• Barbara-Marie Mundt

Das Olga Abenteuer

Das ist die ganze Geschichte: wie wir unseren Katamaran Olga selbst aus Stahlblechen gebaut haben, wie er zu Wasser gelassen wurde und wie wir damit durch Frankreich und über das Mittelmeer nach Portugal gesegelt sind. Les mer
  • Fontenoy le Château

    14. august 2005, Frankrike ⋅ 🌧 18 °C

    begrüßt uns mit Regenwetter und verhilft zu einem Lang-Ausschlafen und sehr späten Aufbruch gegen 15 Uhr. »Nur« sechs Schleusen haben wir zu passieren bis Fontenoy le Château. Hier ist eine Station der »Blue Crown Line« und es soll laut unserem Kanalführer einen Yachthafen geben. Er ist tatsächlich da, sieht allerdings ziemlich heruntergekommen aus. Immerhin gibt es Strom und Wasser. Duschen ist nur zwischen 18 und 19 Uhr möglich und angesichts des Zustandes dieser Örtlichkeit verzichten wir lieber. Wir wandern durch das »Geisterdorf« mit vielen leer stehenden Häusern, eingesunkenen Dächern und leeren Fensterhöhlen. Um den Eindruck noch zu verstärken sind in manchen Schaufenstern ausgestopfte Tiere zu sehen: Esel, Kühe, starr und staubig. Und über allem tropft unaufhörlich der Regen. Wir finden keinen einzigen Laden, aber endlich, am anderen Ende des Dorfes, etwas außerhalb ein hell erleuchtetes modernes Stahl-Glas-Restaurant, wo wir ein feines 4-Gänge-Menue zu einem feinen Preis verzehren.Les mer

  • Selles

    15. august 2005, Frankrike ⋅ 🌧 17 °C

    Immer noch herrscht Regenwetter, trotzdem fahren wir aus diesem unerfreulichen Ort fort, weiter durch sechs Schleusen bis Selles, wo es eine nette Anlegestelle direkt hinter der Drehbrücke (Handbetrieb) gibt. Ich habe Sehnsucht nach einer warmen Dusche. Nach dem Essen an Bord wandern wir durch den Ort, besichtigen die Käserie, und unternehmen einige vergebliche Telefonversuche nach Hause.Les mer

  • Corre

    16. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 21 °C

    Fünf Schleusen bis Corre, wo der Canal de Vosges die Saône fließt. Es gibt einen schönen Anleger, Strom und Wasser. Wir duschen an Bord und der Skipper besucht seinen Hausfrisör. Dann wandern wir wieder und besichtigen die große Marina, die auf der anderen Seite am Saôneufer liegt. Nach dem Einkaufen kommandiert der Skipper etwas unplanmäßig wieder zum Aufbruch, was für etwas Unmut in der Crew sorgt. Ich wäre lieber noch dort geblieben.
    Wir nehmen also Abschied vom Canal de Vosges und er bleibt nicht in guter Erinnerung: einsam, kaum Häfen, die Dörfer zwar schön, aber ärmlich, rundum nur grüne Hölle.
    Gegen 16 Uhr fahren wir in die Saône ein.
    Les mer

  • Montureux les Baulay

    16. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 22 °C

    Endlich erreichen wir wieder einen Fluss: Die liebliche Saône lässt schweifende Blicke zu, erfreut uns mit zarten Morgennebeln und schlängelndem Lauf. Hinter jeder Biegung zeigt sich ein neuer Ausblick.
    Wir passieren drei weitere Automatik-Schleusen. Hier gibt es wieder eine andere Technik: Die blauen Stangen zum Auslösen hängen unübersehbar mitten im Fluss, man muss sie drehen. Es folgen drei weitere Stunden ohne Anlege-Möglichkeit. Endlich kommt ein kleines Dorf in Sicht, der Anleger ist leider schon besetzt. Am Uferrand machen Steine das Anlegen unmöglich; etwas später gibt es eine Spundwand, wo wir endlich an einem Baum festmachen können. Zur Sicherheit bringt der Skipper einen Anker am Ufer aus.
    In der Nacht schrecken uns ungewohnte Geräusche aus dem Schlaf. Auf der Wiese nebenan weiden Schafe, die in unregelmäßigen Abständen eine Behelfsbrücke aus Metallplanken über ein Nebenflüsschen mit lautem Hufgetrappel überqueren. (Montureux les Baulay, km 380 d. Saône)
    Les mer

  • Port sur Saône

    17. august 2005, Frankrike ⋅ 🌙 20 °C

    Auf der Suche nach einem Laden unternehmen wir wieder eine Radtour bergauf bergab, ca. 25 Kilometer, nach Jussey, einer etwas größeren Stadt. Dort gibt es sogar einen Buchladen. Nach erfolgreichen Einkäufen brechen wir auf.
    Auf der Saône fahren viel mehr Mietboote als auf dem Canal de Vosges. Eine sehr schmale Brückendurchfahrt schaffen wir nur mit Rempeln, einer unserer Fender geht über Bord. Nach drei Schleusen erreichen wir ohne weitere Zwischenfälle den netten Anleger von Port sur Saône. Im Städtchen gibt es ein paar Geschäfte und wir wandern zum Yachthafen und erkunden die Preise für ein Winterlager: 70 € pro Schiffsmeter ist die Jahresmiete. Auf der Suche nach einem Restaurant werden die Füße sehr müde und die Beine schmerzen. Schließlich speisen wir aber excellent im Hotel de la Paix.
    Les mer

