Friedhöfen meist leicht am üppigen Schmuck erkennen.

    Der starke christliche Glaube auf Chiloé, wo eine Kirche sich an die nächste reiht, großteils gut erhalten oder schön restauriert in strahlend bunten Farben, bietet einen lustigen Gegensatz zum ursprünglichen Glauben an ganz und gar schauerliche Kreaturen, Hexen und Gnome, den Gott des Wassers und den der Erde, jeweils in Schlangenform... Die Kreaturen, die den Grundstock dieser Mythologie bilden finden sich an unterschiedlichen Orten der Insel wieder, häufig als Statuen, manchmal auch in Form verkleideter Menschen (mit denen man natürlich Fotos machen kann). In den Fotos sieht man einige davon.

    Wir schauen uns also mehr Wasserfälle, Kirchen und Friedhöfe an und schaffen es schliesslich am Abend bis nach Ancud, der Ort von dem aus man in kurzer Zeit die Pinguinbucht erreichen kann. Jaaa, Pinguine - ich warte schon seit Wochen drauf!
    Aber zuerst noch ein kleiner Exkurs zu unserer Hostelsuche in Ancud: Aufgrund des erwähnten Feiertagswochenendes in Kombination mit vorsaisonal reduzierter Verfügbarkeit an Unterkünften generell, scheint es erst schwierig, ein günstiges Zimmer ohne Vorreservierung zu erwischen. Im Hostel, das wir ansteuern, sind sie zwar voll belegt, aber hilfsbereit und verweisen uns freundlich weiter zum Hostal Austral, bloß die Straße runter.
    Was dann folgt, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

    Eine ältere Lady, Señora Dita, empfängt uns und erklärt uns ausfüüüüüüüüüüüüüüührlichst alles was wir wissen müssen. Und noch mehr. Nett ist, dass sie für uns sehr langsam Spanisch spricht, um sicher zu gehen, dass wir auch alles verstehen - anstrengend, dass wir eine Stunde und fünfzehn Minuten später immer noch mit ihr am Tisch in einem kalten Raum sitzen und sie totlabert, was wir nach fünf Minuten eigentlich auch schon gewusst hätten. Señora meint es gut mit uns und versucht uns unzählige Tipps für tolle Ausflugsziele mit „TRAUMHAFTER“ Aussicht und günstige Restaurants zu geben- die Informationen sind hilfreich, aber einfach etwas zu viel im Ganzen, und es fühlt sich mit ihr ein bisschen wie mit einer überprotektiven Oma an, die etwas kompliziert erklärt, gern alles bis ins kleinste Detail kontrolliert und etwas zu viel verbietet. Im Zimmer sind die Hausregeln aufgehängt, doch sie versäumt es nicht, noch dreimal zu wiederholen, dass die Lichter, wenn nicht benützt, ausgeschaltet werden müssen, dass die Rucksäcke nicht aufs Bett gelegt werden dürfen, dass das Frühstück zwischen 8 und 10 ist und und und. „Achja, aber morgen ist Feiertag (2.11.) - also Frühstück erst um 10! Weil davor der Bäcker nicht auf hat.“ Für uns kein Problem, aber als wir um fünf nach 10 noch nicht unten sitzen, klopft es auch schon an unserer Zimmertüre.... Ehrlich????
    So geht das zwei Tage dahin, das Zimmer ist sehr sauber aber saukalt, jedoch sehr günstig und immer noch besser, als draußen im Regen zu campen. Wir versuchten Señora Dita mit ihrer überschwänglichen Fürsorglichkeit zu meiden, so viel es möglich ist - also verlassen wir am nächsten Tag das Haus und treiben uns rum, bis es späte Schlafenszeit ist. Als wir zurückkehren, fühlen wir uns fast schon wie Teenager, die zu spät nach Hause gekommen sind - denn an unserer Tür hängt ein Post-it: „Breakfast tomorrow at 09.30!“ Äh... ja. Okay, wir wären ja sowieso da.
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  • Gün 30

    Pinguine!

