Die Kunst zu leben
besteht darin, zu lernen,
im Regen zu tanzen,
anstatt auf die Sonne zu warten.
Read more
  • Day 139

    Sete Cidades- und die beiden Vulkanseen

    November 16, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    Sete Cidades, die kleine Ortschaft am Fuße des Aussichtspunktes Vista do Rei (550m), sowie die beiden angrenzenden Vulkanseen Lagoa Azul (blauer See) und Lagoa Verde (grüner See) stellen mit Sicherheit einen der Höhepunkte eines Aufenthaltes auf São Miguel dar. Auch hierum- genau wie um viele andere Orte auf der Insel- ranken sich geheimnisvolle Sagen. So sollen sich an einer Brücke, die beide Seen miteinander verbindet, über Jahre hinweg eine Prinzessin und ein armer Hirte getroffen haben. Beide empfanden eine tiefe Liebe füreinander, die jedoch aufgrund der Standesunterschiede nicht gelebt werden durfte. Stattdessen wurde die Prinzessin gezwungen, einen fremden Prinzen zu heiraten und durfte ihren Geliebten nicht mehr wiedersehen. Ein letztes Mal trafen sich die zwei an ihrem gewohnten Platz und weinten bitterlich über ihr Schicksal. Dabei mischten sich die Tränen aus den blauen Augen der Prinzessin mit den Tränen der grünen Augen des Prinzen und gaben den beiden Seen ihre unterschiedliche Färbung. Das Paar hat sich nie mehr wiedergesehen- aber die Seen sind nun an dieser Stelle für immer miteinander vereint.

    An diese traurig-schöne Geschichte und ihre im Kern bis in die heutige Zeit anhaltende Realität denke ich, als sich unser Wagen die Straße hinunterschlängelt, geradewegs nach Sete Cidades, was an diesem Tag- und auch an vielen anderen Tagen im Jahr- wolkenverhangen ist und nur spärliche Ausschnitte der beiden Seen gewährt. Die wiederum präsentieren sich am frühen Vormittag in einheitlichem Grau und wollen so gar nicht zu dem berühmten Bild passen, das wir etliche Male auf hochglänzenden Reiseprospekten und Plakaten bewundert haben. Aber da es bekannterweise kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung gibt, machen wir uns auf eine Erkundigungstour durch den Ort und später am Seeufer entlang.

    Sete Cidades ist nicht sonderlich groß im Gegensatz zu riesigen Caldeira, dem Vulkankessel, in dem es liegt. Dieser ist mit über 12 km Umfang einer der größten der Azoren und ist im 15. Jahrhundert entstanden. Es muss sich um einen gewaltigen Vulkanausbruch gehandelt haben, in dem schier unvorstellbare Kräfte gewirkt haben. Angesichts der friedlichen, fast schon feierlichen Stille, die nun über dem See liegt, mutet das Szenario wirklich sehr surreal an. Auch die kleine neogotische Pfarrkirche verströmt eine tiefe Ruhe und wir schauen uns interessiert um. Der Brunnen vor der Kirche weckt unsere besondere Aufmerksamkeit- schließlich befinden sich im Brunnen symbolisch für Sieben Städte (Sete Cidades) sieben Pyramiden...eine ungewöhnlicher Anblick- und je nach Perspektive wirkt die Anordnung vollkommen unterschiedlich.

    Nachdem wir eine Weile am See entlanggelaufen sind, entdecken wir auch den Fußgängertunnel, von dem Andreas uns bereits erzählt hat. Dabei handelt es sich um einen früheren Wasserkanal, der durch die Kraterwand geschlagen wurde und der dazu diente, das Hochwasser bei Überschwemmung nach Mosteiros abzuleiten. Später benutzten dann vielfach die Dorfbewohner den Tunnel, um schneller nach Mosteiros zu gelangen. Auch heute gibt es wohl immer wieder Abenteuerlustige, die sich mit hohen Stiefeln und Taschenlampen bewaffnet durch den 2m hohen und schmalen Tunnel wagen. Auch mich hätte es gereizt- aber nach ein paar Metern wird mir dann doch mulmig zumute. Der winzige helle Punkt am Ende scheint sehr, sehr weit entfernt... Außerdem hatten uns andere Reisende bereits von ihrer Tunnel-Erfahrung berichtet und sind letztlich mit patschnassen Füßen wieder ans Tageslicht gelangt.

    Also setzen wir lieber unsere Wanderung trockenen Fußes am Seeufer fort und freuen uns über die Sonne, die sich zunehmend ihren Weg durch die Wolken bahnt.

