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- Wednesday, June 16, 2021
- ⛅ 19 °C
- Altitude: 25 m
GermanyNeuhof54°15’20” N 13°11’56” E
Das Leben der Kormorane

Wir Menschen schaffen es seither leider regelmäßig anderen Tieren Leid beizufügen oder sie gar auszurotten. Einer dieser Artgenossen wäre der Kormoran gewesen wenn man heute nicht so viel für den Naturschutz unternehmen würde. Am Morgen kann ich noch einmal so richtig Energie tanken. Ich stehe am Feld. Überall in den Bäumen hängen noch die morgendlichen Nebelschwaden fest. Kurz darüber kämpft die Sonne damit der Tag die Oberhand gewinnt. Bis zum Frühstück bin ich schon ein paar Kilometer geradelt als mir die ersten Enthusiasten von ihrer morgendlichen Vogelbeobachtung entgegen kommen. Für heute Früh ist ihre Arbeit soweit getan. Ich bekomme von ihnen gleichzeitig noch ein paar gute Tipps wie ich mir den Weg nach Stralsund einplanen kann. Unweit des Kumerower See steht eine Schlossruine. Wie schon oft geschildert ist hier die Zeit manchmal stehen geblieben. So ist das gesamte Schloss Dargun im vorigen Jahrhundert ausgebrannt und keiner konnte es sich leisten dieses wieder aufzubauen. Was nun? Not macht erfinderisch und man hat sich entschlossen aus dieser mystischen Ruine eine Art Kolosseum zu schaffen. Mit Open-Air Bühne und der wohl besten Akustik im gesamten Umland. Bis auf die Grundmauer gibt es kein Dach und kein Fenster mehr. Das war vielleicht auf den ersten Blick ziemlich unansehnlich und kann doch sehr verzaubern als ich dazu ein Stück mehr im Besucherzentrum erfahre. Immer öfter durchziehen jetzt breite Flussgräben und Moore die Landschaft. Bei Nehringen überquere ich die Trebel über die wohl beste erhaltene Holz-Zugbrücke in Mecklenburg und Vorpommern. Ich bin ja sonst nicht zimperlich wenn es über Stock und Feld geht. Das Fahrrad jedoch auf so einer knarrenden Brücke aus dem Graben zu fischen habe ich keine Lust. Genauso klappern aber die schweren Eisenketten und wackeln die Holzdielen. Ich schiebe lieber anstatt zu fahren. Ich bin unterdessen am Vormittag auf dem Weg endgültig an die Küste. Die zwei Vogelschützer vom Morgen haben mir empfohlen bei Niederhof einen Besuch im Wald abzustatten.
Ein kleines beschauliches Dorf direkt an der Binnenküste der Ostsee. Am Horizont liegt bereits Rügen. Rings um mich kreischt es in den Bäumen. Von unten sehr ich nur dichtes Blätterwerk. Schier undurchdringliche alte Buchen und Eichen lassen keinen Sonnenstrahl auf den Boden fallen. Hier und da ein weißer Fleck am Wegesrand. Und plötzlich an einem Weiher mitten im Wald dreht sich das Bild um. Der Boden ist weiß übersäht, die Bäume sind sehr licht wenn nicht sogar größten Teils abgestorben. Und über allem wacht der Kormoran. Hier brütet eine ganze Kolonie von ihnen unter Naturschutz. Der Kormoran hat seine ganz eigene Geschichte. Seit jeher ist er ein kleiner Pechvogel. Er selbst ist ein Jäger und wird heute in Teilen Asiens für den Fischfang abgerichtet. Zum Teil scheint das lukrativer als andere Binnenfischerei. Jedoch stets zu Lasten der Tiere, die an das Fischerboot festgebunden und am Hals beringt werden um weder zu fliehen noch den Fischfang selbst zu verschlingen. Hier in Norddeutschland war sein schwarzes Federkleid sein Verhängnis. Zumal die Bäume auf denen er nistet regelrecht verätzt werden und absterben galt er lange Zeit als Todbringend. Er wurde vom Menschen fast ausgerottet und selbst die Eier hat man ihm zerschlagen aus Angst vor Unglück das mit ihm hereinbrechen würde. Der Glaube versetzt an der See Berge!
Nur noch ein paar etliche Kilometer Pflastersteinstraße und ich gelange nach Stralsund. Das Ende vom Festland ist oft ein wenig rauer. Aber heute strahlt es im Sonnenschein und kein Lüftchen trübt den Himmel. Da fühle ich mich pudelwohl als ich bereits bei der Einfahrt in die Stadt an der bekanntesten Brauerei auf und um Rügen vorbeikomme. Hier ist die Heimat von Störtebecker. Der Sagenumwobene Seeräuber und einer der bedeutenden Vitalienbrüder in Nord- und Ostsee. Zu seinen Ehren gibt es hier alljährlich Festspiele, sein eigenes Bier und immer wieder voller Legenden umrankt, blutige Geschichten zur Seefahrt. Sein Leben war geprägt von der Hanse. Der Blütezeit des einflussreichen Seehandels im Baltikum. Heute zeugt von den Segelschiffen ausschließlich die Gorch Fock 1 noch von den Ruhmreichen Segelzeiten alter Tage. Ihr Schwesterschiff die Gorch Fock 2 ist Segelschulschiff der deutschen Marine und bis heute auf allen Weltmeeren unterwegs. Wenn ich mir diese "Nussschale" von der Nähe betrachte ist sie ein technisches Meisterstück. Doch die Matrosen zur See haben weiß Gott nichts zu lachen.
Es ist später Nachmittag als ich entscheide überzusetzen. Brat mir einer nen Storch! Rügen ist von weitem schon größer als gedacht. Da gibt es noch so viel zu entdecken.Read more
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- Thursday, June 17, 2021
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 59 m
GermanyGranitz54°23’23” N 13°38’52” E
Bernsteinküste voraus!

