• Jeanine Graf
  • Peter Graf
  • Jeanine Graf
  • Peter Graf

Seidenstrasse 2024

Uma 223aventura de um dia na Jeanine & Peter Leia mais
  • Eine andere Welt

    17 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☀️ 18 °C

    Morgens kurz nach fünf Uhr kam ein Abschleppwagen von Ulan Bator aus, mitten in die Pampas, um das Fahrzeug ohne Wohnkabine von Wolfgang und Gaby auf ein Neues abzuschleppen. Ich drehte mich nochmals unter meiner warmen Decke um und war dankbar, dass unser Giotti zuverlässig diese Strapazen immer wieder meistert.
    Die 13 Kilometer Waschbrett-, Sand- und Schlaglochpiste fuhr Peter problemlos. Für die restlichen 84 Kilometer nach Ulan Bator brauchten wir Geduld. Die ganze Stadtbevölkerung schien unterwegs zu sein. Es hatte aber auch seine Vorteile. So konnten wir allmählich in eine ganz andere Welt eintauchen.
    Ulan Bator ist die Hauptstadt der Mongolei und zugleich das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die Stadt liegt im Tuul-Tal, umgeben von vier heiligen Bergen der Mongolen. Ulan Bator ist bekannt für seine Mischung aus modernen Wolkenkratzern und traditionellen Ger-Vierteln, (Ger = Jurte), die das historische und das zeitgenössische Leben der Mongolei wiederspiegeln. Mit einer wachsenden Bevölkerung und fortlaufender Urbanisierung bleibt Ulan Bator ein faszinierendes Beispiel für die Verschmelzung von Tradition und Moderne in der Mongolei.
    Kaum angekommen zog es mich ins nächste belgische Café. Nach so viel Natur war es schön Stadtluft zu schnuppern. Wir staunten über den hochmodernen Standart in den meist westlich orientierten Geschäften in den Einkaufszentren und fühlten uns beinahe wie in Zürich.
    Um 17.00 Uhr gings dann fein gekleidet zu Fuss los ins Mongolian Grand Theatre of National Art.
    "Land of the sky" war angesagt. Eine Mischung aus mongolischen Künsten wurde uns dargeboten. Gesang, Musik, Tanz und Akrobatik immer in Verbindung mit dem Land, den Jahreszeiten und Buddhistischen Göttern genossen wir während gut einer Stunde. Zum Abschluss spielte
    das Orchester mit mongolisch, traditionellen Instrumenten den Radetzkymarsch, was uns allen ein Lächeln herbeizauberte.
    Das Nachtessen nahmen wir ganz in der Nähe des Theaters in einem " bayerisch" angehauchten Biergarten ein.
    Bald erstrahlte die Stadt im nächtlichen Lichterglanz.
    Leia mais

  • Das Stadtleben hat auch Vorzüge

    18 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☀️ 21 °C

    Um 9.00 Uhr bestiegen wir für diverse Besichtigungen einen "Blingblingreisebus". Das Interieur war in verschiedenen Rottönen mit Stoff, Bändern, Glitzerplastikkristallen und Lichteffekten liebevoll gestylt. Ein stolzer Fahrer begrüsste uns lächelnd.
    Durch den Morgenstau auf der Strasse nach Zaisan gings direkt in den Süden von Ulan Bator zum Bogd Khaan Palace Museum. Gemäss Nyama leben in diesem Stadtteil die Schönen und Reichen. Etwas verloren zwischen Hochhäuserschluchten machten wir den ersten Halt vor den drei Toren zum ehemaligen Winterpalast des achten Jebtsumdamba Khutukhtu, der später als Bogd Khan oder Herrscher der Mongolei proklamiert wurde. Der Palast ist heute ein Museum. Er wurde 1905 nach Plänen eines russischen Architekten im Auftrag von Zar Nikolaus II. erstellt.
    Der Komplex umfasst sechs Tempel.
    Einiges aus dem Besitz von Bogd Khan wird im ehemaligen, eher bescheidenen Palast gezeigt. Der Thron, sein Bett, einige ausgestopfte Tiere, die Kunstsammlung, ein geschmückter zeremonieller Ger und Stiefel, die dem Khan von Zar Nikolaus II. überreicht wurden.
    Nach der Besichtigung der Anlage gings über die Strasse weiter, zu einem grossen Fabrikverkaufsgelände für Cashmereprodukte. Einige aus der Gruppe kehrten erfolgreich mit Tüten beladen zum wartenden Bus zurück. Peter war ebenfalls erfolgreich.
    Der nächste Halt in einem "offenen Bazar " nutzten wir für die Mittagspause. Die vielen Verkaufspassagen mit jeglicher Nonfood-Ware konnten in mir keine Begeisterung auslösen. An manchen Bekleidungsständen wurden mit Namen wie Zara oder H&M, bei Haushaltartikeln mit IKEA geworben.
    Verglichen zu den Luxusgeschäften in den vielen Konsumpalästen verteilt im Zentrum von Ulan Bator, erschien der Bazar eher für bescheidenere Budgets gedacht zu sein. Im Zentrum der Stadt wird geklotzt und gezeigt, dass man es zu Etwas gebracht hat.
    Den Nachmittag verbrachten wir anschliessend bei einer Führung durch das berühmte erst 2022 neu eröffnete Chingis Khan Nationalmuseum. Berühmte Staatsoberhäupter aus aller Welt und Papst Franziskus wurden bereits durch dieses Neunstöckige Museum geführt.
    Von der Steinzeit bis zur Gegenwart sind 10000 historisch wertvolle Artefakte ausgestellt. Davon sind 85% Originale, welche die Aktivitäten der Könige und Adligen der Mongolei und den mongolischen Staaten, von der Gründung des Nomadenstaates, dem Hunnenreich und bis ins 20. Jahrhundert zeigen. Es gab sehr viel zu sehen und hören.
    Nach all der historischen Kost brauchten wir eine Erholungspause, damit wir für die Einladung zum Geburtstagsessen von Dani wieder fit waren.
    Per "Blingblingbus" wurden wir gegen Abend zu einem Mongolischen Restaurant chauffiert. Es wurde ein sehr schöner Abend bei einem feinen Essen und entspannten Gesprächen. Vor der Mahlzeit stellten sich unsere Reiseleiter für China Jörn und Su vor. Dima wird wieder am 2. oder 3.9. an der kirgisischen Grenze zu uns stossen und das Zepter in seine Hände zurücknehmen.
    Den Abend rundeten wir in der Blue Sky Rooftop-Bar mit eindrücklicher Aussicht auf die nächtlich erleuchtete Stadt bei einem Absacker ab. Das Stadtleben hat auch Vorzüge.
    Leia mais

  • Kaschmir bei 30°C

    19 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute war nochmals Stadtleben angesagt. Zuvor stellten wir unsere beinah leere Gasflasche zu Gerd hin. Mit Wanya zusammen, einigen Gasflaschen und einem Adapter im Handgepäck fuhren die Beiden los, damit wir wieder genügend Energie für unsere Kühlschränke und Grill haben. Wahrlich ein First Class Service!
    Den Tag über hatten wir kein Programm. So zog es mich in den "Gobi Cashmere Flagship Store". Das weltweit grösste und bekannte Kaschmir- Geschäft. Für alle, die hochwertige Kaschmirprodukte zu günstigen Preisen suchen, ist dieses Geschäft ein Muss. Das luxuriöse und hochqualitative Angebot erschlug mich beinahe. Vielleicht war es aber auch nicht die richtige Jahreszeit für mich, um in einen Kaufrausch oder in Ekstase zu geraten. Bei knapp 30°C und Schweissperlen auf der Stirn verging mir die Lust für Anproben und Kauf. Für unsere beiden Enkelinnen wurde ich aber fündig. Da musste ich ja nichts anprobieren.😉
    Während ich mich durch das Angebot quälte, schlenderte Peter entspannt in den Strassen der Hauptstadt herum.
    Gemeinsam zogen wir anschliessend weiter ins moderne und gehobene Shangri-La-Einkaufszentrum. Dieses wirbt mit internationalen Topmarken, Restaurants und Unterhaltungsangeboten. Für uns gabs einen feinen, italienischen Cappuccino und eine kleine süsse Sünde in Form einer Patisserie dazu.
    Anschliessend brauchte ich eine kleine Siesta.
    Den Abend verbrachten wir nochmals bei einem Nachtessen mit allen Reiseteilnehmern zusammen. Das feine, mongolische Essen wurde aus der Reisekasse von Abenteuer-Touren beglichen.
    Bevor wir uns zurück in unsere Nachtlager zogen verabschiedete ich mich bei Dima. Wir freuen uns alle auf ein Wiedersehen im September.
    Leia mais

  • Dschingis Khan hoch zu Ross

    20 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☁️ 26 °C

    Heute verliessen wir die Hauptstadt der Mongolei und zogen nur wenige Kilometer weiter. Unterwegs durfte der Einkauf in einer Carrefour-Filiale nicht fehlen. Ein richtiges Einkaufsparadies für vertraute Lebensmittel erwartete uns. Sogar Croissants und ein Baguette fanden den Weg in unseren Einkaufswagen.
    Schon von weitem konnte man das heutige Ziel ausmachen: Ein riesiges Reiterstandbild des Dschingis Khan überragte die Landschaft. Kurz nach der Ankunft in Tsonjin Boldog hatten wir noch genügend Zeit, um das frische Baguette mit Käse, Rohschinken und Salami in ein gluschtiges Sandwich zu verwandeln.
    Frisch gestärkt begaben wir uns nach der Mittagspause zum monumentalen Reiterstandbild des Dschingis Khan. Der Standort Tsonjin Boldog in der Provinz Töw-Aimag, ist ein Platz, an dem Dschingis Khan einer Legende zufolge ein goldener Reitstock gefunden haben soll. Die Statue zeigt ihn auf dem Rücken eines Pferdes sitzend mit dem Reitstock in der rechten Hand.
    Die Statue ist etwa 30 Meter hoch und steht auf einem rund 10 Meter hohen Gebäude mit 36 Säulen, das als Sockel dient. Damit ist sie das derzeit höchste Reiterstandbild der Welt. Es besteht aus rund 250 Tonnen Edelstahl. Das Denkmal wurde am 26. September 2008 eingeweiht.
    Das Sockel-Gebäude enthält Restaurants und Souvenirläden. Von dort aus erreichten wir mit einem Fahrstuhl den Rücken des Pferdes. Eine Treppe führte anschliessend über den Hals des Pferdes zu einer Aussichtsplattform auf dessen Kopf. Trotz grossem Besucherandrang nahmen wir uns etwas Zeit um die fantastische Landschaft von oben betrachten zu können.
    Nach der Besichtigung mussten wir unser Nachtlager abbrechen und etwas abseits vom Denkmal neu einrichten.
    Bei einem Gläschen Jägermeister gaben Jörn und Su ihren Einstand als Reiseleiter für die kommenden 6 Wochen. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass Jacques, Tatiana, Wolfgang und Gaby wieder entspannt schlafen können. Ihre Fahrzeuge sind nach grossem Einsatz inkl. Direktimport von Ersatzteilen heute Morgen aus Deutschland wieder fahrtüchtig. Ohne das grosse Engagement vom Reiseleitungsteam wäre dies nie möglich gewesen.
    Leia mais

