Via de la Plata

May - June 2019
A 36-day adventure by Jana Read more
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  • Day 11

    Gesellschaft

    May 21, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Gestern Abend bin ich mit Louis noch im Garten der Herberge gesessen und wir waren so ins Gespräch vertieft, dass wir erst um 12 Uhr bemerkt haben, dass es schon längst Schlafenszeit wäre. Bis ich dann endlich im Bett war, war es bereits 1 Uhr und um 6:30 Uhr klingelte bereits wieder der Wecker. Soll mal einer sagen, pilgern sei keine harte Arbeit!

    Heute standen 30 km an. Der fehlende Schlaf machte sich schnell bemerkbar, denn ich hatte ziemliche Startschwierigkeiten und üble Kopfschmerzen. Nach 11 km kam ich in ein Dorf, setzte mich in eine Bar und blieb dort erstmal eine Stunde sitzen. Danach lief es zum Glück immer besser. Zum Mittagessen setzte ich mich unter den einzigen Baum weit und breit und ass meine übrig gebliebenen Erdbeeren und zwei Müsliriegel. Man kommt irgendwie mit ziemlich wenig aus, wenns sein muss.

    Das Tagesziel lag heute anscheinend an einem Stausee, allerdings war bis zum Schluss nicht ganz klar, ob die Herberge überhaupt offen ist. Ca. 8 km vor dem Ziel holte mich Louis wieder ein und wir liefen das letzte Stück noch gemeinsam. Leider wird es wieder zunehmend heisser und die letzte Stunde hatten wir echt zu kämpfen. Irgendwann erreichten wir endlich die Herberge und siehe da, da sassen so viele Pilger draussen, wie ich noch nie auf dem Weg gesehen habe. Und das absolut im Nirgendwo. Ausser der Herberge ist hier gar nichts.

    In der Herberge heute habe ich dann auch endlich die erwartete Menge an Deutschen getroffen, die fehlten ja auf der bisherigen Strecke fast vollkommen, Junge Leute waren abgesehen von Louis aber noch immer keine dabei.

    Den Rest des Abends verbrachten wir mit Essen, Trinken, Klatschen und Tratschen mit allen Leuten. Das war echt richtig richtig schön. Zum Abschluss gab es noch einen richtig kitschigen Sonnenuntergang.
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  • Day 12

    Zurück im Sommer

    May 22, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    Die kühleren Tage sind vorüber. Der Sommer ist zurück und damit auch wieder die Temperaturen über 30 Grad.

    Heute war ein wunderbarer Tag. Nur 20 km standen auf dem Plan. Endlich wiedermal Zeit, ein bisschen auszuruhen. Natürlich erlaubt das auch, am Morgen ein bisschen länger liegen zu bleiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück lief ich dann um 8:30 Uhr los. Der Weg heute war wunderschön. Ich würde sogar behaupten, die bisher schönste Strecke bis jetzt. Der Weg wurde hügeliger, urchiger und hatte mehr Kurven und gegen Schluss auch ein Waldstück, was alles viel abwechslungsreicher und dadurch auch interessanter und kurzweiliger erscheinen liess.

    Im ersten (und einzigen) Dorf auf der Strecke machte ich eine Pause in einer Bar und dann holte mich mal wieder Louis ein. Die zweite Hälfte haben wir dann wieder gemeinsam gemeistert und alle älteren (also alle 😂) Pilger überholt.

    Am Nachmittag haben wir uns schön entspannt. Viele der Pilger von gestern waren auch heute wieder im gleichen Dorf. Die Gesellschaft tut echt gut.

    Ab Morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt, um den heissen Temperaturen so gut es geht auszuweichen. Bei einer 30 km Strecke ist dies leider nur bedingt möglich.
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  • Day 13

    Dummheit

    May 23, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    "Jana?!"
    "Hmm"
    "Are you awake?"
    "Mmmh"
    "You know what time it is?"
    "Hm-mm"
    "It's 8 o'clock!"
    "WHAAAAAAT?!?!?!"