    Am Nachmittag geht es dann hinauf zum besagten Aussichtspunkt Vista do Rei (Königsblick) am Kraterrand. Der Blick ist wirklich königlich- auf der einen Seite kann man von hier bei Sonnenschein das Farbenspiel der beiden Seen perfekt betrachten....auf der anderen Seite hat man Sicht auf das Meer. Welcher Ort kann das schon so leicht von sich behaupten?
    Read more

  • Day 139

    Kulinarische Top 3

    November 16, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    An dieser Stelle würde ich gerne mal etwas zu dem kulinarischen Angebot der Insel sagen....und unsere kleine, aber feine Hitliste aufstellen. Ein Wort vorab: die azorianische Küche ist aus unserer Sicht nicht wahnsinnig vielfältig oder raffiniert- für Vegetarier ohnehin kaum geeignet- dennoch ist sie frisch, herzhaft und meist sehr lecker. Und das vielerorts zu erstaunlich günstigen Preisen. Natürlich ist Fisch in allen Variationen überall sehr leicht zu bekommen, oftmals begleitet von Kartoffeln und Gemüse...

    Auf São Miguel gibt es jedoch ein ganz außergewöhnliches Nationalgericht, das seine Besonderheit im wahrsten Sinne aus dem Inneren der Erde bezieht. Es handelt sich hierbei um den "COZIDO"- den bei den Insulanern berühmten und gleichermaßen beliebten Fleischeintopf aus einem Vulkanerdloch. Für diesen Eintopf werden nur regionale Produkte verwendet: Kartoffeln, Möhren, Kohl und ein Mix aus Würstchen sowie Schweine, Rind- und Hühnerfleisch. Man deckt den Eintopf für die Zubereitung mit einem Leinentuch ab und versenkt ihn dann etwa 6 Stunden in einem eigens dafür vorbereiteten Erdloch. Dies geschieht meist in Furnas in der Nähe der heißen Quellen. Während der 6 Stunden Garzeit nehmen Gemüse und Fleisch die charakteristische "Vulkan-Räucher-Note" an, die dem Gericht sein einzigartiges Aroma und seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die im Dampf enthaltenen Mineralien. Wo und unter welchen außergewöhnlichen Umständen wir zu unserem ersten Cozido kamen, soll an späterer Stelle erzählt werden.

    Wovon wir in diesem Urlaub jedoch nicht genug bekommen können sind eher die etwas süßeren Vertreter unter den Nahrungsmitteln. Da ist zum Einen der MASSA SOVADA (süßes Brot)- ein unglaublich leckerer riesiger Hefekuchen, in den ich mich reinsetzen könnte- vor allem wenn er noch warm aus dem Backofen ist. In dieser Hinsicht gibt uns Andreas, der Vermieter, den entscheidenden Tipp: Jeden Mittwoch ist in der kleinen Bäckerei neben dem urigen Tante Emma Laden, "Massa-Tag". Das bedeutet, am besten in aller Herrgottsfrühe hinzuflitzen und sich seinen Kuchen zu sichern. Neugierig wie ich bin- und selbstverständlich auch frühstückshungrig- stehe ich also pünktlich morgens vor der Bäckerei und freue mich riesig, als die nette Ladeninhaberin mich erblickt und sich meiner persönlich annimmt. Sie ist eine ganz Liebe, erkennt einen schon nach kurzer Zeit wieder und unsere Verständigung auf "Spanglish" - einer abwechslungsreichen Mischung aus Englisch und Spanisch- läuft prima. Sie führt mich hinter das Gebäude in die großzügige Backstube, die schon vor der Tür einen herrlichen Geruch verströmt. Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt, als ich dann unversehens in der Backstube lande (in Deutschland vermutlich undenkbar), umgeben von gefühlt Hunderten von Massas, die in verschiedenen Größen und Variationen ofenfrisch vor mir stehen. In diesem Schlaraffenland hätte ich es ruhig noch länger aushalten können....aber Nancy wartet ja bereits...also wähle ich einen Massa aus- und der spätere Verzehr ist ein echtes Gedicht.

    Unangefochten auf Platz 1 stehen jedoch unsere BOLOS LÊVEDOS- es handelt sich ebenfalls um süße Brötchen, sogenannte portugiesische Pfannenbrötchen, Vom Aussehen her erinnern sie an fluffige Eierkuchen und sind ganz weich und sooo lecker. Am ersten Tag haben wir sie eher zufällig gekauft- und sie werden auf Anhieb zu unseren festen Begleitern. Nancy und ich witzeln häufig darüber, dass wir während der Reise drei Aussagen / Fragen besonders häufig stellen:

    1. "Irgendwas ist immer" (Strandtuch vergessen, Sonnenmilch vergessen, schmerzender Fuß/Arm/Kopf etc., Navi funktioniert nicht, Wanderkarte nicht dabei, Sonnenbrille schmutzig, Bad Hair Day, undefinierbare schlechte Laune,...)

