Hellas - südostwärts

August 2023 - March 2024
Via Oberitalien an die Adria-Küste, durch das slowenische Soça-Tal nach Ljubliana. Dann gemeinsam mit Renata nach Montenegro, Albanien und schließlich auf den Peloponnes. Ob daraus wieder eine Überwinterung wird? Wir nehmen es wie's kommt . Read more
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  • Day 18

    Toll ist's in Tolmin

    September 16, 2023 in Slovenia ⋅ ⛅ 24 °C

    Tolmiska korita:
    Die Tolminer Klamm am Zusammenfluss der Bäche Zadlaščica und Tolminka bildet den tiefsten Punkt des Triglav-Nationalparks. Eine eindrückliche Schlucht zwischen steilen und hochaufragenden Bergflanken. Ein schnell aufziehendes Gewitter - die Grotte der Duga Baba ("der langen Grossmutter", der Legende nach eine gutmütige und wohltätige "Hexe" aus früherer Zeit) gewährt mir Schutz während des Sturzregens.

    Der Soča-Stausee von Most-y-Soča:
    Auf wunderbarem neuem Radweg (EU sei dank😉) fährt man gemütlich diesem See entlang. Von der "Sočabrücke" aus sind links und rechts kleine malerisch gelegene Weiler erreichbar. Die wasserreiche und grüne Gegend mit ihren steilen Flanken erinnert zuweilen ans Tessin. Von der Pizzeria-Terrasse aus bietet sich ein einmaliger Blick auf den See ... mit einem der gefühlt weltbesten Gelati in der Hand, echt.

    Die Friedenskirche Javorca:
    Eine wunderschöne Velofahrt auf kontinuierlich ansteigendem Waldweg (da war ich sehr dankbar um Renatas E-Bike) führt mich in ein abgelegenes, wildes und steiles Hochtal hinter Tolmin. Hier hatte die österreichisch-ungarische Armee während des ganzen 1.Weltkriegs ihre rückwärtigen Stellungen. Vom 1.März bis zum 1.November 1916 haben die dort stationierten Soldaten eine außergewöhnliche schlichte Holzkirche erbaut. Unter ihnen der Wiener Künstler Remigius Geyling (Planung und Entwurf) und der ungarische Baumeister Géza Jablonsky (Bauleitung). Die Ausmalung erfolgte im Stil der Wiener Szessionisten (meist blau und schwarz mit weissen und goldenen Ornamenten). In den Paneelen der Seitenwände sind zum Gedenken die Namen von 2565 gefallenen Soldaten eingebrannt. (in der UNESCO-Welterbe-Liste angemeldet)

    Hier im Soča-Tal kann man den Spuren der Kriege einfach nicht ausweichen; weil der hart umkämpfte Grenzverlauf über die Gipfel und Grate entlang der Soča (italienisch: Isonzo) verlief, sind insgesamt 12 grausame Isonzo-Schlachten verzeichnet. Ein starkes Zeichen der Soldaten mit ihrem handwerklichen Geschick, derweil diese Friedenskirche aufzubauen.
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  • Day 20

    Bistra

    September 18, 2023 in Slovenia ⋅ ☁️ 23 °C

    Von Tolmin führt mich die Strasse entlang endlos scheinender Bachläufe, um unzählige Kurven, durch Wälder und Hügel - am Ende bleibt der starke Eindruck, ich hätte gerade den slowenischen "Schwarzwald" überquert.

    Bei Vrhnika bin ich plötzlich wieder in der Ebene, bei genauerem Hinsehen jedoch in einer Art Binnen-Delta. Hier südlich von Ljubliana erstreckt sich ein grosses Landschaftsschutzgebiet. Die Ljublianica (und zahlreiche in sie mündende Seitenbäche) entspringen hier aus ihren jeweiligen Karstquellen am Rande der Ebene.

    Der offensichtliche Wasserreichtum ist bestimmt ein Hauptgrund, weshalb die Kartäuser hier vor Jahrhunderten das Kloster Bistra errichtet hatten. Das ehemalige Kloster ist heute Standort des Technischen Museums von Slowenien. Es sind vor allem die Einblicke in alte Handwerkskünste, die hier beeindrucken. Die Mönche hatten bereits ein ausgeklügeltes System von Wasserläufen angelegt, mit dessen Hilfe die Wassermänner für die Mühle, die Schmiede, die Sägerei und vieles mehr betrieben wurden. Später kam folgerichtig auch die Stromgewinnung dazu.