  • Savoyeux

    18. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 29 °C

    Die Saône ist lieblich mit Windungen und breiten Stellen voller Seerosen. Heute durchfahren wir bei St. Albin den ersten Tunnel, vor denen ich so viel Angst hatte. Davor gibt es wieder nervende Warterei: ca. vierzig Minuten schaukeln wir auf der Stelle. Offenbar hat ein Boot bei der Durchfahrt Probleme. Wir haben keine, meine vorauseilenden Schrecken verfliegen im Nu, der Tunnel ist - wie alle folgenden - harmlos, gut beleuchtet, tief genug; mehr noch, sie bieten eine hervorragende Akustik für Querflötentöne, was die folgenden Bootsfahrer auch erfreute.
    Es herrscht wieder viel Mietboot-Verkehr auf der Saône. Rechtzeitig vor dem nächsten Tunnel und der einsetzenden Müdigkeit erreichen wir den Hafen von Savoyeux. Hier müssen wir 8 € zahlen und für die Duschen extra.
    Les mer

  • Gray

    19. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 23 °C

    Beim Start, o Schreck: Die Batterie ist leer. Wir müssen erst ein Ladegerät leihen und stundenlang laden. Erst gegen 14 Uhr können wir aufbrechen und müssen vor dem nächsten Tunnel wieder lange warten, gemeinsam mit einem finnischen Segler. Endlich schaltet die Ampel auf Grün, und … kein Boot war erschienen. Warum mussten wir bloß warten? Im Tunnel wird wieder geflötet.
    Kurz nach der folgenden Schleuse stoppt der vorausfahrende Segler plötzlich ab. Vor uns liegt eine Engstelle und so dachten wir zunächst, er wolle Gegenverkehr durchlassen. Dann aber sehen wir, dass das Boot des Finnen auf das Ufer zutreibt. Der finnische Skipper ruft uns auf Englisch an, er habe einen Motorschaden, und bittet um Abschlepphilfe. Nach einigem Manövrieren haben wir ihn am Haken, bzw. am Seil und schleppen ihn einige Kilometer ab, bis in die Nähe von zwei Dörfern, wo er ankern will. Wir fahren weiter bis Gray (km 280). Nach einer Stadtschleuse finden wir eine ruhige Pier mit Ringen zum Festmachen. Beim Stadtbummel durch das nette Städtchen gibt leider die Kamera ihren Geist auf. Wir essen Pizza bei »Kerstin« und begeben uns wieder an Bord.
    Les mer

  • Gray

    20. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 21 °C

    Noch einmal durchwandern wir die hübsche, vielgesichtige Stadt. In vielen dieser alten französischen Städte gibt es gut erhaltene gotische Häuser, oder sonst schöne alte Bausubstanz. Manchmal mit schiefen Wänden, aber sehr charaktervoll. Wir finden einen Reifenhändler, der uns einen Altreifen als Fender schenkt (nun müssen wir ihn durch die ganze Stadt zurück zum Boot schleppen!), kaufen ein Batterie-Ladegerät. Leider gibt es keinen Fotoladen für die Kamera, aber ein Internet-Café – endlich! Hier am Anleger gibt es Wasser und Strom für einen Euro; wir nutzen das Kontingent unseres österreichischen Vorgängers, der offenbar noch weniger Französisch konnte als wir. Zum Abschluss gibt‘s eine Borddusche.Les mer

  • Pontailler-sur-Saône

    21. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 18 °C

    Wir besuchen eine Chagall-Ausstellung im Musée Baron Martin, sehr schön und hintergründig.
    Leider hat die Pier eine Stufe unter Wasser, die wir beim Anlegen nicht bemerkt hatten. Olga war bei Wellen darauf herumgerumpelt. Unsere Solar-Batterie scheint defekt zu sein, trotz stundenlangen Ladens ist sie leer, d.h. der Außen-Starter für den Motor und die Wasserpumpe funktionieren nicht. Außerdem tritt irgendwo an den hydraulischen Leitungen Öl aus – das muss demnächst untersucht werden.
    Wir fahren vorbei an dem schönen Dorf Mantoche mit Anleger und Schloss. Das Wetter ist leider grau und kalt. Rechtzeitig vor dem Regen erreichen wir den kleinen Hafen von Pontallier (km 230). Hier gibt es Strom. Am Abend unternehmen wir einen Dorfspaziergang.
    Les mer

  • Auxonne

    22. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 17 °C

    Wir erlauben uns, lang zu schlafen, danach geht’s zum Einkaufen. Beim Frühstück hatte ich die Idee, die Kamera zum Aufladen direkt an den Stromverteiler zu hängen, und siehe da, sie geht wieder und lädt. Offenbar hatte der Akku sich entladen. Jetzt ist Zeit für Bordreparaturen und Pause. Wir starten bei grauem Himmel, erreichen am Nachmittag Auxonne und ergattern den letzten Platz am Steg, leider ohne Strom. Es ist immer wieder erstaunlich, wo man sich auf einem Schiff überall den Kopf stoßen kann! Und andere Teile – und das, obwohl wir dieses Schiff schließlich selbst gebaut haben und kennen, wie unsere Westentasche!Les mer

