• Larissa Becker

Durch die Wüste Danakil

Seit 2020 möchte ich diese Reise schon machen. Dann kam erst Corona dazwischen und danach der Bürgerkrieg in der Provinz Tigray. Jetzt ist sie endlich wieder im Programm. Ich bin gespannt. Lue lisää
  • Matkan aloitus
    19. marraskuuta 2025

    Angespannte Vorfreude

    19. marraskuuta, Saksa ⋅ ☁️ 4 °C

    Von der Danakil und dem Erta Ale habe ich bei einem Multimediavortrag gehört und war total fasziniert. Kurz darauf habe ich von Martin, einer Reisebekanntschaft erfahren, dass es tatsächlich organisierte Reisen in diese abgelegene und lebensfeindliche Region gibt. Da habe ich natürlich gleich gebucht. Leider war das 2020, und die Reise wurde Corona bedingt abgesagt. Ein neuer Versuch scheiterte am gerade ausgebrochenen Bürgerkrieg. Dies ist nun mein dritter Versuch, und viel kann nicht mehr schiefgehen. In wenigen Stunden startet meine Expeditionsreise in das Afar Dreieck.

    Bei aller Vorfreude habe ich Respekt vor den krassen Bedingungen, die mich erwarten, denn die Danakil gilt als eine der heißesten, unwirtlichsten und vulkanisch aktivsten Gegenden der Erde. Für den Erta Ale musste ich mir sogar eine spezielle Atemschutzmaske für Chemiearbeiter besorgen. Wir werden in nicht klimatisierten Geländewagen reisen und auf einfachen Zeltplätzen oder in freier Natur ohne sanitäre Anlagen und Waschmöglichkeiten übernachten. Obendrein bin ich nach 2 1/2 Wochen Erkältung immer noch etwas angeschlagen. Ich werde also nach dieser Reise urlaubsreif sein. 😅

    Eine weitere Sorge ist, dass die politische wie auch die humanitäre Situation in Äthiopien nach wie vor angespannt sind, wenn auch der Bürgerkrieg in Tigray 2022 beendet wurde. Aus Sicherheitsgründen werden uns daher zeitweise Soldaten und Afar Milizen begleiten. Allerdings habe ich großes Vertrauen in den Veranstalter und dessen Erfahrung vor Ort und daher zuversichtlich, dass ich zwar müde, aber unversehrt zurückkommen werde.

    Erstmal gilt es aber den sehr kurzen Nachtflug nach Addis Abeba zu überstehen. Dort werde ich den Reiseleiter und die übrigen 7 Mitreisenden treffen, und die Rundreise startet mit einem Inlandsflug nach Dire Dawa.
    Lue lisää

  • Angekommen

    20. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Flug war ruhig, und wir hatten genug Zeit für alle Formalitäten. Witzig war, dass die Visastelle gleichzeitig eine Bank war, so dass derselbe nette Herr mir mein Visum ausgestellt und Geld gewechselt hat. So nach und nach hat sich dann die Gruppe gefunden, während wir unser Gepäck abgeholt haben, zum Domestic Airport gegangen sind und dort wieder alle Check-In- und Sicherheitsprozeduren durchlaufen haben. Am Gate gab’s dann den ersten äthiopischen Kaffee, während wir auf den Reiseleiter gewartet haben. War lecker.

    Erste Vorstellungsrunde: Die Gruppe scheint nett und unkompliziert, und alle wissen, worauf sie sich einlassen. Der Reiseleiter ist Ethnologe und Konfliktforscher, wie überaus passend. Nach Pflanzen bräuchten wir ihn nicht zu fragen, da habe er keine Ahnung, aber es gäbe hier auch keine. Passt für mich. Und das Erwartungsmanagement hinsichtlich Pannen, Service und Komfort liegt auch im Rahmen meiner Vorstellungen.

    Am frühen Nachmittag landen wir in Dire Dawa, einem typischen afrikanischen Provinzflughafen. Hier erwarten uns unsere Fahrer samt Fahrzeugen (3 Stück für jeweils 3-4 Personen plus Fahrer) sowie kuschelige 28 Grad.

