• TiniWini

Endless Summer

...immer der Sonne entgegen Læs mere
  • Adios Latinos !

    22. maj 2019, Costa Rica ⋅ 🌧 25 °C

    Ein letztes Mal Reggaeton. Ein letztes Mal Rum. Ein letztes Mal „Hola amor!“. Ein letztes Mal Latinoluft schnuppern.

    Wir sind in San José, heute Nacht geht es in einer 35 stündigen Reise über Toronto und China nach Kuala Lumpur.
    Da stehen wir nun, schauen von der Dachterrasse auf die pulsierende Stadt hinunter und schwelgen in Erinnerungen an unsere letzten Monate bei den Latinos.

    Warum tut Abschied nehmen immer nur so weh? Ich vermisse dieses Stückchen Erde mitsamt seinen Bewohnern jetzt schon - und bin noch nicht mal weg.

    Gedanklich lasse ich nochmal Revue passieren, welch großartige Begegnungen und welch spektakuläre Landschaften wir von Kolumbien über Panama und Costa Rica bis Nicaragua erleben durften.

    In meinem melancholisch-freudig-dankbar-aufgeregten Gedankenkarrussel stoße ich auf eine Sache, die uns durch all diese Länder begleitet hat:

    DIE HÄNGEMATTE.

    In jeglicher Farbe und Form, aus jeglichem Material und in jeglicher Position - stets anders und doch gleich. Die Verkörperung des entschleunigten Lebens. Tranquilo. Go slow. Don’t rush the brush. Oder wie meine Oma sagen würde: Bloß it hudla mit de Nudla :)

    Um eine Prise dieser Latino-Gemütlichkeit mit nach Hause zu nehmen, haben wir uns in Panama unsere ganz persönliche Hängematte gekauft. Ich könnte mir kein besseres Erinnerungsstück an unsere Zeit bei den Latinos vorstellen.

    Pura Vida!
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  • Nordpol aus der Vogelperspektive

    23. maj 2019, Grønland ⋅ ☀️ -15 °C

    Lange haben wir uns gefragt, ob wir von Costa Rica aus nach Westen oder nach Osten fliegen, um nach Kuala Lumpur zu gelangen.

    Da haben wir nicht mit einberechnet, dass es ja auch einen Weg oben über die Kuppe gibt ;)Læs mere

  • Reunion in Kuala Lumpur

    25. maj 2019, Malaysia ⋅ ⛅ 31 °C

    Nach 35 Stunden Flug-/Wartezeit, einer mittelgroßen Suchaktion unserer Rucksäcke in Torontos Flughafen und einem chinesischen Frühstücks-Bier in Guangzhou (Felix: „Hä? Klar kann ich jetzt schon ein Bier trinken, in Costa Rica wäre es schließlich nachmittags!“) kommen wir in Kuala Lumpur an, wo unsere tollen Freunde Michi und Nono schon auf uns warten. Ich bin tatsächlich ein bisschen nervös, als wir auf den Ausgang zulaufen. Kaum um die Ecke gebogen, sehe ich die beiden und ich kann nicht anders als loszurennen und meine Michi durch die Luft zu wirbeln. Wie wundervoll wohlig-vertraut sich das anfühlt. Als hätten wir uns gestern erst verabschiedet.

    Da stehen wir also am Flughafen in Kuala Lumpur und grinsen um die Wette. Alle vier haben wir in den vergangenen zehn Monaten die verschiedensten Abenteuer in den verschiedensten Ländern erlebt und das Leben in vollsten Zügen genossen.

    Da wir neben unseren verwaschenen Klamotten, zerbeulten Kosmetikflaschen und ausgelatschten Schuhen noch unendlich viele Geschichten im Gepäck haben, unternehmen wir in dieser spannenden Stadt nicht eine einzige Sightseeingsache, sondern verbringen Stunden um Stunden in unserer Wohnung im 29. Stock, genießen die Aussicht auf die Petrona Towers und reden.
    Reden. Reden. Reden.
    Erzählen und hören zu.
    Hören zu und erzählen.

    Michi und Nono waren die letzten zwei Monate auf Nias und haben unglaublich viel Zeit, Arbeit, Energie, Geduld und Herzblut in unser Kinderheim Villa Warna Warni gesteckt. Sie hatten eine extrem intensive Zeit dort, mit allen Höhen und Tiefen, die so ein Projekt mit sich bringt.
    Wieder mal wird mir bewusst, wie bestärkend es ist, so ein Mammutprojekt zusammen mit Freunden zu stemmen. Ein Projekt, dass unsere kleine Freundesgruppe wohl ein Leben lang zusammenhalten wird, egal wie weit entfernt wir voneinander wohnen.
    Alle vier haben wir also die letzen Wochen in kleinen Dörfchen gewohnt und sind nun gemeinsam geflashed von dieser riesigen Stadt. So ziemlich an jedem unserer vier Tage in KL ziehen wir in die monströse Mall bei uns ums Eck. Alle Vorräte aufstocken, die man nur in großen Städten bekommt. Zum Beispiel Haribo :)

    Die einzigen zwei Dinge, in die wir Kulturbanausen hier in der Stadt eintauchen ist das leckere Indische Essen und die Großraumdisko Zouk, in der wir als einzige weiße Touris
    ziemlich schnell im Mittelpunkt des Geschehens stehen und in der ich die komplette Nacht zur falschen Musik tanze, da in meinem Kopf noch immer Reggaeton hämmert.

    Kater, Jetlag, Kulturschock, Sprachenwirrwarr. Das Herz und die Hüfte noch halb in Zentralamerika, der Körper jedoch schon im chaotisch-drängligen Asien.

    Ich brauche wohl noch ein paar Tage oder Wochen, um mich ganzheitlich auf den neuen Kontinent einzustellen. Was gibt es Schöneres, als diese doch manchmal holprige und fürs Herzchen schwierige Übergangsphase mit Freunden zu verbringen, die im genau gleichen Boot sitzen und einen voll und ganz verstehen können?!
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  • TiMi auf Tioman 1

    5. juni 2019, Malaysia ⋅ ☁️ 30 °C

    Eine kleine Insel im südchinesischen Meer. Zwei Herzhälften endlich wieder vereint. TiMi auf Tioman.

    Nachdem Nono die Rückreise nach Frankreich angetreten und Felix nach Nias geflogen ist, sind Michi und ich mit dem Bus einmal quer durch Malaysia gefahren. Sieben volle Stunden lang haben wir unsere Mitfahrer mit unserem Geplapper und Gelächter genervt. Es ging leider nicht anders, wir beide platzten fast vor Geschichten, Anekdoten und Abenteuern, die wir in den vergangenen zehn Monaten getrennt voneinander erlebt haben.
    Einen großen Teil hatten wir ja schon zu viert in Kuala Lumpur ausgetauscht. Jetzt jedoch kamen die unzensierten Versionen. Die Girls-unlimited-Edition. Mädchensachen. Frauengespräche. TiMi-Vertrautheiten.

