Wieder Landratte. Das machen mir die Azoren doch leicht. Tagsüber 23, nachts 19 Grad, Wasser 20 Grad. Das ist ja mal völlig entspannt. Und es ist der erste Ort auf meiner Reise, in dem es keine Vertreibung- bzw. Vernichtungsgeschichte einer Urbevölkerung gibt. Die Azoren waren unbewohnt, als die Europäer kamen.
Keine Geräusche nachts, intensives Vogelgezwitscher in der Morgendämmerung und den ganzen Tag über, ein Bett, das sich nicht bewegt und keine Schräglage hat. Schon schön!
Ein erste Lauf führt gleich zu einem Muskelkater. Ein Tauchgang, hier mit 7mm Neopren, geht an Lavasteilwänden entlang. Weniger Bewuchs als in der Karibik, aber drei große Zackenbarsche, Barakudas, große Muränen und mehrere Bärenkrebse.
Per Rad erstrample ich mir die Insel, über 500m herrscht Nebel, viele kleine Nebenstraßen ohne Verkehr machen richtig Spaß.
Ein Traillauf vom Krater ans Meer, durch alle Vegetationsstufen, wunderschön, frischt meinen Muskelkater wieder auf.
Und dann stehe ich am Flughafen und darf Bärbel begrüßen, wir erkennen uns auf Anhieb und es ist eine Freude! Abends gehen wir zusammen essen, lernen uns langsam kennen- uups, falscher Textbaustein. Es ist schön, wie nah und vertraut wir uns sind, nachdem wir uns über sechs Monate nicht gesehen haben.
Zu zweit genießen wir das beschauliche Horta, gehen auf einen Aussichtspunkt und zum Baden und natürlich gut Essen.
Zu Fuß gehen wir in die Nachbarbucht. Ein wunderschöner schwarzer Sandstrand lädt zum Baden ein, aber ein erfrischender Niesel treibt uns in die Standkneipe - sehr lecker. Unser Runde setzen wir bis zu einem botanischen Garten fort, bei dem ein landwirtschaftliches Fest ist. Prämierte Kühe, Bullen und Pferde, frische Churros und fast nur Einheimische, Fajal ist einfach voller Viehweiden und kleiner Landwirtschaften. Da hier nicht viel Verkehr ist, stört es auch nicht, wenn wir streckenweise auf der Straße laufen müssen.
Wir haben Whalewatching gebucht. Mit einem Motorschlauchboot geht es auf den Atlantik. Auf Faial und Pico gibt es Spotter, Leute, die mit dem Fernglas nach Walen Ausschau halten und diese Infos dann an die Whalewatcher weitergeben. Pottwale sind hier um die Azoren das ganze Jahr anzutreffen. Das Besondere heute sind zusätzlich drei Buckelwale, die hier nur auf der Durchreise sind. Dazu kommen hunderte von Delfinen, die sich hier tummeln, immer wieder ans Boot kommen, dann weiterziehen und auch mal schöne Sprünge vollführen. Auch wenn wir die Tiere nur sekundenweise zu Gesicht bekommen, ist es wieder sehr beeindruckend. Eine Schildkröte ist an der Oberfläche, um Luft zu holen. Hier ist das Meer knapp 1000 Meter tief.
Da der Backofen in der Unterkunft zu klein ist🙄, bemühen wir eine lokale Pasteleria mit dem Geburtstagskaffee und - kuchen für Bärbel. Abends gehen wir bei Peter Café Sport lecker essen, Bärbel isst Bacalau und nach dem Essen sagt mir der Übersetzer, dass ich Zackenbarsch hatte. Und nebenher läuft Portugal gegen Tschechien, wobei die Portugiesen hier nicht ganz so euphorisch sind.
Mit Leihrädern geht es immer nach Westen, bis wir am Leuchtturm sind. Ein Vulkanausbruch im Meer hat ihn 1958 zerstört und jetzt steht er auch nicht mehr am Westzipfel, nachdem 2,7 qkm Land dazugekommen sind. Wir sind den ganzen Tag unterwegs, mal direkt am Meer, mal in Halbhöhenlage, mal Piste, meist Straße. Ein Badeplatz mit Lavagestein lädt zu einem abendlichen Sonnen- und Meerbad ein. Das Abendessen gibt's in Port Pim, dann ruft das Bett. Schon wieder ein ausgefüllter und echt schöner Tag.
Mit dem Taxi lassen wir uns an die Caldera bringen, schon wieder hängen Wolken drin. Diesmal geht es nach Osten, immer abwärts zum Meer. Anfangs im dichten Nebel, weiter unten bei guter Sicht. Auf dieser Seite der Insel ist viel Land als Weidefläche genutzt. Am Zielort finden wir ein Café und leisten uns zusammen mit einem jungen deutschen Paar die Rückfahrt nach Horta mit dem Taxi.
In den Tagen hier habe ich mit mehreren Seglern gesprochen und muss sagen, dass die Entscheidung für die InsPIRATion genau die richtige war. Ruderbruch, Lecks und damit ständig an der Bilgenpumpe unter Deck, rationierte Lebensmittel oder Wettkampfehrgeiz bei der ARC - das ist mir erspart geblieben.
Ein gemütlicher Tag in Horta, durch Souvenirläden schlendern, das Stadtmuseum besuchen - Horta war ein zentraler Zwischenort für das erste Unterseekabel zwischen Europa und Amerika, hier gibt es filigrane Schnitzkunst aus Feigenmark und die Besiedelungsgeschichte gehört natürlich auch dazu. Abends vespern wir an der Hafenmauer von Port Pim, einfach schön!
Wir verlassen unsere Unterkunft und haben uns für eine Woche ein Mietauto genommen. An der Fähre nach Pico, einer Nachbarinsel, erfahren wir, dass erst in zwei Tagen wieder eine Überfahrt mit Auto möglich ist, da ausgebucht. Faial will uns noch nicht gehen lassen...
Im Norden der Insel steuern wir einen Zeltplatz an und sind einfach begeistert. Total abgelegen, einfache Infrastruktur, mit grandiosem Meerblick, tollem Badeplatz und dazu kostenlos. Nachts werden die Gelbschnabelsturmtaucher aktiv, ihre Geräuschkullisse ist irre. Sie waren auf dem Atlantik die Vorboten der Azoren, hier brüten sie gerade - Ende Mai ein Ei - und erfreuen mich also nochmals.
Der Mietwagen ermöglicht uns, den Inselabschnitt im Norden, den wir noch nicht kennen, zu erkunden. Und wir fahren über eine kleine und schlechte Straße nochmal auf die Caldera, diesmal mit wolkenfreiem Blick auf den gesamten Krater. Beeindruckend. Der Rückweg führt uns an einen schönen schwarzen Strand, baden, auf einem schönen Holzdeck faulenzen und an einem Picknickplatz mit Meerblick vespern.
Zum Abschied beschert uns Faial noch Dauernieselregen. So mild wie es ist, stört das nicht und irgendwo muss das üppige Grün ja auch herkommen. Wir nehmen die Fähre nach Pico.Read more
Bonne route Pascal (j'ai lu ton journal de bord aujourd'hui) j'ai retrouvé mon Cacal toujours a fond BISOUS [Maman]
Traveler ❤️❤️👍
Bon voyage, hâte de te voir, il commence à faire soif ici ! [Fred]
Joyeux anniversaire en retard ! [Fred]