• europa-kontour
  • Renata Popp

Hellas - südostwärts

Via Oberitalien an die Adria-Küste, durch das slowenische Soça-Tal nach Ljubliana. Dann gemeinsam mit Renata nach Montenegro, Albanien und schließlich auf den Peloponnes. Ob daraus wieder eine Überwinterung wird? Wir nehmen es wie's kommt . もっと詳しく
  • Mystras - mysteriös

    2023年11月30日, ギリシャ ⋅ 🌙 9 °C

    Nach gut zehn Tagen sind endlich wieder mal zwei richtig schöne sonnige Tage angesagt. Das gab den Ausschlag, den Workaway-Einsatz jetzt abzuschließen und wieder auf Achse zu gehen.

    Kurzentschlossen steuern wir zunächst das in der Nähe von Sparta gelegene Ruinendorf Mystras an. Der an steiler Bergflanke mehrstufig erbaute Ort war im Mittelalter eine befestigte Siedlung und eines der Zentren der byzantinischen Hochkultur. Einige der einst sehr zahlreichen Kirchen sind noch erhalten und vermitteln eine Ahnung der damaligen Atmosphäre.

    Das Gelände ist sehr zurückhaltend hergerichtet, auf jeden Fall mehr Lost-Place als Museum, und die steilen Wege verlangen einige Anstrengung. Die Aussicht ist fantastisch. Das Gelände liegt aber zu dieser Jahreszeit ab Mittag zumeist im Schatten. Eine Besichtigung während der Morgensonne wäre bestimmt noch angenehmer.
    もっと詳しく

  • On the road again - Taygetos

    2023年12月1日, ギリシャ ⋅ 🌙 8 °C

    Der "Profitis Ilias" (Prophet Elias) im Taygetos-Gebirge ist mit 2407 MüM der höchste Punkt des Peloponnes. Aus Ostschweizer Sicht könnte man durchaus vom "Säntis Griechenlands" sprechen, ein typisches Kalkgebirge mit Karstformationen. Während der teils heftigen Regenfälle der vergangenen Woche hat er den ersten Schnee erhalten.

    Auf dem Weg nach Mystras fuhren wir der Taygetos-Flanke entlang. Danach aber geht's gleich in unzähligen Kehren durch eine imposante Schlucht aufwärts. Im warmen Gegenlicht des spätherbstlichen Nachmittags gelingen uns wunderschöne Fotos.

    Die Strasse über den Taygetos-Pass (auf gut 1300 MüM) bietet ein paar besonders spektakuläre Abschnitte und beidseits fantastische Ausblicke.

    Vorbei an Kalamata gelangen wir noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang an einen Strandabschnitt bei Archontiko am messenischen Golf. Der P4N-Tipp hat zwar eine schöne Aussicht direkt am Wasser, ist wegen der gleich angrenzenden Strasse aber eher unruhig bis spätnachts.
    もっと詳しく

  • "Goldküste" der Mani

    2023年12月1日, ギリシャ ⋅ ☁️ 15 °C

    Milde Spätherbstsonne, windstilles Meer und beschauliche Dörfer in denen die Einheimischen zu dieser Jahreszeit weitgehend unter sich sind: Traumhaft schön.

  • Wochenende in Agios Nikolaos

    2023年12月3日, ギリシャ ⋅ ☁️ 17 °C

    Passt doch, das erste Advents-Wochenende verbringen wir im beschaulichen und gleichzeitig authentisch-lebhaften Küstendorf Agios Nikolaos, fast ausschließlich unter Einheimischen.

    Ein schöner Radweg entlang der Küstenfelsen führt nordwärts nach Stoupa, die andere Route südwärts nach Trahila. Trotz bedeckten Himmels eine stimmungsvolle Landschaft.

    Am Wegrand eine Höhle, die wohl von Hirten und ihren Schafen als Unterstand genutzt wird. Und in Thalames säumen zwei schön restaurierte mittelalterlich-byzantinische Kapellen den Weg. Und welche Akustik die haben!
    Advent. Advent.
    もっと詳しく

  • Aus gegebenem Anlass - Kalamata + Koroni

    2023年12月9日, ギリシャ ⋅ ☁️ 12 °C

    Aus gegebenem Anlass ...
    - waren wir beide in Kalamata beim Friseur. Wobei der Herrencoiffeur (bzw. dessen Innenarchitekt/Designer) sich ein besonders originelles Interieur hat einfallen lassen.
    - haben wir für die zwei regnerischen Nächte in Kalamata ein Apartement mit Jacuzzi gebucht. (Der ausnehmend nette Grieche hat uns gut umsorgt. Dass in der Dusche am ersten Tag kein Warmwasser floss und dass der Jacuzzi die ganzen zwei Tage kalt war, wurde bedauert und mit der solarthermischen Aufbereitung begründet. Naja, dann sollte man dies aber nicht als Alleinstellungsmerkmal bewerben.🤢)
    - haben wir zusammen mit Anke&Beat in der urigen Taverne "Costas Vassiliadis" ein echt griechisches Mittagessen und fröhliche Gespräche in lebhafter Umgebung genossen. Kaffee und Kuchen gab's danach an der Strandpromenade von Kalamata.
    - genossen wir Renatas Geburtstags-Frühstück bei überraschendem Sonnenschein im Café Stò Kyma am Strand von Kalamata.

    Dann ging's bei wieder wunderschönem Biswind-Wetter weiter an den westlichen Finger des Peloponnes. Übernachtung auf dem Hafen-Parkplatz in Koroni; ein zu dieser Jahreszeit zwar etwas gar ruhiger Ort. Überraschend jedoch die wunderschöne Atmosphäre auf dem immer noch bewohnten Festungshügel und ganz besonders im dortigen Klösterchen Agios Joannis. (Das wär Christoph's Traumjob, dort als Workaway-Gärtner einige Zeit zu wirken.)

    Eine besondere Freude war es, in Koroni mit unserer Workaway-Kollegin Violette zusammenzutreffen. Gemeinsam erkundeten wir das Städtchen, den Hafen, das Monasterio und schließlich auch das örtliche Kafenion. Tiefgründige Gespräche bei Mezze, Bier und Ouzo - und heute das gemeinsame Frühstück in unserem Camper; dann hieß es, Abschied nehmen. Violette hat noch eine Rundfahrt nach Olympia im Plan, bevor sie das Auto wieder zu Stavroula zurück bringt. Und dann führt ihr Weg zurück nach Frankreich bzw in die Bretagne.

    Für uns geht's zum nächsten Übernachtungsort: zum einsam gelegenen Kalamaki-Beach an der Südspitze des westlichen Fingers, Messeniens.
    もっと詳しく

  • Finikounda

    2023年12月10日, ギリシャ ⋅ 🌧 13 °C

    "Finikounda" heisst auf griechisch: Abschluss. Wir sind am südlichsten Zipfel des westlichen Peloponnes-Fingers und bald auch am Abschluss unserer Peloponnes-Rundfahrt. Sozusagen am südlichen Finisterre (finis terrae) also.

