Living in: Weyhe, Deutschland Read more Weyhe, Deutschland
  • Day 9

    Wegzeichen

    August 29, 2021 in Austria ⋅ ☁️ 10 °C

    Ein großes Dankeschön an alle, die mich gedanklich begleitet haben und die mir virtuell gefolgt sind. Jede Nachricht, jedes Gefällt mir und jeder Kommentar war eine Motivation für mich.
    Ich habe die Reisegeschichten gerne geschrieben und wenn sie spannend und unterhaltsam waren, freut mich das sehr.
    Immer wieder habe ich während der Wanderung kleine Zeichen am Wegesrand gesehen, die ich in Bildern eingesammelt habe. Möge für alle ein Zeichen dabei sein.
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  • Day 9

    Zell am See (Maishofen)

    August 29, 2021 in Austria ⋅ ☁️ 14 °C

    Ich stehe in der Mitte.
    Dreht sich der Film um mich herum oder drehe ich mich in den Film hinein?
    Der 360° Kinosaal im Museum Nationalpark-Welten des Gebirges Hohe Tauern ist kreisrund und die Leinwand ebenso. Von allen Seiten wirken die Bilder auf die in der Mitte stehenden Zuschauer. Ein faszinierendes Erlebnis, auch wenn es eine echte Wanderung nicht ersetzen kann. Hier ist es aber warm und trocken und Schnee fällt nur auf der Leinwand.
    Meine Wanderreise in den Alpen ist zu Ende und es regnet ununterbr... aber lassen wir das.
    In Zell am See findet heute ein Ironman-Triathlon statt und die Läufer sehen beim Zieleinlauf erschöpft aber glücklich aus. An irgendwen erinnern sie mich.
    Ich entdecke eine Gasse, die mit bunten Regenschirmen überdacht ist. Besser kann diese Tour nicht symbolisiert werden. Sie war bei schwierigem Wetter äußerst bunt und abwechslungsreich und ich möchte keine einzige Schneeflocke missen.
    Wenn ich 'raus gehe, muss ich es nehmen, wie es kommt und das Beste daraus machen.
    Dreht sich das Leben um mich herum oder drehe ich mich ins Leben hinein?
    Ich stehe in der Mitte.
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  • Day 8

    Kitzsteinhorn Gletscher

    August 28, 2021 in Austria ⋅ ☁️ 4 °C

    Wenn schon Schnee, dann auch richtig.
    Ich will auf den höchsten Berg der Region, in die Gletscherwelt des Kitzsteinhorns auf 3029 m. Der Himmel verspricht zwar wenig Auflockerung, aber die Höhe ist verlockend und die Gondelbahn bringt mich hoch (ja, heute mache ich es mir einfach).
    Auf dem Gipfel bin ich näher an der Sonne und die Wolken sind nicht grau sondern weiß, richtig weiß. Während es auf der Mittelstation noch Wolkenlücken mit freier Sicht gab, hat die Fernsicht hier oben keine Chance mehr. Ich schaue ins Nichts. Wollte ich das so? Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis, in den Wolken zu sein, wo ich eigentlich nichts zu suchen habe. In den unbekannten Raum dort oben zu gehen, der von unten nicht erkennbar ist, fasziniert mich ja so an den Bergen. Der Expeditionsfunkspruch, den ich versende, klingt dann auch so, als würde ich einfach hier oben bleiben und eins werden mit den Elementen. Bei einem überteuerten Cappuccino im Panoramarestaurant genieße ich dann die WhatsApp Reaktionen.

    "...ch befinde mich auf 3029 m auf dem Gletscher des Kitzsteinhorns. Bei - 2°C blendet mich das gefürchtete Whiteout. "Jetzt nackt am Kamin sitzen und schwitzen, das wär's," denke ich noch, bevor ich am Fernglas festfriere. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder, wenn es tau..."

    Bevor ich wieder abwärts rausche, besuche ich noch das Gletscher-Museum, welches als langer Stollen mit Lichtilluminationen in den Berg gebaut wurde.
    Wieder unten im Tal wandere ich durch die kleine Sigmund-Thun-Klamm. Hier darf das Wasser fließen und nicht frieren, dafür regnet es mal wieder, aber das kenne ich ja schon.
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  • Day 7

