• Petra Hielscher
jul. 2020 – mar. 2021

Mein Sabbatical

Acht Monate Auszeit - Neues entdecken, Perspektivwechsel, intensive Erfahrungen machen, Abenteuer, inspirierende Erlebnisse und Begegnungen Leer más
  • Strandleben südlich von Rom

    22 de septiembre de 2020, Italia ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach der Übernachtung in Montopoli bin ich unentschlossen, wohin ich weiter fahren soll. Die Idee, Rom zu besichtigen, lasse ich erst mal fallen, da ich darauf heute keine Lust habe. Die Wettervorsage für diese Woche ist in weiten Teilen Italiens gemischt mit hohem Gewitterrisiko, wenngleich mit weiterhin sommerlichen Temperaturen. Zunächst fahre ich Richtung Süden, Richtung Napoli. Ich merke jedoch, dass ich etwas fahrmüde bin, außerdem gibt es an der Amalfiküste keine Camper-Stellplätze. Kurzerhand beschließe ich, südlich von Rom an den Strand auf einen Campingplatz in der Nähe von Anzio zu fahren. Die Straßen werden zunehmend schlechter, das Fahren wird sehr anstrengend über kaputte und holprige Landstraßen. Ich bin sehr froh, als ich endlich ankomme!

    Der Campingplatz Parco della Gallinara ist zwar sehr groß, jedoch schön gestaltet und naturbelassen im Küstenwäldchen mit viel Schatten. Hier ist fast nichts betoniert, überall Naturboden und viele Bäume. Der Campingplatz ist nur dünn besetzt, ich kann mir problemlos einen für mich passenden Stellplatz aussuchen.

    Dann geht’s gleich mal zum Strand. Hier ist auch kaum was los, auf der weiten Sandfläche verteilen sich ein paar Leute. Die Zeit verbringe ich genüsslich mit Nichtstun, dösen, Wind und Sonne spüren und nachdenken. Zwischendurch ein Eis auf die Hand vom nahegelegenen Strandcafé. Das Abendessen nehme ich später dort ebenfalls ein. Das dazugehörige Restaurant entpuppt sich als wirklich feines Fischlokal, ich esse ein Tartar von Thunfisch und gegrillte Gamberis und Scampis.😋

    Der nächste Morgen begrüßt mich mit leichtem Regen. Ist halb so schlimm unter den Bäumen, außerdem kommt bald auch die Sonne dazu raus. Bei meinem Morgenkaffee am menschenleeren Strand sehe ich über dem Meer einen kleinen Regenbogen. Das ist mal wieder eine wunderschöne Stimmung!

    Als ich zurückkomme, entdecke ich viele Ameisen im Camper oben bei meinem Bett! 😬 Woher die wohl kommen und welchen Weg sie sich gesucht haben? Jetzt wird mir klar, was die weißen Spuren auf dem verlassenen Nachbarplatz bedeuten - Ameisenpulver! Ok, das werde ich heute auch noch besorgen.

    Als erstes radle ich daher zum nächsten Supermarkt, der Campingeigene hat auch schon geschlossen für dieses Jahr. Ich fülle meinen Lebensmittelvorrat mal wieder auf. Dann wird der Wagen ameisensicher gemacht mit dem Pulver, das ich um den Wagen herum ausstreue. Naja, das ist bestimmt nicht Bio, aber die Aussicht, mit Horden von Ameisen im Camper zu hausen, behagt mir gar nicht!

    Den Nachmittag verbringe ich am Strand bei schönem Wind und Sonnenschein, im Meer, Lesen, Yoga und Dösen. Was gibts Schöneres? Ich genieße es jedenfalls und erhole mich so auch gut vom Autofahren.😊

    Abends möchte ich mal wieder grillen. Diesmal dünn geschnittenes Hühnerfilet. Es ist schon eine Herausforderung, die Kohle zum Glühen zu bringen. Ich verbrauche letztlich den kompletten Grillanzünder. Dann klappt es jedoch sehr gut - das Hühnerfilet schmeckt sehr lecker! Inzwischen ziehen Gewitter heran, es grummelt ordentlich und das Wetterleuchten nimmt zu. Ich beschließe daher, mal wieder unten zu schlafen und nicht um Dachzelt 🤷‍♀️
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  • Von der Westküste an die Adria zurück

    24 de septiembre de 2020, Italia ⋅ 🌙 23 °C

    Nachdem an der Westküste für diese Woche viele Gewitter vorhergesagt sind, beschließe ich, wieder Richtung Adria zu fahren. Das ist das Schöne mit dem Camper - ich kann jederzeit abreisen , wieder neu entscheiden und den Standort wechseln.😃

    Am Morgen der Abfahrt herrscht heftiges Gewitter, so dass ich erstmal bis zur Mittagszeit im Campingbus „festsitze“. Glücklicherweise hatte ich schon vorher alles reingeräumt und das Dachzelt eingefahren. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich mehrere Tage bei so einem Wetter unterwegs wäre, fühlt sich das echt ungemütlich an. Man ist eingepfercht auf engem Raum und kann nichts mehr trocknen. Camping funktioniert halt doch nur gut bei einigermaßen stabilem Wetter - das finde ich zumindest! Ich kann mich noch an einen Zelturlaub 1989 in Portugal erinnern. Da hatten wir auch heftiges Gewitter und viel Regen, so dass wir im Anschluss erst mal eine Ferienwohnung gemietet haben 😉.

    Ich fahre dann erneut durch die Abruzzen, die Wolken hängen tief, es regnet immer wieder. Als ich an der Ostküste ankomme, sind auch hier Gewitter. Sie ziehen jedoch schnell ab und es wird noch ein schöner Abend.

    Auf dem Campingplatz „Led Zeppelin” (😆), der mit dem Calypso-Campingplatz verbunden ist, habe ich große Auswahl. Was ich nicht wusste - die Eisenbahnlinie führt direkt vorbei! Das ist hier so in diesem Teil der Adria - der Zug fährt in der Nähe des Meeres entlang. Das behagt mir erstmal gar nicht. Ich bekomme den Stellplatz, der am weitesten von der Eisenbahnlinie entfernt ist und daher direkt am Strand liegt, juhu! Da mein Stromkabel nicht ausreichend lang ist, versetze ich den Wagen noch einen Platz weiter nach innen. Jetzt nutze ich einfach 2 Plätze, ist ja niemand sonst da!

    Nebenan “wohnt” ein älterer Italiener aus Umbrien. Er lebt hier von Mai/Juni bis zur Schließung des Campingplatzes am 30.9. Ich glaube, er nutzt drei Stellplätze mit Wohnmobil, Wohnwagen und großem Vorzelt. Abends läuft der Fernseher. Es sieht bei ihm wirklich voll eingerichtet aus. Er ist sehr freundlich und hilft mir beim Rangieren zwischen den Bäumen und mit dem Stromkabel. Ich packe mein Italienisch wieder aus, das macht Spaß! Eine kleine Unterhaltung bekomme ich noch hin.

    Ansonsten geht auch hier die Saison dem Ende entgegen, auf dem Campingplatz ist kaum noch was los. Das hätte ich so ausgeprägt nicht erwartet. Es fühlt sich jetzt doch auf Dauer etwas zu einsam an für mich, fürs Eremitendasein bin ich definitiv nicht geschaffen! Das ist auch eine Erfahrung und Erkenntnis. Naja, ich mache das Beste draus und versuche, so gut es geht, auch unter Menschen zu kommen.😌

    Nach dem Abendessen in der Campingeigenen Pizzeria schlafe ich wieder sehr gut in meinem Dachzelt. Ich schaue in die Pinien und den Sternenhimmel und höre das Meeresrauschen ganz nah. Dass ab und zu auch ein Zug “vorbei rauscht“, stört mich dann doch gar nicht.

    Der Morgen begrüßt mich mit Sonnenschein. Aus dem Dachzelt heraus kann ich die Sonne zwischen den Pinien auf dem Wasser blitzen sehen. Da hält mich nichts mehr! Ich mache mir einen Kaffee, nehme meinen Campingstuhl, setze mich an den Strand und schaue auf das Meer in der Morgensonne. Was gibts Schöneres?! Eine traumhafte Morgenstimmung! Ich hole mir dann noch meinen Campingtisch dazu und genieße mein Frühstück am Strand, das ist Luxus pur! 😃😎🏖
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  • Radeln entlang der Palmenriviera

    24 de septiembre de 2020, Italia ⋅ 🌙 21 °C

    Nach der wunderbaren Morgenstimmung beim Frühstück erledige ich noch ein paar „Haushaltstätigkeiten“ wie z.B. T-Shirts waschen. Danach packe ich meine Fahrradtasche, denn heute möchte ich gern die Küste entlang radeln. Es soll hier überall gut ausgebaute Radwege geben.

    Mein Ziel ist Grottamare und San Benedetto del Tronto. Ich finde bald den Radweg, der mich zwischen Cupra Maritima und Grottamare direkt am Meer entlangführt, wie schön! Ich sehe etliche Bagni am Meer, die jedoch kaum noch Kundschaft haben. Da stehen Hunderte von ungenutzten Sonnenschirmen und -halterungen, unglaublich. Das Wetter ist herrlich sommerlich, der Radweg läßt sich sehr einfach fahren.

    In Grottamare komme ich an vielen alten Villen aus dem 19. Jahrhundert vorbei. Damals entstand hier exklusiver Badetourismus, es ging jedoch vor allem um das „Sehen und Gesehen werden“. So baute wohl jeder seine Sommervilla immer noch aufwändiger und verspielter - ich sehe Türmchen und Erker und bunte Wandmalereien. Davor stehen häufig große Palmen. Der Radweg ist hier generell mit vielen Palmen gesäumt - daher der Name „Palmenriviera“.

    Jetzt ist Zeit für eine Pause am Meer! Meine Badesachen habe ich dabei. Das Wasser ist herrlich, die Temperatur genau richtig für mich, sandiger unkomplizierter Boden im Meer, leichte Wellen, das macht Spaß! Danach gibts Picknick am Strand.

    Nach ca. 2 Stunden radle ich weiter Richtung San Benedetto del Tronto. Ich komme an Hafenanlagen und Yachthafen vorbei. Gerade rollt auf einer großen Konstruktion eine riesige Luxusyacht vorbei. In San Benedetto gibt es einen langen Fuß-/Radweg zu einem Leichtturm vorbei an verschiedenen Kunstwerken. Besonders beeindruckt mich eine Gruppe aus Stein, die aufs Meer schaut. Und ein großer eiserner Ring mit Vögeln. Der Weg ist wirklich toll angelegt und die Aussichten aufs Meer und dem Horizont sind fantastisch!

    Dann radle ich wieder zurück zum Campingplatz, um mir mein Abendessen zuzubereiten. Heute gibt es als Vorspeise Insalata Caprese mit frischem Büffelmozarella und Spaghetti als pesto. Den Büffelmozarella (aus der Frischetheke) und das frische Pesto (nicht aus dem Glas!) hatte ich mir noch an der Westküste gekauft. Es schmeckt alles sehr lecker.😋 Da ich kein Basilikum habe, nehme ich als grüne Farbe Peperoncini. Ich decke mir den Tisch wieder am Strand - warum soll ich nicht davon profitieren, dass mein Stellplatz um die Ecke ist? Der italienische Signore nebenan dürfte sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass ich immer wieder Tisch und Stühle hin und her trage, haha.
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  • Wiedersehen mit den Cinque Terre

    26 de septiembre de 2020, Italia ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach den schönen Tagen an der Palmenriviera geht es für mich langsam wieder in den Norden, zumal hier jetzt auch Gewitter angesagt sind. Ich verabschiede mich vom italienischen Signore nebenan und seiner Frau, die für ein langes Wochenende zum Putzen und Aufräumen angereist war. Der Signore selbst bleibt noch bis zum Schließtag des Campingplatzes. Das ist echt eine sehr ungewöhnliche Lebensform und Paarbeziehung, denke ich. Hauptsache, es passt und ist stimmig für beide, sie wirken jedenfalls entspannt.

    Ich beschließe, den nächsten Stop in den Cinque Terre einzulegen. Ich liebe diese Dörfchen, die Lage und Küstenform! Die Autofahrt ist sehr entspannt und führt durch wunderschöne Landschaften. Von den Marken fahre ich durch Umbrien am großen Trasimenischen See vorbei, dann geht’s durch die Toskana.

