Rangiroa - Tauchen 🪸🩵
October 24 in French Polynesia
Bevor ich begeisterte Geschichten vom Tauchen erzähle, muss ich leider gestehen, dass ich zunächst große Schwierigkeiten hatte, mich wieder daran zu gewöhnen. Das Tarieren und Tauchen an sich machen mir keine Probleme, das befremdliche Gefühl nur ruhig durch den Mund atmen zu können, ist jedoch nach so langer Pause gewöhnungsbedürftig und bereitet mir großes Unbehagen… so habe ich eine Weile gebraucht und einige Male überlegt, ob das Tauchen vielleicht einfach nichts mehr für mich ist… Aber Tauchen war schon immer mein Traum, Tauchen ist meine Leidenschaft und der Ozean ist einfach unglaublich! Also habe ich mich mit einem tollen Taucherteam durchgebissen, meiner Angst gestellt und weitergemacht und mich in nur wenigen Tagen extrem gesteigert. Und das musste ich auch, wenn ich den nicht ganz ungefährlichen Tiputapass durchqueren will! Hier müssen nicht nur die Bedingungen passen, sondern natürlich auch die Taucher ein gewisses Niveau haben, sonst werden sie nicht mitgenommen.
Mittlerweile tauche ich nur noch mit 4 kg Blei (angefangen habe ich mit 10 kg - allerdings auch im sehr salzigen Roten Meer) und tariere fast nur noch über die Atmung. Trotzdem ist es eine andere Nummer, ob man in einem seichten und farbenfrohen Korallenriff taucht oder im offenen Meer mit hohen Wellen und Strömung. Die Tauchguides sind aber sehr erfahren und wissen vorher, was für Strömungsverhältnisse uns erwarten und wann sie wen wohin mitnehmen. So tastete ich mich langsam voran und betauchte zunächst das Außenriff. Hier machte ich erste Begegnungen mit Strömung und bekam die enorme Kraft der riesigen Wellen auch unter Wasser zu spüren. Bei einer Tiefe von 5-10 m wird man (ebenso wie alle Fische) mehrere Meter vor und zurückgeschaukelt und muss dabei sehr Achtsam mit der Tarierung sein. Hier machte ich auch zwei „Sunsetdives“ (Sonnenuntergangstauchgänge) mit, bei denen man eine ganz besondere Stimmung im Wasser hat und die Fische auf Grund der Dunkelheit höher schwimmen. Hier begegneten wir zahlreichen Riffhaien, riesigen Barrakudaschulen, Napoleons, Adlerrochen und einem riesigen Mantarochen. Außerdem durfte ich mehrfach Zeuge eines einzigartigen Paarungsspektakels verschiedener Fischarten werden, das war wirklich extrem beeindruckend!
Mein absolutes Highlight: auch wenn wir täglich die Delfine durch die Wellen springen sehen, habe ich noch nie welche im Wasser angetroffen. Als Kind waren Delfine immer meine Lieblingstiere und ich würde sogar behaupten, dass Delfine zu sehen bzw. mit ihnen zu tauchen noch über meinem Traum mit den Walen stand. Stand! Denn bereits beim ersten Sunsetdive sind wir ihnen begegnet 🥹🥹🥹
Die folgenden Tage und Tauchgänge sollte dies zur „Normalität“ werden. Immer wieder kommen diese wunderschönen Tiere vorbeigezischt, mehrfach sogar mit Jungtieren!! Ich dachte besser könne es nicht mehr werden und war so glücklich und dankbar. Ich war!😏 denn es sollte noch ganz anders kommen…
Teile des Passes hatte ich bereits getestet, mit mittelmäßiger Strömung. Doch bei meinem 7. Tauchgang war es endlich so weit: die Durchquerung des Tiputapasses!😍 Ich hatte irrsinnig Glück, denn die Strömung war an diesem Tag stark und da eine 6-köpfige Tauchgruppe absagte, hatte ich tatsächlich meinen privaten Tauchguide. Anderenfalls wäre ich unter diesen Bedingungen wohl auch nicht mitgenommen worden und das völlig zurecht! Ich bin ein guter Taucher, aber einfach ein aufgeregter und emotionaler Mensch und trotzdem habe ich erst 30 Tauchgänge absolviert und es fehlt mir noch an Erfahrung. Tatsächlich war die Durchquerung des Passes mein 30. Tauchgang - ein unvergessliches Jubiläum!
