Caleta de San Lázaro

Ob wir es wollten oder nicht, Kuba als Etappenziel hatte unsere Vorstellungen und Erwartungen bereits beflügelt. Das die Anreise mit so viel Papierkram und Hürden erschwert wurde, hatte die Insel mit einer geradezu mystischen Aura umgeben. Wir waren also mächtig gespannt, als unser Flieger endlich den kommunistischen Boden berührte. 🇨🇺

Und tatsächlich konnten wir bald erleben, dass Kuba ein ganz besonderes Reiseerlebnis bietet. So vieles an dieser Insel erinnert an Erzählungen und verblichene Kindheitserinnerungen des gescheiterten ostdeutschen Kommunismus-Experimentes.

Wir können Planwirtschaft wie aus dem Lehrbuch erleben. Zwar sind die Regale prall mit Zigarren und (Havanna) Rum gefüllt, jedoch fehlt es an jeder Form von Toilettenpapier, Taschentuch oder Serviette sowie Trinkwasser und frischem Obst & Gemüse. 🧻🫣 Handtücher und Bettlaken sind die Heiligtümer eines jeden Hotels und drakonische Geldstrafen drohen, wenn sie entwendet werden.

Zur Währung des Landes des Kubanischen Peso (CUP) gibt es mindestens so viele Wechselkurse, wie es Kubaner gibt. Der offizielle Kurs liegt mit ca 24 CUP/EUR so gering, dass nicht einmal die kubanische Regierung daran glaubt. Daher ist es seit kurzem möglich, am Geldautomat mit etwa 120 CUP/EUR abzuheben. Doch der Goldstandard ist es, ganz ohne CUP auszukommen und stattdessen direkt in USD zu zahlen. 💰

“What’s the exchange rate” bzw. “Was ist hier der Wechselkurs” gehört daher schnell zur ersten Frage, die wir in jeder Bar stellen und ebnet den Weg zu den leckersten Mojitos für 300 CUP oder umgerechnet 1 EUR. 😋

Trotz der teilweise prekären Versorgungslage und offensichtlicher und allgegenwärtiger Armut fühlen wir uns sicher. Zwar erleichtern uns die “Jineteros” genannten Kleinkriminellen auf die eine oder andere kreative Art um ein paar Dollar, allerdings wird man sie durch ein klares Wort schnell wieder los. Es ist eine freundliche Art des abgezockt werdens. 🙃

Die öffentlichen Einrichtungen bieten kommunistische Folklore. So findet man auf dem Weg durch die Außenbezirke von Havanna schon einmal eine Ausstellung über die erfolgreiche Abwehr des amerikanischen Aggressors und die heldenhafte Rettung der gesamten Welt durch Fidel Castro während der Kuba-Krise. 🤔 Die Ernsthaftigkeit des Ganzen wird durch Trümmerteile abgeschossener Flugzeuge verdeutlicht.

Die Stadt Havanna ist auf schlechte und auf gute Art ein Abbild dieses Zustandes. Beinahe alle Straßen sind gefüllt mit Hundehaufen, toten Ratten, Müll und Schutt, die sich bei Regen zu einer schwammartigen Substanz vermengen, welche etwa knöcheltief steigen kann. 💩

Bis auf wenige öffentliche Gebäude ist die Stadt im Stile der Kolonialzeit und des angefangenen 20ten Jahrhunderts verblieben. Endlose Reihen herrschaftlicher Stadtvillen und majestätischer Boulevards werden von wenigen geradeso fahrtüchtigen historischen Autos durchfahren. Die bauliche Substanz konnte ungehindert für 70 Jahre verfallen, was wundervolle Straßenzüge erzeugt, in denen man sich Szenen des großen Gatsby’s vorstellen kann. ✨

Als wir Havanna verlassen, sind wir froh und doch wollen wir die Erfahrung nicht missen. Es ist anstrengend, diese Stadt zu bereisen, aber weltweit einzigartig und irgendwie magisch. 😮‍💨✔️Read more