    An einer Raststätte, an der ich einen Espresso trinke, habe ich ein besonderes Erlebnis. Zuerst rutscht mir das Herz in die Hose und dann finde ich es sehr amüsant! 😃 Zwei Polizisten kommen auf mich zu und erklären mir in bemüht langsamem und deutlichen Italienisch, dass ich hinten an meinem Fahrradträger ein rot-weißes Schild benötige. Sie fragen mehrmals nach, ob ich alles verstehe. Uups! Das wusste ich nicht, obwohl ich jetzt schon fast zwei Wochen durch Italien kurve, haha. Ganz ehrlich! 😉

    Sie erklären mir, dass ich keinen Strafzettel bekomme, wenn ich mir ein solches Schild gleich hier an der Tankstelle kaufe. Ok, mache ich. Die Verkäuferin ist auch sehr nett und fängt an, mir beim Befestigen behilflich zu sein. Kai hat zum Glück jede Menge Gummiriemen in seinem Wagen! Dann kommen die Polizisten wieder vorbei. Ich rufe ihnen zu in gebrochenem Italienisch und mit Augenzwinkern: Ist jetzt alles ok? Ich brauche Ihre Hilfe beim Befestigen! Haha 😂 Ein Polizist legt mit Hand an, dann sind sie zufrieden und ich auch!

    Ich hatte mir spontan einen Campingplatz in Levanto ausgesucht. Als ich dort ankomme, denke ich, dass ich auf einem anderen Stern bin. Hier ist die Hölle los - alle Parkplätze voll, Massen von Menschen laufen herum - ich war zwei Wochen etwas komplett anderes gewöhnt! Am ersten Campingplatz ist alles belegt, am zweiten auch - in Levanto ist die Lage aussichtslos.

    Es ist inzwischen 18 Uhr und ich möchte gern vor Einbruch der Dunkelheit noch einen Stellplatz finden. Kurzerhand mache ich kehrt und fahre wieder zurück auf die Autobahn. Im Ort Deiva Marina versuche ich erneut mein Glück. Hier scheint es deutlich entspannter! Ein familiärer kleiner Campingplatz in Terrassenlage hat für mich noch einen Platz frei - schön, ich freue mich!

    Nachdem ich mich kurz eingerichtet habe, fahre ich mit dem Zug nach Manarola. Ich liebe dieses Dörfchen - hier haben Udo und ich zwei einwöchige Urlaube verbracht und im familiengeführten Hotel Ca d‘Andrean gewohnt - wirklich empfehlenswert!

    Heute abend ist es windig, kurz davor hat es geregnet. Das stört mich nicht! Ich laufe durchs Dorf durch kleine Gässchen und steile Treppen in der Dunkelheit, besuche altbekannte Plätze und genieße die Stimmung und die Aussicht aufs Meer. Die kleinen Fischerboote liegen wie vor vielen Jahren immer noch entlang der Hauptgasse des Dorfes, ansonsten gibts ja hier keinen Platz dafür. Der Mond bildet eine Lichtstraße auf dem Meer - einfach wunderschön!

    In einem der kleinen Lokale esse ich zu Abend - marinierte Sardellen und Spaghetti mit Meeresfrüchten. Dazu den Weißwein aus den Cinque Terre. Kurz nach neun verlassen fast alle anderen Gäste das Lokal, sie möchten wohl den nächsten Zug bekommen. Ich bin um kurz nach zehn die Letzte, die das Lokal verlässt, die Angestellten sind auch schon startbereit😉. In der Bar gegenüber gibts noch einen Grappa. Da sind noch etliche Leute, vermutlich überwiegend Einheimische. Ich schlendere nochmal zum kleinen Bootshafen und Meer hinunter und fahre dann mit dem Zug gegen 23.20 Uhr nach Deiva Marina zurück. Das ist das Schöne hier - mit dem häufig fahrenden Zug ist alles sehr unkompliziert!
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  • Frühstück in Deiva MarinaBahnhof von RiomaggioreManarolaCorniglia

    Höhenwanderweg nach Corniglia

    27 de septiembre de 2020, Italia ⋅ ☁️ 15 °C

    Ich habe keine feste Planung für die Cinque Terre. Beim Frühstück überlege ich mir, wie ich den Tag heute gestalten möchte. Sehr gern möchte ich nochmal Manarola sehen und auch wandern. Nachdem hier ja recht viele Touristen unterwegs sind, möchte ich den relativ einfachen Hauptwanderweg durch de Cinque Terre lieber vermeiden. Also entscheide ich mich für den Höhenwanderweg über Volastra ins nächste Cinque Terre-Dorf Corniglia.

    Nach einem sehr gemütlichen Morgen fahre ich mit dem Zug nach Riomaggiore, das letzte Dorf der Cinque Terre. Ich stelle allerdings fest, dass der Wanderpfad zwischen Riomaggiore und Manarola gesperrt ist. Also Planänderung! Da es zwischen den beiden Dörfern keine echte Alternative gibt, bleibt nur der Zug. Daher fahre ich eine Station zurück nach Manarola, das geht ja hier alles einfach!

    Ich laufe durch das Dorf nach oben vorbei an dem netten Hotel, in dem Udo und ich zweimal übernachtet haben. Der schöne Garten mit den Zitronenbäumchen ist auch noch da. Die Sonne scheint, es ist warm, wenngleich nicht mehr hochsommerlich. Da es inzwischen schon früher Nachmittag ist, habe ich auch schon wieder Hunger. Mein Vesper esse ich dann noch in den Höhenlagen von Manarola an einem schönen Aussichtspunkt an der Kirche 😉😋.

    Eine ältere Dame, der ich begegne, ist sehr verärgert, dass ich keine Maske trage. Ich bin verdutzt, ich bin doch draußen? Dann frage ich bei einem Restaurant nach. Tatsächlich gilt hier Maskenpflicht auch draußen. Ok, ich kann es auch gut verstehen. Hier sind auf relativ engem Raum viele Menschen unterwegs. Das leuchtet mir ein.

    Dann wandere ich recht steil durch die Weinberge bergauf. Ein paar Wanderer sind unterwegs, es ist jedoch nicht sehr voll. Immer wieder gibt es wunderbare Ausblicke auf die Küste! An ein paar wenigen Stellen ist der Weg etwas ausgesetzt und führt über felsigen Untergrund schmal am Hang entlang.

    Es macht wieder mal großen Spaß, durch diese tolle Landschaft oberhalb der mit Weinreben bewachsenen Hänge zu wandern! Dann kommt Corniglia in Sicht, dass sich auf einem Felssporn oberhalb des Meeres drängt. Der Ort selbst ist nicht so attraktiv wie Manarola oder Vernazza, finde ich. Das liegt auch daran, dass er sich nicht zwischen den Rebhängen Richtung Meer öffnet.

    Was toll ist, ist jedoch die Aussicht von der sundowner Bar! 😎🍹 Ich ergattere ein heißbegehrtes Tischchen, hihi, Glück gehabt! ;) In dieser location trinke ich den obligatorischen Aperol Spritz. Nebenan sitzen zwei Frauen aus Süddeutschland. Wir kommen ins Gespräch, das ist sehr nett. Eine der beiden ist auch schon häufig alleine mit dem Camper unterwegs gewesen. Ich selbst habe auf meiner Reise keine andere alleinreisende Frau auf den Campingplätzen gesehen.

    Ich genieße den wunderschönen Sonnenuntergang in dieser herrlichen Lage! Und beschließe, in Corniglia noch etwas zu essen. Es gibt Miesmuscheln, sehr lecker! 😋

    Mit dem Zug fahre ich wieder zurück nach Deiva Marina - das war ein richtig schöner Tag mit vielen wunderbaren Eindrücken und sportlicher Herausforderung! 💪🏃‍♀️☀️
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  • Zwischen Vernazza und Monterosso

    28 de septiembre de 2020, Italia ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute möchte ich die beiden Cinque Terre-Dörfer Vernazza und Monterosso erkunden und wieder eine Wanderung machen. In meinem Wanderführer wird eine Tour vorgeschlagen mit 550 Höhenmetern über zwei bedeutende Pilgerstätten in der Gegend. Das hört sich gut an!

    Zunächst kaufe ich in Deiva Marina noch Cinque Terre-Wein und laufe zum Strand. Da sehe ich über dem Meer Regenwolken ankommen. Das sieht beeindruckend aus! Ok, laut Wetterapp handelt es sich nur um ein relativ schmales Regenband. Am Nachmittag sollte es wieder sonnig werden. Ich lasse mich also von meinem Wanderplan nicht abhalten!

    Bei der Ankunft in Vernazza regnet es leicht. Da bietet sich Souvenir-Shopping an! Ich entdecke einen Laden mit schöner Handwerkskunst. Dann marschiere ich noch zum Doria-Turm hoch. Von hier gibt es auch ohne Sonnenschein eine schöne Aussicht. Der Regen hört bald auf, so dass ich meine Wanderung starten kann.

    Erstes Ziel auf 330 m Höhe ist die Pilgerstätte Santuario di Reggio. Direkt an der Kirche steht eine alte Zeder. Es soll der älteste Baum Liguriens sein. Das wird mir auch bestätigt von einer Wanderführerin, die kurz danach mit ihrer Gruppe hier ankommt. Von hier hat man einen tollen Blick aufs Meer. Das bietet sich an für ein Picknick! Ich finde eine Bank unter einer riesigen Eiche mit direktem Blick aufs Meer.

    Als ich aufs Meer schaue, fällt mir am Horizont eine Insel auf. Kann das schon die Nordspitze von Korsika sein? Kurz drauf kommen ein paar junge Italiener vorbei. Gemeinsam finden wir heraus, dass es sich um eine kleinere italienische Insel handelt. Sie heißt Gorgona und ist laut Wikipedia eine Gefängnisinsel.

    Kurze Zeit später treffe ich die Italiener wieder auf dem Wanderweg. Sie sind ratlos, wie der Weg weitergeht. Mir geht es ebenso, als ich die verwirrenden Schilder lese. Keine der Angaben passt zu unserem Ziel! Bislang war der Weg extrem gut beschildert, das scheint jetzt aufzuhören. Wir trennen uns - ich gehe einen kleinen Wanderpfad steil nach oben, sie laufen an der Straße entlang.

    Mein Pfad endet irgendwann ebenfalls unvermittelt an der Straße. Ich klettere über die Leitplanke und laufe entlang der Straße. Sie ist kaum befahren, daher unproblematisch. Dann komme ich bei einem Café/Bar vorbei, hochgelegenen mit fantastischem Ausblick von der Terrasse. Ich esse gerade mein Eis am Stil, da taucht die italienische Gruppe wieder auf, haha. Sie fragen erneut nach dem Weg, da höre ich natürlich zu (auch wenn ich nicht alles verstehe, haha). Ich bekomme zumindest die Info, wie es weitergeht, sehr gut! 👌

    Der Wanderweg verläuft ab hier durch den lichten Wald, hinter dem Monte St. Croce vorbei. Dabei habe ich die Gelegenheit, das von der Küste abgewandte hügelige Hinterland der Cinque Terre zu sehen. An den Berghängen entdecke ich einzelne Häuser und kleine Dörfchen. Der höchste Punkt der Wanderung ist bald erreicht auf rund 530 Meter.💪 Dann komme ich bei der Wallfahrtskirche Signora di Saviore an. Von hier gibt es einen fantastischen Blick auf die Küste! Die in der Kirche beheimatete Madonna wird in einer feierlichen Prozession alle 25 Jahre ins Tal getragen, das nächste Mal 2025. Und wieder treffe ich hier die italienische Wandergruppe...

    Ab hier geht’s mäßig steil bergab, am Kreuzweg entlang, teilweise auf Pflaster, teilweise über leichtes Geröll. Ich komme schnell voran und erreiche bald Monterosso. Da der Ort durch einen Tunnel in zwei Hälften geteilt ist, ist der Weg zum Bahnhof recht weit. Ja, jedes Cinque Terre-Dorf ist anders!

    Ich fahre mit dem nächsten Zug zurück nach Vernazza zum sundowner. Die Abendsonne ist herrlich, kein Vergleich zu heute mittag! Direkt am Wasser gibt es ein nettes Terrassenlokal mit Blick in den Sonnenuntergang. Heute gibts Campari Spritz😃🍹. Nachdem die Sonne untergegangen ist, fahre ich mit dem Zug zurück nach Deiva Marina, wo ich mir noch eine Insalata Caprese zubereite.

    Ich bin glücklich, dass ich nun alle 5 Dörfer wiedergesehen habe! Der Favorit bleibt für mich Manarola, gefolgt von Vernazza 😊.
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  • Abschluss am Lago Maggiore

    30 de septiembre de 2020, Suiza ⋅ ☁️ 10 °C

    Bei herrlichem Sonnenschein verabschiede ich mich am Dienstag von Deiva Marina und der ligurischen Küste. Meine freundlichen Campingnachbarn aus Konstanz helfen mir noch, mein Fahrrad wieder auf den Träger zu hieven und beim Rausfahren von meinem Stellplatz in Terrassenlage. Einschlagen und steil rückwärts runter.

    Dann fahre ich auf die kurvige Autobahn durch die Hügel an der ligurischen Küste. Ich kann mich noch gut erinnern an 2001, als ich meinen Führerschein frisch hatte und diese Autobahn meine erste große Herausforderung war! 😉

    Später komme ich in die flache Po-Ebene, bevor sich dann auch schon immer stärker die Alpen abzeichnen. Das finde ich jedes Mal von Neuem faszinierend! Bei schönem Spätsommerwetter fahre ich am Luganer See vorbei Richtung Ascona am Lago Maggiore.

