Camino del Norte 2024

May - June 2024
A 17-day adventure by Dirk Lüdtke Read more
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  • Day 1

    Anreise nach San Sebastian

    May 19 in Spain ⋅ ☁️ 21 °C

    Der Wecker klingelte unerbittlich früh am Morgen in Teneriffa Süd. Ein kurzer Moment des Aufwachens und dann das bekannte Kribbeln: Heute geht's los! Der Camino del Norte ruft. Nach einem schnellen Kaffee war ich bereit für das Abenteuer. Der erste Schritt führte mich jedoch nicht direkt auf den Pfad, sondern erst einmal in den Himmel. Abflug nach Gran Canaria.

    Kaum in Gran Canaria gelandet, machte ich mich auf, um den Anschlussflug nach San Sebastian zu erwischen. Doch das Schicksal – oder vielleicht einfach nur eine Laune der Technik – bescherte mir eine zweistündige Verspätung. Was tun in dieser Zeit? Der Geistesblitz kam schnell: die Business Lounge! Mit einer eleganten Bewegung zog ich meine exklusive Karte heraus und verschaffte mir Einlass ins Paradies für Vielflieger.

    Die Lounge war ein Hort der Ruhe und des Genusses. Köstlichkeiten lockten von allen Seiten, und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Mit einem satten Lächeln genoss ich das reichhaltige Buffet. Das Alhambra 1925er Bier, das mir so vorschwebte, musste jedoch noch ein wenig warten. Es war einfach zu früh am Tag, um sich in solch berauschende Abenteuer zu stürzen.

    Endlich war es soweit: Der Flug nach San Sebastian startete. Ich hatte Glück – der Sitzplatz neben mir blieb frei, was den Flug umso angenehmer machte. In San Sebastian angekommen, fühlte ich mich beschwingt und bereit für den nächsten Teil meiner Reise. Ein schneller Abstecher nach Irun war der Plan.

    In Irun angekommen, knurrte mein Magen und verlangte nach einer Stärkung. Da entdeckte ich ein kleines, unscheinbares Lokal, das köstliche Bocadillos anpries. Hier wurden sie liebevoll Bocatas genannt. Ich bestellte mir ein Bocata und konnte kaum glauben, wie gut ein so einfaches Sandwich schmecken konnte. Es war ein kleiner, kulinarischer Triumph, der mich daran erinnerte, dass die Reise ebenso durch den Magen wie durch die Füße ging.

    Mit einem zufriedenen Seufzer und dem Geschmack des leckeren Bocatas im Mund ließ ich den Tag Revue passieren. Der Anfang meiner Reise war von kleinen Hindernissen geprägt gewesen, doch ich hatte sie alle mit Leichtigkeit überwunden. Ein Hauch von Abenteuer lag in der Luft, und der Camino del Norte wartete schon. Morgen würde es richtig losgehen.

    In Gedanken versunken, malte ich mir aus, welche Geschichten der Camino für mich bereithalten würde. Und wer weiß, vielleicht würde ich morgen doch noch zu einem 1925er Bier greifen, um den ersten erfolgreichen Wandertag gebührend zu feiern.
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  • Day 2–3

    Tag 1 Urun nach San Sebastian

    May 20 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Der Start meiner Pilgerreise auf dem Camino del Norte von Urun nach San Sebastian begann mit einem Paukenschlag – oder besser gesagt, mit einem regelrechten Sintflut. Die Nacht zuvor tobten Wolkenbrüche, als hätten die Wettergötter beschlossen, einen letzten Test meiner Entschlossenheit zu machen. Der Regen prasselte so heftig auf das Dach, dass ich mir Sorgen machte, die nächste Sintflut wäre unterwegs.

    Am nächsten Morgen brach ich bei strömendem Regen auf. Die Elemente hatten sich offenbar verschworen, meinen Weg so rutschig und schlammig wie möglich zu gestalten. „Scheißwetter“ wäre noch eine Untertreibung gewesen. Aber die wahre Überraschung des Tages war eine Dame aus Montreal, die ich unterwegs traf. Diese beeindruckende Frau, gut in den Siebzigern, zog keinen Rucksack, sondern einen Koffertrolley hinter sich her. Bergauf. Im Regen. Während andere Pilger mühsam ihre Rucksäcke schulterten, zog sie beharrlich ihren Trolley durch den Schlamm. Ein Anblick, der mich gleichermaßen amüsierte und bewunderte.

