Via Degli Dei

March 2024
Auf dem Götterweg (Via Degli Dei) von Bologna nach Florenz. Über 130km in 6 Tagen über die Appeninen. Read more
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  • Day 1

    Tag 1: Mit der Bahn nach Bologna

    March 18 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Der Wecker klingelt heute sehr früh, noch vor 5 Uhr. Da wir gestern bereits unsere Rucksäcke gepackt haben, brauchen wir jeder nur wenige Minuten. Um halb 6 machen wir uns auf den Weg zur S-Bahn. Von Harburg aus nehmen wir den ICE. Vorher kaufen wir am Bahnhof noch schnell etwas zum Frühstück. Am Gleis warten wir noch ein paar Minuten. Ganz schön frisch ist es - nur 2 Grad. Hoffentlich wird es in Italien wärmer. Wir haben keine Reservierung, finden dennoch problemlos zwei Plätze in einem Vierersitz im Ruheabteil. Bis Göttingen haben wir ihn sogar für uns. Mit Kartenspielen, Lesen und etwas dösen, kriegen wir die knapp 6 Stunden bis München gut rum.
    In München angekommen, regnet es. Da wir ein bisschen Aufenthaltszeit haben, kaufen wir beim nahegelegenen Decathlon noch ein Regencover für den Rucksack, den Alfredo sich von Thomas geliehen hat und eine Sonnenbrille - Nur für alle Fälle!
    Bei einem Imbiss in der Nähe des Bahnhofs kaufen wir noch etwas zum Mittagessen. Die angekündigte Verspätung des Anschlusszuges fällt plötzlich doch etwas kürzer aus, als angekündigt und so müssen wir uns ein bisschen beeilen und stolpern - ich noch mit einem halben Falafel Dürüm in der Hand - in den vollen Zug. Wir teilen uns den Wagen mit einer Schulklasse, zeitweise mit einer Fußballmannschaft und einer sehr redseligen Mitreisenden.
    Ein Stück fahren wir durch Österreich und dann durch den Brennertunnel.
    Der Zug leert sich allmählich. Als auch die mittlerweile sehr laute Schulklasse den aussteigt, kehrt Ruhe. Wir sind hundemüde und froh, als wir gegen 20:40 Uhr in Bologna ankommen.
    Wir bringen unsere Rucksäcke in die "Albergo Garisenda" unweit vom Piazza Maggiore und stärken uns bei einer fantastischen Pasta Bolognese für die kommenden Tage.
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  • Day 2

