Czech Republic
Liberecký kraj

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    • Day 58

      Frau im Bus

      July 27, 2023 in Czech Republic ⋅ ☁️ 12 °C

      Gestern Abend habe ich mich entschlossen, die 600 Höhenmeter mit dem Bus zurückzulegen. Eine Bushaltestelle lag direkt an meinem Wanderweg und ich musste im Zentrum von Liberec nur 1 mal umsteigen. Bei meiner letzten Busfahrt kaufte ich ganz anständig ein Ticket beim Busfahrer und wunderte mich über dessen, nicht zu übersehenden, Missmut und die Wechselgeldkasse in Form einer Tupperdose. Als ich platzgenommen hatte sah ich direkt vor mir einen Fahrkartenautomaten. Mit dem beruhigenden Wissen, Tickets jederzeit im Bus kaufen zu können, bestieg ich heute in aller Frühe die Linie 12 in die Innenstadt. Natürlich gab es hier keinen Ticketautomaten und der Versuch erneut beim Fahrer zu bezahlen endete mit einem deutlichen Fingerzeig auf ein Schild, das auch mir zu verstehen gab, dass der Fahrer nicht wünschte, angesprochen zu werden. So wurde ich ungewollt zum Schwarzfahrer und verließ den Bus nach endlosen 10 Minuten, leicht vom Angstschweiß durchnässte, am Busbahnhof von Liberec. Im nächsten Gemischtwarenladen deckte ich mich mit neuen Vorräten ein und begab mich auf die Suche nach der Bushaltestelle für die Linie 18. Trotz einer sehr guten Ausschilderung und mehrfachen Nachfragen fand ich sie erst nach gut 20 Minuten. Sie war so abgelegen, hinter einem Gebüsch versteckt und heruntergekommen, das ich befürchtete, in wenigen Minuten in einen Bus voller Aussätziger zu steigen. Ich setzte mich in die Bushaltestelle neben eine Frau, und bei dieser Beschreibung schäme ich mich beinahe, deren Optik meine Befürchtung noch verstärkte. Sie trug eine Frisur, die ehr einem Helm glich oder einem Legomännchen entwendet wurden war. Ihre pinkfarbene Leggins zierten übergroße Zifferblätter und auf den Knien prangten 2 große Tiegerköpfe. Anscheinend war der Modeschöpfer bereits erblindet, als er dieses Werk modeschöpfte. Vollendet wurde alles von Tennissocken und weißen Badelatschen. So saß sie also da und verzehrte in einer Tour diese staubtrockenen, überall erhältlichen Frühstückshörnchen, die irgendwann ein Psychopath von Bäcker erfunden hatte, um tausende durch Erstickungstot ins Jenseits zu befördern. Auch ich habe immer ein paar davon bei mir, weil sie sich hervorragend dazu eigen, in Flüssigkeiten getunkt zu werden. Mit Vorliebe tue ich das mit Olivenöl, welches ich ebenfalls immer im Rucksack mit mir führen. Sie aber verzehrte dieses Gebäck, mit dem man problemlos ganze Schwimmbäder austrocknen kann, ohne auch nur einmal etwas zu trinken. Respekt! Wer das kann, kann auch