• Day 155

    Return

    August 2, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 16 °C

    "You sail out across the sea, but it's when you make your return that you may discover what you have been seeking is in fact inside yourself."

    ~ Erling Kagge (Silence in the Age of Noise)

  • Day 155

    Die letzte Etappe

    August 2, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 16 °C

    Obwohl gutes Wetter angesagt war, regnet es leider auch heute. Trotzdem steht für Sam und mich fest, dass wir unsere letzte Etappe heute in Angriff nehmen wollen: die Überquerung des Arlbergs auf dem Jakobsweg.

    Vor vier Monaten lag auf dem Wanderweg so viel Schnee, dass ich nach einigen Kilometern Kampf mit dem Tiefschnee schweren Herzens auf die Straße gewechselt habe und auf dieser den restlichen Weg bis Sankt Christoph gegangen bin. Dadurch habe ich den offiziell höchsten Punkt des gesamten Weges bis Santiago verpasst. Und schon damals habe ich mir geschworen, dass ich den Abschnitt nachholen werde.

    Jetzt bin ich zurück. Ich habe Sam während unserer Rückreise bereits in Bilbao vorgeschlagen, diese letzte Etappe mit mir zu gehen und er hat sofort eingewilligt. Ich bin glücklich und dankbar, mit einem guten Caminofreund hier zu sein.

    Der Weg ist mir noch gut im Gedächtnis, auch wenn ohne Schnee alles ganz anders aussieht. Wir erreichen die Stiegeneckkapelle im Regen und bald darauf den Bach, den ich durchwaten musste, über den jetzt, im Sommer, Holzstege führen. Dann kreuzen wir die Arlbergstraße, wo ich vor all der Zeit den Wanderweg verlassen und mir geschworen habe, zurückzukehren. Ab hier ist mir der Weg völlig unbekannt.
    Es hat aufgehört zu regnen und zu unserer Freude kommt sogar die Sonne heraus, während wir immer höher steigen. Wir essen Heidelbeeren vom Wegesrand, während wir uns unserer Regensachen entledigen. Und dann sind wir auch schon da.

    Der Maiensee liegt in einer Senke im herrlichen Bergpanorama von Tirol und Vorarlberg. Hier zu stehen und auf ihn hinunterzusehen, nachdem ich ihn nach so viel Hoffen und Bangen im März nicht erreicht habe, fühlt sich unwirklich an, wie ein Traum vom Sommer in einer kalten Winternacht.
    Wir gehen am Ufer des Sees entlang und erreichen an seinem anderen Ende eine Tafel, die mir bestätigt, was ich längst weiß: wir haben den höchsten Punkt erreicht. Jetzt ist mein Camino komplett.

    Erst nach über einer Stunde verlassen wir den Maiensee und machen uns auf den kurzen Weg nach St. Christoph, von wo wir den Bus zurück nach St. Anton nehmen. Hier werden wir in den Zug Richtung Wien steigen. Nach Hause. Was für eine Vorstellung.
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  • Day 154

    Daheim am Arlberg

    August 1, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 14 °C

    Wir erwachen in Zürich bei strömendem Regen. Erst jetzt fällt mir auf, welches Glück wir auf unserem Hitchhikingtrip bisher mit dem Wetter hatten. Unter den jetzigen Umständen haben Sam und ich jedenfalls keine Lust, möglicherweise stundenlang neben der Straße zu stehen, daher beschließen wir, den Zug zu nehmen. Nach Österreich.

    Glücklicherweise gibt es von Zürich regelmäßige Direktverbindungen in die liebe Heimat. Also schnappen wir uns den nächstbesten Railjet und sind schon 1,5h später in Feldkirch, kurz hinter der Grenze.
    Exakt fünf Monate, nachdem ich Wien verlassen habe, stehe ich wieder auf rot-weiß-rotem Boden.

    Ich hole mein Handy aus dem Flugmodus, in das ich es in der Schweiz aufgrund fehlenden EU-Roamings sicherheitshalber versetzt habe, und habe zum ersten Mal seit ich Österreich verlassen habe wieder eine 4G-Verbindung. Diese brauche ich aber nicht, als ich zum Schalter gehe um mir das Klimaticket zu kaufen, mit dem ich alle Öffis in Österreich nutzen kann. Das wollte ich mir nach meiner Rückkehr ohnehin zulegen und es auf der jetzigen Heimreise zu haben ist nur von Vorteil.
    Anschließend fahren Sam (der schon längst ein Klimaticket besitzt) und ich mit dem Zug nach Sankt Anton am Arlberg, wo wir heute übernachten wollen. Das letzte Mal war ich vor etwa vier Monaten hier, als der Ort noch voller Schitouristen war. Ich fühle mich wie daheim, obwohl ich erst einmal kurz hier war - alleine die Tatsache, dass ich wieder in Österreich bin, löst bei mir ein wohliges Gefühl von Heimat aus.