  • Von einem Riesen zum nächsten

    21 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☁️ 19 °C

    Es regnete stark die ganze Nacht hindurch. Vor meinem inneren Auge sah ich die steile Schotterauffahrt, die wir bald bezwingen mussten, damit es weitergehen konnte. Für 4x4 und Leichtgewichte kein Problem, für die "Joghurtbecher" eine fahrerische Herausforderung.
    Schnell war klar, dass der geplante nächste Stellplatz mitten in der mongolischen Natur bei der aktuellen Wetterlage ungeeignet war. Jörn und Gerd machten sich auf die Suche einer Alternative.
    Sobald wir die neuen Koordinaten hatten gings dann etwas mulmig weiter. Jacques und Tatiana erklommen ohne Probleme die steile Anhöhe und warteten in Einsatzbereitschaft auf die nächsten Fahrzeuge. Bei einem Fahrzeug war der Schleppdienst von Nöten. Giotti und Peter meisterten die Herausforderung "mit Schuss" problemlos.
    Unser Stellplatz für die nächsten zwei Nächte erreichten wir nach knapp 40 Kilometern im Terenj Nationalpark auf einem asphaltierten touristisch angelegten Parkplatz. Direkt vor uns zeigt sich mächtig der "Turtle Rock". Nebenan ein Supermarkt mit Restaurant. Praktischer gehts kaum.
    Der Ort gilt als Ausflugsziel für Wanderer und Naturliebhaber, die sich heute aber besonders für uns und die Fahrzeuge interessierten. Es kam mir beinahe wie am Caravan-Salon in Bern vor... Es befinden sich hier auch touristische Unterkünfte. Der weitaus grössere Teil des Nationalparks ist weitgehend unbesiedelt und kaum zugänglich.
    Das Wetter inspirierte mich, meinen kleinen Malkasten und Skizzenbuch hervor zu holen. Ein Bild aus dem Dschingis Khan Reiterstandbild- Museum inspirierte mich. Während meiner Kreativphase zog Peter zu einer kleinen Wanderung los. Ein Teil der Gruppe besuchte ein Kloster in der Nähe.
    Nach all den individuellen Tagesgestaltungen fanden wir uns gegen Abend bei einem gemütlichen Apéro zusammen.
    Nach 20.00 Uhr stellte uns Jörn interessante Dokumentarfilme über China vor. Ein gemütlicher Sonntag neigte sich anschliessend zur Ruhe.
    Leia mais

  • Eine Bergwelt wie in der Schweiz

    22 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☁️ 15 °C

    Vor unserem Hüttli dröhnte der Kompressor von Adrian, während wir gemütlich unser Frühstück einnahmen. Anscheinend war das Luftfilterreinigen-Fieber ausgebrochen. Auf so einer Reise müssen zwischendurch gewisse Vorkehrungen getroffen werden, die normalerweise in der Autowerkstatt des Vertrauens erledigt werden.
    Vor dem riesigen Turtle Rock standen nun diverse Wohnmobile mit geöffneten Motorhauben. Auch unser Giotti. Peter und andere Mitreisende warteten auf die Hilfe von Gerd oder legten selber Hand an. Unser Giotti zierte sich...als Jungspund unter den Fahrzeugen scheint er moderner zu sein. Es bräuchte ein Spezialwerkzeug um an die Eingeweide zu gelangen und dieses fehlt noch im riesigen Werkzeugkasten von Gerd oder in unserem. Solange Giotti nicht vor sich herschnaubt vertagen wir diese Reinigung.
    In dieser naturschönen Umgebung brauchte es von Peter nicht viel Überredungskunst um mich aus dem gemütlichen Hüttli zu locken. Mit Regenschirm bewaffnet und in guten Laufschuhen zogen wir los, über die ausgewaschenen Wanderwege, welche an buntblühenden Magerwiesen entlang führten. Die ganze Landschaft könnte sich auch in der Schweiz, zum Beispiel in Campo Blenio am Lukmanierpass befinden.
    Bald gelangten wir an einen Wegweiser, der zu einem Firstclasshotel führte.
    Das Ziel unseres Ausfluges war nun klar. 😅
    Der Aufstieg zum Hotel lohnte sich!
    Etwas unsicher, in sportlich einfacher Aufmachung und verschwitzt, betraten wir das gediegene Restaurant. Vom Personal wurden wir höflich begrüsst und an einen Tisch geführt. Bei leiser Salonmusik genossen wir ein himmlisch gutes Hähnchengericht an einer Rahmkäsesauce. Ähnlich wie ein Zürcher Geschnetzeltes. Vermutlich vermissen wir zwischendurch die vertrauten heimischen Leckerbissen.
    Den Heimweg traten wir in Begleitung einer Hündin an. Sie wich kaum von unserer Seite. Den Abend verbrachte die Hündin jedoch vor der Eingangstür bei Edith und Adrian, in Gesellschaft der halben Reisegruppe. Dabei sassen auch Dani und Achim, welche die Hündin tagszuvor gefüttert hatten. Hunde vergessen nie...
    Leia mais

  • Rieseninsekten

    23 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☁️ 17 °C

    Gleichzeitig mit den Pferden, sind wir am frühen Morgen losgezogen. 280 Kilometer "Hindernislauf" lagen vor uns. Die Strasse schien im vergangenen Winter extrem gelitten zu haben. Sie erlaubte keine Unaufmerksamkeit. Ausgefranste Strassenränder, kraterartige Löcher und Strassenabsenkungen begleiteten uns über die vor uns liegende Fahrt. Die Wetterbedingungen und Temperatur Schwankungen in der Wüste Gobi sind sehr unterschiedlich und variieren von -30°C bis +40°C, also zwischen Eiseskälte und Hitze. Langsam veränderte sich die vorbeiziehende Landschaft weg von Bergen und Wäldern, hin zu Steppe. Aus der Vogelperspektive gehört die Wüste Gobi aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft und der damit einhergehenden Farbenpracht nicht nur zu den farbenprächtigsten Wüsten der Welt, sondern sie mutet auch wie eine der unwirklichsten Wüsten an. Seit etwa 10.000 Jahren leben Nomaden im Rhythmus der Jahreszeiten in der Wüste Gobi. Sie ist weitaus mehr als nur eine weitläufige Steppenlandschaft: Auch kahle Felsformationen, Seen und Dünen tragen zum vielseitigen Bild der Wüste bei. Steinadler, Schneeleoparden und Gobibären sind hier zuhause. Die grossen Greifvögel begleiten uns seit wir in der Mongolei sind. Von den Schneeleoparden und den Gobibären fehlt jede Spur....
    Unseren Nachtplatz errichteten wir etwas weg von der Strasse in der Steppe. Begrüsst wurden wir von einer "Horde" Golio's. Ein grillenähnliches, grosses, kräftiges und respekteinflössendes Insekt. Die Weibchen ähneln mit ihrem Schwanz einem Skorpion. Der dient nicht zum stechen, sondern für die Eiablage.
    Nyama lud uns auf 19.00 Uhr zu einem typischen mongolischen Gericht ein.
    Pünktlich zur abgemachten Zeit erschienen wir Reisenden mit Tisch, Stuhl und Gedeck. Das Essen unter dem mongolischen Abendhimmel mundete vorzüglich. Das Ziegenfleisch war gabelzart und " böckelte" überhaupt nicht. Die Kartoffeln, Karotten und der Weisskabis passten wunderbar dazu.
    Ein dramatisch gefärbter Sonnenuntergang unterstrich anschliessend die eindrückliche Stimmung vor einem Lagerfeuer. Nyama spielte auf seiner Pferdekopfgeige und sang dazu. Ein Bild in meinen Erinnerungen, das unvergesslich bleibt. Die Musik, das Feuer und die unendliche Landschaft vor uns.
    Wir sassen noch lange vor dem Feuer und versuchten uns ebenfalls im Gesang. Am Nachthimmel leuchteten inzwischen immer wieder Blitze auf und der Wind nahm an Kraft zu.
    Gut den Boden im Auge behaltend gings vor dem einsetzenden Gewitter zurück zu unseren Schlafplätzen. Die Golio's schienen sich auch verkrochen zu haben.
    Leia mais

