Das Olga Abenteuer

July 2005 - August 2007
Das ist die ganze Geschichte: wie wir unseren Katamaran Olga selbst aus Stahlblechen gebaut haben, wie er zu Wasser gelassen wurde und wie wir damit durch Frankreich und über das Mittelmeer nach Portugal gesegelt sind. Read more
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  • Pagny-sur-Moselle

    July 31, 2005 in France ⋅ 🌙 24 °C

    Wir wandern nochmals durch die Stadt: In der Kathedrale bestaunen wir bei Sonnenlicht das bunte Fenster. Wandern vorbei am Theater, an Brücken und Kirchen. Kurz nach Mittag brechen wir auf. In der nächsten Schleuse begegnet uns das erste Miet-Hausboot. Es hängt hilflos in den Seilen und schlingert von einer Seite zur anderen; der Skipper trägt stolz seine goldbekordelte Kapitänsmütze (die gibt‘s beim Bootsverleiher kostenlos dazu). Wen mag er damit beeindrucken wollen?
    Am frühen Nachmittag entdecken wir einen einsamen Anlegesteg für Frachter (km 314, Nähe Pagny) und machen dort fest. Der Tag endet mit Lesen, Wäsche waschen, Moselbaden, Smsen, Kochen und einer kleinen Wanderung.
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  • 54670 Millery

    August 2, 2005 in France ⋅ ☁️ 22 °C

    Morgendlicher Stadtbummel mit Einkauf. Heute durchfahren wir nur eine Schleuse. Immer wieder unterwegs sehen wir Fischreiher, Schwäne und Eisvögel. Nach ca. zwei Stunden Fahrt biegen wir ein in einen verträumten Seitenarm der Mosel, hier liegen zwei vergessene Dörflein: Autreville-sur-Moselle und Millery, letzteres mit einem sehr schönen Anlegesteg. Fidel angelt einen klitzekleinen Barsch. Später unternehmen wir eine Fahrradtour: Leider gibt es kein Café und keinen Laden hier.Read more

  • Champigneulles

    August 3, 2005 in France ⋅ ☁️ 22 °C

    Erst gegen elf werfen wir die Leinen los, durchqueren eine Großschleuse allein, dann zweigt der Seitenkanal nach Nancy ab, wo wir einbiegen. Vor der nächsten Schleuse müssen wir mal wieder auf zwei weitere Yachten warten, gleich danach kommt schon die nächste Schleuse zur Einfahrt nach Nancy, klein, schmal, tief, wir passen gerade so mit den beiden anderen Booten hinein.
    Zwei freundliche junge Schleusen-Wärterinnen überreichen uns die Fernbedienung für die Automatikschleusen im Canal de Vosges, zusammen mit einer dreisprachigen Bedienungsanleitung mit Grafiken, die auch für Analphabeten verständlich ist. Alles ganz einfach. Ich versuche, mir das Nötige einzuprägen, während wir weitertuckern und im nächsten Ort Champigneulles an einem öffentlichen Anleger festmachen.
    Es folgt ein Einkaufsbummel. Später kommt eine englische Riesenyacht auf: »Lady Marise«. Wir kennen sie schon aus Wellenstein. Sie erzählen, dass eine low bridge auf dem Weg nach Nancy broken sei. Zögerlich machen sie neben uns fest, das Wasser ist recht flach hier.
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  • Varnagéville