    Zuerst geht’s jetzt Mittagessen. Meine Angst, nicht satt zu werden, scheint vollkommen unberechtigt. Diamir schreibt wohl immer in die Infos, dass man Nüsse und Snacks mitbringen sollte. Vermutlich schleppe ich 2-3 Kilo Vorräte ganz umsonst mit mir rum.
    Lue lisää

  • Ein anstrengender erster Tag

    20. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 25 °C

    Die Tour startet mit Eisenbahnromantik. Wir erkunden die Reste der französischen Bahnlinie von Addis Abeba nach Djibouti. Wunderschöne Holzwaggons stehen hier noch rum und werden mittlerweile teilweise als Wohnhaus genutzt.

    Das Programm wird spontan geändert, weil es für den geplanten Khat-Markt schon zu spät ist und in einer christlich-orthodoxen Kirche gerade sehr viel los ist. Und es lohnt sich. Alles ist voller Gläubiger, die schon vor dem Eingang beten, knien und die Mauer küssen. Denn das ganze Gelände ist mega heilig. Im Inneren der Kirche wird musiziert. Würdenträger laufen mit Kreuzen und Fackeln um eine Art Altar herum. Ich beobachte scheu aus respektvollem Abstand. Das Ritual wird ausschließlich von Männern durchgeführt, und ich bin mir unsicher, wie ich mich hier als Frau verhalten soll. Da reicht mir ein junger Mann ein weißes Tuch. Der nächste winkt mich näher und drückt mir seinen Stab in die Hand. Dann geht einer mit einem Parfümzerstäuber rum und bedenkt auch mich damit. Ich finde es erstaunlich, wie freundlich ich als weiße, ausländische Frau hier integriert werde. Eine ältere Dame signalisiert mir noch, wie ich das Tuch über den Kopf zu ziehen habe. Aber alles wohlwollend und nicht tadelnd. Ein tolles Erlebnis.

    Die anschließende Fahrt nach Harar ist eine Tortur. Die Straße ist schlecht, und es ist wahnsinnig viel Verkehr. Tuktuks, Busse, Menschen, Esel - alles durcheinander und nicht immer gut beleuchtet. Bei dem Gekurve und Gebremse wird mir übel, und das Geschaukel geht heftig auf den Nacken. Auch die kurze Nacht macht sich bemerkbar. Den anderen geht es nicht besser, so dass wir uns ganz schnell einig sind, heute nur noch zum Abendessen zu fahren und die Hyänen auf morgen zu verschieben.
    Lue lisää

  • Harar

    21. marraskuuta, Etiopia ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute erkunden wir die Stadt Harar, eine bedeutende islamische Stadt mit 82 Moscheen und tatsächlich eine der wenigen sehenswerten Städte Afrikas.

    Der älteste Teil der Stadt außerhalb der Stadtmauer hat eher Slum-Charakter. Die süßen kleinen Mädchen, die sich schnell um uns scharen, sollten eigentlich in der Schule sein. Aber dafür muss man Bildung von Mädchen halt wichtig finden.

    Auf dem Gewürzmarkt schließen wir uns dem allgemeinen Niesen an. Die Farben und Gerüche sind toll.

    Die pittoreske Altstadt ist wirklich schön. Verwinkelte Gassen zwischen weiß getünchten Tuffsteinhäusern. Tatsächlich gehen wir alle paar Schritte an einer Moschee vorbei. Besonders interessant ist das lebhafte Treiben der Menschen in ihrer farbenfrohen Kleidung. Und so fotografieren wir unzählige Menschen, viele davon auf deren expliziten Wunsch. Am Ende habe ich den Eindruck, wir sind vor allem zur Unterhaltung und Belustigung der Kinder da. Die haben nämlich mindestens genauso viel Spaß wie wir.

    Wir besichtigen noch ein traditionelles Harar-Haus, zwei Museen, von denen eines wunderschöne alte Handschriften hat, und eine Kaffee Manufaktur. Der Harar Kaffee soll der beste sein. Danach ist die Stadt abendlich beleuchtet und noch schöner als tagsüber.
    Lue lisää

  • Von Mund zu Maul mit wilden Hyänen

    21. marraskuuta, Etiopia ⋅ ⛅ 16 °C

    Mein erstes Ziel habe ich erreicht: Ich konnte Hyänen ganz nahe kommen und füttern!