    In Ascona suche ich mir einen kostenlosen Parkplatz nahe des Sees beim Lido heraus. Hier stehen nur wenige andere Camper und Wohnmobile. Eine gepflegte Toilette gibt es auch, also alles vorhanden! Später werde ich noch feststellen, wie toll die Lage dieses Parkplatzes tatsächlich ist!

    Ich laufe sofort Richtung Seepromenade in Ascona, es sind nur rund 15 min. zu Fuß. Hier waren Udo und ich in den letzten Jahrzehnten häufig und haben immer im familiengeführten Hotel al porto nahe der Schiffsanlegestelle übernachtet. Aus dem al porto wurde in der Zwischenzeit ein “Seven Boutique Hotel”. Ich vermute, dass hier ein Investor eingestiegen ist.

    Im Licht der untergehenden Sonne trinke ich einen Campari Spritz direkt am Seeufer. Es ist schön, mal wieder hier zu sein, bei herrlichem Wetter am See mit den Bergen drum herum!

    Dann habe ich Hunger. Da ich am letzten Abend keine Lust habe, auf dem Parkplatz zu kochen, suche ich nach einer Pizzeria. Als ich auf die Speisekarten der Restaurants schaue, bin ich über die Preise echt schockiert. Schon die Vorspeisen kosten häufig über 20 Franken!

    Ich finde eine nette Pizzeria im Altstadtkern. Mein Tisch ist direkt beim Pizzabäcker und seinem Holzofen. Mitten im Geschehen! Er ist total flink und völlig bei der Sache. Ich spüre, dass er diese Arbeit sehr gern macht und mit Leib und Seele Pizzabäcker ist. Genauso schmeckt die Pizza dann auch! Ich habe in meinem Leben selten so eine gute Pizza gegessen, weltklasse! Das sage ich ihm dann auch: “La pizza e fantastica”! In der Dunkelheit laufe ich zurück zu Harry.

    Am nächsten Morgen werde ich früh wach, kurz vor fünf. Gegen viertel vor sechs entschließe ich mich aufzustehen, um den Sonnenaufgang hier zu beobachten. Ich stelle fest, dass unmittelbar an den Parkplatz an der von Ascona abgewandten Seite Grünanlagen anschließen, die direkt an den See führen. Ich nehme mir einen Becher frischen Kaffees mit. Es ist noch halbdunkel, ich erkenne am anderen Ufer die noch nächtlich beleuchteten Dörfer. Erstes zartes Licht ist am Himmel zu sehen. Eine fantastische ruhige Frühmorgenstimmung!

    Nach und nach sind vereinzelte Spaziergänger mit ihren Hunden zu sehen und Jogger. Weiter vorne beim Segelboothafen entdecke ich einen Vater mit seinen zwei Söhnen beim Angeln. Langsam färben sich die Bergspitzen und die leichten Wölkchen am Himmel rötlich im Licht der aufgehenden Sonne - fantastisch! Ich verbringe anderthalb Stunden in dieser herrlichen Morgenstimmung. Auf dem Weg zurück Richtung Parkplatz begegnet mir ein Jogger, der mich mit « Carpe diem » anspricht. Wir unterhalten uns sehr nett ein paar Minuten. Er ist Deutscher, lebt jedoch hier. Er erklärt, dass ungewöhnlich viele Touristen aktuell hier seien, was wohl mit der Corona-Situation zu tun hat. Jetzt habe ich Frühstücksappetit und hole mir bei einem sehr guten Bäcker leckeres Croissant und einen Mini-Panettone.

    Jetzt ist Zeit Abschied zu nehmen. In Locarno entleere ich noch meinen Abwassertank, bevor es auf die Autobahn Richtung San Gottardo geht. Meine App leitet mich um den Stau vor dem Tunnel herum bei Airolo wieder auf die Autobahn. Super! Da habe ich mir einige Zeit gespart. Dieser Trick funktioniert nach meiner Erfahrung allerdings nicht immer, manchmal sperren sie die Auffahrt in Airolo auch. Heute habe ich jedoch Glück. Ich habe nochmals Glück, als ich später im Radio höre, dass der Tunnel 10 min. nach meiner Ausfahrt gesperrt wurde wegen eines Pannenfahrzeugs.

    Die weitere Fahrt durch die Schweiz und wieder in Deutschland verläuft sehr entspannt. Ich freue mich, dass mich das Wetter freundlich mit angenehmen Temperaturen begrüßt! Meine letzte Zwischenstation auf dem Weg nach Hause ist bei meiner Freundin Yvonne in Baden-Baden. Ich freue mich sehr darüber! Wir verbringen einen schönen Abend und Morgen zusammen.
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  • Stellplatz unterhalb von Kloster Andechs
    Am Millstätter SeeMorgenstimmung am Strand von "Villa al Mare"Stellplatz im Hinterland der MarkenDie Kalksteinküste bei SiroloAuf meiner Exklusivterrasse in MontopoliDer weitläufige Strand bei Anzio"Meine" Strandterrasse in Cupra MarittimaDie Küstenlandschaft der Cinque TerreSonnenaufgang am Lago Maggiore

    Meine Camper-Reise - Resümee

    2 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ☁️ 14 °C

    Nun bin ich wieder zurück von meiner dreiwöchigen Camper-Reise. Harry ist wieder bei seinem rechtmäßigen Besitzer Kai in Gießen. Ja, es war gestern abend ein merkwürdiges Gefühl, mein temporäres „Zuhause“ wieder vollständig ausgeräumt und geputzt zu übergeben. Wir hatten uns gut aneinander gewöhnt :). Gleichzeitig habe ich es auch genossen, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen und ein komplettes Badezimmer für mich alleine zu haben 😉.

    Ich schwelge noch in den Erinnerungen an diese Reise mit so vielen unterschiedlichen und sehr bereichernden Erfahrungen und Erlebnissen. Es war die ganze Bandbreite der Erlebnis- und Gefühlswelt dabei. Physische und mentale Herausforderungen wie das Klettern an der Küste von Sirolo und die allerersten Tage, als viele Handgriffe noch neu waren, ich mich mit dem Wagen noch nicht gut auskannte und vor überfüllten Campingplätzen stand.

    Ich habe einsame Momente erlebt und gleichzeitig die wunderbare Erfahrung, Strände für mich fast alleine zu haben. Dann wieder Touristenströme in den Cinque Terre. Und die unzähligen Glücksmomente in der Natur und am Strand mit ruhiger Morgenstimmung, leckeres Essen und nette Begegnungen auf den Campingplätzen.

    Ich bin mehrere Tausend Kilometer allein über italienische, deutsche, österreichische und Schweizer Autobahnen und auch holprige Landstraßen gefahren. Manchmal gab es knifflige Situationen beim Rangieren auf engen Park- oder Campingplätzen und bei der Abwasserentleerung. Ich habe sie alle gemeistert💪. Und wenn ich alleine gar nicht mehr weiterkam, habe ich immer freundliche Hilfe irgendwoher bekommen!

    Die Autofahrten waren in gutem Gleichgewicht mit Strandtagen und Aktivsport wie Wandern und Radfahren. Kulturelle Sehenswürdigkeiten spielten nur eine kleine Nebenrolle - im Mittelpunkt stand das tiefe Erleben der Natur, des Meeres und der Strände und die Erfahrung des Lebens in einem Camper. Ich habe immer in mich reingespürt, was mir gut tut und dann jeweils ganz spontan meine Entscheidungen getroffen. Durch das Alleinsein habe ich viel nachgedacht und -gespürt, so war es auch eine Reise zu mir selbst...

    Das Schlafen im Dachzelt unter dem Sternenhimmel und mit den Geräuschen der Natur (und sogar der Züge) war ein großes Highlight! Außerdem der morgendliche Kaffee am Strand, am Meer oder mit toller Aussicht von oben. Die Unabhängigkeit und Spontanität, jeden Morgen neu zu entscheiden, was ich mache und wo ich die nächste Nacht verbringe, war ebenfalls eine wunderbare Erfahrung! Die Einfachheit des Lebens auf den Camping- und Parkplätzen ist schön. In manchen Situationen konnte ich mich dann über eine funktionierende Toilette freuen, als ob es der größte Luxus wäre!

    Nicht jede Erfahrung war “schön” im klassischen Sinn. Es gab natürlich unangenehme und schwierige Situationen, die sich nicht gut anfühlten, z.B. das Gewitter über mir, als ich im Campingbus festsaß und angesichts der Wetterprognosen nicht wusste, wo ich die nächste Nacht verbringen soll. Oder die Erfahrung von mehreren Tage ohne nennenswerte Kommunikation und Begegnung mit anderen Menschen, da die Campingplätze und Strände fast leer waren. Gleichzeitig hat dieses Alleinsein eine intensive Begegnung mit mir selbst ermöglicht.

    Solche Herausforderungen gehören immer zum Leben dazu. Meine Erfahrung und Erkenntnis ist: Ich bin keiner Situation ausgeliefert, denn es gibt immer mindestens eine Handlungsoption. Wenn wir uns allen Herausforderungen stellen und sie so gut wir können meistern und uns selbst in der Tiefe begegnen, stärkt dies das Selbstvertrauen. Und meine Erfahrung ist auch, dass sich das Gute immer wieder “automatisch” einstellt.

    Ich habe auch wieder mal festgestellt, dass ich zwar gut alleine sein kann und dies auch sehr schätze und brauche. Andererseits liebe ich den Austausch, die Begegnung, Lachen und Feiern mit anderen Menschen! Die richtige Balance ist für mich das A&O !😊

    Mit Blick auf all diese Erfahrungen fällt es mir sogar schwer, die geographischen “Highlights” dieser Reise zu nennen. Ich habe zu jedem einzelnen Standort mit seinen Besonderheiten eine intensive Beziehung:

    - Die erste Probenacht im Camper noch in Oberursel mit einem leckeren Abendessen bei Waldtraut
    - Eine Übernachtung beim Kloster Andechs mit überfüllten Campingplätzen und vielen hilfsbereiten Menschen
    - Der Millstätter See mit dem wunderschönen Campingplatz in Terrassenlage, Baden im See und der Begegnung mit Lisa und Reinhard
    - Der familiäre Villa al mare-Campingplatz mit der Entdeckung des morgendlichen Kaffees am Strand, dem Ausflug nach Venedig und einer schönen Radtour
    - Eine Nacht im Hinterland der Marken auf einem schönen ruhigen Stellplatz im Grünen
    - Sirolo mit der wunderschönen Kalksteinküste und dem Campingplatz in Terrassenlage und eigener Badebucht
    - Die Übernachtung auf einem Parkplatz in Montopoli alleine mit fantastischer Aussicht und eigenem “Balkon”
    - Der naturbelassene weitläufige Campingplatz bei Anzio mit wenigen Gästen und weiten fast menschenleeren Stränden und einem hervorragenden Fischlokal
    - Die Palmenriviera bei Grottamare mit gut ausgebauten Radwegen und einem Stellplatz mit Frühstück und Abendessen direkt am Strand
    - Tolle Wanderungen in den Cinque Terre und Wiedersehen der hübschen Dörfchen und mit einem familiären Campingplatz abseits vom Touristenrummel
    - Und schließlich die wunderschöne Morgenstimmung am Lago Maggiore

    Ich fühle mich sehr erfüllt von dieser Reise und bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen!
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  • Riesenrad und Riesling in Eltville

    7 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ⛅ 15 °C

    Nachdem ich nun seit ein paar Tagen wieder von meiner Camper-Reise zurück bin, hat mich der Herbst eingeholt. Heute ist das Wetter jedoch ganz mild und freundlich, so dass ich einen Ausflug unternehmen möchte.

    Nachdem ich nun kein Meer mehr in der Nähe habe und ich trotzdem gern ans Wasser möchte, nehme ich mir mal wieder das Rheingau vor. Mit Bus und Zug fahre ich also am späten Vormittag nach Eltville. Ich laufe runter zum Rhein - ach wie schön, mal wieder hier zu sein! Ich spaziere am Rhein entlang zur Eltviller Riviera und in die andere Richtung. Ich liebe es, den Schiffen zuzuschauen, vom Hotelschiff, kleinen Motorbooten bis zum langen Frachtschiff ist alles dabei. Mein Vesper gibts dann direkt am Wasser.

    Dann entdecke ich ein großes Riesenrad direkt am Rhein. Ich überlege nicht lange - da fahre ich mit! Nur wenige Gondeln sind besetzt und schon geht’s los :) Aus dieser Perspektive habe ich den Rhein noch nie gesehen, so nah und von so weit oben. Ich spüre schon ein leichtes Kribbeln, als ich so im Freien nach oben schaukele und schnell an Höhe gewinne. Das macht Spaß! Ich genieße die Aussicht auf den Fluss und die Landschaften im Rheingau und schieße einige Fotos.

    Im Anschluss trinke ich einen Schoppen Rheingauer Riesling im angrenzenden „Sommergarten“ (was angesichts der Sonnenstrahlen noch fast passt) und esse eine deftige Currywurst. Im Hintergrund dudelt Faschings-/Après-Ski-Musik, haha. Die hab ich lange nicht gehört und freu mich drüber!