    August 4, 2005 in France ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Lady-Marise-Leute haben durch das Telefon erfahren, dass die Brücke repariert sei. Sie wollen nunmehr zur Sicherheit mit uns zusammen fahren. Wir tuckern also los hinter der Lady her durch den schmalen Kanal, passieren zwei Hebebrücken und erreichen den Yachthafen von Nancy, wo die Marise einbiegt. Auch wir wollten eigentlich hier anlegen und Wasser bunkern, aber alles ist voll. Marise winkt noch heftig, bzw. die Menschen auf dem Schiff, aber wir fahren weiter. An einer Wiese kurz hinter Nancy in sehr flachem Wasser machen wir die Olga fest und fahren mit den Fahrrädern zurück in die Stadt, besichtigen den Markt, den Place de Stanislas mit dem goldverzierten Tor und den steinernen Löwen, die Fressmeile, Kathedrale, Basilika – es gibt viel zu sehen in dieser schönen Stadt.
    Am Nachmittag fahren wir weiter, passieren die erste Automatik-Schleuse, sehr schmal, aber alles klappt ohne Probleme trotz meiner vielen Bedenken zuvor. Gleich danach kommt schon die zweite in Sicht, wir lösen den Mechanismus aus uns sehen erst jetzt, dass dort eine Abzweigung nach rechts führt zu einer weiteren Schleuse. Ein richtungsweisendes Schild zum Canal de Vosges fehlt. Wir fahren also in die ausgelöste Schleuse ein und erfahren hier, dass wir hätten abbiegen müssen. So ein Pech! Wir fahren also erst mal weiter in den Canal du Marne au Rhin, bunkern Wasser in der nächsten Schleuse und machen in Varnagéville fest. Leider hat des Käpt‘ns Rad einen Platten, also wandern wir zu Fuß über die Brücke (Canal und Meurthe) nach St. Nicolas du Port. Ein totales Tote-Hosen-Dorf, aber mit einer riesigen Kathedrale. Das allseitige Grau wirkt bedrückend. Wir suchen einen Fahrradladen oder mindestens ein Eis-Café – vergebens. Viel Gelatsche für nichts.
    Dazu ist es laut in der Nacht, die Eisenbahnlinie verläuft direkt neben dem Canal.
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  • Besuch von Freunden

    August 5, 2005 in France ⋅ ☁️ 21 °C

    Am Morgen schalte ich mein Handy ein und uns fährt der Schreck in die Glieder: Eine SMS von lieben Freunden verkündet, dass sie uns ausgerechnet heute besuchen wollen. Ausgerechnet heute, wo wir im falschen Canal stecken und erst mal wieder den Weg finden müssen (Was da alles auf uns wartet, wissen wir zum Glück noch nicht!). Wir rufen zurück und vereinbaren, dass sie sich melden, wenn sie in Metz sind, damit wir ihnen den weiteren Weg beschreiben können. Jetzt ist Eile angesagt. Wir müssen zurück zur richtigen Abzweigung, aber wir haben keine Karte, wissen nicht, wann dort das nächste Dorf oder eine Anlegemöglichkeit kommt und wie alles heißt.
    Wir biegen ab in den Seitenkanal von Nancy und nun folgt Schleuse auf Schleuse in kürzestem Abstand – ca. 15 bergauf und fünf bergab, keine Zeit, kein Platz für Pausen, es bleibt nicht mal Zeit, in einen Apfel zu beißen. Unser Schleusenmanöver ist mittlerweile gut eingespielt: Der Kapitän steuert das Boot hinein, ich ergreife sogleich die steile Leiter, egal ob sie wackelt, klettere hinauf, lege die Vor- und die Mittelleine oben um Poller, hebe die blaue Stange, um den Schleusungsvorgang zu starten und klettere wieder hinunter, um meinen Platz an der Vorleine einzunehmen. Zwanzigmal so an diesem Tag.
    Es sind sehr enge, kurze Schleusen mit viel Sprudelwasser, und es kommt vor lauter Stress tatsächlich einmal zu beidseitigen Schnauzereien. Motzitrose bzw. Schnauzitän bleibt danach noch lange als Spitzname jeweils erhalten.
    Neue SMS: H&G sind bei Nancy, wie sollen sie weiter fahren? Wir haben keine Zeit zu antworten, die nächste Schleuse ist schon offen. Das Handy klingelt wieder und die Bekannten bekommen die kurze Anweisung, sie sollen in Richtung Vittel fahren und dann nach Messein (das hätte für uns »zurück« bedeutet, aber das war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst).
    An einer der vielen Schleusen frage ich einen Spaziergänger, wie denn der nächste Ort heißt und bekomme sogar Auskunft – da ruft es von der Schleuse herunter: »Hallo, hallo«, und oben stehen H&G.
    Zufällig waren sie an dem Anleger im nächsten Ort gelandet und hatten dort von einem belgischen Bootsbesitzer Auskunft bekommen. Nun noch drei Schleusen abwärts (es dauert immerhin eine Stunde) und drei Kilometer weiter – da ist der Anleger von Richardménil (Lady Marise ist auch schon da!) und H&G kommen an Bord und packen ihre Mitbringsel aus. Nun steigt eine Bordparty, die sich sehen lassen kann mit leckerem Essen und viel Erzählen. Als es zu regnen beginnt, geht es in unserer gemütlichen Kajüte weiter. Viel später – die beiden Gäste sind schon wieder auf dem Heimweg – wandern wir noch ins Dorf und genießen weiter Wein, Café und Eis.
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  • Total tote Hose