    Wir quatschten und quatschten, als gäbe es keinen Morgen mehr. Sieben Stunden im Bus, eine Stunde am Hafen, zwei Stunden im Boot, eine Stunde hinten auf dem PickUp.

    Schnitt. Vier Tage später.
    Wir liegen am traumhaften Juara Beach auf der Insel Tioman und uns geht der Gesprächstoff immer noch nicht aus.

    Ich bin so dankbar und glücklich, dass ich meine Michi bei mir habe und wir die ganzen Abenteuer der vergangenen Monate zusammen verdauen können.

    Wir haben eine wundervolle Routine: Morning-Yoga mit Mady am Strand, Tea Tarik und Roti Canai oder Banana Pancake bei unserer Kochmama des Vertrauens, Sonne-Strand-Meer, Sunset-Yoga mit Mady, Duschen, Auberginen in Sojasoße oder Curry oder Mie Goreng wieder bei unserem Straßenlokal ums Eck, um dann recht früh in unser moskitonetzbehangenes Bettchen zu schlüpfen und zu lesen.

    Vermutlich kommen wir den anderen Gästen unseres Hostels „Beach Shack“ unnahbar vor, da wir stets alle Angebote und Einladungen zu Beachvolleyball, gemeinsamen Essen und co. dankend ablehnen. Gerade wir zwei. Sonst so gesellig und menscheninteressiert.
    Aber irgendwie sind wir beide gesättigt. Gesättigt von Geschichten, Small Talk, Informationsaustausch, Socializing, Eindrücken, Gefühlen. Keine Kapazität mehr aufzunehmen.
    Kein Platz in Kopf und Herz für Andere und Anderes.
    Wir suhlen uns in der TiMi-Blase und sind einfach nur saufroh, dass wir gerade im absolut gleichen Boot sitzen und uns gegenseitig voll und ganz verstehen.
    Außer einem Schnorcheltrip zu einer kleinen Insel verlassen wir den Juara Beach in den ganzen zehn Tagen kein einziges Mal.
    Ahja. Der Schnorcheltrip. Ein Highlight: Nicht nur weil es den kompletten Tag aus Eimern schüttet, sondern vor allem wegen den Massen an in Rettungswesten eingepackten Chinesen, die plums-plums-plums wie orangefarbene Pinguine nacheinander aus dem Boot fallen, um dann hilf- und bewegungslos mit Vollvisiertauchermasken auf der Oberfläche zu treiben. Ein Spektakel!
    Und trotz des schlechten Wetters sind wir absolut hin und weg von der Unterwasserwelt, die sich dort unten verbirgt. Korallenwälder und Fische in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben. Und dann besucht uns sogar noch eine Schildkröte, die uns eine Dreiviertelstunde lang gemächlich durch ihr Revier führt und sich als richtiges Fotomodell entpuppt.
    Sie bleibt unsere ganz private Schildi, denn unsere orangenen Pinguinfreunde floaten lediglich im Umkreis von einem halben Meter um das Boot herum.
    Ein Schorcheltrip der ganz besonderen Art :)

    Die ersten Tage hängen wir dank den Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählen, der Latinomusik, die wir hören und dem Coco Loco, den wir trinken emotional noch absolut in Latein-/ und Zentralamerika. Uns fällt es schwer, uns auf dieses neue Land einzulassen. Ein Land, in dem die Frauen von Kopf bis Fuß bekleidet baden. Ein Land, in dem kein Alkohol getrunken wird. Ein Land, in dem gerade Ramadan ist.

    Aber so stark in den vergangenen Monaten unser Reisehunger und unser Interesse an fremden Kulturen auch war - jetzt können wir gerade nichts neues mehr aufnehmen und machen einfach nur URLAUB.

    Das einzige kulturelle Spektakel, das wir miterleben, ist das Ende des Ramadans. Im ganzen Dorf bereiten die Mamis schon seit Tagen die leckersten Speisen vor und an diesem Zuckerfest steht die Gastfreundschaft an erster Stelle. Jeder darf überall mitessen und so kommen auch wir in den Geschmack dieser Leckereien.

    Der einzige Mensch, der es durch seine penetrant-sympathische Art schafft, in unsere TiMi-Blase einzudringen ist Sven. Durch sein oberbreites Schwäbisch bringt er ein gutes Stück Heimat in die Runde. Er selbst war jedoch schon seit Jahren nicht mehr in Deutschland. Er ist es dann auch, der uns an unserem letzten Abend zum Trinken verleitet und uns dazu bringt, nach zehn Tagen unseren kleinen süßen Strand doch noch ein einziges Mal zu verlassen - und zwar für die EINE Bar am anderen Strand, die tatsächlich Alkohol verkauft.

    Tja. So schnell ist man wieder in seiner alten Routine und weder Michi noch ich schaffen den Absprung, sodass wir am nächsten Morgen fast unseren Shuttle zum Hafen verpassen, wo Michi fix und fertig zwischen unseren Rucksäcken auf dem Boden verschwindet, während ich um die letzten Tickets aufs Festland kämpfe.

    Immer wieder erstaunlich, wie ein einziger Rausch das ganze Wohlgefühl von tagelangem Ausschlafen, Yogieren, gesundem Essen und Alkoholentzug in Luft auflösen kann.

    Manche Dinge ändern sich einfach nie :)

    Und so schnell uns die sieben Stunden auf der Herfahrt vorkamen, so quälend langsam vergehen sie jetzt auf dem Weg zurück nach Kuala Lumpur.

    Trotz des Hangover-Leidens freue ich mich unfassbar auf die Stadt, denn morgen treffe ich dort meine quirlige Evi und somit habe ich meine zwei blonden Herzstücke um mich herum.

    Ich bin so ein Glückskind!
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  • Bride side of life 1

    9. juni 2019, Malaysia ⋅ ⛅ 31 °C

    „Wooooooow. One two three Barbie!”
    Die sechs ganzkörperverhüllten Verkäuferinnen des Stoffladens in Kuala Lumpur, in den Michi, Evi und ich einspazieren, scannen uns kichernd von oben bis unten ab. Hier in Malaysia gehe ich offensichtlich als blond durch und - noch erstaunlicher - Michi als groß ;)

    Es ist so wunderschön, meine zwei Blondies bei mir zu haben. Beide habe ich zehn Monate lang nicht gesehen und jetzt habe ich die geballte Ladung auf einmal.

