Talaimendi

Heute gab's wieder das beste kostenfreie Workout für mich. Nette 710 hm absolviert, dabei innerlich gestorben und trotzdem jede Sekunde versucht zu genießen.

Angefangen in San Sebastián konnte ich die erwachende Stadt und den leeren Strand la Concha bewundern. Dort treiben irgendwie viele Leute Sport am Morgen, ich fand's beinahe gruselig.
Zum Glück wurde es dann aber schnell viel natürlich und die Etappe fand fast vollständig auf dem Bergmassiv Igueldo statt. Zwischendurch habe ich eine Häusergruppe gefunden, die ich beschlossen habe, für mich und meine Familie zu kaufen -es war so schön! Da ist Platz für alle die Tiere, die ich mal haben möchte!

Ich habe ein paar Kilometer mit Anna verbracht, der Deutschen, die ebenfalls hier entlang läuft. Das war wirklich schön.

Gamechanger sind übrigens Wanderstöcke -alles ist damit besser. Im Wald gibt's viele Mücken und die Wanderstöcke helfen erstens dabei, gezielt nach den Mücken schlagen zu können und auch, schneller aus dem Wald herauszukommen.

Nach 12 Kilometern kam ich bei einer christlichen Sekte vorbei, die als Kommune autark lebt und ein Haus für Pilgerer zum Verweilen hat. Zwar hat es sich nicht unbedingt gut angefühlt, dort einzukehren -aber auf Spendenbasis Kuchen und selbstgebackenes Brot mit Ziegenkäse in sich zu schaufeln war schon zu verlockend. Außerdem schwanden meine Kräfte und die der anderen auch. Es ist praktisch niemand an diesem Haus vorbeigelaufen.

Mittlerweile kennt man sich auf dem Camino. Ich sehe jeden Tag dutzende bekannte Gesichter und treffe neue Menschen. Es ist wirklich toll, wie gemeinschaftlich das Pilgern ist.

Heute habe ich mich das erste Mal verlaufen. Bin auf einer Schnellstraße gelandet und habe dann beschlossen, dass ich nicht sehr dringend vom Auto erfasst werden will und kehrte um. Den richtigen Weg habe ich auch irgendwie gefunden.

Leider schwanden meine Kräfte vollends etwas 3 Kilometer vor Zarautz. Ich saß dort vollkommen rot und eklig am Wegesrand und wurde von zwei Schweizern aufgegabelt, die ich die Tage schon häufiger gesehen hatte. Die beiden haben mir bis nach unten Gesellschaft geleistet, was enorm geholfen hat. Sie sind beide extrem lieb und ich hoffe, ich treffe sie morgen noch einmal!

Da ich ja schlauerweise ein Zelt mitgenommen habe, sparte ich mir heute die 30€ (wieder so ein Wucherpreis) für das Hostel, da es keine offizielle Herberge gibt und bleibe für die Hälfte des Preises im Zelt auf dem Campingplatz. Was nicht so schön war -ich musste mein Zelt im Gewitter aufbauen. Das hat mich Nerven und Tränen gekostet, weil meine Füße brannten wie Feuer und ich dazu dann auch durchweicht war. Na gut, 30 Minuten später hatten wir erneut 30°C und Sonne.

Hier kann man auch zum Strand laufen, da habe ich etwa eine Stunde verbracht. Danach habe ich gekocht (mit Flo's telefonischer Unterstützung aufgrund des Campingkochers) und Instantnudeln verspeist. Ich hab's ja gesagt, so dekadent wie in Pasaia kann ich nicht immer leben!

Ich gehe jetzt schlafen, mir graust es ein wenig vor meinen körperlichen Leiden morgen auf dem Weg nach Deba!Read more