Überführung Segelyacht

May - September 2021
A 111-day adventure by Petra und Harald Read more
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  • Day 78

    Tag 56 Anlegesteg Tournus

    August 1, 2021 in France ⋅ 🌙 16 °C

    Um 08:00Uhr ruft die erste Herausforderung. Unsere Möhre muss gezogen werden. Der Tiefenmesser zeigt 1,5 m, unsere Laufente hat, wie jeder weiss, 1,85 m. Also ..., Leinen los und Rückwärtsgang eingelegt. Noch geht nichts ..., bei einer Dehzahl von 1800 1/min ruckt sie an und langsam pflügt unser Kiel durch den Schlamm. Dann ist unsere Laufente frei und es geht rückwärts aus den Stichkanal in die Saone. Endlich ..., endlich überholen wir die Fussgänger und Jogger am Ufer. Mit 10 km/h gehts die Saone hoch. Nur die Radfahrer zeigen uns, dass es auch noch Geschwindigkeiten jenseits von 10 km/h gibt. Nach zwei Stunden erreichen wir den Ort Macon. Wir beschliessen, in einem der ältesten Orte Frankreichs, einen Cappuccino-Stop einzulegen. Es hat sich gelohnt. Die alten Gemäuer und Kirchen sind einen Blick wert.
    Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Tournus. Leider ist der Anlegesteg besetzt, da die Motorbootfahrer 5 m Abstände zwischen sich gelassen haben. Nur ganz vorne finden wir noch einen halben Platz. 6 m reichen uns und White Cloud ist angebänzelt. Leider ist der Stromkasten und die Wasserstelle für unser 15 m Kabel zu weit entfernt und ich frage einen der belgischen Motobootfahrer, ob er seine Protzkarre 5 m nach vorne verlegen könnte. Somit wäre für unsere Laufente genügend Platz. Mit einem mürrischen Blick ignoriert er meine Frage und schwupp die wupps hat er hat vier Freunde weniger auf dieser Welt.
    Nach kurzer Zeit sieht Petra wie ein Motorboot den Anlegesteg verlässt. Jetzt nix wie hin. Gaby läuft zum Steg und reserviert ihn. Ein schnelles Ab- und Anlegemanöver und unsere Laufente liegt wieder an der Kette. Jetzt geht's durch die schöne Altstadt von Tournus und wir schliessen den Tag mit einem tollen Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffel, gemacht von Detlef.
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  • Day 79

    Tag 57 Hafen Seurre

    August 2, 2021 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute haben wir 72 km und zwei Schleusen vor der Brust. Zum Leidwesen der Crew ging der Wecker abermals um 07:30 Uhr. Es gibt eigentlich nicht viel zu erzählen. Auf unserem Volvo ist wie immer Verlass und unsere Schraube fräst sich kontinuierlich durch das sauberer Saonewasser. 9 km/h stehen immer auf dem Tacho. Die Saone mäandert durch das flache Land. Wir werden begleitet von springenden Fischen und weissen Ochsen am Uferrrand. Keine Schwarzen. Detlef sagt, schwarze Ochsen würden schwitzen. Na ja ...
    Gelegentliche Regenschauer sorgen dafür, dass es nicht staubt und die Aussentemperatur auf 25 Grad abkühlt. Am Zielhafen angekommen, geht's in die erste Box und unsere Laufente verneigt sich 10 m vor ihr. Ööööh ..., davon steht nix im Handbuch. Auch bei der Zweiten wieder ein Nicker. Ein deutschsprechendes Pärchen verweist uns auf eine dritte Box. Hier soll es 1,80 m tief sein und vereint schaffen wir es, "White Cloud" an die Kette zu legen. Schwupp di wupps haben diese Beiden 4 neue Freunde gefunden. Grundberührung hatten wir bisher nur, wenn Detlef am Steuer saß. Das hat sicherlich nichts zu bedeuten ....
    Der Abend wir beendet mit einem Drei Gänge Menü in einem Restaurant. Detlefs Zwiebelrostbraten war besser.
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  • Day 80