    Hinterglemm bis Maishofen

    August 27, 2021 in Austria ⋅ ☁️ 6 °C

    Beim Frühstück höre ich dem Wetterbericht im Radio nur mit einem Ohr zu. Schneefall ab 2000 Metern möglich.
    Wenig später nehme ich die Westgipfel-Bergbahn, um auf den Schattberg auf 2096 m zu fahren. Von hier will ich 18 Kilometer bis zur Schmittenhöhe oberhalb von Zell am See wandern. Es ist einer der schönsten Höhenwege in Österreich, der sogenannte Pinzgauer Spaziergang auf durchschnittlich 2000 m.
    Oben angekommen stehe ich vor der Bergpanorama-Anzeige und blicke in mein zukünftiges Schlafzimmer, bzw. sehe ich wieder die mögliche Wandfarbe vor mir.
    Bergpassgrau.
    Es ist windig und kalt. Die Smartwatch zeigt 5 °C und ich zweifle an der Genauigkeit des chinesischen Qualitätsprodukts. Die Zweifel verfliegen aber mit dem ersten Schneeschauer, dem noch einige folgen werden.
    Frust und Wut steigt in mir hoch. Ausgerechnet heute bricht der Winter ein, wo doch gutes Wetter mit Fernsicht dringend nötig wäre. Von Kopf bis Fuß regendicht und warm eingepackt, mache ich mich auf den Weg. Ein Langarm-Merinoshirt bleibt zum Wechseln noch im Rucksack. Es schneit und regnet und der Wind ist eiskalt.
    Nach 2 Stunden erreiche ich eine schlichte hölzerne Unterstellhütte, in die sich schon die vierköpfige Familie aus Berlin, welche ich beim Frühstück kennengelernt habe, geflüchtet hat. Ein Stall, ein Dach über'm Kopf, ein Schutz vor Wind und Schnee. Mehr ist hier oben nicht zu erwarten. Ich bestelle Hamburger, Pommes und eine große Cola und der Vater bedauert, dass er keinen Glühwein anbieten kann. Wir alle freuen uns, dass wir noch zusammen lachen können.
    Tatsächlich hat der Pinzgauer Spaziergang so gut wie keine Einkehrmöglichkeiten zu bieten und deshalb esse ich meinen Proviant, Nüsse und Rosinen.
    Ich friere und es wird Zeit, das letzte Wollshirt auch noch anzuziehen. Als ich wieder aufbreche, reißen die Wolken etwas auf und ich kann erahnen, welche Fernsicht mir heute entgeht. Aber Schneetreiben auf 2000 m und eine Wanderung über den Wolken ist auch ein Erlebnis und Lebensgefahr besteht nicht.
    Während die Sonne sich rechts kurz blicken lässt, fliegt mir von links der Regen um die Ohren. Trotz der ungemütlichen Witterung weicht meine Wut im Bauch einer glücklichen Dankbarkeit für dieses extreme Wetter. Die Orientierung ist manchmal schwierig, weil die rot-weißen Markierungen verwittert sind, aber meine GPS-App OsmAnd funktioniert wieder einmal einwandfrei.
    Am späten Nachmittag erreiche ich die Schmittenhöhe auf 1965 m. Hier oben steht die Sisi-Kapelle, der österreichischen Kaiserin gewidmet, die vor 120 Jahren einen schönen Sonnenaufgang vor der Bergkulisse erleben wollte. Mit etwas kaiserlichem Glück erhasche ich in einer Wolkenlücke noch einen Blick auf Zell am See, bevor ich mit der Gondelbahn aus dem Himmel herab schwebe.
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  • Day 6

    Hinterglemm (Talschluss Höhenweg)

    August 26, 2021 in Austria ⋅ 🌧 12 °C

    Hotels, Pensionen und wieder Hotels.
    Der Ort Hinterglemm besteht nur aus Unterkünften für Touristen. Im Winter zur Skisaison läuft hier sicherlich alles auf Hochtouren. Jetzt im Sommer sieht man viele Mountainbiker auf ihren Trekkingrädern und auch viele Familienurlauber.
    Ich werde hier noch eine zweite Nacht bleiben und gehe heute die 12 Kilometer lange Rundtour mit Namen Talschluss Höhenweg. Die Tour geht nicht besonders hoch hinaus, kommt an einigen Almen vorbei und endet im Trubel eines Freiluft-Erlebnisparks. Da ich weder zu den kleinen noch großen Kindern gehöre, spare ich mir den Eintritt zu den Attraktionen wie Baumgipfel klettern, Seilbahn fahren, Hängebrücke wackeln und Zipfelmütze tragen.
    Es muss auch ruhige Tage geben, denken sich die Kühe und machen ihr Mittagsschläfchen direkt auf dem Wanderweg.
    Bei einer kleinen Brücke kommt mir ein älterer Wanderer mit Sonnenbrille entgegen. Ich mache ein Foto und spreche ihn an. Er erzählt mir, dass er fast blind ist, nur noch eine Sehkraft von 10 % hat und den Wanderstock als Blindenstock nutzt.
    "Aber des schad nix, i kenn derer Wege eh in und auswendig, lauf sie scho mei ganzes Leben."
    So wie meine Füße den Weg gehen, laufen diese Worte anschließend in meinen Gedanken auf und ab. Mich berührt es tief, wenn Menschen trotz schwerer Handicaps, unheilbarer Krankheiten oder harter Schicksalsschläge nicht aufgeben und trotzdem das Beste für sich heraus holen.
    Das ist alles andere als selbstverständlich.
    Welche Menschen kenne ich, denen es so geht und gehöre ich vielleicht auch zu ihnen?
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  • Day 5