    Um Harar herum leben sie und kommen jeden Abend freiwillig, um sich Futter abzuholen. Aufgrund der Paarungszeit aktuell erst nach 19 Uhr. Am Parkplatz angekommen sehen wir schon die erste Hyäne, die die Straße entlang läuft. Am Ort der Fütterung zähle ich sieben Tiere, aber ich glaube, es sind mehr. In der Dämmerung kann man überall dunkle Flecken ausmachen, die vermutlich keine Felsen sind.

    Ich lasse mir ein Stöckchen geben und warte, bis ich mit Füttern dran bin. Die Hyänen wissen ganz genau, wie das abläuft. Auf den Stock wird ein Stück rohes Fleisch gespießt, was die Hyänen sich dort greifen. Ich finde es faszinierend, den mächtigen Tieren so nahe zu kommen, und fühle mich sehr entspannt dabei. Das bleibt auch so, als ich aufgefordert werde, den Stock in den Mund zu nehmen. Die Hyäne schnappt sich das Fleisch so gezielt, dass ich kaum Spannung auf dem Stock fühle. Dabei kommt sie auf wenige Zentimeter an mich heran. Eine Erfahrung, die mir noch sehr lang im Gedächtnis bleiben wird!
    Lue lisää

  • Bei der Fahrt hilft auch kein Khat

    22. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Tag startet mit dem Besuch auf einem Khat Markt. Das ist ein Trubel! Eng, laut und wuselig. Ständig sind wir umringt von Menschen, vor allem Kindern. Immer wieder posieren junge Männer und wollen fotografiert werden. Frauen fühlen die Haut an meinen Armen, Männer fragen, wo ich herkomme, hinten spüre ich immer wieder Hände an meinem Zopf. Und natürlich wird Khat verkauft, fast ausschließlich von Frauen. Der Reiseleiter erklärt, dass sei wie bei Drogendealern. Die Männer würden das Zeug selbst konsumieren, was nicht gut fürs Geschäft sei.

    Kurz später machen wir spontan eine kleine Bootstour, um einem Pelikan näher zu kommen. Auf dem Markt hatte ich den Reiseleiter gebeten, ein wenig Khat für die ganze Gruppe zu kaufen. Das wird jetzt getestet. Angeblich soll es aufputschend wirken und sedierend. Wie das zusammen gehen soll, wissen wir nicht. Außer dem ekligen Geschmack im Mund macht sich allerdings nicht viel Wirkung bemerkbar. Muss ich nicht wiederholen.

    Danach haben wir eine weite und anstrengende Fahrt bis zur nächsten Unterkunft. Die Fahrer erbringen Höchstleistungen. Die Straße ist streckenweise sogar ganz okay, für afrikanische Verhältnisse. Aber es wimmelt von Tuktuks, Eseln, Ziegen, Rindern, Kamelen, Menschen und Schwertransportern auf dem Weg vom und zum Hafen Djibouti. Das führt zu zahlreichen abenteuerlichen Brems-, Ausweich- und Überholmanövern. So brauchen wir für die 340 km bis in den Awash Nationalpark etwa 8 Stunden reine Fahrzeit und wissen: Das wird noch schlimmer, wenn wir weiter in den Norden kommen.

    In der wunderschönen Ökolodge im Nationalpark entspannen wir uns dann in heißen Quellen von dem anstrengenden Tag.
    Lue lisää

  • Mitten in der Natur

    23. marraskuuta, Etiopia ⋅ ⛅ 15 °C

    Der Tag startet wunderbar. Nach einer langen und erholsamen Nacht - ab 22 Uhr gibt es keinen Strom mehr, und das Licht des Handy Displays zieht unzählige winzige Mücken an - nehmen wir umringt von Affen unser Frühstück ein. Während wir versuchen, die Affen zu fotografieren, versuchen diese, unser Frühstück zu klauen. Dann geht es los zum Awash Nationalpark. Da sehen wir ein paar Dikdik, Oryx, Paviane und Schakale, aber sie sind weit weg und alles kein Vergleich zu Safari in Kenia, Tansania oder Botswana. Wirklich schön ist der Wasserfall, in dem sich Krokodile tummeln.