    Kurz nach 18 Uhr fahre ich mit dem Zug zurück. Das war ein schöner entspannter, frühherbstlicher Ausflug!
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  • Herbstwanderung mit toller Fernsicht

    10 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ⛅ 10 °C

    Angesichts des sonnigen Herbstwetters beschließe ich heute nachmittag ganz spontan, mal wieder auf den Altkönig zu wandern. Das sind von meiner Haustür rund 500 Höhenmeter. Über die Hohemark wandere ich stetig bergan und bin nach rund 1,5 Stunden oben. Zwischendurch gibts schon fantastische Fernsichten. Der Regen gestern hat die Luft gereinigt, so dass mir alle hessischen Mittelgebirge zu Füßen liegen - Taunus, Westerwald, Vogelsberg - ja, ich denke die Rhön ist auch zu sehen. Es ist gigantisch! Solch eine Fernsicht habe ich von hier oben noch selten erlebt, glaube ich.

    Es sind außer mir fast ausschließlich 20-30jährige unterwegs zu Fuß oder mit Mountainbike. Auf dem Altkönig herrscht entspannte Stimmung, ein paar Grüppchen und Paare sind da, als ich ankomme. Ich bleibe rund eine halbe Stunde, bevor ich mich wieder auf den Rückweg begebe.

    Bergab verliere ich zwischendurch das Wanderzeichen und laufe der Nase nach. Kein Problem - hier kann man sich nicht wirklich verlaufen.😉 Das erkläre ich auch einer jungen Wandergruppe, die sich auch unsicher ist. An einer Stelle genieße ich einen fantastischen Ausblick auf die Skyline von Frankfurt. Nach 4 Stunden hin und zurück bin ich wieder zu Hause - zufrieden über die sportliche Bewegung, angefüllt von frischer Luft und glücklich über die fantastischen Fernsichten bei sonnigem Herbstwetter!
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  • Die Kraniche ziehen gen Süden

    16 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ☁️ 10 °C

    Heute gibts einen kurzen Footprint. Kurz vor meinem Zahnarzttermin in Bad Soden heute mittag habe ich große Formationen von Kranichen am Himmel gesehen. Das war mal wieder total beeindruckend! Wie auf einer Perlenschnur kam eine Formation nach der anderen geflogen - direkt über mir!

    Wie ich am Abend von Hans lerne, ziehen die Kraniche aktuell nach Frankreich, zunächst zum Lac du Der. Es sind grade unwahrscheinlich viele Vögel unterwegs, relativ früh dieses Jahr aufgrund von Sturm auf der Ostsee. Über Bad Soden sind an einem Tag mehrere Hundert Kraniche hinweggeflogen.
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  • Kloster MarienthalSchloss Johannisberg

    Der Rheinsteig und Schloss Johannisberg

    18 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ☁️ 9 °C

    Bei ruhigem Herbstwetter unternehme ich mal wieder eine Wanderung mit Annette. Es geht ins Rheingau, Annette hat eine vielversprechende Tour oberhalb von Geisenheim Richtung Kloster Marienthal und Schloss Johannisberg entdeckt - knapp 18 km und 400 Höhenmeter.

    Wir fahren gemeinsam mit dem Auto nach Geisenheim. Hier gibt es den weithin sichtbaren und beeindruckenden “Rheingauer Dom” - eine große Kirche mit zwei markanten Türmen. Von hier aus starten wir auf dem Zubringerpfad Richtung Rheinsteig. Die erste Etappe führt oberhalb von Geisenheim durch Wiesen, Wald und Weinreben zum Kloster Marienthal.

    Kloster Marienthal entpuppt sich als schön gelegener Ort in einer Waldlichtung. Hier scheint es open air-Gottesdienste zu geben - viele Bänke sind aufgereiht, das ist schön gemacht. Der Ort lädt auch zu einem Picknick ein 😉.

    Im Anschluss führt uns der Rheinsteig recht steil nach oben. Beeindruckende knorrige Steineichen sind hier zu sehen. Wir landen schließlich auf einer Hochebene mit Blick auf den Donnersberg in der Pfalz. Das herbstliche Wetter erlaubt nur einen verschleierten Blick, es ist dennoch eine schöne Stimmung hier.

    Dann wandern wir durch die herbstlich gefärbten Weinreben nach unten. Grünes, gelbes und rotes Weinlaub wechselt sich ab. Es hängen noch Trauben an einigen Rebstöcken. Von Spaziergängern erfahren wir, dass es sich wohl um die Trauben für die berühmte Johannisberger Spätlese handelt. Die wunderschönen Farben des Weinlaubs faszinieren mich!

    Der Blick weitet sich - das Rheingau mit seinen Weinbergen und der Rhein breiten sich unter uns aus😊. An einer Stelle wurden die Weinstöcke abgesägt und wie zu einem großen Scheiterhaufen aufgeschichtet. Dann erreichen wir Schloß Johannisberg, von wo aus wir ebenfalls einen wunderbaren Ausblick genießen. Wir machen uns auf den Weg zurück nach Geisenheim, wo wir noch im gemütlichen Café am Dom einkehren. Dort genießen wir frische Waffeln! 😋

    Das war eine schöne abwechslungsreiche Herbstwanderung bei ruhigem Wetter durch herrliche Weinberge und mit tollen Ausblicken!
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  • Am WaltersteinDie Frankfurter Skyline ist im Hintergrund zu sehen!

    Goldener Oktober oberhalb von Lorsbach

    19 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ⛅ 10 °C

    Heute ist ein sonniger Oktobertag, den ich gerne draußen verbringen möchte. Ich blättere in meinem Rhein-Main-Reiseführer und stoße auf eine Wanderung rund um das Lorsbacher Tal mit schönen Aussichtspunkten. Also Rucksack gepackt und los geht’s!

    Vom Bahnhof Lorsbach wandere ich nach oben auf die Höhe zu Streuobstwiesen. Der Wald ist teilweise schon bunt gefärbt, dazwischen ist noch viel Grün zu sehen. Der Blick weitet sich auf die gegenüberliegende Talseite. Es ist sehr angenehm - klare frische Luft, nicht zu kalt, schöne Oktobersonne und eine abwechslungsreiche Waldlandschaft.

    Ich komme beim Turm am Ringwall an, von dem ich einen tollen Ausblick genieße ins Tal und die Hügel ringsrum. Hier gibts für mich auch Picknick. 😉😋

    Dann geht’s wieder abwärts ins Tal und auf der anderen Seite von Lorsbach nach oben. Der Pfad wird schmaler und steiler. Schließlich komme ich beim Walterstein an. Es handelt sich um große Felsen senkrecht über dem Abgrund - das Warnschild mit Absturzgefahr ist hier sehr verständlich! Der Sage nach soll sich ein Ritter hier einst aus Liebeskummer hinabgestürzt haben...

    Ich wandere weiter auf dem Schinderhannessteig. Nach einer Weile stelle ich fest, dass ich zu weit nach Nordwesten Richtung Eppstein laufe - ok, nochmal zurück. Einen Abzweig hatte ich übersehen.

    Nächstes Etappenziel ist der Waldgasthof Gundelhard oberhalb von Kelkheim. Ca. 1 km davor gibt es eine große Lichtung, von wo aus ich einen fantastischen Blick in die Rhein-Main-Ebene inklusive der Frankfurter Skyline genieße! Mit der Handykamera ist es allerdings schwierig, die Szenerie gut einzufangen. Jedenfalls war der Ausflug zu diesem Aussichtspunkt sehr lohnenswert!

    Über die Gundelhard - die heute leider geschlossen hat - wandere ich wieder zurück nach Lorsbach. Mit viel frischer Luft in den Lungen fahre ich zufrieden und gestärkt nach Hause. 😊
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  • Kurztrip nach Hannover

    25 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ☁️ 12 °C

    Ich habe mich für dieses Wochenende spontan bei Katja in Hannover angemeldet. Sie hat genauso spontan zugesagt :). Wir haben uns lange nicht gesehen und ich freue mich sehr darauf.

    Am frühen Samstag nachmittag “lande” ich mit dem Zug in Hannover. In Katjas hübscher und heller Stadtwohnung trinken wir erst mal Tee, dazu gibts leckere Tartelettes. An diesem recht sonnigen Oktober-Nachmittag lohnt es sich, noch mal vor die Tür zu gehen. Katja schlägt daher einen Spaziergang durch die Herrenhauser Gärten vor.

    Es handelt sich um eine Art kleines Versailles mit Barockgärten, langen Baumalleen und zahlreichen Wasserfontänen. Die Stimmung in der Spätnachmittagssonne ist wunderschön! Zahlreiche golden angemalte Statuen glänzen im Sonnenlicht, dazu herbstliches Laub an den Bäumen und das Glitzern des Wassers überall - einfach toll!

    Wir schauen uns dann noch die Grotte an, die die berühmte Malerin und Bildhauerin Niki de Saint Phalle mit ihren bunten Kunstwerken ausgeschmückt hat. Ich bin beeindruckt - das sieht wirklich fantastisch aus! Die Grotte ist mit bunten Glasmosaiksteinen komplett ausgekleidet, darauf sind ihre typischen üppigen bunten Frauenkörper sowie verschiedene Tiere und Fantasiefiguren angebracht. Am Abend genießen wir dann noch leckere griechische Küche bei ausführlichen Gesprächen ganz in der Nähe von Katjas Wohnung.

    Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischem von Hand gemahlenem Kaffee und Obstsalat brechen wir am Sonntagmorgen zu einer Wanderung auf. Mit der S-Bahn fahren wir Richtung Südwesten zum Höhenzug Deister. Der Herbstwald leuchtet in bunten Farben, die frische Luft tut sehr gut! Nach ca. 1,5 Stunden Fußmarsch immer leicht bergauf kommen wir gegen 15 Uhr beim Annaturm an. Hier gibt es eine urige Hütte, in der wir uns Kaiserschmarrn gönnen 😋.

    Wir erinnern uns gern zurück an die gemeinsame Zeit in Frankfurt und schöne Kurzurlaube auf Sylt, in Hamburg und im Harz mit Udo und den Freunden Brigitte, Morten und Yvonne. Dabei stellen wir fest, dass wir uns im Jahr 2000 kennengelernt haben, das sind jetzt 20 Jahre!

    Danach laufen wir Richtung Springe bergab. Inzwischen hat es sich eingeregnet, mit Regenjacken und Schirm sind wir jedoch gut gewappnet. Wir stellen überrascht fest, dass es ja jetzt nach der Zeitumstellung wieder früher dunkel wird, haha. Zum Glück verläuft der letzte Teil der Tour nicht mehr durch Wald, das wäre doch ein bisschen unheimlich geworden...

    Mit dem ICE geht’s am Abend zurück nach Frankfurt. Das war ein schöner Ausflug! Es hat gut getan, mit einer „alten“ Freundin intensive und entspannte Stunden zu verbringen und überwiegend draußen zu sein.
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  • Bastion von SchönbornKasteler Strandpolynesische Statuen am Rhein ;)Auf der Terrasse der Bastion von Schönborn

    Wunderschöne Herbststimmung am Rhein

    30 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ☁️ 11 °C

    Bei ruhigem Herbstwetter zieht es mich wieder an den Rhein😊. Kurz bevor alle Restaurants und Cafés in diesen Corona-Zeiten wieder schließen müssen, möchte ich einen Spaziergang am Rhein mit einem Einkehrschwung in der Bastion von Schönborn kombinieren.

    Ausgangspunkt ist der Bahnhof Mainz-Kastel, der nur wenige 100 Meter vom Rheinufer entfernt liegt. Die Bastion von Schönborn ist ein historisches Gebäude und liegt am Kasteler Strand mit Terrasse und Restaurant direkt am Rheinufer. Eine wunderschön gelegene location! Gegenüber sind historische dicke Gemäuer zu sehen - bis ins 19. Jahrhundert war dies eine Kaserne mit Verteidigungsanlagen. Im Zweiten Weltkrieg bot das sogenannte „Reduit“ der Bevölkerung Schutz bei Bombenangriffen.

    Ich laufe westwärts am Rhein entlang durch herbstlich gefärbte Parkanlagen und an wilder Uferböschung vorbei. Hier ist das Rheinufer recht natürlich, Bäume und Pflanzen reichen bis ans Wasser. Nur an wenigen Stellen kann man direkt ans Wasser - und dann steht man tatsächlich mit den Füßen fast im Rhein! Es ist eine wunderbare Stimmung, die ich gern auf mich wirken lasse mit der Natur und Ausblicken auf den Rhein und die gegenüberliegende Rheininsel.

