Alpe-Solo

September 2020 – August 2025
  • Robert Fichtner
Die Alpen sind das am Besten erschlossene Gebirge der Welt! Grund genug auf Berge zu steigen, wandern zu gehen, Geschichten zu sammeln...
Lasst uns gemeinsam neue Ziele erklimmen. Und die Alpen entdecken.
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  • Robert Fichtner

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  • Feierabend on ice

    September 26, 2021 in France ⋅ ☁️ 7 °C

    Feierabend, es regnet. Zeit nach Hause zu fahren. Ein paar kleine Spaziergänge und dann weg. So der Plan. Bis Mittag geht dieser auch ziemlich gut auf. Ausschlafen… undnoch einmal rumdrehen!
    Bei Les Houches haben sie eine ziemlich hässliche Christo-Statue aus Beton gegossen. Verehrt wird sie dennoch, denn Pabst Pius XI war in seinem früheren Leben Bergsteiger und er war beteiligt an der Erstbegehung des Mont Blanc über die Nordroute. Ihm ist hier eine Innschrift gewidmet
    Zum Abschluss etwas Leichtes. Ruhig auch mal mit der Seilbahn von Argentière hochfahren, gucken ob dort schöneres Wetter ist als im Tal und dann über einen Balkon wieder herunter laufen. Denkste… Heute bin ich einer von zwei Wanderern die diesen Weg auf sich nehmen und wegen uns hängt man nicht extra eine Gondel auf die Seile. Es ist Nebensaison und alles befindet sich im allgemeinen Tiefschlaf. Dann nehme ich es eben wieder selbst in die Hand. Das kleine Bisschen Aufstieg kann mich nach 10 Tagen nicht mehr erschrecken. Auf einer Berghütte auf halbem Weg haben sie ganz in meinem Sinne bereits eine Piratenflagge gehisst.
    Ich stehe auf der Terrasse und schaue hinab ins Tal wie der Kapitän von der Schiffsbrücke. Das alles gehört heute ganz allein mir! Hier ist weit und breit niemand! Nicht einmal der Regenmacher hat es bis hier her geschafft. Die Sonne ist stark genug und kämpft sich durch die Wolken.
    Ziemlich unerwartet kommt nach kurzer Zeit der Argentiere-Gletscher in Augenschein. Bin ich etwa schon da? Im Tal stand irgendwas von etwa der doppelten Zeit? Furchtlos will ich auch die letzten Meter noch bezwingen. Doch mich überkommt dieses Grinsen wenn man kurz vor dem Ziel steht und weiß dass man dem Gegenüber eigentlich viel zu klein ist um ihm etwas anzuhaben. Einen Gletscher besucht man nicht alle Tage und dieser ist ebenso wenig alle Tage gut aufgelegt zum Anfassen. Durch das Sonnenlicht schimmert das eiskalte Blau.
    Ich bin froh dass ich diesen Weg heute noch auf mich genommen habe. Anfangs wollte ich dem Tag einfach nur einen bunten, vielfältigen Sinn geben bevor ich mich auf den weiten Heimweg begebe. Zurück im Tal stelle ich fest, dass der Auf- und Abstieg jeweils mehr als 1300m Höhe in jeweils etwa 2,5 Stunden war. Der mit Abstand schnellste und mächtigste Höhenunterschied dieser Tour. Wenn da mal nicht kämpferischer Wille und ein Schluck Zaubertrank aus der Pulle nachgeholfen haben. Ausnahmsweise auf Eis. ;)
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  • Schöne heile Welt

    January 1, 2022 in Austria ⋅ ⛅ 4 °C

    Wie eng beieinander Freud und Leid zusammen liegen können erkennt man am leichtesten an Silvester und Neujahr. Während man dem alten Jahr noch nachtrauert und panisch bemerkt wie unaufhaltsam die Sekunden vergehen, hin zu etwas Ungewissem, weit weg ... nächstes Jahr.
    Das alte Jahr endet dadurch meist trostlos. Dabei kann das ungewisse Abenteuer nahtlos gleich morgen früh losgehen.
    0.00 Uhr - Die Sektkorken bleiben zu. Ein paar Leute stehen mit mir auf dem Hügel und schauen weit über das ganze Dorf. Große Menschenmengen sind heute verboten und Silvesterfeuerwerk auch. Aus der Not wird eine Tugend und alte Traditionen leben wieder auf. Warum nicht einfach Fackeln anzünden, statt alles in die Luft zu jagen? Warum nicht Kuhglocken schlagen, anstatt Sektkorken? Zugegeben ich vermisse das Böllern. Das Kuhglockenschlagen ist hingegen neu für mich. Es ist Tradition hier die Geister zu vertreiben. Die Kühe stehen ohnehin im Stall da kann man die Kuhglocken auch anderweitig gebrauchen und leutet so das neue Jahr ein.
    Ein Spaziergang durch das Dorf. Bevor ich wieder zu Hause bin schnarcht jedermann bereits tief und fest.