Katzenstreu essen. Als ich überlegte, ob ich ihr vielleicht etwas zu trinken anbieten könne, sah ich wie sie sich genüsslich mit ihrem Zeigefinger Hörnchenreste aus den Zähnen pulte, um auch noch diese zu vertilgen. Mein Gehirn schlug mir vor, ihr statt eines Getränkes den Zahnstocher aus meinem Taschenmesser anzubieten, was ich aber während eines kurzen, aber lautstarken, inneren Dialoges mit "Geht's noch?" entschieden ablehnte. Kurz darauf bestieg ich den Bus und es erübrigt sich an dieser Stelle zu erwähnen, wer mir genau gegenüber einen Sitzplatz einnahm. Die nächsten 30 Minuten viel es mir gleichzeitig schwer aus dem Fenster und auch nicht aus dem Fenster zu schauen. Der Bus verließ die Stadt und begann Serpentine für Serpentine zu verschlingen, um sie bei der Fahrt nach oben stöhnend und ächzend hinter sich wieder auszuspucken. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Leben irgendwann der ungnädigen Meinung gewesen sein musste, im Gesicht dieser Frau sowohl Mr. Bean als auch Dobby den Hauself zu einem unglückseeligen Cocktail zu verwursten. Anscheinend ließen sich in den Zahnzwischenräumen nun keine erwähnenswerten Nährstoffvorräte mehr finden, denn sie hatte unlängst begonnen, ihre Erntetätigkeit auf ihre Nasenlöcher zu verlagern. War sie fündig geworden, wurde das Erntegut eingehend begutachtet und ebenfalls genüsslich verspeist, ohne dabei jedoch darauf zu verzichten, anständig zu kauen. Ein Psychologe in einem meiner Klinikaufenthalte, fragte stets und ständig "Was macht das mit Ihnen?" Ich weiß es nicht. Verdammt nochmal ich weiß es nicht. Vielleicht träume ich die nächsten Nächte schlecht, vielleicht kann ich nie wieder Knusperflocken essen, oder mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren. In diesem Moment fragte ich mich einfach nur, warum? Doch jetzt folgte der Höhepunkt. Die Nasenlöcher waren beräumt und bereit für die frische Bergluft, aber es gab noch etwas zu tun. Auf dem linken Nasenflügel hob sich deutlich eine verschorfte, kreisrunde Wunde ab. Geübt gelang es ihr die Schorfdecke mit ihren Fingernägeln von der sofort blutenden Haut zu ziehen. Bisher hatte ich ab und zu gern Cornflakes gegessen. Das war in dem Moment vorbei, als sie sich diese menschliche Cerialie, zum Abschluss ihrer Mahlzeiten ebenfalls zwischen die freudig wartenden Kiefer schob. Hätte die Busdurchsage in diesem Moment nicht die Zielhaltestelle angekündigt, wäre ganz sicher überall im Bus ein lautes Knuspergeräusch zu hören gewesen. Ich stieg aus und verlor sie aus Notwehr sofort aus den Augen. Jetzt sitze ich unter blauen Himmel in der Sonne, trinke ein Frühstücksbier und frage mich, was das mit mir macht.Read more