    Bistra hat einen wunderbar ruhigen kostenfreien Stellplatz - und ein vorzügliches Restaurant.
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  • Day 21

    Wiedersehen in Ljubliana

    September 19, 2023 in Slovenia ⋅ ☀️ 23 °C

    Zwei Nächte auf einem charme-befreiten Stellplatz am Stadtrand von Ljubliana, eingeklemmt zwischen Bahnlinien, Güterzugstrecke und Haupteinfallstrasse. Dafür als P&R-Parkplatz bestens angebunden ans städtische ÖV-Netz.

    Ljubliana war ausgemacht als Treffpunkt, da Renata diesen mit einer guten Zugverbindung einwandfrei erreichen konnte. Glückliches Wiedersehen - und schön, dass unsere gemeinsame Reise hier jetzt richtig starten kann. Sinnig zudem, da die Ljublianica-Brücke sozusagen als "Tor bzw. Brücke zum Balkan" gilt. Mit einer Gelati in der Hand Überschreiten wir diese Brücke gemeinsam .... gespannt, was diese Reise bringen wird.

    Die quicklebendige und gastliche Stadt am Fluss hat wirklich Charme, unzählige Kneipen, ein multikulturelles gastronomisches Angebot, stimmungsvolle Winkel, den Tivoli-Park als grüne Lunge, wo im "Schweizerhaus"/Svičerija derzeit gerade die Biennale für grafische Kunst stattfindet. Und vom Dachrestaurant des Nebotičnik-Hochhauses geniesst man einen fantastischen Rundumblick.
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  • Day 22

    Kroatische Impressionen

    September 20, 2023 in Croatia ⋅ ☁️ 26 °C

    Am Mittwoch geht die Reise über slowenische Landstraßen an die kroatische Grenze. Dann der erste Zwischenhalt in Ogulin: ein kroatisches Landstädtchen mit mindestens einer herausragenden Besonderheit - der gesamte Ort ist sozusagen "unterkellert", er liegt über einem gigantischen Karst-Höhlensystem.

    Können Flüsse verschwinden?
    "Die Dobra ist ein Fluss in Mittelkroatien. Sie entspringt nahe dem Ort Gornja Dobra im Gebiet des Gorski Kotar. Direkt am Frankopan-Kastell von Ogulin verschwindet die Dobra in der ungefähr 16 Meter hohen Schwinde Ðulin ponor, durchfließt dann das Medvedica-Höhlensystem, tritt nach 16 Kilometern als Karstquelle wieder an die Erdoberfläche und mündet nach insgesamt 124 Kilometern nahe Karlovac in die Kupa." (Quelle: Wikipedia)

    Kann man noch mit kroatischen Kuna einkaufen?
    Nein, seit 1.1.2023 hat Kroatien definitiv auf den Euro umgestellt. Auf den Kassenzetteln ist der Gegenwert in Kuna zwar noch deklariert,  wird aber nicht mehr angenommen. In Ogulin finde ich den offenen Schalter einer kleinen Provinzbank. Die ernst und leicht säuerlich wirkende Frau bedient mich sehr gewissenhaft. Sie nimmt mein zerknittertes Couvert mit den restlichen Kuna früherer Ferienreisen entgegen,  sortiert sämtliche Noten und Münzen, füllt die Münzen (selbst die 1er  2er, 5er, 10er etc) in verschiedenartige Tüten ab, listet die Totalbeträge fein säuberlich auf und händigt mir für die 244.85 Kuna schliesslich 32.50 Euro aus, inklusive Quittung.
    Während des gesamten Prozederes kann ich nicht anders als auch auf ihr T-Shirt zu schauen: "Follow your dreams ... they know the way", steht da drauf. Ja, das wünsche ich ihr von ganzem Herzen.
    (Oder habe ich da etwas missverstanden? Trägt sie das T-Shirt etwa nur als positive Botschaft für ihre Kunden?)

    An den Säulen neben den beiden Schaltern sticht mir noch etwas ins Auge. Blaue Symbol-Kleber signalisieren, was am Schalter verboten ist: keine Pistolen, keine Motorradhelme, keine Masken und keine Fotos machen, bitteschön! Deshalb musste ich meine Beobachtungen leider mit diesen vielen Worten wiedergeben.

    Können Igel schwimmen?
    Ja, am Kiesstrand von Seline (Kroatien) spaziert ein Igel auf seiner Abendrunde gemütlich  unter meinen Beinen hindurch, während ich auf der Strandmauer sitze,  wackelt dann weiter über den Kies, schnuppert am Algensaum ... watschelt schließlich ins ruhig daliegende Meer und beginnt zu schwimmen. Gewiss fünf Meter raus und wieder rein, genüssliches Nachtbad. Dieser Igel hat Stil.

    Erster Übernachtungshalt in Seline, Provinz Zadar, mit Blick auf die Insel Pag.