    Tag 58 Hafen Saint Jean de Losne

    August 3, 2021 in France ⋅ 🌧 14 °C

    Um 09:00 Uhr sollte es los gehen. Wir haben beschlossen, einen Hafen zu suchen in dem wir Waschmaschine und Trockner quälen können. 15 km weiter gab's einen. Strömender Regen zwang uns, unser Frühstück vor Abfahrt unter Deck zu geniessen. Um 10:00 Uhr war es dann endlich so weit. Leinen los, die Untiefe umfahren und dann ab zur Schleuse. Der Schleusenwärter wartete schon auf uns und wir verschenkten keine Zeit. Gegen 13:00 Uhr kam die Hafeneinfahrt von Saint Jean de Losne in Sicht. Petra hatte immer ein Auge auf den Tiefenmesser. 4,3 m dann wieder 1,2 m...? Was ist denn da los. Normalerweise müssten wir doch im Schlamm stecken. Unser Propeller aber schob White Cloud weiter. Und plötzlich ging nichts mehr. Der Tiefenmesser zeigte 4,3 m an. Unsere Laufente rührte sich keinen cm. Nicht vor und nicht zurück. Ein Blick auf die Wasseroberfläche und wir sahen den Grund. Algen mit ihren langen Tentakeln hielten uns fest. Selbst unsere Schraube, ein Klapppropeller, war gefesselt. Wer Wind säht, wird Sturm ernten, denke ich. So schnell geben wir vier nicht auf. Vor und wieder rückwärts mit 2000 1/min und langsam wurden wir wieder frei. Unser Propeller wurde zum Algenmäher und verpasste dem Algenteppich eine Tonsur. Mit einem zweiten Versuch erreichten wir dann den Liegeplatz. Das war eine Kostprobe auf das, was uns weiterhin erwartete. Im Internet stehen richtige Schauergeschichten.
    Es wurde gewaschen, gewaschen, getrocknet und wieder gewaschen. Auch ein Ölwechsel an unserem Volvo Penta war fällig. Wir füllten unsere Laufente mit Proviant und sind vorbereitet für weitere Herfausforderungen.
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  • Day 81

    Tag 59 Hafen Auxonne

    August 4, 2021 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Na ..., wie kommen wir hier wohl wieder raus. Das ist heute Detlefs Aufgabe. Langsam rückwärts ..., nach 100 m Wassertiefe 3,5 m geht mal wieder nichts mehr. Unser Propeller gleicht wahrscheinlich einem Zylinder voll mit Algen. Volle Kanne vorwärts. Nur so wird er wieder frei. Dann wieder volle Kanne rückwärts und wieder vorwärts. Langsam erreichen wir das freie Wasser der Saone. 1800 1/min und nur 7 km/h über Grund. Wahrscheinlich hängt unsere Schraube immer noch voll mit Algen. Vorwärts ...,Rückwärts ...,Vorwärts. Jetzt läuft's mit 9,5 km/h. Wir wissen uns zu helfen und ein Grinsen ist in unseren Gesichtern gemeisselt.
    Heute ist der nächste Hafen nur 18 km entfernt. Da wir für einen eventuellen Umweg nicht die richtigen Flusskarten haben, hat Detlef diese online zum Hafenmeister eben dieses Hafens senden lassen. Mal sehen, ob's geklappt hat.
    Erst einmal müssen wir unsere erste Automatikschleuse bewältigen. Dort angekommen hängt ein Schlauch von oben mitten im Fahrwasser. Eine Infotafel mit Piktogramm (auch auf Deutsch😁) zeigt uns, dass man an diesem Schlauch einmal gegen den Uhrzeigersinn drehen muss. Gemacht getan und ein gelbes Blitzlicht zeigt an, dass die Schleuse uns verstanden hat. Das Tor öffnet sich, grünes Licht erscheint, also nichts wie rein. Drinnen muss ich erst einmal eine Leiter erklimmen, um die Bugleine und die Heckleine um die Poller zu legen. Und nun ..., wie geht's weiter? Wir warten erst einmal ab. Ich sehe eine Infotafel ..., leider ohne Info. Detlef wälzt unser Flusshandbuch, in dem steht, dass man bei Erreichen der ersten Schleuse eine Funkfernbedienung bekommt. Ähh ..., wir haben keine. Im Kleingedruckten steht dann, dass eine blaue Stange 3 Sekunden lang 10 cm angehoben werden muss. Nicht die Rote. Die Blaue sehe ich auf der gegenüberliegenden Schleusenseite. Der Übergang auf die andere Seite ist strickt verboten, schreit mich ein Schild an. Ich ignoriere es natürlich und betätige die blaue Stange. Pööt, Pööt macht es und alles wird gut. Offenbar waren wir nicht richtig vorbereitet.
    Jetzt aber schnell raus aus der Schleuse. Detlef betätigt das Bugstrahlruder ..., nach einem kurzen Krach geht nichts mehr. Wahrscheinlich haben sich die Algen für ihre Tonsur gerächt. Ein Bugstrahlruder ist nicht wichtig aber "nice to have".
    In Auxonne angekommen, wandeln wir in den Fussstapfen Napoleons. Er hat in der immer noch aktiven Militärakademie studiert und ist überall gegenwärtig. Dieser Ort hinterlässt einen guten Eindruck auf uns.
    Detlef bekommt die bestellte Flusskarte, Gaby einen Regenschirm und danach widmen wir uns dem Bugstrahlruder. Leichter gesagt als getan. Dafür muss das komplette vordere Bett demontiert werden. Ein Scheerstift war auf Grund des Schwergangs gebrochen. Reserve hängt am Antriebsmotor und der Schaden gehört der Vergangenheit an. Wir sind wieder etwas schlauer geworden und haben mal wieder gewonnen.
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  • Day 82