  • St. Jean-de-Losne

    23. august 2005, Frankrike ⋅ 🌙 19 °C

    Fotoshooting in Auxonne; leider macht die Kamera nach kurzer Zeit wieder Mucken. Bleibt zu hoffen, dass die Bilder trotzdem gut werden. Mittags brechen wir auf, legen am frühen Nachmittag eine Pause in Mailly-le-Port ein. Wir machen an einem alten Eimer-Bagger-Ponton fest und laufen kilometerweit nach les-Maillys in der Hoffnung auf ein Café: Pustekuchen! Also gibt es den Kaffee an Bord nach kilometerweitem Rückmarsch und einen erneuten Aufbruch am Nachmittag. Unterwegs begegnet uns ein Hausboot-Fahrer im Zick-Zack-Kurs, dem wir glücklicherweise entrinnen können.
    Wir erreichen St.Jean-de-Losne gegen 17 Uhr und machen an der städtischen Pier fest. Nach dem Essen erkunden wir die Häfen zwecks Winterlager: Da liegt die »Lady Marise« zwischen vielen vielen Booten und schläft schon. Es ist eine ganz große Anlage mit Werft. Wir schlendern über die Brücke nach Losne zum Eis essen.
    Les mer

  • St. Jean-de-Losne

    24. august 2005, Frankrike ⋅ ☁️ 23 °C

    Jetzt ist es amtlich: Olga bleibt über Winter im Hafen von St.Jean-de-Losne auf Platz B68. Sogleich werden Zug-Fahrkarten gekauft für die Heimfahrt mit fünfmal umsteigen, Abfahrt soll am Freitag um 9:01 Uhr sein.
    Der Skipper macht einen Merkzettel. Beim Verlassen der Olga:
    Außenventile schließen!
    Relingskleider abnehmen
    Dachventil öffnen
    Matratze hochklappen!
    Badezimmerluke und Vorratsraumluke offen lassen
    Nicht vergessen: Fotoapparat, Schlüssel, Waschbeutel,
    Geschirrtücher, Lappen mitnehmen

    Hafenidylle am Abend: Stille, schwach erleuchtete Bootsfenster hie und da, Zigarettenrauch in der Luft, Wasser plätschert gelegentlich, Grillen zirpen, manchmal platscht ein Fisch – wir denken an Uli .
    Les mer

  • St. Jean-de-Losne

    25. august 2005, Frankrike ⋅ 🌧 17 °C

    Der letzte Tag ist angefüllt mit Aufräumen, Packen, Abbauen, Abdecken, Bezahlen, Kochen. Der Chef der Hafenanlage ist ein polyglotter Deutscher, er interessiert sich sehr für Olga-Details.
    Es herrscht mal wieder Regenwetter: Abschiedswetter.

    In der Nacht zum Freitag, 26. August habe ich schlecht geschlafen. Um sechs müssen wir aufstehen, restliche Dinge erledigen, noch mehr räumen, klar Schiff machen. Das bestellte Taxi kommt fünf Minuten zu früh.
    Huch – der Zug fährt eine Viertelstunde früher los – wie gut, dass wir rechtzeitig da waren! Wir fahren von St. Jean nach Dijon, von Dijon nach Besançon, von Besançon nach Strasbourg, von dort nach Baden Baden, wieder umsteigen und weiter nach Koblenz und nach einem letzten Umsteigen in den kleinen Ort, wo der dicke rote Toyota-Bus getreulich auf uns wartet.
    Les mer

  • Vorarbeiten ...