    Der Weg war eine rutschige Angelegenheit. Meine Schuhe suchten verzweifelt nach Halt auf den glitschigen Steinen, während mein Verstand unermüdlich mein Gewissen bearbeitete. „Was machst du hier eigentlich?“ fragte es ständig. „Warum hast du nicht einfach den Bus genommen?“ Doch genau in solchen Momenten passieren die kleinen Wunder des Camino: Ein Jogger kam mir entgegen. Auf den unebenen Steinen, die für mich eine Tortur waren, schwebte er scheinbar schwerelos vorbei, wie Jesus auf dem Wasser. Eine beeindruckende Demonstration menschlicher Leichtfüßigkeit oder göttlicher Eingebung, wer weiß das schon?

    Gerade als ich dachte, San Sebastian sei in greifbarer Nähe, wurde ich eines Besseren belehrt. Noch ein letzter Hügel, eine letzte sportliche Herausforderung warteten auf mich. Der Weg ging steil bergauf und dann genauso steil wieder hinunter. Jeder Schritt wurde zur Prüfung meiner Ausdauer und meines Willens. Aber schließlich erreichte ich San Sebastian – erschöpft, durchnässt, aber glücklich.

    Der Abend belohnte mich mit köstlichen Tapas, die alle Anstrengungen des Tages vergessen ließen. Während ich gemütlich in meinem Bett lag und auf den ereignisreichen Tag zurückblickte, fühlte ich mich erfüllt und dankbar.

    Für alle, die mehr von meinen Abenteuern sehen möchten, werde ich einen Link zu meiner Google Drive-Seite einfügen. Da ich bei Fine Penguins nur zwei Videos und 20 Fotos hochladen kann, findet ihr dort die vollständige Story und viele weitere Bilder. Bleibt gespannt!

    https://photos.app.goo.gl/DMyvbaMEQkghqNDF6

    Euer unermüdlicher Camino-Pilger
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  • Day 3–4

    Tag 2 San Sebastian nach Zarautz

    May 21 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute war der Abschied von San Sebastián, dieser Perle am Meer, umhüllt in strahlendem Sonnenschein. Ich schlenderte entlang der langgezogenen Strandpromenade, wo die Brandung sanft den Sand küsste, und verweilte einen Moment, um die Schönheit des Strandes aufzusaugen. Doch die Ruhe währte nicht lange, denn es warteten gefühlte tausend Stufen auf mich, die mich tief in die verborgenen Höhlen unter der Stadt führten.

    Der Weg von San Sebastián nach Zarautz führte mich weiter über Orio, unter einem Himmel, der zwar seine launischen Momente hatte, aber doch gnädig blieb. Die Route stellte mich vor einige Herausforderungen: massive Felsbrocken versperrten den Weg, und Schlammpassagen drohten, mich zu verschlingen – ein Szenario, in dem selbst eine Kuh Mühe gehabt hätte, sich zu befreien. Jeder Schritt forderte meine Entschlossenheit heraus, doch die Überwindung dieser Hindernisse füllte mich mit einem Gefühl des Triumphs.

    In Zarautz angekommen, spürte ich die Nachwirkungen des gestrigen Marsches – einige schmerzhafte Blasen zeugten von den Strapazen. Ich nahm mir die Zeit, diese zu versorgen, fest entschlossen, am nächsten Tag meine Reise fortzusetzen.

    Für den Abend plane ich, noch lecker essen zu gehen und werde dann den Pilgerabend gemütlich ausklingen lassen, während ich die Möglichkeiten für mein Abendessen erkunde.

    https://photos.app.goo.gl/DMyvbaMEQkghqNDF6
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  • Day 4–5

    Tag 3 Zarautz in Richtung Itziar

    May 22 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Das Tagesvideo ist für die App hier zu lang. Hier anschauen;
    https://photos.app.goo.gl/V4vEAH8CECweYnzr7

    Der heutige Tag auf dem Camino del Norte begann vielversprechend in Zarautz. Ein malerischer Küstenort, der mich mit seiner beeindruckenden Promenade entlang der Atlantikküste sofort in seinen Bann zog. Der Tag startete mit herrlichem Sonnenschein, der die sanften Wellen und den goldenen Sand in ein strahlendes Licht tauchte. Der Weg führte mich zunächst entspannt die Promenade entlang, begleitet vom beruhigenden Rauschen des Meeres und den fröhlichen Rufen der Möwen.