    Als ich nach rund 2 Stunden wieder an der Bastion von Schönborn lande, freue ich mich über einen Terrassenplatz in Bestlage über dem Rhein! Gegenüber ist Mainz zu sehen. Passend zur kühlen Herbststimmung gibt es den ersten Glühwein der Saison😋. Dieses Ausflugslokal merke ich mir und werde bestimmt zurückkehren. Die Terrasse ist jedenfalls dank Windschutz und Heizpilzen so ziemlich bei jedem Wetter nutzbar. Bis zum nächsten Mal!
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  • Im Hintergrund die Frankfurter SkylineHier blüht es!

    Fantastische Ausblicke ganz nah

    31 de octubre de 2020, Alemania ⋅ ⛅ 14 °C

    Heute ist das Wetter fantastisch - herrlicher Sonnenschein bei relativ milden Temperaturen. Das möchte ich auf jeden Fall ausnutzen, um ein paar Stunden draußen zu sein!

    Ich gehe direkt von zu Hause los in Richtung Oberstedten, wo ich bislang kaum unterwegs war. Von da aus biege ich ins Feld ein - und stelle gleich fest, welch tollen Ausblick man von hier hat. Vom Bad Homburger Schloss schweift der Blick Richtung Frankfurter Skyline. In der Ferne sind die Höhenzüge von Odenwald und Spessart zu sehen. Hinter mir der Taunuskamm mit dem Feldberg. Und das alles bei blauem Himmel und Sonnenschein - Postkartenmotiv! Zwischendurch gibt es sogar blühende Pflanzen - Raps und Kornblumen etwa? Ich bin jedenfalls beeindruckt, das Ende Oktober überhaupt noch etwas blüht...

    Dann schwenke ich ab Richtung Bad Homburg, wo ich durch den Schlosspark spaziere und mir dann in der Innenstadt noch ein Stück Apfelkuchen gönne.

    Ja, so ist das in diesen Zeiten (und das geht wahrscheinlich vielen von uns so). Jetzt, wo wir vielfach nicht mehr weit reisen können, ist es die Gelegenheit, auch in unserer näheren Umgebung achtsam Neues zu entdecken. Der Blick wird frei für die kleinen Besonderheiten am Rande - und sei es eine Raupe, die heute langsam über meinen Weg marschiert ist und die ich vor schnellen Radfahrern hinter mir schütze. Ich möchte diese Zeit jedenfalls so gut es geht nutzen, um trotz aller Beschränkungen neue Erfahrungen zu sammeln und meine Wahrnehmung zu schärfen!
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  • Kraniche in der Morgensonne

    Faszinierender Zug der Kraniche

    4 de noviembre de 2020, Alemania ⋅ 🌙 5 °C

    Heute bin ich einfach geflasht! Die Kraniche zogen zu Tausenden über den Hochtaunuskreis Richtung Südwesten. Ihre nächste Station ist der Lac du Der in Frankreich (das hat mir Hans als großer Vogelexperte erzählt).

    Heute morgen konnte ich die Trupps schon von meinem Balkon aus sehen, sozusagen vom Logenplatz aus 😊. Das ging heute den ganzen Tag so weiter, als ich mit Rita durch den Taunus zum Hünerberg gewandert bin.

    Und heute nachmittag bin ich bis zum Sonnenuntergang auf meinem Balkon geblieben, um die vielen Kranich-Trupps zu beobachten. Wie auf einer Perlenschnur kam ein Trupp nach dem anderen, teilweise in großer Höhe. Einmal haben sich die Kraniche direkt über mir kreisförmig nach oben „geschraubt“. Ein gigantisches und sehr faszinierendes Naturschauspiel!

    Laut „ornitho.de“ waren es fast 10.000 Kraniche, die hier heute durchgezogen sind. Ich bin sehr dankbar, dass ich das so nah miterleben durfte! 🙏🏻
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  • Kormorane an der NiddaIm Hintergrund die "Alte Mühle"

    Sonnenspaziergang an der Nidda

    5 de noviembre de 2020, Alemania ⋅ ☀️ 9 °C

    Heute habe ich mich mit Christel in Bad Vilbel verabredet. Es ist herrlichstes Herbstwetter - kühl, stahlblauer Himmel und Sonnenschein. Wir treffen uns an der Vilbeler Burg an der Nidda. Lange war ich nicht mehr hier. Es ist super schön, die Nidda fließt in ihrem renaturierten Flussbett, auf den Auen sind ein Storch und viele Reiher zu sehen. Auf einem Baum entdecken wir Kormorane - ein wahres Vogelparadies!

    Wir spazieren entlang der Nidda, genießen die Natur, den Sonnenschein, die klare Herbstluft und gute Gespräche. Einfach wunderbar! Zwischendurch gibts Croissants, die Christel beim Dottenfelder Hof gekauft hat. Lecker! 😋 Dort kommen wir dann auch noch vorbei. Seit Udo und ich hier Mitte der 90er Jahre gelebt haben, hat sich der Hofladen immens vergrößert. Aus dem kleinen Bauernladen ist ein schöner Bio-Supermarkt geworden. Es fällt schwer, sich beim Einkaufen zurück zu halten! 😉

    Dann trennen wir uns wieder, und ich spaziere noch durch die Bad Vilbeler Innenstadt. Manches erkenne ich noch wieder, Vieles ist in den letzten Jahren neu entstanden oder wurde verschönert. Besonders der neu gestaltete Platz an der Brücke mit einem schönen Café lädt zum Verweilen ein. Hier hole ich mir einen Cappuccino „to go“ und genieße nochmal den Blick auf die Nidda.

    Das waren wunderschöne Stunden, die ich sehr genossen habe! Es hat sich wie Urlaub im Urlaub angefühlt, haha. Hier war ich bestimmt nicht zum letzten Mal! ☀️😊
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  • Unser ReiseleiterHurra, das Visum ist da!

    Kurz vor dem Sudan-Wüstenabenteuer

    19 de noviembre de 2020, Alemania ⋅ 🌙 6 °C

    Wer hätte gedacht, dass in diesen „Corona-Zeiten“ tatsächlich eine Fernreise möglich sein könnte? Ich jedenfalls noch vor einigen Wochen nicht!

    Als ich Anfang 2020 anfing, mein Sabbatical zu planen, hatte ich für den Herbst zwei Gruppen-Wüstenreisen beim Veranstalter nomad gebucht. Die Reise nach Jordanien im Oktober wurde später abgesagt. Dafür hielt der Reiseveranstalter an der Geländewagen-Expedition in den nördlichen Sudan fest, was für mich selbst eine Überraschung war!

    So wird es also tatsächlich wahr, dass ich am 20.11. mit Turkish Airlines über Istanbul nach Khartoum fliege!

    Die Vorbereitung der Reise in den letzten Wochen war mit einigen Hindernissen verbunden, bei denen ich immer wieder mal zweifelte, ob die Reise tatsächlich umsetzbar sein wird.

    Das nach meiner Wahrnehmung größte Risiko ging von den explosionsartig steigenden Corona-Infektionszahlen und damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens aus. Ziemlich schnell war mir persönlich zwar klar, dass mein Ansteckungsrisiko bei dieser Reise sehr gering ist. Es ist eine reine outdoor-Reise teilweise durch Wüstengebiet mit Übernachtung in Einzelzelten. Aus Sicht des Auswärtigen Amtes ist jedoch der Sudan - wie inzwischen fast die ganze Welt - Corona-Risikogebiet. Die im Juni seitens des Auswärtigen Amtes ergangene Reisewarnung gilt damit unvermindert fort.

    Eine Zeitlang war unklar, ob überhaupt und wenn ja, unter welchen Bedingungen Reisen in Risikoländer stattfinden können. Einige Länder haben ihre Grenzen zeitweise geschlossen bzw. schicken Touristen direkt in Quarantäne vor Ort. Auch der Sudan hatte seine Grenzen vorübergehend geschlossen, jedoch wurden sie relativ früh nach der ersten Ansteckungswelle wieder geöffnet. Quarantäne-Auflagen für Touristen wurden bisher nicht verfügt trotz der stark steigenden Infektionszahlen in Europa. Vermutlich ist die Anzahl von Touristen auch sehr gering. Der Luftverkehr wurde auch mit Einschränkungen wieder aufgenommen. Also von dieser Seite kein Reisehindernis in Sicht.

    Auf deutscher Seite bestand für mich das Risiko vor allem in eventuellen Ausgangssperren/Quarantäne-Verpflichtung. Dass ich nach der Rückkehr aus dem Sudan einige Tage in Quarantäne bleiben muss, stört mich in meiner aktuellen arbeitsfreien Zeit nicht so sehr. Ich weiß, dass ich die Zeit gut nutzen werde mit Aufarbeitung der Reise und blog-Schreiben:):).

    Aufgrund der Reisewarnung und der Pandemie-Situation stellte das Thema Reiseversicherung, vor allem Auslandskrankenversicherung, ein größeres Problem dar. Die meisten (großen) Versicherungen schließen Erkrankungen aufgrund von Pandemien bzw. Reisen in Länder mit Reisewarnung aus. Auch meine bestehende Reiseversicherung verlor damit ihre Gültigkeit. Es musste also dringend eine neue Auslandskrankenversicherung her, da diese bei Einreise in den Sudan auch gefordert wird. Glücklicherweise hatte nomad den Versicherungsmarkt daraufhin schon durchforstet und eine Versicherung empfohlen. Den richtigen Tarif zu finden, war dann noch eine Herausforderung... Wieder eine Hürde gemeistert! 😊

    Zwischendurch habe ich mich noch mit outdoor Equipment eingedeckt - passender Schlafsack, Luftmatratze, Kissen und diverse Kleinigkeiten (z.B. outdoorseife). Wie kalt wird es nachts in der Wüste? Bei einer Wüstenreise ohne sanitäre Anlagen und mobilem Camp ohne Elektrizität und genereller Wasserknappheit gibt es noch ein paar Besonderheiten zu berücksichtigen, auf die man sich vorbereiten sollte ;) Da wird schon der „Toilettengang“ zum kleinen Abenteuer, haha... Und was passiert eigentlich mit Klopapier in der Wüste? 🤔

    Für kleinere Überraschungseffekte sorgte dann zwischendurch noch mein Reiseveranstalter, z.B. als sich plötzlich herausstellte, dass ich zusätzlich zum Reisepreis noch 300 USD Eintrittsgelder für die archäologischen Ausgrabungsstätten in bar mitbringen muss. Da im Sudan weder EC- noch Kreditkarten akzeptiert werden, muss alles Geld Cash mitgebracht werden. Hm, soviel Bargeld hätte ich wahrscheinlich nicht mitgenommen, da es vor Ort kaum Möglichkeiten gibt, Geld auszugeben. Wäre mir dann der Eintritt vor Ort verweigert worden?

    Eine sehr aufwändige und bis zum Schluss nervenaufreibende Prozedur stellte die Ausstellung des Visums dar. Hier war noch alles wie in den 70er Jahren! Antragsstellung auf Papier mit gefordertem Einladungsschreiben aus dem Sudan und inklusive Papierbestätigung meiner Überweisung der Visagebühr (trotz online-Banking und Echtzeit-Überweisung). Meine Bank hatte wegen Corona alle Stempel verbannt, auch hier war ein Workaround zu finden...

    Schon beim geforderten Versand meines Passes (trotz Einschreiben) fühlte ich mich etwas unwohl. Dann hörte und las ich - NICHTS! Es gab keine Bearbeitungsbestätigung, keinen Hinweis, ob meine Unterlagen ok sind oder wann der Pass zurückgeschickt wird. Abgesehen davon, dass ich der Postbeförderung auch in diesen Corona-Zeiten voll vertrauen musste... ;) Ans Telefon geht bei der Botschaft meist niemand oder es ist besetzt, auf meine email bekam ich keine Antwort. Ommm...🧘‍♀️

    Drei Tage vor dem Abflug lagen die Nerven bei mir blank! Die wichtigste Voraussetzung für meine Reise war noch nicht erfüllt. Mein Reiseveranstalter machte Druck. Schließlich kam an meinem Geburtstag sozusagen „auf den letzten Drücker“ mein Pass mit Visum, hurra!! Mein schönstes Geburtstagsgeschenk! Aus Versehen hatte ich jedoch ein „Transitvisum“ und kein Tourist Visa erhalten, also noch eine Schleife. Per email bekam ich dann noch eine Zusatzbestätigung, dass ich Inhaberin eines Tourist Visa bin. Puh! Mal sehen, was sie damit am Flughafen in Khartoum machen...

    Letztes todo vor dem Abflug war dann noch der bei Einreise in den Sudan geforderte Corona-Test. Dieser darf weder zu spät noch zu früh erfolgen und muss selbstverständlich negativ ausfallen. Das errechnete Datum der Probenentnahme war daher - ebenfalls mein Geburtstag, haha!

    Auch diese letzte Hürde habe ich erfolgreich überstanden. Jetzt kann’s wirklich losgehen und ich freue mich riesig! Unsere Kleingruppe wird aus drei alleinreisenden Frauen und dem sudanesischen Reiseleiter bestehen. Ich bin sehr gespannt auf alle neuen Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen!