    In St. Anton bekommen wir eine spontane Führung über die Geschichte des Ortes von einem Touristen aus Wien, der mitbekommen hat, dass Sam sich sehr für das interessiert, was er seiner kleinen Tochter erzählt. Es ist ausgesprochen interessant.

    Den Abend verbringen wir bei Bier und gemeinsamen Erinnerungen vom Camino in einer gemütlichen Bar. Es ist unser letzter Abend auf dieser Reise. Aber eine letzte Etappe steht uns noch bevor.
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  • Day 153

    Last Minute nach Zürich

    July 31, 2023 in Switzerland ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Nacht hinter der kleinen Raststätte war nicht sonderlich bequem: der Boden ist abschüssig und hart und mitten in der Nacht hatte ich das Gefühl, eine Maus oder etwas ähnliches läuft unter der Isomatte herum.
    Wir erwachen aber bei strahlendem Sonnenschein und nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, versuchen wir wieder unser Glück an der Ausfahrt. Allerdings sehen wir bald ein, dass wir hier wohl nur sehr schwer in unsere Richtung mitgenommen werden. Daher ändern wir die Strategie und Sam bittet einen Deutschen, uns zur letzten Mautstation in der Gegenrichtung mitzunehmen. Dort haben wir mehr Glück: eine Mutter mit zwei Kindern, die gerade vom Urlaub zurückkehren, packen uns in ihr schon sehr volles Auto und bringen uns den ganzen Weg bis hinter die Schweizer Grenze, in der Nähe von Genf.

    An der Grenze schickt uns die Security zunächst sehr bestimmt weg, aber wir haben Glück und noch bevor sie merken, dass wir ihre Anweisung ignoriert haben, sammelt uns ein Italiener ein. Niccoló hat bereits einen Hitchhiker im Auto, den er gestern getroffen hat und mit dem er unterwegs zu einer Party in der Schweiz ist. Wir werden ebenfalls eingeladen, aber leider muss ich in zwei Tagen in Wien sein, daher müssen wir ablehnen.

    Den Rest des Tages bringen uns verschiedene Leute von einer Raststation zur nächsten, dadurch lassen wir zuerst Genf und dann Bern erfolgreich hinter uns. Aber etwa 60km vor Zürich kommen wir nicht mehr weiter und es sieht so aus, als müssten wir unsere dritte Nacht auf einer Autobahnraststätte verbringen.
    Gerade als wir aufgeben und uns einen Schlafplatz im Grünen suchen wollen, bleibt plötzlich ein Auto an der Ausfahrt neben uns stehen. Hermann, ein Schweizer Mitte 50, kommt gerade vom Urlaub zurück und bietet an, uns zum Züricher Flughafen zu bringen, da er dort wohnt. Von dort können wir in die Stadt fahren. Wir nehmen sofort an.
    In der Nähe des Flughafens finden wir ein günstiges Hotel und freuen uns sehr über die Dusche und das weiche Bett.
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  • Day 152

    Einmal quer durch Frankreich, bitte

    July 30, 2023 in France ⋅ ☁️ 22 °C

    Sehr zuversichtlich bin ich an diesem Morgen nicht, nach zwei Tagen an denen wir mit Hitchhiken kaum weitergekommen sind. Trotzdem stellen wir uns wieder an die kleine Tankstelle an der Schnellstraße und hoffen auf das Beste.
    Tatsächlich dauert es gar nicht so lange, bis ein weißer Kleintransporter stehenbleibt. Paul, der rumänische Fahrer, bringt uns zwar auf einen Umweg, aber doch ein Stück in die richtige Richtung.

    Von da an scheinen die Hitchhikinggötter, wie Sam es nennt, wieder auf unserer Seite zu sein: wir ergattern eine Fahrt nach der anderen und müssen kaum je länger als 5 Minuten warten. Auf einer Fahrt bekommen wir von einem etwa 6-jährigen Buben sogar eine Zeichnung von uns selbst geschenkt.