    Doch der Camino wäre nicht der Camino, wenn er nicht auch seine Tücken hätte. Etwa eine Stunde vor meinem geplanten Tagesziel, Itziar, verdunkelten sich die Wolken und es begann zu regnen. Nicht nur ein leichter Nieselregen, sondern ein ordentlicher Guss, der mich durchnässte und den Weg in eine rutschige Herausforderung verwandelte. Doch ich nahm auch diese Hürde mit stoischer Gelassenheit.

    Schließlich erreichte ich mein Hotel etwa sechs Kilometer vor Itziar. Die Freude über ein Dach über dem Kopf wurde jedoch etwas gedämpft, als sich herausstellte, dass es hier nichts zu essen gab. In der Not besuchte ich eine nahegelegene Fernfahrerkneipe, wo mir immerhin ein Teller Gemüse und ein Hähnchenschenkel serviert wurde. Zugegeben, es war kein kulinarisches Highlight, aber es stillte meinen Hunger. Zum Glück hatte ich noch zwei Müsliriegel aus dem Flugzeugproviant, die mir den Abend retteten. Der hauseigene Wein des Hotels konnte ebenfalls nicht überzeugen, sodass ich es bei ein paar kleinen Gläsern beließ.

    Mit Blick auf morgen erwarte ich einen anstrengenden Pilgertag von etwa 30 Kilometern. Die Strecke wird wohl ihre eigenen Herausforderungen bereithalten, und die Aussicht auf weitere Wackersteine lässt mich seufzen. Ich frage mich, was sich die damaligen Straßenbauer wohl gedacht haben – ein simpler Waldboden wäre doch die angenehmere Variante gewesen.

    Besonders ärgerlich sind die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Buchung von Unterkünften. Die wachsende Popularität des Camino del Norte erinnert mich stark an die Herausforderungen auf dem Camino Francés, wo die Plätze ebenfalls schnell knapp wurden. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass der morgige Tag etwas entspannter verläuft und mir trotz aller Strapazen auch schöne Momente und Begegnungen beschert.

    So lege ich mich zur Ruhe, voller Vorfreude auf das, was der nächste Tag bringen mag, und in der stillen Zuversicht, dass jeder Schritt mich nicht nur geografisch, sondern auch persönlich weiterbringt. Buen Camino!

    https://photos.app.goo.gl/DMyvbaMEQkghqNDF6
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  • Day 5–6

    Tag 4 von Erlete Goikoj nach Etxebarria

    May 23 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    **Ein Morgen voller Überraschungen**

    Nach einer Nacht im weniger glanzvollen Hotel – es war wirklich mehr eine staubige Zeitreise als eine Erholungsoase – begann mein Tag mit einem ehrgeizigen Plan: insgesamt etwa 32 Kilometer zu Fuß bis zu meiner neuen Pension. Schon während des Frühstücks kam mir die Erkenntnis, dass dies möglicherweise ein wenig zu viel des Guten war. Doch der Plan wurde schnell obsolet, als ich an der Bushaltestelle erfuhr, dass der Bus aus nicht näher erläuterten Gründen heute nicht fuhr. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als den Weg zu Fuß in Angriff zu nehmen.

    **Schlamm und Frühstück**

    Der erste Abschnitt führte mich nach Deba, etwa sieben Kilometer durch einen schlammigen Aufstieg auf einen Hügel. Der Weg erinnerte mehr an ein Hindernisrennen als an eine Wanderung, aber die Aussicht auf ein leckeres Frühstück in Deba trieb mich an. Und tatsächlich, das Frühstück in Deba war eine willkommene Belohnung und gab mir die Energie, die ich dringend benötigte.

