Ausfahrt Amerika

July 2023 - September 2026
~ 150.000km
Halifax (Kanada) bis Ushuaia (Argentinien) und wieder zurück
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  • Day 53

    Offroad - jeden Tag ein bisschen

    September 1, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 19 °C

    Fast jeden Abend suchen Jörg und ich uns einen neuen Stellplatz für die Nacht. Manchmal sind wir auf Campingplätzen, meistens stehen wir jedoch frei. Dabei meiden wir grundsätzlich Privatgelände, übernachten nicht an der Straße und stehen immer versteckt für Normalbürger. Das uns ein weiterer verrückter Offroader aufspürt, ist uns jedoch schon passiert.
    Dabei gehen wir folgendermaßen vor: Wir suchen über unsere digitale Karte Straßen, die nicht asphaltiert sind und nicht zu Häusern führen . Gleichzeitig sollte dieser Weg an einem Fluss oder See vorbei führen, damit wir der Hygiene genüge tun können und natürlich wegen der Romantik. Wenn das Gebiet Crownland - also Regierungsgelände - ist, dürfen wir dort problemlos übernachten. Auf dem Weg von Kingston aus nordwärts werden wir unter riesigen Überlandleitungen, die eine 500m Breite Schneise in die Landschaft schneiden, fündig: Ein Versorgungspfad windet sich unter den Leitungen den steilen Berg hinauf. Dafür ist Grobi gebaut! Ich lege die Untersetzung ein und wir krabbeln im 2. Gang langsam über den zugewucherten, mit losem Geröll und Ausspülungsrinnen reich gesegneten Weg durch die blühende Wiese erst aufwärts, dann abwärts, linksherum, dann rechtsherum. Um uns schweben mengenweise Monarchfalter. Schließlich biegt der Pfad von der Stromtrasse ab hinunter zu einem Fluss. Dort, in absoluter Abgeschiedenheit, bleiben wir. Jörg freut sich schon auf das nächste Stück "Offroad" auf diesem außergewöhnlich schönen Abschnitt, denn wir wechseln den Fahrer immer tageweise, also darf er morgen lenken.

    (Bilder gibt es vom "Offroad" - Fahren nicht. Da sind wir beide zu konzentriert und angespannt.)
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  • Day 54

    Algonquinpark ll

    September 2, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 24 °C

    Wenn es ein Kapitel "Algonquinpark l" gibt, muss es auch noch eines "Algonquinpark ll" geben. Wir wollen dem Park die Chance geben, uns den Regentag vergessen zu lassen. Deswegen fahren wir von Ost nach West auf dem Highway 60 durch den südwestlichen Parkabschnitt. Diesmal wollen wir wandern. Doch wir sind vorsichtig: Statt einem Gewaltmarsch soll es 4 kleine Rundwege geben. So kann uns kein Regen durchnässen und Erschöpfungszuständen ist ebenfalls vorgebeugt. Wir sind ja lernfähig. Manchmal.
    Der erste Weg heißt "Beaver Pond", ist 2km lang und bietet genau das, was sein Name verspricht: 2 Seen, die durch Dammbauten von Bibern entstanden sind. Wir lernen, dass die Lieblingsspeise der Biber im Sommer Wasserlilien sind. Nur im Winter müssen sie mangels anderem Angebot mit Rinde und jungen Ästen vorlieb nehmen. Da bin ich ganz Biber: Nur wenn die Schokolade alle ist, nehme ich Stockfisch.
    Weg 2 heißt "Big Pines", ist 3km lang und sein Thema ist - wer hätte es gedacht? - Weymuthkiefern. Damit diese Art gedeiht, muss in dem Jahr, in dem die Zapfen reifen, ein Waldbrand von einer ganz bestimmten Hitze-Intensität alle anderen Bäume und das Laub- und Nadelwerk auf dem Boden verbrannt haben. Das Feuer darf jedoch nicht so lange wüten und so heiß sein, dass auch die Kiefernsamen Schaden nehmen. Erst dann ist der Boden gut vorbereitet und die Lichtkonkurrenz vernichtet, so dass eine Weimuthkiefer keimen und wachsen kann. Anspruchsvolle Pflanze! Die Bäume auf dem Weg sind demnach alle gleich alt, etwa 200 Jahre. Zum Zeitpunkt des großen Kiefernschlachtens im Park ließ man sie stehen - sie waren noch zu klein.
    Weg 3 bietet uns mit seinen nur 2 km Länge grandiose Ausblicke von einem Felsabbruch aus. Er heißt "Lookout"; das wollte ich Euch nicht vorenthalten.
    Der letzte und vierte Weg ist mit nur einem Kilometer Länge fast schon beendet, bevor er begonnen hat. Sein Thema sind Ammenbäume und das Wachstum junger Gehölze im Schatten von alten etablierten Stämmen.
    Nach insgesamt 8km Wandern sind wir zufrieden über die Bewegung und den Abwechslungsreichtum unserer Wegewahl, verlassen den Algonquin Provincial Park und suchen uns wieder ein verstecktes Eckchen zum Schlafen. Morgen geht es weiter zum Killbear Provincial Park.
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  • Day 56