  • Regen, Schlamm und viel Chaos

    24 de julho de 2024, Mongólia ⋅ ☁️ 16 °C

    Noch waren wir ahnungslos. Den Frühstückskaffee in den Händen haltend schweifte mein Blick über die unendliche Weite, welche sich vor unserem fahrenden Zuhause im Morgenlicht präsentierte. Einige Restwolken zeugten von einer regnerischen und windigen Nacht. Die Golio's schienen wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
    Eine 270 Kilometer lange Fahrt zu einem Buddhistischen Kloster lag vor uns. Am Abend zuvor gab es eine Abstimmung, wer zusätzliche 100 Kilometer fahren will, um dieses anscheinend interessante sakrale Bauwerk zu bestaunen. Die Mehrheit zeigte Interesse. Wir zählten nicht zu ihnen, da noch weitere Klöster auf der Seidenstrasse auf ihre Besichtigung warten.
    Bevor es richtig weiterging deckten wir uns bei einem Wasserhäuschen mit dem wervollen Nass ein. Die Zufahrt dorthin war vom vielen Regen aufgeweicht, sandig und mit tiefen Pfützen übersät. Mit sommerlichen Regenfällen in der Wüste Gobi muss man rechnen. Es ist nicht aussergewöhnlich. Wir warteten zu dritt mit unseren Wohnmobilen auf den Wasserschlauch, ein Mongole brauchte auch noch Wasser. Grosszügig bezahlte er für uns alle zusammen das Wasser, ohne viel Kommentar.
    Der Himmel verdunkelte sich allmählich. Unterwegs fuhren wir an überschwemmten Steppengebieten vorbei. Die Strasse blieb vorerst von den Wasserfluten verschont.
    Nach einem Mittagsstop übernahm ich das Lenkrad. Per Signal kam eine
    Meldung von Ingrid: " 3 Kilometer vor dem Abzweig kurze Umleitung über die Piste." Als wir zu dieser Stelle kamen herrschte Chaos. Zwei Lastwagen schienen einen Unfall verursacht zu haben. Ein Anhänger mit Wagenladung lag quer über der Fahrbahn. Viel Zeit blieb nicht, um sich gross zu ängstigen. Das Lenkrad fest umklammert steuerte ich unser Hüttli über das Bord hinunter und versuchte so gut wie möglich einem PW zu folgen. Wenn der durchkommt, schaffen wir das auch..."Gring abe und fahre". Peter neben mir hielt sich fest am Haltegriff und schrie mir die Orders durch: "Rechts, nein links, gib Gas, nicht so schnell, ja nicht stehen bleiben..." Giotti fuhr durch Riesenpfützen, über Geröll, durch Schlamm und als I-Tüpfelchen ein steiles Bord hinauf, damit wir wieder auf der Strasse waren. Unser Adrenalinspiegel lag ziemlich hoch. Einige Lastwagen blieben im Schlamm stecken.
    Je näher wir nach Sainschand kamen, umso mehr Wasser, Pfützen und reissende Wasserfluten behinderten die Fahrspur.
    Eine Warnung von Jörn über Signal kam rechtzeitig. Die Strasse zum Kloster war völlig überflutet und für unsere Fahrzeuge ungeeignet.
    Die Rennleitung suchte für die Nacht einen geeigneten Stellplatz. Währenddessen liessen wir Giotti vor einem Einkaufszentrum parkiert. Ein Stromausfall legte die halbe Stadt lahm. Auf Spielplätzen vergnügten sich die Kinder wie in einer Badeanstalt aber in Alltagskleidung. Bei schummerigem Licht machten wir ein paar Einkäufe. Kaffee gabs nirgends, ausser in unserem Hüttli.
    Für die Nacht konnten wir uns beim örtlichen Sportzentrum auf den geteerten Parkplatz stellen.
    Ein kurzer Spaziergang zurück ins Zentrum der Stadt zeigte, wie gelassen die Bevölkerung mit solchen Ereignissen umgeht. Auf einem grossen Platz spielten die Erwachsenen Bingo, Kinder fuhren ferngesteuerte Autos und versuchten sich auf Rollschuhen. Eisdielen und Fast-Food-Buden boten ihre Leckerbissen an. Die Stadt schien wieder Strom zu haben. Das Leben ging weiter.
    Ein dramatisch eingefärbter Abendhimmel läutete eine trockene Nacht ein.
    Leia mais

  • Nochmals die freie Natur geniessen

    25 de julho de 2024, Mongólia ⋅ 🌬 22 °C

    Ein ruhiger und entspannter Tag kündigte sich an.
    Die Wüste Gobi zog an uns vorbei. Immer wieder in neuem Kleid. Mal grün und nährend für die Nomaden und ihre Tierherden, dann wieder kahl und unwirtlich.
    Wir legten flott die Tagesetappe auf einer sehr guten Strasse zurück.
    30 Kilometer vor dem chinesischen Ehrenhot standen Jörn und Su mit ihrem Lastwagen am Strassenrand um uns den Weg über die Steppe zu erklären, der zum heutigen Übernachtungsplatz führte.
    In völliger Einsamkeit genossen wir nochmals die fantastische Natur.
    Es roch etwas nach Zwiebeln. Auf der kargen Erde wuchs überall wilder Schnittlauch. Kleine Eidechsen wunderten sich über die Störung und wenige Insekten verzogen sich. Ein kräftiger Wind verblies die Restwolken, was mich zu einer kleinen Waschaktion animierte. Die "Waschhexe" war schnell installiert und verrichtete zuverlässig ihre Arbeit.
    In gemütlicher Gesellschaft gabs einen kleinen Apéro. Anschliessend mussten die aufgetauten Schweinskoteletten auf den Herd und der Salat zubereitet werden. Frischfleisch, Gemüse, Früchte und Milchprodukte dürfen nicht nach China mit...ein kleiner Rest steckt immer noch in unserem Kühlschrank. Vielleicht nehmen es die chinesischen Zöllner nicht so genau. Bei der ersten Einreise interessierten sie sich für andere Dinge wie z.B. Kartenmaterial.
    Beim Meeting um 18.00 Uhr gabs nochmals kurze Infos für den anstehenden Grenzübertritt. Nyama und Wanya wurden dankend mit einem "Couvert" verabschiedet.
    Gerd hatte vorgängig eine Feuerstelle eingerichtet, die im Windschatten des Teamfahrzeuges stand. In Gesprächen vertieft, das lodernde Feuer vor uns, mit einem Bier, Glas Wein oder Baileys in der Hand und nochmals die Weite geniessen. So verbrachten wir ein, zwei Stunden.
    Nicht allzu spät machten wir die Schoten dicht. Peter stellte den Handyalarm auf 4.10h. Die Mongolei zählt für uns bald der Vergangenheit an.
    Leia mais

  • Déjà-vu?

    26 de julho de 2024, Mongólia ⋅ 🌙 16 °C

    Bevor der Handywecker um 4.10h surrte, waren wir bereits wach. Peter machte vorbildlich seine Morgengymnastik, während ich mich schlaftrunken aus dem Bett schälte, etwas frisch machte und die bereit gelegten Kleider überzog. Punkt 5.00h heulten die Motoren auf. Jörn führte die motorisierte Karawane an, Gerd fuhr den Besenwagen.
    Noch einmal wurden Strassengebühren einkassiert. Danach gings direkt an die Grenze.
    Über das bevorstehende Chaos wurden wir vorgewarnt. Jörn hatte nicht zu viel versprochen... Grundsätzlich gilt in asiatischen Ländern das Recht des Stärkeren. Nach zweimaligem Umparken standen wir in der richtigen Warteschlange. Bei der Einreise gabs einen längeren Stromunterbruch. Deshalb wurden unsere Daten manuel auf einem physischen Formular ausgefüllt. Diese Daten schienen den Weg nicht in den Computer geschafft zu haben. Nach einigen Telefonaten und nachholen des Versäumnisses ging es dann nach 9.00 Uhr zügig voran. Wir BeifahrerInnen wappneten uns auf eine längere Wartezeit im Zollgebäude, bis die Fahrer mit den Wohnmobilen ebenfalls ausreisen durften. Es gab einen Tax Free Shop, Kaffeeautomaten und genügend Sitzgelegenheiten. So ein Luxus. Kaum den Ausreisestempel im Pass stand Peter bereits im Niemandsland und wir zogen weiter an die chinesische Grenze. Unser Giotti musste einmal mehr durch ein Desinfektionsbad fahren.
    Die Personen-Einreise nach China verlief ebenfalls relativ schnell.
    Gegen 14.00 Uhr standen alle Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Grenzgebäudes. In praller Sonne warteten wir auf die Zollbeamten, welche für unsere Wohnmobile die Einfuhr bewilligen. Aber noch wichtiger für uns waren die chinesischen Fahrausweise und Nummernschilder. Ohne diese beiden Dokumente durften wir nicht mit den Fahrzeugen durch das Chinesische Reich fahren. Oder wie bereits gehabt im Konvoi hinter der Polizei...
    Wir beschäftigten uns mit lesen, herumquatschen, schlafen oder malen. Irgendwie musste die Warterei überbrückt werden, um nicht aufkommende Erinnerungen wach zu rütteln. Nach 17.00 Uhr sank die Stimmung. Wir erfuhren, dass die Zollbeamten bis 18.00 Uhr arbeiten und die Büros der Polizei am Wochenende geschlossen sind. Es war Freitag Abend.
    Unser Guide Yong Zhi und die beiden Assistentinnen schwirrten umher, immer mit dem Handy am Ohr. Und siehe da. Gegen 17.30h kamen zwei Zollbeamten auf unsere Fahrzeuge zu und führten eine ziemlich schnelle Kontrolle durch. Die ganze Blitzaktion dauerte ein paar Minuten, per Handy festgehalten und weg waren sie. Ein kurzes Meeting wurde einberufen und das weitere Vorgehen unterbreitet: Im Konvoi zum geplanten Hotelparkplatz. 19.00 Uhr Essen im "Hot Pot". Samstag 9.30 Uhr Polizei kommt zu uns auf den Parkplatz mit den nötigen Papieren...
    Vorsichtig optimistisch genossen wir an einem runden Tisch mit elektrisch angetriebener Drehscheibe und eigenem Kochfeld pro Gast einen sogenannten Hot Pot. Immer wieder wurden Fleisch, Pilze, Gemüse, Nudeln usw auf die Drehscheibe gelegt. Jeder Gast kochte sein eigenes Süppchen.
    Nach diesem langen Tag legten wir uns alle früh aufs Ohr.
    Leia mais

