Living in: Berlin, Deutschland Read more Berlin, Deutschland
  • Day 91

    Back in Berlin

    July 3, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

    Noch schnell ein Stück Pizza am Flughafen, ein paar Drinks im Flugzeug, ein Umstieg in Paris und zack: Da waren wir wieder, zurück in Berlin. Es fühlte sich komisch an, dass plötzlich alles vorbei sein sollte. Auch wenn Familie und Freunde uns das Ankommen so schön wie möglich machten. Schon am Flughafen erwarteten uns Adrians Eltern mit Blumen und Brot (und ja, das haben wir tatsächlich vermisst) und auch Sophia ließ es sich nicht nehmen, uns Rückkehrer*innen am Flughafen in die Arme zu schließen. Bei Adrians Eltern im Garten wartete schon die nächste Überraschung: mit Burgern und zahlreichen USA Flaggen auf der Terasse konnten wir noch etwas länger das amerikanische Lebensgefühl genießen. Und dank neu angefertigter "Stühle" blieb uns auch das Gefühl, auf dem Rad zu sitzen, etwas länger erhalten. Einige Tage später gab es noch eine weitere kleine Überraschungs-Burger-Welcome-Back-Party von Sophia, Silke und Felix. Und dann, eine Woche später, saßen plötzlich Katharinas Eltern auf der Terasse von Adrians Eltern. Eine wirklich gelungene Überraschung und eine gute Detektivarbeit von Melitta und Bernhard obendrein! So viel Kreativität, Herzlichkeit und Überraschungen haben uns das Ankommen wirklich versüßt. Auch wenn es alles andere als einfach war, wieder im Alltag anzukommen.
    Über einen, wenn nicht sogar zwei Monate dauerte es, bis die große Sehnsucht, wieder aufs Rad zu steigen, und die Unzufriedenheit über das Leben in Räumen und den durch Arbeit und Verpflichtungen geprägten Alltag langsam nach ließ. Nun, drei Monate später, sind wir beide wieder ganz "angekommen". Allerdings wird die Sehnsucht, wieder loszufahren, wahrscheinlich nie mehr ganz weggehen. Aber warum auch: Wir können auf wunderbare drei Monate mit zahlreichen Begegnungen mit herzlichen und hilfsbereiten Menschen an unglaublich schönen und faszinierenden Orten sowie einer großartigen, entschleunigten Art des Reisens zurückblicken. Sprich: Besser hätten wir die drei Monate nicht nutzen können!
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  • Day 86

    New York: Groß und voll Beton

    June 28, 2021 in the United States ⋅ ⛅ 27 °C

    Die Trauer den letzten wirklichen Radtag hinter uns zu haben, verwandelte sich schnell zur puren Freude, dass wir die Stadt für eine Woche unser Heim nennen durften. Insbesondere da wir die Wohnung von Martin ganz für uns hatten. Top Gastgeber! :)

    Die Tage vergingen, wie sollte es auch anders sein, wie im Fluge. Wir besuchten das MoMa und staunten wieder einmal über die Dinge, die heute den Begriff Kunst tragen dürfen. Anschließend wurde der Besuch aufgelockert durch eine echte NY Pizza am Straßenrand bei der Katharina von einem netten ehemaligen Crack Dealer aus der Bronx angegraben wurde, da der Herr der Dame sich für wenige Minuten auf dem Örtchen befand.
    Nachdem die Beziehungsverhältnisse geklärt waren, erzählte er uns seine Geschicht und wir staunten nicht schlecht, als wir erfuhren, dass er ein Michelin Koch ist, der die Reichen der Welt bekocht. No fact check. Seine Kochkünste konnten wir zwar nicht testen, dafür lud er uns zu einem Bier ein und schenkte uns zum Abschluss eine dicke Knolle, um die Stadt aus einer anderen Sichtweise zu erleben. Funktionierte!
    Ein weiteres Highlight war der Besuch des Christopher Street Days (Pride Parade) mit Freunden von Martin. Der Tag begann mit einem schmackhaften Restaurantbesuch in Chinatown wo wir uns auch mit diversen Alkoholika versorgten und so die Stimmung sofort durch die Decke ging - natürlich besonders als wir uns den Tausenden von bunten Menschen anschlossen die durch die Straßen Manhattans tanzten. Was für ein wildes Treiben!