Ich fasse es mal zusammen: es war der beste Tag meines Lebens!!!
Es hatte die ganze Nacht gestürmt und ich hatte daher umso mehr Respekt, denn selbst die Tage zuvor hatten wir uns per Rückwärtsrolle und mit Bleigürteln bekleidet in 2-3 m hohe Wellen stürzen müssen. Überraschenderweise waren die Wellen an diesem Tag human und bevor ich es mir anders überlegen konnte, ging es ab in das salzige Paradies.
Der Start war legendär und das Highlight meiner ganzen bisherigen Reise: wir waren tatsächlich mitten in eine DELFINSCHULE HINEINGESPRUNGEN!! Das war schon unglaublich genug und die verspielten Tiere ließen sich nicht stören, kamen sogar neugierig näher und ich war völlig gebannt, dass ich ihnen so nah sein durfte. Als ich mich dann nach meinem Tauchpartner umsah (der hier seit 9 Jahren taucht und die Delfine sogar unterscheiden kann), geschah das unglaubliche - zwei der Delfine drehten sich kopfüber im Kreis und ließen sich freudig von ihm am Bauch kraulen. Ich näherte mich und durfte tatsächlich ebenfalls diese unglaublichen Wesen berühren und streicheln und sie waren so neugierig, so verspielt… Ich hatte diesen Traum seit Kindesbeinen an und er kam mir so abstrakt, fern und unwahrscheinlich vor, dass ich ihn gar nicht erst versucht habe zu erfüllen (und das obwohl ich wenige Tage zuvor noch mit 15m langen Buckelwalen geschwommen war😂).
Doch hier war ich nun. Vor wenigen Tagen noch völlig panisch und verunsichert im Wasser, plötzlich mutig und viel stärker als je zuvor und hatte einen gottverdammten DELFIN IM ARM?!? Ich habe den gesamten restlichen Tag nur noch dem Kopf geschüttelt und musste selbst am Abend noch gegen die Tränen ankämpfen😂 Auch jetzt, wo ich diese Worte abtippe (die der Sache niemals gerecht werden), frage ich mich, ob das wirklich passiert sein kann. Ich frage mich womit ich das überhaupt verdient habe. Und ich schüttle immer noch ungläubig den Kopf😂
Aber auch der restliche Tauchgang war völlig abgefahren und spektakulär und definitiv eines der verrücktesten Dinge, die ich je getan habe. Nachdem wir uns von unseren Spielgefährten verabschiedet hatten, ging es ins Tiefe. Da wir ja nur zu zweit waren, musste ich nicht auf 30-40m runter, sondern wir konnten auf 25m Tiefe bleiben. Ich hasse Tieftauchgänge, man kann nur noch sehr flach atmen und wird komisch im Kopf, es ist wirklich unangenehm und hier muss man zu 100% ruhig und entspannt bleiben (also voll mein Ding😂). 25m sind ähnlich, aber eben nicht ganz so tief. Das war jedoch das mindeste, denn wir wollten ja die Haie sehen und da waren sie auch - unter uns, im dunklen Blau, zogen sie ihre Kreise. Hunderte von ihnen. Es war wunderschön und unglaublich! Zwar waren es nur Schwarz- und weißspitzen sowie Grauhaie, trotzdem war alleine die enorme Anzahl beeindruckend und so wurde schon wieder ein weiterer kleiner Traum war!