    3. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 19 °C

    Am Samstag, 03. Juni 2006, war es endlich soweit, das Wetter verheißungsvoll, die große Kälte hatte nachgelassen, die Sonne schien und dem Aufbruch zum zweiten Teil unserer langen Reise stand nichts mehr im Wege. Die Tage vorher hatten wir verbracht mit Säubern, Reparaturen, Streichen, Räumen, aber auch mit durch den Ort bummeln, leckere Sachen einkaufen, kochen, Essen gehen im »Admiral« und Café trinken im Hafencafé.
    Mittlerweile hatten wir einige der Bewohner der Nachbarboote kennengelernt: Da sind die zwei hochbetagten englischen Ehepaare: Sie können kaum noch über die Reling klettern. Sie verbringen eine ganze Woche auf ihrem Katamaran hier in der Marina. Jeden Morgen sieht man sie mühsam über die Reling klettern und in Richtung St. Jean verschwinden. Bei der Rückkehr schleppen sie Taschen und Tüten voller Bierdosen und haben noch mehr Mühe, wieder an Bord ihres Schiffes zu gelangen. Einmal täglich schein-werkelt der Eigner des Katamaran in irgendeiner Luke, holt etwas heraus, legt es wieder hinein. Nie ist einer der anderen draußen zu sehen, außer zum Einkaufen, alle im Gänsemarsch, mit den leeren Taschen bewaffnet.
    Ist es ein Ritual, das einmal im Jahr vollzogen wird, eine geheime Zusammenkunft? Treiben sie gar Gruppensex – dann würde man doch das Schiff wackeln sehen …
    Ein weiterer Engländer sägt und hämmert in jeder freien und trockenen Minute. Er erneuert offenbar die gesamte Inneneinrichtung.
    Auf dem alten Hausboot, das offenbar leck ist und in regelmäßigen Abständen selbsttätig pumpt, wohnt ein Schweizer Pärchen: er mit flotter Dreiviertelhose, sie sieht sehr viel jünger aus. Sie verbringen ein verlängertes Wochenende auf dem Boot, mit Kerzenschein am Abend. Ist es vielleicht ein geheimes Liebespaar?
    Unserer Katze gefiel am besten das holländische Boot mit den Blumen- und Küchenkräuterkästen rundherum. Holländer sind freundliche Menschen und das Boot war auch größer als unseres, außerdem boten die vielfältigen Kästen Abwechslung beim Scharren. Daher vollzog die Katze einen von den Eignern nicht gern gesehenen Umzug, und das ist noch das Beste, was man annehmen kann nach ihrem Verschwinden.
    Der Hafenmeister parliert perfekt Französisch und englisch und kramt jedwedes Ersatzteil aus irgendeiner Schublade hervor, mit oder ohne Kommentar.
    In der ersten Etage hinter einem beeindruckenden Schreibtisch thront der Chef des Ganzen, mit Blick über den Hafen. Verspielt sucht er jeden Fleck der Erde auf Google Earth und begeistert sich über die Bilder und die Selbstbau-Story unseres Schiffes. Als wir im Jahr darauf wiederkommen, hat er allerdings alles vergessen und kennt uns nicht mehr.
    Frühmorgens gleiten Fischer mit ihren Kähnen durch den Hafen und locken mit gelben »Plastikwürmern« Barsche an. Ob sie sich wohl noch über das vielfältige Leben der »Reichen« auf den Yachten und umgebauten Frachtern wundern?
    Außerdem sind da die »Dreckpumper«: Heimlich im Regen, wenn keiner kuckt, entleeren sie ihren Fäkaltank ins Hafenbecken. Es sind dieselben, die auch über die Reling pinkeln, wenn sie sich unbeobachtet glauben. Ölende Motoren laufen lassen dagegen gehört schon fast zum guten Ton in diesem Hafen.
    Bemerkenswert ist das Hafencafé mit Chantal, die jeden Tag in anderem verführerischen Outfit glänzt: Mal in Hosen, so eng, dass jede Arschbacke sich deutlich abzeichnet; ein anderes Mal in einem Rock mit Schlitz bis hoch hinauf zum Oberschenkel, oder aber mit einem Rock, so kurz, dass man nicht viel Fantasie braucht. Dann wieder ist der Rock zwar ausreichend lang, dafür halb durchsichtig … Ihre Haare sind pechschwarz und die Stimme rau, wenn sie mit den Männern spricht.
    Last not least ist der »Admiral« zu erwähnen: DAS Restaurant am Ort, wo der Chef uns mit Handschlag begrüßt, als wir zum vierten Mal zum Essen erscheinen, sich aber auch nicht scheut, einen des Platzes zu verweisen, wenn man nicht speisen möchte. Dieser Chef, der zwar lispelt, dennoch ein verständliches Englisch spricht und aus dem Hinterhalt seiner Untergebenen – einer sehr hübschen sehr jungen Frau, die täglich in interessantem modernen Outfit mit fantasievollen Frisuren aufwartet – Verbesserungen souffliert, die jene mit kecker Handbewegung abtut. DAS Restaurant, wo man zu angemessenem Preis sehr zufriedenstellend speisen kann, wo man ausgezeichnete Steaks serviert bekommt, mit fast nichts dabei; Steaks die gut und gerne 300 Gramm wiegen und dazu einen hervorragenden Tischwein aus Cognac-Schwenkern.
    Und über allem der gleichmachende Regen der Bourgogne: mal eher zart tröpfelnd, mal zäh und ausdauernd, immer nass und kalt.

    Einschub: Ein Trauerfall
    Wir hatten unsere Katze Margeaux mitgebracht. Sie war eine sehr intelligente, reisefreudige Katze mit Vorlieben. Wir hatten sie in Portugal halb verhungert gefunden und aufgezogen. Sie hatte sich an Bord eingewöhnt und pflegte nach ihrer Gewohnheit nachts auf Streife zu gehen.
    Eines Morgens kam sie nicht zurück. Sie hatte sich wohl verspätet, dann kamen fremde Menschen und verursachten mit ihren Schritten Lärm auf dem klapprigen Steg, und Margeaux flüchtete auf das nächstliegende Boot (nehmen wir an). Wir suchten sie überall mit Locken und Rufen. Später hat uns ein Skipper erzählt, andere Bootsmenschen hätten eine Katze gefunden … Da waren wir schon weggefahren. Unsere liebenswerte kleine Katze hat sicher neue Chefs gefunden, die sie lieb haben.
    Am Abend vor unserer Abreise kam die Schweizerin von dem großen Holzboot »Hadwig« gegenüber (genannt der Selbstlenzer) und klopfte an unser Boot. Ganz zerknirscht gestand sie, dass ihr die Anschluss-Verschraubung von unserem Wasserschlauch ins Wasser gefallen sei, und sie würde gleich am nächsten Morgen eine neue besorgen. Tatsächlich kam sie am Samstag mit einem neuen Anschluss-Stück, sogar mit einem Reduzier-Gewinde. Daraufhin schlug ich ihr vor, doch noch etwas ins Wasser zu werfen …
    Les mer