    Am Donnerstag dann die Weiterfahrt zu den Krka-Wasserfällen. Mittagshalt. Den Besuch des Nationalparks schenken wir uns allerdings, da es hier nur mit Car-Shuttle, im Touristen-Pulk (und dies zum Preis von 40 Euro pro Person) weitergeht. Freie Wanderung ausgeschlossen. Da lob ich mir die freie Zugänglichkeit des Rheinfalls bei Schaffhausen sowie des Schweizer Nationalparks.

    Zweiter Übernachtungshalt auf einem sympathischen kleinen Stellplatz in der Neretva-Flussebene, inmitten von üppig behangenen Fruchtbäumen. Gewitterstimmung.
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  • Day 24

    Molunat - am Südzipfel Kroatiens

    September 22, 2023 in Croatia ⋅ ☁️ 24 °C
  • Day 27

    Erste Eindrücke in Montenegro

    September 25, 2023 in Montenegro ⋅ ☁️ 23 °C

    Nach einer letzten Übernachtung in Kroatien überqueren wir die Grenze nach Montenegro bei Aprilwetter. Ein kurzer Halt gibts in Risan mit Lebensgeschichten verlassener Häuser.

  • Day 27

    Kotor bei Sonne kann jeder

    September 25, 2023 in Montenegro ⋅ ☁️ 20 °C

    Die schönste Altstadt des Balkans, heisst es im einen Reiseführer. Unesco-Welterbe jedenfalls und Ankerplatz von Kreuzfahrtschiffen - und derzeit auch von meist deutschen Womo-Dickschiffen vom Kaliber Morelo.

    Da es aber den ganzen Nachmittag mehr oder weniger geregnet hat, waren die historischen Gassen wunderbar leer. Kein Gedränge und keine verstellten Foto-Sujets. Das angebliche Katzenmuseum konnte ich nicht finden; oder war dieser Hinweis im Führer bloss symbolisch gemeint? Die ganze Altstadt ein Katzenmuseum! Es waren jedenfalls unzählige Katzen, die die leeren Gassen wohl auch genossen haben.

    An schönen Tagen soll die Stadt dicht gedrängt sein von Touristen; der Reiseführer empfiehlt, "sich rechts einzuordnen und im Pulk schieben zu lassen". Welche Augenweide ist Kotor doch bei Regen.

    Am nächsten Morgen war dann noch Gelegenheit, die Altstadt bei Sonnenschein zu genießen (Renata) bzw. die über 1000 Treppenstufen zur venezianischen Festung hoch zu steigen (Christoph), den fantastischen Überblick inklusive.

    Der Park-/Stellplatz im Nachbarort (am Footprint-Standort), mit sympathisch-unkompliziertem Platzwart und direkt am Wasser, war übrigens fantastisch, unbedingte Empfehlung.
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  • Day 28

    Am Skutarisee (Skadarsko jezero)

    September 26, 2023 in Montenegro ⋅ 🌙 21 °C

    Traumplatz gefunden. Das Autokamp von Nicola liegt idyllisch am Haupt-Zufluss des Skutarisees, der Morača, ist sehr persönlich gestaltet und hat wirklich Atmosphäre. Hier lässt sich's gut sein.

    Das Faltkajak ist aufgebaut und probegefahren. Hier kommen wir ausgiebig zum Paddeln. Karpfen zum Zmittag inklusive in der gemütlichen Konoba am Brückenkopf.

    Und schließlich das überraschende und äußerst angeregte Zusammentreffen mit Renate und Dieter von Dreamteam-on-Tour; einfach schön war's mit euch. Die beeindruckenden Footprints eurer fantastischen Rundreise durch das türkische Bergland wurden damit so richtig lebendig.

    Wissenswert: Der Skutarisee ist der größte See des Balkans bzw Südeuropas, liegt nur etwa 7m über dem Meeresspiegel, ist 48km lang und 14km breit, bei einer mittleren Tiefe von 7m und maximaler Tiefe von 44m (in den unterseeischen Quellen, auch "Augen" genannt). Der See liegt in einer riesengroßen tektonisch entstandenen Karstebene (geologisch: Polje), ist nahezu ringförmig von Gebirgszügen umgeben und von zahlreichen Felskegeln (geologisch: Hums) durchsetzt. Die vielen ausgedehnten Flachwasser- und Sumpfzonen machen ihn zu einem einzigartigen Ramsar-Feuchtgebiet mit vielen Vogelarten, unzähligen Reihern, Eisvögeln und gar einigen Krauskopf-Pelikanen, mit regelrechten Feldern von Seerosen, Teichrosen und Wasser-Hyazinthen, auf denen die jungen Blesshühner unbekümmert spazieren gehen.
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  • Day 31

    Tag der Begegnungen

    September 29, 2023 in Albania ⋅ 🌙 21 °C

    Nach der gestrigen Paddeltour über den Skutarisee kommen wir zurück zu unserem Stellplatz und siehe da, welch Überraschung: das muss das Fahrzeug von "Dreamteam-on-Tour" sein, die wir während der letzten Monate auf ihrer grossen Reise entlang der Donau, durch Rumänien und schließlich durch das türkische Bergland virtuell begleitet hatten. Wie schön, dass wir Renate und Dieter nun mal live kennenlernen und interviewen können.