    2. "Da hinten wird's schon wieder heller" (bezogen auf die ständig wechselnden Wetterlagen)

    3. "Haben wir noch genügend Bolos?" (selbsterklärend- die Frage vermisse ich daheim sehr, schnief)

    Anbei noch ein paar Bilder von unseren Köstlichkeiten. By the way- der einheimische Maracujalikör ist ebenfalls etwas ganz Feines, den wir uns zu besonderen Gelegenheiten schmecken lassen...
    Read more

  • Day 66

    Die Caldeiras von Furnas

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 23 °C

    An diesen Ort habe ich wahrhaft mein Herz verloren.

    In Furnas schlägt ein ganz besonderer Puls... vielleicht tatsächlich vergleichbar mit dem Herzschlag der Erde... Daran muss ich nämlich unweigerlich denken, als ich zum ersten Mal vor den rauchenden und dampfenden Fumarolen- den Caldeiras- am Ortsrand stehe und fasziniert den dumpfen grollenden Tönen lausche, die in regelmäßigem Rhythmus aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche dringen. Gleichzeitig wird noch jede Menge heißer Schlamm mit "ausgespuckt"- alles hier ist lebendig, kraftvoll und erneuert sich ständig.

    Obwohl wir nach dem langen Tag bereits ziemlich müde und erschöpft sind, so wirkt dieser ungewöhnliche Ort unglaublich vitalisierend und wohltuend. Nirgendwo sonst ist die vulkanische Aktivität der Insel so sichtbar und fühlbar wie hier in Furnas. Die aufsteigenden Schwaden vernebeln einem im wahrsten Sinne die Sicht auf den dahinterliegenden Ort und die umgebenden Berge- im nächsten Moment werden sie jedoch vom Wind schon wieder in eine andere Richtung gezogen und gewähren so stetig wechselnde Perspektiven.

    Es ist einmalig schön und unglaublich friedlich.

    Die Sonne steht nun tief am Horizont und wirft bereits lange Schatten. Nachdem wir uns noch ein Eis gegönnt und die Dampfquellen von Furnas ausgiebig in uns aufgenommen haben, verabschieden wir uns für heute erstmal von diesem Ort- wollen aber auf jeden Fall noch einmal für einen ganztägigen Ausflug wiederkommen, Schließlich wartet hier noch einiges darauf, entdeckt zu werden...
    Read more

  • Day 66

    Der schönste Miradouro der Insel...

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 25 °C

    ...ist für uns beide zweifellos der Miradouro da Ponta do Sossego!!!

    Er liegt im Osten, unterhalb der Stadt Nordeste ganz in der Nähe von Pedreira. Im Laufe des Tages sind wir immer mehr der Sonne entgegen gefahren und jetzt am späten Nachmittag leuchtet die ganze Landschaft in satten Farben unter einem wolkenlosen Himmel. Wir haben gar keine allzu große Erwartung, als wir in Richtung des Aussichtspunktes laufen- und sind dann wirklich überwältigt von dem traumhaften Blick auf den tiefblauen Ozean, den 887m hohen Pico Bartolomeu und den Küstenabschnitt Lombo Gordo. Der Miradouro ist terrassenartig angelegt- unzählige Blumenbeete und Sträucher säumen die Wege. Wir halten uns bestimmt fast eine Dreiviertelstunde hier auf- hätten aber wirklich auch noch viel länger bleiben können... Auch hier wieder: etliche Picknick- und Grillmöglichkeiten.

    Also Fazit: Platz Eins auf unserer persönlichen Miradouro-Hitliste!
    Read more

  • Day 66

    Ribeira dos Caldeirões

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach der kurvenreichen Strecke von Chá Gorreana an so manch beeindruckendem Miradouro vorbei erwartet uns kurz vor Achada ein Picknickplatz, wie er schöner nicht sein könnte. Auch wenn er für Touristen künstlich aufgehübscht wurde und das Café nicht wirklich überzeugen kann, so lässt es sich doch herrlich an den Wasserfällen und im nahegelegenen Bachtal umherwandern. Auch hier zeigt sich die Natur wieder von ihrer üppigen Seite; überall blühen leuchtende Blumen, recken sich Palmen dem Himmel entgegen und lachen Farne zwischen feucht glänzenden Moosen hervor.