  • Saôneabwärts

    3. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 19 °C

    Wir fahren also los; gegen elf Uhr verlassen wir das Hafenbecken und biegen auf die Saône ein. Der Motor brummt gemütlich, der Propeller dreht sich fleißig und schiebt unser gutes Schiff den Fluss hinab. Nach ca. zehn Kilometern erreichen wir die erste Schleuse. Ich bin immer noch ein bisschen nervös, obwohl wir im letzten Jahr mindestens 130 Schleusen bewältigt hatten. Prompt falle ich beim Festmachen erst mal auf die Nase – nee, aufs Knie. Danach läuft alles wie geschmiert, abwärts schleusen ist angenehmer als aufwärts.
    Nach ruhiger Fahrt (33 km) erreichen wir am Nachmittag den Yachthafen von Verdun-sur-le-Doubs. Der Doubs ist ein Nebenfluss der Saône und kommt aus Richtung Besançon, er ist nicht schiffbar, aber der Yachthafen liegt im Mündungsbereich. Beim Anlegen ist der Hafenmeister behilflich, und bei der Anmeldung in der Capitainerie trifft uns der Schock: 18,50 € kostet die Übernachtung, Duschen extra. Wir besichtigen den hübschen Ort. Bei der Rückkehr mache ich die Bekanntschaft mit einem netten Pärchen, die inzwischen mit einem umgebauten Frachtkahn angekommen sind, er ist Amerikaner, der – man höre und staune – deutsch, französisch und russisch spricht und auf seinem Boot wohnt. Sie ist Belgierin und wohnt in St. Jean de Losne.
    Les mer

  • Chalon sur Saône

    4. juni 2006, Frankrike ⋅ ☁️ 20 °C

    Am Sonntag, 04. Juni erreichen wir nach ruhiger Fahrt (25km) ohne besondere Vorkommnisse den Hafen von Chalon sur Saône, der in einem Seitenarm der Saône angelegt ist. Hier herrscht eine kräftige Strömung.
    Wir unternehmen einen Stadtbummel durch die interessante Altstadt. Als wir zurückkommen, sehen wir von der Brücke die zum Hafen führt, wie ein Mietboot versucht, vor unserer Olga anzulegen und durch die Strömung und ungeschickte Manöver voll gegen unser Boot gedrückt wird. Sie fahren und fahren, inzwischen sind zwei Leute auf unseren Katamaran übergestiegen und versuchen, die Penichette wegzudrücken, was ihnen aber bei der starken Strömung nicht gelingt. Endlich, nachdem sie auch vorne noch dagegen geschrappt sind, schaffen sie es, ihr Boot mit Hilfe des Hafenmeisters ordentlich zu vertäuen.
    Als wir zum Boot kommen, meldet sich von diesem Boot, das vor uns liegt, keiner bei uns. Die Leute kucken irgendwie weg, als sei nichts geschehen, keiner hat nötig, uns anzusprechen. Unsere vordere Backbord-Relingsstütze ist glatt durch- und auch aus der Decksbefestigung heraus gebrochen. Der Hafenmeister fragt, ob wir etwas unternehmen wollen und wir gehen mit zur Capitainerie. Dort sind gerade zwei der (französisch sprechenden) Schweizer des Schuld-Bootes dabei, sich anzumelden. Die Angestellte fragt die beiden, ob sie etwas zu der Boots-Rempelei sagen wollen. Plötzlich verstehen sie kein Französisch mehr. Ich übersetze (und muss mich sehr zusammen nehmen, in mir kocht es angesichts solcher Dreistigkeit):
    »Ob Sie das waren, die das Boot gerempelt haben?« – Der andere unschuldig: »Welches Boot?« – (Ich koche gleich über!):
    »Wie viele Boote haben Sie denn gerempelt?« – »Ein Boot habe ich touchiert.« – »Genau das meine ich!«
    Er und sein Kumpel kamen dann mit, den Schaden zu begutachten. Von Schweißen hätten sie keine Ahnung, sagten beide, aber als Fidel dann sagte, so eine Reparatur koste in Frankreich 150 €, hatten sie plötzlich doch Ahnung: »Des Röhrli zu schweißen, des braucht doch höchstens a halbe Stund!«
    100 € hat er dann herausgerückt und sich sogar zu einer Entschuldigung herabgelassen!
    Les mer

  • Tournus

    5. juni 2006, Frankrike ⋅ ☁️ 21 °C

    Beim frühen Start an diesem Morgen stellt sich heraus, dass die Batterie leer ist. Der Motor sagt einmal ganz lahm Wruu und verabschiedet sich. Also brauchen wir doch electricité für 2,50 €. Fidel hängt das Ladegerät an die Batterie und wir gehen erst mal einkaufen.
    Gegen Mittag können wir endgültig starten, und auch wir haben Schwierigkeiten mit der Strömung, das Heck der Olga wird immer wieder gegen den Steg gedrückt. Mit Hilfe der beiden Angler vom »Blumenboot« gelingt es jedoch zügig.
    Nach ca. 20 km erreichen wir wieder eine Schleuse, wir müssen warten und machen an einem Schwimmkran fest. Hinter uns kommt noch ein Mietboot, das wir dann bei Grün als erstes einfahren lassen. Es herrscht mäßiger Wind von achtern bei der Einfahrt und das Mietboot vor uns schlägt quer, die Freizeit-Skipper bekommen es nicht unter Kontrolle und machen schließlich verkehrt herum fest.
    Auch Olga strebt mit dem Hinterteil weg, aber mit der Mittelleine ist sie ganz gut zu bändigen, der Kapitän kommt mit einem zweiten Festmacher zur Hilfe, den er an der Leiter festmacht. Das Hausboot ist zunächst manövrierunfähig, wir dürfen als Erste heraus fahren und erreichen nach weiterhin ruhiger Fahrt (30km) Tournus, wo es einen öffentlichen Schwimmsteg zum Anlegen gibt und kostenlos Strom und Wasser – so ein Luxus! Die Stadt hat einen mittelalterlichen Stadtkern mit verschlungenen Gässchen, ein Kloster und eine Kirche. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Aber dort ist auf einem Fachwerkhaus ein Glas-Aufbau entstanden, hier im Winkel sitzt ein Advokatenbüro, Makler, Restaurants – alles ist vorhanden und moderne Zeiten sind auch hier eingekehrt.
    Von den Flussbewohnern hab ich noch nicht geschrieben, man sieht Fischreiher, Kormorane, Haubentaucher, Enten, Schwärme von Schwänen, sogar einen schwarzen Schwan haben wir gesehen, Eisvögel. Wir fahren teilweise durch ganz einsame Gegenden, wo die Saône sich in einem breiten, ungezähmten Bett schlängelt und alle Natur sich entfaltet. Treibholz leider auch.
    Les mer