    Tag 60 Hafen Savoyeux

    August 5, 2021 in France ⋅ ☁️ 17 °C

    Leider gibt es heute nicht viel zu erzählen. Eben, weil endlich mal alles geklappt hat und nichts kaputt ging. Um 08:00 Uhr hieß es Leinen los. Passend dazu setzte der Regen ein. Immer wieder zogen dunkle Wolken über uns und sorgten dafür, dass der "Canal de Vogese" gut gefüllt bleibt. Zur Zeit 2 m Wassertiefe, teilte mir der Hafenmeister der ersten Schleuse telefonisch mit. Ihr werdet keine Problem haben. Wollen wir mal hoffen.
    Zur Zeit ärgern uns die Schlingpflanzen, die sich regelmässig um unseren Kiel legen und unsere schnelle Laufente ausbremsen. Dann heisst es aufstoppen, kurz rückwärts fahren und dann geht's wieder weiter. Auch haben wir unseren ersten Tunnel gemeistert. 7 m breit und 4,5 m hoch, 640 m lang. Hier passt nur ein Boot durch, deshalb wird die Durchfahrt über eine Ampelanlage geregelt, die man vor der Einfahrt aktivieren muss.
    Heute sind wir 73 km durch eine tolle Landschaft gedieselt. Trauerweiden und Bäume, deren Blätterwerk bis ins Wasser hängen, säumen das Ufer.
    Im Zielhafen haben wir sogar einen neuen Scheerstift für unser Bugstrahlruder bekommen. Alles ist wieder top. Morgen erreichen wir "Corre". Das Tor zu einem weiteren Abenteuer.
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  • Day 84

