• Timo Hillemeyer

Kleine Wanderung

Pengembaraan 26hari oleh Timo Baca lagi
  • Permulaan perjalanan
    16 Oktober 2024

    Die Anreise

    16 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ 🌙 20 °C

    Vor Aufregung konnte ich gar nicht richtig schlafen und war um 4 Uhr bereits hellwach. Da ich meinen Kühlschrank für die Dauer ausschalten wollte, gab es heute Morgen eine Pizza zum Frühstück. Eigentlich wollte ich gestern Abend noch essen gehen, aber da Davina und Flo beide Corona haben, fiel das aus. Darum hab ich TK-Pizza gekauft. Und da zwei genau so viel kosten wie eine, habe ich natürlich zwei gekauft. Ich bin dann auch schon sehr früh los. Den Rucksack hatte ich bereits gestern gepackt und ich starte mit einem Gewicht von 9,8 kg ohne Nahrungsmittel, was mich ehrlich gesagt überrascht hat. Der Rucksack ist auch wirklich voll, sodass eigentlich kein Raum mehr da ist für Nahrungsmittel. Aber da sind ja auch die Wanderstöcke noch drin, bin gespannt, wie es ohne ist. Eventuell werde ich wieder Sachen nach Hause schicken. Zur Auswahl stehen: eine Hose, iPad, Poncho und ein Pullover. Überrascht war ich auch von der Tatsache, dass ich meinen Rucksack als Sondergepäck aufgeben musste. Im Flugzeug bin ich doch sehr müde geworden und bin eingeschlafen für ca. 50 Minuten, bis der Mini-Mensch hinter mir mich geweckt hat durch Radau an einem Sitz.

    Um 13:10 bin ich pünktlich in Barcelona gelandet. Allerdings hatte ich etwas Zeitstress, da ich die Tram um 13:38 erwischen wollte, um noch etwas Puffer zu haben, bevor ich mit dem Zug weiter nach Pamplona fahre. Wie sich am Bahnhof in Sants gezeigt hat, war das eine gute Idee! Der erste Weg ging natürlich zum Gepäckband in der Hoffnung, schnell dran zu kommen. Aber ich hatte Pech, da das Sondergepäck als letztes und auf einem eigenen Band aufgelegt wurde. Die Tram habe ich somit leider knapp verpasst. Die nächste kommt erst wieder um 14:08, ich fahre 20 Minuten bis nach Sants, und dort fährt die Bahn von Gleis 4 um 14:32 los. Das ist also schon echt knapp, vor allem an einem unbekannten Bahnhof. Als ich mit der Tram in Sants angekommen bin, sehe ich aber ganz schnell, dass ich mir gar keinen Stress machen muss. 4 Minuten reichen im Leben nicht und ich verpasse die Bahn und muss mir damit nochmal ein Ticket kaufen für 65€. Der Bahnhof hat einfach eine eigene Sicherheitskontrolle mit Gepäckröntgen usw. Es ist wie am Flughafen. Die nächste Bahn fährt erst um 17 Uhr, darum hatte ich erst einmal Zeit, um einkaufen zu gehen. Hab ich schon erwähnt, dass es in Barcelona einfach 26 Grad sind?
    Durch die Sicherheitskontrolle konnte ich ab 16 Uhr gehen und ab 16:30 wurde ich runter gelassen zur Bahn nach Ticketkontrolle. Also mal eben schnell in die Bahn ist hier einfach nicht. Mittlerweile habe ich leider Kopfschmerzen bekommen. Stress, die hohen Temperaturen und der schwere Rucksack setzen mir ganz schön zu gerade, und ich fühle mich sehr unwohl, da ich auch nicht weiß, wo ich schlafen kann heute Nacht.

    Ich bin in Zaragoza Delirgendwas angekommen. Es ist wirklich riesig. Aber das war die Bahn auch, mit der ich gefahren bin. Ich war in Wagen 15, und danach sind noch mehr gekommen. Habe während der angenehm kühlen Fahrt dank Klimaanlage geschlafen, und meine Kopfschmerzen sind weg, weil jemand so klug war, die Apothekentasche nach ganz oben zu packen. Ich bin immer wieder irritiert von der Funktionsweise der Bahn hier. Es steht an der Anzeigetafel einfach kein Gleis für meine Bahn? Was ist da los? Wieso machen die das? Erst 20 Minuten vor Abfahrt stand dort, welches Gleis angefahren wird. Ich habe mich zum Ende der Fahrt versucht, mich um das Schlafproblem zu kümmern. Leider ohne Erfolg. Die meisten Herbergen schließen um 20 Uhr. Habe zwei angerufen und wollte nachfragen, ob das verschoben werden kann, aber mangels Englisch bei denen und Spanisch bei mir ist es nicht so weit gekommen. Ich kenne die öffentliche Herberge auch nicht in Pamplona. Vielleicht habe ich ja Glück und jemand lässt mich noch rein. Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Ein Hotel würde übrigens gehen, aber ich hab heute schon genug Geld verloren durch die ungenutzte Zugfahrt bzw. das Neukaufen des Tickets. Ich werde ein paar Tage brauchen, bis ich darüber hinweg bin, denke ich.

    Ich bin um 22 Uhr in Pamplona angekommen. Und direkt zur Herberge gelaufen, und zu meinem Glück war sie noch offen. Zu meinem Entsetzen war sie aber voll. Es sind wirklich viele Leute hier drin. Bei meinen sonstigen Spaziergängen hier habe ich die ersten Menschen in Burgos getroffen oder woher erst noch später. Das ist neu! Aber es sind auch einfach noch 20 Grad hier. Das ist auch neu. Ich hab quasi erste Male. Ich hoffe, die kleinen, süßen Herbergen, auf die ich mich schon gefreut habe, werden nicht überrannt. Jedenfalls bin ich ziemlich erledigt für heute und werde nun schlafen. Ich bin sehr froh, dass ich diesmal nicht nachts loslaufe, auch ein erstes Mal, sondern dass ich hier schlafen kann. Vor allem, weil Gewitter angekündigt ist. Heftiges Gewitter!

    Das war mein Tag. Wünsche dir eine gute Nacht, kleine Maus, denke an dich.
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  • Pamplona bis Puente la Reina (26 km)