    Unterwegs halten wir einmal spontan an für eine Gruppe Issa und besuchen später noch ein Issa-Dorf. Das ist extrem spannend und authentisch. Die Issa sind ein Somali-Stamm, der heute noch nomadisch lebt. Deswegen ist es auch so authentisch, denn es ist nicht vorab organisiert (schwierig, wenn man nicht weiß, wo sie gerade leben), sondern wir haben einfach angehalten und gefragt, ob wir uns mal umschauen dürfen.

    Die Hütten bestehen aus einem halbrunden Zweig-Geflecht, das mit Planen (gerne von Hilfsorganisationen) abgedeckt wird. Darin lebt dann eine Familie mit ihren 8-12 Kindern. Sie leben von ihren Ziegen, Rindern und Kamelen sowie dem Handel damit. Das Wasser müssen sie über mehrere Kilometer in Kanistern tragen, Aufgabe der Frauen und Kinder.

    Diese Siedlungen begleiten uns den ganzen Tag rechts und links der Straße. Irgendwann sind sie nicht mehr von Issa, sondern von Afar. Was auch ein üblicher Anblick wird sind Waffen. Jeder Hirte trägt eine Kalaschnikow oder mindestens einen großen Dolch mit sich. Auf der Straße überholen wir regelmäßig Jeeps der Afar Special Forces. Die Menschen hier verstehen sich schon sehr lange als Krieger, und ein Mann ohne Waffe ist kein echter Mann. Außer als Hirte oder Soldat scheint es hier aber auch keine beruflichen Perspektiven zu geben.
    Lue lisää

  • Heiße Quellen von Dubti

    24. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 27 °C

    Heute startet der Expedition Teil der Reise. Leider war die letzte Nacht in einem eigenen Zimmer mit Bett und Bad und ohne Schnarcher nicht so erholsam wie erwartet. Von der gestrigen Fahrt hatte ich noch Kopfschmerzen. Auch die letzte Stufe und das letzte Mal Haare waschen. Heute Morgen wäre mit warmen Wasser irgendwie schöner gewesen.

    Dann verlassen wir Semera, die Hauptstadt der Afar. An den heißen Quellen von Dubti erkunden wir eine faszinierende geothermische Landschaft. Überall blubbert und dampft es, und in der Luft liegt heißer Wasserdampf und ein leichter Schwefelgeruch. An einem der Tümpel treffen wir auf Hirtrn mit einer Rinderherde - Massentierhaltung auf äthiopische Art. Sie lassen uns aus einer traditionellen Schale frisch „gezapfte“ Milch kosten. Schmeckt toll, aber der Reiseleiter ist jetzt gespannt, wer von uns einen ausreichend starken Magen hat, das nicht später zu spüren.
    Lue lisää

  • Gemeri See und Afambo See

    24. marraskuuta, Etiopia ⋅ 🌙 27 °C

    Wir fahren zurück nach Semera und dann weiter Richtung Djibouti. Unterwegs haben wir einen traumhaften Blick über den Gemeri See und den Afambo See, an dem unser Camp schon auf uns wartet. Erstaunlich, dass man hier solche riesigen Seen findet, alle gespeist vom Awash Fluss. Drumherum ist alles knochentrocken und staubig.

    Skurrile Begebenheit am Rande: einer der Mitreisenden bekommt ein Gewehr hingehört, verbunden mit dem Angebot, ein Krokodil zu schießen. Er lehnt ab.

    Das Camp ist etwas rustikal und hat Lost Place Charme. An Schlaf ist für mich in der ersten Nacht im Zelt nicht zu denken. Hart, warm, und extrem windig. Trotz der Wärme schließe ich irgendwann das Zelt, weil ich schon total mit feinem Staub gepudert bin. Der Wind macht so viel Lärm, dass ich das Schnarchen meiner Mitreisenden kaum hören kann. Leider reißt er auch mein Zelt um, so dass ich mich gegen Mitternacht an den Wiederaufbau machen muss. So bin ich froh, als sich gegen 5.30 Uhr zuerst unsere Crew und dann die ersten Mitreisenden regen. Dann tauschen wir lustige Geschichten über die letzte Nacht aus, bauen das Camp ab und genießen das Frühstück. Großes Thema: Der Hayli Gubbi im Nordosten Äthiopiens ist das erste Mal seit 12.000 Jahren ausgebrochen. Die 8,5 km hohe Aschewolke hat Weideland vernichtet und den Flugverkehr gestört. Auch der Erta Ale ist wohl etwas aktiver geworden.

