Afrika und mehr

February 2019 - April 2024
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  • Day 27

    Viehauktion

    February 27, 2019 in Namibia ⋅ ☀️ 31 °C

    Auf der Farm war heute Viehauktion. Seit Tagen schon rumpelten zu fast jeder Tag- und Nachtzeit die Viehtransporter auf den Hof und luden ihre Tiere ab. Die Farmer bringen ihr zu versteigerndes Vieh zur Auktion, andere Farmer kaufen es, um es entweder zu schlachten oder nach Südafrika zu transportieren und dort groß zu füttern bis zur Schlachtreife.
    Nicht nur die Transporter haben Lärm gemacht, die ca. 1.200 Viecher auch!
    Ein einziges Muh-Konzert seit Tagen... bis zur Auktion stehen sie in ihren Verschlägen draussen auf dem Hof. Und auch jetzt noch dringen ihre Rufe beständig herüber. Wie soll ich demnächst bloß ohne Kuhlärm schlafen können?

    Wir drei Volontärinnen haben uns das Treiben jedenfalls angeschaut. Und hinter uns saß eine kleine Gruppe Farmer, die Deutsch sprachen! Ich habe sie angesprochen und wir sind ins Gespräch gekommen. Sie sind in Namibia geboren und aufgewachsen, sprechen tatsächlich einwandfreies, nicht von unserem zu unterscheidendes Deutsch.
    Einer hat in München seine Metzgerausbildung gemacht. Die meisten haben Verwandte in Deutschland. War irgendwie ulkig, dass sie Deutsch sprachen.

    Zum Abschluss der Auktion - wie kann es anders sein- gab es Braai, also Fleisch vom Grill.
    Mittlerweile hängt es mir doch zum Hals raus, mal ist ja ganz nett aber das wird hier ungelogen fast jeden Abend gemacht. Und das dauert immer ewig, sodass vor 22 Uhr eigentlich nie gegessen wird, war auch schonmal 23:30 Uhr... nicht meine Zeit. Und Ziege ist jetzt vom Fleisch her auch nicht so mein Ding.

    Neulich gab es liebevoll hergerichtete Fleischpäckchen: Schafsleber in Schafsmagenfett verpackt. Ich konnte mich nicht überwinden, zu probieren, es stank schon bei der Zubereitung ziemlich heftig. Meistens gibt es aber ganz leckere Beilagen, an die ich mich dann halte.
    Bis auf vorgestern, da gab es Fleisch mit Wassermelone als Nachspeise.
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  • Day 31

    Brenzlige Safari

    March 3, 2019 in Namibia ⋅ ☀️ 33 °C

    Drei Mädels mit einem 4x4 auf Campingsafari - ob das gut gehen kann? Wir waren jedenfalls sehr euphorisch und fühlten uns total cool, als wir am vergangenen Freitag in Windhoek unseren Camperwagen mit Dachzelten, Campingausrüstung sowie Spaten, Abschleppseil, Feuerlöscher und sonstiger Notausrüstung entgegennahmen.

    Linksverkehr? Kein Problem! Da ich die Älteste und einzige mit internationalem Führerschein war, stieg ich hinters Steuer. Das Fahren klappte auch tatsächlich relativ gut, einmal bin ich etwas ruppig am Bordstein angedockt und ab und an machte das Auto einen Ruck, wenn ich stattdem 3. wieder den 1. Gang erwischte. Aber wir nahmen es mit Humor.

    Vor uns lagen nun gute 400km Richtung Norden, zum Etosha Nationalpark. Bequemerweise alles geteerte Straßen, dennoch brauchten wir 5 Stunden für die Fahrt und erreichten das erste Camp im Park um 17 Uhr. Weil Ana und Margo unbedingt noch direkt mit einer ersten Fahrt in den Park beginnen wollten, fuhren wir quasi direkt nach der Registrierung weiter.
    Und tatsächlich entdeckten wir nur kurze Zeit später eines der Big Five Tiere: einen männlichen Löwen, dösend im Schatten eines Baumes.
    Da wir vor Einbruch der Dunkelheit unseren Stellplatz bezogen, die Dachzelte aufgebaut und unsere Nudelvorräte auf dem Gaskocher gekocht haben wollten, kehrten wir recht bald zum Camp zurück.

    Und hier passierte es: ich nahm den Gaskocher, drehte den Gashahn auf und zündete ein Streichholz an. Die Flamme, die mir entgegenschlug, war explosiv! Die Flasche leckte und das Feuer loderte um die ganze Gasflasche herum.
    Ein paar Sekunden standen wir etwas ratlos davor, ich war noch erschrocken von der Nähe der Flamme zu meinem Gesicht, dann ergriff uns ein wenig die Panik. Wo war nochmal der verdammte Feuerlöscher? Wie aufgescheuchte Hühner begannen wir hin und her zu rennen.
    Auch unser Nachbar, ein US- Amerikaner, begann seinen ebenfalls zu suchen. Aber in der Aufregung erinnerten wir uns natürlich nicht daran, dass er unter der Sitzbank lagerte. ich sah mich um und entdeckte einen Feuerlöscher am nahegelegenen Waschhaus. Lief also dahin, holte das Teil runter, zurück zum Feuer, Sicherheitspin raus, zielen und Hebel drücken... und nix passierte! Das verdammte Teil hing seinem Aussehen nach schon ziemlich lange da und war wohl ins einem Leben noch nie gewartet worden - welcome to Africa.
    Schließlich entschloss sich unser Nachbar dazu, seinen Wasserkanister über die Flamme zu gießen und konnte sie damit löschen.
    Als wir uns ein wenig beruhigt hatten, trauten wir uns dennoch an die zweite Gasflasche aus unserem Equipment heran und kamen so doch noch zu unserem Abendessen.