    So schnell wie heute bin ich noch nie aufgestanden! Innerhalb von einer Viertelstunde war ich bereit zum Abmarsch. Müsliriegel rein und los. Viel, viel zu spät. Um diese Uhrzeit in dieser Hitze 30 km anfangen zu wollen, ist echt nicht die schlauste Idee.

    Normalerweise kann man sich auf den morgendlichen Lärm der Mitpilger verlassen. Aus diesem Grund stelle ich nur noch selten ein Wecker. Meistens wache ich sowieso auf, wenn alle ihre Rucksäcke am Packen sind. Heute war das nicht so.

    Louis ging voraus, ich folgte, habe ihn aber schnell aus den Augen verloren. 20 km ging es bis zum ersten Dorf und ich hatte fast kein Essen mehr dabei. Die Strecke zog sich unglaublich. Heute habe ich auch mal wieder bemerkt, wie wichtig die Stimmung ist, um so einen Tag zu überleben. Ein guter Start in den Tag ist definitiv etwas anderes, und so bemerkte ich relativ schnell, wie die Laune zunehmend schlechter wurde. Ausserdem schmerzte mein Fuss wieder. Dann sah ich endlich das Dorf vor mir. Umso schlimmer, wenn es dann noch eine Stunde geht, bis man dieses endlich erreicht.

    In Galisteo habe ich dann erst einmal eine Stunde Pause gemacht. Um 14 Uhr ging es dann weiter in der Hitze. Immerhin haben die Schmerzen wieder aufgehört. 10 km folgten noch, die zum Glück auch irgedwann geschafft waren.

    Die alten, deutschen Männer haben wir heute alle zurückgelassen. Don und Christopher sind auch noch mit uns mitgezogen. Ausserdem habe ich heute auf dem Weg Fernando wiedergesehen. Der war anscheinend die letzten Tage immer einfach ein Dorf hinter uns und hat uns heute wieder eingeholt.

    Morgen müssen wir 40 km laufen bis zum nächsten Dorf. Dazwischen gibt es keine Bar, kein Brunnen, gar nichts. Das wird ein harter Tag. Der Wecker ist auf 6 Uhr gestellt. Dieses Mal darf der nicht verschlafen werden!
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  • Day 14

    Die Leere im Kopf

    May 24, 2019 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute habe ich bemerkt, wie unterschiedlich die beiden Caminos sich in meinem Kopf anfühlen. Über die offensichtlichen Unterschiede habe ich schon viel erzählt: andere Landschaften, andere Leute, weniger Leute, weniger Herbergen etc.

    Aber auch mental könnten die beiden Wege nicht unterschiedlicher sein. Auf dem Camino del Norte habe ich viel Zeit damit verbracht über alles mögliche nachzudenken. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Hier denke ich gar nichts mehr nach. Echt spannend. Und mir ist das auch erst aufgefallen, als ich bemerkt habe, dass mir nichts Spannendes mehr einfällt, was ich hier erzählen könnte. Und dann ist mir wieder etwas eingefallen, worüber ich auf dem Norte lange mit Elena diskutiert habe. Dass man bei so einer Reise vielleicht gar nicht zu viele Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft verschwenden sollte, sondern einfach versuchen soll, völlig im Moment zu sein. Jeden Moment zu erleben, wie er ist.
    Und ich glaube, das ist genau das, was hier mit mir passiert, ohne dass ich das bewusst so gelenkt hätte. So tiefe Gedankengänge wie auf dem Norte habe ich nämlich praktisch keine mehr.

    Heute standen 38 km auf dem Plan. Zum Glück haben wir dieses Mal einen Wecker gestellt (und ihn auch gehört). Die erste Hälfte war schnell geschafft, die zweite zog sich ins Unendliche. Am Morgen war der Weg ein absoluter Traum und die Landschaft sah aus, wie man sie sich aus dem schönsten Film vorstellen würde. Dieser Morgen war einer der schönsten Abschnitte der letzten Monate (Camino del Norte inklusvie)! Am Nachmittag liess das leider wieder nach, die Schmerzen kamen zurück, die Motivation sank und so auch das Tempo.

