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- Jan 26, 2022
- ☀️ 23 °C
- Altitude: 13 m
- ColombiaDepartamento del MagdalenaSanta MartaEl CoquitoPunta Piedra11°19’49” N 73°58’6” W
Das Dschungelbuch Tayrona
January 26, 2022 in Colombia ⋅ ☀️ 23 °C
„Probier's mal mit Gemütlichkeit“ ist angesagt, während ich mit meinem mittlerweile 16-kg schweren Rucksack den Weg zum Journey-Hostel in der Nähe des Tayrona-Nationalparks hinaufquäle. Aber ich werde nicht nur durch die kleinen Schilder hier („Almost there!“, „You made it!“), sondern vor allem durch dem sagenhaften Blick von der Terrasse aus für alles mehr als entlohnt: Ich blicke über die grünen Hügelketten der Sierra Nevada, dem Tayrona-Nationalpark, den hiesigen Fluss und das Meer gleichzeitig. Dieses wunderbare Hostel wird für einige Zeit meine „Base“ darstellen – denn auch wenn ich mich an dem Panorama nicht sattsehen kann, breche ich von hier in den Tayrona-Nationalpark und zur verlorenen Stadt auf.
Vom Hostel aus führt ein Weg durch den Fluss, von dem aus man umsonst (wenn man die Krokodile überlebt) in den Park und auf den „Monkey Trail“ kommt. Ich entschließe mich dann doch zu zahlen und betrete den Park, der 30km entlang der zerkläfteten Küste verläuft, über den mittleren Eingang Calabazo, womit ich auch den Touristenmassen entgehe. Der Weg zum heiligen Wiwa-Dorf „Pueblito“ ist gesperrt und ich muss wohl oder übel direkt zum Cabo San Juan del Guia weiterwandern. Die Mädels, die ich auf dem Weg getroffen hatte, lasse ich irgendwann hinter mir. Dieses Paradies will ich alleine erkunden! Mir kommen nur Mulis mit ihren Haltern, schweren Lasten oder schwerfälligen Touristen entgegen, sonst nur ein oder zwei Wanderer. Meist bin ich ganz alleine und genieße es sehr! Die Wege sind zum Teil eben, zum Teil etwas steiler und rutschig, aber insgesamt sehr gut passierbar. Mir gefallen besonders die riesigen, rundlichen Felsbrocken, die hier überall zu finden sind, umgeben von Palmen und allerlei Grünzeug. Als ich Mogli hier herumspringen sehe, tanzend mit Balu, mache ich dann doch eine längere Trinkpause. Dann entdecke ich zum ersten Mal das Meer zwischen den Zweigen und schlängle mich langsam hinunter zum Nacktstrand und von dort an der Küste entlang zum Cabo, dem wohl eindrücklichsten Ort des Parks.
Auch wenn kein Wochenende ist, es ist sehr überlaufen und die meisten Touristen tummeln sich hier am gleichen Ort. Mein Plan, hier sofort bei Ankunft ein Zelt zu mieten und mein Gepäck darin zurückzulassen, noch etwas weiterzuwandern und später zurückzukommen, scheitert. Entgegen aller meiner Informationen konnte ich am Eingang nichts vorbuchen (nur am Haupteingang möglich!), aber eine Reservierung via Whatsapp wäre wohl doch möglich gewesen – ergo, alles reserviert, ich stehe auf der Warteliste und soll zwei Stunden hier warten, bis ich erfahre, ob ich hier übernachten kann. Entspannt ist anders, aber so treffe ich auf die Deutsche Lena und ihren Freund, mit denen ich mich hier die meiste Zeit verbringen werde. Dennoch genieße ich das kühlende, türkisene Wasser und gönne mir ein paar Snacks, bis ich erfahre, dass ich eine Hängematte im Hauptpavillon ergattert habe. VIP-Platz für VIP-Geld... Die Sonne geht schon unter, als wir unsere Plätze zugewiesen bekommen und uns dann eines der Gerichte des Restaurants aussuchen. Die Organisation könnte definiv verbessert werden!
Die Nacht verbringe ich also in zahlrieche Schichten gehüllt, mit Mütze und Oropax in der Hängematte in einem sehr vom Wind umspielten Pavillon – Blick auf den Dschungel, Strand und das Meer. Und als ich erwache und mich zu den anderen auf der Veranda geselle, um den Sonnenaufgang über dem Park zu bestaunen, fühle ich so eine tiefe Dankbarkeit für die Schönheit dieser Welt, dass mein Herz fast schmerzt. Zusammen mit dem Sonnenaufgang über den Wolken in Hawaii ist dies wohl einer der schönsten, die ich je gesehen habe und ich hoffe, dass sich diese Bilder für immer in meinem Gedächtnis einbrennen werden.
Morgens genieße die Ruhe des Ortes, noch sind nur Übernachtungsgäste hier, was es wunderbar entspannt gestaltet. Als die ersten Tagestouristen ankommen, trete ich den Rückweg an, Richtung Haupteingang, vorbei an wunderschönen Stränden, auch der „Piscina“, bereue es aber, nur eine Nacht im Park eingeplant zu haben. Auch scheinen sich wieder einmal alle Tiere vor mir versteckt zu haben, denn meine Hoffnung, hier in Kolumbien endlich auch einmal wilde Affen zu sehen, geht natürlich nicht in Erfüllung. Dafür treffe ich zahlreiche Wiwa an, traditionell in weiß gekleidet, von denen mich die Kinder mit großen Augen beobachten und deren Männer mir eine frisch geerntete Kokosnuss öffnen. Der Einäugige Muli-Führer begegnet mir erneut, seine Tiere quälend, und die Kolumbianer, die mir entgegen kommen, scheinen die kleine Wanderung nicht so sehr zu genießen.
Durch die Tatsache, dass ich am Nebeneingang nicht mit Karte zahlen konnte, geht mir das Bargeld aus und ich kann mir erst nachmittags ein Mittagessen gönnen, als ich den Park verlassen habe. Kreditzahlung möglich? Fantastisch, ja, Vorspeise und Wein nehme ich auch dazu! Am diesem Abend sehe ich den Sonnenuntergang vom Journey-Hostel aus und wünschte mir, das restliche Jahr einfach hier zu verbringen und noch einmal durch den Fluss in den Park zurückzukehren. Dann würde ich mein eigenes Dschungelbuch verfassen, mit Krokodilen, einem einäugigen Jaguar und beschwipsten Affen und Eisbären, die Kokosnüsse öffnen.Read more