    17 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ 🌧 14 °C

    Wie du weißt, bin ich Frühaufsteher. Bis jetzt hat sich das natürlich auch noch nicht geändert und ich war um 4 Uhr wach. Ich habe mich schnell und heimlich aus dem Bett geschlichen und meine Sachen mitgenommen, da ich nicht mehrfach wiederkommen wollte, da die anderen noch schliefen. Ich war mir aufgrund des Schnarchens auch zu jedem Zeitpunkt sicher, dass ich sie nicht geweckt habe. Neben mir haben zwei Frauen in den Betten geschlafen und beide haben ganze Wälder im Schlaf gerodet. Es war furchtbar laut, gegen diesen Radau kommen meine Stöpsel auch nicht mehr an. Aber das war nicht der Grund für mein frühes Erwachen. Das liegt einfach daran, dass ich bescheuert bin. 🥲
    Es gab in dieser Herberge leider keinen zugänglichen Gemeinschaftsraum, was sehr blöd war, da ich nirgendwo so richtig Licht hatte. Habe mich vor so 3 Automaten gesetzt und dort meine Tasche gepackt. Ich hätte auch in die Küche gehen können, aber das Licht von dort wäre im ganzen Schlafsaal sichtbar gewesen und das wollte ich nicht. Um ca. 5 Uhr war ich dann bereit zum Loslaufen. Es wurden schwere Gewitterschauer vorhergesagt, also war ich darauf vorbereitet, ordentlich nass zu werden. Das ging vorerst leider in die Hose (später mehr dazu). Denn die Tür war einfach abgeschlossen und ich bin nicht rausgekommen. Dann hieß es also noch warten. Um 6 Uhr ist dann der Mitarbeiter gekommen, der mir gestern um 22:30 Uhr noch aufgemacht hat. Was haben die bitte für Arbeitszeiten? Naja, jedenfalls bin ich dann um kurz nach 6 losgelaufen zu der ersten Tour. Das Tolle in einer Stadt ist, dass man sich quasi nicht verlaufen kann, da alles ausgeschildert ist. Falls du dich fragst woher ich den richtigen Weg überhaupt kenne habe ich mal ein paar Fotos gemacht. Meistens ist es ein aufgesprayter gelber Pfeil in die richtige Richtung. Es gibt aber auch so Wegsteine und Schilder. In Städten gibt es die Wegmarkierungen auf dem Fußweg wie auf dem Video hoffentlich zu sehen. Dumm nur, wenn es dunkel ist und man nichts sieht. Denn ein gelber Pfeil ist im Dunkeln natürlich unsichtbar. Darum bin ich ab und zu etwas wild durch die Gegend geigelt und hab länger gebraucht als nötig, bis ich Pamplona verlassen habe. Kaum war ich aus der Stadt raus, waren natürlich auch alle künstlichen Lichtquellen weg und es war stockdunkel. Passend dazu hat es richtig, richtig heftig angefangen zu regnen. 🌧️
    Und das ging richtig in die Hose. Die war einfach wie ein Schwamm und hat das ganze Wasser einfach aufgesaugt und ich hatte einen ganz nassen, kalten Po. So nass im Schritt zu sein, war kein schönes Gefühl, ich weiß gar nicht, was meiner Freundin daran so gefällt. 🥰
    Der Rest der Ausrüstung ist soweit okay. Die Jacke hält genau so wie die Schuhe dicht. Jedoch schwitze ich darin ohne Ende. Ich bin eine ganze Zeit ohne Jacke gelaufen, bis es wieder angefangen hat zu regnen. Hauptsächlich aber, damit die Kopfhörer nicht nass werden. Da ich nur Fleece-Oberteile habe und diese kaum Wasser saugen, sind die im Regen auch angenehm zu tragen. Die Wanderstöcke, die ich jetzt habe, besitzen keinen AntiShock und das merke ich schon recht deutlich. Da durch das Aufschlagen auf dem Boden der Stock in Schwingung gerät und diese von der Hand absorbiert werden müssen, ermüdet die Hand schneller. Die Schuhe halten auch dicht, jedoch schwitze ich und durch die Hose läuft auch Wasser in die Schuhe. Dagegen ist die Membran machtlos. Aber nicht nutzlos ! Denn für mich ist klar, dass es auf 20 km keinen Schuh gibt, der trocken bleibt. Es geht aber viel mehr darum, das schmutzige Pfützenwasser und alles, was darin lebt, von meinen Füßen fernzuhalten. Denn Blasen und Schmutzwasser sind definitiv keine gute Kombination. Die Passform des Schuhs scheint aber in Ordnung zu sein, da ich nach dem ersten Tag noch keine Blase habe. Ich hatte erst die Befürchtung, dass die Schuhe zu klein sein könnten, da die Füße nach ein paar Kilometern noch anschwellen, aber das ging gut und ich bin zufrieden damit. Mal schauen, wie es morgen wird, denn im Vergleich zu heute werden sie jetzt, bis ich wieder zu Hause bin, nicht richtig trocknen.
    Ansonsten ist nicht viel passiert. Ich bin eben gelaufen. Mal auf der Straße, mal auf Wanderwegen, mal bergauf und auch bergab. Da ich früh los bin, war ich auch der Erste in der Herberge. Ich wäre gerne noch weiter gelaufen als die 26 km, aber die nächste Herberge wäre erst bei 41 km gewesen. Das wollte ich an meinem ersten Tag nicht. Wo es morgen hingeht, weiß ich noch nicht, aber dass die Saison schon zu Ende ist, erkennt man an den Öffnungszeiten der Herbergen. Denn die meisten machen ab Anfang Oktober zu. Die Herberge hier hat aber wenigstens einen gut nutzbaren Gemeinschaftsraum und ich werde mich gleich dort hinsetzen und schauen, ob ich ein paar Leute kennenlerne. Aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich wenig Lust habe, gerade viel mit Menschen zu reden. Es sind aber auch wirklich viele Leute hier mittlerweile. Die meisten sind übrigens Spanier.

    Ich weiß garnicht wie das wieder so ein langer Text werden konnte. Hab wohl das Bedürfnis dir viel zu erzählen.
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  • Es gibt verluste

    18 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☀️ 14 °C

    Nach 18 Km heute war es so weit. Die ersten Blasen. Und wie es sich gehört, symmetrisch an beiden Füßen auf der gleichen Stelle. Da ist wohl ein Druckpunkt des Schuhes. Das hat mich aber nicht sonderlich lange aufgehalten. Hab die Blasen versorgt und die Socken gewechselt und bin weitergelaufen. Was bleibt mir auch anderes übrig. Falls jemand wissen will, wie man Blasen versorgt, um damit weiterlaufen zu können: fragt lieber nicht, es ist eklig. Die Fotos von meinen Füßen findet ihr wie immer auf meiner OnlyFans-Seite. Bei der Aktion habe ich dann auch gleich die Socken gewechselt, aber leider habe ich dabei wohl eine dort vergessen. Darum habe ich jetzt nur noch 3,5 Paare Socken dabei. Heute bin ich 33 km gelaufen und ganz ehrlich, mir kommt so gut wie nichts bekannt vor. Es waren vor allem die Automaten bei denen ich das Gefühl hatte, ja hier war ich schonmal! Wobei der Sex Automat auch für mich neu war. Ich musste dann hier an dem Ort Rast machen, der nächste Ort wäre erst wieder in 12 km gewesen, und das war mir dann doch zu viel für Tag 2. Hier in dem Ort gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten, sodass ich auf das Pilgermenü zurückgreifen muss. Darum kostet mich die Übernachtung hier heute 30€ mit Abendessen und Frühstück zusammen. Die Volontäre hier sprechen sogar Deutsch und eine weitere Pilgerin auch, sodass wir gerade 4 Deutsche und 2 Franzosen hier sind. Die anderen, mit denen ich in Pamplona und der Herberge von gestern geschlafen habe, sind nicht hier; die meisten werden, denke ich, 15 km vorher schon Stopp gemacht haben, da dies das Ende der regulären Etappe war. Bin ich eigentlich ganz froh drüber, wenn ich ehrlich bin. Aber vielleicht habe ich noch Pech und es kommen noch mehr, aber es ist schon 18 Uhr und ich glaube nicht so richtig daran. Und ich hoffe, das Essen wird gut =D
    Gestern gab es nur Linsensuppe aus der Dose und dann das Pilgerfrühstück (Baguette mit Stangensalami), von dem ich heute noch unterwegs gegessen habe. Heute hat es mit dem Kontakteknüpfen schon deutlich besser geklappt als die letzten Tage. Eventuell können wir heute sogar Karten spielen, habe ja extra welche mitgenommen!
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  • Nichts besonderes

    19 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 21 °C

    Ich bin heute die erste Ü40-km-Tour gelaufen und so fühle ich mich auch. Es ist einfach noch viel zu warm hier.