    Wie übrigens auf der ganzen Insel, findet man auch hier zahlreiche kleine Grillhütten und Grillgelegenheiten vor, an denen am Wochenende oft die Einheimischen mit der ganzen Familie und / oder Freunden einen ausgedehnten Nachmittag und Abend verbringen. Ganz anders als in Deutschland, wo sich das Leben ja überwiegend drinnen bzw. im eigenen Garten oder auf dem Balkon abspielt. Ich persönlich mag diese unkomplizierte und fröhliche Lebensweise der Südländer sehr gerne und werde in einem späteren Beitrag noch einmal darauf zu sprechen kommen.

    Die Besonderheit von Ribeira dos Caldeirõs besteht zudem in den weit über das Tal verteilten Wassermühlen, deren Inneres auch besichtigt werden kann. Alles in allem ein gelungener kleiner Abstecher und Erholungsort.
    Read more

  • Day 66

    Teeplantage Chá Gorreana

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 24 °C

    Unterwegs in den Osten der Insel immer an der Küste entlang, passieren wir so manche Sehenswürdigkeit. So z.B. auch die Teeplantage Chá Gorreana, die zusammen mit ihrer Nachbarplantage Chá Porto Famoso und der im englischen Cornwall gelegenen Plantage Tregothnan zu den einzigen Teeplantagen Europas zählt.

    Wir entschließen uns zu einer Besichtigung der Plantage, die 1883 gegründet wurde und auf der sowohl Schwarzer als auch Grüner Tee sowie mittelfermentierter Tee hergestellt werden. 40 - 50 t sind es ungefähr im Jahr. Die sauren Lehmböden rund um die Teefabrik dienen als Voraussetzung für den aromatischen Tee, von dessen angenehm zarten Geschmack wir uns bei einer Teeprobe im Inneren der Fabrik selbst überzeugen. Wir erfahren, dass bei der Teeherstellung keinerlei Pestizide verwendet werden und der Tee aufgrund seines geringeren Gerbsäureanteils sehr beliebt ist. Weitgehend wird er aber auf den Azoren selbst getrunken, da der Export ins Ausland zu kostenintensiv ist.

    In den Fabrikhallen, die für die Besucher geöffnet sind, findet man viele alte Maschinen aus England vor. Im oberen Stockwerk werden die Blätter vorgewelkt; im Anschluss fermentiert. Danach folgt die maschinelle Trocknung und Reinigung. Zu guter Letzt wird wirklich noch von Hand gesiebt und dann verpackt.

    Wir genießen die angenehme Wärme der an ein Museum erinnernden Produktionsstätte und bewundern die zahlreichen Bilder an den Wänden, auf denen man einiges von der Geschichte der Planatage erfährt und Fotos von Arbeitern anschauen kann, die die Pflanzungen von Hand nachschneiden.

    Nach einem kurzen Besuch eines kleinen Verkaufsladens zieht es uns wieder ins Freie. Es besteht für Besucher die Möglichkeit, eine zweistündige Rundwanderung um die Plantage zu machen- da wir aber noch weiter in den Osten wollen, gehen wir gemütlich auf dem Pfad eine halbe Stunde spazieren. Die sanft gewellten grünen Hügel sind wirklich ein sehr besonderer schöner Anblick, bei dem man sich fast ins ferne China oder Indien zurückversetzt fühlt. Aber auch wenn es nicht so scheint, sind wir tatsächlich noch immer mitten in Europa!
    Read more

  • Day 37

    Tagesausklang in der Caldeira Velha

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌙 21 °C

    Zum Ausklang des Tages sollte uns heute noch etwas ganz Besonderes erwarten...Zwischen Ribeira Grande und dem Lagoa do Fogo liegt nämlich die Caldeira Velha- ein Wasserfall an einer kleinen Lagune, in der man schwimmen kann. Da unmittelbar am Eingang ein freier Parkplatz regelrecht auf uns wartet, zögern wir nicht lange und beschliessen, uns den Wasserfall inmitten der herrlich grünen Vegetation anzuschauen. Die Badesachen sind natürlich eh immer dabei.

    Nach der Hitze des Tages und den teilweise doch recht langen Fahrstrecken tut die angenehme Kühle des üppigen Waldes, den wir nun betreten, sehr gut. Es ist wunderschön hier...die Bäume spenden Schatten, überall sprießen Farne und andere exotische Pflanzen aus dem Boden und wo man hinhört gurgelt und plätschert es. Meist handelt es sich um kleine Bächlein und heiße Quellen, die hier die Landschaft durchströmen. Die Sonne steht bereits tiefer, so dass das Licht nahezu golden wirkt und ich fühle mich in dieser fast schon märchenhaft schönen Umgebung gelöst und entspannt.