    So ziehen meine zwei Trauzeuginnen und ich zwei Tage lang schnatternd durch die Läden auf der Suche nach den passenden Stoffen für mein Hochzeits- und ihr Trauzeuginnenkleid.
    Unseren westlichen Geschmack mit dem der asiatischen Vorstellungen zusammenzubringen, stellt sich als mittelgroße Herausforderung heraus. So wuseln Evi, Michi und Bright Tini (wie Evi es so schön geschrieben hat) eigenhändig durch sämtliche Lagerräume und verirren uns fast zwischen den meterhohen Stoffrollen. Ein Verkäufer verliebt sich direkt in Evi und flüstert mir zu, dass er sie heiraten will. Ein anderer dreht respektvoll (oder eher schockiert) den Kopf weg, als meine Mädels die Stoffe an meine nackte Schulter halten. Eins ist sicher: die Verkäufer kommen allesamt nicht drauf klar, wie offenzügig (und weiß) wir in Deutschland heiraten.
    Eine der verhüllten Verkäuferinnen empfiehlt uns eine Schneiderin ums Eck, bei der wir kurz daraufhin mit den gekauften Stoffen und fantasievollen Schnittmustern im Kopf einlaufen. Wir treffen auf eine äußerst sympathisch dreinguckende Frau, die uns interessiert beäugt. Kimiga. Ein Engel! Was haben wir schon wieder für ein Glück! Sie kapiert sofort, was wir wollen und kritzelt gekonnt Entwürfe auf ein Blatt Papier.
    Tschapptscherapp nimmt sie flink unsere Maße ab und nickt uns vertrauensvoll zu. Jetzt heißt es, geduldig warten. In zwei Wochen dürfen wir zur Anprobe kommen. Wie aufregend!!

    Fix und Fertig vom Großstadt- und Kleidertrubel futtern wir Cheese-Naan beim Inder unseres Vertrauens und freuen uns auf die bevorstehende Massage.
    Nach so einem Chicken-Run durch die chaotischen Straßen Kuala Lumpur’s haben wir uns diese Wohltat mehr als verdient. Entspannung, Ruhe, gelockerte Muskeln.

    Offensichtlich nur für mich. Konnte ja keiner wissen, dass Evi nach dieser Massage mehr Rückenschmerzen hat als davor und Michi gerade noch so einem Happy End entkommt.

    Ach wie schön, meine zwei Lieblinge bei mir zu haben.

    Oder wie Evi sagen würde:

    The Bride side of life ;)
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  • Dreisamkeit auf Kapas 1

    17. juni 2019, Malaysia ⋅ ⛅ 30 °C

    „Leben allein genügt nicht“, sagte der Schmetterling.
    „Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man auch haben.“

    Ich lebe den Traum.
    Zusätzlich zu Freiheit, Sonne und Blume habe ich noch türkisblaues Meer, weißen Puderzuckersand und zwei Engel bei mir. Michi, Evi und ich sind auf Pulau Kapas, einer kleinen Insel im südchinesischen Meer. Straßen gibt es hier keine.

    Der Weg hierher war schon ein Highlight. Nach sieben Stunden Busfahrt von Kuala Lumpur aus ließ uns der Fahrer irgendwo an einer Straße raus. Es war drei vor fünf. Um fünf fuhr laut Plan das letzte Boot nach Kapas. Also rannten wir mit unseren Rucksäcken Google Maps hinterher Richtung Hafen. Realistisch gesehen unschaffbar.
    Also hielt ich das erste vorbeifahrende Auto an. Jackpot. Ein lächelnder Mann ohne Mitfahrer. Ich setzte meinen flehendsten Dackelblick auf und schwuppdiwupp saßen wir in seinem Auto. Wie recht Lucylectric doch hatte. „Mir gehts so gut weil ich n’ Mädchen bin“ ;)

    Der nette Mann fuhr uns zum Hafen, wo wir völlig überdreht zum Schalter rannten. Die drei Jungs lachten sich kaputt und verkauften uns in aller Seelenruhe Tickets für das Boot. Als sie fragten, ob wir unsere Rückfahrttickets für den Bus nach Kuala Lumpur schon gekauft hätten, guckten wir sie verdutzt an. Natürlich nicht. „Tidak apa apa!“ Da stand schon ein Typ mit seinem Roller da und wollte mich zum Busbahnhof bringen. „But it’s already 5 past 5. The boat leaves at 5!” Woraufhin er mit einem Zwinkern antwortete „No problem! I am the Captain!” Also mit dem Captain und dem Roller Bustickets kaufen und dann wieder zurück zum Hafen und ab auf sein Boot.
    „You will get wet!“ sagte er lachend und zog sich erst sein Tshirt aus und dann seine verspiegelte Skibrille an. So heizten wir über die Wellen, das Wasser spritzte uns ins Gesicht und der Wind entblößte die Boardshorts unter dem Sarong des Captains. Wie lebendig man sich in solchen Augenblicken doch fühlt. Herrlich!

    Pulau Kapas. Die perfekte Insel für uns drei. Sie besteht hauptsächlich aus Dschungel und Strand. Die Strände auf der Westseite sind durch einst goldene, heutzutage eher gelblich ausgeblichene Treppen, die über Felsen führen, miteinander verbunden. Stairways to heaven. Oder eher stairways to paradise. Wo an unserem kleinen Strand noch ein paar Unterkünfte sind, befindet sich am nächsten Strand nur noch Qimis Restaurant, am übernächsten der Loko-Loko Campingplatz und daraufhin kommt schon der erste menschenleere Paradiesstrand, gefolgt von vielen weiteren Prachtexemplaren.
    Kristallklares Wasser, weißer Pulversand und Palmen, die freundlicherweise ihren Schatten spenden. Wir genießen unsere Dreisamkeit und verbringen als professionelle Sonnenanbeterinnen die Tage am Strand. Das allerschönste an so einem Island-Life? Barfuß gehen. Wie schon die zwei Wochen auf Tioman haben wir auch hier auf Kapas nicht ein einziges Mal Schuhe an.

    Nach und nach freunden wir uns mit den verschiedensten locals an, die im KBC (Kapas Beach Chalet) und in unserem Lieblingsrestaurant Qimis arbeiten.
    Kay, Sultan und Zoul. Alle drei haben sich auf Anhieb durch ihre lustige, liebenswerte Art und ihr strahlendes Lachen in unsere Herzen katapultiert.
    Oh nein! Schon wieder verliebt. Verliebt in die innere Schönheit von Menschen. Wie oft habe ich mich während dieser Reise eigentlich schon verliebt und musste mich wieder entlieben? Unzählige Male. Wie gut, dass ich dieses Mal Michi und Evi bei mir habe, denen es genau gleich geht. Auch sie öffnen ihr Herzchen Fremden gegenüber recht schnell und weinen, wenn sie diese dann-nicht-mehr-Fremden wieder verlassen müssen.
    Schön, so intensiv zu fühlen. Aber auch anstrengend.

    Mit Sultan und Kay feiern wir dann auch in Michis Geburtstag rein. Eine kleine, aber feine private Strandparty, bei der Clownfisch Evi zu Höchstformen aufläuft. Mit ihrem lustigen Englisch, ihrer absolut unverkennbaren Lache und ihrer mitreißenden Energie unterhält sie uns die gesamte Nacht. Ach habe ich dieses quirlige, aufgedrehte und stets gut gelaunte Girl vermisst!

    Nach zwei Wochen Freiheit, Sonne, Blumen und Blondies machen Evi und ich uns auf den Weg nach Kuala Lumpur und lassen Michi auf der Insel zurück. Der nächste traurige Abschied. In den vergangenen vier Wochen habe ich mal wieder gemerkt, wie wunderwunderschön es ist, seine Herzhälfte tagtäglich um sich herum zu haben. So wie es früher war. Als uns die Mitstudenten immer gefragt haben: „Wo ist dein Schatten?“ wenn wir mal nicht zusammen unterwegs waren. Leider ist Michi keine Jeden-Tag-Freundin mehr, weil sie in Frankreich wohnt.