    • Day 61

      Geht doch!

      July 30, 2023 in Czech Republic ⋅ ☁️ 20 °C

      Als ich gestern gegen 7:00 Uhr mein Regenlager im Wald verließ und auf den Weg zurückkehrte, waren meine Vorräte auf beinahe Null gesunken. Ich hatte noch eine Notfalltütensuppe im Rucksack, 200ml Wasser und 15% Akkuladung auf meinem Handy. Die Sonne hatte sich in den letzten Tagen nicht blicken lassen und somit konnte ich meine Solartechnik nicht nutzen. Das aufgefangene Regenwasser reichte für eine Tasse heißen Tee, der gut gegen die morgendliche Kälte und den Nebel half, der hier auf 900m am Morgen zwischen dem Bäumen stand. Verhungern würde ich Dank mehrerer Gaststätten am Weg nicht und Wasser konnte ich mir in einem der vielen kleinen Bäche holen, die sich wie zarte Adern auf meiner Karte abzeichneten. Zurück auf dem asphaltierten und leicht aufwärts führenden Weg, verspürte ich die deutliche Freude, endlich weiter laufen zu können. Nach gut 2km erreichte ich den ersten kleinen Bach, der den Regen der letzten Tage murmelnd, über glänzende Steine ins Tal brachte. Auch wenn das Wasser kristallklar erscheint, habe ich mir angewöhnt, den Bachlauf immer einige Meter nach oben zu gehen, weil ich vermeiden möchte, daß irgendwer seinen Zivilisationsmüll dort vergessen hat, wo ich Trinkwasser entnehme. Da ich nichts entdecken konnte, füllte ich meine Vorräte auf und ging wieder zurück auf den Weg. Ich war noch nicht wieder unten angekommen, als ich bemerkte, dass mir bei meinem Kontrollgang etwas entgangen war. Zwischen zwei
      Steinen klemmte, lustig in der Strömung tanzend, ein Hygieneartikel, dessen Markenname die Abkürzung für "ohne Binde" ist. Wer bitte macht sowas? Und wenn wir einmal dabei sind, auch wenn ich das erst am Ende des Tages mal wieder gesehen habe, warum kacken Menschen in Bushaltestellen? Ok, ich hatte mein Wasser weit oberhalb entnommen, ohne es aber zu Filtern, würde ich keinen Tropfen davon herunter bekommen. Wenig später kam hinter einer Wegbiegung eine kleine Berghütte in Sicht, die im Normalfall auch Verpflegung anbot. Im Normalfall heißt, ab 11:00 Uhr. Ich war jedoch so zeitig unterwegs, dass ich mir gegen 8:00 Uhr erst garkeine Hoffnung auf eine Erfrischung machte. Da vor der Hütte jedoch eine große Bank stand, entschied ich mich dazu, dort eine Raucherpause zu machen und mein Wasser durch den Filter laufen zu lassen. Was ich dann beim Näherkommen sah, Begriff ich erst nicht und ordnete es falsch ein. Die können doch nicht einfach alles was sie hier verkaufen auf der Terrasse lagern. Schalen mit Obst und Gemüse, eine Kühlbox mit Bier und alkoholfreien Getränken, ein großer Thermobehälter mit Tee und eine Box mit süßem Gebäck und ein großer Kanister mit Trinkwasser. Als der Groschen endlich fiel, schallte sein Echo von den umliegenden Bergen zurück. Ein kleiner Laden des Vertrauens, für all die, die außerhalb der Öffnungszeiten hier ankamen. Ich war geplättet. Ich legte Geld in eine Tupperdose, nahm mir ein Frühstücksbier (ich glaube ich bin abhängig) und eine Banane fürs Gewissen. Und dann saß ich eine gute halbe Stunde auf der Bank vor der Hütte und war glücklich. Was vielleicht etwas nebensächlich klingt, war für mich ein unglaublich großer Moment. Ich möchte und kann nicht für alle Depressiven sprechen, aber Glücksgefühle gehören schon verdammt lange nicht mehr zu meiner Emotionspalette, noch dazu nehme ich seit Anfang des Jahres Medikamente, die Gefühle extrem im Zaum halten. Ich weiß, daß mir etwas gefällt oder nicht, ich habe nicht vergessen, was ich mit Freude gemacht habe, aber gespürt habe ich das jetzt schon mehr als 3 Jahre nicht mehr. Hier zu sitzen und etwas so schönes zu fühlen, war in diesem Moment einfach unbeschreiblich und ich genoss jede Sekunde. Gleichzeitig war es eine Bestätigung dafür, daß mein Bauchgefühl mich nicht getäuscht hatte. Ich wusste, dass ich diesen Weg gen will, gehen muss. Komme was wolle und nun war genau das eingetreten, was ich mir erhofft hatte. Irgend etwas in mir hat endlich gewagt eine Tür zu öffnen und den Kopf mal herauszustrecken. Einen Augenblick, 30 Minuten lang. Der