    Tag 2: Das Ziel ist das Ziel

    March 19 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Nach einer erholsamen Nacht und einem typisch italienischen Frühstück brechen wir auf zu unserem ersten Wandertag. In einem Supermarkt decken wir und mit Proviant für den Tag ein. Nur wenige Meter von unserer Herberge entfernt befindet sich der Piazza Maggiore, der offizielle Startpunkt des Via Degli Dei. An der beeindruckenden Kathedrale vorbei geht es durch 666 Arkaden hinauf zum Kloster Madonna de San Luca. Unzählige Treppen müssen wir bezwingen, bis wir auf dem Berg ankommen. Der Blick hinab nach Bologna ist leider noch etwas vom Nebel versperrt. Nach einer kurzen Verschnaufpause steigen wir den Berg hinab. Wir sehen hier zum ersten Mal die offizielle Kennzeichnung des Weges. Ab hier ist er wirklich sehr gut ausgezeichnet, sodass wir keine Schwierigkeiten haben ihm zu folgen.
    In Casalecchio durchqueren wir einen wunderschönen Park und entscheiden uns bald darauf, eine Alternativroute zu nehmen, da der ursprüngliche Weg um diese Jahreszeit häufig durch Schlamm und Wasser kaum passierbar ist. Wir überqueren daher den Fluss Reno und gehen einige Kilometer auf einer asphaltierten Straße am rechten Ufer entlang. Die Strecke hat wenig Charme. Zu unserer rechten Seite taucht immer wieder die Autobahn auf und zur linken entdecken wir mehrmals eine Art Aussteigercamps.
    Kurz vor Mittag haben wir die monotone Asphaltetappe geschafft. Am Palazzo Rosso, einem alten Gutshof, welcher heute als Eventlocation genutzt wird, machen wir Pause auf einer Bank und essen Focaccia und Obst. Eine Katze gesellt sich zu uns auf die Bank und ein Mitarbeiter des Hofs bietet und Wasser an.
    Gut gestärkt geht es auf die letzten 10 km der heutigen Etappe, die es noch einmal ordentlich in sich haben. Wir überqueren den Reno erneut und steigen durch Wälder knapp 400 Höhenmeter auf. Der Weg ist teilweise steinig und Wurzeln treten hervor. Doch auch dieser schweißtreibende Abschnitt (Ja, auch ich habe geschwitzt) ist bald geschafft.
    Gegen kurz vor 15 Uhr erreichen wir unserer heutige Übernachtungsmöglichkeit, das B&B "Nova Arbora". Es handelt sich um ein altes Bauernhaus mit einem wunderschönen wilden botanischen Garten. Es ist wirklich toll hier. Unsere Gastgeberin Donatella empfängt uns sehr herzlich. Sie kocht uns einen Kaffee und Rooibos Tee, während wir im Garten platznehmen und verschnaufen. Der Titel des heutigen Tages beschreibt dieses Gefühl: Endlich ankommen nach einem anstrengenden Tag.
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  • Day 3

    Tag 3: Durch (den) Monzuno

    March 20 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Anders als es der Titel des heutigen Eintrags vermuten lässt, regnet es heute nicht. Ganz im Gegenteil, den ganzen Tag scheint die Sonne bei sehr angenehmen Temperaturen.