    Ans Camp angrenzend gab es eine beleuchtete Wasserstelle, wo wir nach Einbruch der Dunkelheit zwei Nashörner, Schakel und Hyänen beobachten konnten.

    Leider hatten wir die namibische Nachttemperatur unterschätzt, und bei der Campingaustattung aus Kostengründen auf Schlafsäcke verzichtet. Es war das erste Mal seit meiner Ankunft in Afrika, dass ich richtig gefroren habe. Habe alles an langen Sachen angezogen, was ich dabei hatte, und das Bettlaken als Decke verwendet. Trotzdem fror ich die ganze Nacht.

    Früh nach Sonnenaufgang haben wir alles wieder zusammengepackt ( bis auf die Gasflasche, die haben wir uns nicht getraut ins Auto mitzunehmen und sie dort gelassen) und uns auf den Weg in den Park gemacht. Da ich nach der langen Fahrt des vergangen Tages keine Lust hatte, ließ ich Ana das Steuer übernehmen und setze mich auf die Rückbank. Nicht sehr angenehm... 5 Stunden sind wir über holprige Schotterpisten gefahren und ich war bereits nach drei Stunden gar und durchgeschüttelt. Aber die beiden anderen waren das erste Mal im Leben auf Safari und konnten kein Ende finden. Und brachen bei jeder Antilope, die uns über den Weg lief, wieder in Begeisterungsstürme aus. Am frühen Nachmittag erreichten wir das nächste Camp und ich habe mich dort am Pool absetzen lassen und die jungen Hühner sind allein wieder losgezogen.
    Und sie konnten wirklich nicht genug bekommen: eine Nachtsafari haben sie auch noch gemacht - insgesamt 14 Stunden Safari... Da kann ich nicht mehr mithalten in meinem Alter!

    Die zweite Nacht im Zelt war im Gegensattz zur ersten sehr angenehm, ich hatte uns an der Rezeption Decken gegen einen Pfand besorgt.
    Nach einem kurzen Frühstück brachen wir dann auf, um den Rückweg anzutreten. Dieserr wurde etwas abenteuerlich, da sich während der Fahrt so nach und nach die Spanngurte der Zeltplanen verabschiedeten und uns plötzlich die Plane auf dem Dach herum flatterte. Also sind wir links (nicht rechs! ) ran gefahren und haben einen Gummizug vom Zelt genommen, um die Plane behelfsmäßig zu befestigen. Hielt auch für so ungefähr eine Stunde und ging dann ebenfalls kaputt. Dann haben wir das Abschleppseil heraus gekramt, die Metallhaken abgemacht und dann das Seil um die Plane geknotet. Hielt besser, aber dennnoch mussten wir immer mal wieder Stops einlegen, um nachzugurten. Haben es jedoch heile zurück nach Windhoek geschafft.

    Was haben wir nun alles für Tiere gesehen? Löwen, Giraffen, Zebras, Gnus, Impalas, einen Elefanten, Nashörner, Schakale, Hyänen.
    Ich hatte mir den Etosha total anders vorgestellt, total grün, wild und hoch bewachsen, eher so dschungelähnlich. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist eine flache, karge und unendlich weite Steinwüstenlandschaft. Man fühlt sich manchmal wie am Ende der Welt.
    Oder, wenn man ins Camp einfährt, wie in Bielefeld! 😊 - siehe Foto...
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  • Day 35

    Flaschenkind

    March 7, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 26 °C

    Cathrin ist jetzt etwa einen Tag alt, sie hat lange braune Wimpern, und Beinchen dünn wie Streichhölzer, auf denen sie kaum allein stehen kann. Seit heute bin ich ihre Teilzeitziehmama. Cathrin ist ein kleines Kälbchen. Die Kleine wurde zu früh geboren und ist zu schwach, um selber aufzustehen und zu trinken. Jetzt wohnt sie beim Nachbarn im Wohnzimmer, wird von den Hunden adoptiert und von uns abwechselnd alle zwei Stunden mit der Flasche gefüttert.