Anfang ist gemacht. Der Weg pendelt nun zwischen 800m und 1000m. Die Anstiege waren sympathisch sanft. Auf sandigen Pfaden, gesäumt von grünen Nadelwäldern und einem Meer von Heidelbeersträuchern, legte ich Kilometer um Kilometer zurück. Ich durchzog Hochmoore auf endlosen Bohlenwegen und kletterte zwischen abenteuerlichen Felsformationen hindurch. Einmal war der steinerne Durchlass so niedrig und eng, dass ich ihn nur auf allen Vieren, meinen Rucksack vor mir herschiebend, passieren konnte. Was für ein Spaß, aber es gibt einen Punkt Abzug, wegen fehlender Barrierefreiheit. Gegen Mittag erreichte ich eine Hochebene. Eingefasst von dichten Wäldern und zwischen grüne Bergwiesen gebettet, standen hier einzelne, alte Gehöffte und das ein oder andere Lokal neuerer Bauart. Was in diesem Moment jedoch alles andere übertraf, war das Misthaus. Wenn es auf dem EB einen Wallfahrtsort gibt, dann ist es dieser ehemalige Kuhstall. Eigentlich ging die Berühmtheit nicht hauptsächlich von dem Haus aus, sonder von Gustav Ginzel. Er erwarb den ehemaligen Kuhstall Anfang der 60er Jahre und spülte mir Hilfe eines umgeleiteten Baches den Kuhmist aus dem Stall. So kam das Haus zu seinem Namen. Der Bach floss bis zum Ende durch das Haus und stellte nicht das einzige Kuriosum in Ginzels Behausung dar. Als Wissenschaftler, Weltenbummler und Expeditionsteilnehmer hatte Ginzel unendliche viele Geschichten zu erzählen, und so versammelten sich Jahr für Jahr Heerscharen von Wanderern bei Gustav, lauschten seinen Geschichten am großen Lagerfeuer und ließen sich zeigen, wie man mit nackten Hintern über den Rasen rutschen muss, um fehlendes Toilettenpapier zu ersetzen. Gustav ist 2008 verstorben, Jahre zuvor hatte bereits jemand seinen geliebten Kuhstall angezündet, als er Australien bereiste. Unzählige Erinnerungsstücke, Andenken und Kuriositäten waren für immer verloren. Nun stehe ich also endlich vor dem Misthaus, an dessen Außenwand, als letzte Erinnerung an Gustav, ein großer gelber Postkasten mit seinem Namen hängt. Im Vorgarten tragen 4 Personen etwas ins Haus. Als sie bemerken, dass ich mich mit meinem Handy in der Hand nähere, um ein paar Fotos zu machen, geben sie mir sofort und unmissverständlich zu verstehen, das dies nicht gewünscht ist. Ich entferne mich ein paar Meter, laufe über die Bergwiese und aus der Deckung eines Busches heraus, drücke ich doch noch auf den Auslöser. Zur Belohnung gibt es Blaubeerknödel, bedeckt mit einer dicken Schicht Zucker und Zimt, schwimmend in brauner Butter, gekrönt mit einer Portion Schlagsahne und gebettet auf fein geriebenen, frischen, jungen Käse. Muss ich noch mehr sagen? Auf nach Harrarov. Der Weg führt von der Hochebene über knapp 7km an einem, immer lauter rauschenden Gebirgsfluss entlang, hinab uns Tal. Unzählige kleine Bäche fließen die umliegenden Hänge Richtung Fluß und sorgen dafür, daß aus dem Rauschen bald ein Tosen wird. Beeindruckend, wie hier die unbändige Kraft dieser Wassermassen sichtbar wird, wenn sie gegen die großen Felsen im Flussbett drücken. 3km vor Harrarov warten als letzte Herausforderung noch mal 100 Höhenmeter. Diesmal aber führt der Weg steil einen Skihang hinauf und ich entscheide mich, erstmal unter dem großen Sonnenschirm einer Restaurantterrasse Platz zu nehmen. Kaum sitze ich, werfen die dunklen Wolken über mir all ihren nassen Ballast ab. Es regnet eine Stunde wie aus Eimern und erneut sitze ich entspannt und glücklich da. Das war ne Punktlandung und ich hocke nicht schutzsuchend irgendwo im Wald, unter einer Bahnbrücke oder einem Felsvorsprung, sondern in einem Biergarten. Als das Unwetter vorbei gezogen war, hatte ich längst entschieden, die letzten Kilometer mit dem Bus zurückzulegen. Ich hatte bereits 35km hinter mich gebracht und freute mich ungemein, auf dem Zeltplatz in Harrarov gleich lange unter der heißen Dusche stehen zu können. Mit dem Plan Wäsche zu waschen, meine Lebensmittelvorräte im nahegelegenen Supermarkt aufzufrischen und meine Stromreserven wieder auf 100% zu bringen buchte ich 2 Nächte. Am Montag verlasse ich Tschechien vorerst und wandere in Polen weiter.