    Kurze Ergänzung jetzt, wo ich im Bett bin:
    Als ich diesen kurzen Eintrag geschrieben habe, wartete ich gerade darauf, dass eine Waschmaschine frei wird. Auf den Trockner konnte ich nicht mehr hoffen, es war einfach zu voll, und da war ich genervt.
    Hab mir heute die Frage gestellt, warum ich mir das eigentlich wieder antue. Ich habe zwar Spaß am Laufen, aber mit Einkaufen und Waschen usw. bin ich heute auf 48,1 km gekommen. Das ist einfach schon jenseits von Gut und Böse und hat auch nichts mehr mit Spaß zu tun. Es ist einfach nur ein Austesten der Grenzen, herausfinden, was so möglich ist. Wie weit kann ich gehen (wortwörtlich)? Von 12-15 Uhr war es leider sehr sonnig und 24 Grad. Leider habe ich keine kurze Hose dabei und am liebsten hätte ich meinen Schlafanzug angezogen und wäre damit gelaufen. Aber das geht auch nicht so einfach. Die Sonne zermürbt mich richtig und jeder Schritt fällt schwerer. Körperlich geht es mir ganz gut. Klar, die Blasen tun noch weh, aber das ist nicht wirklich von Relevanz. Es ist (aktuell) keine körperliche Herausforderung, sondern eine mentale. Immer wieder der Kampf mit einem selber, jetzt doch einfach noch eine Pause zu machen, früher aufzuhören, mit dem Taxi oder Bus zum nächsten Ort zu fahren usw. Das passiert vor allem auf den letzten 10 km. Da zwängen sich diese Gedanken regelrecht auf. Der einzige Grund für mich, ein Taxi zu nehmen, wäre wenn es körperlich nicht mehr geht oder eben zeitlich nicht mehr passen würde mit der Ankunft vor Schließung der Rezeption. Ansonsten laufe ich einfach weiter.
    Gestern Abend ist noch eine andere Deutsche in die Herberge gekommen, wo ich geschlafen habe. War gestern insgesamt noch ein schöner Abend. Ich mag es einfach viel lieber, wenn es leer ist. Heute bin ich in einer großen Stadt und in der Herberge sind an die 50 Leute. Waschen hat ewig gedauert, Trocknen war nicht möglich, weil die nur einen Trockner haben (und zwei Waschmaschinen), und mit Kochen war ich erst um 20:40 fertig. Ich habe es aber auch nicht geschafft, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Das schaffe ich in Deutschland aber auch nicht. Es gibt irgendwie eine kritische Grenze an Leuten in einem Raum, die mir fremd sein müssen, und dann kippt meine Stimmung einfach. Wenn ich alle dort kenne, wie beim Werwolf, ist alles gut, das funktioniert. Da habe ich noch immer Defizite aber leider bin ich völlig planlos, was ich dagegen machen kann oder ob ich da überhaupt etwas gegen machen möchte?

    Nun gut, liebes Tagebuch,
    aus der kurzen Ergänzung ist doch etwas längeres geworden aber das hat mich gerade beschäftigt.

    Ich werde jetzt schlafen gehen. Und morgen geht es weiter.
    🦔 lieb ❤️
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  • Die große Last

    20 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 22 °C

    Heute war eine kleine Tour, da die nächste Herberge erst wieder in 25 km wäre von hier aus und das ist dann doch zu krass. Aber das wusste ich schon gestern, denn sowohl die Herberge dort als auch die heute waren mir schon bekannt durch meine anderen Reisen. Witzigerweise die davor nicht. Das Besondere an der Herberge von gestern war, dass alles unglaublich teuer war: 16 € Übernachtung, 6 € Waschen und 4 € Trocknen, und es gab nur kaltes Wasser, 4 WCs, 4 Duschen für knapp 75 Pilger in der Maximalbesetzung. Und die Betten waren wirklich eng an eng zusammengestellt, da war kaum Platz. Heute ist das anders. Übernachtung 6 €, Waschen 3 € und Trocknen kostenlos, wobei das nur eine Wäscheschleuder ist und kein richtiger Trockner. Aber ich wasche meine Wäsche ja eh nicht. Äääh, ich meinte, ich trockne meine Wäsche nicht. Die Touren am Sonntag sind immer etwas belastender als an anderen Tagen, da ich heute eben nicht einkaufen kann. Natürlich könnte ich hier in eine Bar gehen und mir für 15 € so ein Pilgermenü holen. Aber ich war gestern einfach mehr einkaufen, sodass ich heute nicht mehr raus muss. Darum ist die Last, die ich trage, heute größer als sonst gewesen. Aber auch sonst sehen meine Füße ganz schlimm aus und schmerzen furchtbar bei jedem Stein, auf den ich trete. Und mir hat hier jemand ganz, ganz viele Steine in den Weg gelegt. Bisher habe ich pro Seite 3 Spots ausmachen können, wo sich Blasen bilden. Die neueste Stelle ist am kleinen Zeh, heute ganz frisch erst aufgetaucht, daher auch die lange Mittagspause, wo ich es erst einmal auf einer Bank versorgen musste. Meine Platzwahl war aber schlecht. Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte überall Fliegen an mir. Na gut, ich weiß, warum sie so großes Interesse an mir hatten, was ich meinte, war aber der Umstand, dass dort an dem Ort überhaupt erst so viele Fliegen lebten! Und da ich mich nach dem Verätzen auch erstmal nur im Schneckentempo bewegen konnte, haben die mich unglaublich lange verfolgt und genervt. Vom Wetter her war es heute aber erträglich. Es waren zwar wieder 22 Grad, dafür da es permanent bewölkt und windig. Das hat mir gefallen! Ich habe unterwegs aber keine Fotos gemacht. Für mich sieht es eh immer gleich aus. Das einzig Interessante war die Oreo-Cola. Aber die Dose sieht besser aus, als es schmeckt. Es schmeckt hauptsächlich nach Cola, bei der man das Gefühl hat, die ist nicht mehr ganz frisch. Mental geht es mir heute jedenfalls deutlich besser als gestern. Hab seit gestern Abend ein neues Lieblingslied, was ich heute 3h auf Replay am Stück gehört habe (was nicht wirklich von mentaler Gesundheit zeugt, aber was soll’s). Und ich bin fertig geworden mit „Der Stein der Weisen“. Morgen halte ich mal Ausschau nach einer Poststelle, um ein paar Sachen heim zu schicken. Gibt einfach zu viele Dinge, die ich noch gar nicht benutzt habe, aber jeden Tag mitschleppe, und ich denke, dass ich auf mindestens 1,5 kg kommen werde. Das sehe ich dann aber bei der Post.Baca lagi

  • Kuscheln mit meiner Wanderfreundin

    21 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 20 °C

    Die Nacht habe ich gut geschlafen und mal richtig gut gefrühstückt. Als ich raus bin, hatte ich erst die Befürchtung, dass es stark bewölkt sein muss, weil ich nirgendwo den Mond gesehen habe. Als ich dann außerhalb der Stadt war und es kein künstliches Licht mehr gab, sind mir die ganzen Sterne um mich herum aufgefallen, aber kein Mond. Und das hat mich sehr irritiert, da ich eigentlich gut sehen konnte und es nicht so dunkel war. Habe mich ein paar Mal umgedreht, aber da war nirgendwo ein Mond zu sehen. Es hat leider länger gedauert, als ich zugeben möchte, bis ich dahinter gekommen bin, wo er denn nun ist. Natürlich genau über mir. Das habe ich wegen meiner Cap leider nicht gesehen, und erst der Schatten eines Baumes, der ganz komisch unter ihm lag, brachte mich mal auf die Idee, nach oben zu sehen. So gegen halb 8 begegnete mir eine liebe Katze. Sie war wirklich sehr zutraulich und tanzte um meine Füße herum und miaute vor sich hin. Ich habe mir mein Sitzkissen aus dem Rucksack genommen und habe ihr ein wenig von meinem Hündchen abgegeben und konnte sie nebenbei ganz viel streicheln. Sie hat sogar Wasser aus meiner Hand getrunken. Nur leider hatte ich nicht mehr ganz so viel Fleisch dabei, und um satt zu werden, hat das sicher nicht gereicht. Trotzdem hat sie sicher weitere 30 Minuten mit mir dort gesessen und ist mir auch, nachdem ich weitergelaufen bin, noch 10 Minuten gefolgt. Ich hatte also kurz einen Wanderfreundin!
    Das Wetter war heute gut. Es war stark bewölkt und windig. Als die Sonne aufging, tat sie das durch einen kleinen Spalt in der Wolkendecke, sodass ich den Sonnenaufgang gut sehen und mit einem schönen Lens-Flare-Effekt fotografieren konnte, da die Linse nass vom Schweiß war. Und danach schoben sich die Wolken vor die Sonne, sodass es nicht warm wurde. Ein Traum! Aber leider nur bis 14 Uhr, ab da wurde es wolkenlos, und die Sonne schien unerbittlich, und ich quälte mich die letzte Stunde durch den puren Sonnenschein. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich bis jetzt schon fast 3 kg an Gewicht verloren habe. So viel hat nämlich der ganze Scheiß gewogen, den ich unnötigerweise mit dabei hatte. Sowas wie Unterwäsche und eine Hose zum Wechseln. Wer braucht sowas bitte? Ich bin jedenfalls jetzt in der absoluten Minimalbesetzung unterwegs und bin total aufgeschmissen, falls ich noch eine Socke verlieren sollte. Wobei ich selber sehr überrascht war, diese Zahl dort zu sehen. 3 Kilo von den 9 kg, die ich anfangs mitgenommen habe, ist eine krasse Reduktion.
    Aktuell (16:23) bin ich noch alleine in der Herberge, und wenn alles gut läuft, bleibe ich das auch :) Dann kann ich heute Abend endlich mal wieder etwas machen, worauf ich aufgrund der Leute jetzt länger verzichten musste: ohne Kopfhörer meine Serie schauen. Nur leider gibt es hier nur schlechtes Internet, und ich habe nur 1 Balken, und das Netz wechselt ständig zwischen 5G und 4G. Jedenfalls war es schon sehr nervig beim Streamen der Pornos (da hast du bestimmt zuerst dran gedacht 😀). Ich hab nach WiFi gefragt und das haben sie hier auch. Nur leider auch ohne Empfang im Zimmer.
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  • Dämmung