    Der Camping Thines ist hier weit und breit der einzige Camping, der ganzjährig geöffnet hat; somit eine fast zwingende Anlaufstelle. Wir genießen den Versorgungshalt zusammen mit Anke&Beat (openend's in der Pinguin-Sprache) bei Spiel und Spass.

    Das Wetter wird merklich winterlicher; das Bad im Meer fällt deutlich kürzer aus als noch vor einem Monat in Mavrovouni. Die Abendstimmung ist aber nicht weniger bezaubernd und heute hat die Sonne wenigstens am Morgen ihr wärmendes Licht zum 2.Advent verschenkt.

    Das benachbarte Methoni war mit seiner venezianischen Festung im Mittelalter ein wichtiger Stützpunkt für den Handel auf dem Seeweg. Zu dieser Jahreszeit hingegen ist kaum was von Handel zu spüren, der Ort wirkt sehr verschlafen.
    もっと詳しく

  • Ochsenbauch und Auberginen

    2023年12月11日, ギリシャ ⋅ 🌙 13 °C

    Bei blauem Himmel und noch blauerem Meer fahren wir heute von Finikounda weiter. Methoni bei Sonnenschein, Pylos von Oben. Der Nordwind treibt tiefblaue Wellen ins Hafenbecken von Pylos. Keine hundert Meter weiter, unter den riesigen Platanen auf dem Dorfplatz, lassen Katzen wie Menschen es sich gutgehen. Das "Wohnzimmer der Stadt" ist lebhaft bevölkert, die Kaffee-Tischchen sind gut besetzt, die Temperaturen angenehm mild.

    Wir fahren noch etwas weiter und durchqueren das Navaríno-Ferienresort, ein megalomanisches Luxus-Projekt des reichsten griechischen Reeders, mit mehreren Golfplätzen, riesigen Pools und Parkplätzen sowie eigenem Helikopter-Landeplatz - direkt am gleichnamigen Natura2000- Schutzgebiet.

    Der Voidikíla-Parkplatz eignet sich hervorragend für einen Mittagshalt. Die spektakuläre rund geformte "Ochsenbauch-Bucht" (oder Omega-Bucht) lädt zum Spaziergang in einmaliger Dünen-Landschaft. Die vielen Vogelarten und Flamingos in der Lagune von Giálova (Navarino) lassen sich vom parkierten Auto aus bestens beobachten.

    Anschließend führt unsere Route durch endlose Olivenhaine, fruchtbare Ebenen und grosse Gemüsefelder. Reife Auberginen, Mandarinen und Orangen säumen den Strassenrand.

    Den Stellplatz finden wir bei Moritz und Caro, einem sympathischen Paar mit Schweizer Wurzeln, in Agrilos.. Sie bieten die Stellmöglichkeit auf dem Gelände einer alten Werkhalle mit grosser Dachterrasse, direkt am kleinen Hafen, mit freiem Blick auf den fantastischen Sonnenuntergang. Dieses originelle Zwischennutzungs-Projekt werden sie allerdings im Frühjahr/Sommer 2024 beenden; als "frischgebackene" Eltern von Zwillingen wollen sie in die Schweiz zurückkehren, um auf ein größeres soziales Netz zählen zu können. (Tipps für ein Häuschen im Großraum Zürich sind willkommen.)
    もっと詳しく

  • Nachsommer am Elea-Beach

    2023年12月14日, ギリシャ ⋅ ☀️ 19 °C

    Woher kommen die Wellen? Und wohin gehen sie, wenn sie zurück rollen?
    Weshalb rollen die Wellen - im Osten wie im Westen, im Norden wie im Süden - stets ans Ufer und nicht von ihm weg?
    Ist das Meer in seiner Mitte höher als an seinen Rändern?

    Nachts der unendlich weite Sternenhimmel. Das Sternbild Orion - unser persönliches Reise-Gestirn - steht voll im Süden, wenn ich im Stockdunkeln aus dem Fenster aufs Meer hinaus blinzle.

    Hier, wo wir gerade stehen, endet die Stichstrasse, die vom Dorf her ans Meer führt, am Sportplatz vorbei. Den ganzen Tag über und besonders zum Sonnenuntergang kommen vereinzelt Einheimische in ihren Autos, stellen sich frontal zum Meer, schauen eine Weile mit nachdenklichem Blick auf das Meer hinaus - oder gehen ein paar Schritte zum Wasser - drehen und fahren wieder weg. Eins ums Andere. Heute morgen ein Rentner mit laut dröhnender Musik im Auto, geht prüfende Schritte zum Wellensaum, die Türe bleibt derweil auf und wir werden mit echt griechischer Musik förmlich zugedröhnt. Fünf Minuten später, - einsteigen, Türe zu und schon ist der Spuk wieder vorbei. Spätpubertät?

    Nachts um zwölf ein paar Jungs mit ihren Boliden, drehen bei Vollgas auf dem Sandplatz im Kreis und zeichnen Donuts ... wie mir das flippige Paar (in unserem Alter) aus Großbritannien mit dem schrulligen Camper am nächsten Morgen erklärt. Sie hätten das früher auch gerne gemacht. Mittelspäte Pubertät?

    Ansonsten ist der kilometerlange Strand mit dem langgezogenen bizarren Kiefernwald hinter den Dünen eine einzige Idylle. Wohl 100 Camper stehen locker verstreut in lauschigen grünen Nischen. Eine äusserst friedliche und chillige Atmosphäre, die hier eindeutig von jungen deutschen Elternzeiturlauber-Familien geprägt ist.

    Nachmittag. Der Wind bläst ins Gesicht, mal säuselnd und mal zerrend, mal erfrischt er und mal versucht er unsere Falten zu glätten (die, vom Zukneifen der Augen ob des gleissenden Lichts).
    もっと詳しく

  • Kaiaphas: Lost-spring

    2023年12月15日, ギリシャ ⋅ 🌧 15 °C

    Eine Quellgrotte mit stark schwefelhaltigem Thermalwasser - tönt gut und lockt insbesondere bei den eher kühlen Temperaturen dieser Jahreszeit. Doch Fehlanzeige, das Wasser ist (nach Auskunft einer Einheimischen wohl außergewöhnlicherweise) nur wenig wärmer als das Meer.

    Das einstige Thermalbad von Kaiaphas ist aus Haftungsgründen zwar eingezäunt und "abgesperrt", das eiserne Rolltor ist aber fachmännisch so gestaltet (Trittfenster), dass es richtiggehend zum Klettern einlädt.

    Mehr als das Bad in der Quelle lohnt der Abstecher als Fotosujet und etwas bizarrer Lost-Place.
    もっと詳しく

  • Den Peloponnes abrunden ...