    Auch Nancy gefällt es wahnsinnig gut- durch ihren Sonnenbrand kann die Ärmste aber noch immer nicht ins Wasser und das ist natürlich in einer solchen Umgebung doppelt gemein. Ich verspreche ihr aber hoch und heilig, dass wir definitiv nicht zum letzten Mal an diesem Ort sind und sie beim nächsten Mal auf jeden Fall ebenfalls zum Schwimmen kommen wird. Das Leben kann echt manchmal unfair sein.

    Zunächst schlendern wir aber erstmal umher und schauen uns die weiteren heißen Quellen an. In einem Becken brodelt und dampft es- hier ist Baden streng verboten, da es sich laut Hinweisschild um kochendes Wasser handelt. Die blubbernde graue Masse wirkt aber auch in der Tat nicht einladend.

    Ein Stückchen weiter unten hingegen genießen Leute in einem weiteren Becken das heiße Wasser; dahinter plätschert ein Bach entlang.

    Der eigentliche Wasserfall befindet sich noch ein Stück weiter oberhalb- über rostbraune Felsen ergießt sich das lauwarme, eisenhaltige Wasser in die darunterliegende kleine Badelagune. Ich beschließe sofort, mich umzuziehen und wenig später tauche ich in das erfrischende Nass ein. Egal wohin man blickt- man sieht nur Grün, glitzerndes Wasser, Licht, das sich zwischen den Zweigen der Bäume bricht....mmmmmh....herrlich.

    An dieser Stelle soll noch kurz etwas gesagt sein- auf São Miguel empfiehlt es sich nämlich unbedingt, alte oder dunkle Badekleidung mitzunehmen. Das eisenhaltige Wasser färbt nämlich alles ein, und die Flecken sind kaum wieder rauszukriegen. Zum Glück hatte ich diese Info rechtzeitig gelesen und so plantsche auch ich in einem uralten, ausgeleierten Bikini durchs Wasser und fühle mich dennoch großartig!

    Auch Nancy, die sich ein lauschiges Plätzchen im Schatten gesucht hat, kann sich dem Zauber dieses Ortes kaum entziehen, auch wenn ihr das Baden heute versagt bleibt.

    Erstauntlich finde ich, dass man fast das Gefühl hat, alleine an diesem wunderbaren Ort zu sein- obwohl die Caldeira von so vielen Touristen frequentiert wird. Aber sie scheinen sich alle irgendwie über das Gelände zu verteilen. Hinzu kommt, dass wir schon nach 17 Uhr haben...vielleicht spielt auch das eine Rolle.

    Nun ja- das Gefühl des Alleinseins stellt sich im nächsten Becken dann doch nicht mehr so ganz ein, was zweifellos mit den wesentlich angenehmeren und wärmeren Temperaturen zusammenhängt. Hier kann man sich sehr viel länger genussvoll im warmen Wasser aalen- ganz wie in der heimischen Badewanne... Das gefällt nicht nur mir, sondern definitiv auch einigen anderen Besuchern, mit denen ich friedlich zusammen in dem ziemlich kleinen Becken hocke. Aber kaum schließe ich die Augen oder blicke in die mit Farnen bewachsenen Hänge, gerät alles andere schon in den Hintergrund....

    Am Ende des Tages sind wir uns einig, dass wir soeben ein kleines Stück vom Paradies gefunden haben.
    Read more

  • Day 37

    Weiter geht's...zum Lagoa do Fogo

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌬 19 °C

    Noch während wir unser Essen am Strand genießen und die Atmosphäre schöner nicht hätte sein können, erspähe ich wie sich die Berge des unweit gelegenen Höhenzuges "Serra de Água de Pau" immer mehr aus den Wolken herausschälen und wieder kommt mir etwas aus dem Reiseführer in den Sinn...Kann es sein, dass eine Fahrt hinauf ins Gebirge lohnenswert erscheint, sobald die Sendeantennen auf dem höchsten Punkt sichtbar sind? Ich glaube ja- und lese es kurz darauf nach.

    Stimmt.

    Der weitere Plan ist also unschwer zu erahnen- es geht rauf in die Serra de Água de Pau! Dieser Höhenzug trennt Ribeira Grande im Norden (was wir uns für ein anderes Mal aufheben) von Vila Franca do Campo im Süden. Die Straße ist gut ausgebaut und schlängelt sich immer weiter ins Gebirge hinauf. Unser Renault Clió mit gefühlten 50 PS schnauft und schnauft den Berg hinauf, wir fahren immer höher und die Aussicht auf Ribeira Grande und die nähere Umgebung wird immer besser und eindrucksvoller. Unterwegs kommen wir an einigen geothermischen Kraftwerken vorbei, aus denen weiße Dampfwolken aufsteigen. Diese Art von Kraftwerken findet man regelmäßig auf der ganzen Insel vor. Sie wandeln Erdwärme in Elektrizität um, was zu den umweltfreundlichsten Möglichkeiten der Energiegewinnung zählt.