    Das Rad blieb freilich nicht ungenutzt, da viele neue Fahrradwege in der Stadt uns geradezu einluden, sie zu benutzen. Neben Rundfahrten durch die City, fuhren wir auch durch ganz Brooklyn vorbei an jüdischen Villenvierteln bis zum Strand bei Cony Island um dort zu baden, zu entspannen und uns über die letzen drei Monate zu wundern und gegenseitig auf die Schultern zu klopfen.

    Ausflüge wie der beeindruckte Besuch der Aussichtsplattform auf dem Edge NY in 335m Höhe mit seinen 360* Blick oder der Bootstour nach Liberty (Freiheitsstatur) und Ellie Island (Einwanderungsmuseum) waren letztlich nur noch die Schokostreusel auf der Sahnetorte.

    Schlussendlich lässt sich sagen, dass wir dank Martins Gesellschaft einen wundervollen Abschluss in NYC hatten. Besser hätte es nicht sein können!
    Und somit kommt dieses Bombardement der Eindrücke, Gefühlsausbrüche, Strapazen, Lehren, Mitgefühl und was sonst noch alles zu einem Ende.

    Warte! Da gab es doch noch diese eine Sache, der Rückflug. Selbstverständlich genossen wir die Zeit so sehr, das wir die Vorbereitungen immer wieder aufschoben und so sollte es kommen das wir einen Tag vor unserem Abflug noch keine Kartons oder Taschen für die Räder hatten. Sprichwörtlich in letzter Sekunde hatten wir noch die billigsten Wabbeltaschen bestellt, die wir finden konnten und stopften unsere bis zur Unkenntlichkeit mit Kleidung, Luftpolsterfolie und Pappe umwickelten Räder hinein. Alles ein paar Stunden vor Abflug und ohne Garantie, dass die Fluglinie unser Packet akzeptieren würde.
    Geschmeidige 30 Minuten vor Abfahrt war alles ready to Go und wir ließen uns zum Flughafen kutschieren wo keine unserer Ängste und Befürchtungen zum Tragen kam.
    Unser ganz persönliche American Dream!

    God safe America!
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  • Day 82

    Endpurt nach NYC: Jetzt aber ECGW

    June 24, 2021 in the United States ⋅ ☀️ 24 °C

    Ab Kingstown folgten wir wieder artig dem East Cost Greenway, der uns mal durch trostlose, heruntergekommene oder gesichtslose Städte und kurze Zeit später wieder vorbei an Luxusvillen und hübschen Ferienorte führte. Wir merkten deutlich, dass in Connecticut die Menschen entweder Ferien machen oder ansonsten dort wohnen, um zu schlafen aber nicht um zu leben. Aber was soll man auch erwarten vom einem Bundesstaat, indem Städte damit werben, wie ein Dorf zu sein?!🤷‍♀️
    Die Strecke führte aber auch wieder abseits der Straßen und Städte durch traumhafte Natur auf einer alten Bahnstrecke. Der Weg war so schön, dass selbst der Regen, der uns mal wieder begleitete, kaum störte. Im Gegenteil genossen wir, dass wir uns den Weg nur mit Rehen, Streifenhörnchen und Eichhörnchen teilen mussten.
    Eigentlich wollten wir auf dieser Etappe die ganze Zeit langsamer fahren, damit die letzten Kilometer nicht zu schnell vorbei gehen. Stattdessen legten wir ordentlich einen drauf und verlangten den Beinen noch mal richtig etwas ab: durchschnittlich rund 100 km pro Tag, um rechtzeitig in New York zu sein, wo Martin und Elisabeth uns erwarteten.