    Auf dem Rückweg schauen wir bei ein paar Fischern vorbei, die uns zeigen, wie sie ihre Boote bauen. Es wird ein simpler Korpus aus Holz gebaut, der dann mit Streifen von Autoreifen und Harz abgedichtet wird. Die Fischer gehören einem Stamm südlich von Addis Abeba an, werden hier aber in Ruhe gelassen, da die Afar nicht fischen.
    Lue lisää

  • Durch die Danakil zum Afrera See

    25. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 35 °C

    Auf dem Weg in die Danakil halten wir in Assaita, der ehemaligen Hauptstadt des Afar-Sultanats. Hier ist heute Markttag, und der Markt ist einer der international und farbenprächtigsten, den ich bisher gesehen habe. An allen Ecken spürt man den Stolz der Afar auf ihre Kultur und Traditionen. Und man merkt, dass wir aus den christlichen Gebieten immer mehr in die islamische Region vordringen. Viele Frauen sind voll verschleiert.

    Die Crew hat bereits in Semera von der Regionalverwaltung alle Papiere für
    die Danakil-Expedition abgeholt. Damit fahren wir ab Semera vorbei Richtung Danakil. Die Danakil-Senke, ca. 135 m unter dem Meeresspiegel, gilt als vulkanisch aktivste
    Gegend der Welt. Und das sieht man. Wir fahren durch eine gigantische Senke mit vulkanischem Gestein, teilweise betupft von gelb-grünen Grasbüscheln. An einigen Stellen ist der Fluss der Lava noch zu erkennen. Die Rundhütten aus Holz weichen jetzt Rundbauten aus Stein. Wir begegnen nur noch selten Fahrzeugen, Menschen oder Tieren.

    Wir beschließen den Tag am Afrera-See, der von über 200
    sprudelnden Quellen gespeist wird. Der Salzgehalt beträgt 13%, und rund um den See wird Salz abgebaut. Wir campen direkt am Ufer und genießen ein schwereloses Bad. Direkt neben dem See gibt es heiße Quellen, wodurch der See einer Badewanne ähnelt, bei der das Wasser noch nicht gut vermischt ist. Inzwischen sind wir etwa 90 Meter unter dem Meeresspiegel, was sich vor allem an der Hitze bemerkbar macht. Es kühlt auch nachts nicht nennenswert ab.

    Die Crew gibt sich viel Mühe, dass mein Zelt diesmal stabiler ist. Außerdem geht kaum Wind. Wenn ich die Schnarcher ausblenden kann, sollte ich heute Nacht ein wenig schlafen können.
    Lue lisää

  • Von Afrera zum Erta Ale

    26. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 25 °C

    Die Nacht ist wieder sehr windig, aber das führt dazu, dass der See Wellengeräusche macht, als wären wir am Meer. Und ich schlafe sehr viel besser als letzte Nacht. Wir bauen dann in Ruhe das Camp ab und frühstücken dann erst mal. Der Koch war so lieb und hat extra für mich und eine Mitreisende Porridge gemacht. Weil ich kein Ei mag, ist es toll, morgens mal etwas anderes zu essen als Toastbrot mit Honig oder Marmelade.

    Dann lernen wir auf einem langen Rundgang den Salzabbau näher kennen. Das Wasser wird mit Generatoren abgepumpt und nacheinander in drei große Becken gefüllt, wo es im Laufe von 3-4 Monaten verdunstet. Dann wird es mit Hacke und Schaufel abgeschlagen, in Säcke verfüllt und zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Uns wird mal wieder sehr bewusst, wie viel Glück wir beim Geburtslotto hatten.

    Der Rückweg führt uns durch den Ort Afrera. Der ist kein Vergleich zum gepflegten und sauberen Harar. Die Hütten sind aus Wellblech, und überall liegt Müll.