    Der Weg verläuft heute überwiegend in eine Richtung: bergauf.
    Gleich zu Beginn der Etappe treffen wir zwei Frauen aus Hamburg wieder, die wir bereits gestern in der Osteria in Badolo am Nebentisch kennengelernt haben. Die beiden sind mit einer Zwergdackeldame namens Mascha unterwegs.
    Der Aufstieg auf den Monte Adono, welcher nach dem römischen Gott Adonis benannt ist, bringt uns ganz schön aus der Puste. Der Weg ist sehr steil und in den Waldboden wurden Stufen geschlagen, die aber teilweise ziemlich hoch sind. Am Gipfelkreuz machen wir eine kurze Verschnaufpause. Danach geht es erst einmal bergab bis nach Brento. Gut, dass uns noch nicht nach einer längeren Pause zumute ist, denn hier ist wirklich nicht viel los und die einzige Möglichkeit, eine Bar scheint noch geschlossen zu sein.
    Wir gehen also weiter und wie sollte es anders sein, es geht natürlich weiter bergauf. Entlang einer Hauptverkehrsstraße geht es in Serpentinen bis nach Monzuno. Hin und wieder gibt es Ausweichmöglichkeiten, die zunächst etwas von der Straße weg und dann wieder zu ihr führen. Den letzten dieser Umwege sparen wir uns und erreichen etwa gegen 13 Uhr das Örtchen Monzuno. Auch hier erwartet uns nur ein sehr eingeschränktes Angebot für unsere Mittagspause. Die meisten Restaurants und Bars haben geschlossen. Und so landen wir in einer der zwei Bars und ruhen uns bei einem Stück Pizza und einem kühlen Getränk etwas aus.
    Wir überlegen gemeinsam, wie weit wir heute noch gehen wollen. Obwohl wir beide schon recht erschöpft sind, entscheiden wir uns es bis nach Madonna dei Fornelli zu versuchen. Es sind noch 11km. 17km haben wir zu dem Zeitpunkt bereits hinter uns gebracht.
    Von Monzuno geht es hinauf auf den Monte Venere, welcher nach der Göttin Venus benannt wurde. Vorbei an einem großen Telekom Repeater geht es noch einmal ein Stück hoch auf den Monte Galetto, welcher über 900m hoch ist.
    Danach geht es allmählich etwas bergab bis wir am späten Nachmittag den Ort Madonna dei Fornelli erreichen. Hier gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten. Wir entscheiden uns für ein B&B an dem Hauptplatz des Ortes und bekommen ein Zimmer mit eigenem Bad.
    Nach einer Dusche und etwas Ausruhen decken wir uns im örtlichen Minisupermarkt mit Obst für den morgigen Tag ein. Morgen früh können wir dort auch noch frisches Brot kaufen.
    Glücklicherweise können wir noch einen Tisch in der Pizzeria im Ort bekommen. Es ist das einzige Restaurant. Alfredo erfreut sich an Pizza mit Pommes und Würstchen - eine Kindheitserinnerung - und ich bekomme Tortellini. Das Highlight ist der selbstgemachte Nachtisch aus Mascarpone und dunkler Schokolade. Das haben wir uns heute redlich verdient nach 28km mit über 1100 Höhenmetern rauf und knapp 800 hinunter.
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  • Day 4