    Tag 61 und 62 Hafen Corre

    August 7, 2021 in France ⋅ ⛅ 15 °C

    Die Saone liegt nun in unserem Kielwasser. 406 km von der Mündung bis nach Corre sind wir gegen den Strom gedieselt. Weiter hoch ist sie nicht mehr schiffbar. Nun ist es Zeit, zurück zu blicken. Welche Eindrücke bleiben hängen. Wir haben einiges dazu gelernt. Insbesondere, wie funktionieren die automatischen Schleusen. Landschaftlich haben wir eine Steigerung erfahren. Ein Vergleich mit der Lippe liegt nahe. Idylle pur, nur ist die Saone 2 m tiefer. Viele Charterboote sind unterwegs, die im Dickicht, auf Grund ihres geringen Tiefgangs, anlegen und übernachten. Dies blieb uns verwehrt und wir mussten die Häfen nutzen. An den Ufern sahen wir viele Wildcamper, die mit der kompletten Familie dort Urlaub machten. Die Orte, die wir uns ansahen, waren eher ältere Dörfer. Auch Radler kamen uns entgegen oder überholten uns.
    Der Hafen von Corre ist wunderschön, der Ort ..., vergiss es. Wir bleiben zwei Tage und nutzen die Zeit für einkaufen und waschen. Unser Einkauf wird vom 800 m entfernten Supermarkt angeliefert. Kostenfrei, dass ist schon mal super.
    Das Wichtigste darf ich nicht vergessen. Hier wollen wir unsere Laufente 10 cm höher legen. Detlef schaut sich die braune kalte Brühe der Saone an und ihm schaudert. Kann ich verstehen. Gedanken kommen auf, der Kanal hat doch, auf Grund der Regenfälle, eine Wassertiefe von 2 m. Wir benötigen doch keinen Schlauch. Aber wir wollen es trotzdem wissen. 5 mm Neopren sollen ihn vor der Kälte schützen. Die Pressluftflaschen sind voll und Zuschauer haben wir auch genug. Der erste Tauchgang schlägt fehl, da unsere Laufente im Schlamm steckt und Detlef den Schlauch nicht unter den Kiel geschoben bekommt. White Cloud wird ins tiefere Wasser verlegt. Nach etlichen Versuchen und 2 Stunden später, Detlef ist mittlerweile unterkühlt, liegt unser Schlauch an der richtigen Stelle. Pressluft strömt in den 2,5 m grossen, verstärkten Treckerschlauch. 1 Kubikmeter Luft heben unser 5,5 t Laufente an. Sie legt sich leicht auf die linke Seite und wird kippelig. Damit können wir leben. Wir klatschen uns ab und die Welt ist in Ordnung. Detlef geht ausgiebig duschen und Petra und ich machen eine Sightseeing Tour durchs Dorf. Zur Feier des Tages kommen wir mit Kuchen zum Boot und dann passierts ... Ein Ohren betäubender Knall geht durch die Idylle. Krähen verlassen ihr sicheres Zuhause und Freizeitkapitäne ihre Boote. Eine Gasexplosion ruft mir der Erste aufgeregt entgegen. Sein Gesichtsausdruck zeigt mir die Sinnlosigkeit meiner Erklärungsversuche. Irgendwann hat jeder gesehen, dass nichts passiert ist und wir werden aus dem Mittelpunkt der Gesellschaft entlassen. Da unser Schlauch noch mit dem Pressluftversorgungsschlauch verbunden ist, kann ich ihn an diesem an's Tageslicht befördern. Unser Schlauch ist keiner mehr. Was ich an's Tageslicht befördere, sind nur noch Gummifetzen die einmal einen Wert von 140 € hatten. Tja ..., was soll ich sagen: Versuch fehl geschlagen! Wir werden morgen weiter düsen und haben im Falle eines Falles noch Plan "B".
    Also ..., dran bleiben!
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  • Day 85

    Tag 63 Steg Port de Bayns

    August 8, 2021 in France ⋅ 🌙 15 °C

    Unser neues Abenteuer startet um 09:00 Uhr. Und es fängt schon gut an. Kurz vor der Schleuse setzen wir das erste Mal auf. 1,80 m steht auf unserem Tiefenmesser. Von wegen 2,00 m Tiefe im "Canal de Vogese". Und es geht weiter. Die erste Schleuse öffnet nicht. Prost Mahlzeit ...! Ein Anruf beim zuständigen VNF bringt nichts, da der Herr auf der anderen Seite nur französisch spricht. Ja was tun. Ich zerre hier, zerre dort, drehe hier, drehe dort und ...? Auf einmal funzt es. Unser Vogesenabenteuer kann beginnen. In der ersten Schleuse bekommen wir an einem Automat eine Funkfernbedienung. Mit dieser wird an markierten Punkten die nächste Schleuse aktiviert. Es funktioniert sogar.
    Der Kanal wird von Kilometer zu Kilometer enger. Ab und an liegen umgestürzte Bäume im Wasser. Hoffentlich kommt uns niemand entgegen, denken wir. Unzählige Male setzen wir auf. Gewöhnen kann man sich daran nicht und jedes Mal zucken wir vier zusammen und hoffen, dass wir uns nicht festfahren. Der heutige Tag zeigt uns allerdings, dass unser Problem nicht die Wassertiefe ist, sondern ... Während wir in einer Schleuse sind, sagt Petra: Unsere Laufente hört sich aber komisch an. Was Frauen wohl so alles gedenken zu hören, denke ich ganz ganz leise. Und dann merke ich es auch. Sobald ich die Drehzahl steigere, bemerken wir eine starke Unwucht im Bereich der Schraube. Zum Glück gibt's hier einen Steg, an dem wir anlegen. Heute will ich mal Detlef entlasten und steige mit meiner Taucherbrille hinab in die eisige schlammige Brühe. Tauche zur Schraube und finde sie nicht. Kein Wunder, man sieht ja auch gar nichts in diesem Schlammwasser. Also muss Detlef mit seiner Tauchausrüstung wieder ran. Schwupp di wupps hat er den Fehler gefunden und kommt mit einer zerfetzten Plastiktüte grinsend aus der Brühe an Bord. Eine Stunde haben wir dadurch verloren. Das tut uns weh, da wir heute nur 20 km geschafft haben. 17 Schleusen haben uns richtig ausgebremst und wir müssen unseren Zeitplan neu überdenken. 4 Tage hatte ich für diesen Kanal angedacht. Mal sehen, was daraus wird.
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  • Day 86