    Unser Koch bereitet uns hier ein frühes Mittagessen zu, dann fahren wir weiter Richtung Erta Ale. Unterwegs besuchen wir noch ein Afar Dorf, eigentlich mehr ein Gehöft. Die sehr junge Mutter zeigt stolz ihre zwei Wochen alten Zwillinge. Die Hitze ist so sengend, dass wir uns fragen, wie man hier überhaupt überleben kann. Die Tiere sehen auch nicht besonders glücklich aus. Wir haben dann auch sehr schnell alles gesehen und fahren weiter.

    Nachmittags kommen wir dann am „Basiscamp“ an und machen es uns „gemütlich“.
    Lue lisää

  • Aufstieg auf den Erta Ale

    27. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 25 °C

    Am späten Nachmittag machen wir uns an den Aufstieg. Vom Basislager aus sind es etwa 150 Höhenmeter durch bizarre Lavalandschaft. Dann nähern wir uns dem Kraterrand. Wir gehen wie auf Schnee (oder dem Baiserhäubchen auf einem Rhabarberkuchen). Es knirscht, es hört sich hohl an, und an vielen Stellen sieht man, dass es auch hohl ist. Der Schwefelgeruch wird immer intensiver. Irgendwann wird er so stark, dass wir anfangen zu husten und unsere Schutzmasken aufsetzen. Ich bekomme ein paar Witzchen ab, weil ich als Schutzbrille eine Schwimmbrille dabei habe. Aber es funktioniert: Irgendwann ist sie zwar beschlagen, und die Sicht nicht mehr so gut, aber sie hilft hervorragend gegen den die Augen reizenden Dunst.

    Der riesige Krater selbst hüllt sich in dichten Dampf. Flüssige Lava ist leider keine zu sehen. Dafür die Abbruchkante am Kraterrand. Und ein Stückchen weiter ein großer frischer Nebenkrater, der erst vor drei Tagen eingebrochen ist. Wir haben ziemlich viel Respekt und sind uns ganz schnell sicher, dass wir hier nicht im Dunklen noch mal hoch wollen, schon gar nicht ohne Führer. Und trotz fehlender Sicht auf flüssige Lava sind wir uns einig, dass der Aufstieg ein sehr besonderes, einmaliges und lohnenswertes Erlebnis war.

    Nachts schlafen wir im Freien. Der Wind hat eine angenehme Temperatur und einen weniger anstrengenden Geruch. Der Sternenhimmel ist unglaublich.

    Früh werden wir wach und machen im Morgengrauen einen erneuten Aufstieg. Die Sonne geht jetzt über dem Erta Ale auf. Der Wind ist uns gnädig und weht die Staub- und Schwefelwolke von uns weg. Der Blick ist jetzt noch beeindruckender als am Vortag. Jetzt sieht man auch deutlich, dass wirklich alles hohl ist. Ab und zu bricht einer der Männer ein. Wie gut, dass ich vorher abgenommen hatte. Wieder im Basislager angekommen, schmeckt das Frühstück heute noch besser als sonst.

    Nach dem Frühstück brechen wir auf Richtung Dallol. Von der Straße aus werfen wir noch einen letzten Blick auf den Erta Ale und ein Stückchen daneben die Staubwolke über dem Hayli Gubbi, den die Welt erst seit wenigen Tagen kennt und der es mittlerweile nicht nur in Afar TV und die indischen Medien, sondern auch in die Tagesschau geschafft hat.
    Lue lisää

  • Wüste und Salz

    27. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 36 °C

    Wir fahren stundenlang über unbefestigte Pisten durch Lavafelder, bis sich die Landschaft Richtung Wüste verändert - natürlich ohne dass die Straße besser wird. Es ist so heiß und staubig, dass wir uns fragen, wie man hier überhaupt leben kann. Mitreisende lesen aus dem Reiseführer vor: Jahrresdurchsvhnittstemperatut 34,5 Grad, gemessene Höchsttemperatur 49,5 Grad, Regen „nie“. Unser Polizist ist schon wieder weg. Jemand hat gewitzelt, das seien Einmalpolizisten, daher müssten wir uns jedes Mal einen neuen besorgen.