    **Google Maps, mein Freund und Feind**

    Frisch gestärkt, machte ich mich auf die restlichen etwa 25 Kilometer zu meiner neuen Pension. Auf halber Strecke warnte mich Google Maps vor dem bevorstehenden, schweißtreibenden Anstieg von 800 Höhenmetern. In seiner unendlichen Weisheit schlug Google einen alternativen Weg vor, der angeblich zwei Stunden einsparen würde. Gesagt, getan – und das war vielleicht nicht die klügste Entscheidung des Tages. Stattdessen führte mich der Weg direkt an der Hauptstraße entlang, bevor er in einen Feldweg mündete. Dieser endete schließlich in einem Waldpfad, der so steil war, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, eine vertikale Wand zu erklimmen. Für zwei Stunden begegnete ich keiner Menschenseele, nur die Natur und ich, in einem stillen, fast schon meditativ anstrengenden Wettkampf.

    **Die letzten Kilometer und die Ankunft**

    Nach dieser Einsamkeit mündete der Weg schließlich in eine weitere Kreisstraße, die mich direkt zu meinem Hotel führte. Nach insgesamt 31,5 Kilometern war ich mehr als bereit, die Füße hochzulegen. Das Abendessen war keine kulinarische Offenbarung, aber es reichte aus, um den Magen zu füllen. Mit einer neuen, riesigen Blase an meinem Fuß ging ich früh ins Bett, erschöpft, aber entschlossen, am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.

    **Ein neuer Tag, ein neuer Weg**

    Trotz der Strapazen war meine Entschlossenheit ungebrochen. Der Camino fordert mich heraus, aber er gibt mir auch die Kraft, weiterzugehen. Am nächsten Morgen werde ich erneut meine Wanderschuhe schnüren, die neue Blase tapfer ignorieren und mit einem Lächeln meinen Weg fortsetzen. Denn jeder Schritt, so beschwerlich er auch sein mag, bringt mich meinem Ziel näher und lässt mich wachsen – körperlich und geistig.

    https://connect.garmin.com/modern/activity/1554…

    Google Photos:
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  • Day 6–7

    Tag 5 Von Etxebarria nach Olabe

    May 24 in Spain ⋅ ☀️ 19 °C

    Der Tag begann mit einer kurzen Busfahrt von drei Kilometern nach Makina Xemain. Die Sonne schien warm und freundlich, und der Himmel war ein strahlendes Blau – ideales Wanderwetter. Nach den Strapazen des gestrigen Tages war die heutige Strecke von 17,5 Kilometern eine willkommene Abwechslung, weniger anstrengend und wunderbar malerisch. Die Pfade führten durch sanfte Hügel und durch das Landesinnere, vorbei an üppigen Wiesen und kleinen Wäldern. Jeder Schritt fühlte sich leicht und frei an.

    Auf dem Weg begegnete ich einigen Mitpilgern aus Kanada, Irland und England. Die Gespräche mit ihnen waren herzlich und inspirierend. Wir tauschten Geschichten aus, lachten über die kleinen Missgeschicke auf unseren Reisen und genossen die Gemeinschaft, die der Camino del Norte schafft. Es ist faszinierend, wie der Weg Menschen aus allen Ecken der Welt zusammenführt, vereint durch das gemeinsame Ziel und die Erfahrungen auf dem Pilgerweg.

    Am frühen Nachmittag erreichte ich meine Herberge. Zu meiner Überraschung bekam ich das einzige Einzelzimmer im gesamten Haus – ein kleines Luxusgut, das ich sehr zu schätzen wusste. Von meiner Etage aus konnte ich die köstlichen Gerüche aus der Küche riechen, die mich bereits hungrig auf das Abendessen um 19.30 Uhr stimmten. Die Herberge war hauptsächlich von französischen und spanischen Pilgern bewohnt, und ich war gespannt, wie die Konversationen verlaufen würden, vor allem mit meinen bescheidenen Sprachkenntnissen.

    Während ich auf das Abendessen wartete, dachte ich an den morgigen Tag. Noch war unklar, wohin mich meine Reise führen würde. Vielleicht nach Bilbao, um neue Wanderschuhe zu kaufen, da meine alten mittlerweile ziemlich abgenutzt waren. Die Ungewissheit hatte etwas Spannendes an sich – der Camino lehrt einen, flexibel zu sein und sich auf das Unbekannte einzulassen.