Nach nunmehr 800km bin ich endlich auf der Insel angekommen. Je weiter ich vom Strelesund entfernt bin, desto angenehmer wird die ganze Sache. Gen Westen liegt die Ostsee ruhig im Glanz der Abendsonne. Hier und da ein Ried Haus. Das entfernte Rauschen der Schnellstraße die zur Pulsader Rügens zählt. Gleichsam fühl ich mich dadurch fast so wie zu Hause wenn die Autobahn dröhnt. Endlich ankommen wäre nach 8 Tagen ohne Pause auf dem Rad auch nicht schlecht. Dabei dröhnt hier aber noch etwas ganz anderes! Während der Radweg einmal mehr eine weiteräumige Umleitung um die neue Schnellstraße macht fahre ich am Flughafen von 'Bergen (Rügen)' vorbei. Drei kleine Einpropeller stehen am Rand. Ein Angestellter versucht mit der Motorsense dem hohen Gras Herr zu werden. Und plötzlich wieder 'Niiiunnnnnn - Niiiunnnnn'. Auf dem Rollfeld geht es heiß her. Statt Starts und Landungen verfolgen sich gerade zwei Motorräder bei einem kleinen Rennen und testen ihre Maschinen aus. Scheinbar hat der Tower heute bereits Feierabend.
Für mich besteht jetzt die Frage - wo lang? Nach Norden um in etwa 30km auf dem nächsten Campingplatz zu gelangen und morgen erschöpft in der sengenden Sonne bei prophezeiten dreißig Grad nach Kap Arkona zu fahren wobei der Platzwart um diese Uhrzeit keineswegs mehr erfreut sein wird? Oder nach Osten um in etwa 30km das Vereinslager zum Segeln einen Tag zu früh zu erreichen und morgen erschöpft in der sengenden Sonne bei prophezeiten dreißig Grad entlang der Bernsteinküste die Kreidefelsen zu erkunden für die Rügen allzu bekannt ist. Ob ich dort um diese Uhrzeit noch jemanden antreffe der mir Unterkunft gewährt ist für den Moment ebenso fraglich. Schließlich bin ich zu früh.
Immerhin habe ich Urlaub. Ich soll mich erholen. Den Ausschlag geben dann die dreißig Grad dass ich lieber heute als Morgen eigentlich nur noch ankommen will. Den schwersten Teil der Reise habe ich ohnehin hinter mich gebracht. Das Stück schaffe ich jetzt auch noch. Oder vielleicht etwa doch nicht? So schön flach wie es daher geht entscheide ich nicht der asphaltierten Hauptstraße zu folgen sondern einmal mehr fernab der Wege mich vom Navi verleiten zu lassen. Zumal hier und da noch ein paar Hünengräber und Steinfelder auf ihre Erkundung warten wenn sie schon mal am Weg liegen. Natürlich habe ich nicht damit gerechnet wenn es seit Wochen kaum geregnet hat bestehen natürlich die Waldwege auch nur aus Treibsand. Und das mit Gepäck und nach 130km. *stöhnen*. Die Belohnung wartet im Detail! Die Abendstimmung kann ich mir kaum schöner vorstellen und zuletzt gibt es an der Seepromenade gerade ein kleines Konzert als ich eintreffe.
Am nächsten Morgen ist erst einmal Anreisetag für die anderen Mitglieder ich kann daher gemütlich die Umgebung erkunden bevor es brütend heiß wird. Keine 600m entfernt liegt das Seebad Binz majestätisch über dem Strand. Wenn man sich hineinversetzt hat sich zu den guten alten Zeiten wenig verändert. Die Leute sitzen am Meer, in Gedanken versunken oder auch schon mit dem ersten Eis des Tages. Apropos - bevor es heiß wird erhielt ich die Empfehlung hoch oben auf dem Berg das Jagdschloss Granitz zu besuchen. Eine 40m hohe, innen frei schwebende Wendeltreppe bei der man durch die Stufen schauen kann ist hier das Hauptaugenmerk und seit 150 Jahren fast noch imposanter wie der Rundumblick vom Turm selbst. Hier merkt man auch ziemlich schnell wie bergig die Ostküste doch ist. Ein stetiges Auf und Ab. Wie die Wellen die an der Steilküste unweit vom Schloss nagen. Vor der Küste segelt ein Dreimaster. Die See kann so schön sein! Doch der Weg ist das Ziel. In Sellin suche ich daher nicht nur nach der Seebrücke sondern auch nach dem Bernsteinmuseum. Dieses Goldgelbe versteinerte Harz hat hier vor allem im Winter Hochsaison, wenn die Stürme den neuen Bernstein an die Küste treiben. Jetzt im Sommer fertigt man daraus vielmehr Schmuck. Da dieses Handwerk als selten gilt will ich es mir gern näher anschauen und werde jäh enttäuscht als ich lese dass Corona-bedingt alles geschlossen hat. Ich denke bald die Zeiten werden wieder besser und so lange suche ich nach dem zweiten Schatz der Insel. Wenn man schon mal die Wahl hat...Read more
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- Friday, June 18, 2021 at 2:59 PM
- ☀️ 25 °C
- Altitude: 7 m
GermanySassnitz54°30’57” N 13°39’7” E
Das steinerne Meer hoch zur See

Der Nachmittag wurde erdrückend heiß. Kein Luftzug über der gesamten Ostsee. Vom Mittagsschlaf war ich bald noch erdrückter als zuvor. Die einzige Abkühlung ist zu dieser Zeit der Sprung ins Wasser oder auch schon der Fahrtwind auf dem Weg dorthin. Diesmal geht es von Binz nach Norden. Der Ort Prora ist weitaus bekannter als sein namengebendes Hinterland. In den Jahren 1936-39 baute man hier eine über 2,5km lang durchgehende Wohnanlage mit sechs Etagen aus. Ein Koloss, der die Landschaft gleichzeitig verschandelte wie auch bereichert hat. Nach dem Krieg wurde der Komplex von der NVA genutzt. Später verfiel er. Heute enthält er unbezahlbare Luxus-Appartements ebenso wie eine Jugendherberge und ein Kulturzentrum. Wirklich fertig wurde der Bau dabei nie. Damit dauert er heute schon länger an als der Bau einer jeden Pyramide. Apropos. Gleiche Zeit, anderer Ort. Vor 3500-4000 Jahren wurden nämlich während einer Serie von Sturmfluten hier auf Rügen große Mengen des Kreidekliffs der Halbinsel Jasmund abgetragen. Der herausgewitterte Feuerstein wurde durch Wind und Wellen hier nördlich von Prora verfrachtet. Er bildet heute ein riesiges steinernes Meer auf dem außer Wacholder nicht viel wächst. In dieser Fülle bildet Feuerstein einen wahren Schatz. Und mit etwas Glück findet jeder der sucht auch ein paar Fossilien aus der Kreidezeit. So kann ich den heißen Nachmittag gut verbringen. Natürlich geht es auch noch einmal ans Meer. Fürs Segeln dürften so langsam alle Mitglieder eingetroffen sein und damit geht es nicht nur an sondern in den nächsten Tagen hoffentlich auch auf das Wasser und jetzt erstmal zurück zum Abendbrot.
In Saßnitz an der Mole hat der Verein für experimentelle Archäologie für den Sommer einen Liegeplatz für das Trainingsschilfboot Dilmun S. Immer wenn ich das Boot sehe erinnere ich mich genau wie wir vor 8 Jahren dieses Boot in Thüringen gebaut und zu Wasser gelassen haben. Für Viele von uns war das kein Neuland. Damals wusste ich schon von den Vorgängermodellen dieser "voll funktionstüchtigen Schilfboote en miniature' dass sie bereits vor meiner Zeit zur Kieler Woche und zur Hanse Sail gesegelt sind. Erst später kam ich zu dem Verein und noch nie ging es seither auf die Ostsee. Ein hochseetüchtiges Expeditionsschiff wie die Bootsreihe ABORA 1-4 hat natürlich seinen Reiz und dafür trainieren wir hier. Doch damit verbinde ich eine ganz andere Geschichte und somit bleibt es für mich ein Besonders hier dabei zu sein. Über zwölf Wochen läuft parallel eine Ausstellung 'Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?' und ich habe mich doch tatsächlich auf den Bildern wieder gefunden. =)
Die Ausstellungseröffnung wird an diesem Tag dank der geladenen Gäste und aller mitwirkenden von Stadt und Verein ein voller Erfolg. Jetzt fehlt uns nur wie bereits am Vortag der Wind zum Segeln. Es bleibt ausreichend Zeit noch einmal die Theorie des Segelns durch zu gehen. Außerdem werde ich unverhofft zu einer Speedboottour eingeladen. Unser Gastgeber Constantin fährt gerne mal schnell. Mit seinen 600PS pflügt er schon mal mit 90km/h durchs Wasser. Aus Anlass der Eröffnung dürfen jene die gerade nicht segeln heute mit ihm eine Runde drehen. Das ist die perfekte Verbindung zwischen High-Tech der Vergangenheit und der Gegenwart! Und natürlich ein grandioser Blick den man vom Schiff selbst nie haben würde, es sei denn man geht über Bord. Soweit ich weiß hat das trotz waghalsiger Manöver noch keiner geschafft. Fest steht ich komme in diesem Sommer garantiert hier her zurück. Das Segeln verlangt nach einer Fortsetzung.Read more
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- Saturday, July 20, 2024 at 8:01 PM
- ☁️ 27 °C
- Altitude: 302 m
GermanyChursdorf50°54’37” N 12°44’47” E
Holpersteine

Reisen ist die Mühsal des hinkommen . Je mehr Bequemlichkeit desto mehr Einheitsbrei. (Ilia Trojanow) - Der ein oder andere ahnt es vielleicht schon. Es steht wieder einmal etwas neues auf dem Programm. Radreisen? Hatten wir schon! Mit Rucksack oder mit Schwimmweste? Zu weit!
Dazu kommt noch dass meinem Fahrrad mittlerweile 3 von vier Halterungsschrauben für den Gepäckträger mindestens einmal weggebrochen sind. Und zu allem Überdruss hat eine Woche vor Abfahrt die geliebte Kamera ihren Geist aufgegeben. Mich erwarten somit schon vor Fahrtantritt unfassbar viele Stolpersteine die es zu improvisieren gilt.
Was bleibt sind immer wieder die unfassbar schönen Sonnenuntergänge die es lohnen hinaus zu ziehen. Deutschland kreuz und quer weiter zu erkunden ist dieses Mal jedoch nur die halbe Miete.Read more
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- Sunday, July 21, 2024
- ⛅ 32 °C
- Altitude: 132 m
GermanyGlesien51°26’9” N 12°14’39” E
Nur fliegen ist schöner