    Schade, Schade, Schokolade.

    Aber umso mehr muss man eben die Momente wertschätzen, die man gemeinsam verbringen darf und dankbar sein, dass man überhaupt so einen Soulmate in seinem Leben hat.

    Mit drei Stunden Verspätung kommen Evi und ich in Kuala Lumpur an und rennen mit Sack und Pack durch MetroStationen und chaotische Straßen zu unserer Näherin des Vertrauens, die sich trotz Feierabend netterweise noch Zeit nimmt für die Anprobe unserer Kleider. Durchgeschwitzt und nervös schlüpfen wir in diese handgefertigten Unikate und Kigima wuselt um uns herum, zupft am Stoff und steckt hier und da was ab.

    Völlig erschöpft fallen wir dann kurz vor Mitternacht auf die Stühle unseres Lieblings-Inders und bestellen unser übliches Set: Tea Tarik und Cheese Naan.

    Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen von meiner tollen Evi. Dieses Mal jedoch nur ein Abschied für kurze Zeit, denn schon ganz bald werden wir uns in Ravensburg wieder sehen.
    Verrückt. Bald. Ravensburg.
    Wenn ich an die baldige Rückkehr nach Hause denke, beschleicht mich ein verwirrender Gefühlsmix aus Vorfreude, Angst, Aufregung, Überforderung, gleichzeitigem Heimweh und Fernweh.

    Wie schön zu wissen, dass uns daheim so wunderbare Menschen erwarten.

    Morgen gehts für mich aber erst mal noch zu meiner letzten Etappe der Endless-Summer-Reise.

    Nias, ich komme :)
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  • Heimkommen vor dem Heimkommen 1

    21. juni 2019, Indonesien ⋅ 🌧 25 °C

    Dies ist zwar nicht die Heimkehr nach Deutschland, aber es fühlt sich absolut wie Heimkommen an.
    Bereits am Flughafen in Medan - Sumatra übermannen mich die Erinnerungen an mein „zweites Zuhause“: ich rieche den unverkennbaren Duft der Nelkenzigaretten, Menschen drängeln vor und hinter mir wie die Irren in den Aufzug rein und wieder raus, alte Männer lächeln mich mit rot verfärbten Zähnen an, Warnschilder in den Toiletten, die das Stehen auf den westlichen Klobrillen verbieten, der Immigration -Beamte, der mir, anstatt das erforderliche Ausreiseticket zu verlangen, lieber Geschichten eines deutschen Paters erzählt, der seit soundsovielen Jahren auf Nias lebt und dies und das tut, Nudelsuppe schlürfende Kinder und rülpsende Frauen.
    Es ist ein richtiger Flashback.
    Beim Landeanflug auf den winzigen Flughafen in Gunungsitoli, Hauptstadt von Nias, kommen mir Bilder in den Kopf geschossen.
    Bilder der vergangenen Besuche auf dieser Insel, die mir so sehr ans Herz gewachsen ist. Die ein Teil meines Lebens wurde. Die unsere kleine Freundesgruppe wohl ein Leben lang zusammenhält.

    2011, als wir alle fünf noch Lehramtsstudenten waren, haben wir blauäugig, dafür hochmotiviert und voller Idealismus eigentlich eher zufällig einen gemeinnützigen Verein gegründet und in den folgenden Jahren zusammen mit unserem indonesischen Freund und Partner Joli Dachi ein soziales Projekt auf die Beine gestellt, auf das wir mächtig stolz sein können.
    In den vergangenen acht Jahren haben wir es mit vereinten Kräften tatsächlich geschafft, drei Häuser zu bauen - unsere Villa Warna Warni. Momentan leben dort neun Kinder, die aus sehr armen Verhältnissen kommen und ansonsten keine Schule besuchen könnten.

    Ich freue mich unglaublich auf das Wiedersehen. Mit Felix, mit Joli und seiner Frau Juli, mit den Kids, die ich das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen habe und auf das Kennenlernen der Kinder, die seither in die Villa Warna Warni eingezogen sind.

    Mein Fahrer Hermann, der mich vom Flughafen nach Hilimaenamölö zur Villa bringt, erzählt mir direkt beim Einsteigen, dass seine Eltern ihn nach einem deutschen Arzt benannt hätten, der damals kam, um gegen Malaria anzukämpfen. Ich kann kaum zuhören, weil ich so mit aus-dem-Fenster-starren beschäftigt bin. Hermann stört das nicht, er erzählt weiter. Über Hochzeiten, Touristen und indonesische Namen. „You know Tini is an indonesian name?! Felix also. Your boyfriend Felix is my best friend, like my second brother.” Er hat ihn ja auch schon ganze drei mal getroffen. Ich kann immer noch nur mit einem Ohr zuhören. Die vorbeirauschende Landschaft zieht mich in ihren Bann und weckt in mir heimelige und doch aufgeregte Gefühle.

    Gehäutete Schweine, die auf Haken in der Sonne hängen.

    Saftig grüne Reisfelder, aus denen die Basthüte der Feldarbeiter ragen.

    Reis, der auf blauen Planen zum Trocknen ausgelegt ist.

    Bunte Kleidung, die zum Trocknen auf den Büschen liegt.

    Schlaglochübersähte Straßen.

    3 bis 5 Menschen auf einem Motorrad.

    Winkende Kinder, die lauthals „MIIISSSES!“ schreien, als sie mich sehen.

    Muskulöse Männer, die von Hand kiloweise Sand sieben.

    Frauen, die in der Hocke sitzend Tapiocablätter pflücken.

    Hochzeiten am Straßenrand mit weiß geschminkten Ehepaaren, Frauen in edler Glitzerkleidung und viel zu lauter Musik aus scheppernden Riesenlautsprechern.

    Straßenstände, die allerlei bunten Krimskrams verkaufen.

    Männer, die ihre Plauze stolz unter dem hochgestülpten T-Shirt zur Schau tragen.

    Immer wieder zieht der Geruch getrockneten Fisches zum Fenster herein, bei dem es mir die Nackenhaare aufstellt.

    Frauen, die in Tweetie- und Hello Kitty Schlafanzügen auf der Straße schlendern.

    Hochglanzpolierte bunte Gräber mit Jesusbildern vor den Häusern.

    Kinder, die mit Stöckchen alte Fahrradreifen anschubsen und hinterherrennen.

    Schreinereien, die aus Massivholz robuste Bettgestelle, Türen, Fensterrahmen und Stühle herstellen.

    Straßenstände, die Benzin aus Plastikflaschen verkaufen.

    Riesige Satellitenschüsseln, die wie Ufos in den Gärten stehen.

    Menschen, die mit Riesenmacheten aus dem Dschungel links und rechts der Strasse herausstapfen.

    Kinder, die auf Plastikplanen oder kleinen Tischen Mangos zum Verkauf anbieten.