    2023年12月18日, ギリシャ ⋅ 🌙 11 °C

    Für ein verlängertes Wochenende am westlichsten Zipfel des Peloponnes bietet sich der Camping Ionion Beach an, für manche gar der schönste Camping in Griechenland.
    Nun, mit Superlativen bin ich von Natur aus eher vorsichtig. Der ganzjährig geöffnete Platz ist zweifellos top unterhalten, sehr sauber und gepflegt, an wunderbar ruhiger Lage und hat sehr grosszügige Parzellen.

    Wir genießen gemütliche Tage in netter Nachbarschaft mit einem CH-Paar, Kurt und Irene, die gleich den ganzen Winter hier verbringen und so in eine natürliche Vernetzer-Rolle geschlüpft sind. (Schöne Grüße den beiden, wenn du nach uns hier vorbeikommst.)

    Für uns ist es der letzte Halt auf dem Peloponnes, der letzte Regentag im alten Jahr (hoffentlich), der letzte Waschtag in Griechenland, das letzte Bad im jonischen Meer.

    Das wunderschöne Wetter zum dritten Adventssonntag motivierte uns zu einer Radtour nach Alkoudi und Loutra Kyllini; wunderschön einsamer Sandstrand mit Blick auf die Inseln Zakynthos und Kefalonia. Der stramme Nordwind glättete sämtliche Falten.

    Hätten wir nicht bereits die Fähre gebucht für Dienstagnachmittag, dann wären wir mitunter hängengeblieben auf diesem bequemen Platz. So aber gings am Montag weiter nach Patras und mit der alten Fähre von Rio nach Andirrio: es gibt wohl keine schönere Möglichkeit, die gewaltige Brücke über den Golf von Korinth zu bestaunen, als vom Wasser aus.

    Andirrio: hier schließt sich der Kreis unserer Peloponnes-Umrundung. Eine sehr eindrückliche und vielseitige Landschaft mit wunderschönen naturnahen Plätzen bleibt uns in bester Erinnerung. Denn es ist äusserst wohltuend, wenn ein Land noch Platz hat - nicht zuletzt auch für die unzählbare Menge an Olivenbäumen - und nicht sämtliche Uferstreifen bereits dem hemmungslosen Rendite-Denken geopfert sind.
    もっと詳しく

  • Szenenwechsel: Igoumenitsa - Brindisi

    2023年12月19日, イタリア ⋅ 🌙 10 °C

    Nach dem letzten Übernachtungshalt am einsamen Strand von Ligia** steuern wir den Hafen von Igoumenitsa an.
    Gas und Diesel vollgetankt und dann das Einchecken am Hafen; etwas Bürokratie darf auch noch sein, denn diesbezüglich sind wir ja bisher ziemlich verschont geblieben.

    Gut, dass wir wie empfohlen zwei Stunden vor Abfahrt am Hafen sind. Denn es braucht einfach seine Zeit, bis man vom Büro A zum Gebäude B, zum Schalter C, die Mitfahrerin durch die Schleuse D und ich mit dem Auto schließlich wieder zurück beim eigentlichen Eingangstor ins Hafenareal bin. Dabei mündet die Autobahn unmittelbar bei der Einfahrt ins Hafengelände: gut gedacht, aber ... wenn's denn so einfach wäre.

    Die Abfertigung der Lastwagen verläuft dann sehr speditiv und wir verlassen Griechenland per Grimaldi-Fähre mit Schweizer Pünktlichkeit.

    Bis zum Einbruch der Dunkelheit stehen wir zuweilen atemlos staunend und dankbar als praktisch einzige Passagiere auf dem obersten Deck. Strahlend blauer Himmel über der wunderschönen Insellandschaft zwischen Korfu und entlang der albanischen Küste. Mit dem Feldstecher können wir zahlreiche Plätze, Orte und Strassen wiedererkennen. Eine einzigartige Möglichkeit, unsere Hinreise aus anderer Perspektive gedanklich nochmals nachzufahren.

    Mit Blick in den warm leuchtenden Abendhimmel über Süditalien (Apulien) vermischen sich leise Gefühle von grosser Dankbarkeit, verhaltener Wehmut und (kulinarischer) Vorfreude.
    Efcharistó Hellas!
    Italia veniamo!

    ** der Strand von Ligia .... hat mich heute morgen beinahe die Zeit vergessen lassen. Noch nie habe ich solche Erosionsformen gesehen, wie kleine "Karrenfelder" auf einem einzelnen Kiesel. Ist es das Meerwasser, das die filigranen Flussfinger - Hirnwindungen nicht unähnlich - auf diesen kleinen Flächen ausgewaschen hat?
    Der Fels unterm Sandstrand scheint hier eine Art Mergel zu sein ... nichts vom sonst so typischen Kieselrollen; die einstmals runden Kiesel kleben in diesem Konglomerat richtig fest. (... geologische Hinweise dazu nehme ich gerne entgegen)
    もっと詳しく

  • il Salento - von Brindisi nach Lecce

    2023年12月21日, イタリア ⋅ 🌙 12 °C

    Angekommen in Süditalien und damit bei Pizza und Gelato. In den Gassen und Piazzi's hören wir eine neue Sprachmelodie und die italienische Unbeschwertheit scheint in der Luft zu liegen. Eine Freude.

    Wir wollen uns Zeit lassen, den kulturellen Wechsel langsam angehen. An der allgegenwärtigen "tempo di natale" kommen wir allerdings nicht vorbei. Weihnachtsstimmung von traditionell (die stimmungsvollen Krippen-Ausstellungen) bis kitschig (der weihnächtliche Pastik-Ramsch aus China) und kommerziell (die Einkaufsgassen in Lecce sind abends dicht bevölkert).

    Die vom süditalienischen Barock geprägte Stadt Lecce ist so oder so bezaubernd. Vor allem das warme Licht am Tag, das noch wärmere Abendlicht auf den Fassaden und schließlich die stimmungsvoll beleuchteten Gassen in der Nacht sind beeindruckend. Die Strassenmusik und ein besonders talentierter Senegalese, der an seinem fahrbaren Stand aus Draht und alten Alu-Dosen filigrane Fahrräder formt, vermögen mich zu begeistern.
    もっと詳しく

  • Weihnachten am Absatz ...

    2023年12月23日, イタリア ⋅ ☀️ 16 °C

    ... des italienischen Stiefels. Von Otranto auf der "litorale" nach Sta Maria di Leuca und bis Gallipoli haben wir von der adriatischen zur ionischen Küste gewechselt. Wir erfuhren und erlebten einen beeindruckenden Landstrich, der in mancher Hinsicht ums Überleben kämpft.

    Zunächst sind es die schroffen Klippen, die zerklüfteten Kalkfelsen, die wohl immer mal wieder von heftigen Stürmen überzogen werden. Beeindruckend, dass uns auf der etwas milderen Ostseite aus saftig grünem Klee schon Ringelblumen und Narzissen entgegen lachen. Der Frühling wird kommen!