Der Tag beginnt im Morgengrauen als eine Horde Wildschweine genüsslich neben mir in der Senke den Waldboden umpflügt. Danach finde ich kaum noch in den Schlaf. Beim Frühstück begegnet mir denn auch ein Mensch, der wie er behauptet einzige im DRK Pflegeheim der sich selbstständig versorgt anstatt wie üblich versorgt zu werden. Sein Sonntag morgen ist dann auch so organisiert dass er wie ein Schlafwandler die Mülleimer abklappert um als erster an die leeren Flaschen zu gelangen. Sonst kann er sich die Cigarillos nicht leisten. Naja, oder anderes mehr. Die Sonne steht noch gar nicht hoch als es dennoch bereits Schwül warm wird. So noch angenehm. Aber zum Radfahren zu viel! Viele kleine Stops bringen mich somit an verlassene Herrenhäuser oder kleine Windmühlen in denen heute ein Cafe eingebaut wurde. Bei Borna dann merkt mein Fahrrad scheinbar was ihm blüht und will mir auf unmissverständliche Weise mitteilen, dass es wie ein sturer Esel lieber erst einmal am Straßenrand stehen bleibt. Wenn es meint? Ich flicke den Reifen und weiter geht die Fahrt rings um den Störnthaler See. Doch mein Rad will mir weiterhin mitteilen dass ich das Material für diese Tour scheinbar noch einmal überdenken sollte. Für heute bin och damit beschäftigt alle dreißig Minuten einen schattigen Ort z.B unter einer Brücke zu finden und erneut Luft aufzupumpen. Das geht so lange gut bis ich im Norden eine Eisdiele gefunden habe die mir zusagt. Von jetzt auf gleich scheint das Rad sauer. In fünf Minuten ist es platt. Aber das nützt ja nix. Die halbe Strecke liegt noch vor mir. Am Nachmittag gesellt sich zu allem übel auch noch Gegenwind dazu. Musste ja so sein! Also anhalten und lieber erstmal wieder den Reifen flicken. Zweimal an einem Tag ist eigentlich noch kein Grund zum ausflippen. Das gab es auf Reisen schon einmal bei mir. Nir nicht gleich am ersten Tag. Und diesmal ist es zu meiner Überraschung tatsächlich ein Metallsplitter der sich durch den Mantel bohrte. Eine Freundin hatte mich darauf aufmerksam gemacht dass in Leipzig regelrecht Krieg zwischen genervten Autos und genervten Radfahrern gibt. Städteplanung“ high live“
Was könnte nach so einem Nerv aufreibenden Tag eigentlich schöneres Passieren als am Flughafen zu stehen und den Fliegern bei Start und Landung zuzusehen. Nur Fliegen ist schöner!Read more
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- Monday, July 22, 2024
- ☀️ 25 °C
- Altitude: 100 m
GermanyBernburg51°47’38” N 11°44’5” E
Die Straße der Romantik

Halle - wer noch aus der DDR stammt verbindet mit dieser Stadt wenig attraktives und in der Regel erst rechts nichts romantisches. Doch Halle hat sich herausgeputzt. Als Händel-Stadt in der Kunst und der Musik ebenso wie in der Innenstadtarchitektur. In Halle lässt es sich von außen betrachtet mittlerweile sehr gut leben.
Die Stadt ist heute der Beginn für mich auf der Straße der Romantik. Ein rotes Band rings um Sachsen-Anhalt dass die Zeit der Romantik nach dem Mittelalter neu erstrahlen lässt. Viele Klöster sind heute geschlossen. Aber nicht nur Martin Luther wirkte in dieser Region für den Kurfüst von Sachsen. Und so sind es oftmals die Klosterkirchen, innen ganz schlicht und außen vergleichsweise Monströs, die heute aus der romantischen Baukunst überliefert sind.
Bevor ich aus Halle wegkomme ist schon wieder Mittag. Also ab an den nächsten Badesee. Ein Radfahrer kommt mir entgegen und will mir gleich den Weg zurück zum Saaleradweg weißen. Er ist fest der Überzeugung dass ich mich verfahren hätte. „Wie? Der ist langweilig? - Ja ich will gern Deutschland in allen Facetten kennen lernen und nicht immer nur die Dörfer entlang. - Gut dann da und dort und dann dort lang und dann gjannste da noch in den Baggersee und dann gjommste in Gröbzich raus.“
Ah - Stichwort! Ich bin also auf dem richtigen weg. Der Rest ist mir vorerst gleich. Ich werde schon irgendwo ankommen.
Tatsächlich war der Baggersee recht verführerrisch bei der sengenden Sonne und ich komme erst spät in Bernburg an. Die Stadt ist ebenso wenig romantisch wie die meisten Dörfer davor und danach. Immerhin sind 97% der Pflastersteinstraßen verschwunden und ich komme einigermaßen gut voran. Just in time kann ich vom Schloß den Blick über die Saale genießen bevor das Schloss seine Tore schließt. Ruhig fließt sie dahin aber bei weitem nicht mehr so klein wie noch in Halle.Read more
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- Tuesday, July 23, 2024 at 11:19 AM
- ☀️ 25 °C
- Altitude: 51 m
GermanyMagdeburg-Altstadt52°7’31” N 11°37’60” E
Der Weg der Ottonen

Während och denke dass ich gut voran komme meint die Landkarte etwas gaaanz anderes. Egal ist mir das nicht aber heute steht erst einmal Magdeburg auf dem Programm. Dieser Landstrich ist schon seit über 1000 Jahren besiedelt und während doe Kaiser des römischen Reiches dt. nation in Aachen gekrönt wurden lebten und starben sie in Magdeburg. Sowohl Otto der erste, zweite und dritte als auch Heinrich der erste und zweite stammten aus dieser Dynastie und wirkten in diesem schmucken Städtchen entlang der Elbe. Schön anzuschauen auch deswegen weil die Stadt mindestens drei Mal niedergebrannt und wieder aufgebaut wurde.
Damals war es der Salzhandel der die Region reich machte. Ein Überbleibsel davon ist die Saline in Schönebeck.
Und heute? Ist es nicht nur die Autobahn zwischen Berlin und Hamburg sondern auch der Mittellandkanal der die Stadt wirtschaftlich sehr bedeutend machen. Wo der Kanal die Elbe kreuzt entstand ein Meisterwerk der Ingineurskunst. Und ich habe mich selbst überzeugt unter der Kanalbrücke tropft kein einziger Tropfen Wasser!
Ein kleiner Regenschauer doch dann scheint wieder die Sonne über Haldesleben. Zum Abend zieht jedoch Gewitter auf und ich bin nicht sicher ob ich meinen Schlafplatz heute trockenen Fußes erreiche.Read more
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- Wednesday, July 24, 2024 at 4:16 PM
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 39 m
GermanyDumme52°50’60” N 11°9’5” E
Durch die Altmark zum Grünen Band