    Viele Fotos gibt es heute nicht, weil Wald ist nun mal Wald. Also bis bald, 😁
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  • Day 7–9

    Tag 6 von Olabe über Gernika nach Bilbao

    May 25 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Nachdem ich eine Nacht in Olave verbracht hatte, die weniger von friedlichem Schlaf als vielmehr von einer inoffiziellen Schneich-Weltmeisterschaft geprägt war, begann mein Tag unter schlaflosen Vorzeichen. Die Herberge schien mit talentierten Schnarchern gefüllt zu sein, Als ich schließlich, nach verzweifeltem Herumwühlen in meinem Rucksack, meine Gehörstöpsel fand, war es schon fast Morgen. Trotz dieser Maßnahmen verbrachte ich die Nacht mehr wach als schlafend.

    Der Morgen in Olave begann mit einer Runde Selbstmitleid und einem Blick in die Augen meiner Mitpilger. Zu meiner Überraschung erklärten sie, alle hervorragend geschlafen zu haben. Es scheint, ich war der einzige, der von den nächtlichen Geräuschkulissen geplagt wurde.

    Gestärkt durch ein einfaches Frühstück und einem starken Willen, machte ich mich auf den Weg nach Gernika. Die 8 Kilometer dorthin legte ich in einem zügigem Tempo zurück, den Kopf noch ein wenig schwer von der fast schlaflosen Nacht. Doch das Wissen, dass ich bald in Bilbao sein würde, half mir, die Müdigkeit zu überwinden. In Gernika angekommen, nahm ich den Bus in die große Stadt.

    Bilbao begrüßte mich mit geschäftigen Straßen und einem Schwall neuer Eindrücke. Mein erstes Ziel: neue Wanderschuhe. Mit viel Enthusiasmus begann ich die Suche, doch schon bald musste ich feststellen, dass die Pilgergötter heute nicht auf meiner Seite waren. Acht Geschäfte später, darunter sogar der große Decathlon und einige spezialisierte Läden, stand ich immer noch ohne neue Schuhe da. Größe 49,5 schien eine unmögliche Herausforderung zu sein.

    Ein wenig frustriert ließ ich mich schließlich in einer Tapas-Bar nieder und gönnte mir ein paar der wirklich köstlichen Häppchen, begleitet von drei kleinen Bierchen.

    Bilbao hat einen ganz eigenen Charme, und während ich durch die Straßen schlenderte, steigerte sichmeine Laune wieder.

    Besonders beeindruckt war ich von einem Straßenmaler, der ein wunderschönes Bild direkt auf das Pflaster zauberte. Die Details waren atemberaubend, und ich ließ eine kleine Spende da, als Zeichen meiner Wertschätzung.

    Zu dieser lebhaften Atmosphäre trugen auch die Fußballfans bei, die die Straßen füllten. Heute fand das Frauenfußball-Champions-League-Finale statt, in dem Barcelona gegen Lyon in Bilbao spielt.

    Die Begeisterung der Menschen war groß und die Hotels waren wegen dieses Großereignisses entsprechend ausgebucht und teuer, was mich in mein kleines Hotelzimmer – kaum größer als ein Schuhkarton mit seinen ca 6 Quadratmetern – trieb.

    Zurück in meinem Zimmer zog ich Bilanz. Der Tag hatte nicht den erhofften Erfolg in Sachen Schuhkauf gebracht, aber dafür eine Menge kleinerer, erfreulicher Momente. Morgen werde ich noch einen Tag in Bilbao verbringen, in der Hoffnung, dass vielleicht doch irgendwo ein Paar Schuhe in meiner Größe auf mich wartet. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt, und wer weiß, vielleicht hält der Camino doch noch eine Überraschung für mich bereit.

    Bis dahin werde ich versuchen, ein bisschen Schlaf nachzuholen und mich mental auf einen weiteren Tag in der Stadt vorbereiten. Der Camino hat seine eigenen Wege, uns zu lehren und zu führen, und manchmal ist es das Ungeplante, das die schönsten Erinnerungen hinterlässt.

    https://connect.garmin.com/modern/activity/1556…

    https://photos.app.goo.gl/DMyvbaMEQkghqNDF6
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  • Day 8–9

    Tag 7 Ein Tag Pause in Bilbao

    May 26 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Es war einer dieser Tage, an denen man am liebsten im Bett bleiben würde. Gestern noch hatte ich voller Enthusiasmus nach den perfekten Wanderschuhen gesucht, doch die Suche war eher ernüchternd verlaufen. Umso erfreulicher war der Umzug in ein neues Hotelzimmer – geräumiger, komfortabler, und ein wenig luxuriöser. Mein kleines Paradies mitten in Bilbao, dachte ich mir. Heute sollte mein Tag der Entspannung und Erkundung werden.