  • Cuisery

    6. juni 2006, Frankrike ⋅ ☁️ 20 °C

    Früh am Morgen rauschen einige Frachter die Saône hinab und versetzen unsere Olga in sanftes Schaukeln, was unseren Schlaf nur noch gemütlicher macht. Tagsüber begegnen wir keinem dieser »Riesen«. An diesem Morgen wollen wir einen Brief einwerfen, Briefkästen scheint es in Frankreich nicht zu geben, also machen wir uns auf den Weg zur Post, die in einem Industriegebiet stadtaufwärts außerhalb gut versteckt untergebracht ist. Bis wir zurückgewandert sind, ist es schon vorgerückter Vormittag. Nun suchen wir das Internet-Café – da wo man uns hinschickt ist es nicht bzw. funktioniert es nicht. Also wandern wir wieder zurück stadtaufwärts zur Abtei, zum touristischen Zentrum mit Schnick-Schnack-Läden und der schönen Klosterkirche »St. Philibert«, dort ist auch das Touristenbüro, das einen Internet-Service anbietet: 1 € für 15 Minuten! Zwanzig Minuten haben wir gebraucht, um die E-Mail-Postfächer auf wichtige Post zu durchforsten, zwei kurze Antworten auf der ungewohnten französischen Tastatur zu schreiben, die Wettervorhersage zu studieren und den Cache wieder zu löschen, damit kein Nachfolger unsere Intimitäten erforschen kann. 2 € waren fällig, wegen fünf Minuten Zeitüberschreitung! Das nenne ich Moderne Piraterie!
    Entschuldigung an alle, die KEIN Mail bekommen haben. Nun noch schnell einkaufen, einen hurtigen Mittags-Imbiss an Bord einnehmen und am frühen Nachmittag befinden wir uns endlich wieder im Fahrwasser auf der Saône.
    Wir beschließen, einen Abstecher in einen Nebenfluss der Saône zu unternehmen, der sechs Kilometer weiter unterhalb von Tournus mündet: die Seille. Bei Flusskilometer 106 biegen wir in die schwierige Mündung hinein, sie ist schmal und kurvig und sieht flach aus. Leider geht kurz zuvor unser Echolot kaputt, und wir haben nun keine Tiefenangaben mehr, aber alles geht gut. Das Flüsschen macht eine Kurve und gleich um die Ecke liegt die erste Schleuse; erst in letzter Minute kann man sehen, ob das Tor offen oder geschlossen ist. Es ist geschlossen und wir machen kurz an einem Wartesteg fest. Beim Schleusen ist wieder mal Mithilfe erwünscht, die ich gern leiste.
    Der Flusslauf ist lauschig, grün, einsam, es herrscht wenig Strömung, kaum ein Boot begegnet uns. Nach ca. anderthalb Stunden erreichen wir die zweite Schleuse, sie wird von einem Jungen bedient, der mich auf Deutsch anspricht. Er ist mit seinen Eltern im Mietboot unterwegs und es macht ihm Spaß, die Schleuse, die sonst unbemannt ist, zu bedienen (er war ein bisschen jünger, aber wir dachten gleich an Jan-Erik). Von ihm erfahren wir alles Wissenswerte über den Liegeplatz in Cuisery, der kurz nach der Schleuse auftaucht. Wir machen über Bug fest mit Hilfe des freundlichen Hafenmeisters und Campingplatzwarts.
    Bei unserem ersten kurzen Ausflug mit den Rädern in den Ort, der ca. 500m weiter bergauf liegt, wundern wir uns: Warum bloß gibt es hier so viele Bücherläden?
    Auf dem Campingplatz gibt es eine Waschmaschine, die man für 3 € benutzen darf, was wir in Anspruch nehmen, und in die Nacht geht Olga mit bunten Wäschewimpeln rundum.
    Les mer