    Die lezte Etappe bot beim Thema Schlafen einige Abenteuer. Wir wurden zum Ende hin noch richtig mutig und campten auf einem Sportplatz und einem Trailhead des Fahrradweges wild. Wobei dem "Mutigsein" zumindest in einem Fall eine mehrstündige Suche nach einem Platz voraus ging. Auch wenn wir nicht wollten, mussten wir am Regentag auf ein Hotel ausweichen, das Wasser stand überall. Wir entschieden uns für das vermeintlich bessere Hotel. Dafür, dass wir mehr zahlten, bekamen wir dann auch weniger Leistung. Um 19.30 Uhr wollte uns der Rezeptionist nicht einchecken lassen und diskutierte mit uns, dass es ja nicht sein Fehler sei, wenn die Räume nicht fertig seien. Das wir nicht so richtig viel Verständnis dafür hatten, legte er uns als so große Reseptlosigkeit aus, dass er uns weitere 40 Minuten warten lassen wollten, als wir um 20.30 Uhr (noch immer nass und durchgefroren) zurück kamen. Letzlich flossen viele Tränen, alle anderen wartenden Gäste stellten sich auf unsere Seite und um 21 Uhr waren wir dann endlich in unserem Zimmer. Wobei, eigentlich war es schon 21.20 Uhr, da die Zimmerkarte zunächst nicht funktionierte und wir uns erneut anstellen mussten - hinter fünf Gästen, die an der Rezeption warteten, dass ihre Zimmer endlich fertig werden. Bei all dem Chaos war es nur ein schwacher Trost, dass die Managerin uns am nächsten Tag die vollständige Erstattung der Übernachtung anbot. Insbesondere da wir über einen Drittanbieter gebucht hatten und damit die Wahrscheinlichkeit, dass Geld zurück zubekommen, quasi nicht gegeben ist...

    Abenteuerlich war auch die letzte Tagesetappe nach NYC. Etwas über 100 km sollte es bis zum Zentrum werden. Wir hatten nur irgendwie nicht damit gerechnet, dass es sich bereits im Speckgürtel wie in der Stadt fährt und dass uns ständig Ampeln stoppen und wieder anfahren ließen. Ein Kraftakt! Und auch die Einfahrt nach NYC bzw. in die Bronx war - milde gesagt - fordernd. In diesem Teil der Stadt scheint es keine Verkehrsregeln (oder sonstige Regeln) zu geben...Da wird auch mal eben eine Straßenspur zur Pop-Up-Waschstraße für Autos umfunktioniert!
    Eine Belohnung für eine anstrengende Etappe gab es beim Eis in Manhatten und noch einige Kilometer später beim wundervollen Empfang von Martin und Elisabeth, die für uns den Korken des Champus knallen ließen. Die Gefühle an diesem letzten Tag kann man kaum in Worte fassen. Stolz und Glück mischte sich mit Erschöpfung und Trauer, dass die Reise vorbei ist. Glücklicherweise tröstete die Aussicht auf eine Woche New York und die Freude über das Wiedersehen mit Martin über die schmerzhafte Gewissheit, dass das schönste, was wir je gemacht haben, zu Ende ist, hinweg.
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  • Day 80

    East Coast Greenway. Mehr oder weniger.