    Gleich in der Früh wenn es hell wird bin ich wieder auf den Beinen, ganz so als sei nichts gewesen schwinge ich auf mein extra frisch geputztes und geöltes Fahrrad. Nur ein paat Stunden später gelange ich nach Hinterstein. Ab hier hört die Straße auf und ein Wanderweg führt Bergan. Zu Neujahr einen "Spaziergang" zu unternehmen ist auch eine gute alte Tradition. In nullkomma nix bin ich am Wildfräuleinstein. Viele Sagen umranken den Fels. Doch die Fräulein wurden vertrieben nachdem man ihren Namen kannte. Und genauso alle guten Geister. Der Weg endet in einer Sackgasse. Ab hier ist Sperrgebiet wegen Wildfütterung im Winter. Ich treffe drei Wanderer die eigentlich auch da durch wollten. Wir beschließen gemeinsam dem Wild seine Ruhe und machen einen großen Umweg bis es endlich wieder Bergan geht. Hoch hinauf auf die Willers-Alpe. Dort oben liegt Schnee und besonders dort wo viele Wanderer vorbei kommen ist der Schnee in der glänzenden Sonne regelrecht vereist. Selbst schuld dass ich heute mit Halbschuhen unterwegs bin. Da meinen die Leute sie haben endlich den aufrechten Gang gelernt und werden jäh eines besseren belehrt. Von unserer Wandertruppe geht der erste indes stiften. Ein Wiener Schnitzel würde ihm jetzt mehr behagen wie weiter den Berg hinauf zu stapfen wo es durch den Schnee keinen rechten Weg mehr gibt. Wir anderen beschließen überzugehen zu Insel-Hopping. Von einem Braunen Waldfleck - quer durch den Tiefschnee - auf kürzestem Weg zum nächsten Waldfleck bergauf zu gelangen. Derweil stehen wir bald Hüfttief im Schnee, die Schuhe sind voll oder fallen am Hang einfach um weil die Schuhe keinen Halt finden. Und so gehen auch die anderen zwei Wanderer alsbald stiften. Doch so kurz vor dem Pass gebe ich nicht auf. Es sind vielleicht noch 100 Meter hoch und dann entscheide ich neu ob ich auch umkehre oder weiter gehe. Aber so mitten am Hang wo derzeit nicht einmal Lawinengefahr droht. So begrüßt man nicht das neue Jahr!
    Unterdessen hatten die drei Wanderer mich auf die Idee zu einem Gipfel gebracht den ich so bisher noch nicht einmal kannte dass es ihn gibt. Doch je höher ich steige, desto weniger Schnee liegt. Entweder vom Winde verweht oder in der prallen Sonne weggetaut. Bis auf ein, zwei haarige Wegabschnitte ist der Gipfel komplett eisfrei. Und was eben noch als unvernünftig galt den Weg allein zu beschreiten verleitet einmal mehr dazu die eigenen Grenzen neu zu setzen. Die Sonne geht unter und verschwindet sehr schnell in einem herrlichen Panorama hinter den Bergen. Zurück bleibt nur der kleine Robert, solo, auf 1800m ohne richtigen Weg oberhalb der Schneefelder. Die einzigen Zutaten die ich beisteuern kann sind ein bisschen Erfahrung, ausreichend Wasser und zu Essen sowie eine Stirnlampe. Mit großen und behutsamen Schritten stapfe ich von Fußabdruck zu Fußabdruck den Berg hinab. Der Schnee wird wieder tiefer. Diese Strecke muss ich unbedingt noch im letzten Tageslicht abschließen. Danach wird es wirklich gefährlich denke ich. Zurück an der Alpe ist es bereits so finster dass es auch nicht mehr darauf ankommt und lieber mache ich erstmal gemütlich eine Brotzeit als jetzt in Panik zu geraten. In der Ruhe liegt die Kraft! Als ich weiter absteige stelle ich ich meine Stirnlampe bewusst nur auf blaues bzw. grünes LED-Licht. Man sieht die Kontouren der Steine besser, auf die man tritt und man bleibt wach. Der größte vorteil von allen wird mir jedoch erst später bewusst. Jetzt da die Sterne herauskommen und das Auge sich an die Dunkelheit gewöhnt hat kommt die Milchstraße so unglaublich klar zum Vorschein wie ich sie in Deutschland selten kenne. Weit und breit nur Berge aber keine Stadt. Herrlich!

    Auf dem Parkplatz treffe ich unverhofft zwei Wanderer die so spät erst von einem anderen Berg zurück gekehrt sind. Wir blicken gemeinsam auf diesen herrlichen Tag zurück und all die kleinen Geschichten, die sich am Wegesrand ergänzen. Zum Schluss laden sie mich dazu ein das Fahrrad in ihren Transporter einzuladen. Ohne dass ich je damit gerechnet habe fahren sie mich fast bis vor die Haustür zurück.

    Und so ist zu Neujahr die Welt noch in Ordnung. Der ein oder andere Brauch wird lebendig und der Start in ein abenteuerreiches Jahr ist perfekt.
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  • Heute mache ich drei Kreuze !!!

    January 23, 2022 in Germany ⋅ ⛅ -1 °C

    Es ist trüb und es hat Hochnebel. Mit Sonne ist nicht zu rechnen an diesem einzigen freien Tag in der Woche. Mit genau jener Grundeinstellung fehlt mir heute jeglicher Elan Berge zu versetzen. Also geht es auf eine kleine, belanglose Wandertour nicht allzu weit weg in der Nähe zu Immenstadt. Den Großteil des Weges kenne ich bereits aus dem Herbst. Ich nehme mir diesmal vor nicht schon auf der erstbesten Alpe einzukehren denn weder gibt es um diese Zeit des Jahres kräftige Blaßmusik noch deftiges Essen. Stattdessen locken ein paar Gipfel ganz in der Nähe und die wohlverdienten Kekse als Gipfelbelohnung. Nicht zu hoch, nicht zu schwer… kurzum, das Richtige um an diesem Sonntag die Seele ein bisschen baumeln zu lassen. Jetzt müsste nur noch der Nebel verschwinden.

    Der Schnee pappt in diesem Winter einfach nicht. Einen Schneemann zu bauen ist schier undenkbar. Nur zu Beginn der Tour ist er ein kleines bisschen besser. Es reicht gerade so für Schneemann und Schneefrau. Später laufe ich ganz und gar in der Wolke und habe keinen Sinn mehr dafür einen Schneemann zu bauen. Es ist gut dass ich hier schon einmal war, denn mit der Orientierung fehlt es bei Nebel sehr schnell. Frische Spuren im Schnee gibt es Sonntagmorgen meist auch nicht viele. Ein paar wenige Wanderer laufen den Berg mit mir hinauf. Die meisten sind jedoch an der Seilbahn geblieben und Rodeln den Berg hinab was im Sommer eine Fahrstraße ist. Jetzt im Winter vereist und gut präpariert für kilometerlangen Rodelspaß. Wer hat der kann.

    Wie ein Rumpelstilzchen kreischt es plötzlich aus dem Wald über mir. Wenig später stolpern zwei Skitourengeher abseits des Weges über Baumstümpfe und versuchen ihren Weg nach unten zu finden. Hier im Nebel meinen sie kannst du machen was du willst. Entweder Du verletzt andere während man auf den breiten Waldwegen fährt oder Du verletzt dich selbst im Dickicht. Wenig später dann stehe ich oben. Auf dem Gschwender Horn. Und ich sehe, nichts!
    Vor mir ein Kreuz wie so ziemlich auf jedem Berg hier im Allgäu. Dahinter hört der Berg auf und der Blick fällt ins bodenlose Grau gen Norden. Das Trübsal trage ich mit Fassung und atme tief durch. Auch mit Nichts kann man reich belohnt werden, glaubt mir! “Irgendwo da unten liegt Deutschland. Laut Wetterbericht haben die Österreicher keine zehn Kilometer weiter Sonne und wir kriegen wieder nix ab.“ Unterhalte ich mich mit ein paar anderen Gipfelstürmern die mir berichten sie seien von der Südseite heraufgekommen und da hat tatsächlich die Sonne ab und an durch den Nebel geblinzelt.“ Jeder macht vom anderen ein Gipfelfoto und dann weg!