    Doch die Wettergötter hatten andere Pläne. Schon früh am Morgen, als ich aus dem Fenster blickte, sah ich dicke Regentropfen gegen die Scheibe prasseln. Bilbao präsentierte sich in einem endlosen Grau. Nichts mit entspannten Spaziergängen durch die malerischen Straßen, keine Museenbesuche oder gemütlichen Stunden in einem Straßencafé. Stattdessen sah ich mich vor der Herausforderung, diesen Regentag sinnvoll zu füllen.

    Ich entschied mich, das Beste daraus zu machen. Mein Zimmer bot ausreichend Platz für ein bisschen Dehnübungen – schließlich musste ich fit bleiben für die kommenden Etappen. Morgen stand die kurze Wanderung nach Portugalete an, nur etwa 12 Kilometer. Eine angenehme Strecke zum Wiedereinstieg nach dem Ruhetag.

    Doch danach würde es ernst werden: Eine 25-Kilometer-Tour mit viel Höhenmetern, die mich körperlich und mental fordern würde. Während ich meine Ausrüstung und Proviant für die nächsten Tage sortierte, spürte ich die Vorfreude auf die kommenden Herausforderungen. Der Camino del Norte war nicht nur eine Reise durch die Landschaften Nordspaniens, sondern auch eine Reise zu mir selbst.

    Morgen würde die Sonne vielleicht wieder scheinen – oder auch nicht. Der Camino hatte mich gelehrt, flexibel zu sein und jeden Moment zu genießen, ob im Sonnenschein oder Regen. Und so legte ich mich an diesem Abend zufrieden ins Bett, bereit für die Abenteuer, die der nächste Tag bringen würde.

    Bis dahin hieß es: Buenas noches, Bilbao. Morgen geht die Reise weiter.
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  • Day 9–10

    Tag 8 : Bilbao nach Portogalete

    May 27 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute war ein entspannter und zugleich aufschlussreicher Tag auf dem Camino del Norte. Gegen Mittag zog es mich entlang des schönen Flusses Nervión. Vor dem Aufbruch warf ich noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das ikonische Guggenheim-Museum in Bilbao. Seine glänzende Titanhülle und die beeindruckenden Kunstwerke im Inneren wirken wie ein modernes Heiligtum der Kreativität und Innovation. Doch mein Weg führte weiter nach Porto Gallete, einer Strecke von etwa 15 Kilometern.

    Der Weg dorthin bot ein interessantes Panorama der Gegensätze. Auf der einen Seite sah ich moderne Neubauten, auf der anderen Seite standen armselige Behausungen, die teilweise direkt an der Bahnlinie klebten. Besonders ein Haus fiel mir ins Auge – es wirkte, als könnte es jeden Moment von einem vorbeiratternden Zug aus den Angeln gehoben werden. Ein beeindruckender, wenn auch etwas bedrückender Anblick, der die sozialen Kontraste dieser Region deutlich machte.

    Die Strecke war ansonsten wenig anspruchsvoll, was mir nach den letzten Tagen durchaus gelegen kam. Das Wetter hielt sich gut, und so konnte ich ohne größere Strapazen mein heutiges Hostel erreichen. Jetzt sitze ich hier in meinem gemütlichen Zimmer, bereit für ein Webinar, das mich heute Abend noch erwartet.

    Morgen steht eine sportlichere Herausforderung an: 25 Kilometer liegen vor mir, wobei ich das genaue Zielgebiet noch herausfinden muss. Doch das gehört auch zu den Abenteuern des Camino – die Flexibilität und das sich Einlassen auf das Ungewisse. Jeder Tag bringt neue Entdeckungen und Herausforderungen, und ich freue mich schon darauf, was der morgige Tag bereithält.
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