    Ab und zu legen wir Fotostopps an einigen der zahlreichen Miradouros (Aussichtspunkte) ein. Natürlich sind wir dabei nicht allein- sehr zu unserem Leidwesen manchmal- aber so ist es halt nun mal unterwegs. In allen möglichen Positionen wird geposed und gestrahlt was das Zeug hält. Und kaum hat man mal einen Winkel erwischt, aus dem es sich gut fotografieren lässt, schiebt sich schon der nächste Touri-Hintern durchs Bild. Verglichen mit den Massen in anderen Reisedestinationen allerdings, ist es aber noch eher milde und einigermaßen erträglich. Aber die Einsamkeit der Berge- die ich so sehr liebe- ist es ehrlich gesagt gerade nicht, nun ja.

    Weiter geht's- und zum Glück sind scheinbar gerade weniger Leute unterwegs. So kommt es, dass wir hinter der nächsten Biegung ein leuchtendes Blau in der Tiefe der Berge ausmachen- das kann nur der Kratersee Lagoa do Fogo sein, was übersetzt übrigens "Feuersee"; nicht "Nebelsee" bedeutet. Wobei der Nebel vermutlich sogar besser gepasst hätte, da man den See gar nicht so oft zu Gesicht bekommt. Auch heute ziehen immer wieder Nebelschleier über die grünen Hänge und verhüllen den See zeitweise, bevor die Sicht wieder freigegeben wird.

    Es ist schon fast ein majestätisches Gefühl, den feinen kühlen Nebel auf der Haut zu spüren und zu riechen, zu sehen wie er weiter zieht, alles auf eine gewisse Weise "weichzeichnet" und so die Landschaft ständig kontrastiert, manche Dinge hervorhebt und andere wiederum den Blicken entzieht.

    Der See schimmert in wunderschönen, verschiedenen Farben- mal azurblau, dann eher flaschengrün...seine Ufer leuchten weiß hervor und am liebsten würde ich kopfüber hineinspringen, so einladend schaut er aus. Leider ist die Entfernung zu groß. Aber ich bin sehr dankbar, dass wir überhaupt einen Blick erhaschen dürfen, da dies wohl tatsächlich gar nicht allzu häufig vorkommt.

    Den anderen Reisenden scheint es ähnlich zu ergehen- der See strahlt etwas sehr Besonders, Kraftvolles aus, genau wie die sattgrünen Hänge und Moose ringsumher. Eine feierliche Stille ist eingetreten- die Menschen stehen da und beobachten das Naturschauspiel. In der Ferne sieht man zudem das Meeresblau am Horizont- es ist ein sehr erhebender Moment. Einer der schönsten der Reise und es fällt mir schwer, wieder ins Auto zu steigen...

    Auf dem Pico da Barrosa (947m) genießen wir noch einmal einen fantastischen Blick auf den See und müssen uns dabei regelrecht gegen den eiskalten böigen Wind stemmen, der die Nebelschwaden hier rasant vorantreibt... Er nimmt einem regelrecht die Luft zum Atmen und lange kann man nicht stehenbleiben- also flitzen wir schon bald zurück ins warme Auto!
    Read more

  • Day 37

    Inselerkundung: Santa Barbara

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌬 23 °C

    Heute steht uns der Sinn nach einer weiteren Erkundungstour der Insel- nachdem wir "unseren Teil" doch jetzt schon recht ausgiebig beschnuppert haben. Das Navi lassen wir bewusst ausgeschaltet, da wir einfach mal schauen wollen, wohin es uns zieht...wobei ich natürlich den ein oder anderen "Point of interest" bereits im Hinterkopf habe.... Aber wir wollen ja spontan sein! Für São Miguel gilt generell, dass sich ein Mietwagen sehr auszahlt, auch wenn es im Vergleich zu anderen Urlaubsländern ein etwas teurerer Spaß ist. Dennoch sieht man auf diese Weise einfach mehr und kann flexibel (um)entscheiden, wohin es geht, was mit einem Bus nicht so ohne weiteres möglich wäre.