    Die Sonne kann ja nicht weit sein. Nicht einmal zehn Minuten später ist für mich so ein magischer Moment! Eine Kuppe, drei Hunde tollen im Schnee und zwei Frauen versuchen sie mit Leckerli zum idealen Schnappschuss zu bewegen. Wie ich so zuschaue versprüht die Sonne ihre Magie immer kräftiger. In hellem weiß und feurigem gelb strahlt sie durch den Nebel und wirft ihren Heiligenschein direkt auf die Hunde. Sowas muss man erlebt haben, das kann man nicht beschreiben! Und eigenltich habe ich das Privileg und erlebe solche Momente immer wieder. Es ist zugleich Belohnung für die zähe Ausdauer die es bis hierher gebraucht hat. Gemeinsam gehen wir den Weg zum Naturfreundehaus weiter. Die beiden Mädels kennen sich von der Alpen-Community* und gehen immer wieder gemeinsame Touren. Miri hat Erfahrung wie manch einer haufenweise Schnee vor der Hütte und Steffi ist zum ersten Mal heute auf Schneeschuhen unterwegs. Die Sonne gibt immer fantastischere Augenblicke! Im Gasthaus belohnen wir uns für dieses Schauspiel selbst mit Knödel, Kuchen und Heuschnaps. Der Weg ist noch weit und das Ausnüchtern dürfte kein Problem sein :-) Während wir so sitzen geht doch einige Zeit vorbei. Es wird spät und ich will im Hellen wieder vom Berg herunter sein. Der vermeintliche Wanderweg erweist sich im Winter als Spaltbreit Tiefschnee im Wald ohne Bäume. Jetzt kommen auch bei mir die Schneeschuhe zum Einsatz und der Weg hat einen fiesen Gegenanstieg. Ich komme bald schon aus der Puste. Es nützt ja nix. Unten im Nebel umher irren bringt nichts, also hoch und drüben hoffentlich gleich auf richtigem Weg wieder runter. Kaum stehe ich nun oben kann ich den Augenblick kaum fassen. Wieder mal ein Kreuz. Nunmehr das Dritte…Und unter mir liegt Deutschland nun gar nicht mehr in Nebelfetzen! Von Trübsal ist bei dieser Tour schon lang nicht mehr die Rede und die Wow-Momente häufen sich gerade.
    Vor mir geht es nur noch Bergab. Mit den Schneeschuhen stiebe ich nun durch den Tiefschnee und habe meinen Spaß neben den Skitourengängern meine ganz eigenen Wege zu ziehen.

    So ein Tag – so eine Tour – so gesellige Menschen – und so unbeschreiblich viele Glücksmomente werden es immer wert sein drei Kreuze zu machen.
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  • Auf dem Laufsteg
    Nur fliegen ist schöner!Das Prinz-Luitpold-Haus lädt zum verweilen ein. Mancher hat nachher seine Schuhe vergessen.Aufstieg zur KreuzspitzeDer Berg fällt bald!Gipfelglückauf der Sonnenterasse

    An Tagen wie diesen...

    August 7, 2022 in Austria ⋅ ☁️ 8 °C

    ... haben wir ewig Zeit. Allein die Vorbereitungen sind in weniger als einer Stunde abgehandelt. Die Rucksäcke stehen gepackt. Eigentlich könnte es sofort losgehen. Allein dann kommt erst noch die Nacht in der man vor Vorfreude und Mücken im Zimmer nicht schlafen kann, dann kommt der Wetterbericht der nur Nebel und am Nachmittag noch Regenschauer prophezeit und der ein Kollege der mich vorwarnt die besten Sichtweiten in den Bergen waren in den letzten zwei Tagen irgendwo zwischen 10-40m...

    Und dann kommt der Sturkopf in mir, der eigentlich nichts zu verlieren hat. Dennoch starten wir also noch vor dem Aufstehen. Unser gemeinsames Ziel hat jeder für sich eigentlich schon seit Monaten mit sich herum getragen. Jetzt ist es daran den Plan in die Tat umzusetzen. Wir, das sind zwei liebenswerte Mitmenschen vom Alpenverein und ich, der sich trotz noch so vieler Solo-Touren noch nicht davon überzeugt hat dem Deutschen Alpenverein beizutreten. Wenn ich so weiter mache kommt das bestimmt bald noch.

    Im Allgäu wird gestartet. Es geht hoch hinaus und nicht minder weit weg auf eine kleine Weltreise. Die Wolken hängen am Morgen so oder so noch tief. Daraus darf man sich nichts machen. Bereits nach den ersten Schritten kommen jedoch auch die ersten Sonnenstrahlen und gleich fühle ich mich zurück versetzt in die Steppe nach Madagaskar, nur mit Bergen. Es ist unbeschreiblich warum das so ist, aber ich freue mich wie ein kleines Kind. Mit so guten Vorzeichen dauert es nicht lange und wir gelangen nach Frankreich, in das Land der Mode und der Laufstege. Neben allerlei bunten Treckingsachen, Stöcken und Trinkrucksäcken trägt man heute graubraun! Die Allgäuer Kuh von Welt zeigt so eine gewisse Einzigartigkeit. Die Augenbrauen gerne lang hochgezogen, die Augen tiefbraun verführerisch. Damit stehen die Kühe hier den echten auf dem Laufsteg in nichts nach. Auch sonst lassen sie sich von umhergehenden Wanderern kaum beeindrucken und stehen ihre Figur auf einem Felsvorsprung.