  • Es geht auch anders

    27 de julho de 2024, China ⋅ ☁️ 26 °C

    Gespannt, ob die Chinesische Polizei pünktlich ist und ihre Versprechen einhält, starteten wir in einen neuen Tag. Unsere Schmutzwäsche durften wir bei Gerd auf den Gepäckträger stellen. Die Arbeit übernahm anschliessend die Hotellaundry. Ein Service, den wir alle sehr schätzen.
    Peter war gleichzeitig an mehreren Baustellen beschäftigt. Stromkabel verlegen, Wassernachschub und das ausgehängte Rollo bei meinem Schlafzimmerfenster in Ordnung bringen.
    Und siehe da: Pünktlich erschienen eine uniformierte Polizistin mit ihren Amtskollegen. Mit Listen ausgerüstet zogen sie von Fahrzeug zu Fahrzeug und verglichen die Motoren- und Fahrgestellnummern. Nach dieser Kontrolle händigten sie laminierte Nummernschilder und Fahrscheine aus. Ein Mitreisender wurde etwas jünger gemacht, damit er sein grösseres Gefährt in China steuern darf. Erfreut, wie unkompliziert und freundlich dieses Mal die Einreise für uns ablief verabschiedeten wir dankend die freundlichen Polizisten. Das ganze Prozedere wurde auch dieses Mal per Handy von einer zusätzlichen Beamtin festgehalten. Nun sind wir alle im Besitz eines C1 Permit. Schade, dass dieses nur 3 Monate Gültigkeit hat... 😉
    Jetzt sah unser freier Bewegungsradius viel verlockender aus. Während den sechs Wochen Chinaaufenthalt werden wir nicht im Konvoi fahren. Sollten aber möglichst die geplanten Routen einhalten. Die zivile sowie verkehrstechnische Kontrolle wird überall mit Kameras festgehalten. Also tun wir gut daran, uns an die Regeln zu halten. Dies gilt ebenfalls für die Einhaltung von Tempolimiten, Rotlichtern usw.
    Ehrenhot liegt knapp 1000m ü.M. und ist die Grenztadt zur Mongolei.
    Die Stadt zählt knapp 100'000 Einwohner. Es gibt viele Geschäfte, in denen sich die Mongolen mit Waren des täglichen Bedarfs, Baumaterialien, Kleidung etc. eindecken.
    Neugierig, was für ein Angebot feilgehalten wird, zogen Peter und ich gegen Mittag los. Yong Zhi empfahl uns einen Supermarkt, der am einfachsten mit einem Taxi erreichbar war. Für 10 Yuang (1.27 €) setzte uns der Taxifahrer im Zentrum vor dem vereinbarten Supermarkt ab.
    Nach einem kurzen Besuch zog es uns weiter in die umliegenden Geschäfte, bis wir in einem Bazar landeten. Ein sehr angenehmes Einkaufserlebnis...die HändlerInnen sassen zum Teil schlafend in Liegestühlen. Beim Kauf eines Sonnenhutes musste ich die Verkäuferin wecken...
    Ziemlich geschafft mit T-shirts, Sonnenhut, "Birkenstock", Malutensilien, winkendem Buddha in Form eines Büsis und einem neuen Wasserkocher, als Ausbeute, genossen wir in einem gepflegten Kaffeehaus einen Cappuccino.
    Mit der elektrischen Rikscha wurden wir anschliessend zurück zu unserem Hüttli gefahren.
    Der Herd blieb einmal mehr kalt. Bei einem feinen Nachtessen nach chinesischer Manier liessen wir den Tag entspannt ausklingen.
    Leia mais

  • Wie Filmstars unterwegs

    28 de julho de 2024, China ⋅ ☀️ 22 °C

    Jetzt gabs kein Halten mehr. An der Windschutzscheibe war das chinesische Nummernschild fixiert. Nebenan ein Hinweis wegen den Autobahngebühen auf einer Papierkopie in chinesischen Lettern: " Das ist ein Wohnmobil". Bald nach dem Frühstück gings los. Ungefähr 360 Kilometer waren zu bewältigen.
    Über die G208 über Sonid Yougi gings anschliessend über den Expressway G5516 weiter, durch die Innere Mongolei. Sie grenzt im Norden an Russland und die (Äussere) Mongolei. Das Klima der Inneren Mongolei ist kontinental gemässigt mit langen, teils sehr kalten Wintern, kurzen feuchtwarmen Sommern und starkem Wind bei schnell steigenden Temperaturen im Frühling. Die Jahresniederschläge bewegen sich zwischen 100 und 500 mm. Von der Wüstenbildung, durch die in China jährlich etwa 3500 km² Fläche zu Wüste werden, ist auch die Innere Mongolei stark betroffen. Sie hat ihre Ursache in der Umwandlung von Weideflächen in intensiv genutzte landwirtschaftliche Gebiete durch chinesische Zuwanderer, wodurch die Flächen übernutzt und zerstört werden. Die Hirten, die diese Flächen davor nachhaltig genutzt hatten, werden durch diese Zuwanderung in unwirtschaftlichere Regionen abgedrängt, wodurch diese überweidet werden. Weniger als 20% der Bevölkerung sind Mongolen.
    Bei Huade legten wir einen Stop ein. Am Strassenrand wurde schönes Gemüse und verlockende Früchte verkauft. Einmal mehr wurden wir wie "Ausserirdische" fotografiert und gefilmt. Der Früchtehändler wollte während des Einkassierens gleichzeitig ein Foto schiessen. Lachend zückte ich ebenfalls mein Handy und drückte ab.
    In einer Bäckerei konnten wir den Verlockungen nicht widerstehen und deckten uns mit frisch gebackenen Keksen ein.
    Wir fallen auf. Ob mit oder ohne Wohnmobil. Die Leute winken uns zu, fotografieren und versuchen ein Gespräch mit uns zu führen. Eine sehr einfache Verständigung funktioniert mit Google Translate ( funktioniert nur mit VPN) , viel Gestik und manchmal etwas Englisch.
    Das Nachtlager errichteten wir auf einer Wiese bei einem ehemaligen Schweinebauernhof. In der Nähe gab es ein kleines Dorf. Wie ein Lauffeuer ging die Meldung um, dass Langnasen mit ihren Campern angekommen sind.
    Neugierig strömten sie heran und wollten unsere Behausungen besichtigen. Selbstverständlich festgehalten auf ihren Handys.
    Währenddessen zog die Schafherde mit ihrem Hirten an uns vorbei.
    Die Sonne verabschiedete sich vom heutigen Tag.
    Leia mais

  • Himmelstrasse oder Rummelplatz

    29 de julho de 2024, China ⋅ ☁️ 26 °C

    In ländlicher Idylle, umgeben von neugierigen Schafen und Menschen starteten wir einen neuen Tag. Peter stand nackt im Bad, während ich das Frühstücksgeschirr bei geöffneter Tür abwusch. Ein älterer Mann trat fröhlich schwatzend direkt ins Wohnmobil. Zum Glück können wir mit einer Schiebetür das Bad und Schlafzimmer bei Bedarf abtrennen.
    Der heutige Weg führte uns über die vielversprechende Himmelstrasse. Besonders schöne Ausblicke in eine wunderbare Bergwelt wurde uns angekündigt. Aber auch viel Verkehr.
    Kaum bogen wir in den "Östlichen Himmelsweg" X001 ab, stockte der Verkehr. Seit langer Zeit standen wir wieder einmal in einem Verkehrsstau.
    Am Strassenrand wurden Street Food und Souvenirs angeboten. Riesige Blumenfelder dienten zum Teil als Spielplätze. Ein Rummelplatz nach dem anderen säumte die landschaftlich schöne Panoramastrasse. Gross und Klein schien sich zu amüsieren. Zwischendurch schalteten wir Fotostops ein. Irgendwann trafen wir auf Gerd. Er wurde zu Ziegenfleisch am Spiess eingeladen. Unkompliziert wie die Chinesen sind, erhielten wir Plastikhandschuhe und durften uns ebenfalls an der Ziege bedienen. Aus Anstand ass ich ein kleines Stück. Peter war tapferer....
    Auf den Rummelplätzen wurden auch diverse militärische Vergnügungen angeboten. So zum Beispiel auf einem Panzer durch die Landschaft fahren.
    Aufgefallen sind uns hunderte von Windkrafträder. Ein Teil davon wurde extra für die Olympiade 2022 in Peking installiert. Hochspannungsleitungen sind über mehr als 300 Kilometer errichtet worden. China will immer mehr weg von der Kohle und auf saubere Energie umsteigen. Deswegen wurden die Kohlenwerke rund um Peking abgestellt.
    Nach einem langen Fahrtag erreichten wir unser Ziel in der Nähe von Zang
    Jia Kou Shi. Mitten auf einer Wiese eines aufgegebenen Bauernhofbetriebes. Viele junge Chinesen zieht es weg vom Land in die Stadt. Die grossen landwirtschaftlichen Felder wurden von Firmen aufgekauft, die nun durch Wanderarbeiter bewirtschaftet werden. Diese verdienen sehr wenig und haben keinen festen Wohnsitz. Die Kinder dürfen deswegen nicht in eine öffentliche Schule gehen. Wenn es die finanziellen Mittel erlauben sind private Schulen für die Bildung dieser Kinder zuständig. 20% der chinesischen Bevölkerung sind als Wanderarbeiter unterwegs. Die Schere zwischen arm und reich dementsprechend weit geöffnet.
    Leia mais

  • Hellblaue Eier

    30 de julho de 2024, China ⋅ 🌧 24 °C

    "Hoffentlich kommen wir aus dieser Wiese ohne Schlepphilfe raus"...war mein erster Gedanke am Morgen. Viel Regen prasselte die ganze Nacht hindurch auf unseren Giotti und die natürliche Unterlage herab. Problemlos fanden wir zwei Stunden später den Weg auf die Strasse zurück. Heute lagen 270 Kilometer bis Chengde vor uns. Es wurde die Autobahn empfohlen, da die Landstrasse nicht parallel der kostenpflichtigen Strasse entlang führte. Was im Nachhinein logisch war. Berge, Berge, Berge und Tunnel um Tunnel begleiteten uns auf direktem Weg nach Chengde. Die Wolken hingen schwer, nass und dunkel über uns und verdeckten leider die bizarren Gebirgsformationen. Zeitweise fuhren wir wie durch eine Waschanlage. Der Aquaplaning-Drill aus Uigurien kam hier zu seinem Einsatz. Riesenpfützen tauchten immer wieder auf, was einigen Fahrzeuglenkern zum Verhängnis wurde.
    Chengde, die Einmillionenstadt, empfing uns ebenfalls bei Regenschauer und schwülen Temperaturen.
    Chengde ist vor allem als Sommerresidenz der frühen Kaiser der Qing- Dynastie bekannt. Der Gebirgserholungsort, den sie dort im 18. Jahrhundert erbauten, besteht aus grossen Parks mit Seen, Pagoden und dem Kaiserlichen Sommerpalast. Ausserhalb seiner Mauern befinden sich die Acht äusseren Tempel, die in verschiedenen Architekturstilen aus ganz China gebaut sind. Die eindruckvollsten von ihnen sind der Putuo-Zongcheng-Tempel, der in Anlehnung an den Potala-Palast in Lhasa gebaut wurde, und der Pule-Tempel, der dem Himmelstempel in Peking nachempfunden ist.
    Chengde und die Tempel der Umgebung wurden 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
    Eine Besichtigung der oben erwähnten Tempel war auf den folgenden Tag geplant.
    Auf einem Hotelparkplatz durften wir Fahrenden unser Nachtlager aufstellen. Ziemlich eng zusammen gepfercht.
    Was unternimmt man bei schwülen 30°C und wolkenbruchartigem Regen?
    Wir besuchten den neu errichteten, kaum 50 Meter vom Hotel entfernten Supermarkt der Superlativen... und versuchten zusammen mit Jacques und Tatiana eine Torte für Gerd zu bestellen. Er feiert am 1. August seinen ersten Tag in Rente. Als Translator, Hände und Füsse nicht weiterhalfen, riefen wir Yong Zhi an. Mit seiner Unterstützung klappte es. Die Torte wurde auf den 31.7. organisiert.
    Danach liessen wir uns mit Yong Zhi die verschiedenen Eierangebote erklären. Besonders die hellblauen Eier waren in meinem Fokus, weil mir diese bereits in vielen Supermärkten aufgefallen sind.
    Es handelt sich dabei um "1000 jährige Eier" und sind eine beliebte, asiatische Delikatesse. Die in Sojasauce und Kalk fermentierten Eier sind ungekühlt bis zu 3 Jahre haltbar.
    Tausend jährige Eier sind gesund.
    Sie sollen Gefässkrankheiten vorbeugen, den Blutdruck senken und die Sehschärfe stärken. Ausserdem sollen sie die Leber schützen, weshalb sie oft zu Bier und Schnaps gereicht werden. Über den Geschmack scheiden sich die Geister...Peter legte ein hellblaues Ei in den Einkaufswagen...
    Leia mais

  • Don't worry, be happy!