    Tag 4: Benvenuti in Toscana

    March 21 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Die letzte Nacht haben wir beide nicht gut geschlafen, dafür ist das Frühstück in unserer Unterkunft umso besser: Selbstgebackene Pizza vom Vorabend, hausgemachter Joghurt, Kiwi Marmelade aus eigener Herstellung, Kuchen, Brot, Kaffee und Tee. Zu meinem Tee gibt mir Elisa, unsere Gastgeberin, eine kleine Zitrone von ihrem eigenen Zitronenbaum, der im Wintergarten wächst. Er ist ganz klein, aber trägt insgesamt 14 Zitronen bzw. Jetzt noch 13.
    Zum Abschied schenkt uns Elisa noch Anhänger für unsere Rucksäcke.
    Im Supermarkt decken wir uns noch mit Panini (belegten Brötchen) für den Tag ein und brechen auf.
    Mal steiler, mal etwas weniger steil geht es hinauf bis auf den höchsten Punkt des Weges, den "Cima de Le Banditacce" auf 1.204 Meter Höhe.
    Unterwegs haben wir bereits die Grenze der Region Emilia-Romagna überschritten und befinden und fortan offiziell in der Toskana. Am höchsten Punkt angekommen läuten wir die Glocke, die an einem Baum hängt und machen unsere Mittagspause an Ort und Stelle. Hier oben ist es merklich kühler. Bis hierher sind wir fast ausschließlich durch Wälder gegangen und so soll es auch beim Abstieg weitergehen. Landschaftlich ist es heute eine wirklich schöne Etappe, doch das Wandern über die alte Römerstraße Flavia Militare wird langsam anstrengend für die Füße und Knie, insbesondere auf den Passagen die uns hinunterführen. Wir sind heute beide etwas erschöpft und ich habe mich leicht erkältet.
    Nach einigen Höhenmetern Abstieg erreichen wir die nächste kleine Ortschaft Passo della Futa. Unser Weg führt uns geradewegs auf einen deutschen Soldatenfriedhof zu. Hier wurden nach dem 2. Weltkrieg über 30.000 gefallene deutsche Soldaten beerdigt, einige davon unbekannt. Eine unglaubliche Zahl. Es ist beeindruckend und erschreckend zugleich. Wir haben ein mulmiges Gefühl und fragen uns, warum die Menschheit noch immer nicht aus der Geschichte gelernt hat.
    Der Himmel zieht zieht sich gegen Mittag zu und es wird windiger. Ich ziehe eine lange Hose und meine Jacke an. Sogar Alfi trägt seine Fleecejacke. Gut, dass wir uns nach den ersten beiden sonnigen Tagen (wir haben beide einen leichten Somnenbrand davongetragen) heute zum ersten Mal mit Sonnencreme eingecremt haben 😄
    Von Passo della Futa haben wir es nicht mehr weit. Es gibt zwei mögliche Wege nach Santa Lucia, unserem heutigen Ziel, etwas abseits der Via degli Dei. An der Weggabelung steht ein Schild, welches auf eine geöffnete Bar im Monte di Fó verweist. Unsere Entscheidung ist getroffen, bei einer Cola stärken wir uns für die letzten Kilometer. Wir haben etwas Schwierigkeiten wieder auf den Weg zu finden, also gehen wir querfeldein eine Wiese hoch bis wir wieder auf der Römerstraße landen. Kurze Zeit später erreichen wir die "Albergo Gualtieri", in welcher wir am Vorabend ein Zimmer reserviert haben.
    In unserem Zimmer finden wir einen kleinen Brief und eine selbstgemachte Seife, die gut für unsere beanspruchten Füße sein soll. Das sind die kleinen Momente der Gastfreundschaft, die einem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
    Wie auch an den Tagen zuvor, geht es erst einmal unter die Dusche, dann etwas Wäsche waschen und ausruhen.
    Um 19:30 Uhr gibt es Abendessen in dem zur Herberge gehörenden Restaurant. Es ist bisher das ehrlichste und einfachste Essen - und es ist das beste! Vollgegessen fallen wir in die sehr weichen Betten.
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  • Day 5