    Auf dem Prinz-Luitpold-Haus schweben wir bald über den Wolken. Die umliegenden Berge wie zum Beispiel das Nebelhorn machen ihrem Namen alle Ehre. Nur fliegen wäre schöner. Zumindest mit genau dieser Leichtigkeit sind wir bereits unterwegs nachdem wir schon jetzt ca. eine Stunde gegenüber unserem Zeitplan heraus gewandert haben. Ohne große Pause geht der Weg weiter bergan. Das Gras wird weniger, selbst die Murmeltiere sind verschwunden. Was bleibt sind nun noch die Vögel. Es liegt also nahe heute den gleichnamigen Berg, den 'Hochvogel' einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Der Hochvogel ist in vieler Hinsicht ein besonderer Berg. Es geht hoch hinaus. Mit 2592m ist er einer der Allgäuer Könige und der höchste Gipfel der umliegenden Gebirgsketten. Seinen Namen hat er nicht von ungefähr - besteht der Aufstieg doch aus unzähligen Terrassen und Vorsprüngen auf denen ein Greifvogel bevorzugt sein Nest bauen würde. Damit wären wir beim nächsten Land. Über den Wolken sieht es hier sieht es aus wie über den Tafelbergen entlang der Route 66, USA. Der Berg hat zudem viele Facetten. Er ist nicht nur markant aus jeder Richtung leicht zu finden, schließlich verläuft die Deutsch-Österreichische Grenze heute genau über seinen Gipfel, er ist auch markant denn die Zeit arbeitet gegen ihn. Sein Gestein ist brüchig. In den letzten acht Jahren haben sich bis zu hundert Meter tiefe Risse aufgetan und die bewegen sich laut den Experten mit 0,4mm am Tag auseinander. In naher Zukunft stehen hier gleich mehrere Felsstürze mit bis zu 260.000m³ Gestein bevor. Man könnte auch sagen bei einer Bewegung von 15cm Drift im Jahr steht bald nur noch der halbe Berg. Und das ist wahrlich ein Grund diesen schönen Berg zuvor noch einmal im Ganzen zu besteigen.

    Im Anstieg erklimmen wir zuvor die Kreuzspitze. Vor uns erstreckt sich ein schier endloses Wolkenmeer. Sonne und Panorama sind bei ach so schlechter Wettervorhersage voll auf unserer Seite. Der Berg hält was er verspricht und jeder kommt auf seine Kosten. Die großen Jungs können Hautnah Messinstrumente für Geo- und Raumwissenschaften begutachten, die Mädels legen sich derweil zum Ausruhen in die Sonne - wohlgemerkt direkt vor den Gefahrenbereich. Hauptsache Sonne. Dass auch ich an diesem Tag zu viel davon abbekomme bemerke ich spätestens als die Sonnencreme noch zu Hause liegt. *auwei*

    Natürlich darf das Gipfelbuch nicht fehlen bevor wir über den Kalten Winkel wieder absteigen. ...steigen - ja sogar rennen! Denn unten in der Hütte warten lecker Kakao und Johannisbeertorte auf mich. Alsbald dass wir den ersten Bachlauf erreichen halte ich zur Abkühlung beide Arme hinein bis das Wasser verdampft. Für den Moment zwirbelt es schier überall und so bin ich dankbar dass nun der Abstieg auch für uns mehr in den Wolken als sonst wo stattfindet.

    Nach 12-13 Stunden und mehr als 1700 Höhenmetern sind wir zurück. Ob es die Anstrengung wert war brauche ich glaube ich nicht zu hinterfragen. Mit Leichtigkeit! ... (Frei nach den Toten Hosen: ) An Tagen wie diesen wünscht man sich ein Stück Zufriedenheit! ...wünsch ich mir Unendlichkeit.
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  • Namloser Wetterspitze
    Tschachaun und im Hintergrund der Sonnenaufgangsgipfel

    Der Gipfelmönch

    September 4, 2022 in Austria ⋅ ⛅ 5 °C

    Wer immer schon einmal etwas unternommen hat wo andere nur den Kopf schütteln weiß wovon ich heute schreibe. Es ist sogar zum Nachmachen geeignet und dringend empfohlen. Allerdings heißt es da früh aufstehen, Mut beweisen, sich einsam durch die Nacht kämpfen … nur um dann im richtigen Moment mit einem breiten Grinsen oder auch stumm und leise *wow* sagend der Magie freien Lauf zu lassen und der Sonne einen guten Morgen zu wünschen.

    Der Tag beginnt wie immer Mitternacht, nur diesmal klingelt gleich der Wecker. Wirklich gut schlafen konnte ich wegen der Mosquitos ohnehin nicht. Mitunter bin ich diese Momente jedoch gewohnt in stoischer Ruhe auszuharren. Allein der Weg zum Start ist weit und finster. Über der Straße haben sich Nebelschwaden gebildet. Was auf der Straße nachts alles los ist ist gleichfalls faszinierend. Hier pirscht ein Dachs links ins Gebüsch, da rennt ein Wiesel über die Straße und mehrfach stehen Rehe am Wegesrand wenngleich sie vom Licht wie hypnotisiert wirken. Der Wanderweg ist nachher geprägt von Kühen. Die Tiere schlafen nicht, sie dösen vor sich hin und schauen mich mit ihren großen grünen Glubschaugen an wenn ich vorbeigehe.

    Die Zeit vergeht so wie im Flug und sitzt mir bald schon wieder im Nacken. Obwohl ich schon der Meinung bin recht zügig unterwegs zu sein wird es ziemlich bald hell und es bleiben noch fünfhundert Höhenmeter bis zum Gipfel. Adrenalin schießt in meine Adern als dürfte ich das nächste Flugzeug da oben auf keinen Fall verpassen. Nach der Nacht wirkt das besser als zehn Kaffee und trotz großem Wanderrucksack geht es bald im Laufschritt bergan. Wie war das? Im Training kann man sich die Geschwindigkeit einteilen, aber der eigentliche Wettkampftag ist eigentlich nie sehr förderlich für die Gesundheit… check!