    Als ich dann endlich ankam, ging mein erster Gang in die Apotheke, um Voltaren zu holen. Danach war Duschen angesagt, Essen und ab ins Bett!
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  • Day 15

    Szenenwechsel

    May 25, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 17 °C

    Auf der heutigen Etappe wechselten wir von der Provinz Extremadura nach Castilla y Leon, was die dritte von vier Provinzen ist, die man auf der Via de la Plata durchläuft. Mit dem Übertritt in die nächste Provinz wechselte auch die Landschaft schlagartig.

    Da heute nur 22 km auf dem Plan standen, haben wir heute schön ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt. Um 8:30 Uhr lief ich dann los. Ganz langsam. Ich hatte auch überhaupt keinen Stress mit Ankommen, denn im Dorf von unserem Tagesziel ist absolut nichts abgesehen von der Herberge und einer Bar. Das langsame Gehen war wahrscheinlich auch der Grund, dass ich heute keine Schmerzen im Fuss hatte. Das muss ich mir merken.

    Die ersten 10 km liefen noch der Strasse entlang, waren absolut hässlich und teilweise ziemlich gefährlich. Im Dorf Baños de Montemayor gab es dann eine ausgiebige, zweistündige Pause mit Louis und danach meisterten wir die darauffolgenden 12 km noch gemeinsam. Kaum aus dem Dorf raus, überquerten wir eine Strasse und traten in einen dichten, kühlen Wald ein. Mit so was hat vermutlich keiner gerechnet. Darauf folgten 12 km, die an eine wunderschöne, schweizerische Voralpenlandschaft erinnern. Alles grün, hügelig und abwechslungsreich. Neben uns ragten Berge in die Höhe, die sogar noch mit einigen Flecken Schnee bedeckt waren. Mit so hohen Bergen hätte ich hier gar nicht gerechnet.

    Da wir immernoch ziemlich früh dran waren, trödelten wir gemeinsam die Hügel rauf und runter und kamen kurz nach 14 Uhr in der Herberge an.
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  • Day 16

    Das Hörbuch

    May 26, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 17 °C

    Auf einem Camino verbringt man generell den Grossteil des Tages nur mit Laufen, was eigentlich sehr schön ist. Natürlich gibt es aber auch Phasen - und daraus muss man gar kein Gehemnis machen - in denen alles ein bisschen schwieriger ist. Sei es weil man müde Beine hat, man endlich ankommen will, oder weil man halt einfach nicht immer super gut gelaunt sein kann. In solchen Phasen erlaube ich mir jeweils, ein bisschen Musik zu hören. Es gibt viele Skeptiker unter den Pilgern, die das vehement ablehnen. Ich bin aber der Meinung, dass das mein Camino ist, und ich den gehen kann, wie ich es will. Mir hilft die Musik extrem, um mich zu motivieren und mein Tempo wieder ein bisschen auf Trab zu bringen. Und wenn ich halt die Vögel mal eine Stunde weniger am Tag zwitschern höre, dann seis drum.

    Gestern hatte ich die Idee, mir doch mal ein Hörbuch runterzuladen und statt der Musik dieses zu hören. Entschieden habe ich mich für Ken Follets "Säulen der Erde", das ich sowieso schon lange mal lesen wollte. Gesagt, getan. Ich habe mich dann so auf dieses Buch gefreut, dass ich heute die ganze 20 km Strecke lang an diesem Hörbuch gehört habe. Die Geschichte ist super. Das Laufen aber furchtbar.
    Ich war so in die Geschichte vertieft, dass ich sowohl das Laufen, als auch die Landschaft um mich herum komplett ausgeblendet habe. Ich habe also nicht bemerkt, wie langsam ich eigentlich gelaufen bin. Ich habe auch nicht bemerkt, dass ich einen falschen Abzweiger genommen habe. Und ich habe auch nicht bemerkt, was mein Blutzucker in dieser Zeit gemacht hat. Ich habe aber folglich sehr schnell bemerkt, dass Hörbuch hören auf dem Camino nichts für mich ist. Dann bleibe ich also doch bei meiner gelegentlichen Dosis Musik.