    22 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 14 °C

    Ich habe super geschlafen. Aber leider viel zu lange. Heute ist eine 40km Tour geplant und ich wollte früh los. Das ging schon mal daneben, weil ich so lange geschlafen habe (8:20 Stunden Schlaf). Muss wohl daran liegen, dass hier sonst niemand ist. Als ich gerade losgehen wollte und alle Sachen bereits gepackt hatte, habe ich die Kopfhörer aufgesetzt, wollte sie einschalten und hörte das Geräusch, das sie machen, wenn sie ausgehen. Sie waren die ganze Nacht über an und hatten nur noch 20%. Das ist einfach ein Designfehler, dass sie nicht automatisch ausgehen nach ein paar Stunden. Jedenfalls muss ich jetzt noch warten, da ich nicht ohne gehen will. Zum Glück laden die Kopfhörer sehr schnell, aber trotzdem fing der Tag deshalb schon nicht so gut an. In diesem Ort gibt es zwei Herbergen, die auch beide geöffnet haben. Letztes Mal war ich in der anderen Herberge. Hier ist kein Ort zum Einkaufen, was bedeutet, dass man sich etwas mitgebracht haben musste oder dass man das Pilgermenü nimmt. Herberge A, wo ich letztes Jahr war, habe ich als sehr angenehm in Erinnerung gehabt. Übernachtung 15 €, Essen 12 € + 2 € für kleines Frühstück. Es ist eine Privatperson, und dass da auch wirklich Leute wohnen, hat den Vorteil, dass es sehr sauber ist und warmes Wasser, Waschmaschine und Trockner vorhanden sind. Herberge B, in der ich heute war, hatte dagegen nichts. Eine Küche mit Gasherd, ohne Gas, ein Wasserboiler, der defekt war, beide Duschen waren in einem schäbigen Zustand und tropften permanent. Und das nicht gerade leise. Leider gab es keinerlei Küchengeräte wie einen Wasserkocher oder eine Mikrowelle. Dafür hat das Essen hier allerdings sehr gut geschmeckt, und für 8 € war ich von der Menge sehr überrascht. Wenn ich das nächste Mal wieder hierher kommen sollte, wüsste ich nur noch nicht, ob ich A oder B wählen würde.

    Ach so, die Schuhe wären eine 1/2 Nummer größer vermutlich besser gewesen. Aber das kann man vorher eben nicht so genau wissen.

    Weißt du eigentlich, was das für ein Gefühl ist, wenn man nach 5 Stunden Laufen sich hinsetzt, weiß, dass man schon 20 km hinter sich hat und man dann realisiert, dass es jetzt erst die Hälfte war? Als ich die erste Pause gemacht habe, dachte ich mir, das schaffe ich heute nicht. Meine Füße haben schon stark geschmerzt beim Laufen und ich wollte einfach nicht aufstehen. Direkt 100 m von dem Ort entfernt war auch schon die nächste Herberge, sodass ich einfach hätte hingehen können und Schluss machen für heute. Aber ich war so blöd und bin weitergelaufen. Den Weg von Pamplona bis Burgos bin ich nun schon zweimal gelaufen, 2017 und 2019. Man sollte also meinen, dass mir der Weg bekannt vorkommt. Aber überraschenderweise kann ich mich an fast nichts erinnern. Mag eventuell daran liegen, dass die Landschaft hier immer irgendwie gleich für mich aussieht und weil ich den Blick meist gesenkt auf den Boden habe, um nicht auf einen Stein oder so zu treten, da das mit den Blasen schon echt extrem schmerzen kann, wenn man genau darauf tritt. Jedoch als ich in Villafranca angekommen war, wusste ich überraschend genau, wo ich war und was jetzt gleich kommen wird. Berge und Wald. Warum ich das so klar vor Augen hatte, war mir in dem Moment noch nicht so bewusst, aber ich erinnerte mich auch noch genau an die Herberge, die eigentlich „All Year“ offen haben sollte, aber einfach zu war, beide Male. Ich bin ein Stück durch den Ort gelaufen und bin zu einem Wasserspender, der dort stand. Dann dämmerte es. Ich erinnerte mich so gut an diesen Ort, weil es genau hier angefangen hat, dunkel zu werden bei den letzten beiden Malen. Einer der wenigen Vorteile, um diese Jahreszeit zu laufen, ist definitiv die Tageslänge. Denn sonst bin ich im Dunkeln losgelaufen und im Dunkeln angekommen. Und vor mir lagen 12 km Wald. Im Dunkeln durch einen Wald laufen, den man nicht kennt, macht wenig Spaß. Aber das hat mich nicht davon abgehalten, es trotzdem einfach zu machen. Diesmal hatte ich zum Glück Tageslicht. Die Herberge, die „All Year“ offen hat, war diesmal tatsächlich offen. Aber ich habe mich dazu entschieden, noch einen Ort weiter zu gehen. Erstens, weil ich dann die 40 km voll habe, und zweitens, weil ich die Hoffnung hatte, in der Herberge hier auf weniger Menschen zu treffen nach dem Auf- und Abstieg. Leider ist es hier wieder sehr voll.
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  • Zeit und Geld