    Wir machen Mittagsrast in einer Unterführung und eine kurze Kaffeepause in Hamed Ela. Kurz dahinter fahren wir über einen riesigen Salzsee mit ein paar winzigen Löchern, in denen man im warmen Salzwasser baden kann. Das ist sehr angenehm, aber bei der Beobachtung der Russinnen, die nach uns kommen, merken wir, dass wir mit den Fotos alles falsch gemacht haben, was man nur falsch machen kann.

    Richtig lustig wird es, als ein Bus in etwa der Größe unserer Fahrzeuge anhält. 14 männliche Afar steigen aus, stellen sich um die Bier trinkenden Russinnen im Loch herum und fotografieren sie.

    Als die Russen weg sind, genießen wir unseren Sun Downer: einheimischer Gin, kaltes Bier, Obst und Cracker. Dabei schauen wir den Afar zu, wie sie sich bis auf die Unterhose ausziehen und ins Loch steigen. Ach so, und zum Sonnenuntergang schauen wir ab und zu auch.
    Lue lisää

  • Noch mehr Salz

    28. marraskuuta, Etiopia ⋅ 🌙 26 °C

    Die letzte Nacht war recht komfortabel (im Freien auf einem Afar Bett), aber sehr kurz. Der Reiseleiter hat sich bis kurz vor 11 lautstark mit einem Mitreisenden unterhalten, bis er auf meine Bitte hin leiser geredet hat. Um kurz nach 4 fing dann der Koch mit den Frühstücksvorbereitungen an. So hatte ich wenig Zeit zum Schlafen, dafür aber umso mehr Zeit, den Sternenhimmel zu genießen.

    Um 5 Uhr frühstücken wir ein letztes Mal in der Wüste (Porridge und Pancakes), dann starten wir in einen langen Tag. Wir haben wieder einen neuen Einmalpolizisten bekommen. Jetzt reihen wir uns in die Fahrzeugkolonne ein, die den Sonnenaufgang auf dem Salzsee erleben möchte. So viel Tourismus hätte ich im Afar Dreieck nicht erwartet, schon gar nicht in der aktuellen politischen Lage.

    Vor Ort ist die Szenerie ein wenig wie auf dem Lake Tyrell letztes Jahr in Australien. Allerdings ohne die Farben und mit weniger Spiegelungen. Ich nutze die Gelegenheit, um wenigstens ein mal mein Stativ und meinen Selbstauslöser zu nutzen. Die hatte ich extra für den Erta Ale mitgenommen und dort nicht genutzt.

    Weiter geht’s zu den Schwefelfeldern von Dallol. Die verdienen und bekommen einen eigenen Beitrag.

    Danach erkunden wir eine Felslandschaft, bloß dass die Felsen alle aus Salz sind.

    Es ist jetzt kurz nach 10 Uhr, und wir geben dem Reiseleiter eine Rückmeldung, dass wir für heute nichts mehr aufnehmen können und kein weiteres Programm mehr brauchen. Daraufhin kommen wir zu einem Salzsee, in dem es überall blubbert und sprudelt. Das Salz ist überall schmutzig grau. Auch das haben wir dem Hayli Gubbi zu verdanken, der hier seine Asche verstreut hat. Früher müssen die Salzseen und Berge noch weiß gewesen sein.

    Für die Weiterfahrt dürfen wir uns ein Weilchen aufs Dach setzen. Nur wer will, aber da bin ich natürlich dabei.

    Jetzt ist aber wirklich Schluss für heute. In Hamed Ela melden wir uns ab. Die Fahrt bis Semera ist noch lang. Vor allem die ersten 80 km über unbefestigte Piste sind anstrengend. Gut 3 Stunden lang werden wir heftig durchgeschüttelt. Dann wird die Straße etwas besser. Im 3 sind wir in Afrera zum Mittagessen. Das ist fast Intervallfasten nach dem Frühstück um 5. Heute habe ich meine Proteinriegel wirklich gebraucht.