    Dazu hält man erst mit den Fingern das Mäulchen auf und schiebt den Nuckel rein, hält die Schnauze zu und dann trinkt sie meist von allein. Sie ist noch so zart und nur Haut und Knochen, die Haut wirft Falten, weil noch nix dran ist an dem Tier. Wenn sie muht, hört sich das eher wie das Meckern einer Ziege an. Als ich sie heute morgen gefüttert habe, wollte sie aufstehen, dazu muss man sie noch stützen, denn die Beine sind viel zu schwach und auch die Hufe sind noch so weich und werden erst in den nächsten Tagen hart werden.
    Jedenfalls hat sie dann genüsslich in ihr Bettchen gepinkelt, während ich sie abgestützt hab 😂 und nachmittags hat sie mir dann sogar auf meine Klamotten geschissen... nicht sehr fein von ihr, aber immerhin funktioniert die Verdauung. Hansi, einer der Hunde, kümmerte sich auch auch sofort hingebungsvoll darum, die Sauerei direkt am Ausgangsort aufzulecken. Alles Natur, aber echt eklig.

    Leben und Tod sind hier nah beeinander. Während wir tagsüber das Kälbchen aufpäppeln, schießen die Männer abends eine Kuh auf der Wiese nahe des Hauses. Sie hat immer Ärger gemacht, indem sie die Zäune ramponiert hat und war nun seit drei Monaten das erste Mal wieder in der Nähe aufgetaucht. Sie haben sie mit einem gezielten Schuss aus etwa 200 Meter Entfernung zwischen die Augen erlegt. Anschließend sind wir alle mit den Hunden im Schlepptau zu der toten Kuh gelaufen. Mit einem Messer schnitten sie ihr die Kehle auf, damit sie ausblutet. Wenn man das nicht macht, wird das Fleisch ranzig. Die Hunde waren jedenfalls völlig aus dem Häuschen, einer der Staffords verbiss sich noch in die Nase der bereits toten Kuh und begann den Kopf wie wild zu schütteln. Tötungsinstinkt. Dann machten sie sich gierig über das auslaufende Blut her. Ich habe die Kuh noch angefasst. Demnächst wird sie wohl auf unseren Tellern liegen.
    Ich denke, es gibt kaum eine bessere Art, ein Nutztier zu halten und zu schlachten. Bis zum Moment seines Todes hat es auf den weiten Wiesen gelebt, musste keinen Transport und kein Schlachthaus erleben. Auch wenn das Erlebnis gewöhnungsbedürftig ist, es stellt die Verbindung zu unserer Nahrung hier her.
    ——————————————

    Update einen Tag später: das Kälbchen hat es leider nicht geschafft... ist letzte Nacht gestorben.
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  • Day 37

    Es ist Schlachtfest

    March 9, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Seit dem späten Nachmittag legt sich ein durchdringender, blutiger Geruch über das Haus und den Garten. Ich kann ihn zunächst nicht zuordnen, es passiert ab und an, dass es faulig riecht hier. Aber nicht so langanhaltend und intensiv.
    Mir wird klar, woher der Gestank kommt, als ich den Arbeitsraum betrete: es ist ein Gemisch aus rohem Fleisch, Blut, Gedärmen und Knochen.
    Der am Vortag geschossene Bulle plus eine geschossene Oryxantilope werden gerade in ihre Einzelteile zerlegt.
    Der Raum hat sich in eine hauseigene Schlachterei verwandelt. Auf dem Tisch in der Mitte steht ein Fleischwolf, den Franco und Gerard bedienen. Franco dreht das Fleisch durch die Mühle, Gerard zieht den Darm auf und formt die Würste, die in eine große Kiste fallen. Loïse sortiert etwas, das wie meterlange dünne weiße Fäden aussieht - der Darm für die Würste. Callie steht am Waschbecken, friemelt mit seinen kräftigen Fingern eine Öffnung und pustet Luft in den Darm, um ihn anschließend mit Wasser auszuspülen. Das macht ihn wieder weich und für die Wurstproduktion verwendbar.

    Die Frauen packen kiloweise Gehacktes in Plastikbeutel, alles wird später eingefroren. Die Kinder spielen nebenan, Die Hunde treiben sich herum, in der Hoffnung, dass für sie etwas abfällt. Auf dem Boden verteilen sich Fleischrrste, in den Kisten schwimmen Fett, Blut und Flesichbröckchen. Es ist faszinierend und abstoßend zugleich.

    Die Nachbarn haben sich eingefunden, es fließt natürlich der Alkohol und es wird eine regelrechte Fleischparty gefeiert. Anders, so sagt Loïse, wäre es auch nicht so gut auszuhalten. Ich schaue mir das Treiben zunächst mit ein wenig Abstand an, und esse dabei mit Käse und Gurke belegtes Toast - kein Flesich.

    Kurze Zeit später werden aus den Würsten große Schnecken gerollt und man bittet uns um Hilfe. Es kostet mich ein wenig Überwindung und ich ziehe mir zuerst Schuuhe an, bevor ich mich dazu geselle. Wir rollen die meterlangen Wurstschläuche zu Schnecken auf, schneiden sie ab und verpacken sie ebenfalls zum Einfrieren in Tüten. Aber länger als ne halbe Stunde halte ich nicht durch. Ich fühl mich etwas eklig, weil überall dieser blutige Saft klebt und schon der Geruch so unangenehm ist. Der Bulle alleine würde ja wahrscheinlich noch gut schmecken, aber es muss dieses Oryx sein, dass so einen strengen schafsähnlichen Geschmack hat. Ich probiere ein bißchen von der gegrillten Wurst und stelle fest, dass ich es überhaupt nicht mag.