    Kill -bear und -arney

    September 4, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir machen uns auf Richtung Westen zum Georgian Bay, einer riesigen Bucht des Huron Sees. Einzigartig in der Welt sind die 30 000 Eilande, die sich wie in Schweden die Schäreninseln über die gesamten Küstenlinie erstrecken. Der Unterschied liegt im Wasser, denn die großen Seen sind alle Süßwasserseen.
    Auf unserem Weg passieren wir Huntsville, das südländisches Flair versprüht, sonst aber keiner weiteren Erwähnung wert wäre, hätten sich die Stadtväter und -mütter nicht etwas Besonderes ausgedacht: Wandmalkünstler haben dort Werke der "Group of Seven", einer bedeutenden kanadischen Künstlergruppe aus den 30iger Jahren an die Häuserwände gemalt, ohne jedoch auf den Rahmen zu achten. So stehen die Kunstwerke manchmal in scharfem Kontrast zu Mülleimern oder heruntergekommenen Fabrikrückwänden. Aber vielleicht ist das ja auch gewollt.
    Wir erreichen Killbear. Der verhältnismäßig kleine Provincial Park ist für uns eine große Überraschung, hatten wir die Parks von Kanada doch immer mit Wandern und Paddeln in wildem Gelände in Verbindung gebracht. Doch Killbear wartet mit Stränden zum Entspannen und Klippen zum Herunterspringen für Mutige auf uns. Große Teile des Geländes sind für Camper vorgesehen, die sich in großzügig angelegten Bereichen zwischen den Bäumen ausbreiten dürfen. Wir haben Glück, weil das letzte schulfreie, verlängerte Wochenende vorbei und der Platz deswegen nur wenig belegt ist. So bekommen wir eine besonders schönen Ecke sehr nah am Strand zugewiesen und genießen 2 ruhige, warme Tage mit Baden und Beobachten von Klippenspringern und Streifenhörnchen. Ein kleiner Rundweg führt zu einem winzigen Leuchtturm. Ich erreiche schwimmend eines der Inselchen. Nichts Aufregendes, Entspannung pur.
    Danach führt uns der Weg zum nördlich gelegenen Killarney Provincial Park. Wir kommen Abends im Hafenort mit demselben Namen wie der Park an und freuen uns, als letzte Kunden "Fisch und Chips" bei Herbert, einer Imbiss-Empfehlung von Tammy und Skot, zu bekommen. Als wir das Lokal verlassen, hat es angefangen zu regnen und wir merken, dass es empfindlich kalt geworden ist. Die nächste Nacht beschert uns einstellige Temperaturen. Das Frühstück am Morgen wird deswegen trotz malerischem Standort nur kurz und wir brechen zügig zu unserer Wanderung auf: Der Cranberry Bog Trail führt uns wieder zu Biberdämmen und -burgen. Schön, doch die Ähnlichkeit zum Biberweg im Algonquinpark ist groß, der Weg ist heute nur sehr viel länger. Da wir so zeitig unterwegs waren, sind wir schon am frühen Nachmittag wieder am Auto und entscheiden uns für eine zweite kürzere Wanderung.
    Bingo! Dieser Weg offenbart die ganze Schönheit dieses Nationalparks und auch den Unterschied zum Algonquinpark. Wir klettern über rosagraugrünes Gestein, erreichen eine Anhöhe mit spektakulärem Blick über den Georgian Bay, wandern durch lichten Ahorn- und Kiefernwald zum nächsthöher gelegenen Aussichtspunkt, schlängeln uns weiter über Felsen und um niedrige Sträucher herum, um einen noch schöneren Blick auf die Inselwelt zu bekommen. Der Weg ist so verschlungen, dass es richtig Spaß macht, nach der nächsten Wegmarkierung zu suchen.
    Unser Fazit: Nicht die Länge eines Weges und die Anstrengung, die mit ihm verbunden ist, machen einen Weg bedeutend.
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  • Day 60