5 Uhr - der wohl zeitigste Start dieser Tage. Beim Sachen packen habe ich mittlerweile gut Routine. Das Zelt blieb einmal mehr ungenutzt denn wenn ich unter Sternen schlafen kann, warum sollte ich die Chance dann nicht ergreifen solange ich trocken bleibe? Der geplante Schlafplatz war es nicht, den steure ich dafür gleich zum Frühstück an. Ich komme durch die Altmark wieder in Regionen wo selbst die größeren Feldwege wie zu Zeiten der Postkutsche gepflastert sind. Na dann - Hals und Radbruch!
Zwei Rehe flitzen über den Weg, doch sonst sehen die Höfe aller paar hundert Meter hier sehr verlassen aus. Alles schläft noch. Nur in der Schutzhütte nachher sitzt ein Mann und beantwortet irgendwelche Briefe vom Amt. „Hier hast du Ruhe, hier ist rundrum alles Tot. Da kann ich wunderbar mein Büro machen“ ok - scheint ein sehr ruhebedürftiger Mensch zu sein. Wir haben dennoch ein nettes Gespräch und nach dem Frühstück heißt schnurstracks auf die Landstraße und Meter machen bevor die Sonne hoch steht. Mittags bin ich immer so müde zum radeln. Nach 70 km kommt am Horizont Salzwedel auf. Die Altmark ist ja nicht nur für ihre Weite, sondern auch für den leckeren Baumkuchen bekannt. Denn kenne ich von früher bereits aus dem Harz. Also rein in die historische Altstadt! Hm, der letzte Bäcker hat hier allerdings schon vor Jahren zu gemacht. Die Stadt ist zwar etwas belebter als ihr Umland und sehr hübsch anzuschauen - aber sonst? Baumkuchen zum gleich essen Fehlanzeige. Mitnehmen mag ich ihn nicht auf dem Rad, das wäre schade um das Gebrößel in den Taschen.
Gleich nach Salzwedel folgt Europas Ost-West Grenze. Der erste Unterschied der mir gleich selbst als Radfahrer auffällt sind die ganzen Blitzer an der Straße. Auf 15 km schaffen die es getrost auf 5 Stück und mehr. Raubritter! Was der Radweg nun besser ausgeschildert ist büßt er jedoch an Fahrqualität wieder ein und so entscheide ich mich neben der Tatsache dass die Fähre heute Nachmittag schon wieder ihren Betrieb eingestellt hat für einen Umweg über die Elbbrücke bei Dömritz.
Zurück im Osten sieht die Welt hier zwar trostlos aus aber wunderschön mit Backsteinhäusern und Festungen verziert. Einst gab es hier in Dömritz sogar ein Karstadt Warenhaus. Was den nicht einmal zweitausend Einwohnern schwer zu glauben ist. Die Elbe ist hier der Grenzfluss zur DDR gewesen und heute noch ein Biosphärenreservat zum Schutz der Tierwelt. Wenn dieser elende Gegenwind nicht wäre könnte ich den Sonnenuntergang an der Elbe so richtig genießen. Ach, und außerdem können die Mücken hier recht lästig sein.Ich bin gespannt wie ich heute nach 140km zur Ruhe komme.Read more
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- Thursday, July 25, 2024 at 7:47 AM
- ☀️ 14 °C
- Altitude: 32 m
GermanyStixe53°13’0” N 11°1’30” E
Entlang der Grenzelbe

Mit der Ruhe war es nichts. Es summte letzte Nacht unaufhörlich. Da hilft kein Mosquito-Netz. Maximal Ohrstöpsel. Dazu noch der Volle Mond der die Stämme im Wald in der Nacht silbern erscheinen lässt. So richtig finster wurde es nicht. Um die Füße zu vertreten wandere ich auf die Sixter Düne. Eine von den wenigen Wanderdünen entlang der Elbe. Auch hier im Sand fressen mich jäh die Mücken auf.
Zum Glück ziehen sich die Kilometer heute gar nicht so endlos wie in meinem Kopf. Bei Lehesten passiere ich das Tor 21. Ein gemeinschaftliches Freilichtmuseum niedersächsischer und Mecklenburger Projektschüler über die Innerdeutsche Grenze. Das perfide aus Sicht der Schüler ist dabei nicht einmal die Grenze selbst sondern was sie aus Mensch und Tier gemacht hat. Während die Leute mit Kontrollen und Überwachung konfrontiert waren während sie Regimetreu sein mussten oder umgesiedelt wurden, waren selbst die Grenzhunde so abgerichtet dass sie sich am liebsten gegenseitig zerfleischt hätten. In der Regel mussten sie eingeschläfert werden weil sie den Dienst nach der Abrichtung nie lang durchgehalten haben.
Neues Bundesland, neues Glück. Der Weg nach Ratzeburg ist alles nur nicht schön. Ich frage mich wie die früher diese Wege als Handelsstraße nutzen konnten? Da musste die Kutsche ja zwangsläufig so langsam fahren dass Räuber nebenher im Gehen Beute machen konnten. Dafür müsste man nicht einmal einen Überfall groß vorbereiten.
Nach So viel Anstrengung gibt es ein Eis am See. Eis mit Marzipan. Sehr lecker! Der Weg nach Lübeck entlang vom See ist danach nur noch eine leichte Übung.Read more
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- Friday, July 26, 2024 at 10:20 AM
- ☁️ 19 °C
- Altitude: 21 m
GermanyWallhalbinsel53°51’49” N 10°41’6” E
Lübeck

Die Hansestadt Lübeck ist für viel sehenswertes bekannt. Marzipan, Stockfisch oder auch das Holstentor. Womit fang ich an? Es ist heute nicht so früh am Morgen dass ich meinen Schlafplatz verlasse. Ich bin bei einer Gastgeberin im Gründerviertel direkt neben der Altstadt untergekommen. Die Wege in Lübeck sind unterdessen kurz. Die Stadt wurde komplett auf einer Insel errichtet. Am Morgen bevor die Läden öffnen ist die Innenstadt noch wie leer gefegt. Die ganzen Backsteinhäuser wirken ohne die vielen Menschen irgendwie viel ehrwürdiger. Und später gibt mir der Spürsinn Recht. Kaum kommen die Tagesgäste vom Frühstück gleicht das Holstentor einem Jahrmarkt. Dabei war es schon immer ein Zoll und Verteidigungstor. Durch seine Lage warLübeck ein wichtiges Handelstor zwischen Schweden und dem Süden. Die einen brauchten Schmuck Tuch und Wein, die anderen Hingegen Fisch und allerlei Nahrungsmittel für die stets hungrige Bevölkerung im Süden. Damit ließ sich gut Zoll eintreiben. Z.B. 5 Pfennige wenn man zu Barfuß in die Sradt wollte und sogar zwanzig Pfennig wenn man Schuhe anhatte. Die Lübecker Handelsflotte hatte zeitweise die Vorherrschaft über weite Teile der Ostsee und wie es am Holstentor heute immer noch prangt stellte Lübeck, aber auch andere Hansestädte wie Hamburg sich gleich mit den großstädten des Römischen Reiches. Auch wenn sie nie dazu gehörten. Davon zeugt noch heute die Inschrift in großen Lettern.
Womit die Lübecker jedoch nie handelten waren Marzipan Rezepte. Vermutlich schon vor über tausend Jahren überlieferten alte Rezepte das Handwerk für Marzipan. Hier in Lübeck fand das großen Anklang und es entwickelten sich über 180 Marzipan Manufakturen innerhalb der Stadtmauern. Die bekanntesten sind heute noch Mest und Niederhagen.
Die einen haben sogar ein kleines Museum mit Alten Formen und einigen lebensgroßen Marzipanfiguren. Die anderen haben das weitaus saftigere Marzipan. Lecker!
Bei Kaffee mit Marzipan und einem Stück Walnustorte lasse ich es mir gut gehen. Während es draußen kurz regnet füllt sich das kleine Cafe in Windeseile bis auf den letzten Tisch und ein älterer Herr tritt an mich heran ob er sich mit der Zeitung zu mir setzen darf. Er bestellt einen Kaffee und wir beginnen einen herrlichen Plausch über sein Lübeck und über meine Tour quer durchs Land bzw. was er von Deutschland schon alles gesehen hat. Besser kann man die Zeit gar nicht verbringen. Nur schade dass ich heute nicht den ganzen Tag für Lübeck geplant habe. Wenn ich auch keine hundert Kilometer mehr weit kommen will so ist doch leichtes Training angesagt und es geht in die Holsteinische Schweiz. Es ist nicht mehr ganz so flach. Die Landschaft wechselt sich ab. Man könnte fast meinen ich bin wieder einmal falsch abgebogen und nicht etwa nur einen Katzensprung von der Ostsee entfernt.
Hier in Lübeck nimmt zum ersten Mal auch die Dichte an Radwanderern spürbar zu. Statt sechs Tage lang niemand sehe ich heute gleich zehn oder mehr Radfahrer mit vollbepackten Taschen oder gar mit Anhänger und mehreren Taschen. Schön dass diese Art zu Reisen doch noch kein Auslaufmodell ist.Read more
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- Saturday, July 27, 2024 at 3:34 PM
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 6 m
GermanyQuarnbek54°20’44” N 9°59’7” E
Deutschlands Fjorde