    Wir nehmen diesmal die Route über Ponta Delgada und starten erneut unter einem bedeckten Himmel, der aber im Laufe des Tages immer weiter aufklaren sollte. Heute kann man schon viel mehr Landschaft sehen als noch im dicken Nebel während unserer Hinfahrt. Die Ortschaften sind relativ klein mit meist weißgekalkten oder auch bunt getünchten Häuschen, oftmals mit ein paar wenigen Straßenzügen, einer Kirche und einzelnen Geschäften im "Tante Emma"-Stil. Alles wirkt ländlich, rustikal und eher ruhig. Immer wieder kann man feststellen, dass die Feuchtigkeit auch in die Häuser kriecht und die Einwohner da wohl gewiss zu kämpfen haben. Einige Gebäude wirken mitunter doch recht verwittert und abgeblättert. Aber es passt optisch vollkommen ins Landschaftsbild und gibt dem Ganzen irgendwie einen gewissen Charme.

    Ein Dorf geht meist nahtlos in das nächste über- hin und wieder verirren sich auch Tiere auf die Fahrbahn- gerade um João Bom selbst laufen gerne mal ganze Rinderherden an und auf der Straße entlang. Hier gilt es aber, einen kühlen Kopf zu bewahren- die Tiere sind Fahrzeuge offenbar gewohnt und laufen wie selbstverständlich an einem vorbei; ganz ohne das Auto zu berühren! Beim ersten Mal hab ich noch einen ziemlichen Schreck bekommen- aber man gewöhnt sich schnell daran. In Deutschland würde ich vermutlich nicht so ruhig bleiben, wenn ich plötzlich mit meinem Auto mitten in eine Horde Kühe geraten würde...Aber im Urlaub ticken die Uhren ja bekanntlich anders.

    Fast schon in Ponta Delgada, der Inselhauptstadt angekommen, überlegen wir kurz, ob wir hier halten sollen, entschließen uns aber doch zum Weiterfahren. Der Roadtrip macht Freude, die Straßen sind relativ leer und es bereitet uns Vergnügen, immer wieder neue Landstriche zu entdecken. Im Norden scheint es zudem heute heller zu sein, also wählen wir die Route durch die Inselmitte nach Ribeira Grande. Ein Schild mit der Aufschrift "Praia de Santa Barbara" kurz vor Ribeira Grande macht uns neugierig und ich meine gelesen zu haben, dass es sich hierbei um einen der schönsten Strände der Insel handelt. Tatsächlich finden wir eine weit geschwungene feinsandige Bucht vor, an deren Ende sich ein imposanter Felsvorsprung befindet. Hohe Wellen brechen sich am Ufer und einige wenige vorwitzige Schwimmer und auch Surfer wagen sich ins Wasser. Eine angenehme Brise weht uns um die Nase, als wir unseren Strandspaziergang beginnen und so genießen wir es, eine Weile am Meer entlangzulaufen und die Weite des Horizonts und das Rauschen der Wellen in uns aufzunehmen.

    Da die Zeit hier aber insgesamt zu verfliegen scheint, meldet sich schon bald unser Magen und wir schauen uns nach einem passenden Lokal um. Der Strand ist glücklicherweise nicht bebaut- man kann hier also herrlich liegen und schwimmen- aber am Anfang befindet sich ein hübsches Strandlokal namens "Tuká Tulá", in dem wir uns dann auch niederlassen. Der Blick auf den Atlantik ist wunderschön und der Service ist hier ebenfalls sehr angenehm. Der Kellner empfiehlt uns eine Platte mit frischem Fisch, Gemüse und Salat. Zur Feier des Tages (wir finden eigentlich jeden Tag was zum Feiern) gönnen wir uns als Vorspeise noch einen superleckeren, butterweichen Käse- eine Spezialität der Azoreninsel Terceira. Dazu gibt es Baguette und einen Bananen-Dip- hierbei bin ich zunächst skeptisch... Banane und Käse- ah ja....Aber kaum dass ich es probiert habe, bin ich richtig angetan- ich hätte nie gedacht, dass die Kombi so lecker ist. Ich hätte mich insgesamt in das Essen hineinsetzen können, und auch Nancy ist ganz begeistert.
    Read more

  • Day 11

    Klippenwanderung João Bom

    July 11, 2016 in Portugal ⋅ ☀️ 22 °C

    Um die Gegend um João Bom und Mosteiros noch näher zu erkunden, entschließen wir uns heute zu einer Rundwanderung um die Anhöhe Mafra. Praktischerweise verläuft der Wanderweg unmittelbar am Casa Lurdes entlang, so dass wir mühelos den Anfangspunkt unserer heutigen Tour erreichen bzw. strenggenommen schon dort sind.