    Trotz allen Ekels finde ich es gut, was hier passiert. Wer kann schon selber sein eigenes Fleisch und seine eigene Wurst produzieren? Frischer und natürlicher geht es nicht. Und die Leute wachsen hier damit auf, für sie ist es völlig normal. Für uns ist es nur so seltsam, weil uns Flesich nur noch als sauber abgepacktes Brustfilet in der Kühltruhe begegnet. Die ganze Drecksarbeit kriegen wir ja gar nicht mit. Hier wird alles verwertet. Schmeckt mir zwar nicht, aber das Prinzip finde ich gut. Übrigens habe ich neulich dann doch das Lebepäckchen in Magenfett probiert - bäääh!
    Konsistenz geht ja noch, aber der Gechmack... Ich bin allerdings die Einzige, der es hier so geht. Bis auf Clara, die neue Volontärin, sie ist Vegetarierien...
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  • Day 38

    Ein ehrliches Stimmungsbild

    March 10, 2019 in Namibia

    Ich schreibe diesen Blog, um euch an meinen Erlebnissen auf meiner Reise teilhaben zu lassen. Und natürlich berichte ich eher über die spannenden, aufregenden und lustigen Dinge. Ich will aber nicht so tun, als wäre alles immer nur toll.

    In der Gesamtsicht ist es hier auf der Farm schon ganz gut. Ich sage „ganz gut“ und nicht supertoll, klasse, einmalig o.ä. Unsere Gastgeber sind sehr locker, wir haben hier quasi alle Freiheiten, teilen uns die Arbeit mit den Pferden selber ein und haben völlig freihe Hand. Manchmal stößt mir das allerdings auch etwas komisch auf. Denn andererseits hat sich keiner dafür interessiert, ob und wie gut wir überhaupt reiten können, und wie wir mit den Pferden arbeiten. Das ist scheinbar egal. Die Weitergabe von Informationen und die Kommunikation seitens unserer Gastgeber mit uns empfinde ich ebenfalls als unzureichend.
    Sie erzählen uns so gut wie nichts. Wir erfahren erst, dass sie das Wochenende wegfahren, als sie ins Auto steigen, keine Info wann sie wiederkommen. Wir erfahren nicht, dass wir mittags zum Lunch wegfahren, bis quasi die Abfahrt ansteht. Margo ist heute geflogen und sie haben sich nicht von ihr verabschiedet und auch die Fahrt zum Flughafen war nicht organisiert. Wir fahren in die Stadt und erfahren nur durch Zufall, als wir bereits auf dem Weg dorthin sind, dass wir eine neue Volontärin abholen. Wir sitzen also im Auto und nichtmal da informiert man uns, wo wir hinfahren.

    Bei meiner Anreise gab es ein kurzes Händeschütteln. Dann wurde ich mir selbst überlassen. Unterhaltungen kommen äußerst selten zustande. Sie fragen nichts über uns, erzählen aber auch nichts über sich. Wenn ich mal versuche, zb mit Loise ein Gespräch anzufangen, antwortet sie nur einsilbig und stellt auch keine weiteren Fragen. Die Gespräche untereinander finden auf Afrikaans statt, sodass wir am Mittags- oder Abendbrottsich meist schweigend daneben sitzen. Heute nach ihrer Rückkehr fragte ich Callie, wie denn die Feier war, ich bekam nur ein „nice“.

    Und dann war da noch der Streit mit Margo. Wir sind allein von der Persönlichkeit her so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Es gab immer wieder mal Situationen, in denen wir ein wenig aneinander geraten sind und neulich eskalierte das in einen handfesten Krach. Das hat mich sehr belastet und dazu geführt, dass ich mich zeitweise nicht sehr wohl gefühlt habe. In der letzten Woche sind wir uns hauptsächlich aus dem Weg gegangen. Das hat meine Erwartungen an diese Workaway Erfahrung etwas enttäuscht. Ich war mit der Einstellung hergekommen, dass wir uns schon alle gut verstehen würden, schließlich haben wir eniges gemeinsam. Wir reisen als Frauen alleine, teilen ein gemeinsames Hobby. Das sollte eigentlich eine gute Grundlage sein. Dass es anders gekommen ist, trübt meine Zeit hier etwas. Margo ist zum Glück heute abgereist. Gestern wäre es fast nochmal zu einer weiteren Auseinandersetzung gekommen.

    Ich vermisse außerdem dieses Gefühl, dass ich genau hier gerade sein will und genau das tun wil, was ich gerade tue. Ich vermisse die Begeisterung. Ja, es ist schön hier aber ich fühle mich irgednwie so gleichgültig. Ich habe das schon anders erlebt. Wenn ich einen Reiseführer in die Hand nahm, hab ich einen Drang verspürt, all das sehen zu wollen, jede neue Seite brachte noch mehr mögliche Ziele zutage. Und jetzt?
    jetzt ist es eher so naja, kann man, muss man aber nicht. Ich weiß nicht, warum das so ist. Es ist, als hätte es seinen Reiz verloren. Und das macht mich ein wenig unsicher. Weil ich nicht weiß, woher diese Gefühle kommen bzw die anderen, die ich erwartet hatte, nicht da sind.