    Wir geniessen den angeregten Austausch beim Feierabend-Bier und - damit unser Versprechen nicht uneingelöst bleibt - beim Abschiedskaffee am heutigen Vormittag. Wunderbar, welche Vertrautheit in kurzer Zeit entstehen kann, wenn man vom selben (Reise-)Virus befallen ist. Vielen Dank, Renate und Dieter, für die beflügelnde Begegnung.

    Nach Versorgungshalt, Tanken und Einkauf geht's sodann weiter in Richtung Albanien. Auf einer schmalen Nebenstraße und im halbstündigen Stau am Grenzübergang erhalten wir einen ersten Eindruck albanischer Verhältnisse. Vorbei an Shkodër steuern wir direkt zum Ecocamping Emozione an der albanischen Küste, wo wir uns mit Anke und Beat verabredet haben. Die Schweizer Freunde von "openend" sind wie wir in Richtung Griechenland unterwegs.

    Die wunderbare Abendstimmung am Strand, das feine Nachtessen und das sehr persönliche und angeregte Gespräch (wie uns das Leben formt und wie wir solche Formgebung auch immer wieder mitprägen können) haben den Tag besonders gemacht.
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  • Day 33

    Ambivalente Gefühle in Shkodër-Skodra

    October 1, 2023 in Albania ⋅ 🌙 20 °C

    Zum Einen liegt es mitunter an Äußerlichkeiten: die Anfahrt zum Stellplatz Camping Windmill führt durch schmale Gassen in ein Aussenquartier, am Ende durch unschöne und beklemmende Stapel kaputter Autos, wohl Ersatzteillager und Autofriedhof in Einem. Der Camping dahinter ist dann wieder freundlich, die Hühner und Hasen kommen bis zum Bus.

    Zum Andern liegt es wohl an unterschwelligen Faktoren und geschichtlicher Prägung. Shkodra ist Universitätsstadt, kultureller Schmelztiegel - und während der kommunistischen Diktatur war der Ort mit seinen zahlreichen Verhör- und Gefängnis-Einrichtungen überregional bedeutsam.

    Neben Tirana's "Haus der Blätter" steht hier das einzige Zeugnis einer Bemühung um Aufarbeitung der brutalen und verstörenden Geschichte Albaniens. Das "Site of Witness and Memory" ist ein unbequemer Ort der Erinnerung. Hier wird erlebbar, was die zunehmend paranoide und isolationistische Diktatur des Kommunisten Enver Hoxha für das albanische Volk bedeutete.
    (Unmittelbar nach dem erfolgreichen Befreiungskampf der Partisanenarmee gegen das faschistische Deutschland setzte sich 1944 eine schliesslich ebenso gewaltsame Diktatur - bloss unter umgekehrten Vorzeichen - fest. Nach dem Fall der Berliner Mauer bzw. dem Zerfall der Sowjetunion konnte sich auch in Albanien das diktatorische Regime nicht mer lange halten (1992).

    Bis allerdings der Geist des Misstrauens, der gegenseitigen Bespitzelung und der Denunziation gänzlich überwunden ist, braucht es aber wohl Generationen.
    Der Direktor des albanischen 'Instituts zur Aufarbeitung der Gräuel während der kommunistischen Diktatur' habe 2019 seinerseits politisches Asyl in der Schweiz beantragt, nachdem er mehrfache Morddrohungen erhalten hätte. Solcher Sachverhalt spricht Bände.

    Umso mehr gilt es den Slogan des "Site of Witness and Memory" zu beherzigen und aktiv an der Vergangenheitsbewältigung zu arbeiten: "Don't forget to remember." Auf dass Solches nie wieder geschehe.

    Jüngst hatte ich zwei Bücher junger albanischer Autoren gelesen. Beide beschreiben auf hoch eindrückliche Weise, was das Aufwachsen in derart schwierigen Verhältnissen für junge Menschen bedeutet. Unbedingte Empfehlung.

    Lea Ypi, Frei - Erwachsenwerden am Ende der Geschichte
    Ermal Meta, Morgen und für immer, Hanser Verlag
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