    Fieberbrunn bis Hinterglemm. Reiterkogel

    August 25, 2021 in Austria ⋅ ⛅ 10 °C

    Zum Glück habe ich die Sonnencreme gestern nicht aus Regenfrust aus dem Rucksack verbannt, denn hier oben ist der Lichtschutzfaktor 50 heute dringend nötig.
    Ein mit Gras bewachsener Grat, der links steil abfällt, führt mich vom Bernkogel hinauf auf den Reiterkogel. Am Gipfelkreuz auf 1818 m bin ich allein. Mit dem Leukoplast-Klebeband aus meiner Rucksackapotheke fessel ich Frau Huawei an einen Pfahl vor dem Kreuz. Mit Hilfe des 10-Sekunden-Timers gelingt ein Gipfelfoto, auf dem ich mein Glück heraus schreie.
    Mir stecken 1100 hm in den Knochen, aber ich bin zufrieden. Das Wetter ist blendend, die Aussicht atemberaubend und das alles habe ich auch verdient!
    Liegt es an den Kühen oder an den Kuhfladen? Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wünsche ich mir schon den ganzen Tag Kalbsgulasch mit Spätzle zum Abendessen. Umso erfreuter bin ich, genau dieses Gericht dann auf der Speisekarte des Hotels Am Reiterkogel zu finden.
    Es gibt Tage, an denen die Puzzleteile einfach auch mal zusammen passen.
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  • Day 5

    Fieberbrunn bis Hinterglemm. Bernkogel

    August 25, 2021 in Austria ⋅ ⛅ 12 °C

    Schuhe, Jacke, Shirt und Unterhose.
    Heute morgen ist alles gewaschen und getrocknet.
    Kurz nach meinem Start in die heutigen 20 Kilometer reißt die Bewölkung auf und das Wasser der Gebirgsbäche glitzert im Gegenlicht. Heute will ich 2 Gipfel ersteigen, die nebeneinander liegenden Bernkogel und Reiterkogel.
    Nach einem sanften Anstieg erreiche ich nach 3 Stunden erstmal die Burgeralm. Im Gartencafé sehe ich nun zum vierten Mal eine Frau in meinem Alter, die auch alleine diese Wandertour läuft. Ich finde, es ist Zeit, dass wir unsere Namen erfahren. Sie sitzt im Schatten und ich schlage vor, uns einen Sonnenplatz zu suchen. Sie hat den schönen Namen Gabriela Theodora, der unweigerlich dazu führte, dass sie schlicht Gaby genannt wird, was wiederum dazu führt, dass sie mich Ronny nennt. Gaby kommt aus Landshut bei München und während unserer Unterhaltung erfahren wir erstaunlich viel voneinander. Das Kommunikationsverhalten von Alleinreisenden ist einfach anders als das von Paaren. Ich will weiter, bedanke mich für die nette Pause, bezahle unsere Getränke und merke sofort den Rückenwind, den mir dieses gute Gespräch mit gibt.
    Dieser ist bei dem folgenden Anstieg auch nötig. Die endlosen Trampelpfade führen quer über Kuhweiden und am Bernkogel bekommt das Wort bergauf nochmal eine gesteigerte Bedeutung. Am Gipfelkreuz wurde gespart. Stattdessen steht dort nur eine Bank.
    Mein Hut auf dem Foto wird mich später daran erinnern, dass ich oben war.
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  • Day 4

    Saalfelden bis Fieberbrunn (Abstieg)

    August 24, 2021 in Austria ⋅ ☁️ 8 °C

    Es ist erstaunlich, wieviel poetische Grautöne der Himmel zaubern kann. Als ich vom Hochkaser wieder aufbreche, legt er nochmal einen Schleier über den anderen. Ich mache ein Foto. Dieses Bergpassgrau hat gute Chancen, die zukünftige Wandfarbe für mein neu zu gestaltendes Schlafzimmer zu werden. Über Almwiesen und Serpentinen am Waldhang geht es wieder abwärts.
    Der Regen begleitet mich, sonst treffe ich außer ein paar Kühen niemanden mehr. Allerdings fühle ich mich auf einem einsamen Bergpass längst nicht so allein wie in einer überfüllten Lobby, welche ich abends im Sporthotel Fontana in Fieberbrunn erlebe.
    Auch diese Reise erweist sich wieder als sehr kontrastreich.
    Muss eigentlich auf jeder Tour die gesamte Bandbreite der Gefühle abgerufen werden? Von tief deprimierend bis unbeschreiblich glücklich?
    Ja, so muss es wohl sein.
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