    Auf der Fahrt nach Otranto haben wir grosse Flächen xylella-infizierter Olivenbäume durchquert. 2013 wurde die (aus Amerika eingeschleppte und durch die Wiesenschaumzikade übertragene "Feuerbakterium xylella fastidiosa") in der Nähe von Lecce erstmals entdeckt. Seither breitet es sich mit ca 20km pro Jahr kontinuierlich aus, wenngleich inzwischen eine leichte Stagnation erhofft werden kann. Auf die Welle radikalster großflächiger Fäll-Aktionen folgen inzwischen auch alternative Versuche, die Krankheit einzudämmen und cylella-resistente Olivensorten auf die alten Baum-Skelette aufzupropfen. Ein beklemmender "Totentanz" dieser doch so beeindruckenden Olivenbaum-"Persönlichkeiten".

    Am von Weitem sichtbaren weissen (= leukos) Kap von Santa Maria die Leuca, da wo beide Meere sich treffen, erinnert eine symbolische Installation an den "aquedotto pugliese". Der ganze Stiefelabsatz ist seit jeher von Trockenheit bedroht und so sind die Bewässerungskanäle, die hier gewissermaßen ins Meer münden, von existenzieller Bedeutung für die ganze Region.

    Die gesamte Küste ist hier in regelmässigem Abstand von einigen Kilometern mit alten steinernen Wehrtürmen gespickt. Zeugen der jahrhundertelang umkämpften strategischen Lage. Teil dieser wechselhaften Geschichte waren auch die Kreuzzüge des Mittelalters. Die"via appia" der Römer und die "via francigena" der mittelalterlichen Kreuzfahrer durchmassen den italienischen Stiefel auf dem Landweg, um dann in Otranto und Brindisi per Schiff die Adria an ihrer schmalsten Stelle zu überqueren. Entlang der albanischen, griechischen, syrischen und libanesischen Küste ging es dann weiter nach Jerusalem.

    Ob die Wurzeln der unsäglichen Spannungen und Kriege im nahen Osten so weit zurück reichen? Die Geschichte vergisst nicht. Die Weihnachtsbotschaft an den Säulen vor dem Santuario der Santa Maria di Leuca appelliert eindringlich, das Mittelmeer bzw. den Mittelmeerraum zu einem Ort der friedlichen Verbindungen, eines menschenwürdigen Miteinanders zu gestalten. Hoffen wir es und packen wir's an .... auf dass dereinst "frohe Weihnachten" für alle Menschen guten Willens erreichbar sind.
    もっと詳しく

  • Zu Weihnachten: Gallipoli

    2023年12月24日, イタリア ⋅ ☀️ 16 °C

    Nein Gallipoli ist kein Gericht aus Hühnerfleisch, Gallipoli ist ein hübsche weisse Altstadt auf einer dem Salento vorgelagerten Insel im jonischen Meer. (Von den weniger hübschen Ausbeulungen in das umliegende Land - Neustadt genannt - muss hier nicht die Rede sein.)

    Die Stadt im Meer hat eine reichhaltige Geschichte, war einst bedeutende Handelsstadt und Hauptlieferantin von Lampenöl für das damalige Europa: minderwertigen Olivenöl wurde zu diesem Zweck in Massen produziert. Noch heute sind in der Altstadt einzelne Produktionskeller für Lampenöl zu besichtigen.
    Und als Weihnachts-Special: In einer ehemaligen Bäckerei ist eine begehbare Krippe mit lebensgrossen Figuren eingerichtet. Man streift im Halbdunkel von Raum zu Raum, von Quartier zu Quartier, erschrickt zuwrilen ob der überraschenden Szenen und könnte sich tatsächlich im alten Bethlehem wähnen.

    Die wunderschöne Lage im Meer steht selbstverständlich für wunderschöne Sonnenuntergänge - und derzeit für einen ebenso eindrücklichen Fast-Vollmond.

    Der familiengeführte Agrocamping Torre Sabea ist einer der wenigen Ganzjahresplätze am Strand von Gallipoli, funktionell eingerichtet mit allem was es braucht. Das Besondere ist aber die sehr individuelle und persönliche Gestaltung des Platzes, die vielen Nischen und Pflanzensorten: - man meint in einem botanischen Garten zu leben.
    もっと詳しく

  • Steinmauern + Gemüse: ein Wiedersehen

    2023年12月26日, イタリア ⋅ ☀️ 16 °C

    Am Weihnachtstag sind wir zu Besuch bei Antonio. Im Spätherbst 2020 hatten wir auf seinem Bio-Bauernhof während dreier Wochen in der Olivenernte mitgeholfen. Mittlerweile ist seine Mutter Gina im Alter von 94 Jahren leider verstorben. Von ihr hatte Renata damals gelernt, wie die apulischen Orechiette hergestellt und von Hand geformt werden. (Hier der Bericht dazu in unserem damaligen Blog: https://www.europa-kontour.ch/2020/10/22/von-st… )

    Schön zu erleben, wie einem solche Workaway-Einsatzorte irgendwie ans Herz wachsen - so dass man sich auch drei Jahre später wieder sogleich wohl und vertraut fühlen kann. Der dreitägige Besuch bietet uns manche Möglichkeit zum Austausch beim gemeinsamen Essen, Arbeiten und Spielen. Mit Danilo und Paola sind noch zwei neue Workawayer mit dabei.

    Renata verwöhnt uns derweil mit leckeren Gerichten aus Bio-Gemüse vom Hof; ihre "cucina volante" kommt gleich an allen drei Tagen zum Zug. Und Christoph widmet sich wieder dem Roden bzw. Befreien der Trockensteinmauer entlang der Strasse.
    Schön war's. Grazie Mille, Antonio.
    もっと詳しく

  • Überraschend morbid: Cosenza

    2023年12月28日, イタリア ⋅ ⛅ 8 °C

    Hat auch mal was, wenn man eine Stadt bloss bei Nacht kennenlernt. Wir wählen die geschichtsträchtige kalabrische Universitätsstadt Cosenza als Übernachtungsort auf dem Weg nach Sizilien. Ein charmebefreiter Parkplatz an günstiger Lage zu einer ebenso schmucklosen Neustadt. Dann eine lange Ladenstrasse im 70er-Jahr-Stil, Plattenbauten und Läden an Läden wie sie mittlerweile auf der ganzen Welt alle gleich aussehen.

    Bereits überlegen wir uns, doch noch weiterzufahren, als wir beim Eindunkeln auf ein Stadthaus und eine kleine Krippenausstellung stoßen. Dann noch 200m weiter über eine Brücke und plötzlich stehen wir in den schummrig beleuchteten Gassen einer wirklich morbiden Altstadt. Rollläden unten, bröckelnde Fassaden, hohe Häuserzeilen, enge Seitengassen mit Treppen. Dezent belebt, der Blick durch ein erleuchtetes Fenster auf die eine oder andere Stuckdecke, Wäsche an der Leine über der Gasse, ein altes Schuhmacher-Atelier mit unzähligen Holzfüssen an der Wand, ein ehemaliger Uhrenladen mit Schweizer Uhren: Grimsel.