    Sudbury

    September 8, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 19 °C

    Sudbury! Vielleicht soll diese Stadt uns Hoffnung machen, dass Menschen am Ende doch lernfähig sind und die Erde gerettet werden kann:
    Sudbury entwickelte sich durch die Entdeckung einer Nickel-Kupfer-Erz Mine beim Bau der Eisenbahnlinie 1883 von einem Holzfällernest zur Industriestadt und weltgrößtem Nickelexporteur, denn Nickel wurde in der Rüstungsindustrie gebraucht. Die damaligen Abbau- und Verarbeitungsmethoden führten zur Freisetzung von Schwefeldioxid und dadurch zu saurem Regen. Die Wälder starben oder wurden abgeholzt, die Seen und Flüsse versauerten und verloren jegliche Flora und Fauna, die Abraumhalden türmten sich und sogar der vorher graurosafarbene Fels der Umgebung wurde schwarz und bekam eine asphaltähnliche Patina. Sudbury und Umgebung waren bis in die 70er Jahre eine tote, schwarze Wüste. Doch dann setzte ein Umdenken ein: Die Industrie änderte die Art der Produktion und die Einwohner von Sudbury sanierten mit Hilfe von Wissenschaftlern Stadt und Land. Mit Flugzeugen, aber auch per Hand, wurde Kalk in den Boden eingebracht, Gräser- und Blütenpflanzensamen verstreut und bis Anfang der 90er Jahre 9,1 Millionen Bäume gepflanzt. So sieht man heute nur noch beim genauen Hinsehen die Narben der Vergangenheit: Kein Baum ist älter als 45 Jahre und die Verfärbungen der Granitfelsen werden wohl nur durch Erosion wieder verschwinden.
    Vom Moment der Erkenntnis, dass alles verwüstet ist (1920) bis zur Umsetzung von Rettungsmaßnahmen für die Umwelt hat es über 50 Jahre gedauert.
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  • Day 61