Der See liegt noch ganz still. Die Sonnenstrahlen kitzeln das Wasser und der See neben meiner Hütte lädt am frühen Morgen zum Baden ein. Dafür dass 300m neben mir zwei Hotelhochburgen stehen gehen erstaunlich wenig Leute früh joggen oder mit dem Hund Gassi. Der weg bis Kiel schlängelt sich durch die Dörfer auf und ab wie man das aus der Schweiz gewohnt ist. Kiel selbst finde ich hingegen keine besonders sehenswerte Stadt da hat mir Lübeck sehr viel besser gefallen. Ich frage mich was die ganzen Touristen zu sehen suchen die hier mit dem Kreuzfahrtschiff anlanden. Zwei Kreuzfahrer liegen an und es gibt ja noch etliche Fährlinien nach Skandinavien. Die Strände und der Uboot Hafen rings um die Kieler Bucht liegen so weit draußen dass ein Abstecher nicht lohnt. Erst recht nicht am Samstag wenn alles von Urlaubern überzogen ist. Denen die abreisen als auch denen die gerade kommen. Die Buchten sind ebenso der Skandinavischen Fjorde so weitläufig dass ich mir vorab genau überlegen muss wie ich meine Route plane. Das pharmaziehistorische Museum hätte mich tatsächlich noch interessiert aber wegen seiner komischen Öffnungszeiten (Montags und Samstags geschlossen) muss ich das vertagen.
Raus aus Kiel, ich will wieder aufs Land. Und jäh werde ich am nächsten „Fjord“ gebremst. Die Brücke über den Nord-Ostseekanal gibt es nicht mehr. Schwimmen wäre an Europas meistbefahrener Wasserstraße auch zu gefährlich. Es bleibt mir nur landeinwärts zu radeln bis mich mal eine Fähre übersetzt. Nur um dann so Pi mal Daumen quer durchs Land zu meiner Route zurück zu finden. Dabei denke ich bald dass ich mich jäh verfahren habe oder im Kreis unterwegs bin. Gestern war Berlin mit 4km ausgeschildert heute stehe ich vorm Ortseingangschild von Lindau. Und ich dachte ich fahre nach Norden, fehlt nur dass ich in Brasilien rauskomme.
In der Bucht von Eckernförde sind heute alle Waldwege mit Baustellenband gesperrt. Mit einem Polizisten komme ich ins Gespräch und der meint ich hätte noch die Wahl gleich Nebenan auf dem alten Herrengut spielt heute Abend der Klassiksommer und ich höre nur wie einer übt der scheinbar ein ganz altes Klavier wieder ausgegraben hat. Ja und zwei Kilometer weiter am Strand ist heute Technofestival. Die einen schräg, die anderen laut. Das Eis dazu noch unverhältnismäßig klein. Eckernförde lockt mich auch nicht.
Ich erledige noch den Einkauf für Sonntag und im Anschluss geht es noch an die Schlei. Das ist Deutschlands längster Fjord. Er reicht von der Küste bis nach Schleswig. Allerdings bin ich nich keine zwei Kilometer gefahren weißt mich ein Schild hin das wieder mal eine Brücke gesperrt sei. Die nächste wären 25km extra was ich heute nicht mehr schaffe und Fähren? Die sind außer betrieb weil kaputt… erklärt mir ein Anwohner. Ja warum sollte es zu Hause auch anders zugehen wie in der dritten Welt. Dadurch sind allerdings meine Optionen stark eingeschränkt. Ein paar Kilometer weiter frage ich nochmal einen Anwohner. Ja, am Wochenende gibt es auf der Baustelle eine Fußgängerbrücke, die ist offen. Den Menschen schickt der Himmel! Und so lohnt sich die Anfahrt ins Niemandsland denn doch. Am Ende genieße ich einen herrlichen Sonnenuntergang. Ich muss aber genauso eingestehen dass Deutschlands Fjorde mit den Schwierigkeiten der Norwegischen mithalten können.Read more
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- Sunday, July 28, 2024 at 2:30 PM
- 🌬 21 °C
- Altitude: 13 m
GermanyFlensburger-Hafen54°47’17” N 9°26’13” E
Über die Grenze

Verkehrte Welt in Deutschland. Der Lärm der mich am Abend um den Schlaf brachte kam vom größten Holsteinischen Volksfest nur anderthalb Kilometer von meinem Schlafplatz entfernt. Sonst schlafe ich in der Regel bei Vogelgezwitscher und Krötengequake ein, Früh komm ich daran dann vorbei und das ist wirklich eine Stadt in der Stadt. Nebenan beim Bäcker gibt es Sonntagsfrühstück und im Angebot steht „Allgäuer Pflaumenkuchen“. Ich war mir ja gestern schon nicht sicher ob ich auf dem Weg nach Lindau richtig bin.
Am Badesee zum Mittag bin ich noch nicht wirklich weit gekommen. Der Gegenwind quält mich heute ein wenig. Ein bisschen Sonntagsmüdigkeit ist aber denke ich auch erlaubt nach 800km. In Flensburg lasse ich es mir nicht nehmen wenigstens einmal mit dem Finger auf das KBA zu zeigen. Nicht nur die Fernradwege in Deutschland sind teils eine Zumutung. Das Kraftfahrtbundesamt ist derzeit ebenso eine Baustelle. Es wird also höchste Zeit dass ich mir im Norden einmal anschaue wie es besser geht. Zuvor genieße ich den Blick vom Wasserturm über die Flensburger Bucht und die Stadt. Die Architektur lässt zu wünschen übrig aber von oben schaut die Stadt sehr grün aus. Und was ich nach so einer Enttäuschung wie Kiel und Eckernförde nie erwartet hätte. Es gibt hier einen schönen Hafen in der Bucht! In einer Museumswerft kann man live miterleben wie alte Museumsschiffe wieder auferstehen.
Es ist schon wieder viel später als mir eigentlich lieb war als ich endlich die Grenze passiere. Um den Flüchtlingsströmen Einhalt zu gebieten und das eigene Sozialsystem zu stärken wurden sogar die Grenzkontrollen wieder hoch gefahren. Und danach in Pattburg bin ich erst einmal verloren. Die Beschilderung der Radwege ist alles andere als logisch, die Anwohner sind auch nicht happy wenn ich durch ihre Nachbarschaft rum eier. Aber wir werden uns schon noch kennen lernen. Ich bin ja noch ein paar Tage da. Das Rad ist jedenfalls bester Gesundheit wenn man das nach 51.000km noch so nennen darf. Die nächsten Kilometer verfliegen regelrecht dass mir eher mal der hintern weh tut als dass ich das Bedürfnis nach Pause verspüre weil die Beine müde sind.
Am Ende steht ein kleiner Campingplatz irgendwo am Waldrand. Als ich ankomme bin ich erstmals diese Reise am Abend nicht allein. Eine Schweizer Familie und zwei Franzosen sind schon da. Die Sonne ist untergegangen und für heute heißt es nur noch Gute Nacht. Einzig was ich zum Einschlafen lieber hatte war wenn im Wald das Reh ruft oder der Kauz anstatt dass der Zeltnachbar schnarcht.Read more
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- Monday, July 29, 2024 at 1:19 PM
- ☁️ 21 °C
- Altitude: 11 m
DenmarkKolding Å55°29’30” N 9°28’26” E
Die Bergankunft