    Vor der wirklich beeindruckenden Kathedrale in romanischem Stil sitzt eine grosse Pfadfinder-Gruppe im Kreis am Boden. In der Mitte ein Blatt Papier mit einem aufgemalten Lagerfeuer. Abwechselnd steht jemand auf und legt einen kleinen beschriebenen Zettel ins Feuer. Die Stimmung ist unbeschwert und froh, locker und neckisch zuweilen.

    Uns eröffnen sich laufend neue Blickwinkel; gebannt und zunehmend fasziniert kommt es uns vor, als wären wir selbst gerade in einer realen mittelalterlichen Krippen-Szenerie unterwegs.

    Plötzlich hören wir traditionelle Musik, Pizzica und Tarantella, sehr rhythmische kalabrische Lieder. Auf der Piazza del Santo Croce hat die 'Vereinigung zur Wiederbelebung der Altstadt' einen Weihnachtsapéro aufgestellt, die Musik kommt aus dem Computer bzw Lautsprecher, zwei Mikrofone davor laden zum Karaoke-Mitsingen ein: bloss das alles ohne Menschen, abgesehen von den zwei Touristen, die sich gerade hierher verlaufen haben. Skurril.

    Im deutschen Sprachgebrauch meint "morbid" eine Atmosphäre, die "töötelet" (schweizerisch), also eher negativ besetzt ist und nach Tod und Untergang riecht. In italienisch ist "morbido" zart und weich, also positiv besetzt und eher angenehm wärmend.

    Übrigens: Die Pizzeria La Granja, beim Zusammenfluss der die Stadt prägenden Flüsse Crati und Busento, können wir empfehlen: das Ambiente ist geschmackvoll modern renoviert und die Pizza vorzüglich. Unweit davon die "Harfen-Brücke" des Santiago Calatrava.
    もっと詳しく

  • Zum Jahreswechsel auf Borgo Piazza

    2023年12月31日, イタリア ⋅ ☁️ 14 °C

    Gerade sind wir in Apulien, Kalabrien und dann in Sizilien unterwegs, zu Besuch an wunderbaren Orten, an denen wir 2019 und 2020 im Workaway-Einsatz (Olivenernte) waren; ist das ein schönes Gefühl, sozusagen eine Ernte nach der Ernte! Eine reiche Ernte im 2024 wünschen auch Dir/Euch, Renata und Christoph

    Den Jahreswechsel verbringen wir bei Elvira im Agriturismo Borgo Piazza in der Nähe von Catanzaro. Ein herzliches Wiedersehen nach vier Jahren ... und Staunen, wie sich der Ort in dieser Zeit weiter entwickelt hat, was alles entstanden ist. Wiederum helfe ich Giuseppe und Pietro beim Zurückschneiden der Feigenbäume und Sträucher. Den letzten Arbeitstag im alten Jahr beschließen wir mit einem vorzüglichen Raki, den ich aus Albanien mitgebracht hatte. Gross die Überraschung, dass die beiden albanischen Brüder (die seit über 25 Jahren mit ihren Familien hier auf Borgo Piazza leben und arbeiten) im Nachbarort des Raki-Herstellers aufgewachsen sind und bestens kennen, was wir zwei Monate zuvor in Albanien besucht hatten.

    Passend zum Jahreswechsel konnten wir auf der Hinreise zwischen Cosenza und Roccelletta noch die Terme di Caronte besuchen. Ein öffentlich zugängliches Badebecken bei einer Schwefelquelle, nicht weit von Lamezia Terme. Ein uriges Bade-Erlebnis, das uns von 2019 her in bester Erinnerung ist.

    Der damalige Reisebericht findet sich hier: https://www.europa-kontour.ch/category/sued-ita…
    もっと詳しく

  • Pentedattilo - von Alt und Neu

    2024年1月2日, イタリア ⋅ ☀️ 15 °C

    Das Alte ist vergangen, das Neue hat begonnen. Was sonst symbolisch den Jahreswechsel markiert, erleben wir heute ganz real und greifbar.

    Nach einem spontanen Abstecher von der Uferstrasse stehen wir fünf Kilometer später unvermittelt auf dem Parkplatz von Pentedattilo. Direkt vor uns ragt diese markante Fels-(W)Hand in den blauen Himmel und die fünf Finger (pente-dattilo) scheinen das angeklebte Dorf förmlich zu bergen.

    Die vorchristliche griechische Siedlung war einst bedeutender Handelsort und Tor zum Aspromonte-Gebirge. 1783 wurde auch dieser Ort beim grossen Erdbeben in Kalabrien schwer beschädigt, worauf viele Menschen an die Küste zogen und damit auch die griechische Sprache verschwand.

    Auch die Hartnäckigsten mussten Mitte des 20.Jahrhunderts das Dorf noch verlassen, da es aufgrund neuerlicher Erdbebengefahr von den Behörden als unbewohnbar erklärt worden sei. Ironischerweise hätte das Erdbeben der 1960er-Jahre dann diverse Dörfer der Umgebung getroffen, das evakuierte Dorf Pentedattilo hingegen verschont.

    Heute wird wieder behutsam renoviert, Künstler richten sich Ateliers ein, Katzen haben den Lost-Place in Beschlag genommen - und werden auch aktiv gefüttert. Die "assoziazione degli amici di Pentedattilo" bietet in der Saison Führungen an und betreibt ein kleines Bergamotte-Museum, veranstaltet ein Folkmusik- sowie ein Film-Festival. So kommt neues Leben in den Ort, der schon zahlreiche Schriftsteller und Künstler inspiriert hat. M.C.Escher hat hier ebenfalls eine Zeichnung hinterlassen.

    Auch Pentedattilo illustriert somit das ständige Werden und Vergehen - und die Sinnhaftigkeit des überzeugenden Aufrufs von Marcus Tullius Cicero: "Fange nie an aufzuhören. Höre nie auf anzufangen."
    もっと詳しく

  • Hospitalità Siciliana - Scopa!

    2024年1月4日, イタリア ⋅ ☀️ 17 °C

    "Natale è per me ....
    l'hospitalità modesta, que possono vivere cada uno e cada giornata. Siamo tutti una famiglia grande."
    An der Krippen-Ausstellung in der ehemaligen Kirche des alten Convento dei Cappuccini am schönsten Aussichtspunkt von Ali Superiore sind die Besucher eingeladen, auf einen Zettel zu schreiben, was einem Weihnachten bedeute. Nun, das war meine spontane Definition.

    Wir stehen für zwei Nächte neben dem Haus von Carmela und Franco. Bei ihnen hatten wir vor vier Jahren für drei Wochen bei der Olivenernte mitgeholfen. Jetzt sind sie unsere erste Anlaufstelle in Sizilien. Welche Wiedersehensfreude beiderseits.