    23 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 19 °C

    Warum ich hierfür Zeit und Geld investiere. Das habe ich mich heute auch gefragt. Eine richtige Antwort darauf habe ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass es eine darauf gibt. Ich bin jetzt seit 7 Tagen hier und mir tut alles weh. Wird es besser werden? Nein. Aber was genau hält mich bei Laune? Heute Morgen bin ich um 5:30 losgelaufen. Die ersten hundert Meter konnte ich mich kaum bewegen, nachdem ich die Schuhe angezogen hatte. Jeder Schritt tat einfach weh und es ist lange Zeit nicht deutlich besser geworden. Der Mondschein wird auch von Tag zu Tag schwächer, sodass ich bald nicht mehr in der Frühe loslaufen sollte. Weder der Schmerz noch das fehlende Licht wird mich davon abhalten zu laufen. Und ich weiß nicht genau warum, aber offenbar gibt es etwas in mir, was mich dazu motiviert, weiter zu machen. Zugegeben, die Schmerzen spüre ich nach 2 km laufen kaum noch. Ich weiß, dass sie da sind, aber sie stören nicht besonders, sondern sind eher wie ein nerviger Mückenstich, der dauerhaft juckt. Eines der Dinge, die mich bei Laune halten, ist auch jedenfalls die Musik. Und dass ich lauthals mitsinge beim Laufen. Das macht unglaublich viel Spaß! Und auch wenn die Landschaft oft einfach gleich für mich aussieht, mag ich sie trotzdem. Ich gehe am liebsten durch falsches Gebiet. Ohne Autos, ohne Menschen und ohne Häuser. Das ist perfekt. Das hatte ich heute gar nicht. Zu 80% der Zeit bin ich auf Asphalt gelaufen. Mein Ziel war für heute Burgos. Aus meiner App mit den Herbergen wusste ich, dass die um 12 Uhr aufmachen, und ich wollte früh da sein, um ein gutes Bett zu bekommen. Die meisten aus der gestrigen Herberge werden dort nämlich haltmachen, da es 25 km sind. Ich kannte die Herberge dort auch und wusste, dass es eine Küche gibt, wo ich mir etwas kochen kann, und ein Kühlschrank vorhanden ist. Da ich um 11 Uhr Burgos erreichte, nach einer langen Wanderung durch ein Industriegebiet, bin ich als erstes in einen Supermarkt gegangen und habe mich eingedeckt mit Lebensmitteln für heute Mittag/Abend und für morgen früh und Mittag, während ich laufe. Um ca. 11:38 war ich an der Herberge. Die Tür war natürlich noch zu, also wollte ich mich gegenüber auf die Bank setzen, um die paar Minuten zu warten. Dann habe ich das Schild gesehen:
    „Horario:
    Semana Santa - 15 septiembre: 12h - 22,30 h
    16 septiembre - Semana Santa: 14h - 22,00 h“
    Ich kann zwar kein Spanisch, aber die Nachricht ist direkt angekommen. Nun musste ich mich entscheiden, ob ich 2 Stunden hier warte oder mit dem vollgepackten Rucksack 10 km weiterlaufen werde. Ich habe lange überlegt und genau abgewogen, was jetzt die bessere Entscheidung wäre. Ne, Quatsch. Ich hab mit der Schulter gezuckt und bin einfach weitergelaufen. Aber die Herberge hier habe ich gut getroffen, für meinen Geschmack. Es sind nämlich nur 2 andere Leute neben mir noch hier, und das finde ich gut. Sonst ist nicht viel passiert.
    Ob es Dinge gibt die ich lieber machen würde? Ja. Aber das ist eine Frage des Geldes. Hier komme ich 3 Wochen mit 1000€ aus, vermute ich jedenfalls. Wo kann ich das sonst? Ich möchte schon jeden Tag etwas haben was ich tuen kann wenn ich denn so lange Urlaub am Stück habe. Wenn ich die Wahl hätte, würd sich vermutlich immer nur faul rum liegen und eine Serie schauen. Die Wahl habe ich hier nicht. Für mich ein Pluspunkt.
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  • Das war es dann wohl

    24 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☀️ 20 °C

    Heute Morgen hat sich mein Handtuch auf eine unerwartete Reise begeben – ohne mich. Gestern Abend war noch alles in bester Ordnung: Ich hatte es fein säuberlich aufgehängt, damit es über Nacht gut trocknen kann. Doch in der Hektik des Morgens, habe ich sie an ihrem Platz vergessen.

    Es mag nur ein Gemisch aus Hexamethylendiamin und Adipinsäure gewesen sein, aber für mich war sie viel mehr. Eine treue Begleiterin, die mich fast ein Jahrzehnt durch viele Abenteuer begleitet hat. In meinem Arbeitszimmer hat sie lange Zeit für Schatten gesorgt, indem sie tapfer vor dem Fenster hing. Die Sonne hat ihre Spuren hinterlassen und die Farbe nahezu ausgebleicht. Aber das hat sie nie davon abgehalten, ihren Dienst zu tun. Sie war auch mein Begleiter bei zahllosen Schwimmabenteuern, in Parks beim Sport, an Seen und Flüssen. Egal wo, sie war stets dabei. Obwohl sich das Abtrocknen mit ihr so angefühlte als würde man versuchen einen zu kleinen Gummihandschuh überziehen, war doch kein Handtuch schneller wieder trocken als sie. Sie war vielleicht nicht perfekt, aber zuverlässig und nur das Zählt für mich. Handtücher kommen und Handtücher gehen, kaum eines bleibt für immer. Seit heute gehst du deinen eigenen Weg, für immer.

    Und obwohl es nur ein Handtuch ist, fühlt sich der Verlust schwerer an, als ich erwartet hätte. Ein treuer Begleiter für fast 10 Jahre, ich werde dich vermissen, mein treues Handtuch. Mögest du nun in Frieden ruhen. Denn du wirst mit Sicherheit weg geschmissenem werden. Und ich kann erst in 4 Tagen wieder ein neues kaufen.
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  • Unerwartet lange

    25 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 14 °C

    Mir ging es heute Morgen gut und ich bin quasi ohne Schmerzen losgelaufen. Als erstes ging es hoch auf einen kleinen Berg, von dem aus man einen tollen Ausblick gehabt hätte, wäre es nicht noch dunkel gewesen. Ich konnte mich an vieles auf der Strecke erinnern. Auch wenn es eigentlich ziemlich langweilig war und auch noch sein wird. Ich werde quasi bis Leon nur neben der Autobahn auf einem Feldweg langlaufen. An meinem Zielort angekommen, musste ich feststellen, dass die Herberge geschlossen hat. Nochmal extra 7 km laufen macht man nicht gerne. Aber ich war froh, dass es nur 7 waren. Angekommen in Carrión erinnerte ich mich sehr gut an die Stadt und auch an die Herberge. Ich hab mir nur schnell was zu essen gekauft, gekocht und bin dann ins Bett gefallen nach 44 km.Baca lagi

  • No pain, no pain?

    26 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 11 °C

    Der zweite Tag, an dem ich so gut wie ohne Schmerzen aufgestanden bin und gut loslaufen konnte. Am Anfang habe ich auch eine enorme Geschwindigkeit hingelegt. Innerhalb der ersten 3 Stunden war ich schon bei 17 km! Das lag aber auch daran, dass ich erst sehr spät aufgestanden bin und dann quasi aus dem Kloster rausgeworfen wurde. Je religiöser eine Herberge ist, desto früher wird man rausgeworfen. Ich musste mir auf dem Weg noch die Zähne putzen, weil ich es dort in der Zeit nicht mehr geschafft habe. Das Einzige, was mir in Erinnerung geblieben ist von heute, war, dass meine Uhr zwischendurch den Geist aufgegeben hat. Das Modell ist einfach zu alt, um eine 8h-Wanderung mit zu tracken. Darum muss ich sie, wenn ich Pause mache, immer an das Ladegerät hängen und auch nach dem Schlafen. Nach dem Schlafen habe ich nicht dran gedacht und als ich Pause machte, war sie schon aus. Naja, kein großer Verlust. Ich bin jetzt 2 Tage nacheinander über 40 km gelaufen und genau so fühle ich mich auch: ausgebrannt und müde.
    Ich mag es zwar, wenn es draußen kalt ist. Das Ding ist aber, dass dann eben auch alles andere kalt ist. In 3/5 Herbergen gibt es kein warmes Wasser. Und mit kaltem Wasser zu duschen tut dann irgendwann einfach nur weh. Genau so hat es sich heute angefühlt.
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  • Umgeknickt