    Am 14. März geht es erstmal weiter, dann fliege ich nach Walvis Bay, bleibe dort zwei, drei Tage und ab dem 18. März gehe ich für zwei Wochen mit einer Organisation auf einen Treck, die zum einen Daten über die Wüstenelefanten sammelt und zum anderen Wasserstellen der Einheimischen durch das Errichten von Mauern vor der Zerstörung durch die Elefanten schützt: http://www.desertelephant.org/

    Ich halte also zunächst an meinen Plänen fest, werde aber beobachten, wie es mir dabei so geht und wenn sich nichts ändert, muss ich halt überlegen, was das für mich bedeutet.

    Die Bilder sind gestern bei einem gemütlichen Ausritt entstanden. Ohne Sattel, da tat mir das Steißbein hinterher weh!
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  • Day 43

    In der Wüste ist es kalt!

    March 15, 2019 in Namibia ⋅ ☀️ 18 °C

    Ich friere! In Afrika! Und dabei bin ich doch am Rande der Namib-Wüste!

    Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich hätte stutzig werden können, als ich auf der Fahrt zu meiner Unterkunft eine Reiterin in Langarmshirt und Weste beobachte. Schüttel aber nur innerlich den Kopf, wie man sich bloß bei den Temperaturen so dick anziehen kann.
    Ich werde schnell eines Besseren belehrt. In Walvis Bay an der Küste liegen die Durchschnittstemperaturen lediglich zwischen 13 und 19 Grad. Hört sich erstmal nicht wenig an, aber begleitet wird das durch einen starken kalten Wind von der See her kommend. Dieser bringt auch meist Wolken mit und sorgt für graues, diesiges Wetter, was die Trostlosigkeit noch untermalt. Das erste Mal seit sechs Wochen krame ich Pulli und Schal aus den Untiefen meines Koffers hervor.
    Im Hostel empfängt mich ein brummiger älterere Herr. Ich teile mir das Vier-Bett-Zimmer mit einer Portugisien. Neben uns wohnt noch ein Inder, der im Hafen arbeitet. Wir drei sind die einzigen Gäste.

    Überhaupt ist Walvis Bay eine trostlose, durch die umliegenden Minen geprägte Industriestadt. Ich bin enttäuscht, hatte mir erhofft, mal wieder nett durch ein Städtchen bummeln zu können, aber das kann ich hier vergessen. Nun gut, ich organisiere mir für den nächsten morgen einen Fahrer, der mich zur Düne 7 bringen wird, laut namibischen Angaben mit 383 Metern die höchste Düne der Welt. Diese Aussage ist aber umstritten. Abends esse ich zum ersten Mal alleine in einem Restaurant zu abend und laufe (!) bei Dunkelheit (!!) den Weg nach Hause zurück. Ein kleines Stück Freiheit.

    Peter, mein Fahrer, ist ein dickbäuchiger Rentner, der vor drei Jahren aus Windhoek an die Küste gezogen ist. Er bringt mich zur Düne und wartet auf mich, während ich mich daran mache, die Sandmassen zu besteigen. Der Aufstieg ist mühsam, bei jedem Schritt versinkt man tief im Sand, es ist steil und ich muss mehrmals eine Pause einlegen, um wieder Luft zu holen. Außer mir ist nur noch eine Schulklasse in weiter Entfernung da und so habe ich nach geschafftem Aufstieg die Aussicht ganz für mich allein.

    Leider ist somit aber auch niemand da, der mal ein Foto von mir machen könnte und so muss ich kreativ werden. Ich baue aus meinem Rucksack und meiner Jacke ein kleines Podest, rechne mir ungefähr aus, wo die Kamera hinschaut, stelle den Selbstauslöser ein und renne dann hektisch die Düne rauf und runter. Die ersten Male ist nur ein Bein oder mein Kopf zu sehen, aber ein paar Bilder sind dann doch dabei raus gekommen. Nur war ich dann so durchgeschwitzt und sandig, dass ich mich lieber mit dem Rücken zur Kamera positioniert habe...

    Nachmittags mache ich noch einen Spaziergang durch die Lagune, um die Flamingos zu sehen. Ich beschließe, nicht in Walvis Bay zu bleiben sondern ins benachbarte Swakopmund zu fahren. Dort startet am Montag der Elephanttrail und laut Reiseführer sowie den Aussagen der Einheimischen ist es die bessere Alternative. Und so bin ich nun in Swakopmund im Hostel und nicht mehr allein! Hier ist wieder Leben in der Bude und ich treffe andere Reisende. Unter anderem Richard und Wolfgang, zwei Herren im frühen Rentenalter, die seit vier Monaten mit dem Motorrad durch Afrika fahren. Die beiden sind in ulkiges Gespann und können viele Geschichten erzählen.