    Die beiden haben zu unserer Überraschung gleich die halbe Verwandtschaft mobilisiert und so sitzen wir schliesslich zu Elft am reich gedeckten Mittagstisch im einfachen Landhäuschen im Olivengarten. Hier erleben wir Geselligkeit, sizilianischen Familien-Zusammenhalt, eine bodenständige Küche und die Bedeutung der gemeinsamen Mahlzeit in Echt. Ganz selbstverständlich erklärt Franco, ihr Haus sei auch unser Haus und wir seien auch Teil der Familie. Die Freude über unsern Besuch dringt jedenfalls immer wieder durch. So wohltuend. Ganz herzlichen Dank, Carmela und Franco.

    (Dass Franco als Jugendlicher seinem Vater gefolgt und nach Deutschland ausgewandert war, bei Stuttgart seine Familienjahre verbracht hatte und erst in späten Jahren nach Sizilien kam, erleichtert uns natürlich die Verständigung. Renata kann mit ihm gar auf Schwäbisch scherzen.)

    Das Bergdorf Ali, der wunderbare Blick auf den weiss überzuckerten Aetna, der Spaziergang durch Reben und Oliven, die fantastische Aussicht auf den "Stretto", ja selbst auf die Felsen-(W)Hand von Pentedattilo am Südzipfel Kalabriens verzaubern uns einmal mehr.

    Und beim abendlichen Scopa-Spiel sind wir nochmals ganz schön gefordert. Jetzt, da wir die Regeln so grob kennen, müssen wir natürlich gleich eine zweite Nacht anhängen, um nochmals üben zu können.

    Die Gewissheit, die wir hier aber vor Allem lernen: so geht sizilianische Herzlichkeit und Gastfreundschaft!

    PS: Vor Kurzem haben wir ein sehr gehaltvolles und zugleich vergnügliches Buch gelesen, das wir euch gern ans Herz legen. Reisebeschreibung, wunderbare Begegnungen, kulinarische Higlights und sehr anregende Rezepte sind darin gleichermaßen enthalten.
    Marco Maurer,
    Meine italienische Reise - oder wie ich mir in Sizilien einen uralten Cinquecento kaufte und einfach nach Hause fuhr
    Prestel-Verlag, 2021 (Spiegel-Bestseller)

    PS2: Die Berichte zu unserem Workaway-Einsatz im 2019 finden sich hier: https://www.europa-kontour.ch/2019/11/03/sizili…
    もっと詳しく

  • Il presepe vivente da Trappitello

    2024年1月6日, イタリア ⋅ ☁️ 11 °C

    Epiphanias am 6.Januar gilt in Sizilien als Feiertag. Damit schließt sich der Kreis der Weihnachtsfeiertage. Wir haben das Glück, gerade noch die letzten Aufführungsdaten der lebenden Krippen (presepe vivente) miterleben zu können. Und welch Zufall, dass im Nachbarort zu unserem Stellplatz eine der schönsten und umfangreichsten Siziliens zu sehen ist.

    Die "presepe vivente" von Trappitello kommt heuer zum 18.Mal zur Aufführung, über 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Pfarrgemeinde sind beteiligt. Dazu kommen unzählige Tiere in echter Umgebung wie Schafe, Ziegen, Esel, Gänse, Hühner, Pferde, Schweine, Tauben und gar ein Kamel. Im grossen Oliven- und Zitrus-Garten rund um die Chiesa Santa Venera kann auf einem grossen Rundgang in bestimmt über fünfzig Hütten die mutmaßliche Atmosphäre im alten Bethlehem nachempfunden werden. Die äusserst vielfältig begrünte Hüttensiedlung scheint in ihrer Struktur ganzjährig stehenzubleiben.

    Es ist tatsächlich sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Detailtreue und Hingabe die einzelnen Handwerksstuben hergerichtet sind und belebt werden. Von der Ölmühle über die Weinpresse, die wasserbetriebene Getreidemühle, den Korber, Schreiner, die Färber, Karder und Weberinnen, die Schmiede etc bis hin zum Gewürzhändler, Schuhmacher, Schreiber und zur Seifenherstellung, alles ist sehr schlicht und treffend dargestellt. Das Gebäck, das mit frischem Mehl geformt, auf offenen Feuerstellen und in originellen Holzöfen (aus-)gebacken wird, kann am Ende beim Ausgang gekauft und verzehrt werden.

    Ich muss gestehen, dieses friedliche Panorama menschlichen Könnens und menschlicher Hingabe sowie das kreative und kooperative Miteinander, haben mich bewegt und gerührt, gerade angesichts der bedrückenden und gewaltvollen Weltsituation. Da wird sichtbar, zu was Menschen in der Lage wären, wenn guter Wille sie leitet.
    もっと詳しく

  • Kunst am Strand

    2024年1月6日, イタリア ⋅ ☁️ 10 °C

    Aufgrund der durchzogenen Wetterprognose werden wir in dieser milden Ecke am Fusse des Aetna wohl etwas länger verweilen. Der Camperpark Oasi San Marco am Strand von Calatabiano gibt uns dazu den überschaubaren und funktionalen Rahmen.

    Der erste Strandspaziergang bringt schon Einiges zutage, wenn man mit entsprechendem Blick unterwegs ist.

    Selbst der etwas regnerische Samstag birgt mit der lebenden Krippe (vgl den vorausgehenden footprint) einen Höhepunkt. Über Nacht ist dann ein kräftiger Sturm aufgezogen. Dieser hat den Wolken "den Marsch geblasen" und den Aetna in seiner ganzen Pracht zur Geltung gebracht. In seiner Unerbittlichkeit hat er aber gleich auch am Strand aufgeräumt: die Skulpturen von A.diVento sind bereits wieder weg! Ephemere Kunst.

    Das freundliche Sonntagswetter gibt Gelegenheit, dass auch Renata noch die "presepe vivente" erleben kann, diesmal bei Tageslicht und Aetna-Kulisse.
    もっと詳しく

  • Vom Warten

    2024年1月13日, イタリア ⋅ ☀️ 12 °C

    „Wir leben nur, um Schönheit zu entdecken. Alles andere ist eine Art des Wartens.“ —  Khalil Gibran

    Ich wartete in der vergangenen Woche ...
    - auf die Fähre
    - auf wärmende Sonnenstrahlen
    - auf den unversteĺlten Aetna-Blick
    - auf bessere Karten beim Scopa-Spiel
    - auf den nächsten Spielzug der Mitspieler
    - auf das Nachlassen von Regen + Wind
    - auf das Tag-Werden
    - auf den Einlass in der Warteschlange zur "presepe vivente" von Trappitello

    ... und genau da kamen wir zufällig ins Gespräch mit Antonino und Gracia, einem sizilianischen Paar aus Zafferana Etnea. In kürzester Zeit entdeckten wir viele Gemeinsamkeiten und eine ungeahnte Vertrautheit. Während des Rundgangs verloren wir uns aus den Augen. Beim Ausgang jedoch winken die beiden nochmals, stecken uns die Visitenkarte zu und laden uns mit sizilianischer Offenheit und Kontaktfreude ein. So führt uns unsere morgige Etappe also zunächst nach Zafferana Etnea.