    June 22, 2021 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Die letzte große Etappe von Boston nach New York City stand an und wir konnten uns über einen ausgeschilderten Radweg freuen, den East Cost Greenway. Auf dem ersten Teil der Etappe verließen wir jedoch die Route - mal um noch weitere Städte zu besichtigen, mal um abzukürzen und die extra Kilometer wieder rauszuholen und mal um Trails zu fahren, die bei Google eingezeichnet waren. Wir waren freudig überrascht, als sich einige von uns gewählte Wege eher als Mountainbike-Trails herausstellten. Katharina freute sich ein mal mehr über den starken Mountainbikeeinschlag ihres Rades und bretterte voraus. Adrian hingegen bewies, dass man auch mit 35er Tourenbereifung über solche Wege fahren kann, auch wenn er zur Abwechslung Katharina deutlich hinterher fuhr.
    Wir waren ohne große Erwartungen in diese Etappe gestartet und bekamen dafür umso mehr Highlights geboten: Providence ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass stadtplanerische Fehler korrigiert werden können. Die Hauptstadt von Rhode Island (der kleinste Bundesstaat und unsere Nummer neun) hat erfolgreich Innenstadtplätze attraktiver gemacht und Leben in die Stadt zurück gebracht. Außerdem gibt es so einige Prachtvillen zu bestaunen, eine davon im Kunstmuseum, dass wir natürlich ebenfalls besuchten (hier wollte man uns und ließ uns sogar kostenlos rein!).
    Von Providence ging es per Fähre weiter nach New Port, wo wir einen halben Tag entlang der Küste wanderten und die riiiesigen Villen (dagegen waren die Häuser in Providence Hütten!) fassungslos und fasziniert zugleich bestaunten. Dort stehen Paläste! Wie kann es nur sein, dass einzelne Menschen so viel Geld haben und viele, viele andere Menschen in den USA (und natürlich auch überall sonst) so bitter arm sind oder sogar auf der Straße leben? So einen großen Unterschied zwischen Arm und Reich wie in den USA kennen wir sonst tatsächlich nur aus Entwicklungsländern. Die vielen Menschen auf der Straße, die den Müll durchwühlen oder unter Brücken ihr Zuhause hatten, waren oft Thema während unsere Reise und da wir - anders als die Amis - zufuß in den Städten unterwegs waren, gab es auch immer wieder Gespräche mit Obdachlosen, die nachdenklich stimmten.
    Da das autofreundliche Amerika nicht gestattet, die Brücke von New Port nach Kingstown mit dem Fahrrad zu fahren, stiegen wir kurzzeitig auf den Bus um. Und bei allem Gehässigsein und Gelästere: zumindest konnte man in der Region überall kostenfrei (!) sein Fahrrad mit dem eh schon super günstigen Bus mitnehmen!
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  • Day 76

    Boston: Stadt mit europäischem Charme

    June 18, 2021 in the United States ⋅ ☀️ 26 °C

    Es mag am fantastischen italienischem Essen im North End, den historischen Gebäuden, die der Stadt zwischen den Wolkenkratzern Charakter verleihen oder an dem vielen Leben auf der Straße liegen: In Boston hatten wir nach zwei Monaten in den USA erstmals das Gefühl, dass wir hier leben könnten. Schon vorher hatten viele nette (alte) Menschen, die wir trafen, prognostiziert, dass uns Boston gefallen würde.
    Und ja, Boston ist so europäisch, dass wir uns wohl fühlten. Insbesondere weil die Autobahn in der Stadt überdacht wurde und statt Abgase und Lärm jetzt ein Parks mit Fußwegen das Stadtbild prägen. Es scheint, also würde es doch Amis geben, die von Stadtplanung Ahnung haben.
    Wir entdeckten Boston dann natürlich auch zu Fuß, u.a. auf dem Freedom Trail. Zum nicht vorhandenen Sonnenuntergang fuhren wir mit einem Schiff auf Sunset Tour und Cambridge mit der Elite-Uni Harvard erkundschafteten wir mit Fahrrad und Bus. Denn die erste richtige Reperatur stand an. Katharinas Goldelse meckert seit einigen Kilometern so laut und beharrlich, dass sie ein neues Tretlager verpasst bekam. Etwas enttäuscht waren wir, als kein Kunstmuseum uns rein lassen wollte. Aber gut, nicht immer kann das total flexible, in letzter Minute planende Leben so aufgehen, wie wir uns das vorstellen.
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  • Day 73

    Nochmal durch die Appalachen

    June 15, 2021 in the United States ⋅ ⛅ 24 °C

    Geschwind geschwind durch Regen und Wind
    vorbei an Bächen und Wäldern,
    Ähren auf Feldern.
    Am Hügel brennen die Waden, im Tal glühen die Backen (Bremsbacken)...