    Manitoulin Island

    September 9, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 19 °C

    Vom 9. bis zum 13. September erkunden wir Manitoulin Island. Die Insel ist die nördliche Begrenzung des Georgian Bay zum Huronsee und zeichnet sich durch viele unterschiedliche indigene Gemeinschaften aus. Für den Besuch eines Powwow kommen wir etwa 2 Wochen zu spät, unserem Erkundungsdurst tut das aber keinen Abbruch.
    Von Norden kommend überqueren wir das Wasser über eine einspurige Brücke, die stündlich für 15 Minuten für die Schifffahrt zur Seite gedreht wird. Im Häuschen auf dem Mittelpfosten sitzt tatsächlich der Brückendreher, der per Zuruf die Skipper zur Eile antreibt. Es gibt bemerkenswerte Berufe in Kanada.
    Die nächsten Tage verlaufen geruhsam. Da Jörg sich durch einen Insektenstich ein Erysipel zugezogen hat - an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an die Ärztin und Schwester im Hintergrund! - pausieren wir, legen das Bein hoch und fahren herum, ohne zu wandern. Wir sehen die größte Friedenspfeife der Welt und sind enttäuscht. Sie ist unspektakulär klein und wenig verziert. Bemerkenswert dagegen sind die Zäune im Zickzack, die Felder voneinander trennen, manchmal aber auch ohne uns erklärlichen Sinn am Waldrand auftauchen und wieder verschwinden. Die Landschaft ist derjenigen in Mecklenburg- Vorpommern ähnlich, nur die Felder sind kleiner und es gibt mehr Wald und blühende Brachflächen.
    Die Nächte werden empfindlich kalt, wir sehen Kraniche sich sammeln und Gänse gen Süden ziehen. Die Anzahl der Monarchfalter nimmt ab, ihr Ziel ist Mexiko. Die ganze Insel macht einen seltsam verlorenen und melancholischen Eindruck und wir lassen uns anstecken. Selbst das einzige Gespräch mit Einheimischen ist deprimierend: Trudeau wollte die Einwohner Kanadas wegen Covid durchimpfen lassen, um Kontrolle über die Bevölkerung zu bekommen. Aha. Kennt ihr Bill Gates? ... Das ist nicht unsere Welt.
    Bevor wir die Insel Richtung Süden verlassen, dürfen wir die einzige spektakuläre Wanderung jedoch nicht auslassen, auch wenn wir mit 4 km die kürzeste Version wählen. Die Ausblicke von der Abbruchkante der Niagaraschichtstufe auf dem Cup and Saucer Weg sind einzigartig schön.
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  • Day 66–70

    "Fetter grüne, du Laub ... "

    September 14, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 16 °C

    Unser Gefühl täuscht. Manitoulin läutet nicht den eintönigen, öden Teil Kanadas ein! Meine Aufforderung - Goethe hat sie wahrscheinlich so nicht gemeint - wurde erhört: Die Bruce Peninsula bietet noch einmal das volle Schönheitsspektrum: Bestes Wetter! Ein schöner Bootsausflug zu Flowerpots ... diesmal aus Kalkstein! Eine Wanderung zu einer Grotte mit türkisfarbenem Wasser! Einzigartige Tiere und Pflanzen und zu Jörgs Geburtstag wieder außergewöhnlich offene, herzliche Kanadier - Sheila und John - , die uns zum Kaffee einladen und uns in einem langen Gespräch die Besonderheiten des kanadischen politischen Systems und die Unterschiede zu Deutschland erklären. Wir werden zu Fragen aufgefordert und bekommen Antworten. Die meisten Kanadier schließen wir sofort ins Herz!Read more

  • Day 73

    Einblicke

    September 21, 2023 in Canada ⋅ ☀️ 24 °C

    Die letzten Tage in Kanada vergehen wie im Fluge!
    Wir besuchen einen riesigen Famersmarkt in St. Jacobs, nördlich von Kitchener, dass für seine große Mennonitengemeinde bekannt ist. Wir sehen Kutschen und schlichte Trachten der Gemeinschaft, die wie selbstverständlich zwischen unserer modernen Welt ihre Waren anbieten. Auf dem Markt gibt es alles, was ein Farmer anbauen und produzieren kann. Wirklich alles und zwar buchstäblich körbeweise! Wir kaufen so viel Trockenfleisch, Wurst, Pfirsiche, Bohnen und Tomaten, dass wir bis zur Grenze zu den USA nur noch Hafermilch nachkaufen müssen. Leider ist der Stauraum in Grobi begrenzt, so dass jetzt der Mittelgang voll Gemüse liegt.
    Unsere nächste Station ist der Eriesee, an dem wir eine besondere Bekanntschaft machen: Kathryn und David! Er spricht uns in fließendem, akzentfreiem Deutsch an und wir sind vollkommen überrascht: Er ist kanadischer Germanistikprofessor mit dem Schwerpunkt unserer Klassiker! Auch Kathryn spricht Deutsch und so verbringen wir einen gemütlichen, informativen Abend bei einem Glas Wein am Lagerfeuer. Nur hin und wieder bin ich irritiert: Der wortgewandte Mann fragt im Laufe des Abends immer die gleichen Fragen noch einmal. Tief in der Nacht erzählt er es: Er hat "brain issues", so nannten sie es, sein Kurzzeitgedächtnis lässt ihn im Stich. Wir hören von ihrem Umgang mit der Erkrankung und verlieben uns in dieses besondere Ehepaar! Den nächsten Vormittag verbringen wir mit ihnen am Strand. Der Abschied fällt uns schwer. Wir werden demütig angesichts der persönlichen schweren Entwicklungen überall, hier, zu Hause.
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  • Day 76