    Männer mit roten lückenhaften Gebissen, die ihre zerkauten Betelnüsse auf die Straße spucken.

    Prächtige Hähne in hohen Bastkörben.

    Papaya-Bäume, Palmen, Bananenstauden und meine geliebte Frangipani.

    Und während ich da so schön vor mich hinträume und flashbacke, holt mich Hermanns Hupe immer wieder in die Realität zurück.
    Mööööp Mööööp - Hermann hupt jedem vorbeifahrenden Auto entgegen, er hupt vor jeder Kurve und beim Überholen der Hello-Kitty- Spaziergänger. Ach. Was für eine schöne Erinnerung: Hupen kann von „Achtung ich überhole!“ über „Hey Bruder, schön dich zu sehen!“ hin zu „Bist du eigentlich bescheuert? Fahr gefälligst auf deiner Straßenseite!“ alles bedeuten. Plötzlich, aus dem Nichts heraus, meint Hermann: „Wir essen jetzt Suppe“. Schön! Jam Karet - ich hab sie echt vermisst, die indonesische „Gummiuhr“. Da kann der Taxifahrer schon mal schnell für sein Mittagessen anhalten.
    Ich will natürlich auch alles probieren und schwuppdiwupp befinde ich mich im nächsten Flashback: übertrieben süßer Tee, pisang goreng (frittierte Bananen), Misop mit - und jetzt kommt die stärkste kulinarische Erinnerung - süßer Sojasoße. Reisnudeln in Brühe mit Röstzwiebeln, Hühnerfetzen, einem gekochten Ei und pinken gepufften Crackern, von denen kein Mensch weiß, was das eigentlich ist. Meine Geschmacksknospen funken an mein Gehirn: Tini, dieses Essen kennen wir! Und tatsächlich, es schmeckt wie Heimkommen. Dass Hermann nebenher noch seine Nelkenzigarette pufft, rundet das Deja-vu-Erlebnis vollends ab. Ein
    Comeback für alle Sinne.

    Und dann ist es soweit: wir fahren über die Brücke, nach der es links zum einzig wirklich touristischen Ort der Insel geht - Sorake. Dort tummeln sich ein paar Handvoll Surfer auf der Jagd nach der perfekten Welle. Wir jedoch fahren gerade aus, vorbei an den wunderbar grünen Reisfeldern, die so markant in meiner tief verankerten Nias-Erinnerung sind. Mein Herz schlägt höher, denn wir fahren nach Hilimaenamölö ein. Ich bin richtig nervös. Und dann sehe ich sie - unsere knallbunte Villa Warna Warni. Ich springe aus dem Auto, falle zuerst Felix und dann Juli in die Arme und nach und nach kriechen aus allen Türen die Kids heraus. Sie alle nacheinander zu umarmen, ist ein überwältigendes Gefühl. So vertraut und doch so aufregend.

    Hallo Nias. Hallo Villa Warna Warni.

    Oder wie es ab jetzt wieder heißt:

    Ya‘ahowu :)

    Infos:
    www.villawarnawarni.de
    Facebook & Instagram @Villa Warna Warni

    Dokumentation:
    https://youtu.be/fEzmNBOhLJY (deutsch)

    https://m.youtube.com/watch?v=10r8DOYM5g4&f… (englisch)
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  • Schulferien 1

    23. juni 2019, Indonesien ⋅ ☁️ 25 °C

    Zufälligerweise sind während meiner Zeit hier auf Nias Schulferien. Am Tag meiner Anreise war der letzte Schultag und die Kinder brachten stolz ihre Zeugnisse heim. Alle haben das Schuljahr bestanden, manche erhielten sogar Preise für ihre außerordentlich gute Leistung.

    Was für ein guter Start in die Ferien.
    Der normale Tagesablauf mit Schule, Mittagessen, Lernen, Gartenarbeit ist für die nächsten drei Wochen außer Kraft gesetzt.

    Am Tag nach meiner Anreise packen wir alle 9 Villa-Kinder plus die vier Kids von Juli und Joli in den Jeep und auf die zwei Roller. Mit Surfbrettern, Schwimmflügeln, Bällen und Keksen bestückt düsen wir an den nahegelegenen Lagundri-Beach.
    Der sonst menschenleere Strand wird sonntags von Einheimischen belagert, die ein Schlachtfeld aus Plastikverpackungen hinterlassen.
    Es ist mittlerweile schon zur Routine geworden, dass unsere Villa-Kinder am Ende ihres Strandtages einen Beach-Clean-Up machen.

    Mit Hose und Tshirt bekleidet stehe ich im Meer, Aldin und Angela ziehen an meinen Fingern und ich schaue mich um: ich beobachte Felix, wie er mit voller Leidenschaft die Jungs in die Wellen schubst. Ich beobachte Joli, wie er mit den Kleinen am Strand kickt. Ich beobachte Tina, wie sie auf dem Bodyboard balanciert. Ich beobachte Juli, wie sie das ganze Geschehen beobachtet.
    In mir stellt sich ein richtig zufriedenes Gefühl ein. Alle haben Spaß. So viel geballtes Kinderlachen habe ich schon lange nicht mehr miterlebt. Es macht mich glücklich und stolz zu sehen, wie gut es den Kids geht und welch starke Persönlichkeiten sie haben.

    Zurück in der Villa steht dann erst mal „Mandi“ an - duschen.
    Ach ja. Da war was. Kellendusche. Und Kellenklospülung. Fast schon wieder vergessen. Aber auch das Duschen aus dem Eimer fühlt sich vertraut an und gehört einfach dazu. Außerdem ist das Volunteer-/ Gästezimmer, in dem Felix und ich schlafen, durch Michis und Nonos Renovierung extrem gemütlich geworden.

    „Tini! Felix! It’s time to eat!” ruft Deli. Felix warnt mich: ‚Wenn sie das sagen, müssen wir ganz schnell runter!‘ Und tatsächlich - die ganze Mannschaft ist schon um den großen Holztisch in der Küche versammelt und wartet nur auf uns. Kaum sitzen wir da, gehts auch schon los. Aber nicht mit Essen, sondern mit Beten. Als ordentliche Katholiken beten die Villa-Bewohner vor und nach dem Essen. Eine schöne Routine, um nochmal innezuhalten, bevor das große Futtern losgeht. Und wenn man die riesigen Portionen Reis betrachtet, die die Kids sich einverleiben, scheint der Begriff „Futtern“ mehr als angemessen. Der Reis wird mit den Händen in den Mund geschaufelt, es wird geschmatzt und gerülpst. Ich finds lustig und kann das Schmatzen nachvollziehen, denn Julis Essen schmeckt köstlich!
    Felix, der schon seit vier Wochen hier ist, meint dazu nur: „Am Anfang fand ich echt alles toll, aber so langsam nervts. Wie die alle schmatzen zum Beispiel, das macht mich fertig. 3 Wochen fand ichs irgendwie süß, jetzt find ich’s fast schon widerlich.“
    Tja. Andere Kulturen. Andere Sitten.
    Die Niasser findens dafür abartig, dass wir uns in aller Öffentlichkeit umarmen. So was Ungezogenes :)

    Eine Sitte, die ich hier wunderschön finde ist, dass man sich nach dem Händeschütteln die Hand aufs Herz legt.