    Am Montag starte ich dann mit einer Gruppe von Freiwilligen zu dem zweiwöchigen Elefantenprojekt. Wir sind so freiwillig, wir zahlen sogar noch unsere eigene Arbeit 😉 Für etwa 1.000 Euro dürfen wir in der ersten Woche Mauern um Wasserbrunnen der Einheimischen bauen, um sie vor Zerstörung durch Elefanten zu schützen. In der zweiten Woche - der Tracking Woche - begeben wir uns dann auf die Spuren der Wüstenelefanten, folgen ihnen auf ihren Routen und sammeln Daten.
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  • Day 46

    Wir bauen eine Mauer

    March 18, 2019 in Namibia ⋅ ☁️ 30 °C

    Erste Woche im Volunteerprojekt: Das Base Camp

    Donald Trump, komm nach Namibia! Hier werden ganz viele Mauern gebaut! Erst letzte Woche war ich an der Fertigstellung einer solchen beteiligt. Aber von vorne.

    Ich war mit EHRA - Elephant Humans Relation Aid - zwei Wochen im namibischen Busch. Ausnahmesituation. Kein Strom, kein fließend Wasser, keine Dusche und eine, sagen wir mal „Naturtoilette“. Bei knapp unter vierzieg Grad im Schatten. Wir waren eine bunte Gruppe von elf Leuten zwischen 18 und 62 Jahren alt, aus der Schweiz, USA, UK, Deutschland und Südafrika.

    Etwa fünf Stunden Fahrt von Swakopmund in Richtung Norden liegt das Basecamp von EHRA. Ausschließlich aus Holz und Stein errichtet zwsichen hohen rotbraunen Felswänden oberhalb eines Flussbettes, das allerdings so gut wie nie Wasser führt.
    Unser Schlafplatz war eine Holzplattform in etwa drei Metern Höhe eines Baumes. Jeder erhielt eine rollbare Matratze für die kommenden zwei Wochen. Die waren allerdings ziemlich dünn, habe mir daher noch eine zweite geben lassen - Prinzessin auf der Erbse halt...
    Im Camp gab es lehmgemauerte Duschen, über Wassertanks gespeist und zwei lehmgemauerte selbstkompostierbare Toiletten, heißt ohne Spülung. Eine kleine Küchenzeile mit Gaskocher und Spüle. In der Mitte eine Feuerstelle und einen überdachten Essplatz. Alles größtenteils erbaut von Fabio, einem von namibischen Eltern adoptierten Italiener, der in England ein Tattoostudio betrieben hat, bevor er zurück nach Namibia kam.

    Außer uns elf Volontären waren noch einige EHRA-Mitarbeiter vor Ort. Die beiden Praktikantinnen Alice und Anna, unser Guide Markus sowie Andreas, Philipp, und Adolf (bis auf Alice alle schwarz). Hat sich scheinbar noch nicht bis hier herumgesprochen, dass dieser deutsche Name seit längerem nicht mehr so en Vogue ist.

    Ich war gleich am ersten Tag im Duty Team eingeteilt, also kochen, abspülen, morgens Kaffee und Tee kochen und den noch schlafenden Kollegen an die Rollmatratze bringen. Zum Frühstück gab es jeden Morgen Porridge im Eisentopf überm Feuer gekocht. Wahlweise aufgepimpt mit etwas Erdnussbutter, Zucker oder Sirup. Schmeckte recht gut, trotzdem musste ich ihn mir nach ein paar Tagen dann doch etwas reinzwingen. Nach einer Nacht im Camp packten wir einen Minibus und einen Allrad mit Hänger mit allem, was wir für die kommenden 5 Tage benötigen würden um uns zu verpflegen und brachen auf, um eine Mauer zu bauen.

    Warum eine Mauer? Es gibt in diesem Landstrich Namibias immer wieder Konflikte zwischen Einheimischen und den frei lebenden Wüsten-Elefanten. Auf der Suche nach Wasser passiert es oft, dass die Elefanten Wassertanks und Pumpen zerstören, die die einzige Wasserversorgung für die Einheimischen darstellen. Das Konzept des Mauerbaus sieht vor, die Tanks und Pumpen zu schützen, den Elefanten aber nicht den Zugang zum Wasser zu verwehren, denn auch für sie sind diese Quellen überlebenswichtig.

    Mit Zement, Schubkarren und, Schaufeln bewaffnet steurten wir also unsere Baustelle in der Nähe von Fransfontein an.
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  • Day 48

    Steine, Schweiß und sengende Hitze

    March 20, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 35 °C

    Wir bauen also eine Mauer. In der sengenden Sonne Namibias.

    Wir haben unser Camp für die nächsten fünf Tage in einigen Hundert Metern Entfernung der Baustelle aufgeschlagen. Ein kleines Küchenzelt, eine Plane auf dem Boden zum Schlafen und ein Dach als Regenschutz. Eigentlich ist nämlich grade Regenzeit, aber es hat schon seit sieben Jahren nicht mehr richtig geregnet. Und es ist so heiß, dass direkt die erste unter uns kurz zusammenklappt. Man ermahnt uns immer wieder, mind. 4 bis 5 Liter Wasser und so ein Rehydrationzeug zu trinken.