    Rings um mich herum heben sich die Silhouetten der Berge von der finsteren Nacht hervor und am Horizont bildet sich schon ein roter Balken. Das Gipfelkreuz kann ich schon sehen. Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich habe sogar noch etwas Zeit mich einzurichten denn hier oben zieht es gewaltig! Es dauert keine drei Fotos dann sind meine Hände steif und melden den ersten Frost des Herbstes. Glücklicherweise habe ich an meine große Vließdecke gedacht die ich nun wärmend als Umhang benutze. Und wie ich noch ein wenig im Gipfelbuch stöbere kommt die Sonne über den Horizont. Es dauert einen Moment diesen Augenblick tatsächlich zu begreifen. Die Sonne ist einfach plötzlich da und es ist ja nun nicht mein erster Sonnenaufgang. Dennoch schaue ich wie gebannt auf diesen roten Ball – wie ein Mönch mit Kutte der tief im Gebet versunken scheint. Erst später realisiere ich um mich herum dass die Alpen glühen. Die Strahlen der Sonne bilden durch die wenigen Wolken immer neue Silhouetten.

    Diese Sonnenaufgangstour ist für mich wirklich rundum gelungen. Der weithin schwierigste Teil, der Abstieg kommt aber leider erst noch. Grund genug ihn noch ein wenig hinaus zu zögern… der Gipfel war ja quasi „noch vor dem Aufstehen“. Zählt der dann überhaupt? Also lieber noch einer. Unweit der Anhalter Hütte bietet sich dafür der Tschachaun mit Panoramablick auf die Heiterwand an. Erst hier treffe ich für heute erstmals auf andere Wanderer. Da ist schon fast wieder Mittag. Später kehre ich noch ein und belohne mich gebürtig mit Apfelstrudel und Sahne. Bis dahin muss ich jedoch gefühlt jeder Ziege am Berg erst einmal persönlich Guten Morgen wünschen damit sie mich vorbei lässt.

    Wie gesagt – eine Sonnenaufgangstour ist ein magisches Erlebnis.
    Zum Nachmachen empfohlen!
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  • Toblach ist das Tor zu den Dolomiten
    Toblacher MusikkapelleToblacher SteinpyramidenDes Nachts ist es so......und bei Tage ganz anders.Über allen Gipfeln ist Ruhe.

    Einbahnstraße ins Herbstglück

    October 15, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 5 °C

    Wo bin ich denn hier gelandet? Nach etlichen Stunden Zugfahrt kommt beim letzten Umstieg die Durchsage "Der Zug fährt heute von ...gleis 1 anstatt von Gleis 1" Und er fährt und fährt und fährt. Bis ich merke dass ich mit Laufen bestimmt schneller gewesen wäre. Zwei Stunden zuckeln wir nun schon im Schritttempo. Und Irgendwann erfahre ich beiläufig das die Italienische Staatsbahn gerade Lokführerstreik macht. Willkommen von dem einen "Hinter dem Ende der Welt" wo ich los gefahren bin - noch viel weiter dahinter...

    Aber ich bin ja nicht zu Bahnfahren hier und so stellt sich bald gute Laune ein. Unweit der Drei Zinnen spielt die Toblacher Musikkapelle auf und lädt zum Volkstanz. Die drei Zinnen sind das Wahrzeichen der Region um Toblach/ Sexten. Im Normalfall ist hier richtig was los! Schrottlawinen, selfiewütige Menschenmassen - Touristenzirkus könnte man meinen. Das ehrgeizige Ziel besteht nun darin in all dem ein Kleinod nach dem anderen zu entdecken und schöne Erinnerungen zu sammeln. Und das fällt gar nicht so schwer wie man auf den ersten Blick denkt. Denn es ist Herbst. Die Touristen sind bis auf wenige Besucher längst fort. Die Anwohner trauen sich wieder mit dem Fahrrad auf die Straße und die Rinder sind auch schon wieder vom Viehscheid zurück. Natur pur! Kurz hinter dem Dorf kommen noch zwei letzte Wanderer entgegen und fragen mich wohin ich denn heute noch möchte? "Passt schon - ich habe meine Taschenlampe dabei." Denn wo ich heute Abend ende weiß ich eigentlich selbst nicht.

    Vorbei geht es an den Toblacher Erdpyramiden. Stetig wird hier Sediment ausgewaschen, jedoch bleiben immer wieder einzelne Türme stehen die eine große natürliche Steinplatte auf der Spitze vor dem Verfall schont. Unweit davon wird es dunkel. Ab jetzt kann ich nur noch Steinkauz und Lemming Gute Nacht sagen und das grüne Licht der Stirnlampe treibt mich immer weiter Bergan bis sich der Wald lichtet. Sobald ich inne halte und Kraft schöpfen möchte offenbart sich schnell warum ich mir das antue. Wegen Tausender Sterne kann ich eigentlich auch ganz ohne Lampe laufen. Zwischendrinn zieht die Milchstraße einmal quer über das Firnament.

    Im Schutz einer Almhütte entscheide ich mich den Schalfsack auszurollen. Ich will wenigstens ein paar Stunden schlafen auch wenn das vor Aufregung schwer fällt. Im Morgengrauen offenbart sich dann schon das nächste Geschenk des Himmels.Hier oben auf 2000m kann es Nachts recht frisch werden und so ist die Nacht von allein jäh zu Ende. Mir gegenüber erstreckt sich das Pustertal und die Dolomiten schemenhaft im Morgengrauen. Unter mir liegt ein Wolkenmeer während ich bereits die ersten Strahlen der Sonne tanke.
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  • Stoneman for Nepal - über alle Grenzen

    October 16, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    Über Nacht bin ich auf den Bonner Höhenweg aufgestiegen. Er ist gleichzeitig die Grenze zu Österreich. Bei Tage offenbart sich das auch ganz schnell so, dass in Südtirol die Sonne lacht und die Lärchen in ihrer schönsten Farbe stehen während nördlich in Österreich quasi in Sichtweite alle Berggipfel von Schnee bedeckt sind. Ach wie gut dass ich die Sonnenseite gewählt habe.

    Das war hier nicht immer so. Spätestens mit dem ersten Weltkrieg war diese Front zwischen Tirol und Südtirol hart umkämpft. Davon zeugen alle ein bis zwei Kilometer Bunkeranlagen für jeweils eine ganze Kompanie. Auch wenn sie bereits in den 70er Jahren dem Verfall Preis gegeben wurden kann ich heute einen großen Nutzen daraus ziehen. So sind die Dächer gerade. Das sind die wohl schönsten Sonnenterassen dicht mit Moosen bewachsen und die geradesten Zeltplätze die man sich im Gebirge nur wünschen kann! Warum baut die Menschheit also nicht einfach noch mehr Bunker und gibt sie dem Verfall dann Preis? Einem besseren Nutzen könnten sie weißgott nie gedient haben.

