Seelenpfade

July - November 2024
Eine Pilgerreise in die Vergangenheit. Read more

List of countries

  • Spain
  • France
  • Switzerland
  • Germany
Categories
Backpacking, Hiking, Nature, Self discovery, Solo travel
  • 3.0kkilometers traveled
Means of transport
  • Hiking3,000kilometers
  • Train22kilometers
  • Car13kilometers
  • Ferry3kilometers
  • Flight-kilometers
  • Walking-kilometers
  • Bicycle-kilometers
  • Motorbike-kilometers
  • Tuk Tuk-kilometers
  • Bus-kilometers
  • Camper-kilometers
  • Caravan-kilometers
  • 4x4-kilometers
  • Swimming-kilometers
  • Paddling/Rowing-kilometers
  • Motorboat-kilometers
  • Sailing-kilometers
  • Houseboat-kilometers
  • Cruise ship-kilometers
  • Horse-kilometers
  • Skiing-kilometers
  • Hitchhiking-kilometers
  • Cable car-kilometers
  • Helicopter-kilometers
  • Barefoot-kilometers
  • 27footprints
  • 110days
  • 432photos
  • 160likes
  • Aufbruchstimmung

    July 24, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Lieber Bruder,

    zumeist startet alles mit einer simplen Idee. Einem knisternden Zusammenspiel unserer Synapsen, aus dem sich grandiose Vorstellungen vor unserem inneren Auge auf großer Leinwand widerspiegeln. Letztlich, so glaube ich, entsteht dadurch entweder ein tollkühner Plan oder einfach ein vergänglicher Tagtraum.

    Dieser Weg, - diese ungläubige Pilgerreise, ist ebenfalls auf solch eine Art erschaffen worden. Aus einem Gedanken heraus. Vielleicht auch aus einem fragwürdigen Grund. Denn weißt du, wenn man einmal für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Glückseligkeit gespürt hat, dann läuft man diesem einen Gefühl nach Jahren der Depression wie ein winselnder Hund hinterher. Ganz gleich wie sehr er zuvor vom Leben geknechtet, enttäuscht und mit hölzernen Ruten verdroschen wurde.

    Da du dir gern ein paar meiner Gedanken auf Papier gewünscht hast und ich meinen Rucksack mit Vorliebe so leicht wie möglich halten möchte, versuche ich dir hier - dann und wann, meine Eindrücke im Tagebuchformat zu hinterlassen.

    Sei dir jedoch versichert, dass die meisten Geschichten aus meinem Mund von keinem Happyend geprägt sind. Selten kommt darin ein glorreicher Held vor, der seinen Ängsten mit Schwert und Schild begegnet und auch die sanfte errettende Stimme in finstren Stunden wird wahrscheinlich kaum in der Ferne zu hören sein.
    Read more

  • Stolpersteine

    July 28, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Die ersten Tage sind mittlerweile vorüber und an der zitternden Erwartungshaltung ist nun die zerbrechende Ernüchterung im Eiltempo vorbeigezogen. Allerdings ist es doch meist so, wenn die eigenen Ansprüche und Erwartungen nicht erfüllt werden oder sich Ideal-Pläne in Luft auflösen, weil etwas dazwischen kommt. Ich denke, du kannst das mehr als jeder andere nachempfinden.

    Auf der Karte siehst du ganz gut was ich meine. Erst aufgrund der wankelmütigen Knie und einzelnen Wehwehchen langsam vorangekommen, dann dank körperlicher Gebrechen zur Auszeit verdonnert.

    Ich mache also eine kleine Sightseeing-Tour durch meine Heimat, lerne ein wenig Arnstadt und die Notaufnahme in Saalfeld kennen. Auch Rottenbach muss erwähnt werden, denn nur hier konnte ich es schaffen, die Bahn vor meiner Nase zu ignorieren, um eine zusätzliche Stunde Zeit zum Nachdenken zu bekommen.

    Seitdem ich aufgebrochen bin, habe ich jedoch auch zugleich so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren, wie gefühlt nie zuvor. Vielleicht, weil ich sonst zu sehr im Alltag gefangen und meist nicht darauf angewiesen bin. Oder weil ich einfach zu wenig mit den Menschen rede...

    Kostenlose Unterkünfte, Gartenlauben zum Schlafen, freies Essen und Trinken, liebe Worte und ehrlich gemeinte Segensgrüße. Das alles zeigt eine Seite der Menschheit, die zumindest bei mir - schon lange in Vergessenheit geraten ist.