    Vermutlich werde ich während meiner Tour durch die Wüste kaum Internetempfang haben. Ich werde mit Papier und Stift meine persönlichen Erfahrungen notieren und nach meiner Reise aufarbeiten. Eine Reise „offline“ - back to the roots, ich freue mich darauf!
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  • Ankunft in Khartoum

    21 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ 🌙 24 °C

    Nach einer sehr bereichernden Reise mit unendlich vielen tiefen und neuen Eindrücken und Erlebnissen bin ich wieder zurück in Deutschland. Zwei Wochen waren wir ohne Internetempfang in der Wüste und nubischen Dörfern und Städten unterwegs. Es gibt unendlich viel zu erzählen! Ich habe während der Reise meine Erfahrungen und Erlebnisse „offline“ notiert. So habe ich mich entschlossen, die Reise nochmal vom Beginn an aufzuschreiben. Dabei kann ich alles nochmal erleben - wie schön!

    Es geht also los mit dem Flug von Frankfurt über Istanbul nach Khartoum am 20.11....

    Es ist mein erster Flug in diesem Jahr und damit auch der erste seit Ausbruch der Corona-Krise. Daher bin ich gespannter und aufgeregter als bei früheren Flugreisen. Wie wird das Erleben sein, unter den geänderten Bedingungen mal wieder am Flughafen zu sein und mit dem Flieger abzuheben?

    Ich stelle im Flughafen fest, dass die Atmosphäre teilweise etwas gespenstisch ist, da ja sämtliche Cafés und Restaurants geschlossen sind. Im Vergleich zur Situation vor Corona ist der Flughafen deutlich leerer, viel weniger Menschen sind unterwegs. Die Statue von Goethe in einem geschlossenen Café trägt eine Gesichtsmaske - das finde ich amüsant! Bei der automatischen Passkontrolle steht ein Hinweis, man möge doch zur Gesichtserkennung bitte den Mundschutz abnehmen - haha, hier lache ich ebenfalls laut auf 😂. Im Flugzeug geht es weiter: Bevor bei einem Druckabfall die Sauerstoffmaske aufgesetzt wird, bitte vorher Mundschutz abnehmen !😆😷

    Dann heben wir um 11.40 Uhr ab - ich freue mich riesig, mal wieder zu fliegen! Ich schaue um mich herum - die meisten Passagiere sind dunkelhäutig oder zumindest mit fremdländischen Gesichtszügen. Nach meinem Eindruck gibt es nur wenige andere Deutsche im Flieger von Turkish Airlines. Ich fühle mich als Exotin und freue mich darüber. Das Abenteuer kann beginnen!

    Der Anflug auf Istanbul ist toll - ich sehe das Schwarze Meer, den Bosporus und die Stadt. Der erst im letzten Jahr eröffnete neue Istanbuler Flughafen ist riesig mit langen Laufwegen. Er erscheint recht leer - die langen breiten Gänge wirken daher auch hier etwas gespenstisch. Die Corona-Maßnahmen sind überall sichtbar - Masken, Hinweise auf Social distancing und frei zu haltende Sitzplätze, Desinfektionsmittel...

    Am Gate A4c nach Khartoum sehe ich vor allem Männer unterschiedlicher Hautfarbe und ein paar Frauen mit Kopftuch. Der Sudan ist ja ein islamisches Land. Auch hier steche ich mit meiner Hautfarbe und Kleidung als Touristin eindeutig hervor! Im relativ gut besetzten Flieger ist es ebenfalls bunt - Dunkelhäutige, Frauen mit Kopftüchern und Körperbemalung. Schräg vor mir sitzt eine Frau mit feinen dekorativen Tatoos auf den Händen und goldfarbenen Armreifen - exotisch!

    Die Ankunft in Khartoum ist um Mitternacht - es ist mild und ein bisschen windig. Das erinnert mich an frühere Reisen nach Afrika und Asien. „Welcome to Sudan“ steht am Flughafeneingang. Mir kommen die Tränen vor Freude. Ich freue mich riesig, hier zu sein und empfinde es aufgrund der aktuellen weltweiten Reisebeschränkungen als etwas ganz Besonderes! Bei den Kontrollen (Corona-Test, Pass, Visum) läuft alles wie am Schnürchen. Als ich meine Reisetasche vom Gepäckband nehme, ist es ein besonderer Moment. Jetzt weiß ich - die Reise kann starten, es hat alles geklappt!

    Tajini von der sudanesischen Reiseagentur (eine Niederlassung der Italian Tourism Co.) holt mich am Flughafen ab. Er spricht sehr gut deutsch, obwohl er nie in Deutschland gelebt hat - ich bin beeindruckt! Wir fahren durch die milde Nacht am dunklen Nil entlang und kommen am Hotel an. Es ist das Grand Holiday Villa Hotel in der Nile Avenue, ein historisches Gebäude im Kolonialstil. Ich habe eine große Suite mit separatem Wohnzimmer und Balkon. Wow!

    Nach einer kurzen Nacht treffe ich morgens meine beiden Mitreisenden Brita und Jane sowie unseren sudanesischen Reiseleiter Khalid. Brita ist 77 (!), in Gotha geboren, in Österreich aufgewachsen und in die USA ausgewandert. Sie lebt seit Jahrzehnten in den USA, hat jedoch zwischendurch auch in Trinidad gelebt mit ihrem ersten Mann. Jetzt lebt sie in Washington. Jane ist 69 und ursprünglich Neuseeländerin. Sie ist ebenfalls vor Jahrzehnten in die USA ausgewandert und lebt in Manhattan/New York. Ich bin also die einzige Deutsche und auch mit Abstand die Jüngste in unserer Reisegruppe. 😉

    Brita und Jane sind beide sehr agil, äußerst reiselustig und ständig in der Welt - auch an sehr exotischen Plätzen - unterwegs. Jane hat sogar mal ein Jahr in Indien gelebt. Brita war vor kurzem in Timbuktu, das Jahr zuvor in Papua Neuginea. Sie hat keine Angst, auch in Länder mit angespannter politischer Situation zu reisen. Ihre Devise ist: Sie vertraut dem Reiseveranstalter - „if they go I go“. Ja, das kann ich für mich nachvollziehen! Später bekomme ich im Lauf unserer Sudantour immer wieder Tipps für exotische Reiseziele von den beiden, wofür ich sehr dankbar bin.

    Vor dem Hotel warten unsere beiden Toyota-Geländewagen, mit denen wir nun zwei Wochen unterwegs sein werden. Die beiden Fahrer heißen Samir und Amir, unser Koch heißt Barir. Ich bin überrascht und total beeindruckt, dass solch eine große Crew für uns sorgen wird! Wir werden sehr herzlich von Khalid und dem Rest der Crew begrüßt, ich fühle mich sofort wohl! Damit ist unsere Gruppe komplett. Zu siebt werden wir also unterwegs sein: Brita, Jane, Khalid, Samir, Amir, Barir und ich. Ich freue mich riesig auf die Tour!
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  • Nilkreuzfahrt und Start in die Wüste

    21 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ 🌙 28 °C

    Nach der Begrüßung brechen wir auf zu unserer Tour. Khalid hat uns eben erklärt, dass wir während der nächsten zwei Wochen „offline“ sein werden ohne Mobilfunk- und Internetempfang. Wow, in unserer modernen Welt kommt das ja nicht mehr vor und ist daher echt etwas Besonderes😊.

    Da wegen Corona auch hier die Museen geschlossen sind, gibt es als Ersatzprogramm eine Nilkreuzfahrt. Das finde ich toll, da ich das Wasser und solche Flussfahrten in exotischen Ländern liebe. Die „Hafenanlage“ erinnert mich an Myanmar und den Mekong. Die Boote sehen für uns Westeuropäer sehr einfach und etwas heruntergekommen aus. Das macht mir gar nichts aus - ich weiß aus Erfahrung, das alles funktionstüchtig ist! Wir steigen mit Khalid in ein recht verrostetes Boot mit Sitzbänken auf beiden Seiten. Es ist unser Privatboot mit einer zweiköpfigen Crew!

    Mit dem Bootsführer habe ich Spaß, wir lachen und schießen Fotos. Das funktioniert auch ohne Sprachkenntnisse😂. Wir fahren zum Zusammenfluss von weißem und blauem Nil. Beeindruckend, man erkennt die Farbunterschiede deutlich - den dunkleren blauen Nil und helleren milchigen weißen Nil. Ich genieße die hochsommerlichen Temperaturen, die leichte Brise und die Aussicht auf den Nil und die alte Eisenbrücke.

    Nach der Nilkreuzfahrt geht’s zum Grabmal des sog. „ Mahdi“. Mahdi heißt soviel wie „Messias“. Ende des 19. Jahrhunderts führte der Mahdi den weltweit ersten erfolgreichen Aufstand gegen eine Kolonialbesatzung - damals bestehend aus Briten und Ägyptern - an. Er wird daher verehrt und aufgrund der Tatsache, dass mit ihm erstmals so etwas wie ein vereinter unabhängiger Sudan entstand. Er soll vom Propheten Mohammed abstammen, so wird es in einer Inschrift im Innern des Grabdenkmals erklärt. Das Gebäude ist beeindruckend, faszinierend ist auch die erste Begegnung mit einem islamischen Geistlichen.

    Dann fahren wir weiter aus der Stadt hinaus Richtung Wüste. Das ist Afrika, wie ich es liebe - staubige Straßen, einfache Lehmhäuser, viele Menschen auf der Straße, „open air“-Obst- und Gemüseverkaufsstände - alles findet draußen statt. Ich fühle mich total an Tansania erinnert und bin glücklich!
    Unterwegs kaufen wir Eis in großen Blöcken zur Kühlung. Mit einem speziellen riesigen Eisschneider wird der Block zerteilt. Toll, sowas habe ich noch nie gesehen.

    In einem einfachen Restaurant am Straßenrand findet unsere erste Mittagspause statt. Wir werden von Barir fürstlich bewirtet mit verschiedenem Gemüse, Reis und Huhn. Danach trinke ich meinen ersten sudanesischen Kaffee. Er wird zubereitet wie türkischer Mokka, dann wird noch Ingwerpulver hinzugefügt. Schmeckt ungewohnt und lecker! Diesen Kaffee werde ich später noch häufiger genießen.😋

    Wir fahren weiter auf der Asphaltstraße. Links und rechts ist Wüste, staubige Sträucher, Ziegen, die ersten Kamele (bzw. Dromedare), große Amphoren aus Ton, in denen Wasser aufbewahrt wird, vereinzelte Menschen sind zu Fuß unterwegs. Einfach schön, ich genieße die Weite. Bei einem Straßenhändler erstehen wir im Licht der untergehenden Sonne Wassermelonen.

    Im Sonnenuntergang erreichen wir unseren ersten Zeltplatz mitten in der Wüste in den Sanddünen. Wow! Wir haben die unendliche Weite und Stille ganz für uns alleine. Hier gibt es keinerlei Platzprobleme, jede darf ihr Zelt aufbauen, wo sie möchte. Es ist nur wichtig zu wissen, wie nah der nächste geschützte „Toilettenplatz“ ist😉.

    Der erste Zeltaufbau findet mit Khalids Hilfe statt. Brita, Jane und ich haben jeweils ein eigenes geräumiges Igluzelt. Der Zeltaufbau macht großen Spaß! Das Abendessen aus Barirs mobiler Küche unter dem Sternenhimmel ist total lecker! Ich erkenne den Orion, Polarstern, Kassiopeia und die Planeten Jupiter, Saturn und Mars und genieße den Anblick des weiten und sehr klaren Sternenhimmels bis zum Horizont!

    Khalid zeigt uns auf seinem Handy einige seiner Kunstwerke. Er hat Kunst studiert, malt und ist Bildhauer. Sein Hauptmotiv sind Frauen - die bildet er mit den unterschiedlichsten Techniken ab. Manches erinnert mich an Picasso, sehr beeindruckend! Er hat auch bereits Ausstellungen gemacht, kann jedoch leider von der Kunst bisher nicht leben, was sein Traum wäre. Später auf der Reise erzählt er von seiner Familie, wie er mit seiner Frau und vier Kindern, Bruder und Familie und seiner Mutter zusammenlebt. Mit allen Schwierigkeiten, die ein solches Zusammenleben von vielen Menschen mit sich bringt. Es ist jedoch hier eine Selbstverständlichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen. So unterstützt Khalid auch seinen Bruder finanziell, der keinen gut bezahlten Job wie Khalid hat.

    Wie wir später erfahren, kam Khalid mehr oder weniger zufällig zu seiner Arbeit als Reiseführer. Er hat sich das Wissen im Selbststudium mit großem Engagement und Wissbegierde angeeignet. Dazu spricht er fließend englisch (die Staatsaprache ist arabisch) und italienisch. Auch deutsch kann er ziemlich gut, obwohl er insgesamt nur sechs Monate in Deutschland verbracht hat und kaum Möglichkeiten hat, die Sprache zu praktizieren.