    Einer dieser Bunker liegt stratetegisch günstig gleich 10m unterhalb des Gipfelkreuzes. Er wurde zur Marchhütte umgebaut und beherbeergt heute Tages- und Übernachtungsgäste im alten Flair. Nur die Küche ist neu - und wirklich lecker! Gleichzeitig ist sie heute der höchste Punkt der hier entlang geführten Stoneman-Mountainbikestrecke. Eine altbekannte Herausforderung mit dem Rad aus der Schweiz und von daheim. :) Von hier aus nahmen die Radstrecken und alle damit verbundenen Herausforderungen ihren Lauf. Wenn es sein muss führt mich sicher irgendwann auch einmal eine Radtour bis nach Nepal. Bis dahin sollte ich noch mächtig an meinem Höhentraining feilen. Ein paar Gipfelkreuze reichen da nicht. Aber glaubt mir. Auch von hier ist es herrlich und die Welt liegt einem zu Füßen - nicht nur in Nepal. Auf dem Weg nach Sexten begegnen mir immer wieder müde Radfahrer die es auch vorziehen in der prallen Nachmittagssonne lieber das Panorama zu genießen anstatt heute noch Bäume heraus zu reißen. Gut so! Manch einer will es aber wissen und strampelt mir über 1000 Höhenmeter am Stück bergauf entgegen.

    Der Weg nach Sexten dann gesäumt von Gräbern. Hier im Tal wurde ein jeder Soldat nach seiner Herkunft bestattet. So gab es z.B. einen Bayrischen Friedhof und einen Friedhof der Anderen. Typisch preußisch könnte man meinen. Aber wir sind ja hier in Italien und so wurden nachher alle umgebettet. Sie ruhen heute zusammen in der Nähe zur Sextener Kapelle. Sie ist ein wahrlich reich geschmücktes Kleinod und läd zu einem Bummel ein. Gleichfalls wird man schnell daran erinnert wie das Leben vergehen schnell zu Ende gehen kann. Gerade jetzt wenn es außerhalb der Saison auf Solo-Tour ins Hochgebirge geht muss ich mir selbst auch wieder bewusst sein dass niemand besser ist wie der andere und der Gevatter Tod sich auch heute immer wieder hier herumtreibt.

    Von trübsal habe ich dennoch keine Spur. Wo Tod ist, da ist zum Glück auch das Leben immer nicht weit weg. Versteckt im Wald gibt es eine alte Heilanstallt. Von hier wurde Quellwasser für Seelische, körperliche und innerliche Gebrechen im ganzen Alpenraum verkauft. Leider verfällt die Heilanstalt seit einigen Jahren. Eine kleine Kapelle nebenan zeugt von der langen Geschichte dieses Ortes. Zwar wurde die Kapelle erst 1594 geweiht, ihr Grundstein reicht jedoch bis ins 8. Jahrhundert zurück. Ihr Wasser wird also so schnell nicht versiegen. Die Schwefelquelle gibt zum Beispiel Wasser das erst nach 37 Jahren wieder aus dem Stein hervortritt und bis dahin jede Menge Mineralien herausgelöst hat. Glaubt mir, es schmeckt besser als es riecht. Mir jedenfalls hat es gut getan. Wohl bekommens!
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  • Die Lärchen in ihrer besten Jahreszeit!Panorama auf dem Weg zur Zigmondy-HütteJuhu! - Puzzlestation auf dem Weg zum NachtlagerSteile Zinnen, wie hier der Zwölferkofel schmücken die Dolomiten ebenso...... wie tief eingeschnittene Täler.Bitte wie soll man mit dem Rad überhaupt erst einmal zu diesem Schild kommen?

    Der Weg der Steinmänchen

    October 17, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 6 °C

    Müsli mit Schwefelwasser am Morgen und Speckgraupen-Suppe zum Mittag. Nach so einer kräftigen Stärkung kann ich am Nachmittag die große Herausforderung annehmen. Noch sitzen alle Tagesgäste bei bester Laune an der Talschlusshütte im Sonnenschein. Kurz vor halb Zwei wird es plötzlich finster. Die Sonne wirft tiefe Schatten vom Berggipfel zu uns herunter. Augenblicklich wird es kalt ... und augenblicklich sitzen nur noch ein zwei einsame Gäste hier die ihr Bier nicht schnell genug geleert haben. Da helfen die tröstenden Worte der Wirtin auch nicht als sie meint dass die Sonne doch in zwei Stunden gegen halb vier wiederkehrt.

    Der Naturpark Drei Zinnen ist gänzlich anders. War der gestrige gegenüber liegende Höhenrücken bis zum Kamm mit Gras bewachsen. Endet die Vegetation hier weitestgehend bereits im Talschluss. Ein paar vereinzelte Lärchen wachsen noch im Geröll und geben mit ihrem gelb-orange Tönen einen wunderschönen Einklang mit dem gelb gefärbten Dolomit in der Nachmittagssonne. Auf einer Übersichtskarte am Wegesrand lote ich aus welche Wege alles nach oben führen so dass ich möglichst noch im Hellen an einer Hütte ankomme. Die Wirtin hatte noch gemeint dass eigentlich alle Hütten bereits geschlossen sind. Jedoch haben in diesem Winter erstmals wieder die Winterräume geöffnet. Ich wähle einen verschlungenen Zickzack-Kurs in Richtung Zigmondy-Hütte Und wenn die Kraft es zulässt will ich noch eine Hütte weiter bevor ich mein Nachtlager aufschlage. Frei nach dem Motto - was will ich denn auch 17 Uhr schon Feierabend machen gehe ich bergauf während alle Welt mit Kind und Kegel mir bergab entgegen kommt. Von dem lauter Grüßen bekomme ich noch Blasen auf der Zunge. Der ein oder andere schaut misstrauisch auf meinen vollgepackten Rucksack. Es muss halt immer Menschen geben die gegen den Strom schwimmen, nicht wahr?

