Darebin

Letzten Dienstag, noch in Deutschland, erhielt ich eine WhatsApp-Nachricht von Anthy mit einer Einladung zum Dinner diesen Samstag. Ein verrücktes Gefühl zum Abendessen auf der anderen Seite der Erde eingeladen zu sein! Jetzt sind wir hier und Dank Melatonin haben wir eine gute Nacht hinter uns. Wir starten den Tag gemütlich auf der Terrasse von Kim und Louis und es fühlt sich ein bisschen an, als wären wir Zuhause oder zumindest auf Familienbesuch. Kim nimmt sich Zeit für uns, wir erledigen gemeinsam ein paar Notwendigkeiten (Einkauf, SIM-Karten besorgen etc). Ein Blick auf die Uhr versetzt uns kurz in Schockstarre - schon 17:30 Uhr und wir müssen noch den Nachtisch vorbereiten, den wir zu Anthy mitnehmen! Kim und ich wirbeln gemeinsam durch die Küche und kochen Trifle, einen typisch englischen Nachtisch. Die Männer haben deutsches Bier gekauft und ich im Aldi um die Ecke noch Stollen und Pfeffernüsse als deutsches Mitbringsel für Anthy. Dort treffen wir kurz nach 19:00 Uhr ein. Ich bin wieder mal überwältigt von Anthys Gastfreundschaft! Es gibt leckeres griechisches Abendessen. Außer uns sind noch Anthys Cousin Bill und seine Frau da. Es wird ein unterhaltsamer langer wunderschöner Abend.
Am Sonntagfrüh 5:00 Uhr treibt mich der Jetlag aus dem Bett. Ich genieße die Morgenstunden wieder auf der Terrasse. Heute wird es richtig heiß, über 30°C. Wir können Kim und Louis trotzdem zu einem kleinen Ausflug in den "Heide Museum" Park überreden, wo wir auch gemütlich Kaffeetrinken. Highlight des Tages, für uns alle, ist der Tawny Frogmouth, der in der Nähe unseres Gasthauses nistet. Diese schöne Eule hat hier ihren Brutplatz und Pit schießt tolle Fotos von Muttertier und Küken.
Zum Abendessen holen wir uns Pommes und Calamari auf dem Coburg Nachtmarkt um die Ecke. Wie absurd ist bitte ein Weinnachtsmarkt bei 30°C?! Am Montag werden sogar 38°C. Kim muss leider arbeiten, aber Louis unternimmt mit uns eine kleine Spritztour zum Strand Black Rock. 2016 habe ich hier in einem Café als Küchenhilfe gearbeitet. Heute allerdings springen wir nur kurz ins Meer. Dienstag ist schon unser letzter Tag in Melbourne, wir radeln nochmal in die Innenstadt und besuchen ein paar unserer Lieblingsplätze, die Promenade am Yarra River, den Inder Spice Kitchen, das Einkaufszentrum Melbourne Central Shopping Centre (den Turm da drin hat Louis in jungen Jahren mit gebaut). Zum Abendessen bestellen wir Pizza, es kommen Rory und Darcy, unsere "Gastbrüder" mit ihren Freundinnen Alice und Mel dazu. Wir unterhalten uns unter anderem über Fotografie, Krankschreibungen, Eulen und Rammstein, dazu gibt es Gin and Tonic. Hier schnell ein Exkurs zum Arbeitsalltag in Australien: in der Regel hat der australische Arbeitnehmer (bei jahrelanger Festanstellung) 10 bezahlte Krankheitstage im Jahr. Diese kann man auch über Jahre ansparen, falls man doch mal länger erkrankt ist. Gleichzeitig werden diese Tage nicht ausgezahlt, wenn man sie nicht in Anspruch nimmt. Wir erzählen kurz, wie das mit der Krankschreibung in Deutschland abläuft und blicken in entsetzte Gesichter. "Das würden die Leute hier ausnutzen, das kann man hier nicht machen." ist eine der Reaktionen. Ich antworte darauf, dass dieses System leider auch in Deutschland immer mehr ausgenutzt wird, was man in vielen aktuellen Statistiken sieht. Und im Stillen denke ich, dass ich das australische System insgeheim fairer und vernünftiger finde. Aber ich möchte hier keine politischen Diskussionen auslösen. Kim hat zum Beispiel bereits 600 Stunden angespart, falls sie mal längerfristig erkranken würde oder Pflegeurlaub bräuchte, denn auch das wird mit den 10 Krankheitstagen abgegolten (zum Beispiel "Kindkrank").

Und so schnell ist die erste Woche unserer Reise schon vergangen... Natürlich dürfen wir uns bei der Verabschiedung viele Sprüche anhören, von wegen "Bis nächstes Jahr" und ähnliches. So schnell werden wir zwar sicher nicht zurückkommen, aber immerhin fühlt es sich diesmal nicht wie ein Abschied "für immer" an.Read more