    31 de julho de 2024, China ⋅ ⛅ 33 °C

    Schwülwarme 30°C begrüssten uns bereits am Morgen. Die Frage ob man sich unter die Dusche stellen will erübrigte sich...ausser man hätte sich tagsüber in klimatisierten Räumen aufgehalten. Für uns standen aber die Besichtigung der Kloster Puning Si und Putuo Zongsheng Miao an. In gewohnter Manier bestiegen wir um 9.00 Uhr den reservierten Bus und liessen uns zuerst zum "Kloster der Umfassenden Befriedung" fahren.
    Die glanzvolle Anlage, welche 1755 die Hauptphase der Klosterdiplomatie eröffnete, feierte den Sieg über abtrünnige Dsungaren. Schon der Name enthüllt, worum es ging: Gemeint war natürlich die " Befriedung" der Feinde, die allerdings erst zwei Jahre später die Waffen streckten. Bis 1759 wurde das Kloster fertiggestellt. Es ist heute wieder von Mönchen bewohnt, die der lamaistischen Kirche der Gelbmützen angehören. Schon der Stil ist eine politische Botschaft: Chinesisches und Tibetisches sind auf einer Achse vereint, wobei der tibetische Bereich den Höhepunkt liefert, gestalterisch wie topografisch.
    Wir wurden vom lachenden Buddha mit dem dicken Bauch im Haupthof des Vordertempels " begrüsst ". Sein Motto lautet für die Buddhisten: " Don't worry, be happy!"
    Wir nahmen es uns zu Herzen und liessen uns in der dichten Menschenmenge mittreiben. Eine der Hauptattraktionen ist sicherlich die weltweit grösste, aus Holz geschnitzte weibliche Buddhastatue. Diese fanden wir in der imposanten Mahayana-Halle, welche den Weltenberg Sumeru verkörpert.
    Nach gut 1,5 Stunden Besichtigung des Tempelklosters Puning Si, gings weiter zum grandiosesten Kloster, Putuo Zongsheng Miao. Es ist eine verkleinerte Fassung des Potala-Palastes von Lhasa. Auf über 22ha Fläche verteilen sich hier mehr als 50 Gebäude - nach tibetischer Bauart. Uns zog es auf das Dach des Roten Palastes. Der Ausblick von dort, gehört zu den Höhepunkten eines Chengde-Aufenthaltes. Von hier überblickt man die gesamte Anlage, dazu die benachbarten Tempelklöster.
    Viele Chinesen nutzten die Örtlichkeit, um sich in traditionellen Kostümen fotografieren zu lassen.
    Ziemlich geschafft von so viel geistig religiösem Input kehrten wir gegen Nachmittag zurück zu unserem Standplatz.
    Die Torte für Gerd musste noch abgeholt werden, ein Meeting für die nächste Fahretappe stand an, ein gemütlicher Apéro im Kreise einiger Mitreisender und dann ein Nachtessen seit Langem wieder einmal nur zu zweit.
    Leia mais

  • The Great Wall oder Wendepunkt

    2 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach all dem Regen in den vergangenen Tagen, schien der Himmel nun genug gebadet zu haben. Sein leuchtendes Blau spiegelte sich in grosser Konkurrenz mit den Trauerweiden und Hochhäusern im "Gelben Fluss". Etwas wehmütig liessen wir die Stadt zurück. Es hätte noch einige interessante Ecken zum entdecken gegeben. Doch mussten 280 Kilometer in einer angemessenen Zeit zurück gelegt werden. Beim verschlafenen von einer Stadtmauer umgebenen Städtchen Shanhaiguan windet sich die Grosse Mauer aus den Hügeln und endet im Gelben Meer. Dies ist auch der Wendepunkt unserer abenteuerlichen Seidenstrassenreise. Weiter östlich gehts für uns nicht mehr.
    Shanhaiguan hat sich total dem Tourismus zugewendet. Ein riesiger Park mit sehr lautem Zikadengesang und noch lauteren Marktschreiern trennt den eigentlichen Höhepunkt des Ortes, die grosse Mauer, ab. Um Zugang zur Mauer zu bekommen, lösten wir " Senioren-Billette". Danach stürzten wir uns ins Gewühl. Ein paar Aufnahmen durften an diesem historischen Ort nicht fehlen.
    Für die Nacht mussten wir anschliessend noch einige Kilometer in dichtem Abendverkehr hinter uns lassen. Die Anfahrt zum Stellplatz war die Krönung des Tages. Nach mehrmaligem rückwärts fahren fanden auch wir noch unsere Bleibe, neben einem Schützenpanzer.
    Einen gemütlichen Abend zu ehren von Gerd und seiner Pensionierung, versus der Schweiz mit ihrem Nationalfeiertag, verbrachten wir unter einem grossen Zeltdach.
    Ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner sorgte fürs Schlussbouquet.
    Leia mais

  • Marco Polo und die Mega-City

    2 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 33 °C

    Die Abfahrt vom Panzerstellplatz musste aufgrund der Parkplatzsituation gemeinsam im Konvoi angegangen werden. Dies bereits um 8.00 Uhr, damit wir im 280 Kilometer entfernten Peking vor dem Feierabendverkehr beim Mercure Hotel in Downtown eintrafen.
    Vor knapp 700 Jahren spazierte ein junger Italiener durch die Strassen der Stadt und staunte. Was er sah, stellte alles, was er aus Europa kannte, an Grösse und Pracht in den Schatten. Er hiess Marco Polo und Peking - damals noch Khanbalik- war Hauptstadt einer Supermacht, des Mongolenreiches. Auch heute ist es eine Mega-City, wie es sie im Westen nicht gibt. 21 Mio. Menschen nennen die Metropole ihr Zuhause, die sich einmal mehr zur würdigen Hauptstadt einer Supermacht aufschwingt.
    Mit viel Respekt zogen wir am Morgen los. Umso erstaunter, wie diszipliniert der Verkehr rollte, trafen wir um den Mittag herum beim Hotel an.
    Es tat gut, nach so langer Zeit wieder einmal in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Unsere Wohnmobile standen auf dem Hotelparkplatz eng ineinander gepfercht.
    Ein klimatisiertes grosses Zimmer mit modernem Sanitärraum inklusive Duschtoilette bezogen wir für drei Nächte. Nach Üb- und Testtoilettengang gings anschliessend ab auf die Strasse. Einmal links, dann zwei Rotlichter und wieder links, gemäss Yong Zhi. Wir landeten in einer Patisserie mit wohlklingendem und vielversprechendem Namen: Maxim's Paris. Ob es sich wirklich um eine Niederlassung des Geschäftes in Paris handelte wissen wir nicht. Der Schriftzug ist derselbe, die Qualität der kleinen feinen Stückchen und die Preise ebenbürtig...
    Es blieb noch etwas Zeit übrig, bevor der Schneider zu uns aufs Hotelzimmer kam. So schlenderten wir weiter durch die Strassen des Quartiers. In einem Geschäft, das sich auf Hunde- und Katzenbedürfnisse spezialisierte staunten wir über das riesige Angebot. Da gab es Kleidchen, Schühchen, Kinderwägen, Vitaminpillen, Futter in allen Variationen, ein Hunde- und Katzenfrisör und nebenan die Tierklinik. Fragt sich nur ob die Tiere vor oder nach dem Kauf in die Klinik müssen.
    Vor 17.00 Uhr kehrten wir ins Hotel zurück. Schnell unter die Dusche, bevor der Schneider Mass nahm. Ich gab drei Kleider nach eigener Vorlage in Seide und Seidewollegemisch in Auftrag. Peter bestellte ein seidenes Shirt. Ein Schnäppchen würde es nicht werden. Die Pekinger leben teuer, da muss Geld gescheffelt werden. Aber ein Andenken auf Marco Polo's Spuren, der Seidenstrasse lang, musste sein...
    Leia mais