    Dennoch bin ich froh im Schatten zu laufen. Das Unterfangen ist dennoch sehr Schweißtreibend und Wasser - gibt es keins. Alle Bäche entlang des Weges sind ausgetrocknet! Schnell wird mir klar, dass ich das Tempo drosseln und Wasser rationieren muss um nicht leer zu laufen. Überanstrengung will ich ebenfalls vermeiden. Die "Zwangspausen", die ich immer wieder mache eröffnen ein riesiges Panorama an schroffen Felsen und einzelnen Zinnen getaucht in ein goldgelbes Licht der Nachmittagssonne. Als ich jedoch weiß dass der Anstieg bis zur Hütte bald vorbei sein müsste wird es zäh. Tatsächlich bin ich nicht der Letzte an diesem Nachmittag! Hinter mir hecheln zwei Hunde mit Herrchen im Schlepptau heran die wohl für einen Trailrun üben. An der Zigmondy-Hütte bekomme ich erstmals den Eindruck endlich in den Dolomiten angekommen zu sein. Die Hütte hat wie angekündigt zu. Ein paar Tageswanderer haben sich hier und da für ein Picknick niedergelassen. Andere studieren emsig die Karten und die Schilder vor steter Diskussion wie weit es noch bis ins Tal ist. Zu diesem Zeitpunkt genieße ich einmal mehr meine Unabhängigkeit von diesen Zwängen und freue mich ab hier das verhoffte atemberaubende Glück zu finden.

    Der Entschluss steht noch bis zur nächsten Hütte zu gehen. Und jetzt am späten Nachmittag gibt es keinen Grund zu trödeln. Mich trennt noch über eine Stunde, der Weg geht weiter bergan, es gibt kein Wasser, die Sonne geht schneller unter als mir lieb ist. Entlang der Steinmännchen bin ich jedoch auch stets aufs Neue angehalten Pause zu machen, die Landschaft rund um den Zwölferkofel zu genießen oder am Wegesrand mit Steinen meinen Namen zu puzzeln. Manchmal macht trödeln eben doch einfach mehr Spaß. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnte - die favorisierte Büllejochhütte hat gar keinen Winterraum. Ach wie herrlich hatte ich mir bereits ausgemalt den Rucksack abzulegen, Essen auszupacken, schnell noch mit der Dämmerung zu einem auf der Karte sehr nahe gelegenen See um Wasser zu kochen zu holen. Und morgen früh zum Sonnenaufgang stehe ich auf dem Einserkofel und blicke hinüber zu den Drei Zinnen. Daraus wurde nichts. Stattdessen höre ich sogar ein Rinnsal einer Quelle doch darüber ist eine Metallplatte und ein Vorhängeschloss.
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  • Sonnenaufgang an den Drei Zinnen
    Weltkriegsbunker im Licht der aufgehenden MorgensonneDrei Zinnenhütte mit Blick auf den PaternkofelKriegsteige sind hier die neuen Wanderwege und KlettersteigeDie besten Sitzplätze sind immer in der ersten ReiheEin Altar hoch über den Drei Zinnen

    Die drei Zinnen

    October 18, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 10 °C

    Was bleibt ist die Flucht nach Vorn. Die Drei-Zinnen-Hütte hat definitiv einen Winterraum. Biwak ganz ohne will ich hier im Naturpark nicht ausprobieren. Ich bin mehr als Überrascht als hier oben auf ca. 2600m plötzlich ein Schild steht dass ab hier das Radfahren verboten sei. Selbst für meine fortgeschrittenen Verhältnisse habe ich seit heute Mittag keinen einzigen fahrbaren Trail mehr gefunden. Auf dem Pass in der Ferne kann ich die Hütte schon erahnen. Bis ich dort bin ist bereits auch bei Dämmerung vorbei. Die Stirnlampe wird mein treuer Begleiter. Ein letzter Anstieg bringt mich leicht entkräftet hinauf zu der Hütte.

    Was mich erwartet hat war ein faszinierender Sternschnuppenregen und die Milchstraße über den drei Zinnen. Und die Frage wo denn hier in der Dunkelheit nun eigentlich der Winterraum ist? Die Antwort gibt mir jemand mit vertrautem Dresdner Dialekt. "Du stehst davor!" Außer uns beiden sind noch ein paar wenige Stirnlampen in der Dunkelheit zu erkennen doch keine von ihnen will zu uns. Den Winterraum haben wir für uns alleine. 4 Betten, eine Bank und zwei Stühle mit Tisch in einem Vorraum. Eigentlich sehr gemütlich. Für den Rest vom Essen, Trinken und der für Ordnung und Sauberkeit muss jeder selbst sorgen. Strom gibt es ebenso wenig wie Wasser. Immerhin hat jemand eine Kerze da gelassen. so machen wir es uns recht gemütlich verabreden den nächsten Tag und gehen gegen 21 Uhr zeitnah in den Schlafsack.

    Immerhin klingelt der Wecker ja auch bereits um 5 Uhr am Morgen wieder. Es ist stockdunkel. Gerade so dass ich schon was trinken kann. Für ausgiebig essen bin ich noch viel zu müde. Dann geht es los auf einen Klettersteig. Wohlgemerkt bei Nacht denn vom Toblacher Knoten aus wollen wir gemeinsam den Sonnenaufgang an den Drei Zinnen bestaunen. Während mein Kumpane Rücksicht auf mich nehmen will, denn ich habe nicht extra mein Klettersteigset dabei, dafür die große Kamera, verlieren wir uns dennoch irgendwann. Er geht links vom Berg hinauf ich folge rechts dem Weg weil ich dachte da sei er bei meinem letzten Fotostop weiter gegangen. Vorbei geht es an Bunkeranlagen und Tunnelsystemen die ich mir bei Tag nachher noch einmal anschauen will. Meter für Meter erklimme ich die Seile und bin froh dass ich bei Dunkelheit nur hinauf, nicht aber runter klettern will. Vom Gipfelkreuz ergibt sich ein grandioser Anblick der drei Zinnen in der Morgendämmerung!