    Letzte Ausblicke

    September 24, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 18 °C

    Kanada gibt sich alle Mühe uns einen fulminanten Abschied zu bereiten.
    Wir besuchen Flat Rock, eines der vielen Weingüter der Niagararegion, das durch nachhaltigen, ressourcenschonenden Anbau hervorsticht. Wir haben Glück! Ted, der Sommelier des Hauses, hat Zeit und gibt uns eine exklusive Führung mit Weinverkostung durch einen Teil des Anbaugebietes, die Weinkeller und den Herstellungsbereich, obwohl wir ihm verdeutlichen, dass wir auf der Durchreise sind und keinen Wein erwerben werden. Als wir mit immerhin 2 Flaschen in der Hand das Gebäude verlassen, kippt gerade der erste Bus eine Ladung von 30 Weintouristen aus. Noch bevor wir unseren Wein verstaut haben, ist ihre "Führung" beendet. Sie dauerte keine 10 Minuten. Wir fühlen uns privilegiert.
    Einen Tag später gibt es nach dem Gaumen - den Augenschmaus: Die Niagarafälle! Wir spazieren in Schneckengeschwindigkeit die lange Promenade entlang und freuen uns über jeden neuen Ausblick auf die Horseshoefalls bevor sie herabstürzen, auf das fallende Wasser, die Gischt, die Boote, die so dicht wie möglich an die Fälle heranfahren, und später die Bridal Veils und American Falls. Obwohl wir durch Island wirklich wasserfallverwöhnt sind, können uns die Niagarafälle begeistern.
    Doch es wird inzwischen Nachts empfindlich kalt. Es hilft nichts, wir müssen uns von Kanada trennen.

    Jetzt müsste eigentlich ein Fazit zum ersten Land unserer Reise folgen, doch das sparen wir uns auf. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen in 3 Jahren!
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  • Day 78–83