    Unsere letzte Mitfahrgelegenheit des Tages bringt uns noch bis in die Nähe von Lyon, wo wir auf einer kleinen Raststätte aussteigen. Endlich ist die Schweiz in greifbarer Nähe! Leider ist die Raststätte so klein, dass wir an diesem Abend nicht mehr Richtung Grenze wegkommen. Daher machen wir es uns zwischen den Bäumen wieder unter Sams Tarp gemütlich.
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  • Day 151

    Die andere Seite von Bordeaux

    July 29, 2023 in France ⋅ ⛅ 26 °C

    In der Nacht hat es kurz geregnet, aber unter dem Tarp sind wir glücklicherweise trocken geblieben. Und als wir aufstehen und zum Zähneputzen zur Tankstelle hinübergehen, schaut die Sonne zumindest kurz zwischen den Wolken hervor.
    Wir kehren zu unserem Platz von gestern zurück, wo wir weitere erfolglose Stunden zu verbringen.
    "Die fahren alle nicht in unsere Richtung!", behauptet Sam zuversichtlich.
    Oder sie wollen uns alle nicht mitnehmen, denke ich mir im Stillen.
    Schließlich probiert Sam sein Glück sogar bei den LKW-Fahrern auf dem Parkplatz gegenüber. Diese sind zwar sehr freundlich, bieten ihm aber nur Haschisch an.

    Gegen Mittag beschließen wir, unser "Lyon"-Schild wegzulegen und die nächstbeste Fahrt zu nehmen, die wir ergattern können. Und es funktioniert! Bald bleibt eine liebe, ältere Französin stehen, die Richtung Norden fährt. Sie nimmt uns mit bis auf die andere Seite von Bordeaux, wo eine Schnellstraße Richtung Lyon bzw. Autobahn führt. Dort versuchen wir an einer kleinen Tankstelle nochmal unser Glück, aber in dem dichten, schnellen Verkehr bleibt niemand stehen.

    Wir sind müde und müssen sowieso endlich wieder Mal Wäsche waschen, also beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen und checken am späten Nachmittag im günstigen Hotel an der Schnellstraße ein.
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  • Day 150

    Die Raststation vor Bordeaux

    July 28, 2023 in France ⋅ ⛅ 30 °C

    Auch aus Bilbao herauszukommen gestaltet sich als Herausforderung. Wir stehen vormittags mit unserem San Sebastian-Schild längere Zeit in der Nähe einer Autobahnauffahrt, aber niemand bleibt für uns stehen. Auch als wir extra ein neues Schild malen mit "Donostia" (dem baskischen Namen für San Sebastian) ändert das leider nichts.
    Da spricht uns plötzlich ein junger Mann an, der sich ausgerechnet als Wiener herausstellt. Er erzählt, dass er hier in der Nähe gleich ein BlaBlaCar nach San Sebastian nimmt und meint, er könnte fragen, ob die Dame noch Platz im Auto hat. Leider verneint diese. Aber wir treffen durch diese Begegnung die Entscheidung, uns unser eigenes BlaBlaCar zu buchen. Nach einigem hin und her finden wir eines, das uns nach Bordeaux bringt. Wir lassen uns an einer Raststation mehrere Kilometer vor der Stadt absetzen und hoffen, dort bald Richtung Lyon wieder wegzukommen.
    Aber unser Glück ist nach wie vor nicht zurück. Und hier auf der Raststätte können wir weder einen Bus nehmen, noch ein BlaBlaCar buchen.
    Wir versuchen bis in den Sonnenuntergang hinein, an der Ausfahrt ein Auto zu stoppen, aber erfolglos. Schließlich müssen wir einsehen, dass wir die Nacht auf der riesigen Raststation verbringen müssen. Immerhin sind wir da nicht die Einzigen: mit uns übernachten viele LKWs, Wohnmobile und Campingvans. Wir suchen uns einen Platz zwischen den Bäumen im hinteren Bereich der Raststätte. Dort spannen wir Sams Tarp auf und breiten unsere Schlafsäcke darunter aus. Zum Einschlafen schauen wir "Back to the Future". Es ist gemütlicher als erwartet.
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  • Day 149

