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- Jun 23, 2024, 9:22 PM
- ⛅ 10 °C
- Altitude: 96 m
NorwayNord-Trøndelag FylkeSnåsaKleivStorfuruhaugen64°11’14” N 12°19’48” E
23. Juni

Schon kurz nach Mitternacht hat es angefangen, leicht zu regnen, seit morgens um fünf richtig kräftig mit einigermaßen Wind dazu. Für mich umso mehr ein Grund, etwas länger liegen zu bleiben und selig bis halb neun zu schlafen. Da es unentwegt regnet, bereite ich mich gedanklich auf das Packen unter Regenbedingungen vor, also alles unterhalb des Zeltcovers zu verstauen und am Ende nur noch die Außenhülle wegzunehmen. Circa um halb elf ist es dann auch so angerichtet und just ab diesem Moment ist auch der Regen vorbei. Das kann ich jetzt positiv sehen oder positiv: Ich muss ab jetzt nicht im Regen durchs Bergwerk ziehen, es ist schon ausreichend, dass alles nass und schmierig ist. Und so ziehe ich auf c² weiter in Richtung Snåsa bei tief hängenden Wolken und einer gewissen Feuchtigkeit in der Luft. Ich habe mir in gut 3km einen Punkt ausgeguckt, auf den ich zusteuere. Da es immer wieder durch irgendwelche Senken geht, ich immer wieder um kleine Seen, Wasserstellen, Morast oder auch steile Steinkanten herumlaufen muss, mal 50 m hier nach rechts, 100 m da nach links, habe ich immer einen Fixpunkt, den ich ansteuere. Mit der Zeit habe ich Gefallen gefunden an diesem völlig unabhängigen Laufen ganz nach meinem Gusto, ich bestimme und bekomme lediglich von der Landschaft und vom Wetter hier und da ein paar Ansagen dazu. Natürlich muss ich immer im Auge behalten, dass der Brotkorb jeden Tag ein Stück weiter nach oben gezogen wird, denn ich habe keine gute Vorstellung davon, völlig gesund hier draußen irgendwo zu hocken, am Ende die Rettung anzurufen und mitzuteilen, die Vitalwerte sind ok, aber ich bräuchte hier ein halbes Schwein auf Toast.
Um zwölf lasse ich mich zur ersten Pause an eben diesem Fixpunkt nieder und nachdem ich geruht und die Landschaft betrachtet habe, beginnt es doch leicht zu nieseln. Es zieht deutlich Nebel auf, eine halbe Stunde später bin ich völlig eingehüllt und kann noch gute 100m im Umkreis die Landschaft sehen.
Bis um halb zwei ungefähr geht es in ziemlichem Zickzack durch diese Berge mit wenig Sicht. Allerdings löst sich der Nebel günstigerweise ein wenig auf, so dass ich etwas weitersehen kann und um halb zwei erreiche ich tatsächlich, ohne dass ich es erwartet hätte, den Pfad, der Richtung Westen führt. Er ist gut erkennbar und auch mit Steinen und teils roten Punkten als solcher gekennzeichnet. Fein, ab jetzt geht es erst mal für einige Zeit bergabwärts entlang eines gut zu laufenden Weges. Während ich so laufe, sehe ich in dieser riesigen weißen Nebelwand vor mir ein helles Licht im Hintergrund. Und kaum habe ich ein Foto davon gemacht und betrachte es, gucke ich wieder in diese Richtung und es hat sich in anderthalb Minuten völlig das Bild verändert: Vor mir liegt ein offenes Tal mit Wäldern, großen Weideflächen, ich kann einige Häuser sehen. Spektakulär die Farbkonstellationen der Wolken von schneeweiß bis hin zu tief dunkelblauen. Vor diesem hellen Licht ist das ein fantastisches Spektakulum mit schnell wechselnden Szenen. Sofort werfe ich alles ab und lasse mich hier zur großen Pause nieder, um dieses Schauspiel zu betrachten. Ich habe zwar bis nach Snåsa noch 30km zu laufen, aber kann tatsächlich, so lange der Vorhang geöffnet ist, in 15km Luftlinie den See sehen, an dessen Ende der Ort liegt.