  • Waschtag - Streichtag - Schweißtag

    7. juni 2006, Frankrike ⋅ ☁️ 21 °C

    Den Mittwoch, 07. Juni verbringen wir in Cuisery am Steg. Der freundliche Camping-Hafen-Meister leiht uns sogar ein Schweißgerät, mit dem der Skipper die abgebrochene Relingsstütze – des Röhrle – wieder anschweißt. Ich bringe eine ganze Dose weißer Farbe auf das Schiff auf, die Aufbauten und das Steuerbord-Deck werden gestrichen, puh!!! Die Farbe ist sehr zäh, Verdünnung nicht an Bord. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und strample den Berg zum Ort hinauf, gutes Training, man wird sonst einseitig. Das Streichen erfolgt dann teilweise im Spagat: ein Fuß auf dem Nachbarboot, einer auf Olga und dann mit dem Arm durch die Relingsseile hindurch pinseln. Aber Olga sieht wieder richtig gut aus! Zwischendurch serviert der Chefkoch Grillwürstchen mit Salat. Nach der Arbeit genießen wir die warmen, kostenlosen!!! Duschen des Campingplatzes.
    Als wir zum Boot zurückkommen, tauchen zwei Mietboote aus der Schleuse auf: O huch, das Erste sind unsere Karambolage-Schweizer – sie fahren vorbei, zum Glück!!
    Der Camping-Hafenmeister empfiehlt ein Restaurant im Ort, cheap and very good. Wir gehen zu Fuß dieses Mal und kommen zu früh an. Essen gibt es erst ab dixneuf heures, wir sitzen vor dem Restaurant in der Sonne, ich trinke mein neues Lieblings-Getränk: Panaché, zu Deutsch Alsterwasser bzw. Radler, je nach Region. Das Essen, Menu du Jour, besteht aus vier Gängen. Zuerst kommt Weißbrot auf den Tisch, dazu eine Flasche Wasser und Rotwein. Dann Vorspeisen, eine Auswahl unter vier verschiedenen Varietäten. Fidel nimmt verschiedene Wurstsorten, ich wähle Assiette du crudité: verschiedene Salate aus Linsen, Kraut, Möhren, Rote Beete, jedes verschieden angemacht. Hauptgerichte Schweinebraten, Gegrilltes vom Schwein, Kalter Braten, Schweinerücken, Gekröse-Würstchen. Beilagen grüne Bohnen, grüner Salat oder Pommes Frites. Fidel nimmt den kalten Braten, ich Gegrilltes – sehr lecker, heiß, gut gewürzt, gut portioniert. Danach kann man wählen zwischen Weißkäsesorten oder Käseplatte – hier streike ich. Fidel entscheidet sich für die gut gefüllte und variationsreiche Käseplatte. Und zum guten Schluss wird ein Dessert serviert, zwar abgepackt aber gut: Eis. Zu allerguter Letzt darf der petit noir nicht fehlen. Das Ganze für 25,30 €. Dafür bekommt man an anderen Orten ein einziges Menü, nicht unbedingt von gleicher Güte. Eine gute Empfehlung.
    Unser Aufenthalt hier hat sich in jeder Hinsicht gelohnt.
    Unser Französisch ist schon viel geläufiger, auch wenn uns noch viele Worte fehlen, kleine Sätze und Fragen sprudeln fast wie von selbst. Und siehe da: Die Franzosen, die ich im letzten Urlaub noch als abweisend empfand, wenn man ihre Sprache nicht spricht – jetzt verstehen sie uns und sind entgegenkommend. Ich fühle mich nicht mehr so hilflos, wenn ich in einem Laden stehe, mir fallen Redewendungen wieder ein. Beim Streichen heute sprach mich ein Nachbarboots-Eigner an, ich solle doch gleich sein Boot mitstreichen. Ich konnte mich sogar mit ihm unterhalten, ihm sagen, ich verlange 30 € Stundenlohn, ah ça va, meinte er, wollte mich dann aber doch nicht beschäftigen.
    Les mer

  • Mâcon

    8. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 32 °C

    Wir brechen zu gewohnter Stunde auf, nicht ohne ein Abschiedsfoto zu schießen. Die erste Schleuse flussabwärts ist nun unbemannt, Fidel lässt mich am Wartesteg aussteigen, ich laufe zur Schleuse, schließe die unteren Tore, öffne die Schieber an den oberen Toren und warte, dass die Kammer sich füllt. Minuten vergehen, das Wasser steigt nicht – o weh, ich habe vergessen, die Schieber in den unteren Toren zu schließen. Nun geht es zügig, die Schleusenkammer füllt sich, ich öffne die oberen Tore und sehe, dass Fidel schon losgeworfen hat und Fahrt aufnimmt. Schade, dass ich keinen Fotoapparat zur Hand habe, Olga auf dem schmalen Flüsschen sieht schon imposant aus! Sie fährt ein, ich nehme die Mittelleine und mache fest, nun werden die oberen Tore geschlossen, die Schieber heruntergelassen, laufen zu den unteren Toren, die Schieber öffnen und Olga senkt sich hinab. Zu guter Letzt muss ich die unteren Tore öffnen, zurück zur Leiter, hinabklettern und wir fahren hinaus. Die zweite Schleuse kurz vor der Mündung passieren wir gegen Mittag, diese Schleuse ist bemannt, und kurz darauf hat die Saône uns wieder. Sie liegt heute ruhig und glänzend, kein Windhauch kräuselt die Oberfläche, kein Boot ist zu sehen, die Sonne strahlt aus dem ungetrübten Blau und wir fahren Stunde um Stunde flussab und glühen.
    Am Nachmittag erreichen wir den Yachthafen von Mâcon, Flusskilometer 83. Zunächst einmal wird getankt, dann legen wir am letzten freien Platz an und ich nehme zuerst einmal eine Außenbord-Dusche aus unserer Solaranlage. 13 € verlangt man hier für eine Nacht. Nach kurzer Ruhepause gehen wir zu Fuß in den ca. 2,5 km entfernten Ort, und ein Stück hindurch, bummeln, schauen die Schaufensterauslagen an, dem Rudertraining auf dem Fluss zu, und finden endlich einen Platz zum Essen. Heute ist es ein mittelmäßiges Iskender-Kebab an einer Ecke mit illustren Passanten: eine füllige Dame geht mehrmals mit wechselnden Hunden vorbei und sammelt sehr ordentlich deren Haufen jeweils mit einer Plastiktüte auf.
    Müde und abgelatscht erreichen wir spät unser Schiff wieder.
    Les mer