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gustav_Ginzel

      https://de.wikipedia.org/wiki/Misthaus
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    • Day 61

      krass blass

      July 30, 2023 in Czech Republic ⋅ ☁️ 18 °C

      Könnten sie sich bitte mal meine Waden anschauen? Ich liege im Wald, am Rand des Weges, habe gerade eine Portion Szegediner Gulasch aus einer Konservendose gelöffelt und es mir auf meiner Isomatte gemütlich gemacht. Die Sonnenstrahlen malen bunte Muster durch die geschlossenen Augenlider auf meine Netzhaut. Ich muss eingeschlafen sein, denn ich höre diese Frauenstimme, die jetzt zum zweiten Mal und dafür deutlich bestimmter fragt, ob ich mir ihre Waden anschauen könnte. Auf deutsch, mitten im Wald, in Tschechien. Verrückt. Jetzt höre ich ein deutliches "Hallo ?". Irgend etwas stimmt hier nicht. Richtig, ich schlafe garnicht. Vorsichtig öffne ich erst das eine und dann das andere Auge. Als ich sowas das letzte Mal erlebt habe, wollte mich ein Plattenbauzerberus in Kittelschürze von der Wiese vor ihrem Haus vertreiben. Was mich wohl diesmal erwartet? Die Sonne blendet mich und ich versuche mit Hilfe meiner Hand etwas Schatten auf mein Gesicht fallen zu lassen. Aus dem dunklen Umriss schält sich eine ca 55 Jahre alte, hagere Frau in Wanderoutfit. Sie schaut mich an und wiederholt erneut ihre Frage. Ich bin die ganze Zeit durch hohes Gras gelaufen und habe Angst, dass ich mir ein paar Zecken eingefangen habe. Kannst du bitte mal nachsehen? Ja, klar, warum auch nicht. Immer noch etwas verwirrt, beginne ich ihre Waden nach den kleinen. Quälgeistern abzusuchen. Tatsächlich entdecke ich gleich zwei von ihnen. Haben sie etwas, womit sie sie entfernen können? Frage ich und bekomme ein Nein als Antwort. Ich kann ihnen die Pinzette aus meinem Taschenmesser geben, biete ich an und sie erklärt mir, dass man Zecken nicht korrekt mit einer Pinzette entfernen könne. Ich lasse mir erklären, dass dafür 2 Kunsstoffkarten benötigt werden, die flach links und rechts neben der Zecke auf die Haut gelegt werden, um sie dann vorsichtig aufeinander zuzuschieben. Die Zecke packt man dann zwischen den Rändern und zieht sie hinaus. Ich muss an die Nummer mit dem Mückentötolin von Herricht und Preil denken und sage ihr, dass das dem Wirkunsprinzip einer Pinzette ja recht nah kommt. Wir einigen uns darauf, dass ich die Pinzette flach auf die Haut lege und mit einem anderen stumpfen Werkzeug meines Taschenmessers den Gegenpart simulieren. Wenig später sind 2 Blutsauger umständlich, aber erfolgreich entfernt. Ich heiße Katharina, und wer sind Sie? Ich bin der Micha und der Meinung, dass unsere Beziehung spätestens in den letzten 5 Minuten eine Stufe erreicht hat, in der wir uns duzen können. Ich finde, das war lustig und charmant, sie verzieht keine Miene. Könnten sie sich bitte noch meine ganzen Beine ansehen. Schon klar, aber duzen geht nicht, denke ich mir und bevor ich zu ende gedacht habe, fällt ihre Wanderhose zu Boden. Krass blass, fährt es mir durch den Kopf, aber auch ich sehe schließlich an den textielbedeckten Körperteilen aus wie ein Schneemann. Nur schaffe ich es, auf Grund mangelnder Gelenkigkeit nicht, meine Pupillen bis auf 5 cm an meine Oberschenkel heranzubekommen. Auf kurze Distanz blendet das ganz schön. Abgerundet wird diese Komposition von einem weißen Wanderfeinrippschlüppi. Es soll ja praktisch