    Ich bin sehr überrascht und total beeindruckt. Khalid ist ein Mensch mit großem inneren Reichtum und Einfühlungsvermögen, er hat viel zu erzählen und ein großes Wissen. Ich bemerke schon am ersten Abend, dass wir uns glücklich schätzen können, ihn als unseren Reiseführer zu haben!
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  • Mitten durch die Wüste

    22 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute morgen bin ich (aus Versehen durch den Wecker) um 6 Uhr aufgewacht - pünktlich zum Sonnenaufgang! Was für ein Naturschauspiel! Der Wüstensand wird in goldenes Licht getaucht, die Sonne steigt langsam über der Wüste auf, einfach wunderschön! Hier heißt es: tief einatmen und genießen :) Ich bin einfach glücklich und dankbar, dies erleben zu dürfen! Mehr brauche ich nicht.

    Dann packe ich meinen Schlafsack zusammen und räume mein Zelt aus inklusive meiner kleinen Luftmatratze und der Schlafmatte, die wir gestellt bekommen. Um 7.30 Uhr gibt es ein herrliches Frühstück mit Eieromelette, Grapefruit, Joghurt, Fladenbrot, Ziegenkäse und einer arabischen Spezialität (helva, wie ich von Jane lerne), die mir total gut schmeckt. Mit Khalid unternehmen wir einen kurzen Spaziergang und entdecken einen Skarabäus. In alten Zeiten ein heiliges Tier, das häufig mit der Sonne gezeigt wurde („Ra“).

    Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf in die Wüste - die Western Desert. Wir fahren durch das endlose Nichts - und doch gibt es hier viel zu sehen! Sanddünen, die der Wind geformt hat, Basaltfelsen als Überbleibsel ehemaliger Vulkane, Akazienbäume, kleine bodennahe Pflanzen, die der Ausgangspunkt von Dünen sind, wie uns Khalid erklärt. Immer wieder wechseln die Landschaften, mal ist es ganz flach, mal hügeliger.

    Mit unseren beiden Geländewagen kurven wir hier durch im wahrsten Sinne des Wortes! Eine Piste ist nicht erkennbar. Es macht bestimmt Spaß, ohne Beachtung irgendwelcher Verkehrsregeln einfach seinem eigenen Weg ohne erkennbare Straße zu folgen! Die Geschwindigkeit wird nur von der Bodenbeschaffenheit und Leistungsfähigkeit des Allradwagens bestimmt. Ich genieße es sehr von meinem Beifahrersitz! Vor uns fährt der Wagen mit Khalid. Das sieht einfach toll aus, wie dieses einzige Auto weit und breit durch die Wüstenlandschaft fährt! Ab und zu sehen wir Kamele (eigentlich Dromedare mit einem Höcker) 🐪 meist ohne Reiter.

    Dann begegnet uns ein Reiter auf einem Kamel mit einem weiteren Kamel im Schlepptau. Wir erfahren, dass er seit 5 Uhr morgen unterwegs ist und bisher ca. 35 km zurückgelegt hat. Er hat Vorräte eingekauft. Voraussichtlich wird er noch bis 23 Uhr unterwegs sein, um nach Hause zu gelangen. Ein langer Tag! Er ist ein älterer freundlich aussehender Mann mit nur noch wenigen Zähnen im Mund. Die Kamele werden unruhig, daher zieht der Mann weiter - er hat ja noch viele Stunden vor sich bis in die Nacht hinein. Es ist erstaunlich, wie sich diese Wüstenmenschen orientieren. Khalid erklärt mir, natürlich folgt er der Sonne oder nachts den Sternen - diese Menschen hätten jedoch keinerlei Angst sich zu verirren, sie reiten gemächlich ihres Weges in dem festen Wissen, irgendwann zu Hause anzukommen.

    Gegen 13 Uhr kommen wir bei dem einzigen Schatten spendenden Baum weit und breit an. Gibt es hier GPS für Bäume? Ich bin wieder total erstaunt, wie unser erster Fahrer Amir diesen Baum gefunden hat. Klar, die kennen sich hier aus. Und er hat natürlich GPS. Dennoch bin ich beeindruckt!

    Unter diesem wunderbaren Baum wird unser Mittagstisch aufgebaut. Es gibt wieder mal eine große Vielfalt zu essen - und das mitten in der Wüste! Was für eine tolle Stimmung, ich empfinde tiefes Glück. Ich erinnere mich an die Safaris, bei denen wir ähnliche Plätze aufgesucht haben.

    Wie aus dem Nichts kommt plötzlich ein einzelner älterer Mann vom Horizont hergelaufen. Er wird von unserer Crew freundlich empfangen und bekommt auch etwas zu essen. Außerdem geben sie ihm zwei große leere Wasserkanister mit, die können diese Nomaden hier gut gebrauchen. Ich kaufe dem Mann kleine Muscheln ab, es ist mir ein Bedürfnis, auch etwas zu geben und eine Erinnerung an diese schöne Begegnung zu behalten. Mit einem großen breiten Lächeln bedankt er sich. Khalid sagt zu mir, schau, dieses große Lächeln ist sein Geschenk an Dich. Ich freue mich - Kommunikation ohne Worte.

    Dann bricht der Mann wieder auf mit seinem ruhigen stetigen Gang in die Wüste in Richtung seines Dorfes. Langsam sehe ich ihn dahinziehen. Hier scheint das Leben ganz ohne Eile, jedoch stetig vorwärts zu gehen in seinem eigenen beständigen Rhythmus und einem täglich wiederkehrenden Zyklus. Alles strahlt eine gewisse Ruhe aus, die auf mich faszinierend wirkt.

    Dann brechen auch wir wieder auf von diesem schönen Platz und fahren weiter durch die Wüste. Wir kommen an einem Brunnen vorbei, der aus einem tiefen Loch im Boden besteht, umrandet von Autoreifen, abgedeckt von einer mit Steinen beschwerten Plastikplane. Wow, mitten im Sand Wasser, das das Überleben der Menschen hier sichert. Jetzt wird auch klar, warum wir vorhin jemanden aus der Ferne hier laufen sahen. Eine Frau hatte Wasser geholt. Ja, die Menschen hier laufen täglich viele Kilometer, um in dieser unwirtlichen Gegend überleben zu können.

    Hier in der Gegend verläuft auch der Wadi al Milk. Die Wadis waren vor langer Zeit Flüsse, sind jedoch seit langem ausgetrocknet und vom Test der Wüste nur aufgrund ihrer Form ähnlichceines Flussbetts zu erkennen. Der Wadi al Milk ist einer der größten wadis.

    Gegen 16.30 Uhr kommen wir an unserem Übernachtungsplatz in den Dünen an. Wieder mal eine fantastische location! Vor einer großen Sanddüne platzieren wir unsere Zelte. Am zweiten Tag schaffe ich meinen Zeltaufbau ganz alleine - juhu! 💪 Ich sitze bis Einbruch der Dunkelheit am Rande der Düne um zu schreiben. Dann gibt es wieder ein reichhaltiges Abendessen mit Fleisch, frischen Pommes, sudanesischem Salat und Gemüse. Wir unterhalten uns noch und genießen den nächtlichen Sternenhimmel. Mars, Saturn und Jupiter sind zu sehen und auch Orion, Kassiopeia und die Pleiaden.

    Da die Nacht früh hereinbricht und das „Unterhaltungsprogramm“ hier nachts begrenzt ist (haha!), verschwinden wir alle früh in unsere Zelte. Ich schreibe noch ein bisschen mit Stirnlampe im Zelt, dann mache ich es mir in meinem neuen Schlafsack gemütlich. Gute Nacht! 😴
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  • Faszinierende Wüste und Felsgravuren

    23 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute morgen bin ich erneut von dem wunderschönen Sonnenaufgang in der Wüste fasziniert! Da wir sehr früh schlafen gehen (zwischen 20 und 21 Uhr), wache ich “automatisch” vor Sonnenaufgang auf 😉. Mein erstes Foto habe ich daher heute schon um 5.45 Uhr gemacht! Es ist einfach toll, diese Morgenstimmung zu genießen, wie das Licht langsam über dem Horizont erscheint und dann der gelbe Sonnenball über dem Wüstensand aufsteigt. Die Luft ist bei Sonnenaufgang noch sehr frisch. In der Nacht kühlt es in der Wüste stark ab, so dass mein warmer Daunenschlafsack mit Komforttemperatur von ca. 5 Grad auch notwendig ist!

    Es gibt erneut ein fantastisches Frühstück von Barir, heute mit frischen Crèpes und Obstsalat. Die Zitrusfrüchte sind hier ein totaler Genuss, sehr saftig. Nach dem Zusammenpacken der Zelte fotografiere ich noch unser mobiles “Badezimmer”, bestehend aus Wasserkanistern und drei Aluschalen für Gesicht und Hände. Ich komme sehr gut damit zurecht! Mir hilft dabei sehr, dass ich mich wie die Asiaten und Afrikaner problemlos in die tiefe Hocke setzen kann. Zähneputzen findet einfach irgendwo im Sand statt. Und der Toilettengang hinter der nächsten Düne oder einem Felsen 😉.

    Dann brechen wir mit unseren Geländewagen wieder auf in die Wüste. Ich stelle fest, dass die Wüste total abwechslungsreich ist, es wird nie langweilig. Mal ist es bis zum Horizont ganz flach, mal gibt es Hügel oder Sanddünen, mal ist es felsig, mal ausschließlich sandig, auch die Gesteinsarten wechseln zwischen Basalt, Sandstein oder auch mal Granit. Dann gibt es Bereiche mit Sträuchern und Akazien, wo der Grundwasserspiegel ausreicht. Ich kann mich jedenfalls nicht satt sehen an den Wüstenlandschaften!

    Wir halten bei einem ehemaligen Fort aus dem 7. Jahrhundert v.Chr. Viel ist davon nicht übrig geblieben, wir können noch die Umrandung erkennen auf dem flachen Sandhügel. Auf den Steinen finden sich allerdings noch die Felsgravuren von damals, das ist spannend. Da kommt die Archäologin in mir durch, haha 😉. Es gibt viele regelmäßige Muster, wie ein Schachbrett. Deren genaue Bedeutung liegt noch im Dunkeln. Auf dem Hügel ist es äußerst windig! Ja, der Wind spielt generell in der Wüste eine große Rolle, wie ich auch später immer wieder feststelle. Er kommt und geht, manchmal ist er sehr stark, manchmal ist es total windstill. Auch eine neue Erfahrung!

    Dann fahren wir weiter zum „Jebel Peak“. Aus der flachen Wüstenebene erhebt sich ein einzelner großer Sandsteinberg. Faszinierend! Auch hier gibt es Felsgravuren. Eine Giraffe ist erkennbar. Vor langer Zeit gab es hier eine fruchtbare Savannenlandschaft, in der auch Giraffen und sogar Elefanten unterwegs waren. Auf den Felsen unterhalb des Gipfels richtet Khalid unseren Mittagessenplatz ein, Barir tischt wieder Leckeres auf. Es ist der einzige Schattenplatz weit und breit. Gibt es etwas Schöneres, als mit dieser Aussicht auf eine faszinierende Landschaft in der Stille der Wüste ohne weitere Menschen das Mittagessen zu genießen? 😊☀️
    Bevor wir weiterfahren, errichtet Khalid ein Steinmännchen, da kommt der Künstler in ihm durch.

    Unterwegs stoßen wir auf versteinertes Holz. Das ist wirklich erstaunlich, es sieht wirklich aus wie Holz. Erst wenn man ganz nahe drangeht und die „ Baumstämme“ oder „ Äste“ berührt, stellt sich heraus, dass sie aus hartem Stein sind. In dieser Gegend gibt es überall Minidünen, die gerade im entstehen sind. Ausgangspunkt sind kleine Bodenpflanzen, an denen sich der Sand „staut“. Teilweise ist der Boden auch bedeckt von schwarzen Basaltstücken oder die Sanddünen haben schwarze Basalt“gipfel“. Auch hier wieder große Vielfalt der Landschaften!

    Wir erreichen wieder einen schönen Übernachtungsplatz in den Sanddünen - herrlich! Der Zeltaufbau klappt inzwischen wie am Schnürchen. Eine meiner Zeltstangen hat allerdings gelitten - ich habe es geschafft, sie zu verbiegen, so dass mein Zelt nicht mehr ganz symmetrisch aussieht 😂. Da es heute abend relativ windstill ist, sitze ich etwas länger draußen und hole auch meine beiden mitgebrachten Kerzen raus. Das gibt doch eine schönere Stimmung als die gleißend helle Lampe am Auto.
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  • Ein verlassenes DorfQuirliges Marktleben in DongolaMittagessen in wunderschöner Umgebung

    Dongola und Umgebung

    24 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ ☀️ 28 °C

    Ein erneut fantastischer Sonnenaufgang über der Wüste! Ich bin jedesmal von neuem fasziniert und genieße es daher sogar, um 6 Uhr aufzustehen;)! Nach der inzwischen zur schönen Gewohnheit gewordenen „Katzenwäsche“ an unseren drei Blechschalen und einem leckeren Frühstück in der Morgensonne brechen wir zum nahegelegenen Dorf auf.