    Tag 64 Steg Girancourt

    August 9, 2021 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Mannomann ... heute war ein ereignisreicher Tag. Es ist soviel geschehen, dass es schwierig ist, dies in Worte zu fassen. Selbst jetzt, am Abend, fällt es mir schwer, die Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ich fange einfach mal an:
    Da wir im Päckchen mit einem Motorboot lagen und dieses um 07:30 Uhr ablegen wollte, hiess es für uns, dass der Wecker uns um 06:30 Uhr aus dem Schlafsack zerrte. Ab 07:00 Uhr kann man die Schleusen nutzen. Sollte jedoch ein Defekt vorliegen, bekommt man erst ab 09:00 Uhr Hilfe. Egal, wer unsere Reise macht, muss positiv denken. Alles fluppte. Schleuse um Schleuse wurde erobert. In diesem Kanal rechnet man nicht in Kilometern. Hier gilt die Einheit "gemachte Schleusen" . Unser Ziel ist es heute, Schleuse Nummer 2 zu erreichen. Zur Zeit liegen wir vor Schleuse 28. Ein hochgestecktes Ziel. An Schleuse 16 geht's los. Ich rede hier nicht vom gelegentlichen Aufsetzen des Kiels. Das ist allgegenwärtig. Zusätzlich werden wir wiedermal von Algenteppichen angegriffen. 2000 1/min und nur 2 km/h über Grund. Nach 300 m Fahrt geht's wieder 30 m zurück, damit Kiel und Ruder frei werden. Wer hatte nur die Idee, diesen Kanal zu wählen? Wir sind alle sehr angespannt und können leider die wunderschöne Umgebung nicht geniessen. Nach jedem Kilometer kommt wieder eine Schleuse, die unsere ganze Aufmerksamkeit benötigt. An Schleuse 13 kommen plötzlich 2 Autos mit gelbem Blinklicht. Zwei Mitarbeiter des VNF laufen aufgeregt auf uns zu. Jetzt geht's los, denke ich. Die Geräusche aus ihrem Munde verstehe ich leider nicht. Ich frage, do you speak Englisch? Der Wortschwall ist erst einmal unterbrochen und ich schaue in zwei Fragezeichen. Alles klar ..., kein Englisch. Ich zücke mein Handy und die Translaterapp gibt alles. Sie übersetzt mir, dass der Kanal zwischen Schleuse 5 und 4 ein Leck hat und dieser langsam leer läuft. Die VNF Mitarbeiter erfahren unseren Tiefgang und schlagen beide Hände über den Kopf. Die Reparatur dauert 4 Tage und wir können nicht weiterfahren, da der Kanal schon seit 1 Stunde gesperrt ist. Jetzt schauen zwei Franzosen in 4 Fragezeichen. Wir entschliessen uns bis zur Schleuse 8 weiter zu fahren, da es dort eine Anlegemöglichkeit gibt. Wir werden wahrscheinlich dort, wo kein Hund Tod übern Zaun hängen möchte, 4 Tage pausieren. Ein schweizer Ehepaar hilft uns während des Anlegevorgangs und wir erläutern ihnen unser Problem. Da beide fliessend französisch sprechen, rufen sie kurzerhand den VNF an. Ein Mitarbeiter kommt daraufhin mit seinem Pritschenwagen angerast und nach kurzer Debatte wird er uns unterstützen, unser Ziel zu erreichen. Er fährt von Schleuse zu Schleuse vor, öffnet und schliesst sie für uns. Zwischen Schleuse 5 und 4 sehen wir dann das klaffende Loch. Das Wasser folgt der Gravitation und läuft rauschend ab. Jetzt passierts. Unsere Laufente setzt auf, stoppt und nichts geht mehr. Unser Propeller fräst nicht mehr durchs Wasser, sondern quirlt im eigenen Saft. Wassertiefe 1,5 m. Unser VNF Held telefoniert und telefoniert. Wir unterhalten uns in Zeichensprache. Langsam fliesst mehr Wasser in den Kanal als aus ihm ab. Die Reaktion ...., der Wasserspiegel steigt. Die Laufente ruckelt sich frei und es geht weiter bis zur Schleuse 4. Gelegentlich flügen wir wieder durch den Morast. Aber es geht vorwärts. In der Schleuse 4 angekommen macht unser Held ein Kreuzzeichen und zeigt uns an, dass ab jetzt sein Kollege übernimmt. Das Wasser, was er für den Abschnitt zwischen Schleuse 4 und 5 benötigt hat, fehlt natürlich zwischen den oberhalb liegenden Schleusen 3 und 4. Wir erklären dem Kollegen unseres Helden, dass wir nur noch zwei Schleusen weiter wollen. Auch er befüllt den nächsten Abschnitt und in seiner Begleitung geht's zu unserem Zielsteg. Wir haben uns in den letzten Stunden kaum bewegt, sind aber komplett fertig. Abends wird uns erst bewusst, dass wir erst ein Drittel des Kanals geschafft haben, sind aber mit Schleuse 2 noch 3 m von der maximalen Höhe entfernt. 47 weitere Schleusen liegen noch vor uns.
    Also ..., dran bleiben🤗
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  • Day 87