    27 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 12 °C

    Auf dem Weg nach Zaragun von Carrion bin ich an ein paar Menschen vorbeigekommen. Ich nehme dann meist die Kopfhörer ab, um zu hören, welche Sprache sie sprechen. Da habe ich mal wieder Deutsch gehört, aber die hatten irgendwie ein ernstes Thema, sodass ich nur hallo gesagt habe und dann schnell weitergegangen bin. Gestern Abend, als ich vom Einkaufen zurück zur Herberge gegangen bin, hab ich die Frau wiedererkannt. Ich war verwundert, weil sie erstens alleine war und nicht mehr mit dem anderen Deutschen unterwegs und zweitens, weil sie offensichtlich auch 42 km gelaufen war. Das hat man ihr aber auch angesehen; ich fand, sie ist wirklich nur gekrochen. Kurz danach habe ich Vance wieder gesehen. Von ihm habe ich bisher noch nichts erzählt, aber wir laufen die selben Strecken, schaffen es aber oft, in unterschiedlichen Herbergen zu landen. Hab mich schon ein paar Mal mit ihm unterhalten, aber die Sprachbarriere ist schon hoch, da er schon älter ist und nur wenig Englisch kann. Er ist auch gestern in einer anderen Herberge gewesen. Er hat damit die bessere Wahl getroffen. Die Deutsche, nennen wir sie Lisa, ist auch in die gleiche Herberge wie Vance. Es standen nur zwei Herbergen zur Auswahl, der Rest war bereits geschlossen. Heute Morgen hab ich Lisa dann wieder getroffen und sie war alleine unterwegs. Habe mich ca. 30 Minuten mit ihr unterhalten und bin dann weiter. War mal schön, wieder Deutsch sprechen zu können. Das Wetter heute war eher düster. Die Wolkendecke war so dick, dass kein direkter Sonnenschein durchgekommen ist. Es war ziemlich grau, kalt, windig und hat ab und an geregnet. Es. War. Traumhaft! Heute waren 36 km geplant und 35 km davon habe ich ohne größere Probleme bewältigt. Auf dem letzten Kilometer habe ich eine Art „Stufe“ nicht gesehen. Es war das Ende einer Bodenplatte, die danach nach unten etwas abfiel, fast so wie eine Bordsteinkante. Hab leider kein Foto gemacht, weil ich mir wirklich wehgetan habe, als ich dort umgeknickt bin. Dabei habe ich mir an der Ferse eine richtig fette Blase eingefangen, die höllisch wehtat, sodass ich die letzten Meter humpelte. In der Herberge hatte ich das Glück, das letzte Bett zu bekommen. Vance ist etwas nach mir angekommen und wurde daher abgewiesen, was ich sehr schade fand. Die Herberge war ganz nett. Die Besitzer wohnen wohl im oberen Bereich und beherbergen unten einfach auf 2 Räume verteilt 20 Pilger. Nehmen 15€ pro Nacht und 7€ für Waschen und Trocknen. Davon kann man bestimmt gut leben! Ansonsten ist nicht viel passiert. Hab meine höllisch schmerzende Blase an der Ferse behandelt und hoffe, dass es morgen wieder besser ist und ich normal laufen kann. Ich will nicht in Leon bleiben, das wären nur 19 km, und mir ist das irgendwie zu wenig. Aber mal abwarten, wie es morgen wird.Baca lagi

  • Mit dem Taxi zur Herberge

    28 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 16 °C

    Am Morgen war mein Fuß schon etwas besser. Davon, dass ich umgeknickt bin, habe ich zumindest nichts gemerkt, die Blase jedoch sehr deutlich. Das war jedoch nach 2 km wieder vorbei. Auf León habe ich mich schon ziemlich gefreut. Da habe ich schon einiges erlebt, und das Besondere heute ist, es ist nicht Silvester! Keine Ahnung wie, aber ich bin bisher immer an Silvester in León gelandet, und ich war bisher noch nie 2x in derselben Herberge. Ich erinnerte mich sehr gut an den Supermarkt auf der rechten Seite. Nach meiner 72-km-Tour bin ich dorthin, um mir etwas zu kaufen, und habe mich dann auf die Bank davor gesetzt und bin nicht mehr hochgekommen. Ich musste mir dann ein Taxi bis zur Herberge rufen. Die Bank existiert heute noch. Ich bin wieder in den Supermarkt gegangen, um mich zu versorgen, und habe dann auf der Bank etwas gegessen. War schön, danach einfach weiterlaufen zu können. Dann bin ich am Check-in-León vorbeigekommen. Bei meinem ersten Camino habe ich mich am Schienbein verletzt und bin von Villa Grazia (oder so ähnlich, keine Lust nachzuschauen) mit dem Zug bis nach León gefahren und habe hier 3 Tage in dem Hostel verbracht. An den anderen 3 Herbergen, in denen ich bisher dort geschlafen habe, bin ich auch vorbeigekommen. Nun kenne ich León auch bei Tageslicht! Und davon hatte ich heute definitiv mehr als genug. Im Gegensatz zu gestern war es leider warm und sehr sonnig. Aber nicht zu warm, sodass ich doch gut durchgekommen bin. Da ich mir für León mehr Zeit genommen habe, bin ich erst um 17 Uhr in meiner heutigen Herberge angekommen. Und rate mal, wer wieder da ist: Vance! Schon witzig. Wir sprechen das nicht vorher ab, wo wir Halt machen, das passiert einfach. Er ist erst gegen 19 Uhr angekommen. Nach León teilt sich der Weg auf. Eine Route führt an einem Fluss entlang durch das Grün auf Feldwegen und der andere Weg führt entlang der Autobahn. Ich habe mich natürlich für die Autobahnroute entschieden, in der Hoffnung, nicht zu viele Menschen in der Herberge zu treffen. Es sind trotzdem 10 Leute hier. Ich habe mich hier nett mit einer Französin unterhalten, und nachdem Vance da war, haben wir ein paar Runden UNO gespielt.
    Morgen könnte der härteste Abschnitt auf meinem Weg kommen. Ich bin gespannt, wie ich mich entscheiden werde. Entweder laufe ich entspannt 38 km oder ich gehe auf die 50 km in eine meiner Lieblingsherbergen. Vermutlich werden es die 38.
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  • Die Augen schwitzen

    29 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 17 °C

    Überraschung am Morgen: es gab Frühstück!
    Ich war gestern in einer Donativo-Albergue, was so viel bedeutet, dass es komplett spendenbasiert ist. Man könnte dort auch schlafen, ohne etwas zu bezahlen. Daher war meine Überraschung sehr groß. Es gab immerhin auch warmes Wasser und eine voll eingerichtete Küche und nicht nur eine Mikrowelle. Zum Frühstück gab es Muffins, Milchbrötchen und Toast mit Marmelade, Kaffee aus Instantpulver mit Milch und Ananassaft. In Summe also schon ein großes Angebot. War wirklich toll dort gestern. Der Tag fing entsprechend gut an. Und bis 11:30 war auch alles super, aber dann kippte das Wetter leider. Wolkenloser blauer Himmel, die Sonne strahlte, und es regte sich so gut wie kein Lüftchen. Ich bin in der Hitze geschmolzen und habe absolut nicht damit gerechnet, nochmal bei 22 Grad durch die Gegend laufen zu müssen. Leider hatte ich auch nur meine 0,8-Liter-Flasche mit Wasser dabei, und der nächste Supermarkt war erst wieder in Astorga, 28 km entfernt. Ständig war ich auf der Suche nach Wasser. Das hat mich zusätzlich gestresst zu der Hitze. Aber natürlich ging noch mehr. Der Weg bis Astorga führte zu 80 % über Asphalt an der Autobahn entlang, und warum auch immer, ich wurde von Insekten geplagt. An sich wäre mir das ja egal gewesen, es waren ja nur Fliegen, aber die hatten ständig das Bedürfnis, sich auf mein Gesicht setzen zu wollen. Und bis auf ganz wenige Ausnahmen mag ich es gar nicht, wenn man sich auf mein Gesicht setzt. Knapp 3 Stunden haben die mich auf dem Weg geplagt. Das hat mich ziemlich gebrochen, muss ich sagen. Da haben zwischendurch sogar meine Augen angefangen zu schwitzen, weil ich es so schrecklich fand. In Astorga wurde es dann deutlich besser. Schnell in den Supermarkt hinein, eingekauft und erst einmal Pause gemacht. Dann stand noch die Entscheidung offen, ob ich nun die 38 oder die 48 km machen sollte. Ich war so schlau und habe mich für die 38 entschieden, zum Glück, wie ich am Abend erfahren habe. Die Herberge, in der ich heute gelandet bin, ist super. Und das Beste: Ich bin ganz alleine hier. Und du weißt, was das bedeutet. Endlich schlafen, ohne Schnarchen ertragen zu müssen! Hier gab es auch wieder ein Pilgermenü, das mir sehr gut geschmeckt hat, und ich musste nicht einmal alleine essen. In dem Ort hier gibt es, aus welchem Grund auch immer, ganze 3 Herbergen. Eine Amerikanerin ist zu mir hier in die Bar gekommen zum Essen. Habe mich gut mit ihr unterhalten. Sie wollte heute eigentlich zu dem Ort, der 48 km entfernt war von meinem Start, aber ihr wurde gesagt, dass da bereits alles voll war. Uiuiui, keine Ahnung, was ich gemacht hätte nach fast 50 km Laufen und dann komme ich nicht in die Herberge. Da wären meine Augen vermutlich stark ins Schwitzen gekommen. So wie es ist, ist es ideal. Und hier gibt es sogar ein ganz neues Kätzchen, das ich streicheln konnte. Das war lieb und der Tag ging für mich sehr schön zu Ende.Baca lagi