    2 Kasım 2018, Şili ⋅ ⛅ 18 °C

    Unser Pinguintag!
    Nach Ausschlafen und dem Frühstück (ich habs wegen flauem Magen mal wieder sein lassen) gehts etwas verspätet los auf unsere Rundtour zu den besten Plätzen der Bucht: eine SAGENHAFTE Aussicht folgt der nächsten... nein, ehrlich! Eines muss man Señora Dita lassen: die Plätze, die sie empfohlen haben, sind wirklich schön! Das Auto erweist sich als absolut praktisch, denn trotz der sehr guten Busverbindungen kommt man halt doch nicht überall hin ohne eigenen fahrbaren Untersatz. Wir holpern also über Schotterstraßen zu einer Festungsruine, machen Picknick am Strand (wo wir von chilenischen Feiertags-Genießern fast zum Mitessen genötigt werden) und rollen schliesslich am Strand entlang zu einem der Boote, die uns näher zu den Pinguinen bringen werden.
    Alles läuft richtig smooth, die Preislimits, die uns unsere Gastgeberin eingeprägt hat, konnten wir einhalten - und eine spannende Tour vorbei an (leider recht wenigen) Magellan- und Humboldtpinguinen genießen. Der Bootsführer erklärt in schönstem chilenisch-schnellen Spanisch viel zu allem was wir sahen, und ich bin überrascht, wieviel ich mit meinen rudimentären Spanischkenntnissen (wahrscheinlich dadurch, dass ich Französisch spreche) verstehe. Nämlich eigentlich fast alles. Na gut, so viel hat er dann auch wieder nicht gesagt... aber dennoch :) Leider spreche ich immer noch richtig wenig und das vor allem in der Gegenwart und ohne Konjugationen... aber das Sprechen kann der Franz übernehmen, so sind wir eigentlich ein ganz gutes Team! Neben Pinguinen sehen wir noch verschiedene andere Vögel, einen Pelikan und Seelöwen, die sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen während sie sich gemütlich auf den Felsen aneinander kuscheln. Die Pinguinkolonien hier bestehen zu 80% aus Magellan-Pinguinen, nur 20% sind die vom Aussterben bedrohten Humboldt-Pinguine, die es anscheinend nur hier gibt. Lustig zu beobachten, wie diese kleinen (ich hätte sie mir irgendwie etwas größer erwartet) Vögel auf zwei Beinen gar nichtmal ungeschickt die Felsen rauf und runter watscheln, bevor sie unten ins Wasser springen und sich auf Fischfang begeben. Jeder dieser Pinguine isst mehrere Kilo Fisch am Tag, sie müssen sich also ranhalten, um den Hunger stillen zu können!
    Nach diesem Highlight gönnen wir uns noch ein Abschlussbier (für mich ein Cola) für unseren Chiloé-Besuch und lassen den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen bevor wir uns zurück ins House of Horror begeben.

    Kurz zurück zum oben erwähnten Barbecue: die Chilenen scheinen ebenso wie die Argentinier große Fans von Barbecues zu sein. Dazu gehört dann auch vor allem eins: ein riesiger Berg Fleisch! Die paar Tomaten und Gurken dazu sind wohl mehr alibihalber oder als Deko dabei... Was noch dazu gehört, ist eine große Portion Gastfreundschaft. Man kann kaum in der Nähe sitzen, ohne auch eingeladen zu werden, mitzuessen. Es gibt meist mehr als reichlich, und eine Ablehnung wird nicht gern akzeptiert. In unserem Fall waren es zwei Brüder und die Frau von einem der zwei, die Menge an Fleisch wird wohl um die fünf Kilo gewesen sein (oder mehr. Für 3 Leute!!). Zubereitet wurde es - nein, nicht gegrillt, sondern frittiert, in einer Wok-ähnlichen Pfanne mit Öl, die in den Kohlen geparkt war. Das Fett wurde dann zum Frittieren der Würstchen noch mit Weißwein verfeinert, und wäre mit nicht immer noch so übel gewesen, hätte ich nur zu gern ein Würstchen probiert. Wir fühlten uns schon etwas schuldig, da wir wiederholt ablehnten, was sie uns mit einladender Mimik anboten (naja, Franz war da wohl kein guter Ansprechpartner), aber glücklicherweise opferte sich Alice beim dritten Angebot für einen Schweinebauch, und man konnte den dreien die Freude richtig anmerken. Wir quatschten ein wenig mit ihnen, Franz opferte sich schließlich zumindest für ein Schlücklein Weißwein und alles war wieder gut. Es wäre eigentlich richtig gemütlich gewesen, und hätten wir nicht noch die Pinguine auf unserem Fixplan gehabt, wären wir wahrscheinlich für den Rest des Tages hier versumpft!