    Tag 5: Stürze, Schlangen und Schlamm

    March 22 in Italy ⋅ ☀️ 20 °C

    Unser Weg führt uns heute morgen erst einmal von Santa Lucia etwa 1,5km zurück nach Monte di Fo', wo wir wieder auf die Via degli Dei treffen. Ein Teil der Strecke sind wir ja gestern schon gegangen, um in Monte di Fo' eine kurze Pause einzulegen. Heute biegen wir jedoch ab in Richtung Santa Agata. Nachdem wir das kleine Örtchen L'Apparita durchquert haben, kommt lange lange nichts außer Wälder. Auf schmalen Waldwegen geht es mal mehr und mal weniger hinauf bis auf den Monte Gazarro, der sich auf etwa 1.100 Metern Höhe befindet. Kurz vor dem Gipfel legt Alfi nochmal einen Sprint ein - im wahrsten Sinne des Wortes. Leider habe ich mein Handy zu spät zur Hand, um das in einem Video festzuhalten. An einem Picknicktisch am Gipfelkreuz legen wir eine kurze Pause ein. Sie bleibt kurz, weil es sehr windig ist und wir schnell frieren. Was nun folgt, ist der gefährlichste Abschnitt des Weges. Es geht bergab und zwar sehr steil und auf teilweise sehr schmalen Wegen am Abgrund entlang. Dazu kommt, dass der Boden durch den Regen (und Hagel) in der Nacht aufgeweicht und matschig ist. Obwohl wir sehr langsam und vorsichtig gehen, rutschen wir jeder einmal aus und fallen hin. Zum Glück kommen wir mit dem Schrecken davon und keiner tut sich ernsthaft weh. Der nächste Schrecken folgt für Alfi wenige Zeit später: eine Blindschleiche schlängelt sich neben ihm durch das Gras. Er bleibt ruhig trotz Schlangenphobie.
    Unterwegs kommen wir an einem Mahnmal der "Osteria brusciata", also dem verbrannten Gasthaus vorbei. Einer Legende nach soll dort ein Gasthaus gestanden haben, in welches viele Wanderer nach den anstrengenden Auf- und Abstiegen eingekehrt sind. Der Wirt servierte den Gästen besondere "Wildfleischspezialitäten". Immer wieder sollen auf dem Weg Wanderer verschwunden sein. Den Erzählungen nach soll der Wirt einige seiner Gäste nach dem Essen ausgeraubt und umgebracht haben, um aus dem Fleisch Gerichte für die nächsten einkehrenden Wanderer zuzubereiten. Die Entdecker dieser schrecklichen Praxis sollen das Gasthaus niedergebrannt haben. Schaurige Geschichte... ob sie stimmt oder nicht.
    Nach knapp 6 sehr anstrengenden Stunden und 18km kommen wir in Sant' Agata an, einem typisch toskanischen kleinen Dorf. Unterwegs mussten wir noch ziemliche abenteuerlich eine Kuhweide mit einem sehr kräftige Bullen überqueren. Zum Glück hat er gleich das Weite gesucht, als wir die Leiter überquerten. Da die Weide extrem matschig war, war der Weg darüber auch so schon Abenteuer genug.
    In Sant' Agata stärken uns bei Panini, ziehen Schuhe und Socken aus und genießen die Sonne, die mittlerweile recht kräftig scheint. Es ist knapp 20 Grad. Wir treffen hier auch wieder auf italienische Wanderer und Wandererinnen, denen wir in den letzten Tagen und auch heute immer wieder begegnet sind. Insgesamt ist die Zahl der Menschen auf der Via degli Dei doch recht überschaubar. Wir haben schon öfter gehört, dass die Saison erst zu Ostern richtig losgeht.
    Die Pause tat gut. Wir füllen noch unsere Wasserflaschen am Brunnen auf und machen uns auf die letzten 7km bis zu unserem Etappenziel San Piero a Sieve. Zur Abwechslung führt uns der Weg nicht steil bergauf und bergab durch den Wald sondern eben und leicht bergab durch Felder, Oliven- und Weinplantagen. Asphalt und sandiger Boden wechseln sich ab. Rechts und links tauchen immer wieder wunderschöne toskanische Landhäuser auf. Auch wenn wir erschöpft sind und unsere Knochen von dem heftigen Abstieg merken, genießen wir diese Passage. Knapp 1,5 Stunden später kommen wir in S. Piero an. Das B&B im Ort ist leider voll und wir haben nicht reserviert. Doch der Inhaber ruft kurzerhand eine Bekannte an und kommen so in einer kleinen Ferienwohnung unter. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die uns jeden Tag entgegengebracht wird, ist wirklich berührend und schön.
    Nach der Dusche nutzen wir ein kleines Waschcenter, um unsere Kleidung mal wieder richtig zu waschen und zu trocken. Duftende Wäsche - herrlich 😄
    Zum Abend gibt es Pizza und bei unserer Rückkehr bemerken wir, dass unsere Gastgeberin noch etwas zum Frühstücken für uns eingekauft und den Tisch gedeckt hat. Was für eine tolle Überraschung!
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  • Day 6