    August 6, 2005 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Wir gehen einkaufen im Supermarché. Auf einer Tafel am Anleger war erklärt worden, dass bei einem Einkauf hier die Liegegebühren erstattet würden. Pustekuchen – Lügner sind sie! Nichts wird erstattet.
    Wir brechen gegen Mittag auf und hier beginnt unsere Fahrt durch die »grüne Hölle«, wie ich sie nenne, des Canal de Vosges: Wald ringsum, der Canal ist schmal, das Wasser grün, es gibt nicht viel von der Landschaft zu sehen.
    Hier sind die Schleusen zum Teil handbetrieben, diese Aufgabe wird offenbar von Studenten in ihren Ferien wahrgenommen. Manche bedienen zwei Schleusen; sie müssen mit dem Fahrrad oder Moped hin und her sausen. Es heißt also Hand anlegen: Leiter hoch, die Torschieber zukurbeln, warten, bis die Schleuse sich gefüllt hat und die Tore aufkurbeln. Ein Fitness-Studio ist schlapp dagegen. In manchen Schleusen müssen wir nur die Leinen hoch werfen und Olgas Leinen sind richtige Taue und wiegen Einiges, vor allem, wenn sie einmal ins Wasser gefallen sind. Nach der sechsten oder siebten Schleuse, die hier im Kilometerabstand aufeinander folgen, habe ich keine Kraft mehr. Aber hier gibt es keine Möglichkeit anzulegen, keinen Hafen, nichts! Um 18:45 Uhr erreichen wir die letzte Schleuse für heute: Sie ist geschlossen, Nachtruhe (Das Schild sagt: Nachtruhe ab 19 Uhr)! Am grasigen Kanalrand gibt es Festmach-Poller. Im Dorf gibt es einen Bäcker, sonst nichts. Tote Hose! Ich weiß wirklich nicht, warum so viele Bootsfahrer von diesem Kanal so schwärmen. Idyllisch? – Naja!
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  • Charmes

    August 7, 2005 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute fahren alle! Gestern haben wir nur ein Boot gesehen. Heute begegnen uns sechs oder acht, ab der zweiten Schleuse fahren wir gemeinsam mit einem Segler, d.h. wir müssen in der Schleuse ganz nach vorn ins Sprudelwasser, und die Schleusenwärter haben es eilig, lassen die Kammer mit Karacho voll laufen, Olga ist kaum zu halten. Nach ca. fünf Schleusen und obendrein Regenwetter erreichen wir Charmes mit einem echten Port de Plaisance. Es gibt Duschen, aber die Jetons dafür werden nur morgens und abends verkauft und nicht Sonntags: da braucht man wohl nicht duschen. Stadtbummel – ein Fahrradgeschäft gibt es wieder nicht, dafür aber einen Waschsalon und Strom im Hafen umsonst.Read more

  • Charmes

    August 8, 2005 in France ⋅ ☁️ 17 °C

    Faulenzertag, Waschtag, Basteltag. Endlich mal wieder eine warme Dusche. Der Waschsalon öffnet erst um 14:30 Uhr, also bleiben wir da. Fahrradreparaturen werden erledigt, ebenso die Handwäsche; wir besorgen zwei neue Reifen-Fender um in den Schleusen weniger Stress zu haben (bisher war nur die Backbordseite gefendert, nunmehr wird auch steuerbords gefendert). Alle Restaurants haben geschlossen. Die Wäsche ist enorm teuer, 9 Euro mit Waschpulver und trocknen.Read more