  • Es geht bergab mit mir

    30 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 17 °C

    Heute war die Tour besonders fordernd. Es geht bergauf und noch viel schlimmer wieder bergab, und zwar so richtig! Knapp 700 Höhenmeter musste auf der gesamten Strecke nach oben und 1.200 Meter runter! Ich hab einfach verdrängt, wie krass langsam man beim Abstieg sein muss, um sich nicht zu verletzen. Mit 3 km/h krieche ich also langsam dem steinigen Weg vom Berg hinunter und manche Abschnitte waren wirklich erschreckend steil. Ich erinnerte mich daran, wie ich das ein anderes Mal in der Dämmerung gemacht habe und die letzten Kilometer in völliger Dunkelheit bewältigt habe. Eine absolut dämliche und leichtsinnige Aktion angesichts der Beschaffenheit des Bodens, der Tatsache, dass dort Schnee lag und es rutschig war und der doch sehr steilen Stellen, durch die man durch muss. Das war lebensgefährlich! Heute konnte ich entspannt hinunter. Als ich fast unten war, ist die Sonne zwar gerade untergegangen, aber es wäre ja trotzdem noch länger hell geblieben. Ich entschied mich aber dagegen, heute noch nach Ponferrada zu laufen. Es wären zwar nur noch 7 km gewesen, aber der Abstieg hat mich mit Sicherheit genug gefordert und ich möchte meinem Körper auch mal etwas Ruhe gönnen (waren trotzdem 37 km). Vor allem da meine Versorgung heute schlecht war. Ich habe gehofft, oben auf dem Berg in dem Shop einkaufen gehen zu können und bin deshalb ohne zu frühstücken und nur mit meiner Wasserflasche los, ohne weitere Vorräte. Leider hatte der Shop zu. Ich weiß nicht warum. Für mich bedeutete das, immer wieder am nächsten Wasserspender auffüllen zu gehen, da ich bei der Hitze und der Anstrengung schon mehr geschwitzt habe als sonst. Was zu essen habe ich erst bekommen, als ich in der Herberge angekommen bin.Baca lagi

  • Wo ist mein Frühstück?

    31 Oktober 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 18 °C

    ch habe sehr schlecht geschlafen.
    Mir geht es heute Morgen gar nicht gut. Ich habe keine Kraft und bin müde. Hatte keinen Hunger und Bauchschmerzen. Kein schöner Start in den Tag und leider konnte ich nicht in der Herberge für eine weitere Nacht bleiben, da diese heute bis zum Frühling geschlossen wird. Ich gehe davon aus, dass ich Wasser getrunken habe, welches kein Trinkwasser war. Hier gibt es viele Wasserspender an verschiedensten Orten. Normalerweise ist ein Schild dran, an dem steht, ob es Trinkwasser ist oder eben nicht. Leider gibt es auch oft Wasserspender ohne ein Schild, bei dem man dann nicht genau weiß, was es ist. Ich bin mir nicht sicher, warum es Wasserspender gibt, die kein Trinkwasser ausgeben. In der Nacht bin ich auch ganz oft wach gewesen, mein Gesicht total heiß usw. Mir ging es echt nicht gut und trotzdem musste ich loslaufen. Zum Frühstück gab es 300g Tortilla, die ich mir reinzwängen musste. Hätte ich mir sparen können, denn nur wenig später hat es mich auf gleichem Weg wieder verlassen. Bis zur nächsten Stadt Ponferrada waren es 7 km. Das schaffe ich, hab ich mir immer wieder gesagt und tatsächlich bin ich lebend angekommen! Leider war es erst 10 Uhr und die Herbergen machen in der Regel erst um 12 Uhr auf, also bin ich einfach weitergelaufen. Ein kleiner Spaziergang von nur 17 km brachte mich aber an eine Herberge, die gerade öffnete, als ich angekommen bin. Ich bin direkt ins Bett und habe 3 Stunden geschlafen. Dann kurz in den Supermarkt, um mir etwas Leichtes, Essbares zu besorgen, und dann geht es wieder zurück ins Bett für mich. Hoffentlich ist morgen wieder alles gut, jetzt gerade fühle ich mich zwar schon deutlich besser, aber man merkt noch, dass etwas nicht stimmt.Baca lagi

  • Kleine Schritte

    2 November 2024, Sepanyol ⋅ ☀️ 17 °C

    Ich habe in den letzten 3 Tagen vermutlich nicht mehr als 4000 Kalorien zu mir genommen, da mein Magen nicht mehr mitgespielt hat. Ich vermute, es lag an dem Wasser, aber sicher kann ich mir da nicht sein. Mir geht es heute zwar wieder besser, ich wollte aber nicht übertreiben. Nicht mit dem Essen und auch nicht mit dem Laufen. Ich habe mir am Morgen eine Packung Milchbrötchen gekauft in der Bar und bin damit los. Es hat alles gut funktioniert. Es war relativ warm, aber das hat mich heute ausnahmsweise nicht gestört. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, einkaufen zu gehen, sodass die Milchbrötchen schnell leer waren, es waren schließlich nur 350g. Und auf dem Weg heute gibt es nur zwei Einkaufsmöglichkeiten. Die erste habe ich leider in Villafranca verpasst, da ich der Meinung war, der Supermarkt liegt auf dem Weg. Und vermutlich hätte ich damit auch recht gehabt, aber der Weg war gesperrt und man wurde umgeleitet. Ich habe erst viel zu spät realisiert, dass ich noch einkaufen wollte. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist eine Tankstelle in ca. 17 km Entfernung. Das war zu dem Zeitpunkt ein Riesending für mich, ob ich das jetzt wirklich noch laufen möchte, aber ich habe mich dafür entschieden. Als ich an der Raststätte war, habe ich gesehen, dass der nächste Ort gerade einmal 800 m von mir entfernt ist mit der nächsten offenen Herberge, also bin ich einfach direkt dorthin gegangen. Das war nicht sehr klug im Nachhinein, da ich so für morgen (Sonntag) nichts zum Mitnehmen habe. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt egal. Ich habe etwas Schonkost in der Bar hier gegessen und bin dann ins Bett. Ich war auch mal wieder alleine in der Herberge. Immer wieder schön!Baca lagi

  • 850m und Ende in Hospital

    3 November 2024, Sepanyol ⋅ ☀️ 15 °C

    Zum Frühstück gab es heute für mich 3 Eier und 2 Scheiben Toast. Damit bin ich losgelaufen. Vor der Strecke heute habe ich mich schon vorher sehr gefürchtet. Wenn es früher schon Probleme gegeben hätte, hätte ich mit dem Bus eben diesen Abschnitt übersprungen. Geplant war eine 25-km-Tour. Die habe ich nicht geschafft, da ich schon vorher aufgeben musste. Mir fehlte einfach die Kraft, um nach 850 Höhenmetern noch weiter zu machen, und so landete ich in einem kleinen Ort namens Hospital. Ich befinde mich nun auf den letzten Kilometern bis nach Santiago und es wird jetzt noch einmal spannend. Am Anfang habe ich mir mit meinen langen Touren einen Vorsprung erarbeitet, mit dem ich schon früher hätte in Santiago ankommen können, sodass gar keine Gefahr bestand, einen Bus zu nehmen. Nun bin ich an einer kritischen Grenze, wo ich es nur gerade so noch schaffen werde. Heute Abend werde ich einmal wieder satt essen. Das wird teuer, da ich nur in die angrenzende Bar hier gehen kann. Und ein Menü wird leider nicht reichen, da ich etwas nachzuholen habe, um wieder zu Kräften zu kommen. Der Weg ab jetzt wird insgesamt deutlich anspruchsvoller, da es ab jetzt deutlich bergiger wird. Zwar keine 600 Höhenmeter mehr am Stück wie heute, dafür aber öfter hoch und runter. Ich vermisse jetzt schon wieder den Abschnitt zwischen Burgos und León, da dieser hauptsächlich flach ist. Aber noch bin ich zuversichtlich, dass ich alles ohne Hilfe schaffen werde.Baca lagi

  • Gutes Wetter!