Ich bin gleich der erste der sein Zelt wieder zusammen gepackt hat und ab in die Bucht zum Strand. In Kolvo liegt eine kleine Insel mit herrlichem Blick auf die Ostsee und ich muss nicht gleich wieder auf die Fernstraße um vorwärts zu kommen.
Das ist heute aber das Stichwort. 90 km Luftlinie trennen mich und meinen Gastgeber heute Abend. Und die Straße kann endlos sein! Überall gibt es gut ausgebaute Radwege, keine Frage, da kann Deutschland nicht mithalten. Im Schnitt nutzen den am Tag über Land aber auch 300 bis 500 Radfahrer. Auch da kann Deutschland nicht mithalten.
Auf dem Weg nach Kolding komme ich an die Grenze wo einst König Christian gegen den Adel von Holstein ankämpfte um dass Dänemark nicht deutsch würde. In Kolding selbst steht aus dieser Zeit heute noch die dänische Festung Koldinghus. Von der Architektur der Städte darf man sonst nicht viel erwarten. Sie sind zum teil schön anzuschauen, wirken jedoch nicht so typisch wie eine Altstadt in Deutschland. Der historische. Charakter ist meistens den letzten 100 Jahren gewichen als zweckmäßige Handelshäuser eine größere Rolle spielten. Nach meinem ausgiebigen Spaziergang bin ich ein wenig Verzug denn noch immer sind es 70km bis zum heutigen Ziel. Und der Wind kommt immer schön von vorne.
Doch wer denkt Dänemark sei flach, der irrt! Flacher wie Schottland, ja. Aber meist sind die Dörfer unten am Meer und der Weg verläuft oben auf einer Reisehöhe um die 80m also immer schön hoch und runter. Das gute ist dass gerade die Mirabellen reif sind. Zwar verzögert dass die Weiterfahrt nur noch weiter aber es ist stets eine genüssliche Pause.
Und dann kommt es zum Schlussanstieg. Aus den 90km sind mittlerweile 120km geworden als ich feststelle dass ich heute mal eben noch auf dem höchstgelegenen Dorf in Dänemark vorbeikomme. Uff. Da lässt die Kraft doch gleich doppelt nach. Aber der Ausblick entschädigt bestimmt, denke ich. Und so freue ich mich auf meine Gastgeber, wir genießen den Abend auf der Veranda und geschlafen wird in der Hängematte. Was eben zu einem Miniabenteuer so alles dazu gehört.Read more
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- Tuesday, July 30, 2024 at 4:39 PM
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 26 m
DenmarkÅrhus Å56°9’17” N 10°12’24” E
Aarhus

Der Tag beginnt gleich neben meiner Herberge an spannend zu werden. Die Geographen streiten sich bis heute ob nun der Hügel Møgelhøj oder nebenan der Eyer Bavnehøy die höchste Erhebung in Dänemark sind. Ich finde beide schön. Den einen wegen der tollen Aussicht, den anderen wegen der fast unberührten Wanderwege quer durch die reifen Himbeeren. Das zweite Frühstück wird heute sehr ausgiebig.
Was folgt ist eine große Durststrecke nach und durch Aarhus. Ich hatte von vielen schon gehört dass sie das Flair von Aarhus anzieht. Eine Großstadt bleibt für mich eine nervige Großstadt. Mit allen Radfahrhindernissen inklusive. Doch ich finde meinen Weg und ich finde sogar noch ein nettes Cafe. Obwohl die Preise stets unbezahlbar sind lieben die Dänen ihre Cafes doch sehr. Es gibt sogar ein Spielecafe bei dem man in geselliger Runde zusammen sitzt, Kaffee schlürft und nebenher Würfelt, karten Klatscht oder sogar ganze Brettspiele ausgepackt werden. Ein zusätzlicher extremer Nachteil an der Küstenstadt ist dass es nachher wieder ins Landesinnere wieder Bergauf geht.
Und leider nicht nur einmal. Die meisten Straßen verlaufen so wieviel Gras unter ihnen vormals eben gewachsen ist. Und wenn ein Flüsschen kommt dann sackt die Straße schon auch mal 60m ab. Und hinterher kommt dann das Schild mit der Ansage zur Steigung.
Zwischen all den Hügeln liegen jedoch auch immer wieder schöne Herrenhäuser und Mühlen versteckt. Hier lohnt es sich die Fahrradroute fernab der Hauptstraße zu nehmen.Read more
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- Wednesday, July 31, 2024 at 12:36 PM
- ☁️ 19 °C
- Altitude: 10 m
DenmarkKlejtrup Sø56°35’24” N 9°38’24” E
Kleijtrup - die Welt zu meinen Füßen

Was für einen Luxus man doch haben kann wenn man sein Hab und Gut auf vier Taschen und ein Fahrrad beschränkt. Das durfte ich letzte Nacht in Borridsø erleben. Normal besteht ein Shelterplatz aus nem Tisch, einer Bank, wer Glück hat dann mit Feuerplatz und dazu eine irgendwie überdachte Hütte, oder ein Stall. Mehr braucht es ja auch nicht. Aber das hier! Eine Rund angelegte Hütte mit Feuerstelle in der Mitte lädt am Abend dazu ein sich am liebsten in den Schlafsack zu legen und dem Feuer beim knistern zuzuhören. Dazu noch ein Toilettencontainer und Frischwasser das vom Dorf bewirtschaftet wird.
Diese Art von Plätzen ist viel zu wenig bekannt. Weil sich auch kaum ein Radfahrer freiwillig in diese hügelige Gegend verirrt. Da treffe ich mehr Urlauber die auf den umliegenden Seen und Dänemarks längstem Fluss Kanuwandern. In dem Kleinen Dörfchen Kleijtrup will ich zu Mittag anhalten. Mir wurde empfohlen hier auf einen Abstecher herzukommen. Auf den ersten Blick ein Familienausflugsziel. Überall quirlen Kinder umher, Eltern haben dennGrill ausgepackt und nebenan lockt ein Streichelzoo. Die eigentliche Attraktion liegt zu meinen Füßen. Die Welt auf 100 x 200m. Eingebettet in einen See bilden Sande die Wüsten, Steine die Gebirge und die Inseln ab und die Länder der Erde haben allesamt ihre Flagge bekommen. Der Aussichtspunkt könnte ruhig noch höher sein um die Welt zu überblicken. Ein sehr enthusiastischer Däne, Sören Pauolsen hatte hier langweilige Winter und baute sich selbst einen Zugschlitten um kleinere Findlinge von den umliegenden Feldern hier her zu ziehen, auf dem Eis zu platzieren und dann zu warten bis alles geschmolzen ist um es mit Erde, Sand und Wasserrinnen für die wichtigsten Flüsse der Welt zu befüllen. Heraus kam eine hübsche Weltkarte.
Dass die Welt schon einmal anders aufgeteilt war zeigen uns die Wikinger. Die haben nämlich das Flache Wasser der Nord und Ostsee perfekt beherrscht und ihre Festungen weit in die Fjorde ins Landesinnere gebaut weil ihre Schiffe wenig Tiefgang hatten. Gut für mich denn so habe ich nur einen kurzen weg und muss mich nur zwei weitere Hügel hoch kämpfen bevor ich schon wieder Pause machen kann. In Fyrkat haben Ausgrabungen eine alte Ringburg aus dem 10. Jahrhundert hervorgebracht. Dazu noch ein Druidengrab, allerlei Metallfunde zu Kriegszwecken als auch als Schmuck und heute hat man versucht die Langhäuser und die umliegenden Bauernhäuser so gut es die Experimentalarchäologie zulässt zu rekonstruieren. Aus der Wikingerzeit sind leider keine Originalfunde von Gebäuden mehr in Dänemark überliefert.
Nach dem Obligatorischen Eis - teuer aber immer noch billiger als Kuchen - kämpfe ich erneut zwei Stunden gegen den Wind. Er weht heute ungewöhnlich lange. Sonst geht er meist 19 Uhr schlafen. Wie zu Hause. Zum Schluss entscheide ich mich zu radikalen Mitteln. Lieber noch einen Kilometer mehr und dazu noch auf unbefestigten sandigen Feldwegen wo vorankommen auch nicht viel leichter ist als denn weiter gegen den Wind.
Hoffen wir mal dass sich das gelohnt hat.Read more
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- Thursday, August 1, 2024 at 9:05 PM
- ⛅ 17 °C
- Altitude: 68 m
DenmarkRubjerg Knude57°26’57” N 9°46’32” E
Leuchttürme anstatt Berge versetzen