Von hier aus geht es auf einem nassen Pfad abwärts im Wald, bis ich gegen halb vier auf eine Forststraße treffe, die jetzt weiter für die nächsten Kilometer mein Weg ist. Es ist trocken, ich komme gut vorwärts. Was für ein merkwürdiges Gefühl; nach Tagen des Freistils und lediglich animalischer Begleitung fernab ziviler Errungenschaften ist dieser einfache Weg und das Wissen, es gibt in der nächsten Stunde irgendwo ein paar Häuser ein komisches Gefühl. Der Weg endet nach nicht so sehr langer Zeit an einem großen Wendeplatz. Von hier aus ist es scheinbar eine alte Panzerstraße, es sind Baumstämme quer einer an den anderen gelegt und hier rüber fährt man mit scheinbar allem, was mit unebenem Untergrund klarkommt. Es läuft sich schlechter als auf Bahnschwellen, da sie ganz unterschiedlich hoch herausstehen. Auch dieser Weg endet kürzlich an einer großen Fläche, die scheinbar vor langer Zeit gerodet wurde. Sie ist zugewuchert mit Gras und Farn, das mir in der Höhe bis zur Brust geht und natürlich vom Regen noch wunderbar nass ist. Also ziehe ich alles zu und stapfe jetzt hier durch, ohne wirklich zu sehen, wo ich hintrete. Da sind alte Baumstämme kreuz und quer mittendrin, kleine schmale Gräben, es ist mit den Füßen eher ein Tasten denn Gehen. Kurz vor dem Ende dieser Fläche ist wieder ein Baumstamm, dessen abgebrochene Äste noch circa 20-30cm rausstehen und irgendwie bleibe ich mit dem zweiten Fuß hängen, greife noch mit der Hand nach einem dieser Stumpen und falle vornüber. Ich liege…mein Rucksack auf mir. Gut, den muss ich schon mal nicht suchen. Neben meiner Hand liegt ein abgebrochenes Stück Ast, ich werfe es weit in die Landschaft, nicht ohne einen Fluch dabei mitzuschicken. Dann sehe ich, dass an meiner Hand die Brühe läuft, hat doch dieses Stück Holz tatsächlich in den Ansatz meines Daumens eine Fleischwunde gerissen. Gute 100m weiter kommt ein Bach, an dem ich erst mal klar spüle, desinfiziere und mich verbinde. Man muss halt merken, dass Sonntag ist!
Unweit dieser Stelle ist eine Brücke, sehr schmal, recht hoch und ohne jeglichen Handlauf, über die ich den Bach queren kann. Diese flache Landschaft hier auf nur noch 200m ü.M. ist Farn und Gras, Buschwerk und Bäume, so dass das Laufen die ganze Zeit weiter nur ein Stochern mit den Füßen ist. Teilweise steht auch Wasser, das deutlich über meine Schuhe reicht, es ist eher Glück, dass sie mir nicht volllaufen. Ich komme an einen Fluss und sehe, dass ich ihn nicht so ohne weiteres furten kann. Deshalb suche ich speziell die Stelle auf, an der der Pfad auch laut Karte kreuzt. Hier gab es mal eine Brücke, auf der anderen Seite sehe ich irgendeine Art von Seil hängen, wer weiß, was das zu bedeuten hat. Ich will erst mal ohne Rucksack rübergehen, da speziell an der gegenüberliegenden Seite von hier aus nicht die Wassertiefe erkennbar ist. Als ich gerade umbauen will, fängt es heftig an zu schütten und so warte ich noch gute 20 Minuten, bis der grobe Regen vorbei ist. Dann wate ich Richtung anderes Ufer, merke aber schnell, dass das viel zu tief wird. Kann aber in der Flussmitte noch ein Stück aufwärts gehen und finde dort eine Stelle, die ich für annehmbar halte. Also flott zurück, Sack und Pack umgehängt und dann mache ich rüber. An der Stelle mit dem Seil ist eine Art Floß mit einer ganzen Reihe leerer Kanister untendrunter gebaut, das wird dann wohl mit diesem Seil rübergezogen, vermutlich aber eher nicht durch den gemeinen Wandersmann. Von hier aus komme ich nach kurzer Zeit an das erste Gehöft und kann mich jetzt entscheiden, links oder rechts zu gehen. Rechts ist etwas länger auf wahrscheinlich irgendwelchen Wanderpfaden, links geht es entlang der Straße parallel zu einem Fluss. Da ich von Wanderpfad und Abenteuer für heute genug habe, schlage ich links ein und laufe bis um acht an einer kleinen Landstraße entlang, um dann nach Wasser zu fragen, da ich hier überall Felder und auch Kühe auf den Weiden sehe. Die freundlichen Damen des Hauses bieten mir hinter der Scheune um die Ecke auch noch einen Platz an, wo ich das Zelt aufschlagen kann. Ich trockne noch im Wind alles, was nass ist und verbinde die Wunde neu inklusive fixiertem Daumen, damit die Stelle nicht bei jeder Bewegung aufklafft.
Schluss für heute.Read more
Traveler
Das letzte Abendmahl der Steinbeißer
Traveler
Hallo Fabian...hast Du gut bei JUNKARL geschlafen.
Traveler Gute Besserung