    Gestrandet in Torrelavega

    July 27, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach dem für mich schwierigen Abschied von Sergio und Amandi läuft es morgens recht gut: erst bekommen wir von Villaviciosa eine Fahrt in einem alten, klapprigen Auto mit zwei jungen Spaniern bis in die Nähe von Llanes; anschließend bringt uns ein Spanier namens Alvaro mit seinem Van bis Torrelavega, in der Nähe von Santander.
    Aber dort endet unser Glück leider fürs erste. Obwohl wir es lange probieren, schaffen wir es den ganzen Nachmittag lang nicht aus Torrelavega heraus. Schließlich geben wir auf, gehen zum BurgerKing und beraten über veganen Nuggets über unser weiteres Vorgehen. Schließlich buchen wir einen Bus nach Bilbao und dort ein Hostel für die Nacht. Unser erhofften Ziel, San Sebastian, haben wir damit leider noch lange nicht erreicht.
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  • Day 148

    Zurück an der Nordküste

    July 26, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    Aus A Coruña herauszukommen ist etwas umständlich, da wir erstmal zwei Busse nehmen müssen, um zu einer Tankstelle an der Schnellstraße zu gelangen. Dort dauert es eine gute Stunde, bis uns zwei Deutsche Aussteiger einsammeln, die zwar nicht direkt Richtung Gijón fahren, uns aber nach Ferrol mitnehmen. Dadurch ändert sich unsere Route etwas, aber wir schaffen es trotzdem bald, Richtung Vilalba weiterzukommen. Leider lässt uns das Paar aus Newcastle, England irgendwo im Nirgendwo aussteigen, wo kaum Verkehr ist. Trotzdem können wir eine Fahrt weiter bis direkt vor Vilalba ergattern.

    Am Kreisverkehr, wo es Richtung Ribadeo und damit an die Nordküste geht, bleibt schon nach wenigen Minuten ein Van stehen. Der Spanier meint, nur wenige Kilometer bis Mondoñedo zu fahren, daher lehnen wir das Angebot ab. Erst nachdem er weitergefahren ist, schauen wir auf Google Maps und uns fällt auf, dass Mondoñedo mindestens 40km von hier entfernt ist und uns dadurch doch weitergebracht hätte.
    Zu unserer großen Überraschung kommt der Spanier in dem Van kurze Zeit später zurück. Ihm ist dasselbe aufgefallen und er wollte uns nicht stehenlassen. Letztendlich bringt uns Michi sogar den ganzen Weg bis Ribadeo.

    An einem Kreisverkehr auf der anderen Seite der großen Brücke, über die ich vor ein paar Wochen Galicien betreten habe, laufen uns erst einmal mehrere verwirrte Pilger über den Weg, die den Zugang zur Brücke nicht finden können. Sam hilft ihnen weiter.
    Irgendwann bleibt ein Mann in einem weißen Van stehen, der uns verspricht, in ein paar Minuten wiederzukommen, da er noch etwas zu erledigen hat, und uns dann den ganzen Weg bis Villaviciosa mitzunehmen, was unser heutiges Ziel ist.
    Wir warten geduldig und nach etwa einer halben Stunde taucht der Van tatsächlich wieder auf. Während der Fahrt erzählt uns José, dass er vor der längeren Fahrt noch im Meer baden wollte, da er gestern nicht duschen konnte. Er pendelt regelmäßig an der Küste auf und ab, da er auf Mittelaltermärkten arbeitet und Käse verkauft. Als er uns in Amandi aussteigen lässt, wohin er extra für uns einen kleinen Umweg gefahren ist, schenkt er uns einen ganzen Laib Ziegenkäse.

    In der Herberge La Ferrería in Amandi fühle ich mich ein ganzes Monat auf meinem Camino zurückversetzt. Und tatsächlich fällt mir auf, dass es auf den Tag genau ein Monat her ist, dass ich das letzte Mal hier angekommen bin.
    Sergio, der uns schon erwartet, empfängt mich mit großer Freude und einer festen Umarmung. Er hat mir auf diesem Camino, nachdem ich bei ihm war, aus der Ferne einmal sehr geholfen und ich bin fest überzeugt, dass er einer der besten Menschen ist, die mir auf meinem Weg begegnet sind.
    Zum Abendessen sind wir natürlich unter Pilgern und es gibt seine beliebte Paella.
    Ich weiß jetzt schon, dass ich mich morgen nur schwer werde lösen können von diesem Ort.
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