Es hat sich gelohnt. Als ich an meinem Nachtplatz ankomme sind bereits zwei Frauen da und vier Ponys. Die beiden sind 3 Tage mit dem Karren quer durch Jütland unterwegs und wollen zwei der Ponys neu in das Gespann einlernen. Die vier haben natürlich nichts besseres im Sinn als den ganzen Tag zu fressen. Aber die sehen dennoch so süß aus!
Die beiden Frauen schätzen ebenso wie andere vor ihnen das kleine Örtchen Nibe sehr. Insbesondere die ansässige Eisdiele im Hafen. Eis in Dänemark ist zwar außerordentlich teuer dich die Dänen scheinen es zu lieben. Im Sommer sieht man kaum jemanden ohne ein Eis in der Hand laufen. Handgemachtes Milcheis ist nun mal aber auch etwas anderes als Softeis und Geschmacksverstärker. Ich fahre heute also erst recht spät weiter und genieße mit den beiden lieber noch einen Kaffee am Morgen. So zeitig steht hier in Dänemark nämlich niemand auf wenn er nicht ins Büro muss. Als die Eisdiele dann endlich öffnet dauert es tatsächlich keine zehn Minuten und die ersten zwanzig Mann sitzen mit einer großen Tüte Eis ringsum an den Tischen. Die Sorten sind nicht außergewöhnlich aber auch ich muss zugeben dass sich der Hafenbummel und der Weg bis dorthin gelohnt haben.
In Aalborg überquere ich den „Lindwurm“. Das Meer teilt hier Dänemark komplett in zwei Hälften auch wenn es nur aussieht wie ein Fluss. Aalborg selbst ist wieder mal eine Großstadt wie jede andere. Ich habe aber auch zum Ersten Mal dieses Jahr eine richtig schöne Kunstgalerie gefunden! Und jetzt zieht sich der Weg noch endlose 50km bis zum Supermarkt. Ich habe ja immer so gewisse Vorstellungen was ich gerne Essen möchte und dass es abwechslungsreich ist. Aber umgekehrt möchte ich jetzt auch nicht Tonnenweise mitschleppen auch wenn der Fahrradparkplatz selbst dafür ausgelegt wäre.
Grund für diese weite Strecke ist jedoch eine Wanderdüne die bereits ganze Dörfer aufgefressen hat. Die Nordsee frisst sich hier unentwegt in das Land hinein dabei überrollt sie Wälder, Häuser, ja sogar Kirchen, Friedhöfe und Leuchttürme. Rubjerg Knude ist so einer. Während die umliegenden Häuser binnen 30 Jahren von einer Wanderdüne vollends verschluckt wurden grub man den Leuchtturm wieder aus und versetzte ihn 70m ins Landesinnere weil sein Leuchtfeuer durch die Düne nicht mehr zu sehen war. Das ist fünf Jahre her und heute hat man schon wieder Angst dass das nicht ewig so hält. Man hat den Leuchtturm daher außer dienst gestellt. Bleibt die Frage: ist das Kunst oder kann das weg? Entscheidet selbst!Read more
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- Friday, August 2, 2024 at 6:15 PM
- ☀️ 19 °C
- Altitude: Sea level
DenmarkSkagens Rev57°44’52” N 10°39’16” E
Skågen

Aufstehen, waschen, frühstücken, Zelt trocknen - soweit notwendig. Darin habe ich wieder ganz gut Routine erlangt. Und noch etwas scheint mir in die Wiege gelegt zu sein. „Zur richtigen Zeit am Richtigen Ort zu sein.“ Zumindest auf Reisen gilt das wohl sehr oft. Es kostet viel Mühe jeden Tag die notwendigen Distanzen zurückzulegen. Aber ich muss feststellen dass viele sich damit begnügen mit dem Rad draußen unterwegs zu sein. Manchmal sogar noch mit Kofferradio. Anstatt aber den Sonnenuntergang zu gucken sind die Leute mit denen ich das Lager teile vorher schon vom Strand weg weil sie denken dass sie nachher im Halbdunkel den Weg nicht wieder finden. Sie schnarchten bereits genüsslich als ich gerade mal mein Zelt aufbauen wollte. Ich bin wie immer spät dran, ich weiß. Aber ich lass doch nach so viel Mühe nicht das Finale ausfallen.
Der Plan ist von der Nordsee zur Ostsee wieder überzusetzen. Dazu warten 60 km stures Radeln. Dann kann ich dort meine Taschen in einem Shelter einschließen und die letzten 20 km ans Ende der Welt kann ich dann mit leichtem Gepäck reisen. Oje, das Fahrrad ist ohne die Taschen ganz schön wackelig. Und es klappert! Morgen mache ich sofort wieder die Taschen ran.
In Skågen ist geografisch die Welt ziemlich zu Ende. Dafür hat sich das Dorf für seine Besucher ordentlich herausgeputzt. Alles ist in Gelb und weiß getüncht. Doch auch hier herrscht ein ewiger Kampf gegen die Wanderdünen. Eine Kirche in einem Vorort von Skågen hat ihn 1800 verloren. Samt Friedhof wurde sie entweiht und vom Sand verschüttet. Der Kirchturm war aber als Landmarke für die Seefahrer so wichtig dass er wieder aufgebaut und weiß getüncht wurde.der Rest liegt mittlerweile 20m unter dem Sand. Altar, Taufbecken, alles was man dem Teufel denn unfreiwillig aber mit Genugtuung überlassen wollte.
Noch einmal sind es ein paar Kilometer aus dem Dorf heraus. Ein altes Leuchtfeuer deutet darauf hin wie gefährlich die Landzunge und ihre Untiefen einst für die Seefahrer waren. Vom zweiten Weltkrieg ist auch hier sehr vieles mit Bunkeranlagen übersäht. Aber irgendwann trennt die Nord- und Ostsee nur noch ein drei Meter breiter Streifen der seicht im Wasser untergeht. Von Westen brausen die Wellen heran und ebben prompt ab weil es nicht um die Spitze geht. Hier stehe ich nun und habe nach 6 Tagen Dänemark bereits einmal längs durchquert. Neben den vielen Stoneman Titeln die ich beim Radfahren bereits tragen darf fehlt noch einer für den Aquaman oder so. Der der die Meere verbindet. Es ist ja schließlich auch nicht das erste Mal dass ich von einem Meer zum anderen fahre.
Eigentlich könnte die Reise hier zu Ende sein und ich kann mich getrost schon wieder auf den Heimweg vorbereiten. Aber bekanntlich geht es hinter dem Ende der Welt weiter und nur weil ich dieses eine Ende jetzt kenne habe ich längst noch nicht alle gesehen.Read more
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- April 26, 2025 - May 1, 2025
- 5 nights
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 453 m
GermanyIdar-Oberstein49°43’30” N 7°16’31” E
Geheimnisvolle Stadt der Edelsteine

Opale, Smaragde, Brillanten, Diamanten und viele mehr - was macht diese Steine so besonders? Ohne all das wäre Idar-Oberstein nur eine herkömmliche vom Wahnsinn der Stadtväter ruinierte Stadt irgendwo im Nirgendwo der Rheinländischen Pfalz. Schlaglöcher, leere Fußgängerzonen, verlassene Geschäfte. Doch gerade weil es hier schöne Steine überall im Berg gibt wird die Suche nach der Geschichte der Edelsteine eine interessante Schnipseljagd.
Die Arbeit bringt mich in die Region und erlaubt am Abend immer wieder Einblicke in einen ziemlich abgelegenen Fleck mitten in Deutschland. Wenige Ortschaften, großräumig umgeben von Militär und Truppenübungsplätzen der US-Armee, einer der kleinsten Nationalparks in Deutschland wurde hier aus dem Boden gestampft. Gerade mal 10km breit und 25 km lang erstreckt sich das Hunsrück über die höchsten Gipfel von Reinland-Pfalz.
Hier und da sind am Abend noch ein paar Hunde auf Ihrer Abendrunde. Auf einigen Parkplätzen haben holländische Camper es sich gemütlich gemacht. Aber sonst stelle ich fest dass hier nicht all zu viele Menschen unterwegs sind. Egal zu welcher Tageszeit. Nur wo sind sie denn alle?
Den letzen beißen die Hunte, sagt ein Sprichwort. Der Weg zum Edelstein ist lang und erschwerlich. Zumindest im ersten Anlauf am Sonnabend klappt es schonmal nicht in die Mine zu kommen und ich verschiebe die Welt der Reichen und Schönen lieber auf Sonntag. Stattdessen bekomme ich unerwartet am Morgen eine Torte spendiert. Gleich hinter den leeren Gassen der Stadt erhebt sich ein Fels mit Burgruine und mit einer Felsenkirche deren Inneres bis auf eine Fassade komplett in eine Höhle gebaut wurde. Hier erfahre ich auch vom Kupferbergwerk zu Fischbach.
Sage und schreibe bis bis zu 40% Ausbeute an Malachit und Kupfererzen hat die Mine zu ihren Besten Zeiten gefördert. Eine Moderne Mine schafft es selten über 0,5%. Die sechs Tagewoche kannte man hier bereits im 12 Jahrhundert. Wer jedoch zu spät kommt bekam Minenverbot und Gehaltsabzug für eine Woche oder er wurde gleich als Manifest am Galgen gehängt. Das spornt zur Arbeit an. Überall in der Region trieben die Bergleute Suchstollen in den Fels. Ein Mann, ein Jahr, ein Meter sagte hier der Volksmund. Die Arbeit war mühsam! Doch was wir heute unter Recycling und Sortentrennung kennen, das konnten die Vulkane vor Millionen Jahren!
Im Kaulenberg versteckt sich daher gleich nebenan kein einziges Stück Kupfer mehr, als denn vielmehr weiße und Violette Edelsteine. Die Leute waren bemüht den Stein möglichst immer im Ganzen zu behalten. Einmal aus dem Berg geholt konnte er geschliffen werden. Dafür gab es zu Hochzeiten 57 Edelsteinschleifereien entlang der Idar. Sie führten bis heute zu Wohlstand für die Region. Denn als der Ertrag im Berg nachließ fokussierten sich findige Handwerker auf den Edelsteinimport und das Schleifen ging bis heute weiter. Schöne Steine! Nur gut dass noch ein paar übrig sind.
Der Abend klingt nachher aus bei einem Konzert mit Lance Lopez. Da hätten sich die Bergleute früher auch gefreut.Read more
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- Sunday, June 22, 2025 at 11:19 AM
- ☀️ 14 °C
- Altitude: 2,934 m
GermanyGrainau47°25’16” N 10°59’11” E
Deutschland auf der Spitze