    Nancy ist noch etwas mitgenommen vom gestrigen Tag- obwohl es zwar größtenteils bedeckt war und wir nicht wirklich ein Sonnenbad genommen haben, setzt ihr die Intensität der Sonne in diesen Breiten noch mehr zu als mir. So kommt es, dass sie trotz LSF 50 unter einer ziemlich unangenehmen Mischung aus Sonnenbrand und Sonnenallergie zu leiden hat. Gemeinerweise muss ich dennoch schmunzeln, als sie nahezu komplett verhüllt das Haus verlässt- aber sie scherzt ebenfalls über ihr ungewohntes Spiegelbild und nach einer Weile ist ihre anfänglich gedrückte Stimmung wieder verflogen.

    Hatte mir am Vortag die Katze mit ihrem Auftauchen eine solche Freude bereitet, so freundet sich Nancy am heutigen Tag mit einem Hütehund an, der ganz in der Nähe hübsche, schwarz-weiß gefleckte Kühe beaufsichtigt. Mir ist dieser stumme Geselle allerdings nicht ganz geheuer, denn er folgt uns wirklich ein längeres Stück des Weges und lässt uns keinen Millimeter aus den Augen. Zwischendurch rede ich mir ein, dass er uns vielleicht ebenfalls nur beschützen will- aber insgeheim bin ich erleichtert, als ich ihn beim nächsten Umdrehen nicht mehr erkennen kann. Später habe ich in meinem Reiseführer gelesen, dass die Hütehunde teilweise wirklich nicht ganz ohne sind....also war mein Unwohlsein wohl doch nicht so völlig unbegründet...

    Es ist ein herrlicher Tag heute- die vier Jahreszeiten haben sich definitiv mal auf SOMMER geeinigt...und die Sonne lacht vom Himmel auf uns herunter, als wir an den steilen Felswänden entlang und durch kleine Wäldchen hindurch dem schmalen Pfad folgen, der uns in ca. 2,5 Stunden rund um die Anhöhe Mafra zurück nach João Bom zurückbringen soll. Der Pfad ist wirklich wunderschön und gewährt immer wieder Ausblicke auf die Küste und das tiefblaue Meer unter uns. Die Kontraste mit der leuchtend grünen Landschaft lassen einem das Herz aufgehen, und alles ist so unglaublich ruhig und friedlich. Man hört keine Geräusche außer den eigenen Schritten auf dem Kies, dem Plätschern einer Quelle in der Nähe und zwitschernden Vögeln. Das Rauschen von Autos oder die Geräusche von Maschinen, die andernorts so oft die Stille unterbrechen, sucht man vergebens.

    Dafür ist es mittlerweile ganz schön heiß geworden und wir drapieren Nancys Kleidung doch noch mal um, damit sie nicht zusätzlich noch einen Hitzeschock bekommt.

    Irgendwann stoßen wir auf die im Wanderführer beschriebenen weiß-grünen Gebäude in einer Felswand, die der Trinkwasserverteilung dienen. In deren Schatten lässt es sich auf einer Mauer wunderbar aushalten und wir packen nun erstmal unser Picknick aus. Hoch über Mosteiros genießen wir den schattigen, fast schon kühlen Ort und bleiben bestimmt fast eine Dreiviertelstunde lang einfach so sitzen.

    Der weitere Weg mündet schließlich nach einigen Biegungen und Steigungen in einen Feldweg ein, der direkt am Fuße des Pico da Mafra vorbeiführt und geradeaus weiter nach João Bom führt.

    Der restliche Tag gehört nun ganz dem paradiesisch schönen Garten....Mit einer guten Tasse starkem Kaffee, Zimtkeksen sowie einem dicken Schmöker machen wir es uns auf den Liegen gemütlich und die einzige Frage, die uns heute noch beschäftigen wird, ist: Selber kochen? Oder doch lieber essen gehen?

    Wir entscheiden uns fürs Essengehen im Restaurante "Gazcidla" in Mosteiros. Auch wenn das Lokal optisch nicht unbedingt viel hergibt und der Speiseraum eher nüchtern gehalten ist, so überrascht uns dennoch die gute Qualität des Essens bei ausgesprochen günstigen Preisen....sehr zu empfehlen! Da wir die ersten Gäste des heutigen Abends sind, bekommen wir zudem einen Platz mit Blick auf den Sonnenuntergang zwischen den Felsen von Mosteiros. Das gleißend helle Licht ist fast schon so stark, dass man eigentlich im Restaurant eine Sonnenbrille tragen müsste- darauf haben wir aus Gründen der Eitelkeit dann aber doch verzichtet.
    Read more

Join us:

FindPenguins for iOSFindPenguins for Android