    Und die nächste tolle Sitte ist - wie konnte ich es vergessen - nach dem Essen auf dem Hof auf roten Plastikstühlen sitzen, Arak aus Plastikbechern trinken und Nelkenzigaretten rauchen.
    So hatten wir doch immer die ergiebigsten und ehrlichsten Vereinsbesprechungen ;)

    Meine ersten Tage hier in der Villa beobachte ich erstmal viel.
    Ich bestaune die von Michi, Nono und den Kids neu bemalten Häuser, begrüße die Schweine (Fun-Fact: die einzige weiße Sau heißt: Buleh = Tourist), die Ziegen, Hühner und Katzen, streife durch den Gemüsegarten und ende schliesslich unten an unseren Reisfeldern. Das war schon immer einer meiner Lieblingsplätze bei der Villa. Das saftige Grün, das sanfte Rascheln der Halme im Wind, das leise Plätschern des Baches, die bunten Stofffetzen, die die Vögel vertreiben sollen. Dieser Platz strahlt eine versöhnliche Ruhe aus. Und macht gleichzeitig so viel Arbeit.
    Wenn man die vielen Schritte vom Säen, Setzen, Unkraut zupfen, Vögel verjagen, Ernten, Klopfen, Trocknen, Öffnen mitbekommt, schätzt man jedes einzelne Reiskorn, das man vor sich auf dem Teller liegen hat, um einiges mehr!

    Ich merke, wie ich immer mehr auf Nias ankomme und freue mich richtig darauf, in die mir so vertraute und doch fremde Kultur einzutauchen.
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  • Die Villa-Bewohner 1

    24. juni 2019, Indonesien ⋅ ⛅ 26 °C

    Joli hat einmal gesagt: „Die Kinder werden dich jeden Tag mit einem Lächeln belohnen.“ Wir fanden diese Aussage so schön, dass wir sie in unseren Volunteer-Guide abgedruckt haben.
    Unzählige Male habe ich diesen Satz in den letzten Jahren gelesen, aber jetzt darf ich ihn mal wieder am eigenen Leib spüren.
    Die Kinder der Villa Warna Warni sind so unglaublich höflich, geduldig, genügsam, lieb, hilfsbereit, talentiert und fröhlich. Es stimmt tatsächlich- wenn die Kinder einen mit strahlenden Augen anlächeln, wird einem sofort wieder klar, für was man diese ganze ehrenamtliche Arbeit macht. Sie zahlen es einem mit ihrem Lachen tausendfach zurück!

    Momentan wohnen neben Joli Dachi und seiner Familie neun Kinder in der Villa Warna Warni. Allesamt tragen mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit zum kunterbunten Treiben in diesem kunterbunten Zuhause bei.

    Aldin. Ein Herzensbrecher und Strahlemann. 3 Jahre alt und schon jetzt ein Charmeur sondersgleichen. Mit seiner quirligen Art hält er die Villa ununterbrochen auf Trab. Und jeden Tag aufs Neue schafft er es, den Menschen um sich herum ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Er ist der Adoptivsohn von Joli und Juli.

    Angela. Sie ist die jüngste Tochter von Joli und Juli. Aldin und Angela sind ein unschlagbares Team und zusammen machen sie die Umgebung unsicher.

    Regina. Jolis älteste Tochter. Früher Prinzessin und heute eine bildhübsche, äußerst intelligente junge Frau. Sie kümmert sich verantwortungsvoll um ihre beiden kleineren Geschwister Angela und Aldin.

    Johan. Der älteste Sohn Jolis und damit wichtigster Nachkomme. Sollte Joli etwas zustoßen, geht nach Niasser Recht der ganze Besitz in Johans Hände über. Er ist klug und übernimmt verantwortungsvolle Jobs in der Villa Warna Warni. Er wird vielleicht eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten.

    Deli. Mit größter Neugierde entdeckt er die Welt und die Menschen um sich herum. Manchmal fallen ihm vor lauter Staunen fast die Augen heraus. Sein Grinsen lässt Herzen schmelzen. Er ist absolut zuverlässig und sehr arbeitstüchtig.

    Aris. Delis größerer Bruder. Ein lustiger, aufgeweckter Kerl, der immer ein Auge auf seinen kleinen Bruder hat. Aris ist sehr aufmerksam und bietet oft von sich aus Hilfe an. Ein äußerst zuvorkommender und fröhlicher Junge.

    Fitri. Sobald sie ihre Schüchternheit abgelegt hat, kommt ein strahlendes, intelligentes und auch freches Mädchen voller Tatkraft und Energie zum Vorschein. Beim Lachen strahlt ihr ganzes Gesicht.

    Susi. Als älteste Bewohnerin der Villa sorgt sie für Recht und Ordnung. Sie ist Julis dritte Hand in der Küche und hat alles im Griff. Joli gibt mehr und mehr Verantwortlichkeiten an sie ab, weil man sich zu hundert Prozent auf sie verlassen kann. Eine unglaublich höfliche, strebsame und pflichtbewusste junge Dame.

    Tina. Susis kleine Schwester. Genau so lieb, aber rotzfrech und äußerst humorvoll. Als Pippi Langstrumpf der Villa hat sie immer einen schlagfertigen Spruch auf Lager und bringt alle zum Lachen. Tina ist sehr fleißig und absolut zuverlässig.

    Piter. Mit seinem ansteckenden Lachen, seinen Tanzkünsten, seiner Engelsstimme und seiner entwaffnenden Liebenswürdigkeit ist er eine ganz besondere Persönlichkeit mit ganz großem Herz. Er ist immer zur Stelle, wenn man Hilfe braucht und ist extrem höflich und dankbar.

    Arianto. Ein hübscher Lausbub, der riesige Portionen Reis verputzen kann. Mit Tina lacht er täglich um die Wette. Er liebt Surfen und fängt gelegentlich Fische im Reisfeld.

    Juni. Der coole Jugendliche. Da er jeden Morgen Klimmzüge und Liegestützen macht, ist er ein ordentliches Kraftpaket. Kein Wunder kann er lockerflockig auf Kokospalmen klettern, wo er einem mit Vergnügen mal schnell eine junge Kokosnuss zum Trinken herunterholt. Mit seiner ruhigen und hilfsbereiten Art hilft er, den Tagesbetrieb der Villa am Laufen zu halten. Tanzen und Surfen sind seine großen Leidenschaften.