Wir näherten uns schließlich dem Riff und somit dem eigentlich Wahnsinn… dem Pass…😂 Heilige Sche*ße das war wirklich wild und ich habe immer wieder meinen Atemregler festgehalten, damit ihn mir die Strömung nicht aus dem Mund reist. In enormem Tempo schleuderte sie uns durch den Pass, vorbei an Korallen und Fischen und ich musste meinen Tauchpartner an der Hand halten, damit wir uns nicht verlieren (und außerdem hatte die Hose voll😂😂). Es war wirklich wie bei Findet Nemo und einerseits hat es unglaublich Spaß gemacht, andererseits habe ich mir geschworen, dass ich das niemals wieder tue😂 (das hat allerdings nur angehalten bis nach dem Pass und ist noch nicht ausgeschlossen😅).
Nachdem die Strömung uns durchgeschleust hatte, spülte sie uns schließlich ins Aquarium (ein malerischer und ruhiger Tauchplatz in der Lagune). Es war genauso, wie es mir andere Taucher beschrieben hatten (nur etwas verrückter) und ich könnte nicht stolzer sein, dass ich geschafft habe!😊
————————————————————————-
📸 Ich muss mich entschuldigen, ich habe keine Unterwasserkamera und bin immer auf andere Taucher angewiesen. Der Pass an sich lässt sowieso keine Kamera zu, da man sich hier und da auch am Riff festhalten und entlanghangeln muss. Daher habe ich leider nur wenig Bildmaterial und kann euch das Gesehene nur mit Worten malen😇
✈️ Außerdem hat sich mal wieder meine Reiseplanung geändert (wer hätte das gedacht). Mein Plan nach Fakarava zu gehen (ein anderes Atoll und Tauchparadies) hat sich aus Kostengründen erledigt, außerdem sind Atolle sich von den Bedingungen her sehr ähnlich und ich arbeite lieber noch einige Tage hier vor Ort an meiner Tauchfertigkeit und hoffe auf weitere magische Begegnungen. Zudem habe ich das unschlagbare Angebot erhalten, hier weitere 5 Nächte im Gegenzug für Gartenarbeit kostenfrei bleiben zu können und das lasse ich mir natürlich nicht 2x sagen! Zusätzlich helfe ich ein bisschen an der Tauchbasis mit und zwar kostet mich der weitere Aufenthalt etwas Zeit, allerdings spare ich eben die Kosten für eine Unterkunft (und investiere ins Tauchen😁). Bei dem Wind der letzten Tage habe ich auch wenig Lust zu fliegen, unten im Meer bekommt man davon weniger mit😂
🐬 Ich grüble schon die ganze Zeit, wie ich die Haut der Delfine beschreiben könnte. Ich war sehr überrascht und hatte sie mir irgendwie glitschiger vorgestellt. Sie sind ganz fest und prall und die Haut ist ganz glatt, fast wie eine Art Kunststoff.
An meine Pflegekollegen kann ich es besser beschreiben: es hat ein bisschen was von einem starken Ödem, wenn die Haut bereits glänzend ist und das entsprechende Körperteil prall gefüllt 😂
So jetzt habe ich euch nach langer Pause mit Infos gefüttert, ich muss jetzt auch wieder an die Tauchbasis und noch ein paar Mal der Schwerkraft trotzen, bevor ich am Dienstag viele Flüge und Zwischenstopps quer über die Erdkugel vornehmen muss🫣
PS: ich hatte mich auf Hawaii über dieses Zeichen gefreut: 🤙🏽
Tatsächlich wird das hier ebenfalls verwendet und wir machen es immer unter Wasser, um absolute Euphorie auszudrücken (ich bekomme bald steife Finger😂😂)Read more
Traveler Das klingt unglaublich! Wie heißt die Tauchschule bei der du bist ? ☺️
Traveler Raie Manta Club Rangiroa - sehr zu empfehlen!😊 Super erfahrene und liebe Guides, moderate Preise und Abholung von Avatoru und Tiputa inbegriffen🤙🏽 und zum Pass ist es nur ein Katzensprung mit dem Schlauchboot, man kann ihn sogar von der Tauchbasis aus sehen☺️
Traveler Super vielen Dank 😊