    Durch einzelne Gespräche ist mir auch aufgefallen, dass diesen Weg so unbeschreiblich viele Personen gehen wollen. Vom hochrangigen Arzt bis hin zur Rentnerin. Dadurch entsteht eine Art Verbundenheit und Sympathie ohnegleichen. Ob das bereits im Mittelalter so gewesen ist?
    Read more

  • Vertraute Wege

    July 30, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 24 °C

    Anfangs sprachen wir ab und an über Ängste und Befürchtungen, erinnerst du dich?

    Obgleich der riesengroßen Auswahl von Panikzuständen bei A wie Ausschlag, bis Z wie Zahnschmerz, war eine große Sorge tatsächlich die Wegbeschaffenheit. Es hat sich schnell bewahrheitet, dass die meisten Streckenabschnitte aus grundsolidem Asphalt, kernigen Forststraßen, hartem Beton und freilich auch aus Schotter bestehen. Darauf war ich gewissermaßen eingestellt und doch schlaucht es schon jetzt ungemein.

    Was beim Begriff Forststraße nicht fehlen darf, ist natürlich der Rennsteig. Wohl einer der ältesten, bekannten Wanderwege Deutschlands und zugleich die Strecke, auf der ich damals den ersten Schritt aus der Melancholie und dem Nichtstun gesetzt habe.

    Bis auf ein paar Highlights, ist mir dabei jedoch nicht mehr viel in Erinnerung geblieben. Gut, der Borkenkäfer hat sicher auch ein wenig dazu beigetragen, die Bilder im Kopf etwas zu verschleiern. Das typisch weiße "R" ließ mich trotzdem an viele denkwürdige Momente zurückblicken.

    Außerdem mag ich diesen traurigen Charme des alten Thüringer Dorflebens. Du siehst verblasste Window-Colour Bilder an Fenstern, Gardinen - welche wahrscheinlich seit 20 Jahren nicht mehr verschoben wurden oder diese kleinen Kaugummi-Automaten, bei denen ich mich nach wie vor frage, wer die Teile wieder auffüllt. Geschweige denn sie kauft. Alles ist, als stünde die Zeit still und nach Corona trifft das leider auf viele Betriebe hier nun für immer zu.

    Etwas weiter, kurz hinter Lichtenfels, rufen mir zwei nette Niederländer zum ersten Mal ein "Buen Camino" zu. Guten Weg.
    Read more

  • Mosaik

    August 2, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

    - Nebengedanken Teil 1 -

    Vielleicht fragen du und der Rest der Geschwisterbande sich ein manches Mal, warum ich eigentlich so bin, wie ich bin.

    Desinteressiert, gleichgültig, fehlend. Anteilslos am Familienleben, ausweichend, kurz angebunden. Schwindend sprunghaft.

    Ich schätze, diese Frage ist mein Hauptantrieb, weshalb ich ein Reisetagebuch für dich anfertigen möchte. Nicht als eine Art Rechtfertigung für mein Wesen, sondern eher als klapprig marode Verständnisbrücke.

    Dazu entführe ich dich zunächst in die Zunft der ehrenwerten Bauherren und Handwerker. Denn anfangs wird dringend eine Fassade gebraucht. Eine möglichst flexible, mit verschiedenen Anstrichen. Bunt kann sie sein, blass und auch in grell. Je nachdem, was gebraucht wird und was gerad' von Nutzen ist.

    Jedoch kann der graue Zement noch so dick gespachtelt, die Risse im Fundament mit den dicksten Beschlägen versehen und die Arbeit von den Besten ihrer Art verrichtet werden. Kein Bauwerk ist für die Ewigkeit.

    Wenn schließlich das facettenreiche Fensterglas in der Mauer zu zerspringen beginnt und du mit bloßen Händen versuchst, die Scherben wieder zusammenzufügen, nur um ein Stück Vertrautheit wieder zu reparieren, bleiben am Ende dennoch nichts als blutige Narben und verschmierte Mosaiksteine verlorener Momente zurück.

    Wie es dazu kam und was aus dem Scherbenhaufen wurde, erfährst du an anderer Stelle...
    Read more

  • "Ego autem"

    August 6, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 19 °C

    Ich aber... Ich, Ich. - Ich! ...

    ...ich habe Rothenburg passiert. Den ersten größeren Tourenabschnitt vor dem in der Ferne liegenden Ulm.

    Sicher könntest du spontanen Gefallen an der urigen und mittelalterlichen Stadt finden, wie sie noch heute von ihrer begehbaren Stadtmauer geschützt ist. Durch Bilder könnten Sehnsüchte und überaus begierige Reiselust geweckt werden.