    Landschaftlich hielt uns die Strecke richtig im Atem und beeindruckte uns nach jeder Kurve erneut.
    Am Wegesrand bestaunte uns eine Gruppe der alten 69 Garde mit Schildern: Love, Peace and Harmony!
    Passend dazu sahen wir kleine Bioläden am Wegesrand und stärkten uns an jeglicher Eiscremequelle die uns unter die Räder kam.

    Nun noch eine letzte Anekdote: Zirka 35 km lang konnte sich Katharina nicht dazu durchringen direkt am Wegesrand oder auf einer Toilette Wasser zu lassen. Dementsprechend kam irgendwann völlig unvorbereitet der Punkt an dem die Tugend dem Drang wich und eine kurze Pause eingelegt werden musste. Der Not gehorchend wurde kein Meter zu viel vom Weg zurückgelegt...und wie sollte es nun anders sein: Sekunden später fuhr ein Mann sichtlich verwundert über die neue Aussicht vorbei. Sicherlich ein eher seltenes Bild im prüden Amerika aber ein Hochgenuss für Adrian und ein heiteres Ende eines regnerischen Tages.

    Ein weiteres Highlight an Wegesrand war der Besuch eines Beschleunigungsrennens (Quarter Mile Race), welches uns vor allem durch den Motorenlärm und die restlichen Besucher (Gefühlt allesamt Trumpies) begeisterte und uns endgültig das Gefühl vermittelte, im Herzen Amerikas angekommen zu sein.

    Mit einer Sache müssen wir reinen Tisch machen. Zeit! Wir haben wirklich den ganzen Tag Stress. Immer heißt es auspacken, Zelt aufbauen, Unterkunft suchen, Taschen packen und nach etwas Essbarem suchen. Von wegen Auszeit und Entspannung. Der Tag ist voll - vor allem wenn dann noch über das Erlebte berichtet und Kontakte gepflegt werden sollen!!
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  • Day 70

    Albany

    June 12, 2021 in the United States ⋅ ⛅ 20 °C

    Eigentlich war die wichtigste Entscheidung in Albany für uns das abwiegen der Vor- und Nachteile eines kleinen Abstechers Richtung Boston: 4 Tage direkt nach NY entlang des Hudson Flusses oder 14 Tage mit erneuter Überquerung der Appalachen.
    Umso länger wir die beiden Möglichkeiten abwogen, stellte sich ein Gefühl von Geilheit ein. Diesmal war der Ursprung aber etwas tiefer zu suchen als sonst. Mit jeder Stunde Rast in Albany fühlten sich unsere Beine stärker an als jemals zuvor und so wurde unser Schicksal durch unsere Extremitäten entschieden.
    Albany beeindruckte uns durch koloniale Bauten und Regierungsgebäude und ein Indoor American Football Spiel. Letzteres kann man machen, wird man aber auch nicht wirklich vermissen.
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  • Day 68

    Zurück am Erie Kanal

    June 10, 2021 in the United States ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach vier Tagen an den Fingerseen ging es zurück auf den Erie Kanal Trail. Unser Weg führte quasi direkt in die nächste Stadt zu einem Fahrradladen, um die Platten-Misere von Adrian mit einem neuen Mantel zu beenden. In Syracuse bewunderten wir darüber hinaus den Glanz vergangener Tage, als noch der Erie Kanal und mit ihm das Geld durch die Stadt floss. Seit seiner Erweiterung fließt der Kanal jedoch nicht mehr durch die Stadt und auch die ehemalige Geldquelle des Salzabbaus ist versiegt. Dennoch gibt es genug Städte, die einen deutlich schlechteren Job als Syracuse machen. Beispielsweise zeigte sich in Städten wie Utica und Frankfort ein wirklich trostloses Gesicht der USA, sodas wir uns fragten: Ist das dieses Amerika, dass Trump "Great again" gemacht haben will? Wir zumindest würden lieber in einem schlechteren Viertel des deutschen Frankfurts leben als hier.