    Rofe. Ein fröhlicher, intelligenter Junge voller Tatendrang, der unheimlich gerne Karten spielt. Wenn er sich mit der Gitarre in eine Ecke sitzt und die schönen Klänge seiner Musik durch die Villa schwingen, kommt das quirlige Leben für einen kurzen Moment zum Stillstand.
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  • Ein Tag auf der Kokosnussfarm 1

    25. juni 2019, Indonesien ⋅ ⛅ 30 °C

    Barfuß streifen wir durch Gestrüpp und Palmenwälder, überqueren Bäche auf wackeligen Stämmen und sliden auf sumpfigen Stellen umher. Wir sind auf dem Weg zu Jolis Kokosnussfarm. Ein wunderschöner Palmenwald vor einem noch schöneren, völlig verlassenen Strand. Um dorthin zu gelangen, müssen wir jedoch erst einen Fluss überqueren. Johan, Jolis ältester Sohn, rudert uns höchst professionell in einem Einbaum über den Fluss.
    Unglaublich. Es sieht aus wie in „Dschungelbuch“. Hauptdarsteller: unsere kleinen und großen Moglis der Villa Warna Warni. Geschickt hüpfen sie durch das Dickicht, zupfen gekonnt die Tapiocablätter für das Schweinefutter und klettern mal schnell auf 15 Meter hohe Kokosnusspalmen. Es dauert nicht lange bis Felix und ich realisieren: WIR KÖNNEN GAR NICHTS! Oft stehen wir wie die Deppen mit zwei linken Händen daneben und sind mehr Hindernis als Hilfe. Diese Kinder haben’s richtig drauf, sind handwerklich begabt, super sportlich, geschickt, fingerfertig und vor allem ausdauernd. Da meckert keiner rum, dass er nicht mehr arbeiten will. Auch nicht nach vier Stunden Tapioca-pflücken. Das ist eine Fähigkeit, die Niasser Kinder ziemlich von deutschen Kindern unterscheidet. Unangenehme Dinge aushalten. Geduldig sein. Ertragen. Durchhaltevermögen.
    Wer jedoch nach kürzester Zeit ruft: „Ich kann nicht mehr! Ich hab Rücken!“ muss ich hier vermutlich nicht ausdrücklich schreiben ;)

    Juni ist für mich der absolute Ober-Mogli: mit seinem durchtrainierten Körper rennt er geradezu die Palmen hoch und bringt mir immer wieder eine junge Kokosnuss zum Trinken. Das Verrückte ist: die Kokosnussmilch, die „wir“ zuhause in der Villa von den gepflückten Nüssen produzieren, ist nicht nur Grundlage für unser Essen, sondern wird auch - mit den Tapiocablättern vermengt - den Schweinen verfüttert. Ein 4 Sterne Essen für die Sau. Die Kokosnüsse halten also nicht nur die Menschen gesund, sondern machen (angeblich) auch die Schweine lecker. Schweine sind auf Nias eine Art Statussymbol. Zu jeder wichtigen Angelegenheit, wie Hochzeit, Beerdigung oder Dachzeremonie muss
    ein Schwein mitgebracht werden. Und wer dann eben ein stattliches dickes gesundes Schwein, das nach Tapioca-Kokosnuss schmeckt, mitbringt, schießt im Ansehens-Ranking direkt ein paar Stufen nach oben.

    Als wir dann so allesamt im verwilderten Palmenwald sitzen, mir die Ameisen auf die Pelle rücken und wir mit den Händen Reis von Bananenblättern essen, schweifen meine Gedanken ab. Ich denke an meine Heimat und mir fällt wieder mal auf, wie extrem anders die Menschen hier auf Nias leben. Auf der Insel gibt es weder MC Donalds noch Burger King. Keiner unserer Villa-Kids weiß so richtig, was das Internet ist. Nicht mal die Jugendlichen haben ein Handy. Kokosnüsse sind Allheil- und Wundermittel. Wasser wird aus tiefen Brunnen geschöpft. ALLES wird repariert und recycelt. Reis wird nicht im Laden gekauft, sondern selbst angebaut und geerntet. Frauen, die auf Kokospalmen klettern, sind illegal unterwegs, denn das ist Männersache.
    Trotz dass ich das hier alles kenne, sitze ich jetzt unter all diesen geschickten naturnahen Menschen und fühle mich wie ein Großstadtgorilla (der verlernt hat, auf Bäume zu klettern und mit den Fingern zu essen).

    Wie konnten wir es nur schaffen, über die Barrieren dieser Kulturunterschiede und die erhebliche Distanz hinweg ein Projekt wie dieses aufzubauen?!

    Mit etlichen Riesenbündeln Tapioca und 500 (!!) Kokosnüssen beladen machen wir uns dann schließlich auf den Heimweg, wo Felix und ich fix und fertig in die Hängematten fallen, während die Kids munter auf dem Hof herum hüpfen.

    Diese verweichlichten Weißen ;)
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  • Urlaub für die Villa Warna Warni 1

    1. juli 2019, Indonesien ⋅ ⛅ 26 °C

    Gut gelaunt und voller Euphorie steigen wir, die volle Villa-Besatzung, in das Sammeltaxi ein, das uns gleich zum Hafen in Teluk Dalam bringen wird. Jolis sechsköpfige Familie, die neun Villa-Kids, Felix und ich plus die fünfköpfige Familie von Harinatal. Er ist ein sehr guter Freund von Joli und außerdem secretary des indonesischen Vereins Villa Kunterbunt. Kleiner Funfact am Rande: Harinatal heißt übersetzt Weihnachtstag, er wurde am 24.12 geboren. Wir nennen ihn deshalb immer Weihnachtsmann ;)

    Nur eines der 16 Kinder hat die Insel Nias je verlassen. Man sieht den Kindern die Aufgeregtheit in den Augen an. Allesamt haben sie sich aufs Feinste herausgeputzt für unseren Urlaub. Für fast alle der erste Urlaub ihres Lebens.

    Mit Sack und Pack, Surfbrett, Schwimmflügeln und Speergun bepackt machen wir uns also auf den Weg nach Telo. Die insgesamt 101 Inseln liegen südlich von Nias, mit dem Speedboat gerade mal zwei Stunden entfernt.

    Bei schönstem Sonnenschein gehts los, wir winken Jolis Mama, die in den kommenden drei Tagen die Stellung in der Villa Warna Warni hält.

    Wir sitzen hinten auf der Ladefläche des Kleinlasters, schön eng zusammengedrückt auf für erwachsene Hintern viel zu schmalen Holzbänken und freuen uns auf Sonne, Strand und Bootfahren.

    Kurz bevor wir in Teluk Dalam ankommen, fängt es plötzlich sintflutartig an zu regnen. In kürzester Zeit gleicht die Straße einem Fluss, aus allen Schächten und Kanälen sprudelt braunes Wasser mit Plastikmüll.
    Pah. Von so einem bisschen Platzregen lassen wir uns doch nicht die Laune verderben. Um die Wartezeit im strömenden Regen zu überbrücken, schwärmen wir den Kids von der bevorstehenden Bootsfahrt vor.

    „Eine Seefahrt, die ist lustig. Eine Seefahrt, die ist toll....“

    Schnitt. Eine halbe Stunde später. Alle Kids außer Arianto kotzen schwarze Plastiktüten voll. Felix geht in seiner Grundschulonkelrolle auf, trägt eine volle Tüte nach der anderen zur Kotztütensammelstelle, putzt Kotze vom Surfbag und von Kinderschenkeln weg. Richtig professionell macht er das. Gelernt ist gelernt.