  • Bad in der Menge

    3 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 31 °C

    Natürlich gabs noch viel mehr als Hundeschühchen und Patisserie zu entdecken. Für die Touristenattraktionen war ab heute Yong Zhi zuständig.
    Per Bus zogen wir um 8.30 Uhr zum Sommerpalast Yihe Yuan. Wir waren nicht die einzigen, welche sich zum Eingang bewegten. Schwülwarme Temperaturen liessen unsere Schweissdrüsen arbeiten. Die Wolken hingen sehr tief am Himmel. Es war eine Frage der Zeit, wann diese platzen würden. Eine riesige Parkanlage empfing uns. Der Garten zur Pflege des Altersfriedens, meist als Sommerpalast bezeichnet, ist weder Festung noch Konkubinenkäfig, sondern grün, geräumig, überaus vielgestaltig, oft sogar vergnüglich. Gedacht war er nicht als Kaiservilla, sondern als Witwensitz. Heute erscheint die Anlage 16 km nordwestlich des Stadtzentrums vor allem als ein Wunderwerk der Landschaftsarchitektur. Sie wird von zwei Merkmalen beherrscht: vom Kunming-See, der mit den anschliessenden Wasserflächen gut drei Viertel des Gartens einnimmt.
    Die um 1750 erbaute, 1860 von französischen und britischen Truppen nahezu völlig verwüstete Anlage, liess Kaiserinwitwe Cixi ab 1888 neu für sich einrichten. Sie verbrachte hier die Sommer- und Herbstmonate, ab 1898 stets mit dem von ihr entmachteten Kaiser.
    Leider war der Besuch eher ein Bad in der Menge... Schweiss und Regen vermischten sich...die Menschenmasse drängte uns durch den 728 m überdachten Wandelgang dem See entlang, all den schönen Wandmalereien vorbei. Ich war froh, als wir wieder im Bus sassen. Schade eigentlich...
    Wie so oft bei Reiseführern ist auch unser Yong Zhi nicht ganz dem Mammon abgeneigt...Der nächste Halt galt einer Seidenfabrik. Nach einer kurzen Einführung, wie aus einer Maulbeerraupe schlussendlich ein seidener Faden entsteht gings direkt in den Verkaufsraum. Die Kasse klingelte...aber nicht durch Peter und mich. Wir hatten unser Budget bereits ziemlich überspannt für die massgeschneiderten Kleider...
    Während der Verkaufsaktion wurden uns Bananen, Crackers und Tee angeboten. Die Kundschaft musste bei Laune gehalten werden.
    Kaum hatten wir diesen Programmpunkt hinter uns gelassen gings gleich weiter zum Himmelstempel. Diese grösste, älteste, kultisch bedeutendste und architektonisch vollkommenste der kaiserlichen Kultstätten ist symboldurchdrungen wie wenige andere Bauwerke. Der Kaiser opferte auf der offenen Terrasse dem Himmel und dessen Erscheinungen (Gestirne, Wetter) im Rahmen eines mehrstündigen, von Musik begleiteten Rituals in der längsten Nacht des Jahres, und im Frühling bat er in der nördlichen Tempelhalle (nach der man die Anlage auch "Himmelstempel" nennt) um das rechte Wetter und für eine gute Ernte.
    Eigentlich waren wir nun ziemlich fix und fertig. Im Voraus meldeten wir uns für eine Aufführung einer Peking Oper an. Also gings möglichst schnell zurück ins Hotel um sich etwas frisch machen zu können. Der Bus führte uns danach vor ein grosses Hotel. Etwas Zeit hatten wir noch, um einen kurzen Blick in eine Hutong- Siedlung zu werfen. (Hutong sind Wohnquartiere mit einfachen Bauten und kleinen Innenhöfen. Kaum mehr bezahlbar zwischen all den Wolkenkratzern.)
    Nun kam der entspannende Teil des Tages. Wir stellten uns auf bekannte Opernstimmen ein und wurden eines Besseren belehrt: Schrille, laute, quietschende Stimmen besangen und betanzten eine dramatische Liebesgeschichte.
    Etwas verwirrt musste ich mich zuerst an diesen Musikstil eingewöhnen. Ob wir wohl froh waren, dass die Aufführung gerade mal eine Stunde dauerte?
    Leia mais

  • Hart an der Schmerzgrenze

    4 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 29 °C

    Yong Zhi empfing uns um 8 30 Uhr vor dem Bus. Hier in Peking war er mit seinem offiziellen Reiseleiterausweis geschmückt. Dieser sei ein Muss erklärte er uns auf der Fahrt zum Platz des " Himmlischen Friedens". Er werde überall elektronisch erfasst. Somit sei gewährleistet, dass wir uns auf den vorgegebenen Pfaden bewegen. Das Amt für ausländische Touristen wisse genau, wo wir uns mit ihm zusammen aufhalten. Für den Zulass auf das politische Zentrum Chinas wurden wir vorgängig über Yong Zhi online angemeldet. Der Zutritt ist zwar kostenlos, aber Kontrolle muss trotzdem sein. Heute brauchte es einen Schirm um sich vor der brütenden Sonne zu schützen. In China ist es nicht aussergewöhnlich mit einem Sonnenschirm herum zu laufen. Die Frisur hält länger, der Kopf, die Schultern und Arme sind gleichzeitig beschattet.
    Bereits während dem Anstehen für den Einlass, lief uns der Schweiss runter. Die T-shirts, Hemden und Blusen hingen nass an den Oberkörpern runter. ...meine Stimmung ebenfalls, trotz des vielversprechenden Namens des Platzes. Touristen Hotspots, Menschenmassen und Hitze in Kombination bringen mich in Hochspannung.
    Der Platz des Himmlischen Friedens gilt als Zentrum des sozialistischen China: Hier wurde der sozialistische Sieg über die imperialistischen und feudalistischen Fesseln im öffentlichen Raum verewigt. Der Platz entstand in der heutigen Grösse zum zehnjährigen Staatsjubiläum 1959. Seine Dimensionen (45ha) und die Randbebauung entsprechen der damaligen Politik: Hier sollten die revolutionären Volksmassen der Führung zujubeln.
    Der Ort ist besonders für Chinas neuere Geschichte von Bedeutung. Mit einer Studentendemonstration begann hier, auf einer Freifläche vor dem Himmelstor, die Bewegung des 4. Mai 1919, die China verspätet ins 20. Jahrhundert katapultierte. Am 1. Oktober 1949 jubelten hier die Massen, als Mao Zedong die Gründung der VR China ausrief. Am 18. August 1966 nahm Mao hier in der Kulturrevolution die erste von neun Paraden von über 1 Mio. fanatisierte Rotgardisten ab, und der 4. Juni 1989 bedeutete das blutige Ende der Studentenbewegung, die die Partei- und Staatsführung mit einer wochenlangen Besetzung des Platzes in Atem gehalten hat.
    Vor dem Mao Mausoleum standen eine unüberschaubare Menge Besucher Schlange, um im Zentrum des quadratischen Baus, Maos Mumie in einem Kristallsarg zu huldigen.
    Wir zogen über den Platz in Richtung des Südtores weiter. Es trägt den überschwenglichen Namen "Tor des Himmelsfriedens". Hier hängt Pekings einziges Mao-Porträt. Das Tor führt in die "Purpurne Verbotene Stadt". Der eigentliche Name des Palastes ist "Zijincheng". Purpurn sind die mächtigen Umfassungsmauern, die ihm den Charakter einer Festung verleihen. " Verboten" hiess er, weil niemand ausser dem Kaiser Zugang hatte. Erwachsene Prinzen erhielten Residenzen ausserhalb. 24 Kaiser residierten hier. Erbaut wurde die Anlage von über 200'000 Arbeitern zwischen 1406-1421. Der Kaiserpalast mit 8600 Räumen gilt weltweit als der Grösste. Nach dieser Besichtigung ging es zuerst einmal 20 Minuten zu Fuss weiter, zur Haltestelle, wo uns der Bus abholte. Die Fahrt führte uns ins touristische Downtown mit Fussgängerzone. Vorallem für Souvenirs und Fast Food war vorgesorgt. Die Zeit reichte, um ein Fleischdumpling und ein Glacé auf der " Rambla " zu essen und dabei die in Ferienstimmung herumschlendernden Massen zu beobachten.
    Eine Stunde freie Zeit blieb uns, bevor es weiter zu einer Akrobatik Show ging. Etwas gebremst im Enthusiasmus, nach der "Peking Oper Erfahrung", bezogen wir unsere nummerierten Sitze. Kaum begann die Show, kamen wir nicht mehr aus dem Staunen und Mitfiebern raus. Eine Show der Superlativen wurde uns da präsentiert. Diese Vorführung über eine Stunde verflog im Nu.
    Zurück im Hotel wechselten wir schnell die Kleidung, damit wir etwas frischer für die bevorstehende "Peking Ente" waren. Ein reichhaltiges und sehr leckeres Nachtessen mit der berühmten Ente wurde uns da gereicht. Viel Zeit blieb uns auch hier nicht. In der Hotel Lobby warteten bereits die Schneiderin und ihr Gehilfe mit unseren Kleidern. Im Zimmer probierten wir die massgeschneiderten Kleider und das Shirt an. Die sehr schön verarbeiteten Kleider werden vorerst sorgfältig verräumt. Da der Halsausschnitt vom Shirt etwas zu eng geschneidert war, wurde es nochmals zurück ins Atelier genommen. Das seidigglänzende Shirt wird uns ins Hotel nach Xi'an geändert nachgeschickt. Ich hab der Schneiderin nicht verraten, dass mir das Shirt gut sitzt und Peter es mir geschenkt hat. Es ist ihm zu feminim...
    Ein Mammutprogramm, unter extremen Wetterbedingungen und hart an der Schmerzgrenze vorbei, bleibt uns von Peking in Erinnerung.
    Leia mais