    Von Dienstag bis Freitag gestaltete sich die Wartezeit auf beständigeres Wetter besonders kurzweilig, weil Anke und Beat (openend's) mit Nona wieder mal zu Besuch waren. Das frisch erlernte Scopa-Spiel konnten wir mit ihnen gleich intensiv üben und den Scopa-Virus erfolgreich weitergeben.

    Warten und Innehalten hat uns inzwischen schon manch schöne Begegnung beschert. Das wartende Flanieren hier am Strand von San Marco hat mich die natürliche und kunstvolle Schönheit des Strandguts entdecken lassen (siehe vorausgehenden footprint). Warten ist eine aktive Seinsform im Hier und Jetzt mit offenem Ausgang ... und mitunter ein Königsweg zu unerwarteter Schönheit. Das zumindest müsste ich Khalil Gibran ergänzend entgegen halten.

    Das Warten hat sich gelohnt: heute verzaubern uns Sonnenaufgang und Aetna-Blick gleichzeitig.

    *****
    Unvergesslich auch unsere erste Begegnung mit Ruedi&Monika am Fährhafen von Genua im Herbst 2019, beide auf dem Weg zur ersten Sizilien-Reise. Seither markiert dieses gemeinsame Warten auf die Fähre den Beginn einer sehr herzlichen und schönen Freundschaft.

    *****
    "Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht auf irgendetwas warten. Am Bahnsteig, an der Supermarktkasse, im Wartezimmer – auf das Glück, die Liebe, ein besseres Leben. Diese Wartezeiten summieren sich im Laufe eines Lebens auf durchschnittlich fünf Jahre. Das Warten begleitet uns ein Leben lang und es genießt keinen sonderlich guten Ruf. Meist wird Wartezeit als gestohlene Lebenszeit empfunden, als Eingriff in unseren Tagesablauf. Wer warten muss, fühlt sich fremdbestimmt. Doch kann Warten auch als geschenkte Zeit empfunden werden, als Gelegenheit zur Muße. Warten als Chance innezuhalten in einer sich in zunehmendem Maße beschleunigenden Welt, als Möglichkeit zur Entschleunigung."
    (Klappentext aus dem Buch:
    Vom Warten, über Zeitlöcher und Warteschlaufen, marix-Verlag, 2018)
    もっと詳しく

  • Vom Weiterziehen - Scicli und Modica

    2024年1月17日, イタリア ⋅ ☁️ 17 °C

    Wie doch die Zeit vergeht. Bereits zehn Tage sind vergangen seit dem Besuch bei Antonino und Graziella in Zafferana. Inzwischen wissen wir: der Honig aus deren Imkerei schmeckt vorzüglich und der selbstgekelterte Hauswein, den sie uns mitgegeben haben, passt ausgezeichnet zur kräftigen sizilianischen Salami. Molto Grazie.

    Wir sind an jenem Sonntag noch weitergezogen zu einem Schlafplatz am Meer: der kleine schmucke Fischerort Santa Maria della Scala liegt unweit von Acireale, unterhalb der Steilküste und mit entsprechend abenteuerlicher und enger Anfahrt. Gut, dass die zahlreichen Sonntagsausflügler schon auf dem Heimweg sind.

    Nach einer ruhigen Nacht fahren wir im Montagsverkehr durch Catania, staunen über den äusserst dynamischen Umgang mit den Verkehrsregeln und über die relative Geduld in den wirklich engen Verhältnissen. Über die Landstrasse durch die Monti Iblei und an Ragusa vorbei erreichen wir zur Mittagspause den geschichtsträchtigen Landsitz Donnafugata. Montags geschlossen; bloss die Kühe, in ihrem Auslauf knietief im Mist stehend, begutachten uns aus der Zeit gefallene Touristen.

    In Santa Croce Camerina füllen wir unsere Vorräte auf, bevor wir uns auf dem
    Agricampeggio Mazzaré nochmals mit Anke&Beat treffen. Das Nachtessen auf dieser Büffelfarm besteht aus lauter Büffel(milch)Produkten. Zur Verdauung spielen wir natürlich wieder einige Runden Scopa.

    Anderntags lassen wir uns gemütlich weiter treiben, durch das hübsche Städtchen Donnalucata zum ruhigen Lido di Spinasanta; unsere Basis für den Besuch von Scicli und Modica. Diese beiden Städtchen gehören zusammen mit Noto, Ragusa und Caltagirone zu den Orten, die nach dem verheerenden Erdbeben von 1693 im Stil des süditalienischen Spätbarocks wieder aufgebaut worden sind. Der stilistisch einheitliche Wiederaufbau wurde mit dem Unesco-Welterbe-Siegel gewürdigt.

    Beide Orte wirken auf uns wohltuend normal, schmucke Häuser wechseln mit Bauruinen, gepflegte Gassen mit eher verwahrlost und morbid wirkenden Winkeln, grosszügige Plätze mit Stau-provozierenden Baustellen. Dazwischen lässt sich manch überraschendes Kleinod entdecken: etwa die kunstvollen Löwenköpfe, die die Träger der Balkone zieren, Gitter und Tore, ausgetretene Treppen und renovierte Palazzi.
    Im Palazzo Beneventano in Scicli begeistert uns die Begegnung mit Loredana Amenta. Nach dem Kunststudium und vertiefenden Studien in Florenz ist sie in ihren Heimatort zurückgekehrt und hat hier Siziliens einzige Kunstdruckerei aufgebaut.
    もっと詳しく

  • Vom Erinnern - Agrigento

    2024年1月21日, イタリア ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach Modica steuern wir für die Übernachtung einen Parkplatz bei der Punta Braccetta an; Anke&Beat sind auf dem dortigen Camping und wir brauchen - nach der schallenden Niederlage - eine Scopa-Revanche. (Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass ich nochmals zu den Verlierern gehören würde. Grrrr!🤢😅)

    Am Samstag fahren wir weiter via Gela und Licata zur Bucht von Mollarella. Ein schöner geschützter Übernachtungsplatz an einem traumhaften Strand, jedenfalls jetzt in der Off-Season.

    Nach einer einstündigen Fahrt stehen wir Sonntagmittag am Eingang zur monumentalen Anlage der Valle (oder besser Colline) dei Templi bei Agrigento. Die Überreste der einstigen griechischen Siedlung Akragas mit den drei grossartigen Tempeln sind auf ihre Art eindrücklich. Den Sonntagabend verbringen wir - bei eisigem Nordwind - bummelnd und Pizza essend in der Altstadt von Agrigento. Am Friedhof haben wir einen angenehmen Übernachtungsplatz. Montagmorgen geht's dann direkt zum Stellplatz Punta Piccola in Porto Empedocle, unserem Standort der folgenden Woche.

    Erstaunlich, wie viele Facetten zum Stichwort "Erinnerungskultur" sich uns in den letzten Tagen gezeigt hatten.