  • Belleville-en-Beaujolais

    9. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 26 °C

    Am Freitag, 09. Juni, ist es heiß, die Sonne knallt, ein leichter Wind umfächelt uns auf dem Wasser. Die Saône ist breit und hat kaum Strömung, überall auf dem Wasser treiben weiße Flöckchen Baumsaat (Weide?) und in den flachen Flussschleifen schwimmen Schwäne. Kaum ein Boot begegnet uns, ein Riesen-Passagierschiff, ein hässlicher Kasten macht in Mâcon fest, als wir herausfahren; wir begegnen auch keinen Mietbooten mehr. Grün in wechselnden Schattierungen und Anordnungen säumt die Ufer. An der Schleuse von Thoissey (km 63) müssen wir zum ersten Mal Schwimmwesten anlegen. Eigentlich ist es in allen Schleusen vorgeschrieben, aber so genau nimmt es keiner – nur dieser Schleusenwärter. Ich hatte im Internet einen Bericht über diese Flussfahrt aus dem Jahre 2004 gelesen: dort wurde eben diese Schleuse erwähnt mit dem pflichtgetreuen Schleusenwärter. Es ist also noch derselbe.
    Gegen 15 Uhr erreichen wir durchglüht den schönen, vollkommen leeren Anlegesteg von Belleville (km 55). Hier gibt es kostenlos Strom und Wasser. Ein eingeschränktes Halteverbotsschild hält wohl die Skipper vom Anlegen ab. Auf einem Zettel am Steg sind die Zeiten der Einschränkung angegeben, heute ist es erlaubt. Man muss allerdings erst anlegen, um den Zettel lesen zu können. Wir gehen an Land und direkt am Ufer wartet ein schattiges Café unter Platanen mit Café noir und kalten Getränken auf uns. Danach gibt es eine Dusche auf dem Steg direkt aus dem Schlauch – aaaaah!!!
    Mit den Fahrrädern machen wir uns auf in den Hauptort – man muss über die Autobahn hinüberfahren. Und sogar ein Internet-Angebot gibt es im Telefonladen und ich versende kurze Grüße nach Indien, wo meine Tochter einen Freiwilligendienst leistet, und in die Heimat. Irgendwann wird auch dieser Bericht auf die Reise geschickt.
    Der Abend wird mit einem leckeren Abendessen an Bord in der Abendsonne beschlossen, ein fast voller Mond kuckt zu.
    Les mer

  • Trévoux

    10. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 27 °C

    Samstag, 10. Juni
    Sehr früh am Morgen – es ist noch dunkel – lassen etliche Angler am Slip nebenan ihre Boote zu Wasser mit Geschepper. Meine Nachtruhe ist beendet. Bei kräftigem Südwind unter strahlendem Blau starten wir zur nächsten Etappe. Auf den geraden Südstrecken bauen sich auf der breit strömenden Saône richtige Wellen auf mit kleinen Schaumkrönchen – Windstärke 4-5 nach Beaufort – direkt von vorne, aber Olga stampft unbeeindruckt und spurtreu dagegen. Die Wellen klatschen von unten gegen den Motor und das Achterdeck, es spritzt gelegentlich. Die Häuser, und ganz langsam auch der Bewuchs an den Ufern, bekommen mehr und mehr südländisches Gepräge.
    Immer wieder tauchen neue Anlegestege auf, die in unserem schicken Buch noch nicht verzeichnet sind. In Trévoux zum Beispiel, nigelnagelneu, Wasser und Strom, alles für 5 € und bis auf ein Boot leer. Wir haben die Nase voll vom Geschwabbel und der Gluthitze und machen fest (ca. km 30). Am Hang klebt das kleine Städtchen, das wir trotz Hitze erwandern, das Internetcafé hat leider geschlossen. Den Abend verbringen wir faul an Bord.
    Les mer

  • Lyon

    11. juni 2006, Frankrike ⋅ 🌙 29 °C

    Sonntag, der 11. Juni, wartet wieder mit großer Hitze auf. Der Verkehr auf dem Fluss ist mäßig. Gelegentlich tauchen jetzt große Ausflugsdampfer auf, und es ertönt das schon von der Mosel her bekannte »Olga – hallo Olga!«-Rufen. Wir nähern uns der großen Stadt Lyon, und damit der Saône-Mündung, und wir tuckern heran an die große Stadt, als ob gar nichts dabei wäre.
    Kilometer 7 – hier beginnen die Außenbezirke von Lyon. Brücken, Brücken, Brücken … und hier mitten in der Stadt, direkt hinter der Pont Bonaparte, vertäuen wir unser Schiff an einer niedrigen Kaimauer. Und sitzen erst mal und staunen … mitten in der großen Stadt.
    Wir unternehmen einen Bummel und auf der anderen Seite des Flusses tanzt der Bär: Mittelalterliches Festival vor der Kathedrale St. Jean, Menschen, indische Läden, Restaurants, Künstler, Straßenmusiker mit Akkordeon, mit Gitarren, Bass, Harfe, Freaks, Studenten, Leben – und wir, nach so vielen beschaulichen Tagen auf dem stillen Fluss, mittendrin.
    Anschließend besuchen wir die Rhône – es ist nicht weit, morgen werden wir sie befahren.
    Wir essen inmitten des pulsierenden Menschenstroms und kehren zurück zum Schiff. Das Internet an Bord klappt wieder nicht, es sind zwar Drahtlos-Netze in der Umgebung, aber leider alle gesichert.
    Die Nacht mitten in der großen Stadt ist unerwartet ruhig. Erst am frühen Morgen fahren erste Autos in der Nähe.
    Les mer