  • Immer der Chinesischen Mauer entlang

    5 de agosto de 2024, China ⋅ ☀️ 32 °C

    Im Montagmorgenrush liessen wir uns dem 3. Ring entlang mit all den millionen Berufstätigen durch den Verkehr treiben. So viele Elektromofas und Fahrräder auf eigener Fahrspur habe ich sonst noch nirgendwo gesehen. Wir folgten den uns empfohlenen Koordinaten. Relativ schnell kamen wir so auf einen Expressway wo sehr wenig Verkehr herrschte, wenn nicht gerade eine Auffahrkollision vorangegangen war. Dies drei Mal rund um Peking.
    Als Zwischenziel wurde uns für heute Badaling mit der Grossen Mauer empfohlen. Es liegt ungefähr 60 Kilometer nordwestlich von Peking, oder Bei Jing auf chinesisch. Schon von weitem sahen wir eine Blechlawine, die sich langsam zum Grossparkplatz hin bewegte. Es ist das am stärksten überlaufene Stück der Chinesischen Mauer. Die Restauration der Mauer erfolgte bereits in den 1950er Jahren. Die Mauer läuft hier an der Nordseite eines 660 m hoch gelegenen Passes entlang. Klar, dass Peter bis zum ersten Wehrturm hochlaufen wollte. Dies bei beinahe 40°C. Mir reichte ein kleines Stück des Weges.
    So berühmt die Grosse Mauer ist, so viel Unsinn wird über sie behauptet. Oft gilt sie als Werk des Ersten Kaisers und hätte demnach ein Alter von über 2200 Jahren. Tatsächlich errichtete ein General des Reichseigners einen Wall im Norden, nachdem er die Steppenvölker aus ihren Weidegebieten vertrieben hatte. Doch wie Reste bezeugen, war der offenbar in Windeseile teils aus Stampflehm hochgezogene, teils aus Bruchsteinen geschichtete Wall über weite Strecken nicht mehr als eine Grenzmarkierung. Auch die Reste anderer Mauern waren wohl schon zu Marco Polos Zeiten im späten 13. Jh. zu einer Folge von Schutthaufen verfallen - weshalb dessen Bericht auch keine Grenzmauer erwähnt.
    Nachdem 2003 erstmals ein chinesischer Astronaut im Weltraum von der Mauer nicht mehr sah als alle anderen vor ihm - nämlich nichts -, verabschiedet sich inzwischen auch China von einem lange gepflegten Mythos. Trotzdem gilt die Mauer als einen sehr wichtigen Touristen-Magneten.
    Ziemlich verschwitzt kehrten wir zu unserem Giotti zurück. Die Reise ging auf der Autobahn weiter bis nach Datong mit seinen 3,3 Mio Einwohnern. Während der blauen Stunde bogen wir in unseren Hotelparkplatz ab. Ein Bereich des Platzes war speziell für unsere grossen Fahrzeuge abgesperrt worden. Unter Schatten spendenden Bäumen und grosszügigen Stellflächen durften wir uns für zwei Nächte hinstellen. Ein Teil der Mitreisenden hatte auf Empfehlung von Yong Zhi, Zimmer im Hotel mit seinem vielversprechenden Namen "Grand Hotel Datong" gebucht. Wir zählten unter ihnen. Verwöhnt von Peking waren unsere Erwartungen dementsprechend. Die Lobby wirkte sehr nobel und mit den neuzeitlichen "Zimmerdiener-Robotern" auch modern. An den Wänden hingen Bilder von Berühmtheiten, die sich hier schon in den Betten gewälzt hatten. Darunter der heutige niederländische König Willem-Alexander und Königin Maxima mit ihren Kindern, oder Georges Pompidou, ehemaliger Französischer Präsident. 3 Stockwerke höher mussten wir ernüchtert feststellen, dass der Glanz früherer Zeiten schmuddeligem Spannteppich und schmutzigen Wänden und Decken gewichen war. Immerhin waren die Betten sauber, die Matratzen rückenschonend und das Zimmer angenehm klimatisiert.
    Zu Fuss machten wir uns auf den Weg in die Stadt und trafen auf Ruth und Jean-Claude. Mit viel Gestik und Google Translater kamen wir zu einer Restaurantempfehlung. Der nette Herr begleitete uns bis dorthin. Danach gings von vorne los: Handy, Google Translater, Text übersetzen, Bestellung aufgeben, hoffen, dass wir richtig verstanden wurden....ein sich wiederholendes Szenario, seit wir in China sind. Ganz wichtig für mich auch die Erwähnung "nicht scharf". 😉
    Die Wirtsleute meinten es gut mit uns. Zuerst wurde eine Reissuppe gereicht. Ich habe noch nie Abwaschwasser getrunken...aber so könnte es schmecken. Wir liessen die Suppe stehen. Den fermentierten Chinakohl hingegen assen wir gerne. Dann kamen die bestellten Nudeln mit Chicken und Schweinefleisch. Etwas makaber mutete das Hühnerfüsschen an. Ich ass nur die Nudeln. Diese mundeten hervorragend. Erwähnenswert ist auch, dass wir nur noch mit Essstäbchen und Löffeln essen. Gerade bei Nudeln die sehr rutschig sind eine Höchstleistung. 😅
    In fröhlicher Stimmung kehrten wir ins Grand Hotel zurück.
    Leia mais

  • Instagram und TikTok like

    6 de agosto de 2024, China ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach der Schlacht am Chinesischen Frühstücksbüffet gings bereits um 7.30 Uhr mit dem Bus ins 1,5 Stunden entfernten Hunyuan. Das "Hängende Kloster" stand auf dem Programm.
    Dass dieses Kloster, wie der chinesische Name sagt, " im Leeren hängt" (Xuangkong Si), ist zwar fromme Übertreibung, doch abenteuerlich wirkt er schon der Bau, wie er auf spindeldürren Stelzen an einer überhängenden Felswand balanciert. Leider verdirbt eine Staumauer etwas oberhalb den Anblick der dramatischen Schlucht, in der sich diese kleine Mönchszuflucht (95m²) einst vor der Welt versteckte. Inzwischen wurde sie Opfer ihres eigenen Ruhms.
    Ausser Gerd, Ingrid und ich stürzte sich unsere Gruppe ins Gedränge und liess sich durch die schmalen Stiegen und Galerien von all den anderen Touristen schieben. Das Kloster vereinte während seiner Zeit gleich drei Religionen. Deshalb sitzen in der hintersten und obersten Minihalle Lao Zi, Buddha und Konfuzius vereint nebeneinander. Peter und der Rest der Gruppe kamen verschwitzt aber um eine einmalige Erinnerung reicher und zufrieden zurück. Vom Touristenzentrum aus hatte ich einen schönen Blick auf das Kloster und fing ein paar "Instagram" Bilder mit dem Handy ein.
    Auf der Rückfahrt mit dem Bus gabs einen Zwischenhalt in Datong vor dem "Walmart". Ich freute mich bereits auf Käse und gutes Brot. Doch das Angebot der amerikanischen Supermarktkette entpuppte sich als chinesisch orientiert. Der Einkauf viel eher bescheiden aus.
    Der Abend galt dem Erkunden der Altstadt. Zu viert nahmen wir ein Taxi und liessen uns ins Zentrum der berühmten und faszinierenden Altstadt kutschieren.
    Im 20. Jh. war Datong lange bekannt als Chinas Kohle-Hauptstadt, in der man am Strassenrand buchstäblich knietief durch schwarzen Staub watete. Das hat sich inzwischen so gründlich geändert, dass man die Luft dort wieder atmen kann.
    Besonders bei Nacht empfiehlt es sich, die Altstadt zu Fuss zu erkunden. Dann übertrifft nichts so leicht die rot leuchtenden Laternen, die in einer sanften Brise hin und her schaukeln. Ein Grossteil der Altstadt wurde von Grund auf unter Massgaben eines überambitionierten Bürgermeisters wieder neu aufgebaut. Die Stadt hat riesige Summen in ein gross angelegtes Renovierungsprogramm für die Altstadt investiert. Das Budget hierfür belief sich schätzungsweise auf 50 Mrd. Yuan. (6,38 Mrd €) Trauriger- und typischerweise für China, wurde die ursprüngliche Altstadt vor dem Wiederaufbau in weiten Teilen dem Erdboden gleichgemacht. Alles Fake...oder Disney World würde ich dies nennen. Aber die Kassen klingeln...die Menschenmassen trudeln ein. Lassen sich kostümieren, schminken, frisieren und fotografieren. TikTok und Instagram werden mit Bildern von hübschen Chinesinnen in traditionellen Kleidern in Datongs Altstadt überflutet.
    Der abendliche Spaziergang durch diese touristische Kunstwelt war dennoch faszinierend.
    Leia mais

  • Lost in Pingyao

    7 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 23 °C

    Viele Kilometer (380) lagen für heute vor uns. Damit diese in einer vernünftigen Zeit zurück gelegt werden konnten benutzten wir einmal mehr die Autobahn. Je näher wir Pingyao kamen, umso heftigere Regenfälle und Windböen begleiteten uns. Wir hielten die Koordinaten genau ein, was sich als höhere Fahrkunsthürde herausstellte. Vor einem überdachten Tor stieg Peter zuerst mal aus, um nachzuschauen ob unser Giotti mit seinen 3 Metern Höhe und 2.32 Metern Breite überhaupt durch kommt. Während dieser kurzen Absicherung hupte es bereits von hinten. Motorräder und Autos schienen das selbe Ziel zu haben. Das Gehupe rief zum Glück Yong Zhi und ein Hotelangestellter zu uns. Giotti passte hindurch und durfte für zwei Nächte in einem schönen Innenhofparkplatz ruhen, während wir ein Zimmer bezogen.
    Das Wetter lockte mich vorerst nicht wirklich hinaus. Peter brauchte ein paar Schritte, während ich die Zeit nutzte, den Blog etwas aufzuarbeiten. Das intensive Programm der vergangenen Tage liess nicht viel Spielraum für die Schreiberei.
    Pingyao zählt gegen 502'000 EW. Wobei die Altstadt die Horden an Touristen anzieht. Diese wird von etwas mehr als 30'000 Einwohnern autenthisch belebt. Die Leute hängen ihre Wäsche im Hof auf, flitzen auf ihren Elektromofas die Gassen entlang oder sitzen im Hauseingang, um sich zu sonnen oder mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu halten.
    Peter kam begeistert von seinem Spaziergang durch die traditionellen Gassenviertel der Altstadt zurück.
    Es war nun klar, dass wir zusammen mit Ruth und Jean-Claude das Nachtessen in einem der vielen " xiaochi" = "Löcher-in-der-Wand-Lokale" einnehmen wollten. Diese Lokale bieten vorallem touristische Gerichte an. Sind von der Schärfe eher auf die sensibleren Gaumen abgestimmt.
    Zufrieden gesättigt mit "Sweet and Sour Balls" und Bergnudeln, mit irgend einem grünen, unbekanntem Gemüse gemischt, für Peter und mich und einer Rippliplatte für Ruth und Jean-Claude, stürzten wir uns anschliessend in die nicht endende Menschenflut.
    Schnaps, Essig, getrocknetes Rindfleisch und Silberschmuck wurden von überall her angeboten.
    Peter und Jean-Claude zogen vor Ruth und mir davon. Tief in ein Gespräch verwickelt hörten sie nicht, dass wir Frauen einen Blick in ein Silberschmuckgeschäft werfen wollten. Ein Silberschmied stellte hübsche Fingerringe und Armreifen her. In Pingyao gehört dieses Metier einer Tradition an. Ein Silberring in Form einer Schlange ziert nun meinen Zeigefinger.
    Die Menschenmasse schien unsere Männer verschluckt zu haben. Beide Liebsten liefen ohne Handyverbindung durch die mit roten Lampions beleuchteten Gassen.
    Die gegenseitige Suche war wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen.
    Für Ruth und mich war die Hotelzimmerkarte die Rettung. Eine Strassenverkäuferin zeigte uns anhand der Zimmerkarte, wo es lang ging und ein freundliches Chinesenpärchen bot auf Englisch seine Hilfe an. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann vor 20 Jahren mit seiner Mutter in die Schweiz immigrierte und in der Nähe von Lausanne lebt. Zurzeit sind seine Freundin und er auf Heimaturlaub. Gut gelaunt zogen wir auf französisch plaudernd gemeinsam bis in die Nähe unseres Hotels.
    Kaum im Zimmer, hörte ich vertraute Stimmen. Auch unsere Männer schienen den Heimweg gefunden zu haben. Die Hürden waren aber etwas höher gelegt: Kein Internet, keine Hotelkarte und nur ein Standortbild bezüglich Zufahrt zur Hotelanlage dank Siggi auf Signal, aber in Deutsch... 4 Taxifahrer versuchten, schlussendlich erfolgreich die deutschen Hieroglyphen zu entziffern.
    Dieser "Erfolg" musste natürlich bei einem Schlummertrunk begossen werden. Zurück auf der nächtlichen Strasse, liefen nun unsere Männer brav nebenher.
    Leia mais