    Tag 6: Via degli da lang

    March 23 in Italy ⋅ ⛅ 16 °C

    Unser Tag beginnt mit einem kleinen Frühstück in der Ferienwohnung. Anschließend startet unser Weg wie in den letzten Tagen so oft: bergauf. Zum Glück ist es zunächst nicht so steil und die Untergründe sind gut; erst etwas auf einer asphaltierten Straße, dann über einen Schotterweg. Nach dem kleineren Anstieg geht es bald aber auch schon wieder herunter. Die Sonne zeigt sich heute kaum, der Himmel ist wolkenverhangen.
    Nach ein paar Kilometern durchqueren wir das Örtchen Tagliaferro. Ein Café oder eine Bar gibt es hier nicht, sodass wir weitergehen ohne anzuhalten. Aus dem Dorf hinaus führt uns zunächst eine geteerte Straße und dann ein breiter Schotterweg. Während es zunächst noch recht angenehm bergauf geht, wird der Anstieg zunehmend steiler und die Wege schmaler. Wir wandern durch den Wald. Wie schon gestern, ist der Boden durch Regen aufgeweicht und einige Stellen sind sehr matschig. Teilweise können wir dem Schlamm an den Rändern des Weges ausweichen, aber manchmal nützt es einfach nichts und wir müssen hindurch. Wir freuen uns über die trockeneren Abschnitte und kleine Plateaus zum Durchatmen. Vorbei an einer Klosterruine und einem Kreuz am Wegesrand, an welchem Wanderer Gegenstände hinterlassen haben, geht es immer weiter bergauf. Hier und da kommen wir an Punkte, an denen sich mehrere Wanderwege kreuzen und so müssen wir öfters auf die Schilder achten, um nicht versehentlich falsch abzubiegen. So ergab sich auch der Titel des heutigen Eintrags. Alfi suchte an einer Wegkreuzung nach dem Schild der Via degli Dei. Beim Lesen der Beschriftung sagte er: "Via degli ... da lang!".
    Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Als wir schon fast am Gipfel angekommen sind, ziehen wir unsere Fleecejacken an. Die Sonne ist nun gar nicht mehr zu sehen und es weht ein eisiger Wind. Bald mündet der Waldweg in eine Teerstraße, die zum Kloster Montesenario hinaufführt.
    Endlich oben angekommen, machen wir Mittagspause nach ca. 15,5km. Wir essen unsere Panini, die wir in einer Bäckerei in San Piero a Sieve, unserem heutigen Startpunkt gekauft haben. Ich stelle fest, dass das Rosinenbrötchen Rosmarin enthält - ich bin überrascht. Später finde ich heraus, dass Pane die Ramerino ein typisch toskanischen Gebäck ist, was der Tradition nach vor Ostern, insbesondere an Gründonnerstag gegessen wird. Ich finde es trotzdem nicht so toll. 😄
    Lange halten wir es oben auf dem Berg nicht aus. Ziemlich kalt auf über 900 Metern Höhe, auch wenn der Ausblick fantastisch ist. In der Ferne kann man zwischen den Bergen sogar Florenz erspähen.
    Der Abstieg ist mal mehr, mal weniger steil und lässt sich insgesamt gut bewältigen, auch wenn ich meine Knie heute echt merke. Es geht zunächst an der Straße entlang, denn über eine Wiese und schließlich über einen sandigen Weg bis nach Vetta Le Croci. Wir verlassen den Weg und halten uns rechts in Richtung Olmo. Da es am Weg direkt keine Unterkunft gibt, haben wir in einem Hotel ca. 1km vom Weg entfernt im Olmo heute ein Zimmer reserviert. Eine Alternative gibt es nicht, außer den Weg heute noch um knapp 10km bis nach Fiesole fortzusetzen. Da wir aber schon fast 21km haben, reicht das für heute. Wir halten noch an einem Restaurant mit Bar und trinken einen Kaffee bzw. Tee an der Bar. Es kommt sogar nochmal die Sonne raus.
    Schneller als gedacht, erreichen wir das Hotel Dino. Das Hotel ist gut vorbereitet und reicht uns Schuhüberzieher für unsere schlammigen Wanderschuhe.
    Nach einer Dusche und etwas Zeit zum Ausruhen buchen wir unsere Unterkunft für morgen in Florenz.
    Kaum zu glauben, dass wir nur noch einen Wandertag vor uns haben.
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  • Day 7

    Tag 7: Angekommen!