sein. Nach mehreren langsamen Pirouetten kann Entwarnung gegeben werden. Kein weiterer Parasitenbefall in der sibirischen Tundra. Jetzt schien das Eis gebrochen zu sein, denn Katharina holte ihre, ein paar Meter entfernt stehende Wandersachen, und kommt zu mir. Ich biete ihr einen Sitzplatz auf meiner Isomatte an, den sie mit der Begründung ablehnte, sich nie in die Sonne, sondern nur in den Schatten zu setzen. Das erklärt einiges dachte ich mir. Wir begannen eine angeregte Unterhaltung und landeten irgendwann bei unseren Krankheitsgeschichten. Ich erfuhr, dass Katharina Autistin ist und welche Vor- und Nachteile dies in ihrem Fall hat. So könne sie von sich selbst sagen, dass sie sehr direkt sei. Ist mir garnicht aufgefallen, und schwer zu erheitern scheinbar noch dazu, hätte ich beinahe laut gedacht. Im Gegensatz zu Autismus ist so eine Depression ja heilbar. Da gibt es eine App, die sehr gut sei und dort gibt es auch den Menüpunkt Depression, ließ ich mich informieren. Halleluja, was wäre mir erspart geblieben, wenn mir das jemand vor 3 Jahren gesagt hätte. Die nächste Stunde liefen wir gemeinsam und führten unsere Unterhaltung auf dem Waldweg fort. Katharina war mit ihrem Mann bereits vor Jahren aus den alten in die neuen Bundesländern gekommen. Ihr Mann war immer wieder an verschiedenen Theatern in der Intendanz tätig. Zur Zeit leben sie im schönen Schwerin. Das einzige Problem war nur, dass die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern mit Frau Schwesig ausschließlich aus Kommunisten besteht, welche Andersdenkende, oder kritisch denkende Menschen eiskalt aus ihrem Jobs entfernt haben. Natürlich auch ihren Mann. Seit dem dürfen am Theater in Schwerin ausschließlich kommunistische Werke aufgeführt werden. So so, aha, hmmmm tragisch, gibt's ja garnicht. Katharina arbeitet 2 Tage in der Woche in einer Einrichtung für alleinreisende minderjährige Flüchtlinge und geht ganz in ihrem Job auf. Als ich ihr meine Meinung zur AFD und ihren Wählern in Ostdeutschland erklärte, fasst sie sich plötzlich an den Magen und bat mich, ein Stück vor zu gehen. Ok, Katharina möchte ihren Verdauungsprozess unbeobachtet beenden, schlussfolgerte ich und ließ ihr mit ordentlich Abstand die gewünschte Privatsphäre. Gut 10 Minuten später drehte ich mich um und sah, wie mir Katharina folgte. Sie blieb jedoch unmittelbar stehen, als ich das auch tat. Ich ging wieder ein paar Minuten weiter, drehte mich dann erneut um und konnte sehen, dass Katharina wieder stehen blieb. Nach 2 weiteren Wiederholungen wurde mir das ganze zu dumm und ich ging meines Weges, ohne noch einmal nach ihr zu schauen. Unter den Begegnungen der merkwürdigen Art belegt diese einen Spitzenplatz. Ich hoffe, Katharina geht es gut und sie konnte ihre Wanderung wohlbehalten beenden.Read more

    • Day 4–5

      Krombach - Hochwald - Jitrava

      December 30, 2023 in Czech Republic ⋅ ☁️ 5 °C

      Heute von Marenice/ Dolni Svetla mit dem Bus bis Krombach. Vom Ort, wo sich sehr alte geschützte Eiben finden, die älteste mindestens 450 Jahre alt, geht es hinauf zur Hochwaldbaude. Der Tag hätte auch den Titel " krass nass" verdient. Den halben Tag Niederschlag auf die schon feuchten schlammigen Wege, am Hochwald als Schneegraupel. Auf halber Strecke wurden wir von einer tschechischen EB- LÄUFERin eingeholt, die den E3/EB in etwa gleichen Etappen bis Liberec läuft.Read more