    4 November 2024, Sepanyol ⋅ ☁️ 17 °C

    Nachdem ich gestern so früh Schluss machen musste, hab ich ordentlich in der Bar gegessen und fühlte mich bereit für die Tour heute. Das hat sich leider innerhalb der ersten 30 Minuten gelegt. Es gab wieder lange steile Anstiege und die machen mich einfach so fertig, es ist unglaublich. Ich war mir erst gar nicht sicher, ob mir einfach noch die Kraft fehlt oder ob es einfach die Steigungen waren. Aber nach 25 km gab es keine Steigung mehr und ab da war die Welt wieder super, und ich war bester Laune und hab mich fit gefühlt. Schon erschreckend, wie sehr meine Abneigung gegen Anstieg sich auf meine Laune auswirkt. Mein Problem ist nicht der Anstieg per se, sondern wenn es gleich 100 m oder mehr am Stück hoch geht. Das macht mich einfach fertig, und mir vergeht total die Lust am Gehen. Ich laufe viel lieber 10x 30 m hoch als 1x 300 m am Stück. Dafür würde ich sogar lieber um den Anstieg herum laufen, falls das möglich ist. Nun, ich bin hier und der Weg ist, wie er ist. Da muss ich jetzt durch. Aber das Gute ist, nach Portomarín wird’s besser. Auf den letzten 90 km gibt es ca. 1300 Höhenmeter, die ich noch laufen muss, aber die werden ganz entspannt werden, da es immer nur sehr kleine steile oder lange flache Abschnitte gibt. Die letzten 10 km heute waren jedenfalls wunderbar! Das Wetter war super: leichter Regen, windig und keine Sonne. Leider hatte die Herberge, zu der ich ursprünglich hin wollte, geschlossen, sodass ich doch weiter bis nach Sarria laufen musste. Das wollte ich eigentlich vermeiden, und jetzt, wo ich hier bin, wünsche ich mir, dass ich weitergelaufen wäre. Es ist einfach voll, laut und stickig hier. Werde in einem kleinen Raum mit 10 Leuten schlafen. Dafür musste ich heute aber nicht alleine essen, sondern habe mit anderen unten in der Küche gesessen und dort mit den Leuten geredet. Das war ganz schön. Das ist eine „feste“ Gruppe von 5 Leuten, die wohl seit Beginn mehr oder weniger immer die gleichen Strecken laufen und versuchen, in die gleiche Herberge zu gehen. Klingt eigentlich ganz schön, sowas, aber von euch will ja niemand mit mir laufen hier 💔. Für die endet der Tag morgen in Portomarín, da, wo ich meine erste Pause geplant habe 😅. Wie weit es für mich geht, weiß ich noch nicht genau. Ich werde die erste Herberge nehmen, die danach offen hat. Ist immer etwas Glück dabei, wie weit ich laufe. Aber nochmal in eine so volle Herberge wie hier möchte ich wirklich ungern.Baca lagi

  • Die Hölle!

    5 November 2024, Sepanyol ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich bin heute Nacht fast verbrannt. Es gab elektrische Heizungen, und die waren auf 22 Grad eingestellt, sodass ich wusste, heute wird kein Schlafsack benötigt. Also habe ich mich einfach mit meinen normalen Anziehsachen schlafen gelegt. Gegen 3 Uhr nachts bin ich wach geworden, weil mir einfach zu heiß war und ich wirklich geschwitzt habe. Die Heizungen haben ein LCD, sodass man die eingestellte Temperatur sehen konnte: 28 Grad. Was? Sind die bescheuert? Wer macht sowas bitte! Bin dann aufgestanden, hab die Heizung aus der Steckdose gezogen und hab das Fenster weit aufgemacht. Unfassbar, was stimmt mit den Leuten nicht? Und auch sonst wurde es nicht besser, als die ersten um 5 Uhr wach wurden und ihre Sachen gepackt haben. Erst haben sie nur in normaler Lautstärke miteinander geredet, aber dann haben sie das Raumlicht eingeschaltet, wodurch erst einmal alle wach geworden sind. Sie konnten auch gar nicht verstehen, warum das jetzt unangemessen wäre, und es wurde tatsächlich lautstark diskutiert. Ich kann kein Spanisch und hab daher nichts verstanden, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, was gesagt wurde. Das war jedenfalls das Highlight des Tages. Manche Menschen sind einfach scheiße. Bis Portomarín blieb es auch mehr oder weniger auf dem Level. Der Weg war einfach voll mit Menschen, und es war wieder ein Tag mit einem wolkenlosen blauen Himmel und einer Hitze, die mir das Laufen schwer macht. Und natürlich die letzten langen steilen Anstiege. Nach Portomarín ist es aber deutlich besser geworden. Es war leerer, und ich hatte Glück, und ein paar Wolken zogen auf. Und nach 16 weiteren Kilometern habe ich auch meine Bleibe für den Tag gefunden. Dort saß eine Amerikanerin und wir waren zu zweit in der Herberge. Wir haben uns lange über Politik unterhalten, da ja morgen die Wahlergebnisse bekannt werden. Sie hat wirklich Angst davor, dass Trump noch einmal gewinnt. Ich kann das wirklich gut nachvollziehen.Baca lagi

  • Morgen ist ende

    6 November 2024, Sepanyol ⋅ 🌙 16 °C

    Heute war für mich ein guter Tag. Für die Welt eher weniger. Im Gegensatz zu gestern habe ich geschlafen wie ein Baby, ganze 9 Stunden lang! Und auch sonst war es ein super Tag. Zu 80 % bin ich heute durch irgendwelche Wälder gelaufen und ab und zu mal auf ein paar Dörfer. Durch die kluge Wahl der Herberge gestern sehe ich heute auf der Strecke fast niemanden. Erst kurz vor Melide überhole ich die ersten Leute, die in Palas de Rei gestartet sind. In meinem gewohnten Tempo bin ich einfach an denen vorbeigelaufen. Nachdem ich Leute überholt habe, lege ich nochmal Tempo drauf, damit die mir nicht so lange im Nacken sitzen, und bis heute hat das auch sehr gut funktioniert. Ich hab erstmal nicht locker gelassen und bin in dem ordentlichen Tempo gelaufen, sodass ich für den Kilometer etwas unter 9 Minuten gebraucht habe. Dann ist er tatsächlich zu mir gerannt und meinte auf Deutsch zu mir, dass ich ein krasses Tempo habe und ob es ok wäre, wenn er sich an mich dranhängen würde. Ich hab etwas verwirrt aufgrund der Tatsache, dass er mich auf Deutsch angesprochen hat, eingewilligt und bin dann einfach in dem Tempo weitergelaufen. So sind wir dann weitere 3 Kilometer in dem Tempo gelaufen, bis wir in Melide angekommen sind. Und tatsächlich hat er das auch so durchgehalten, da war ich schon überrascht. Auf meine Nachfrage, woher er wusste, dass ich deutsch bin, hat er auch erst verwirrt mich angeschaut, aber er hat wohl einfach, weil er so außer Atem war, Deutsch gesprochen, ohne drüber nachzudenken. War ganz witzig. Bin dann jedenfalls noch mit ihm in eine Bar, und er hat mir mein Abendessen ausgegeben. Hab mich länger mit ihm auch unterhalten, und es war ganz spannend. Ehemaliger Krankenpfleger, der jetzt irgendwas anderes machen möchte, da das System einfach zu kaputt ist. Ich bin dann relativ spät erst weitergelaufen, da ich nicht dort bleiben wollte. Es ist eine größere Stadt und war von Palas de Rei schließlich nur 25 km entfernt, deswegen rechnete ich mit dem Schlimmsten, was die Herbergen anging. Es waren bis zur nächsten großen Stadt Arzúa aber alle Herbergen geschlossen. Das Gute an Arzua aber ist, dass es nur 12 km von Melide entfernt ist und daher kein Ort, an dem viele Menschen halt machen, weshalb es auch recht entspannt hier ist. Von hier sind es jetzt nur noch 38 km bis Santiago. Die werde ich wohl morgen machen.Baca lagi

    Tamat perjalanan
    10 November 2024