    Am nächsten Tag brechen wir morgens auf, um Chiloé zu verlassen und zurück aufs Festland zu gelangen. Wegen des immer noch unsicheren Magens habe ich die Fischsuppe (Curanto) bis zum Schluss nicht probiert. In dem Moment find ichs aber gar nicht d´so schlimm, die Lust aufs Essen fehlt. Das Wetter, das uns am Vortag noch mit reichlich Sonnenschein bedacht hat, ist trist und grau mit dicken Regentropfen. Mal wieder. Eh schon nichts neues mehr.
    Wir wollen nochmal nach Puerto Varas, weil Alice das noch nicht gesehen hat, bevor wir am Abend das Auto in Puerto Montt zurückgeben und mit dem Bus nach Santiago auch das Regenwetter und die Kälte hinter uns lassen.
    Der graue Tag gestaltet sich unspektakulär, die Fährfahrt ist schnell vorbei, in Puerto Varas genießen wir nochmal guten Kaffee und Kuchen und Alice kann ihre geschundenen Bergschuhe (die ihr auf unserer Trekkingtour nasse Füße bereitet haben) gegen nagelneue eintauschen. Nachdem wir dann das Auto geräumt und unsere Rucksäcke wieder aufgezäumt haben, beschließenm wir das Ende unserer gemeinsamen Reise mit einem Pisco sour - ein sehr typisches Getränk hier, das uns im Bus vielleicht zu etwas mehr Schlaf verhilft...😇
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  • Gün 32

    Santiago

    4 Kasım 2018, Şili ⋅ ☀️ 19 °C

    SANTIAGO- nach einer langen Übernachtungsbusfahrt trifft uns die Wärme beim Aussteigen wie eine Mauer. Hitze kann man noch nicht wirklich sagen, schließlich ists erst 8 am Morgen... aber die Temperaturen steigen, und die Sonnencreme wird gleich als erstes nach oben gepackt.

    Es folgt eine etwas umständliche Suche nach einer Gepäckverstauungsmöglichkeit bis wir um 2 in unser AirBnB-Apartment ziehen können, diese nach Möglichkeit zentral, sodass wir den weiten Weg zum Busbahnhof bei all dem Verkehr nicht zweimal machen müssen. Ein nettes Hostel erbarmt sich unserer Rucksäcke, und kurz darauf sind wir schon in der ersten Stadtführung - mal wieder eine Walking Tour für Trinkgeld, diesmal rund um die Highlights in Santiago wie La Moneda, der Präsidentenpalast, verschiedene Viertel und ihre Eigenheiten, wir lernen, dass das Bussystem seit der Verstaatlichung und fairen Bezahlung der Busfahrer um einiges sicherer und angenehmer geworden ist (davor sind alle fürs Einkassieren der meisten Passagiere gefahren wie die Irren, haben nach Belieben Haltestellen ausgelassen und Leute stehen gelassen- und Busfahrer zählten zu den meistgehassten Menschen der Stadt). Wir lernten über die chilenische Küche, und dass es ca. 2 richtige vegetarische Gerichte gibt (und sonst hauptsächlich Fleisch und Fisch), erfuhren, wer die Lady auf der 5000 Peso-Note ist und warum die Münzen mit einem winzigen „S“ geprägt sind. Santiago wurde uns als eine Stadt der Gegensätze gezeigt, einerseits sehr modern, „westlich“, sauber und die Leute wohlhabend- und kaum wechselt man zu weit nach „Plaza Italia down“ wird es dreckiger, die Leute haben mehr Mühe, ihre Miete zu bezahlen. Santiago hat über 50 Stadtbezirke und jeder hat seinen eigenen Bürgermeister seine eigenen Gesetze oder Statuten. Die grausame Diktatur unter Pinochet hat die Stadt sowie das ganze Land geprägt, Ausländer gab es wenige die es hierher zog, und erst den 2000er-Jahren ist die Migrationsrate auf fast 5% angestiegen.