    Wir sind mitten auf dem wild gewordenen Meer. Kein Land in Sicht. Schwarze Wolken hängen tief über uns. Regen peitscht gegen die Scheiben. Das Boot wackelt so extrem, dass man abwechselnd links und rechts nichts als dunkle Wellenberge vor dem Fenster sieht. Mir gehts blendend, ich schreibe sogar gerade diesen Text, während alle um mich herum leiden, schweißgebadet und leichenblass sind. Und der kleine süße Aldin macht auf meinem Schoß „bobo“ (ein Schläfchen) und kriegt von alldem Chaos gar nichts mit.

    URLAUB :)

    Felix und ich schauen uns an und müssen trotz allem lachen. Wow. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Die Kinder vermutlich auch nicht. Ob sie Nias je wieder verlassen wollen?!

    Nach drei langen Stunden ist Land in Sicht. Am Hafen von Tello angekommen, wanken die Kids benommen aus dem Boot.

    Keine zehn Minuten später wirbeln sie wieder munter umher, als wäre nichts gewesen.
    Wir laufen die paar Meter vom Hafen zu unserer Unterkunft, einem für lokale Verhältnisse ziemlich schicken Hotel direkt am Wasser.
    Die Kids staunen nicht schlecht. Für die allermeisten ist es nicht nur das erste mal, dass sie Nias verlassen, sondern auch das erste mal Hotel.
    Wir werden mit einem leckeren, völlig übersüßten Tee begrüßt und verteilen die Kinder dann auf die Räume. Die Horrorbootsfahrt scheint komplett vergessen zu sein, denn die Kids wuseln aufgeregt im Hotel hoch und runter, zeigen sich gegenseitig ihre Zimmer und bestaunen den Blick aufs Meer und zu den gegenüberliegenden Inseln.

    Als ich überglücklich über die strahlenden Kinderaugen ins Hotel reinlaufe, sehe ich den kleinen Deli völlig fasziniert vor einem
    Springbrunnen sitzen, der seine Farbe wechseln kann. Mit glitzernden Augen schaut er mich an und meint: „Sama Sama Villa Warna Warni“ (Genau wie die Villa Kunterbunt).
    Dieser kleine Bursche ist so unfassbar neugierig und interessiert am Leben. Es freut mich von Herzen, dass er in unserem Kinderheim die Möglichkeit bekommt, seine vielen Talente zu entdecken und auszubilden.
    Da kommt mir auch schon die freche Tina entgegen und meint lachend: „Sorry Tante Tini, Tina today need many plastic!“
    Oh Gott wie toll! Unsere Anti-Plastik-Erziehung hat tatsächlich schon so arg gefruchtet, dass Tina sich für die acht Plastiktüten entschuldigt, die sie vollgekotzt hat.
    Und noch bevor wir im Hotel eingecheckt haben, hat Aris schon deren Terrasse von Plastikmüll befreit. Welch wohl erzogenen Kinder!

    Am nächsten Morgen verputzen alle munter ihren Berg Reis mit Chili.
    Da ich eh noch auf meinen Pancake warten muss (Sorry, aber um sieben Uhr morgens pack ich noch keinen brennenden Mund) beobachte ich die Kinder. Einigen sieht man deutlich an, dass sie mit dem Besteck (hier: Gabel&Löffel) völlig überfordert sind. Manche geben nach ein paar Versuchen auf und essen wie gewohnt mit den Händen.
    Kaum wurde der letzte Satz des Gebets gesprochen, hechten die Kinder auch schon von der Terrasse ins wunderbar glasklare, mit Plastikmüllinseln besprenkelte Wasser. Mal wieder wird mir bewusst, wie wichtig es ist, zumindest bei unseren Villa-Kindern ein Bewusstsein für Müll und Plastik zu schaffen.

    Mit einem kunterbunten Holzboot werden wir dann zur Insel Sibaranun gefahren. Ein Träumchen. Postkartenalarm!

    Die Kinder quieken vor Freude und plantschen auf den bunten Schwimmringen herum, die wir ihnen als Überraschung mitgebracht haben. Es ist herzergreifend schön, die Kinder so glücklich zu sehen. Aber auch anstrengend, da man ständig alle genau im Blick haben muss. Es kann nämlich so gut wie keiner schwimmen.
    Zum Mittagessen grillen wir am Strand einen Fisch, den Joli mit seiner Speergun gefangen hat. Nach stundenlangem Tauchen, Quieken, Floaten, Palmenklettern und Muschelnsammeln schauen wir uns alle zusammen einen zauberhaften Sonnenuntergang über dem weiten Meer an und fahren dann zurück zu unserer Unterkunft auf der Hauptinsel. Dort heißt es für die Kids erstmal „Mandi“. Duschen mit einem Duschkopf. Völlig abgefahren für die Kleinen, die sich sonst mit einem Eimer hinterm Haus beim Brunnen duschen.
    Was für ein traumhafter Tag. Der muss auf jeden Fall mit Arak abgerundet werden, meint Harinatal lachend. „One song, one Arak!” So sitzen wir auf Plastikstühlen auf der Terrasse, Harinatal spielt Gitarre und unser Piter singt mit seiner Engelsstimme Niasser Lieder. Nach jedem Lied gibts für die Erwachsenen erstmal eine Pflichtrunde Kokosnuss-Schnaps aus der Plastiktüte. Schon bald können Felix und ich die Niasser Lieder problemlos mitsingen ;)

    Keiner hätte es erwartet, aber die Insel, die wir am nächsten Tag besuchen, ist tatsächlich noch traumhafter als die erste: Pulau Memong. Auch diese Insel ist so klein, dass man sie mühelos einmal umrunden könnte. So mache ich zusammen mit Aris einen „jalan jalan“ (Spaziergang), bei dem wir Kilogrammweise Muscheln sammeln. Auf der Insel gibt es lediglich ein kleines Dorf mit einer Handvoll Häuschen, wo wir uns bei der Ankunft auch erstmal beim Dorfchef anmelden mussten. Den zahlreichen Muscheln und dem unberührten Korallenriff nach, hat diese Insel noch nicht viele Touristen gesehen. Außer einer Handvoll Surfer scheint es hier auch nicht viele Reisende herzuverschlagen.

    Telo. Ein noch unentdecktes Paradies. Nur ein Katzensprung und 30 Kotztüten von Nias entfernt. Wir haben schon ein bisschen Sorge, dass die Heimfahrt wieder so schrecklich wird für die Kids.
    Am nächsten Morgen ist das Meer jedoch spiegelglatt und tut so, als wäre nie etwas gewesen ;)

    Die Kids winken der Insel noch lange hinterher. „Goodbye Telo. We love you Telo. We miss you Telo.“

    Ich beobachte die strahlenden Augenpaare und freue mich des Lebens. Es ist geradezu mitreißend. Erfrischend. Belebend.

    Wie schön, an diesem unverstellten, puren Kinderglück teilhaben zu dürfen.
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