    Grenzerfahrung

    September 26, 2023 in the United States ⋅ 🌙 15 °C

    Heute ist Grenzübertritt und wir sind aufgeregt. Der junge Grenzer, an den wir geraten, ist noch in der Ausbildung und auch aufgeregt. Wir lächeln einander an. "Don't smile at her!", klingt es aus dem Off und der Ausbilder tritt in Erscheinung! Er sagt etwas, das nach Waschlappen im Mund klingt und der Auszubildende geht hinter unsere Wagen. Ich denke, dass der gute Junge hinten Hilfe braucht, um den Wagen zu inspizieren. Also schnalle ich mich ab - hilfsbereit wie ich bin - und ernte "Don'tgetoutofthecar!", vom Ausbilder. Ich falle durch die Prüfung: 2 Fehler in kürzester Zeit! Wir werden herausgewunken: Door 2 to the interview: Do you have any fruits? Vegetables? Drugs? Alcohol? ...
    Nach 1,5 Stunden inclusive Wartezeit sind wir 3 Stempel reicher - selbst Grobi hat einen - und in den USA angekommen. Nach Waffen haben sie nicht gefragt und auch der Wagen wurde keines weiteren Blickes gewürdigt. Erste Challenge gemeistert!
    Jetzt fehlt zu unserem Glück nur noch die Verbindung zum Internet, nicht nur, um den Kontakt zur Heimat zu halten, nein, wir sind darauf angewiesen, um Übernachtungsplätze, Campingplätze und Straßenkarten, etc. zu haben. Da es erst 16:00 Uhr ist, begeben wir uns frohgemut zum t-online Shop. Innerhalb kurzer Zeit steht fest, dass unser Nighthawk von Netgear - das ist unser mobiler Router - in den USA nicht funktioniert. Wir müssen einen neuen Router erwerben, der allerdings in Buffalo nicht auf Lager ist. Wir fahren nach Amhurst. Der junge Mann, der uns bedient, wirkt kundig: Ja, das Gerät ist vorhanden und Ja, 3 Monate Prepaidcard sind kein Problem. Wir zahlen 250 US-Dollar und bitten um Installation. "Uuups! Wieso funktioniert es nicht?! Zahlen Sie noch weitere 10 Dollar, dann läuft es." Wir sind brav und zahlen - es bleibt uns ja nichts anderes übrig. "Hmmm, läuft immer noch nicht. Ich muss mal telefonieren!" Wir warten geduldig ... ... ... Es endet mit einem verzweifelten t-online Mitarbeiter, der uns unsere Erwerbungen einpackt und sagt, dass wir morgen wieder kommen sollen. Er könne uns heute nicht helfen, morgen sei ein Kollege von ihm für uns da. Wir finden uns bei Dunkelheit, da es schon 19:00 Uhr ist, vor dem Geschäft ohne Netz und nur mit einem schnell im Laden ergoogelten Schlafplatz wieder. Dort fahren wir hin. Es macht den Anschein, als wären wir im Ligusterweg im Harry Potter Film gelandet: Alle Häuser und Vorgärten sind identisch. Wir stellen Grobi an einem Wendehammer vor dem Haus der Dursleys ab und schlupfen ins Bett. Morgens um 7:00 Uhr werden wir von einer Miniaturausgabe von Vernon geweckt: Pöbel, Motz, Schimpf! Es werden Fotos von unserem Wagen gemacht, die wohl kaum für das Familienalbum gedachtsind! Wir sind eindeutig unerwünscht!
    Schnell sind wir angezogen und abfahrbereit, als uns eine junge Frau anspricht und sich für das Betragen ihres Landsmannes entschuldigt und uns empfiehlt, doch "Eternal flame" zu besuchen. Bevor wir uns in Ruhe noch einmal mit den Netzproblemen beschäftigen - sie lösen sich später mit Hilfe eines Vorgesetzten -, besuchen wir diesen kleinen, magischen Ort.
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  • Day 80–82