    Wir haben drei Tage hier, und machen das Beste daraus:
    Den ersten Tag nützen wir nach der Tour erstmal, um uns einzurichten. Unser Apartment ist eine Maisonettewohnung mit gut ausgestatteter Küche, es gibt Waschmaschinen im selben Block, die man für eine relativ geringe Gebühr nutzen kann, und man kanns kaum glauben, aber wir freuen uns echt, mal wieder den „Haushalt selbst zu schmeißen“!
    Als erstes wird gekocht, dann genießen wir den Abend noch bei einem kleinen Stadtspaziergang. Im Dunkeln in der Gegend des Mercade Central herrscht reges Treiben, hier werden Schuhe und Kleider verkauft, nebenan spielen ein paar Halsabschneider ihre „Kugel unter einem der drei Becher - Trick´s“, während des Beobachtens kann man sich mit einer kühlen Cola aus der Kühlbox eines Verkäufers erfrischen. Hungrige Mäuler werden mit frittiertem Hähnchen und Pommes oder gegrillten Fleischspießen vom Grill im EInkaufswagen gefüllt. Das erste Mal auf meiner Reise erlebe ich dieses Treiben, das ich mir schon so viel früher erwartet hätte!
    Wir verzichten und lassen uns in einem hippen Restaurant (ja, auch hier ist hip voll in) nieder, um vermeintlich vegetarische Quesadillas zu bestellen. Es folgt der erste epic Vegi-Fail. Franz bestellt Quesadillas mit karamellisierten Zwiebeln und glasierten Tomaten - und sie kommen mit Fleisch! .. Welches blöderweise in der Überschrift stand, nur hatte er nicht daran gedacht, die Überschrift zu übersetzen, und „Mechada“ war uns nicht geläufig als eine Art von Fleisch.. ups. Also gibts Fleisch für mich - und mal wieder Pommes für Franz.
    Santiago ist im übrigen ganz schön teuer, das Bier kostet meist 4-5€ (wenn man nicht grad in der Happy Hour trinkt), und mit einem Durchscnittseinkommen von 500€ kann man sich vorstellen, dass auswärts essen gehen hier nicht unbedingt gang und gebe ist.
    Hier konzentriert man sich mehr aufs Mittagessen, dort wird gevöllert und es ist im Allgemeinen viel günstiger als abends. Und dann gibt es noch das Once, eine Art Jause.

    An Tag zwei (nach einmal Ausschlafen in unserem cozy Boxspringbett) waschen wir Wäsche. So selbst, mit selber einladen und ausräumen und aufhängen und so. Die kleinen Freuden des Lebens. Und wie sauber wir uns wieder fühlen!
    Nach Highlight des Tages bietet eine Weinverkostung in Cousiño Macul, einem Weingut in der Stadt. (Zugegeben, die Stadt ist auch sehr groß und man fährt eine Weile dorthin). Dort - volle Gönnung - leisten wir uns die Premium-Weintour und genießen nach einer wenig spannenden Führung durch die alten Weinkeller, die heute nicht mehr benutzt werden, eine Verkostung von sechs Weinen inclusive passendem Käse und ausgiebiger Erklärung von unserer Sommelière. Richtig gut! Und als Geschenk bekommen wir sogar noch je eine Flasche Sauvignon gris mit einem Glas dazu! Perfekt für einen stilvollen Sundowner auf dem Cerro San Cristobal, dem Aussichtsberg (-... äähh Hügel) den wir gleich im Anschluss beschwingt erklimmen.
    Der Heimweg führt uns durch Barrio Bellavista, ein Viertel voll mit Cafés, Bars und Restaurants - und weil Montag ist und montags den ganzen Abend Happy Hour herrscht, kehren wir noch auf einen Terremoto ein. Terremoto - übersetzt Erdbeben, ist ein typischer Drink für Santiago, eine Stadt die regelmäßig von mehr oder minder starken Erdbeben geschüttelt wird. Bestehen tut er aus Wein, einer Kugel Eis (meist Ananas oder Rahmapfel) und viel Alkohol (vergleichbar wohl mit Long Island Eistee, nur süßer). Hat man einen ganzen getrunken, kann man meist das Erdbeben schon spüren...