Trotz dass ich mich manchmal so beengt fühle gehört Deutschland zu den großen Ländern dieser kleinen Welt und so hat es auch einige Höhepunkte. Ein Ort an dem wohl jeder Bergliebhaber hier einmal gewesen sein sollte ist die Zugspitze. Doch meist ist sie in Wolken verhüllt oder wer es nur halbherzig angeht fährt mit der Bahn hinauf.
Doch was ein echter Bergfreund ist, der bereitet sich seelisch auf eine harte Probe vor. Am Abend vorher lockt mich das Johannisfeuer wieder einmal nach Ehrwald. Am löngsten Tag des Jahres stehen dort seit Jahrzehnten die Berge in Flammen. Hunderte Fackeln werden von Freiwilligen gezündet und bilden zumeist christliche Symbole aus den Bergen ab. Ich könnte meinen die Belohnung geht schon mal in Vorleistung damit ich sie auch noch genießen kann. Denn am nächsten Tag warten gut 2100 Höhenmeter auf mich. Hoch und so Gott will auch wieder runter.
Der Wecker braucht gar nicht zu klingeln. Nach gerade einmal vier Stunden Schlaf ist es ohnehin schon wieder hell. Bis dann der Rucksack gepackt und das Frühstück im Bauch verstaut ist vergeht die Zeit schnell. Es müssen ja auch viele Kalorien rein. Der Tag hat jede Menge Herausforderungen.
Noch schläft alles. Auf dem Campingplatz in Ehrwald schnarchen sie um die Wette. Und auch beim Aufstieg reichen nach einer Weile zwei Leute hinter mir aus die nicht einmal steil bergan endlich einmal ruhig sind, um davon zu laufen. Tief im Tal liegt noch der Morgennebel über den Feldern während ich die erste Pause an der Wiener-Neustätter Hütte einlege. In der Küche treffen sich gerade der Hüttenwirt, sein Companion und ein paar Leute die gestern beim Bergfeuer mitgeholfen haben. Der Companion erinnert mich sofort an Nepal! Wenn jetzt im Sommer Regenzeit ist gehen die Sherpas auf Wanderschaft und verdienen sich auf den Österreichischen Hütten ihr Geld. Der Sherpa freut sich und berichtet dass er aus der Everest Region für zwei einhalb Monate hier aushilft. Dann beginnt seine Saeson zu Hause bereits wieder. Die Touris am Everest sind selbst in der Regenzeit unermüdlich.
Statt dem höchsten Berg der Welt geht es heute jedoch nur um den höchsten in Deutschland und das unter vorgehaltener Hand auch noch von Österreich aus. Schnell noch mit zwei Bergsteigern absprechen was mich erwartet. ‚Der Stöpselzieher‘. Ja Ja , Ok, alles klar… an diesem Morgen schätze ich mich eigentlich nicht als leichtsinnig ein. Dennoch wartet auf mich eine 600m hohe Wand die ich in den nächsten zwei Stunden durchsteigen muss, sonst komme ich oben nicht an. Die Route habe ich mir gestern Abend im Mondschein auf der Karte ausgesucht da sie auf kürzestem Weg zum Gipfel führte. ‚Tja nee alles klar‘. Schnell das Klettergeschirr angezogen, den restlichen Krempel gut verstaut und die herausfordernde Kletterpartie kann beginnen. Ein Teil des Klettersteiges führt durch einen Tunnel. Bergsteiger sind kreativer als ich dachte. Wer also zuerst den Korkenzieher, dann den Stöpsel und danach die Himmelsleiter durchstiegen hat, der schafft den Rest auch noch.
Nach sechs Stunden erwartet mich zum Mittag das wohlverdiente Gipfelfoto. Doch dass hier über allen Gipfeln Ruhe herrscht ist Fehlanzeige. Stattdessen ein Schlange an Touris die mit der Seilbahn heraufgekommen sind. Die Zugspitze ist nun einmal gut erschlossen. Und leider finden auch viele Sonnenanbeter den Weg hier herauf die sich in ihren Kräften all zu sehr überschätzt haben. Hoffentlich nimmt sie eine Bahn wieder mit runter.
Ich schaue mir auf dem Abstieg einmal die deutsche Seite des Berges an. Kein Glettersteig, kein Seil, kein …. Gletscher mehr. Nur noch blankes Geröll! Was einst mal 60m starkes Eis war verliert in den nächsten fünf Jahren gänzlich seinen Gletscherstatus. Schon heute gibt es nur noch einen einzigen kleinen Gletschertümpel. Die Sonnalpin Hütte hat von irgendwo her Schnee aufgeschüttet damit die Leute im Hochsommer 20m rodeln können. Und sonst? Geröll. Über die nächsten zwei Stunden Geröll. Man könnte meinen der Schneeferner verkommt zu einem riesigen Steinbruch. Während es schon öde ist bergab zu laufen kommen mir am späten Nachmittag vereinzelt Leute entgegen. Je jünger desto eher fragen sie wie weit es noch ist. Die ganze Zeit sehe ich zudem das Gipfelhaus. Die Deutschen haben eben nie gelernt wie man Leute bei Laune hält - so bestimmt nicht. Und noch weniger als ich auf der Knorrhütte das Stück Kuchen nur ab 7,60€ bekomme. Leute! Gerade im Abstieg ist Kuchen wichtiger wie Wasser!
Der Tag und die gerade einmal 4 Stunden Schlaf zehren mittlerweile auch an mir. Ich will zurück nach Österreich. Nach dem ‚Gatterl‘ ist der Weg immer noch weit. Doch die Welt ist ein bisschen besser. Drei Murmeltiere kreuzen meinen Weg und lassen sich von mir nicht beim Abendessen stören. Aus dem Tal dringen die Kuhglocken zu mir herauf. Und ich habe diese endlose Geröllhalde hinter mir gelassen. Auf mich warten immer noch über 1.000 Höhenmeter.
Weit unten im Tal treffe ich auf einen Franzosen. Der hat gerade Wäsche gewaschen und in die Bäume zum trocknen gehängt. Er läuft frohen Mutes von Triest über Slovenien, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz und Frankreich zurück zu seiner Freundin. Über Stock und Stein. 100 Tage zu Fuß. Warum er das tut frage ich ihn? Schnell sind wir uns einig. Der Mensch braucht Ziele. Und er braucht Träume um die Ziele mit Leben zu füllen. Es muss nicht immer am Weitesten oder am Schnellsten zugehen. Hauotsache machen! Ein ganz gewöhnlicher Sonntag reicht aus mal eben auf die Zugspitze zu gehen und für sich selbst ein lang geträumtes Ziel zu verwirklichen.Read more