    Auch heute hatten wir mit den 20 km nochmals einen sehr kurzen Tag. Am Nachmittag hatte ich sogar Zeit für einen Mittagsschlaf, den ich dringend benötigt habe. Meine Beine fühlten sich heute an wie nach einem 40 km Marsch. Morgen und Übermorgen sind es nochmals jeweils 27 und 24 km bis nach Salamanca, wo die Hälfte des Weges erreicht ist. Danach habe ich hoffentlich genügend Pause gehabt, um bis nach Santiago wieder aufs Gaspedal drücken zu können.
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  • Day 17

    Die Taxifahrer

    May 27, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Morgen erreichen wir Salamanca und damit auch die Hälfte der Via de la Plata. Unter den Pilgern spürt man, wie sich langsam ein Gefühl des Genügens einstellt. Die Motivation sinkt ein bisschen, es wird immer mehr gejammert und vor allem: es wird immer mehr Taxi gefahren. Das Taxi Fahren hat mittlerweile ein Ausmass angenommen, das für mich echt unverständlich ist. Hat jemand ein paar Blasen, nimmt er das Taxi. Hat jemand Knieschmerzen, nimmt er das Taxi. Hat jemand keine Lust, 10 km auf Asphalt zu laufen, nimmt er das Taxi. Hat jemand keine Lust, über den nächsten Hügel zu kraxeln, nimmt er das Taxi.

    Meine Meinung ist immer noch, dass wenn man nicht mehr laufen kann, halt einen Tag aussetzen muss. Gleich aufzugeben, würde für mich niemals in Frage kommen. Ich weiss, dass ich das nicht verurteilen sollte, aber ich bemerke gleichzeitig auch, dass es mich anfängt runterzuziehen. Wenn am Abend 10 Pilger um den Tisch sitzen und ich weiss, dass 6 davon mit dem Taxi gekommen sind, ist das echt nicht mehr so lustig.

    Heute war ich den ganzen Tag mit Louis und dem Deutschen Christoph unterwegs. Wir sind neben Fernando noch die einzigen, die heute gelaufen sind. Das war echt ein schöner und lustiger Tag. Wir haben uns einfach gegenseitig in dem bestärkt, was wir hier tun und dass uns Taxi fahren nicht glücklicher machen würde. Im Gegenteil.

    Morgen werde ich extra früh loslaufen, um die 24 km nach Salamanca schnell hinter mich zu bringen und ich mir die Stadt anschauen kann. Soeben habe ich mir gerade ein Einzelzimmer in einem Hotel reserviert, auf welches ich mich schon riesig freue!
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  • Day 18

    Salamanca

    May 28, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 17 °C

    Salamanca ist erreicht. Die Hälfte der Via de la Plata ist geschafft. Das Einlaufen in Salamanca hat sich fast besser angefühlt wie in Santiago. Da stand ein älterer Herr am Stadtrand und hat geklatscht, als ich vorbeigelaufen bin. Ein anderer fing sogar an mit mir zu reden und konnte kaum glauben, dass ich diesen Weg alleine durchziehe.