    Doch Bilder, die gibt es nicht. Zumindest nicht hier und keine, von öffentlichen Plätzen. Denn das übernehmen andere Menschen. Auf anderen Plattformen und einsehbaren Podesten. Personen, die es schaffen, ihr eigenes Ego durch Social Media zu stärken. Die sich im Mittelpunkt einer Gesellschaft in Szene setzen, während der Alltag und das geschäftige Tagewerk um sie herum geschehen. Für ein Like. Für etwas Dopamin im kolossalen Kortex.

    Dass ich es penetrant und albern finde, weißt du, seitdem ich dieses eine Pseudomodel breitbeinig auf einem Steg habe posieren sehen. Doch was nehme ich mir eigentlich von jenen als Unterschied heraus?

    Alles, was wir machen, wonach wir streben und was als unser Ziel deklariert ist, hat zweifelsfrei bereits jemand anderes erreicht. Auf härteren Wegen, mit größeren Herausforderungen, in schnellerer Zeit, in höheren Höhen oder mit unbeschreiblicher Willenskraft.

    Was macht uns als Individuen also besonders, wenn wir nicht der oder die Beste in etwas sind? Wenn wir der breiten Masse von Schafen nur hinterher trotten, dabei aber weder den Stab, noch den Hirten oder den Boden unter unseren Füßen erkennen können?

    Wie finde ich die eigene Balance in der Seele und ersticke das Ego genügend mit der Plastiktüte, damit es gerade noch genug Luft zum Atmen hat?
    Read more

  • Ulm

    August 11, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 29 °C

    Alles hat seinen Reiz, seine Zier und endlos Güte. Im Schlechten, wie im Guten. In jedweden Bereich, im Leben und im Sterben.

    Bezogen auf größere Städte, deren Ausläufer und verwinkelten Innenleben ist es ganz ähnlich. Während sich berufliche und genussvolle Möglichkeiten sammeln und tummeln, begrenzt sich zugleich der persönliche Freiraum, die unberührte Luft zum Atmen und nicht zuletzt der hauchdünne Schleier unserer privaten Eigenheiten. Deswegen könnte ich auch nie wie unsere Schwester - Berlin, Rostock oder Hamburg als Rückzugsort erwägen.

    Doch gerade hier wird - mehr als anderswo, noch etwas anderes sichtbar, etwas, das sonst eher selten durch das Licht der Morgendämmerung auf unsere Netzhaut geworfen wird. Es ist die Schere eines unermüdlichen Schneiders. Lang ist sie und trennt mit unsagbar scharfer Klinge. Sie reißt die marginale und zerfranste Naht von Arm und Reich erbarmungslos auseinander.

    Sie schafft dabei eine wirre Kluft, einen gewundenen Canyon in dem der Wind von banger Demut, Unbehagen und schlichter Ignoranz aufgefächert wird.

    Wie gehst du damit um, wenn du einen Bettler siehst? Würdest du mir etwas zustecken, während ich auf der steinernen Treppe kniend um Zuwendung bitte?
    Read more

  • Kons(ch)tanz

    August 19, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C

    Es ist die Stadt, auf die ich mich im visionären Vorfeld am meisten gefreut hatte. Allein des schönen und klangvollen Namens wegen.

    Mittelalterlich anmutend, wahrscheinlich wichtiger Dreh - und Angelpunkt der damaligen Handelswelt und für mich, die letzte begleitende Grenzlinie zur eigenen Heimat. Denn Deutschland verlassen, das habe ich bislang nur sehr selten.

    Mit dem folgenden Übertritt in die Schweiz stellt Konstanz daher mein aktuelles Tor zur Welt dar. Und diese neue Welt ist irrsinnig interessant, eindrucksvoll und aufregend.
    Oh, und teuer.

    Bereits einen Tag später lerne ich die ersten richtigen Pilger kennen. Nur zwei Tage später machen die Beine wieder das, was sie sollen. Ein Übertritt, der Veränderungen mit sich bringt und diesmal sogar durchweg positive.
    Read more

  • Ah, du sprichst Hochdeutsch...

    August 23, 2024 in Switzerland ⋅ ☀️ 22 °C

    ... than let's talk in english please!

    Von leichten Verständnisproblemen und morgendlichen Grummelleien der Ansässigen einmal abgesehen, ist die Schweiz für mich vor allem zu einem landschaftlichen Phänomen geworden.

    Alles, was das sehnsüchtige Wandererherz begehren könnte, ist hier vorhanden. Von grau erklimmbaren Nebelwänden, über tief verschlungene Waldpfade, bis hin zu türkis schimmernden Bergseen, bei denen sich wohl ein Narziss niemals lösen könnte.