    Tag 65 Steg Charmes

    August 10, 2021 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Um 07:30 Uhr liessen wir unsere Laufente von der Kette. Noch eine Schleuse, dann haben wir unseren Berg erklommen. 07:48 Uhr ist es soweit, 411 m über NN sind erreicht. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Wo wollen wir heute Abend sein. Diese Frage lässt sich im Kanal der Leiden nicht beantworten. Wir legen an, wenn wir die Nase voll haben. Also lass uns gar nicht erst losfahren, würden wir sagen.
    Auch heute haben wir für die tolle Umgebung keinen Blick. Es ist einfach alles stressig.Wir setzen immer wieder auf. Nach einer Schleuse ist es so flach, dass sich unsere Laufente regelrecht durch den Morast pflügt. Pünktlich im 09:00 Uhr haben wir die Schleusentreppe mit 15 nacheinander folgenden Schleusen erreicht. 3,5 Stunden benötigen wir hierfür. Schleuse Nummer 5 zeigt kurz vor der Einfahrt rot. Das heisst: Einfahrt verboten. Wir warten ein halbe Stunde und nichts geschieht. Jetzt reist mir der Geduldsfaden und ich rufe den VNF an. Bonjour, do you speak english, lautet meine Frage. Die übliche Antwort lautet, no französisch. Mmmmm ..., Ecluse cinq rouge, ist meine Antwort. Und ... tatsächlich, 5 Minuten später ist jemand da und alles funzt wieder. Das Schleusen talwärts läuft besser und schneller als bergwärts. Somit schaffen wir heute 31 Schleusen. Wie viele Kilometer, weiss ich nicht und interessiert auch nicht. Es geht nur um Schleusen, die im Kielwasser liegen. Die Mosel erscheint auf der rechten Seite und wird uns ab jetzt begleiten.
    Um 17:00 Uhr haben wir endgültig die Nase voll und legen an einer Mauer an. Quatsch anlegen. Wir liegen 1,5 m von der Mauer im Schlick fest, wie eine Möhre in der Erde. Zum Glück haben wir eine 2 m Gangway dabei und werden mit einer wohl verdienten Dusche belohnt.
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  • Day 88