    Ein Schmankerl des Erie Kanal Trails war, dass wir einige Nächte kostenfrei campen konnten, z. B. hinter einer Feuerwache oder an Schleusen des Kanals. Wobei, was heißt hier kostenfrei? Die Plätze lagen mehrfach direkt neben einer Eisenbahnlinie und der nächtliche Bahnverkehr und die Vorliebe der Lokführer ständig zu chooten, kostete so einige Stunden des erholsamen Schlafs... Das hielt uns jedoch nicht davon ab, die letzten 130 km nach Albany in einer Tagesetappe zu radeln und dabei sogar das Mittagessen auszulassen. Das Trainingslager an den Finger Lakes scheint erfolgreich gewesen zu sein!
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  • Day 63

    Ein Umweg fürs Fingerspitzengefühl

    June 5, 2021 in the United States ⋅ ☁️ 21 °C

    "Wir können doch einen kurzen Abstecher an die Fingerlakes machen, die liegen gleich auf dem Weg!", hatte Katharina am Anfang des Erie Canal Trails vorgeschlagen. Da wir gut in der Zeit waren und der Reiseführer großartige Natur versprach, verließen wir am 3. Tag den Erie Kanal für einen "kleinen Abstecher".
    Woran zumindest Katharina nicht gedacht hatte, war, dass es bei Bergseen auch Berge gibt. Und dass in die Kalkulation der Tagesetappe die Formel "Je mehr Höhenmeter, umso weniger Kilometer" Berücksichtigung finden sollte. Ansonsten landet man um 17 Uhr bei Aldi, total kaputt und noch 40 km sowie 600 Höhenmeter vor sich. Glücklicherweise ließ sich beides durch einen alternativen Campingplatz halbieren (ein Hoch auf die flexible Planung!). Der neue Schlafplatz führte uns zum Keuka See. Ein schöner See, allerdings nur für die Besitzer der hübschen Cottages und Villen um den See. Denn nach einem öffentlichen Seezugang kann man lange suchen. Man waren wir daher enttäuscht, als wir am Campingplatz ankamen und feststellten, dass der Name "Lake View" schon wörtlich zu nehmen ist. Nachdem wir die Besitzerin des Platzes jedoch etwas bezirzt (und wahrscheinlich ziemlich vollgestunken) hatten, zeigte sie uns ihre privaten Seezugang und der Tag endete im kühlen und säubernden Nass.

    Nass sollte es auch weiter gehen: die zahlreichen Wasserfälle der Region luden an den verschiedenen Seen zu Wanderungen in verwunschenen Schluchten ein. Im Sinne der "aktiven Erholung" integrierten wir diese als "Mittagspause" oder "Abendspaziergang", sodass wir in vier Tagen rund 300 km Radfahren, vier wundervolle Schluchten mit zahlreichen Wasserfällen, drei große Seen und über 30 gewanderte Kilometer unter brachten. Klingt mehr nach Trainingslager als nach Urlaub? Genau so fühlte es sich auch an!😉

    Den Höhepunkt erreichte das Ganze, als wir morgens (die Kilometer des Vortages nachholend) einen Berg bezwingen mussten. "Erholung" hiervon gab es bei der Wanderung durch die wunderschöne Schlucht des Watkins Glenn Stateparks. Und so frisch erholt, wie man nach fast 1000 Treppenstufen halt so ist, ging es bei über 34°C gleich wieder aufs Rad, den nächsten Berg hoch. Zum Glück machte zeitgleich mit Katha Adrians Vorderrad schlapp und es gab eine Zwangspause. Und noch mehr zum Glück sind die Amis sau gastfreundlich, sodass wir für die Flickpause gleich mit eiskaltem Wasser für die Weiterfahrt versorgt wurden, die sich allerdings nochmal verzögerte, als wir kurze Zeit später Platten Nr. 1378 hatten.
    Alle Anstrengungen waren aber schnell vergessen, als wir im Fluss am Rande der Wasserfälle badeten, im Wald zeltend von Vögel geweckt wurden oder mit Blick auf die Seen ein Glas regionalen Wein genossen.
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