    • Day 9–10

      Ještêdská

      April 9 in Czech Republic ⋅ ⛅ 21 °C

      Wir sind heute im „ Dreiländereck" Zittau über die Grenze, ein Stück durch Polen 🇵🇱 gefahren, dann nach Tschechien 🇨🇿 Richtung Liberec. Dort mit dem Auto auf den oben genannten Berg ⛰️ zum Abendbrot und anschließend wieder runter vor die Stadt 🌆 auf einen Parkplatz zum ÜbernachtenRead more

    • Day 7

      Auf den Spuren deutscher Vergangenheit

      April 10 in Czech Republic ⋅ ☁️ 12 °C

      Heute viele Eindrücke und interessante Einblicke in die Stadtgeschichte von Liberec
      früher war es Reichenberg
      Im nordböhmischen Museum konnte man so richtig eintauchen in die Zeit,als man hier noch deutsch gesprochen hatRead more

    • Day 1

      Erster Ausfall

      August 22, 2019 in Czech Republic ⋅ ⛅ 23 °C

      Nachdem das Beast immer wieder zickt und kein Gas annimmt haben wir entschlossen in Liberec eine Werkstadt aufzusuchen. Leider koennen sie nur Reifen reparieren aber sind so nett u haben uns einen Mechaniker organisiert der sich das mal anguckt. 30 min. Wartezeit. Sind mit Kaffee u Wifi versorgt💪Read more

    • Day 21

      Harrachov

      May 23, 2022 in Czech Republic ⋅ ☁️ 16 °C

      Dieser Ski Ort ist derzeit im absoluten Ruhemodus, wir finden das herrlich 🥰.
      Der Platz ist wirklich etwas muschelig, aber egal die Gegend ist toll und wir haben alles was wir brauchen mit. Wir werden hierorgen ne Tour machen, bevor das Wetter umschlägt und wir weiter ziehen.Read more

    • Day 22

      Runde um Harrachov

      May 24, 2022 in Czech Republic ⋅ ☁️ 14 °C

      Trübes Wetter und Regen zum Nachmittag angesagt. OK dann fix los. Wir haben uns Semmeln geschmiert, lecker Tee gekocht und ab ging es. Beim ersten tröpfeln waren wir wieder zurück 😜🤟 Punktlandung.

    • Day 58

      Und nun, der Wetterbericht

      July 27, 2023 in Czech Republic ⋅ ☁️ 16 °C

      Recht zuverlässige Quellen sagen, dass es in 1 Stunde anfängt zu regnen und erst am Samstag wieder aufhört. Natürlich habe ich Regensachen dabei, aber fast 2 Tage möchte ich nicht in dieser Heimsauna verbringen. Hinzukommt, dass ich in gut 1 Stunde auf 1050m ankommen würde. 48 Stunden Regen oberhalb der Baumgrenze und damit ungeschützt muss ich auch nicht haben. Ich fühle mich beinahe unangenehm vernünftig, als ich entscheide, mein Zelt gut 300m entfernt vom Weg und geschützt vor neugierigen Blicken aufzubauen. Seit langer Zeit werde ich wieder wild Zelten. Meine Lebensmittel reichen auf alle Fälle. Wasser habe ich 3 Liter bei mir und sollte das nicht bis Samstag reichen, kann ich mir Hilfe meiner Zeltplane reichlich Regenwasser auffangen. Wo ich dafür Gefäße platzieren muss, habe ich bereits mehrfach unfreiwillig mit meinen Wanderstiefeln herausfinden können. Sollte es nicht so lange Regen, bin ich jederzeit schnell wieder auf dem Weg zurück. Bis später also.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Liberecký kraj, Liberecky kraj

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