    Grusel

    September 28, 2023 in the United States ⋅ ⛅ 21 °C

    Bei einer so langen Reise ist die Planung anders, als wenn nur 2 oder 3 Wochen Urlaub anstehen. Die grobe Richtung steht und wir wissen auch, dass wir den Skyline Drive durch die Appalachen südwärts fahren wollen, aber was sollten wir zwischen Buffalo und dem Beginn der Appalachenfahrt sehen? Den "Grand Canyon Pensylvenias"? New York? Centralia? Philadelphia? Amish County? Washington? Bis auf die Hauptstadt werfen wir die großen Städte aus dem Programm, auch wenn es mir um New York leid tut - uns ist zu oft abgeraten worden. Der Leonard Harrison State Park, der nicht nur im Lonley Planet der USA vollmundig angekündigt wird, ist unser nächstes Ziel. Wir hören "Hotel California" und "Brothers in Arms", während wir durch das Hinterland des Bundesstaates New York und dann südöstlich durch Pennsylvania kurven: Das Bild, dass sich uns zeigt ist so düster wie die Stimmung in den Liedern: Ein Drittel der Häuser sind mit meterhohen Gerippen, aufblasbaren Gespenstern, Spinnen in weißen Gespinsten und schwarzgewandeten Sensenmännern dekoriert, als ob schon Halloween wäre. An den Laternenmasten finden sich Plakate mit den Bildern und Namen der in den verschiedenen Kriegen verstorbenen Soldaten und - nicht minder gruselig - vor vielen Häusern stehen Plakate mit Aufschriften wie "Impeach Biden - Trump for Pesident 2024". Die Ortschaften wirken heruntergekommen und vernachlässigt. Dazu passt, dass der "Grand Canyon von Pennsylvania" zwar schön ist, aber keineswegs mit den tatsächlichen Schluchten des GC konkurrieren kann und als Hauptattraktion einen Geier für uns bereithält.
    Der Tiefpunkt ist in Centralia - unserem nächsten Ziel - erreicht: 1962 zündete die freiwillige Feuerwehr des Kohlebergbauortes ein Mülllager neben einem Friedhof an. Dieses Feuer grub sich in die Tiefe des unter dem Dorf befindlichen Kohleflözes und brennt dort seit her, voraussichtlich auch noch 250 Jahre. Löschversuche schlugen fehl und der Boden begann an verschiedenenStellen heiß zu werden oder einzubrechen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Ort evakuiert, die Gebäude mit nur wenigen Ausnahmen abgerissen. Selbst der Highway wurde verlagert, denn der Asphalt der alten Straße riß auf und dampfte an vielen Stellen. Grafittisprayer begannen, die gesperrte Straße zu verzieren. Dieses Szenario weckt unsere Neugierde und auch wenn wir kein Highlight erwarten, wollen wir diese Staße sehen. Was uns erwartet, ist umwerfend trostlos: Die ehemaligen Wege zu den Häusern holt sich die Natur sehr mühsam zurück, die Straßenkunst ist jedoch in ihrer gesamten Länge vom jetzigen Besitzer mit Schuttbergen belegt worden, so dass weiterer Tourismus förderhin unterbleiben wird. Der Sinn erschließt sich uns nicht, denn Leben kann man an diesem Ort nicht.
    Wir fahren weiter zu unserem Übernachtungsplatz, einen im Wald auf einer Anhöhe gelegenen Parkplatz, der von Wanderern auf dem Appalachian Trail genutzt wird. Da wir uns in der Zeit verschätzt haben, erreichen wir den Ort bei Einbruch der Dunkelheit. Wir sind nicht allein: Zwei Wanderer fragen uns, ob wir vielleicht noch weiter Richtung Jonestown fahren würden, sie hätten dort ein Zimmer gebucht. Eigentlich ja nicht, aber wie sollen die Männer zu ihrem Schlafplatz kommen, wenn nicht durch uns? Wir bringen sie zum 20km entfernten Hotel und kehren dann zu "unserem" Schlafplatz zurück. Am nächsten Morgen haben wir es nicht eilig und so kommt es, dass wir die beiden vom vorigen Abend wiedersehen, denn sie wollen ihre Wanderung noch weitere Tage fortsetzen. Monty und Blake sind überschwänglich glücklich, wir tauschen Kontaktdaten und bekommen 3 Wanderrationen Essen geschenkt, dass ihnen - so sagen sie - zu schwer wäre. Wir nehmen herzlich voneinander Abschied.
    Unser heutiges Ziel ist Amish County um Lancaster. Die ursprünglich aus Deutschland stammende hier lebende Religionsgemeinschaft lehnt den technischen Fortschritt ab. Elektrizität macht sie abhängig, deswegen benutzen sie keine. Außer, na ja, Batterien zur Beleuchtung ihrer Kutschen. Und da das Leben ohne Elektrizität auch bedeutet, keine herkömmliche Waschmaschine, keinen Kühlschrank oder keine Melkmaschine nutzen zu können, greifen sie zu einem Trick: Sie nutzen Propangas. Ein Hersteller der Gegend hat sich auf Kühlschränke etc. mit Propangasantrieb spezialisiert. Dass sie damit unabhängig sind, können wir nicht erkennen. Menschen sind merkwürdig.
    Wir verschätzen uns schon wieder in der Zeit. Es ist schon Dunkel, als wir sehen, was für ein "lauschiges Plätzchen" wir diesmal zur Übernachtung mit Hilfe von IOverlander gefunden haben. Zum Glück haben wir das Trockenfleisch aus der Wandererration, denn zum Kochen ist uns nicht zumute.
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