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- May 6, 2024, 7:23pm
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 206 m
- PolandWarmia-MasuriaDubeninki54°17’16” N 22°34’6” E
Rominten - oder zumindest nahe dran
May 6 in Poland ⋅ ☁️ 13 °C
Welcher deutsche Jäger hat nicht die Bücher von Walter Frevert verschlungen. All die Erzählungen von kapitalen Hirschen, Nachsuchen mit den Hannoverschen Schweißhunden, Gefechten mit Wilderern. Und heute sollte es Richtung Rominter Heide gehen, dem Inbegriff der deutschen Rotwildjagd! Leider kann man aber nicht mehr wirklich hin, weil es ja nun die Russen haben. Aber ich war nah dran!
Der Reihe nach.
Heute morgen brachte die Bekannte von der Frau von meinem Freund Pawel überraschend den lang ersehnten Brief mit meinen Geldkarten. Weil sie gehört hatte, dass ich schon voller Ungeduld wartete, hat sie den Briefträger nicht abgewartet, sondern ist direkt zum Postamt gefahren, den Brief geholt und zu meiner Unterkunft gebracht. Da war ich mal sprachlos! Als ich sie fragte, ob ich ihr was Gutes tun könnte zum Dank, schüttelte sie den Kopf. Ich solle Polen wie geplant durchradeln und das Land immer in guter Erinnerung halten.
Das tue ich schon jetzt. Patente Frau!
Endlich ging es richtig los, unbeschwert mit Kohle und den Geldkarten in der Tasche. Die Strecke heute war gleichbleibend schön. Tolle Landschaften, kleine und große Seen, klasse Waldbilder und es wurde immer einsamer und hügeliger. Auf halber Tour traf ich ein junges Schweizer Pärchen mit ca. 2 jährigem Jungen vorne in der Kiepe vom Lastenrad. Sie waren - genau wie ich - ebenfalls die Ostseeküste lang geradelt (fanden diese im Gegensatz zu mir ganz himmlisch), wollten aber hinter Kaliningrad nach Norden abbiegen und durch Litauen nach Klaipeda und von dort mit der Fähre zurück. Respekt! Und das mit dem Schnulli in der Kiepe!
In Goldap angekommen (hier ließ Frevert immer die Sesamkuchen einfliegen mit denen die Hirsche gefüttert wurden wegen der besseren Geweihbildung. Und das, obwohl die Bevölkerung während des Krieges kaum was zu essen hatte! Was tut man nicht alles für gute Trophäen!
Jetzt ist hier von Hirschen nix mehr zu spüren, zumindest habe ich auf den 100 km Sandweg heute nicht eine Fährte gesichtet. Außerdem wächst hier ein toller Wald mit viel Naturverjüngung komplett ohne Zaun. Das gefällt mir deutlich besser als ein leergefressener Wald voller Hirsche. Zum Schluss bin ich noch mal ordentlich nass geworden, hab mir leicht frierend 2 Bier im Slebsz gekauft und dabei ein Hinweisschild entdeckt: Agrituristika 600m . Das passt! Ein kleines sauberes Zimmer und im Keller ein Bistro. Was kann es schöneres geben? Da Internet im Keller für den google Übersetzer nicht funktionierte, hab ich als erstes eine Zupa bestellt (Suppen schmecken in Polen immer!) und für die Hauptspeise einfach auf ein Gericht auf der Karte gezeigt. Das allerdings war ein Fehler. Da lagen zwei aus Gallert bestehende und wie Froschlaich aussehende runde Teile auf meinem Teller. Ich hab tapfer aufgegessen, weil der Wirt und seine Frau ihren einzigen Gast ständig fragten, ob es denn schmecke. Hmmmm, lecker mit der kreisenden Hand vor dem Bauch. Ich glaube, das waren Flusspferdhoden! Schön abgehangen!
Egal, müd und satt, wie schön is dat!
Mein Lied des Tages: "Am Strand" von Farin UrlaubRead more