    Selbst im Sommer schmecken manche Brötchen dank Rosinen, Anis und Zucker nach Weihnachten, wodurch ich mich unweigerlich Frage, wie es in diesem Land erst zur kalten schneebedeckten Jahreszeit hergehen muss.

    Mir fallen freilich auch ein paar Unterschiede auf. Während glückliche deutsche Eltern zum Beispiel die Namen ihrer Nachzügler auf die Heckscheibe der Autos kleben, gibt es hier ähnlich kitschige Bilder aus Holz, welche an den Häusern angebracht werden. Tankstellen sind bislang viel kleiner. Müll hat einen respektableren Stellenwert und Pfand ist aufgrund der höheren Eigenverantwortung auch nicht notwendig.

    Sicherlich sind das alles Dinge, die dich vielleicht weniger interessieren. Doch ich bemühe mich, es hier zu genießen und bei diesem Versuch befinden sich meine Gedanken seit langem einmal nicht in einem maroden Karussell, das rostige Schrauben verliert oder die gleichen, einladenden Lügen aus dem blechernen Lautsprecher erschallen lässt.
    Read more

  • Schimmerglanz

    August 28, 2024 in Switzerland ⋅ ☀️ 25 °C

    - Nebengedanken Teil 2 -

    Der besagte metaphorische Scherbenhaufen birgt viele blutige Rinnsale zwischen dem Sediment. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Familie... selbst die eigene Persönlichkeit teilt sich wie ein zu kleiner Bachlauf und zerfließt letztlich nicht im rettend' klaren See, sondern versinkt in hitzig verbrannter Erde.

    Wenn du nicht mehr weißt, wer du bist. Wer du sein sollst oder möchtest, stellst du unweigerlich nicht nur dich selbst infrage, sondern auch alles andere um dich herum.

    Dir fehlt eine Ahnung von Orientierung. Der Halt im luftleeren Fall. Du blickst dich Hilfe suchend um, während deine Augen blinzelnd, verzweifelt nicht mehr als ein rettendes Kerzenlicht erhaschen wollen.

    Doch noch ehe du wieder zur Besinnung kommst, wirst du bereits erlösend umarmt. Nicht von einem Menschen, nicht von einem Wesen aus Fleisch und Blut. Es ist eher wie ein Schleier zu benennen. Einer, der dich umhüllt und der dir falsche Geborgenheit schenkt. Doch immerhin offeriert er dir etwas im Verlorensein.

    Um mich zu revanchieren, half ich diesem unliebsamen Gast, sich so wohl wie nur irgend möglich zu fühlen und schon bald verdunkelten sich nicht nur meine Gedanken, sondern auch das Dach unter dem ich Obhut fand.
    Read more

  • Düfte der Natur

    August 31, 2024 in Switzerland ⋅ ☁️ 28 °C

    In den damaligen Therapiegruppen gab es ab und an kleinere Wahrnehmungsübungen und Spiele. Sachen im Sinne von: "Was löst diese Musik in dir aus?" - "Was fühlst du, wenn du mit deiner Hand über ein Stück Stoff streichst?" - "Welche Geräusche hörst du gerade im Raum?"

    Damit konnte ich offen gesagt nie viel etwas anfangen. Es schien belanglos. Unzugänglich, wie der gescheiterte Versuch an einem Greiferautomaten, der zwar dein Geld einsackt, dich aber anschließend verdutzt und mit leeren Händen an der Plexiglasscheibe stehen lässt.

    Klar lösen Dinge und Aktionen etwas in uns aus, doch inwieweit wir uns darauf einlassen, uns wie ein Bollwerk verschließen oder es gänzlich ignorieren, ist am Ende allein uns selbst überlassen. Und ich bin ein Ignorant.

    Beim in sich gekehrten Wandern jedoch, ist mir schon in Deutschland aufgefallen, dass der Geruch etwas mit mir macht. Nicht der eigene beißende Gestank, sondern eher der, in der Natur und auch in den Städten.

    Frisch geformter Teer auf den Straßen lässt mich unweigerlich an meine Heimatstadt denken, - an den Weg zum dortigen Bergbad an heißen Tagen. Kiefer und Fichtennadeln wirken beruhigend, vertraut und urig auf mich. Wie zu dem Moment, als ich als Kind unter dem Weihnachtsbaum saß. Ja, ich weiß, das ist eine Tanne. Zumindest ein Nadelgehölz.

    Salbei, Seeluft, Regen... Zum Ende der Schweizer Etappe, waren es die Gerüche, die mich täglich zur nächsten Grenze begleitet haben. Denn während du dies hier liest, erreiche ich die prunkvolle Stadt Genf, über der schon jetzt, eine beinah sichtbar rosa Parfümwolke schwebt.
    Read more