    Um 12 Uhr kam ich in die Stadt, bezog mein Hotelzimmer, nahm eine Dusche und legte mich noch kurz aufs Bett. Danach traf ich mich mit Louis und Christoph in einer Tapas Bar und wir gingen die Stadt und ihre wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigen. Salamanca ist definitiv eine Stadt, wo ich wieder einmal hinreisen würde!
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  • Day 19

    Der Traum

    May 29, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 17 °C

    Man könnte meinen, man schläft nirgendwo so gut wie in einem Hotel. Also im Vergleich zu gewöhnlichen Herbergen natürlich. Meine Nacht in Salamanca aber war schrecklich. Um 2 Uhr in der Nacht bin ich aufgewacht und mir war richtig übel. Wieso weiss ich eigentlich bis jetzt nicht. Als ich dann wieder eingeschlafen bin hatte ich den schlimmsten Traum. Im Traum wurde ich mit Krebs diagnostiziert. 4 Wochen wurden mir noch gegeben. Schweissgebadet bin ich aufgewacht und wusste in den ersten Sekunden nicht, was Wahrheit und was Traum war. Der Traum wirkte so echt, dass er mich noch den ganzen Tag beschäftigt hat. Den ganzen Tag habe ich überlegt, was ich machen würde, hätte ich tatsächlich nur noch 4 Wochen? Mit wem würde ich Zeit verbringen? Natürlich kommt man da auf keine schlüssige Antwort, aber nur schon 37 km lang darüber nachzudenken ist echt sehr aufschlussreich.

    Der Weg war heute weniger anstrengend als ursprünglich angenommen. Auf der Karte sah es erst aus, als ob man die gesamte Strecke auf der Strasse laufen muss. Es hat sich dann aber herausgestellt, dass sich neben der Strasse ein Pfad befindet. Das macht die Strecke nicht unbedingt schöner, aber definitiv angenehmer als auf dem Apshalt zu laufen.

    Heute haben wir in der Herberge ENDLICH ein junges, amerikanisches Paar kennengelernt. Aisha und Cameron. Ich schätze sie auf Anfang 30. Die beiden haben ein paar Tage Pause gemacht in Salamanca und sind mit uns wieder eingestiegen.

    Nach dem fantastischen Abendessen (Nudelsuppe mit Muscheln und danach Hühnchen und Salat) nahm uns der Hospitalero mit auf seine Weide. Wir fuhren da etwa eine Viertelstunde hin mit dem Auto. Auf der Weide befinden sich 8 Jungpferde. Ich bin ja gar kein Pferdefan, aber die waren echt süss und gar nicht schüchtern. Was für ein tolles Erlebnis!
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  • Day 20

    The last (wo)man standing

    May 30, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Fast seit Beginn der Via de la Plata war ich mit Louis unterwegs. Wir haben jetzt schon so viele Leute hinter uns gelassen. Sei es aufgrund Verletzungen, Taxifahrten oder einfach fehlender Motivation für lange Strecken. Überholt wurden wir so viel mir ist noch von niemandem.
    Irgendwie schweisst es zusammen, wenn eine einzelne Person die einzige Konstante ist im momentanen Pilgerleben. Alle anderen Leute sah ich bis jetzt nie mehr als ein paar Tage.

    Heute hat es Louis genommen. Bis mittags habe ich nichts von ihm gehört, was sehr ungewöhnlich ist, denn er findet selten den Weg beim ersten Anlauf. Also habe ich mich bei ihm gemeldet und erfahren, dass er im Bett liegt, nichts im Magen halten kann, die ganze Zeit heiss und kalt hat und sein Kopf hämmert. Ich tippe auf Sonnenstich.

    Somit hat es auch den letzten genommen und ich bin wieder alleine unterwegs. Klar kenne ich ein paar Leute hier, aber niemand von denen macht meine Distanzen (oder ist in meinem Alter).
    Einerseits ist das ein doofes Gefühl, andererseits (und das soll jetzt nicht arrogant klingen) fühl ich mich im Moment ziemlich stark und motiviert. Seit der Halbzeit in Salamanca hat sich irgend ein Schalter umgelegt, der die Kilometer nur so dahinschmelzen lässt.

    Heute bin ich in Zamora angekommen, eine der letzten grösseren Städte vor Santiago. Jetzt muss ich das Stadtleben noch ein bisschen geniessen, bevor es wieder raus in die Kuhdörfer geht.
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