    "Ricordare per non dimenticare" -
    Erinnern, um nicht zu vergessen. So heißt es bei den Erinnerungstafeln für die Gerechten der Welt, namentlich erwähnt und mit aktuellen Bezügen zum antifaschistischen Widerstand, zur Flüchtlingskrise auf dem Mittelmeer, zur Anti-Mafia-Bewegung etc.. Schön, dass in der weitläufigen Anlage des Valle dei Templi auch solcherart zeitgenössische Verweise Platz haben.

    Dann ist es diese antike Stätte selbst, die Erinnerungen wachhält an eine - wenn auch ziemlich kriegerische und monumentale - Kultur. Unvermeidlich, dass mir hier wieder zweifelnde Gedanken aufsteigen: Weshalb denn kommt solchen Ruinenfeldern eine derartige Bedeutung zu? Weshalb nur wird die schon weitgehend zerstörte Anlage mit akribischer Genauigkeit in diesem "zufälligen" Status quasi eingefroren? Weshalb werden kreuz und quer liegende Blöcke mit Eisen und Beton stabilisiert? Oder gar hypothetisch rekonstruiert?

    Das erinnert mich an ein zufälliges Gespräch mit einem Archäologen auf dem Grabungsfeld von Paestum vor vier Jahren. Er plädierte für ein ehrliches Zeigen dessen, was noch da ist, mit allen offenen Fragen und Hypothesen, - und für den Verzicht auf schönfärberisches Rekonstruieren.

    So weit, so gut. Doch der vor kurzem erschienene SRF-Beitrag ("Das Freilichtmuseum Italien zwischen Nostalgie und Aufbruch", vom 13.1.2024) zum italienischen Umgang mit der kulturellen Vergangenheit bringt es für mich gut auf den Punkt: sowohl das "einfrierende" Erhalten als auch das Rekonstruieren um jeden Preis (vgl. Venedigs Markusturm, "com'era - dov'era", oder die Pariser Notre-Dame) haben etwas sehr Zwiespältiges. Es ist, wie wenn man einen lieben Verstorbenen mit allen Mitteln einbalsamieren oder gar wiederbeleben wollte.

    Wäre es nicht angemessener, in respektvollem und ehrwürdigem Gedenken (allenfalls im Sinne des Verstorbenen) Neues zu schaffen?

    Ein leuchtendes Beispiel dafür fanden wir in Modica. An bester Lage in der Altstadt steht dort die Casa Don Pino Puglisi mit offenen Türen, einer Focacceria, einer kleinen Buchhandlung, einer Pasticceria, mit Angeboten für Kinder wie auch Veranstaltungsräumen für Erwachsene. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass es sich um ein Sozial-Unternehmen handelt, das Eingliederung, Beschäftigung und Bildung für Benachteiligte leistet. Don Pino Puglisi war katholischer Pfarrer in einem Vorort Palermos (Brancaccio), der sich aus sozialem Engagement heraus gegen die Mafia stellte und deshalb 1993 ermordet worden ist.

    So, scheint mir, kann die Erinnerung an Gewesenes kraftvoll weiter wirken, in Antwort auf die neuen Fragen der Zeit. Ricordare per non dimenticare. Oder in der spirituellen Interpretation: Das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt .... um neue Energie zu entfalten und neues Leben zu ermöglichen. Erinnern ... und daraus Kraft und Energie schöpfen für eine mutige Zukunftsgestaltung. So wünschte ich mir den Umgang mit Geschichte.

    Neckische Nachbemerkung: der Friedhof von Agrigento geniesst eine einzigartige Aussichtslage, jedenfalls an seinem äußeren Rande. Ansonsten Reihen sich kleine Mausoleen und Kapellen, teils mehrstöckige Gräber und Marmorplatten dicht aneinander. Ein chaotisches Gewirr enger Gässchen und unterschiedlichster Baustile. Zuweilen entsteht der Eindruck, gewisse Familiengräber seien mit überzähligen Badezimmer-Kacheln in Eigenregie gemauert worden. Eher Festungsbau denn Lebensort; dem Stadtbild von Agrigento - vom Valle dei Templi aus gesehen - nicht unähnlich. Auch hier wird Geschichte ganz offensichtlich eher zementiert denn konstruktiv fortgeschrieben.

    Zum Glück haben wir abends auch noch ein paar authentische Altstadt-Gassen und ein geschmackvolles Restaurant im Felsenkeller erleben können.
    もっと詳しく

  • Panta rhei - an der Scala dei Turchi

    2024年1月23日, イタリア ⋅ ⛅ 15 °C

    Fasziniert stehe ich zum Sonnenuntergang in der Bucht von Rossello, mit Blick auf die Scala dei Turchi im Abendlicht. Die Felsrippen vor mir, die Wellen des Meeres, die Schichtung der weissen Mergel-Felsen an der Scala dei Turchi und schließlich die im Nordwind schnell dahintreibenden Wolken - es kommt mir vor, als sähe ich zeitgleich willkürliche Momentaufnahmen der Erdgeschichte: der Fels wird (und wurde mal) von Wasser geformt, das Wasser war mal in den Wolken, die Wolken sind verdichteter Wasserdampf etc.. Unterschiedliche Erscheinungsformen von einem grossem Ganzen? Wie hiess es nochmal: Alles sei Energie? Alles sei Schwingung? Dieser Strandabschnitt das Abbild einer permanenten kosmischen Bewegung?

    Zum Begriff "Panta rhei" steht bei Wikipedia:

    Platons Zitat 'Pánta chorei kaì oudèn ménei' ist die knappste Formulierung der Flusslehre Heraklits, die besagt: „Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ Der Schwerpunkt liegt hier, anders als bei Heraklit selbst, auf dem Aspekt des Werdens und Vergehens. ...
    Dagegen liegt nach der Flusslehre die primäre Welterfahrung in dem fortwährenden Stoff- und Formwechsel. Sie ist eine Metapher für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist das Werden des Ganzen. Das Sein ist demnach nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch zu erfassen. Doch hinter und zugleich in dem unaufhörlichen Fluss steht die Einheit: Einheit in der Vielheit und Vielheit in der Einheit. Karl-Martin Dietz interpretiert die Flusslehre aber dennoch als Hinweis Heraklits auf die Welt des gleichbleibend Gemeinsamen.

    Heraklit's Fragment 1:
    «Ποταμοῖσι τοῖσιν αὐτοῖσιν ἐμβαίνουσιν ἕτερα καὶ ἕτερα ὕδατα ἐπιρρεῖ.»
    „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu.“

    Heraklit's Fragment 2:
    «Ποταμοῖς τοῖς αὐτοῖς ἐμβαίνομέν τε καὶ οὐκ ἐμβαίνομεν, εἶμέν τε καὶ οὐκ εἶμεν.»
    „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“

    Heraklit's Fragment 3:
    «Ποταμῷ οὐκ ἔστιν ἐμβῆναι δὶς τῷ αὐτῷ.»
    „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“
    もっと詳しく