    Irgendwann kommt mein Kletterpartner von der anderen Seite auch am Gipfel oben an. Während ich längst schon alle Fotos im Kasten habe kann ich sagen "Ich bin all hier!" Und während wir den Sonnenaufgang genießen meint er "wenn du dass hier ohne Sicherung machst, dann ist der Paternkofel für dich leichtes Spiel. Den empfehle ich dir in jedem Fall bevor du heute absteigst." Gesagt, getan. Zurück an der Hütte gibt es ausgiebig Frühstück. Nachher trennen sich unsere Wege. Meiner führt - IN den Berg. Im Ersten Weltkrieg wurden nicht nur ein paar Scharten und Bunker in den Berg getrieben, sondern ganze Kriegssteige. Das sind mitunter hunderte Meter lange Treppen und Tunnel im Berg die die einzelnen Bunker miteinander verbunden haben und heute zum Teil als Aufstiegsroute gelten. Das ist historisch und auch jetzt noch beim Wandern ziemlich abenteuerlich. Man dar dennoch keine Höhenangst haben. Für mich also genau das Richtige. Oben erwartet mich noch ein letzter Klettersteig. Am Vormittag hat es auch wieder ein paar Tagesausflügler. Da hier alles ziemlich steil abfällt gibt es auch kein "zu weit über dem Abgrund" für manches eindrückliche Erlebnis. Oben am Gipfel erwartet mich dann erneut ein Altar mit Blick auf die Drei Zinnen. Hier stimmt der Spruch einmal mehr - tue Buße und nachher rede darüber damit du auch gesund wieder ins Tal kommst.
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  • Der Riese Haunold

    October 19, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 8 °C

    Im Abstieg zur Drei-Zinnen-Hütte geht es genauso waghalsig am Abgrund weiter wie beim Aufstieg. Wo immer möglich haben die Soldaten Gänge in den Felsgetrieben und Versorgungswege versteckt angelegt. Es bleibt für mich eine Meisterleistung welches Netz aus Wegen und Tunneln hier in kürzester Zeit angelegt wurde. Wenn auch aus prekärem Grund. Heute lacht die Sonne und spätestens jeder zweite Wanderer denkt gar nicht mehr darüber nach. Der Ausblick auf die Zinnen und den Paternkofel ist von unten ebenso grandios und lenkt von all der Vergangenheit ab.

    Zurück an der Hütte gibt es noch ein ausführliches Mittagessen bevor für mich der späte Abstieg beginnt. Die Zeit drängt. In ein paar Stunden geht die Sonne unter und eigentlich sind es von hier noch zwei Ganze Tagesetappen zu wandern bis morgen Mittag mein Zug zur Heimreise ansteht. Doch was wäre so ein grandioser Tag ohne die zwei Ausflüge gewesen. Ich hätte das Schönste links liegen gelassen. Das geht ja überhaupt nicht! Keine fünf Minuten später bin ich gefühlt schon kilometerweit weg von all dem Tagestrubel. Mir kommen noch vier Wanderer entgegen. Das sind dann aber alle denen ich auf den nächsten drei Stunden Abstieg begegne. Zuerst ein verzweifelter Tageswanderer mit seiner Frau. "Wie weit ist es denn noch bis zur Hütte? Da am Schild steht 15 Minuten und ich kann sie weit und breit noch nicht sehen. Er sei leicht panisch denn er war schon öfter hier und habe sie immer gesehen, nur noch nicht von dieser Seite..." Ich beruhige ihn, denn ich war ja vor fünf Minuten noch dort. Der Weg wird immer wieder von Stacheldraht gesäumt. Einige Kreative haben daraus ein Kreuz gebaut und als Mahnmal auf einen Steinhaufen gesetzt. Dann kommt ein schier endlos langer Abstieg ins Tal. Nachher begegnen mir die letzten zwei Wanderer an diesem Tag. Ein durchorganisierter Vater mit seinem großen Sohn. Beide 70L und mehr Expeditionsgepäck auf dem Rücken. Dagegen fühlt sich mein viel zu schweres Gepäck federleicht an. Ja, sie wollten oben auf der Hütte übernachten und schön Kochen und weil man auf Nummer sicher gehen wollte, bevor man das Wasser aus dem See nimmt haben sie alleine schon mal 6 Liter Wasser zum Kochen mitgeschleppt und, und, und. Innerlich schüttle ich den Kopf. Zugegeben braucht es etwas Enthusiasmus fließende Quellen zu finden, doch es gibt sie in den Alpen überall. Wasser für den Tag ja, mehr als genug, aber Wasser zum Kochen - auf die Idee käme ich mein Leben nicht. Und wenn ich oben nach Schneefeldern geklettert wäre.

    Im Tal angekommen ist es längst Dunkel. Der Hüttenwirt der Hütte im Tal enttäuscht mich jäh als er meint dass es hier keinen Winterraum gäbe und so bleibt nur der weitere Abstieg hinaus aus dem Naturpark um dort einen Platz für das Zelt zu finden. Ein wenig kommt mir das entgegen. Dann muss ich morgen nicht so endlos weit zum Zug laufen. Stattdessen sinniere ich am Morgen wie ich den Tag noch bestmöglich ausnutzen könne. Anstatt Schnur geradeaus zu wandern entschließe ich mich nochmal für einen Abstecher in den Wald. Unweit des Weges stehen da nämlich im Wald ein riesiger Thron und eine überdimensionale Milchkanne. Die Geschichte war einst dass hier der Riese Haunold lebte. Er war gutmütig. Mit den Menschen aus dem Tal ging er einen Handel ein. Er wolle den Menschen helfen die kleine Basilika zu Innichen zu errichten wenn sie ihm im Gegenzug täglich seinen Lohn zahlten. Ein gebratenes Lamm, eine Kanne voll Wein und ein ausgiebiges Bad. Allein die Kanne ist so groß dass sie heute gerade so auf einen großen Pferdewagen passt. Und der Riese Haunold hat es sich hier sichtlich gut gehen lassen. In seinem Wohnzimmer hier hoch oben kann man heute noch seine Feuerstelle, seinen Besteckkasten und seinen Lieblingsplatz samt Lesebrille besuchen. Ich finde jeder sollte einen Lieblingsplatz haben. Findet ihr nicht auch? für heute habe ich ihn hier gefunden und bin überglücklich diesen Abstecher noch gemacht zu haben. Doch jetzt drängt die Zeit. Der Zug wartet bekanntlich nicht. Im Laufschritt geht es den Ski Hang bergab.

    Ein letzter halt liegt an der Drau Quelle. Hier scheidet sich das Wasser was aus den Drei Zinnen fließt und es entscheidet sich entweder über die Etsch ins Mittelmeer zu fließen oder über die Drau ins Schwarze Meer. Der Goldene Herbst ist einfach malerisch und verabschiedet mich aus dem Pustertal in seinen schönsten Farben. Hier darf ich sein um diese Jahreszeit, hier komme ich gerne wieder her.
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