    Rahmapfel (englisch Custard Apple) ist eine ca 10-15 cm große, birnenförmige Frucht mit grüner dünner Schale, vielen großen schwarzen Kernen und weichem, fast geleeartigem Fruchtfleisch das nach einer Mischung aus Ananas, Birne und Lychee (oder so ähnlich) schmeckt. Für alle, dies noch nie probiert haben - super süß und supergut!

    Nach unserem kleinen „Erdbeben“ können wir uns grad so noch ins Bett retten :)
    An Tag drei schleppe ich Franz mal wieder zu einer Tour: Santiago Offbeat. Die Tour, die eben grade nicht die 0815 Sachen besucht. Mit unserem sehr engagierten, super informierten Guide Camillo schlendern wir durch die Märkte, von Fisch- büber Blumen bis Gemüse, er erklärt uns, wo und vor allem wie man in Santiago am Markt einkauft (man feilscht nicht, dafür gibts ein ungeschriebenes Gesetz der Loyalität zu seinem eigenen persönlichen Obst- oder Gemüseverkäufer, der einem dafür wiederum die besten Preise macht), wir kosten Sopaipillas (frittierte Mais-Kürbis-Kiachl mit scharfer Tomatensalsa drauf) und lernen am Friedhof viel über Aberglaube (siehe Beitrag „Ancud und so), Friedhofsnutzung (dass es eine „reiche und eine arme Seite“ am Friedhof gibt und jeder seinen eigenen Christus am Kreuz hat, dass man am Friedhof erste Dates hat und Partys feiern kann und dass ein prunkvolles Mausoleum seinerzeit als Statussymbol galt, das man schon vor dem Tod errichtete um damit angeben zu können) und schlussendlich noch vieles über die schreckliche chilenische Vergangenheit, die der argentinischen in Grausamkeit um nichts nachsteht und mit ihrer jungen Vergangenheit noch tief in den Knochen der Leute sitzt.
    So ganz haben wir die ganze Geschichte aber nich nicht verstanden, darum machen wir uns nach einem kleinen Mittagessen (juhuu mein Appetit ist endlich wieder richtig zurück und ich esse, frisch vom Markt, mit Parmesan überbackene Muscheln/Clams) auf ins Museum of Memorial und Human Rights. Eine Gedächtnisstätte einer furchtbaren Zeit, in der die Geschichte äußerst gut aufgearbeitet wurde, die aufzeigen soll, was viele zu vertuschen versuchten oder sich nicht zu sagen trauten und die ermahnen soll, das Passierte nicht zu vergessen!

    Drei anstrengende, aufschlussreiche, erschütternde Stunden später schleppen wir uns entkräftet für einen Snack in ein süßes vegetarischen Lokal (mmmhh frisch gebackenes Brot, das fast an Vollkornbrot erinnert!) und marschieren schließlich durch die bunten, wandbemalten Viertel Barrio Yungay und Barrio Brasil zur Metro, die uns nach Hause bringt. Mit Stop bei einer Gelateria. Eis kriegt eindeutig in Buenos Aires mehr Punkte als hier- ist aber dennoch Eis, und somit gut. :)

    Danach werden noch Koffer gepackt, denn morgen gehts weiter nach Viña del Mar und Valparaiso! Santiago, es war uns ein Volksfest!
    Okumaya devam et