    Das erste Mal nach zwei Tagen sehen wir wieder menschliche feste Behausungen;) ! Sie sind aus Lehm von Hand errichtet. Schicht für Schicht wurden die kleinen Häuser und Ställe aufgebaut, man erkennt die einzelnen Schichten gut anhand horizontaler Linien. Die Dächer bestehen aus Palmwedeln. Türen und Fenster wurden teilweise kunstvoll bemalt. Es gibt auch einige Brunnen.

    Leider wurde das Dorf offenbar vor kurzem verlassen. Khalid kann auch nicht erklären, wann und warum, da wir ja die einzigen Touristen in dieser Saison sind und er auch länger nicht hier war. Ich finde es dennoch interessant zu sehen, wie Menschen hier leben.

    Dann fahren wir weiter zur Stadt Dongola, wo unsere Crew die Vorräte auffüllen möchte. Dongola ist die bedeutendste Stadt nördlich von Khartoum mit rund 200.000 Einwohnern. Wir haben hier „leisure time“ zum Erkunden des quirligen Marktlebens. An diesem Tag habe ich ein T-Shirt mit sehr kurzen Ärmeln an. Da fühle ich mich etwas unwohl angesichts all der Frauen mit langen Gewändern und Kopftüchern. Ich schlinge also das schöne Tuch um Kopf und Schultern, das mir Birgit zum Geburtstag geschenkt hat. Jetzt fühle ich mich „richtig“ angezogen :).

    Es ist wirklich viel los in den staubigen Straßen! Tuktuks, Autos, Menschen überall. Spezielle Fußgängerüberwege gibt es keine, wie Khalid uns erklärt, da heißt es einfach aufpassen beim Überqueren. Verkehrsregeln sind für uns Westeuropäer nicht erkennbar;). Es ist ein großer Straßenmarkt, überall wird etwas verkauft - Spielzeug, Teppiche, Obst und Gemüse aller Art, Gewürze, Haushaltsgegenstände undundund...

    Fotografieren ist generell schwierig hier, vor allem Frauen. Ich wage es daher nicht, einfach so drauflos zu „knipsen“ auf der Straße. Brita und ich bleiben jedoch immer wieder stehen und fragen einzelne Verkäufer oder Mütter mit ihren Kindern, ob wir sie fotografieren dürfen. Brita ist generell sehr an Menschen und ihrer Lebensweise interessiert. Mit ihrem Charme schafft sie es häufig, schöne Porträtaufnahmen zu ergattern. Die Menschen hier sind erstaunlich offen und schenken uns auch auf unsere Nachfrage häufig ein Lächeln. Ich war diesbezüglich vorher unsicher, da ich aufgrund der islamisch geprägten Kultur größere Zurückhaltung bei den Menschen erwartet hatte. Meine Zweifel waren unbegründet, wie sich hier hieraus stellt!

    Die Männer posieren meist gerne hinter oder neben ihren Ständen. Mir gelingt eine unerwartete Aufnahme an einem Gemüsestand. Ich möchte den Verkäufer mit seinen bunten Früchten fotografieren. Als ich das Foto später anschaue, entdecke ich im Hintergrund eine Frau, die offen in die Kamera lächelt. Darüber bin ich glücklich, da dies selten vorkommt und daher etwas Besonderes ist, wie Khalid bestätigt.

    An einem Stand bekommen wir leckeren Kaffee mit Ingwer und Tee mit frischer Minze. Davor hatte ich süße orientalische Gebäckstücke gekauft - ich möchte soviel wie möglich probieren!

    Dann biegen wir wieder in die Wüste ab. Wir machen Mittagspause an einem wunderschönen Platz im Sand mit vereinzelten Büschen, kleinen Bäumen und Palmen. Als wir dort sitzen, kommen zwei junge Frauen vorbei, eine trägt ein kleines Kind im Arm. Ich finde es immer wieder erstaunlich, woher Menschen in dieser Wüstengegend ohne erkennbare Straßen oder Wege, einfach querfeldein, kommen! Wir fahren in die goldene Abendsonne hinein und kommen schließlich an unserem Übernachtungsplatz zwischen Granitfelsen und Sanddünen an. Beim Zeltaufbau sind wir inzwischen recht flink!

    Nach dem wie immer reichhaltigen Abendessen unterhalten Jane und ich uns noch mit Khalid. Er erzählt sehr interessant und anschaulich von seinem Privatleben in einer Art Großfamilie mit seinem Bruder mit insgesamt 8 Kindern und all den damit einhergehenden Herausforderungen. Und er erzählt auch davon, wie sich das politische System im Sudan seit Ende der 80er Jahre verändert hat und viele soziale Errungenschaften zunichte gemacht wurden bzw. sich Rahmenbedingungen für die allgemeine Bevölkerung verschlechtert haben. Beispielsweise wurde das öffentliche Schulwesen stark vernachlässigt, so dass eine enorme Kluft zwischen der Qualität der privaten und öffentlichen Schulen entstanden ist. Auch er schickt - sozusagen gezwungenermaßen - seine Kinder in die Privatschule.

    Wie die meisten Menschen hier - und unsere ganze Crew - ist Khalid Muslim und folgt den Regeln, die Teil des Islam sind. Dazu gehört z.B. das tägliche Gebet. Khalid erklärt uns, dass die Regeln nicht streng befolgt werden müssen, sondern entsprechend der Bedürfnislage angepasst werden können. Für jemanden wie ihn, der unterwegs ist, können z.B. die fünf täglichen Gebete auf zwei reduziert werden.

    Die Unterhaltungen mit Khalid sind immer sehr interessant. Er ist sehr gebildet, kennt sich in Geschichte und Politik gut aus. Außerdem ist er ein äußerst angenehmer und empathischer Mensch, der viel über das Leben und die Menschen nachdenkt. Darüber hinaus ist er ja Künstler. Immer wieder malt er für uns etwas zur Erklärung und Veranschaulichung in den Sand wie zum Beispiel Wandmalereien oder auch Landkarten, um den aktuellen Standort zu erklären. Wir profitieren also in vielerlei Hinsicht!
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  • Tempel von Soleb im Sonnenuntergang
    Sonnenaufgang aus meinem ZeltWieder am Nil!Der Bauer in seinem Palmenhain am NilEine Wasseramphore am StraßenrandDas nubische GästehausDer Eigentümer zeigt mir mein ZimmerDie "Dusche"Tempel des Amunhoteb III. bei Soleb

    Nil, Nubian House und Tempel von Soleb

    25 de noviembre de 2020, Sudán ⋅ ☀️ 27 °C

    Heute morgen habe ich aus meinem Zelt den Sonnenaufgang fotografiert. Wie schön ist das, quasi vom „Bett“ in den Sonnenaufgang in einer faszinierenden Landschaft zu schauen!

    Die Fahrt geht weiter Richtung Norden und damit Ägypten. Heute erreichen wir auf der Fahrt das erste Mal wieder eine Asphaltstraße. Hier ist allerdings kaum was los, es sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Dann zweigen wir ab Richtung Nil. Wow, das erste Mal seit Khartoum wieder fließendes Wasser! Wir besichtigen ein Fort der Ottomanen oberhalb des Nils. Was für eine tolle Lage! Es ist verständlich, dass hier eine Festung gebaut wurde. Der Blick schweift weit über den Nil.

    Am Nilufer befindet sich ein Palmenhain. Hier wird mir sehr deutlich bewusst, dass der Nil tatsächlich die Lebensader für die Bevölkerung hier ist. Das berührt mich sehr! Links und rechts des Nils ist Wüste. Ohne den Nil mit seinen saisonalen Überschwemmungen könnte in dieser Gegend wohl niemand überleben. Unterhalb in Ufernähe sehen wir einen Bauern, der Viehfutter (Alfalfa) mit seiner Axt und Werkzeug in einem Bündel zusammenschnürt. Dafür benutzt er festes Schilfgras. Er lädt uns ein zum Frühstück bzw. Kaffee. Wow, was für eine Gastfreundschaft! Wir sind ja Fremde, dazu noch Ausländer, und er lädt uns einfach ein. Das wäre in Deutschland nicht vorstellbar. Wieder bin ich sehr berührt. Da wir noch eine Fahrt vor uns haben, können wir die freundliche Einladung leider nicht annehmen.

    Wir fahren weiter nach Norden Richtung Ägypten. Hier sind LKW‘s unterwegs. Links und rechts der Asphaltstraße sind immer wieder Goldsucher zu sehen. Davon gibt es viele! Hier im Sudan ist viel Gold im Erdreich zu finden. Da, wo es sich für große Firmen lohnt, werden Bagger und professionelle Ausrüstung eingesetzt. Ansonsten sind viele einzelne Menschen mit Metalldetektoren zu sehen. Meistens leihen sie diese und laufen damit durchs Gelände. Wie wir von Khalid erfahren, wird der Erlös eines Goldfunds in drei Teile geteilt: Ein Drittel für den Finder, ein Drittel für den Vermieter des Metalldetektors und ein Drittel für den Autovermieter. Damit kann sich glücklich schätzen, wer sich selbst ein Auto oder einen Metalldetektor
    leisten kann!

    Am frühen Nachmittag kommen wir an einem nubischen Gasthaus bei Soleb an. Das Gasthaus vermietet Zimmer, heute werden wir hier übernachten. Das erste Mal wieder in einem - wenn auch sehr einfachen - Bett schlafen! Und Haare waschen in einer einfachen „Dusche“. Die „ Dusche“ besteht aus einem großen Wasserfass in einem abgeschlossenen kleinen Räumchen. Das Wasser wird mit einer Schale geschöpft und über den Körper gegossen. Funktioniert ganz prima! Es ist herrlich, sich mal wieder von Kopf bis Fuß mit - wenngleich kaltem - Wasser zu übergießen. Ich fühle mich danach total erfrischt! In der Sonne trocknen die Haare ganz schnell. 😊

    Hinter dem Haus ist der Ziegenstall, ein von trockenem Gestrüpp eingezäuntes Areal im Freien. In der Nähe toben Kinder. Brita bringt ihre mitgebrachten bunten Luftballons. Wir haben großen Spaß zusammen! Dann suche ich mit Khalids Einverständnis den Raum auf, in dem sich die Frauen des Hauses gerade versammelt haben - eine sehr intime Atmosphäre. Eine Frau hat vor kurzem ein Baby bekommen und wechselt gerade die Windeln. Ich komme mir wie ein Eindringling in die Privatsphäre vor, die Frauen freuen sich jedoch und sind offen. Wie ich später erfahre, handelt es sich um die Frau des Eigentümers, die Tochter, Schwiegertöchter, 6-7 Frauen sind hier. Ich habe kleine Cremes und Seifen als Gastgeschenke aus Deutschland mitgebracht, diese verteile ich nun hier an die Frauen.

    Der Eigentümer des Gasthauses, ein alter Mann, gibt mir mit Zeichensprache zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Er führt mich in ein großes Doppelzimmer, dorthin soll ich umziehen. Zuerst hatte ich ein recht kleines Räumchen zugewiesen bekommen. Wow, jetzt habe ich ein großes Zimmer mit viel Platz, wie schön! Alles ist einfach, die Betten bestehen aus Metallgestellen mit Schaumstoffmatratzen, die auf Schnüren liegen. Mir kommt es nach den Zeltnächten recht luxuriös vor. Meine Metalltür lässt sich nicht schließen - egal, hier wird schon niemand nachts reinkommen.

    Zum Sonnenuntergang spazieren wir mit Khalid zum nahegelegenen Tempel von Soleb. Ein erstes archäologisches Highlight! Der Tempel sieht schon aus der Ferne faszinierend aus und erinnert mich an die griechischen Tempel in Agrigento/Sizilien. Bei näherem Hinsehen entdecken wir jedoch Hieroglyphen und ägyptische Symbole. Es ist der Tempel des Amunhoteb III. Er stammt aus der Zeit, als Ägypten Nubien besetzt hatte, ca. 1.350 v.Chr. Damals war Ägypten ein großes Reich mit Ausdehnung weit bis in den heutigen Sudan hinein.

    Khalid zeigt uns drei wichtige königliche Symbole auf den herabgestürzten Steinblöcken: Das Rückgrat als Symbol von Stabilität, ein Zepter als Symbol für Macht und das Symbol für Leben („anch“). Es macht Spaß, in der untergehenden Sonne zwischen den mächtigen Säulen und Steinblöcken der Tempelruine herumzulaufen und zu fotografieren! Wir erfahren, dass hier immer noch Archäologen zu Gange sind, allerdings haben sie ihre Arbeit wegen Corona unterbrochen. Hier gibt es nach wie vor viel zu erforschen und auszugraben, spannend!

    Wir sind aktuell die einzigen Touristen hier in der Gegend, das ist außergewöhnlich und dem Virus geschuldet. Für uns ist es ein Glücksfall! Wir genießen jedenfalls den schönen Sonnenuntergang und das gemütliche Abendessen und die Ruhe im nubischen Haus ohne andere Gäste. 😊
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