    Mit dem Spaten gräbt Markus einen Biomüll aus, eine Feuerstelle und ein Loch für den Toiletteneimer. Eigentlich ist es eine Metallröhre, die zu beiden enden offen ist. Oben wird ein Toilettensitz montiert (wir wollen ja nicht komplett auf Komfort verzichten) und drum herum eine Zeltwand gespannt. Alles, was unten reinfällt, wird am Ende der Woche dort bleiben und Mutter Natur zurückgeführt. Fertig. Finden die Fliegen auch total toll!

    Aber wir sind ja auch nicht zum Spaß sondern zum arbeiten hier. Und die beginnt morgens um 7.30 Uhr mit Steine und Sand sammeln - in Fachkreisen sehr bald als rock run oder sand run bekannt - schließlich brauchen wir erstmal Baumaterial. Also ab in den Pickup, ein paar Kilometer fahren, bis wir große Steine am Straßenrand entdecken und den Hänger voll laden. Dabei entpuppt sich unsere junge Schweizerin Fabienne als wahres Kraftpaket. Während ich unter der Last keuche und schwitze, wirft sie die Brocken mit einer Leichtigkeit durch die Gegend, die man ihrem schmalen Figürchen nicht zugetraut hätte. Wie sie uns später erzählt, arbeitet sie zuhause aus Umzugshelferin.

    Zurück an der Baustelle wollen die Steinchen ja auch wieder runter vom Hänger. Mit dem Sand, den wir aus einem trockenen Flussbett in der Umgebung schaufeln, geht zumindest das Abladen leichter. Hänger kippen, runter rieseln lassen. Haben wir genug Steine und Sand beisammen, geht es ans Zement mixen. Mit dem Spaten in der Schubkarre. Sand und Zement im Verhältnis 2:1 und dann Wasser „nach Gefühl“ dazu und alles kräftig mixen. Es ist die mit Abstand frustierendste Arbeit, weil es sehr anstrengend ist und die Karre nach gefühlten fünf Minuten sofort wieder leer und man wieder mixen muss. Aber es herrscht eine gute Stimmung im Team und wir kommen gut voran.

    Mittags zwischen 12 und 15 Uhr ziehen wir uns ins Camp zurück, es gibt Sandwiches und wir suchen nach der besten Strategie, der Sonne zu entfliehen. Es ist jedoch gleich, wo man sich aufhält, jede Oberfläche, die man mit dem Körper berührt, wird vollgeschwitzt. Selbst im Liegen rinnt mir der Schwieß die Kniekehlen runter. Und so fühlt sich jeder von uns bald eingelegt in eine Schicht aus Sonnencreme, Sand, Zement und Schweiß. Wir rubbeln uns mit unseren Feuchttüchern ab, aber nach dem zweiten Tag kommen auch sie nicht mehr dagegen an. Das mitgebrachte Wasser in den Tanks auf den Autodächern dürfen wir nur zum Trinken, Kochen und Zähneputzen verwenden. Aber manchmal, wenn niemand hinsieht, spritze ich mir ein paar Hände ins Gesicht.

    Unsere zweite Schicht geht meist bis 17 Uhr. Dann geht es zurück ins Camp, das Duty Team beginnt mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Und das kann sich sehen lassen. In den ganzen zwei Wochen haben wir jeden Abend ein neues Gericht, und alles in gusseisernen Töpfen überm Feuer zubereitet. Wir sehen die Sonne glutrot hinterm Camp untergehen. Sobald es dunkel wird, holen wir unsere Stirnlampen raus. Brauchen wir jedoch fast gar nicht, denn der Mond ist so hell, dass er richtige Schatten wirft! Und der Sternenhimmel ist beeindruckend, die Milchstraße ist quasi unser ständiger Begleiter.

    So pendelt sich der Tagesablauf ein und unsere Mauer wächst Stück für Stück in die Höhe. Schon bald fangen wir an, die einzelnen Aufgaben taktsich zu bewerten. Fahre ich mit auf den rock run, um im Auto sitzen und wenigstens für ein paar Minuten kühlenden Fahrtwind im Gesicht zu spüren? Oder sammel ich lieber auf dem Boden sitzend kleine Steine in einen Eimer, mit denen die Mauer gefüllt werden?
    Handyempfang haben wir ja schon seit der Abfahrt aus Swakop nicht mehr. Seltsamerweise sind wir uns alle einig, dass wir es nicht vermissen und finden es sogar alle ganz schön, das Handy einfach mal auszulassen.

    Wo es für mich mich persönlich dann neben der körperlichen auch zur mentalen Anstrengung wurde, war der Zeitpunkt als all unser Kühleis in der Kühlbox geschmolzen war und es keine Möglichkeit mehr gab, sein Wasser zu kühlen. Ab da war es einfach nur noch heiß und gefühlt kein Entkommen. Wenn man dann nur noch warmes Wasser hat, wird es echt hart. Nun schmeckt so ein abgestandedes Kanisterwasser aus dem Gartenschlauch auch nicht grade wie ein Selters...
    vielleicht hat uns das dazu angetrieben, noch mehr ranzuklotzen: die Aussicht auf kalte Getränke, sobald wir dort wegkommen. Denn was soll ich sagen, wir haben unsere Mauer einen Tag früher als geplant fertig gestellt.