    March 24 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Heute steht unsere letzte Etappe auf der Via degli Dei an. Von Olmo soll es durch Fiesole nach Florenz gehen. Wir stärken uns beim Frühstück im Hotel für die geplanten knapp 18km. Mal sehen, ob die Angaben von Reiseführer und App heute stimmen. Bisher waren unsere Strecken meist 2-3km länger als angegeben.
    Bei Frühstück gegen 7:30 Uhr sehen wir nur zwei weitere Paare - auch sie tragen Wanderkleidung. Alle anderen scheinen noch zu schlafen.
    Wir machen uns bald auf den Weg.
    Die Sonne scheint bereits ein wenig, später soll es aber noch regnen. Hoffentlich kommen wir noch km Trockenen in Florenz an.
    Von Olmo aus entscheiden wir uns für eine Parallelstrecke, die nach ein paar Kilometern in die Via degli Dei mündet.
    Es geht leicht bergauf, aber das sind wir ja aus den vergangenen Tagen gewöhnt. Die Anstiege heute morgen sind dagegen wirklich harmlos.
    Im Wald wird es zwischenzeitlich noch etwas matschig - auch das kennen wir ja bereits. Wir folgen den Kennzeichnungen der Parallelstrecke und landen plötzlich mitten in einer Olivenplantage und anschließend auf einer Wiese. Als Weg kann man das nicht so richtig bezeichnen. Aber wir nehmen es mit Humor. Im hohen Gras werden unsere Schuhe wenigstens etwas vom Dreck der letzten Tage gereinigt.
    Von der Wiese kommen wir wieder auf einen Weg und dann auf eine Asphaltstraße. Wir befinden uns nun wieder auf dem Hauptweg. Mit dem Blick auf Florenz geht es nun hinab nach Fiesole. Zwischenzeitlich entdecken wir sogar Hinweise auf einen Jakobsweg - auch den bekannten gelben Pfeil mit Farbe auf die Rückseite eines Verkehrsschild gemalt, ist zu sehen. Doch wir wollen ja nach Florenz und biegen entgegen des Pfeils nach rechts ab und folgen der Straße. Nach etwa 2,5 Stunden und 10 Kilometern sind wir in Fiesole. Es ist gerade Markt. Wir schlendern über den Marktplatz und essen in einem Café Panini als frühes Mittagessen bzw. zweites Frühstück.
    In Fiesole gibt es eine große archäologische Ausgrabungsstätte. Die Besichtigung sparen wir uns, um nicht doch noch in den Regen zu kommen und machen uns auf die letzten 8km unserer Tour. Es geht weiter hinunter bis das Stadtgebiet von Fiesole in das von Florenz übergeht. Wir gehen noch ca. eine Stunde durch Florenz bis wir das Ende der Via degli Dei am Palazzo Vecchio auf der Piazza Signoria erreichen. Auf dem Platz und vor der großen Kathedrale von Florenz, die wir kurz zuvor passiert haben, schießen wir ein paar Selfies und setzen uns auf den Platz vor dem Palazzo auf die Erde. Wir sehen uns um. Anders als ich es aus Santiago kenne, scheinen wir die einzigen zu sein, die hier nach einer Wanderung ankommen. Umgeben von der Menschenmenge aus Tourist:innen und Stadtführer:innen genießen wir kurz den Moment des Ankommens. Kaum zu glauben, dass die Zeit schon vorbei ist. Wir sind stolz, dass wir es geschafft haben trotz wirklich herausfordernden Streckenabschnitten.
    In Shop des Palazzo Vecchio holen wir uns eine Art Urkunde ab. Unsere Namen müssen wir allerdings später selbst eintragen.
    Wir laden unsere Rucksäcke in unserem Zimmer in einer Pension ab, nehmen eine Dusche und danach geht es noch etwas Florenz erkunden und etwas essen.
    Morgen nachmittag geht es mit dem Zug über Bologna nach München und von dort mit dem Nachtzug nach Hamburg.
    Es war eine tolle Erfahrung! Wir haben unglaublich nette und hilfsbereite Menschen getroffen und wunderbar gegessen. Einige Passagen haben uns wirklich an unsere Grenzen gebracht und wir hätten uns hier und da etwas mehr Infrastruktur gewünscht. Wir haben aber auch gemerkt, dass nur sehr wenige Menschen auf der Via degli Dei unterwegs sind und die Orte dementsprechend nicht so darauf ausgelegt sind wie z. B. an den Jakobswegen.
    Alles in allem können wir die Via degli Dei weiterempfehlen, wenn man auf unbekannteren Strecken wandern und die Natur genießen möchte.
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