    In Semera wartet ein Hotel mit Dusche. Unsere größte Angst ist, dass das Wasser abgestellt wird. Um viertel nach acht sind wir endlich da und werden das bald herausfinden.
    Lue lisää

  • Schwefelfelder von Dallol

    28. marraskuuta, Etiopia ⋅ ☀️ 27 °C

    Am vorletzten Tag erreichen wir endlich den Anlass meiner Reise: Die Schwefelfelder von Dallol. Zuerst gehen wir durch eine faszinierende Salzlandschaft. Auch diese ist grau durch die Asche des Hayli Gubbi, aber faszinierend geformt. Es gibt ein paar Hornitos: durch aufsteigende Lava geformte Felstürme, die hier mit Salz überzogen sind.

    Dann erreichen wir die eigentlichen Schwefelterassen. Zu meinem großen Erstaunen sehen sie tatsächlich genauso irre aus wie auf den Bildern im Internet. Es gibt eine Fülle von Formen und Farben. Um jede Ecke sieht es wieder anders aus. Überall sind wunderschöne Details zu entdecken. Einige Strukturen erinnern an Korallen. Es blubbert, pfeift und zischt. Ein leichter Schwefelgeruch durchzieht die Landschaft. Wir wandern herum und schießen 100e Fotos. Jede Stelle ist schöner oder interessanter als die vorherige. Viel muss ich dazu gar nicht schreiben, die Bilder sprechen für sich.

    Wirklich einmalig und absolut die Reise wert!
    Lue lisää

  • Addis Abeba

    29. marraskuuta, Etiopia ⋅ ⛅ 19 °C

    Die Nacht ist wieder gerade mal fünf Stunden kurz. Geschlafen habe ich draußen besser. Immerhin: Es fühlt sich herrlich an, geduscht zu sein.

    Wir fliegen morgens von Semera nach Addis Abeba, wo wir noch eine Stadtbesichtigung machen. Dank der Lage auf 3.000 Meter Höhe ist das Klima sehr angenehm. Die Metropole hat mittlerweile 7 Millionen Einwohner und ist in ständigem Wandel begriffen. Überall werden ganze Straßenzüge plattgewalzt, die Bewohner umgesiedelt, und es wird neu gebaut. Dadurch sind die Straßen von Bauzäunen gesäumt. Die, die schon mal hier waren, unterhalten sich über die Veränderungen. Das neue Addis ist modern, großzügig und gesichtslos. Es herrscht reger Verkehr, und geht zeitweise bloß im Schritttempo voran.

    Wir besuchen das National Museum of Ethiopia. Am Zugang werden die Männer abgescannt. Frauen nicht, denn „Ladies are trusted“, Drinnen sehen wir die Porträts einiger Herrscher, vor allem aber Lucy. Wir wundern uns, dass sie so wenig gesichert in einer Vitrine steht. Als sie in einer anderen Vitrine noch mal gezeigt wird, diesmal liegend, erfahren wir, dass das Original im Safe liegt. Ist auch besser so bei einem 3,2 Millionen Jahre alten Australopithecus Afarensis, von dem 40% der Knochen gefunden wurden.

    Wir fahren zu einem Aussichtspunkt, aber die Stadt ist im Dunst kaum zu sehen. Danach St George Orthodox Church, doch die ist wegen Renovierung geschlossen. Dann durchfahren und durchlaufen wir den Mercato. Der ist das Gegenteil vom modernen Addis, eng, dreckig, voll und traditionell. Jede Ecke hat ihre Spezialisierung. Im Metallbereich muss man höllisch aufpassen, keinen Stahlträger in den Kopf zu bekommen. Zum ersten Mal überhaupt sehe ich einen Käse- und Buttermarkt. Riecht gut, aber wirklich hygienisch sieht das nicht aus, wie die Frauen die Butter mit den Händen kneten.

    Nach einer kurzen Kaffeepause geht es zum Shopping, und ich kann mal wieder den Tüchern nicht widerstehen. Immerhin bin ich inzwischen meine Bir fast ganz los.

    Dann dauert es noch lange, bis der Flug geht. Um 0.20 Uhr, dem geplanten Abflug, kämpfe ich mich gerade zu meinem Platz durch. Sie haben nicht koordiniert, wer vorne und wer hinten einsteigt. So muss ich von vorne ziemlich weit durchlaufen bis zur Reihe 52, während mir Leute entgegenkommen, die hinten eingestiegen sind, aber vorne sitzen.
    Lue lisää

    Matkan lopetus
    30. marraskuuta 2025