    Zurück im Base Camp wartete die ( im wahrsten Sinne) heiß ersehnte Dusche und die Aussicht auf die folgende Woche, in der wir uns auf die Spuren der Elefanten begeben würden.
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  • Day 53

    Lunch mit Elefanten

    March 25, 2019 in Namibia ⋅ ☁️ 31 °C

    Regungslos und mucksmäuschenstill sitzen wir in unseren Trucks. Nur wenige Sekunden vorher kam das Kommando „alle ab ins Auto, die Elefanten kommen!“ Wir haben uns zum Lunch ausgebreitet, die einen dösen etwas, andere verdrücken die letzten Bissen ihres Sandwiches. Wir lassen alles stehen und liegen und beeilen uns, ins Auto zu kommen. Alle, bis auf Big Matthias. Der steht seelenruhig neben dem Auto und kaut weiter. Big Matthias ist unser Tracker, also Spurenleser. Er sei eine Legende in Damaraland und begibt sich seit seinem 16. Lebensjahr auf die Spuren der Elefanten. Wie alt er jetzt ist, weiß ich nicht. Dafür wissen wir, dass er 19 Kinder von 18 Frauen hat. Davon eine offizielle Ehefrau und zwei offizielle Freundinnen. Vielehe ist hier durchaus üblich. Big Matthias ist eine imposante Erscheinung. Er spricht kaum und hält sich meist etwas abseits der Gruppe.

    Und kaum sitzen wir, zieht eine kleine Herde Elefanten an unserem Picknickplatz vorbei. Man hört sie nicht, sie bewegen sich trotz ihrer Größe fast geräuschlos. Das Einzige, was zu hören ist, ist das knacken und brechen der Äste und Zweige, die sie auf ihrem Weg zur Wasserstelle mit dem Rüssel abbrechen und fressen. Ehrfürchtig beoabchten wir, wie sie langsam das trockene Flussbett passieren. Nach wenigen Minuten sind sie außer Sicht und wir sind ganz ergriffen von dieser Begegnung.

    Seit drei Tagen befinden wir uns auf der patrol week, dem zweiten Teil des Volunteerprogramms. Das Wochenende haben wir im Base Camp verbracht und einen Tag sind wir nach Uis gefahren in eine Guestlodge, wo wir Pool und Wifi genießen konnten. Zum Abschluss der vorangegangenen building week hatten wir am Samstag noch eine kleine Spezialaufgabe erledigt. In der Nähe des Camps waren in der Nacht Elefanten bei einer kleinen selbstversorger Familie gewesen. Sie haben den Zaun um den Garten plattgepflügt und sich an dem Gemüse gütlich getan und nichts mehr übrig gelassen. Zum Schutz gegen die Elefanten, so erklärt uns Markus, würden wir nun möglichst spitze Steine sammeln und sie mit der Spitze nach oben zu einem Steinteppich um den Garten herum drapieren. Später wird Zement drüber geggossen und alles weiß gestrichen. Scheinbar treten Elefanten nicht gern auf spitze Steine und sie mögen keine hellen Farben.

    Als wir am Montag morgen zu unserer Patrouille aufbrechen, stoßen wir eher zufällig direkt auf zwei Elefantenbullen. Einer von ihnen ist Voertrekker, afrikaans für Pionier. Er ist der älteste und massivste Bulle in der Gegend und quasi der Boss. Wenngleich er ziemlich kurze Stummelbeine und nur noch einen vollständigen Stoßzahn hat. Irgendwas müssen die Damen an ihm finden...

    Die nächsten Tage verbringen wir in unseren beiden Offroadern. Etwa 8 Std fahren wir täglich abseits der Straßen, über holprige Steingründe oder trockene Flussläufe, den Spuren der Elefanten folgend. Nicht immer haben wir Glück und finden sie, einen Tag lang haben wir gar keine gesehen. Aber wenn wir sie finden, kommen wir ihnen recht nah. Abends schlagen wir unser Lager geschützt am Fuße eines großen Felsens auf, die Autos rechts und links und wir schlafen in der Mitte, über uns der klare Sternenhimmel. Wobei, zweimal werden wir nachts vom Regen überrascht und ziehen uns in die Zelte zurück. Und einmal bekommen wir tatsächlich Besuch von einem kleinen Scorpion, der über die Plane krabbelt.

    Nun sitze ich bereits wieder im Flieger Richtung Kapstadt. Ich verlasse Namibia nach knapp sieben Wochen. Am Volunteering hat mir gefallen, dass wir einen klaren Auftrag und ein klares Ziel vor Augen haben. Man hat das Gefühl, etwas beizutragen und etwas da zu lassen. Die Stimmung in der Gruppe war gut und wir haben viel gelacht. Dennoch war ich nach zwei Wochen froh, aus der Hitze, dem Sand, und Staub heraus zu kommen. Mir ging das schon an die Substanz, dass man einfach überhaupt keine Möglichkeit hatte, sich dem für eine Weile zu entziehen. Ich habe jetzt wieder das Bedürfnis nach Zivilisiation und ein wenig Stadtleben.

    Ach so, und auf facebook gibt es auch noch ein paar Bilder: https://www.facebook.com/199242753803/posts/101…
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