    Tag 66 Steg im nirgendwo

    August 11, 2021 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 07:00 Uhr ging der Wecker. Mein Handy zeigt eine E-Mail von "Cindy". Cindy ist eine Mitarbeiterin des VNF. Bei ihr fragte ich die Machbarkeit des "Canal de Vogese" an. Sie gab mir das OK für unseren Tiefgang von 1,75 m. Seitdem verfolgt sie uns und gibt Tips. In der Mail stand, dass die Schleuse 44 defekt ist und sie von einem Mitarbeiter bedient wird. Ach ja, bevor ich es vergesse, wir haben in diesem Bereich Probleme mit der Wassertiefe, stand kleingedruckt darunter. Mir blieb die Spucke weg.
    PROBLEME MIT DER WASSERTIEFE NUR IN DIESEM BEREICH???
    Ich glaub VFN weiss gar nicht, was mit ihrem Kanal los ist. Aufregen nützt niemanden, schliesslich helfen die Mitarbeiter wo sie nur können.
    Unsere erste Aufgabe heute ist es, unsere Laufente wieder auf die Startbahn zu bringen. Detlef ist Steuermann und gibt Gas. Langsam, aber in die richtige Richtung, drückt unser Propeller "White Cloud" vor sich her. Der Kiel pflügt durch den Schlamm und unsere Laufente nimmt Fahrt auf. 8,5 km/h auf dem Tacho zeigt uns, dass die erste Augabe zu den Akten gelegt werden kann. Wir befinden uns bei Schleuse 30. Noch 14 bis zur Stelle, wo es Probleme mit dem Wasserstand geben soll (Hahahahahahah). Zwischendurch haben wir sogar eine Wassertiefe von 2,3 m. Das sind die Sekunden, in denen wir durchatmen. Kurz darauf wieder 1,7 m. Der Kiel knirscht und der Volvo Penta ächzt. Schöne Landschaft??? Interessiert uns nicht. Der Tiefenmesser ist die Begierde unserer Augen. Noch 5,2 km bis zur Schleuse 43. Der reinste Horror. Detlef am Ruder und Petra, Gaby und ich sitzen auf der Süllkante (Aussenkante) um "White Cloud" in Schräglage zu bringen. Wassertiefe 1,8 m, 1,7 m, es fängt an zu knirschen, 1,6 m Stellenweise 1,4 m und 1,5 m. Unser Kiel muss doch zwischenzeitlich 10 cm seiner Tiefe verloren haben, denke ich. Langsam, ganz langsam geht es weiter. 2000 1/min dreht unser Volvo Penta. Kurz vor Schleuse 43 geht gar nichts mehr. Wir stecken fest. Zum Glück kurz vor der Mauer, an der der Kanal über die Mosel geführt wird. Mit meinem Fernglas sehe ich jemanden in der Schleuse hantieren. Ein kurzer Sprung vom Schiff auf die Mauer und ich jogge zu ihm. Do you speak Englisch? Yes of course, war seine Antwort. Meine Gebete wurden erhört, denke ich. Ich erkläre ihm unser Problem und nach kurzer Wartezeit schwimmt unsere Laufente wieder auf. Schleuse 43 und 44 wurden manuell bedient und somit der Wasserstand in diesem Kanalstück angehoben. Glücklich und erleichtert erreichen wir unseren Anlegesteg.
    Nach einem Problem ist vor einem. Da wir so leicht wie möglich sein wollten, hatten wir auch nicht vollgetankt. Detlef und ich schauen in unseren Kanalführer und finden weit und breit keine Tankstelle am Wasser. Hier wird mit Kanistern getankt, erklären mir die Hafenlieger. Hääääh...! Man nimmt einen 30 l Kanister geht zur Tanke, kommt zurück und füllt damit seinen Schiffstank. Ich habe keinen Kanister und die Tanke ist 3,km entfernt. Ein englischer Motorbootfahrer bietet mir seinen vollen Kanister an. Ich muss ihn nur voll zurückgeben ist die Bedingung. In dem Moment kommt der Hafenmeister. Ich frage ihn, ob er ein Auto hat. Natürlich hat er eins und ist auch bereit, mich zur Tanke zu fahren, damit der Kanister gefüllt werden kann. Das ist ja wohl der Hammer. Jetzt haben wir Kraftfutter für die nächsten 4 Tage. Dann müssten wir in Schengen sein, wo samstags, dienstags und donnerstags ein Tankwagen kommt.
    Ob's klappt? Bleibt dran.
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