  • Gespielinnen für den Bürgermeister

    8 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 30 °C

    Morgens um 8.30h mit etwas müden Gliedern und einem sehr chinesischen Frühstück im Bauch (heisses Wasser, hartgekochtes Ei, ein Löffel grünes, unbekanntes Gemüse, ein Biss Dumpling, Melone und Banane)
    standen wir bereits wieder aufnahmebereit vor Pingyaos Stadtmauer. Yong Zhi führte uns durch das ehrwürdige alte Pingyao. Die Führung begann bei der besterhaltenen Stadtmauer im ganzen Land. Diese wurde 1370 erbaut. Die Stadtmauern bilden ein Quadrat, die meisten Strassen in ihrem Innern verlaufen parallel dazu. Rund 4000 historische Geschäfte, Häuser und Tempel säumen die gepflasterten Strassen. Pingyao mit seinen niedrigen grauen Dächern ist am besten von oben auf der 10 Meter hohen Stadtmauer zu überblicken.
    Wie die Menschen vor 654 Jahren betraten wir die Stadt durch eines ihrer sechs Tore. Yong Zhi führte uns auf einem schmalen Pfad an bewohnten Häusern vorbei, um uns einen Einblick in ein ehemaliges gutbürgerliches Zuhause zu gewähren. Ein reicher Immobilieninvestor hätte hier seine grosse Freude. Mit viel Geld und guten Handwerkern könnte man aus diesem heruntergekommenen und verlassenen Grundstück ein Bijou zaubern.
    Als nächstes besuchten wir die historischen Gebäude der ersten Bank, die Rishengchang-Bank, in China. Die Bankgebäude gruppieren sich um eine Reihe kleiner Höfe, geschmückt mit roten Papierlaternen und eingefasst von zarten Holzfassaden. Pingyao war bereits während der Ming-Dynastie eine blühende Handelsstadt. In der Qing-Zeit tat sich die Stadt hervor, als Kaufleute die ersten Banken des Landes eröffneten und Schecks einführten. Auf diese Weise wurde der Transfer von Silber von einem Ort zum anderen erleichtert.
    Zu jeder Stadt gehört ein Rathaus. Die ehrwürdigen Gebäude wurden durch Beamte und Gäste des Bürgermeisters und den Bürgermeister selbst bewohnt. Dieser lebte ohne Frau und Kegel dort. Zum Zeitvertrieb gesellten sich Gespielinnen zu ihm... Er durfte nicht aus Pingyao stammen. Dies zur Vorbeugung von Freunderlwirtschaft und Korruption.
    Der Bürgermeister war verpflichtet, sich regelmässig die Sorgen, Nöte und Streitigkeiten der Bürgerinnen und Bürger anzuhören. Dies geschah im Gerichtssaal. Bei Straftaten lag das Gefängnis nicht weit weg vom Gericht, ebenfalls auf dem Gelände.
    Die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit liessen uns einmal mehr im eigenen Schweiss baden. Nach all den interessanten Erläuterungen und Eindrücken brauchten wir erst einmal etwas zum Trinken. Danach zogen wir uns für den Nachmittag zurück ins Hotelzimmer um etwas zu regenerieren. Peter juckte es in den Fingern....er putzte nach einem Nickerchen unser momentanes Zuhause, während ich mich dem Schreiben hingab.
    Leia mais

  • Wirtschaftswunder?

    9 de agosto de 2024, China ⋅ ☁️ 28 °C

    Der schöne Hotelparkplatz in Pingyao erwies sich als Nadelöhr. Bei wasserfallartigem Regen musste ich lauthals Peter beim Ausparken behilflich sein. Bis zu dem Punkt als für mich klar war: "Vergiss es...an diesem PW kommen wir nicht vorbei!" Eine Taxifahrerin schien uns beobachtet zu haben und rief den Wagenbesitzer an. Lachend kam er aus einem Gebäude und parkierte um. Im Morgenverkehr zogen wir bald von dannen. Die einstige Hauptstadt Luoyang lag in 410 Kilometer weiter Entfernung. Diese mussten bei diesem Hudelwetter zurück gelegt werden. Seit ich mich in der Mongolei hinters Lenkrad gesetzt habe, findet es Peter praktisch, wenn wir uns auf so weiten Strecken die Fahrerei teilen. Auf den Autobahnen in China herrscht reger Verkehr mit vielen Lastwagen. Die Fahrregeln gelten etwas anders als bei uns in Europa. Oft gibt es vier Spuren pro Richtung. Diese teilen sich die Pkw's und Lkw's. Es wird von rechts und links überholt, was für uns eher ungewohnt ist. Dazu braucht es viel Konzentration und kann auch sehr ermüdend sein. Langsam aber sicher haben wir uns diesem Fahrstil angepasst...
    Nach ein paar Nächten mit Hotelübernachtungen bezogen wir wieder einmal unser Nachtlager im Giotti. In Datong hatten wir uns zwei kleine Ventilatoren gekauft. Wie froh waren wir nun. Ein stickiges und feuchtheisses Klima erwartete uns in Luoyang.
    Die für chinesische Verhältnisse eher kleine Stadt mit 1,8 Mio. Einwohnern hat eine grosse Vergangenheit: Sie war mehrfach chinesische Hauptstadt, zuletzt im 10. Jh. Luoyang liegt auf ältestem chinesischem Kulturland unweit des Gelben Flusses. Doch in überschwemmungssicheren Entfernung von diesem. Wann immer Könige und Kaiser wegen äusserer Feinde nicht in Xi'an residierten, zogen sie ostwärts nach Luoyang. Mit 1 Mio. Einwohnern war die Stadt um 683-705 n.Chr. eine der grössten der Erde. Ab dem 10. Jh. versank Luoyang in Bedeutungslosigkeit und war bis 1950 eine Kleinstadt.
    Ja, unsere Reiseleiterin für Luoyang lebt in dieser Stadt. Auf der Fahrt im Bus zum Shaolin-Kloster (nächster Bericht) sprach sie über die grossen Sorgen, Ängste und Probleme welche nicht nur Luoyang sondern das ganze Land betreffen. Die Pandemie und 40 jährige, rasante wirtschaftliche Entwicklung haben grosse Spuren hinterlassen. Zu viele Immobilien sind auf dem Markt, zum Teil nicht fertig erstellt, grosse Arbeitslosigkeit in den Städten, explodierende Energiepreise und viele stillgelegte Industrieanlagen. Viele Konzerne lagern ihre Produktionen zum Beispiel nach dem günstigeren Vietnam aus. Nicht verwunderlich, dass die Wirtschaftslage in Schieflage geraten ist. Während drei Jahren verdienten die Menschen kaum Geld und erhielten keinen Ausgleich. Die Sparschweine mussten herhalten, damit die anfallenden Lebenskosten bezahlt werden konnten. Jetzt müssen die Ersparnisse erst mal wieder aufgestockt werden. Das Geld liegt nicht mehr so locker in den Händen...sofern Einkünfte wieder kommen. Ja sieht eher pessimistisch in die nahe Zukunft ihres Heimatlandes.
    Leia mais

  • Everybody was Kung Fu fighting

    10 de agosto de 2024, China ⋅ ⛅ 28 °C

    Bereits am Abend zuvor meldete ich mich für den heutigen Besuch der Longmen-Grotten ab. Zwischendurch muss ich in dieser Hitze Prioritäten setzen. Meine Füsse danken es mir... Der Ausflug zum Shaolin-Kloster am Nachmittag interessierte mich mehr.
    Peter zog deshalb alleine mit den "Reisegspänli" ans "Drachentor" (Long Men). In dieser 1 Kilometer langen Talkerbe des Yi-Flusses entstand seit dem späten 5. Jahrhundert die dritte grosse chinesische Grottentempelanlage Longmen Shiku.
    Die meisten und bedeutenderen Grottentempel liegen am westlichen Flussufer. Ob wohl all den Mönchen, Nonnen, Beamten und sonstigen wichtigen Persönlichkeiten durch ihre Stiftungen Erleuchtung, Genesung, Wohlstand und gutes Karma im Hinblick auf die spätere Wiedergeburt hold war? Jedenfalls haben es all die Buddhas auf die Liste der UNESCO gebracht. Fengxian Si ist der Höhepunkt der Longmen-Grotten. Der Locana-Buddha soll die Züge der Kaiserinwitwe Wu Zetian tragen. Beeindruckt über die Hunderttausend Buddhas, alle aus Sandstein gemeisselt, kehrten die Ausflügler zufrieden und bereichert zurück.
    Eine Stunde später stand auch ich bereit. Per Bus fuhren wir 70 Kilometer nach Osten in die Berge nach Dengfeng.
    "Everybody was Kung Fu fighting".. wer kennt ihn noch, den Hit der 1970er-Jahre? Erinnerungen wurden wach. Der Ruf des Klosters führte ab den 1980er Jahren dazu, dass es zum nationalen - und bald auch internationalen - Zentrum der Kungfu-Bewegung wurde. Entsprechend gross ist der Rummel. Neben der renommierten Kampfschule des Klosters, wo auch Präsident Putin sich dreimal unterrichten liess, sieht man in und um Dengfeng die palastartigen Gebäude von zwei Dutzend weiteren Kungfu-Schulen mit über 10'000 SchülerInnen.
    Nach einer halbstündigen unterhaltsamen Kung Fu Show gings dann weiter zum Kloster. Die waffenlosen Kampfkünste und die dafür nötige Körperbeherrschung sicherten ihrem Heimatkloster (Shaolin Si) einen geradezu legendären Ruf. Dafür, dass kein zweites chinesisches Buddhakloster auch nur annähernd so berühmt ist wie dieses, gibt es jedoch noch einen zweiten Grund: Hier soll im 6. Jahrhundert der indische Mönch Bodhidharma den Zen Buddhismus entwickelt haben, indem er neun Jahre lang reglos an einer Wand meditierte. Dass Historiker dessen Urheberschaft nicht bestätigen können, tat den Legenden keinen Abbruch, die sich um Bodhidharma ranken. Dass Bodhidharma im Jahr 527 hier eintraf ist bezeugt.
    Die Klosteranlage mit ihren fünf Haupttempeln, der naturnahen prächtigen Umgebung und den uralten bis 1500 jährigen Zedernbäume hat in mir grosse Bewunderung ausgelöst. Auch der angrenzende "Wald" aus 241 Grabpagoden für die verstorbenen Mönche faszinierte nicht nur mich. Je höher die Pagode, desto bedeutsamer war dieser Ordensmann im irdischen Leben.
    Zurück im Bus ertönte der Hit der 70er Jahre für uns übers Mikrofon. Gerd konnte es nicht lassen...
    Leia mais