M&M around the world

February - December 2022
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    4 Tage im Torres del Paine

    February 19, 2022 in Chile ⋅ 🌧 5 °C

    Nachdem wir aus Feuerland ziemlich spät in Puerto Natales angekommen und direkt schlafen gegangen sind, decken wir uns am nächsten Tag mit ausreichend Lebensmitteln für die nächsten 4 Tage ein und fahren in den berühmten Nationalpark Torres del Paine („Türme des blauen Himmels“).

    Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Cueva del Milodón vorbei, einer 200 m lange Höhle, die nach dem prähistorischen Mylodon (Riesenfaultier), benannt ist, das 1895 von dem deutschen Abenteurer Hermann Eberhard in der Höhle gefunden wurde.
    Viel mehr gibt es hier allerdings nicht zu sehen und wir sind ganz froh, dass heute die Kartenlesegeräte nicht funktionieren und wir uns damit den Eintritt gespart haben 😎 und machen uns wieder auf den Weg.

    Im Nationalpark angekommen besichtigen wir zuerst den Wasserfall Salto Grande, der aus dem See Nordenskjöld entspring. Mit einer kleinen Wanderung kommen wir zum Aussichtspunkt und sind bereits bei bewölktem Wetter von der Farbe des Wassers fasziniert. Wir können nur erahnen, wie alles bei Sonnenschein erstrahlen muss und freuen uns auf die guten Wetteraussichten ab dem nächsten Tag.
    Die Umgebung zeigt noch immer die Verwüstungen zwei verheerender Brände im Jahr 2005 und 2011, die jeweils eine Fläche von mehr als 14.000 Hektar zerstörten. Beide Brände wurden anscheinend von Touristen durch Unachtsamkeit verursacht und es wird Jahrzehnte dauern, bis sich die Natur wieder erholt hat. 😟😟 😭😭

    Wir fahren noch an den östlichen Teil des Parks, der nicht so touristisch ist und finden dort noch einen Campingplatz am Laguna Azul. Wir trinken dort zwei Bier, entscheiden uns dann aber, uns einen freien Stellplatz zu suchen und woanders zu schlafen. Wir finden schließlich diesen einsamen Platz knapp außerhalb des Parks (und vielleicht auf einem
    Privatgrundstück 🤭😅), wo wir gemütlich und in Ruhe zu Abend essen, bevor wir uns ins Auto legen.

    Am nächsten Tag sind wir früh auf den Beinen und fahren direkt zum Torres del Paine Welcome Center. Dort beginnen die bekannten Mehrtages- und Tageswanderungen.
    Wir wollen heute die ca. 20 km lange Wanderung zum Aussichtspunkt Mirador Base Las Torres in Angriff nehmen und hoffen, dass sich die Wolken noch während der Wanderung verziehen.
    Zunächst geht der Weg vom Tal aus über Wiesen und schöne Wälder und dabei noch gemütlich aufwärts. Nach einiger Zeit wird es dann aber immer steiler, die schöne Waldwege werden nun zu Geröll und wir wandern auf schmalen Wegen immer weiter hinauf.
    Das letzte Drittel hat es dann noch einmal richtig in sich und wir müssen über Stock und Stein wandern, bis wir schließlich über 1100 Höhenmeter überwunden haben. Wir sind ganz schön geschafft, aber als sich uns der Blick auf den grün leuchtenden Gletschersee eröffnet, sind wir hin und weg. 😱😍
    Wir haben diese Aussicht schon so oft auf Bildern bewundert und können es im ersten Moment noch nicht ganz fassen, dass wir jetzt wirklich selbst hier stehen. 🤩🤩🤩
    Wir haben unglaubliches Glück, denn die Wolken verziehen sich nur kurz nach unseren Ankunft und ermöglichen uns den Blick auf die „drei Türme“ und lassen den See noch einmal intensiver funkeln.

    Wäre es nicht so windig und doch ganz schön frisch dort oben, hätten wir dort Stunden sitzen können. So aber machen wir nach einer kleinen Pause und Stärkung noch ein paar Bilder und uns dann mit frischem Gletscherwasser in den Flaschen auf den Rückweg (der auch ganz schön anstrengend ist).
    Am Abend kommen wir erschöpft aber total happy bei strahlendem Sonnenschein im Tal an und beschließen, direkt auf dem Parkplatz über Nacht zu bleiben.

    Am nächsten Tag müssen sich unsere Beine noch ein wenig vom gestrigen Marsch erholen und wir verbringen den sonnigen Tag damit, neue Reiseblogeinträge zu verfassen, die weiteren Tage zu planen und das Auto etwas aufzuräumen, bevor um 19 Uhr eine Bootsfahrt zum Gletscher Grey ansteht 🤩.
    Wir haben glücklicherweise noch einen Platz auf dem Boot bekommen und fahren vom südlichen Ufer des Lago Grey bis an den Gletscher heran.
    Der Grey-Gletscher stammt vom südlichen patagonischen Eisfeld (Campo de Hielo Patagónico Sur), der größten Eiskappe der Südhalbkugel außerhalb der Antarktis. Er zieht sich von diesem Eisfeld aus nach Südosten und kalbt mit drei getrennten Gletscherzungen in den Lago Grey.
    Der Gletscher wurde 1996 noch mit einer Länge von 28 Kilometern und einer Gesamtfläche von 270 Quadratkilometern vermessen.
    Vergleiche von Satellitenbildern zeigen auch hier ein starkes Zurückweichen der Gletscherzunge in den letzten Jahrzehnten um mehrere hundert Meter.
    An seinem Ende vor der Aufteilung in drei Zungen ist der Gletscher etwa 6 Kilometer breit und etwa 30 Meter hoch.
    Die Berge, die den Lago Grey umranden, zeigen anhand des Farbverlaufs noch deutlich, wie groß der Gletscher ursprünglich mal war. Wirklich vorstellen können wir uns die ursprüngliche Größe aber nicht 🤯.
    Leider sind während unseres ca. 30 minütigen Aufenthalts vor dem Gletscher keine Eisplatten von diesem abgebrochen 😅, die Geräuschkulisse des sich stetig bewegenden Eises war dennoch sehr beeindruckend.
    Wir kommen im Halbdunkeln zum Auto zurück und bleiben auch hier direkt auf dem Parkplatz über Nacht.

    Im Nationalpark war das Drohnenfliegen leider nicht gestattet und die Bilder können die tatsächliche Schönheit und die Weite der Orte und des gesamten Parks nur erahnen lassen.
    Uns hat der Torres del Paine und alles, was wir von Südpatagonien sehen durften absolut begeistert und wir hätten hier locker noch einige Tage mehr verbringen können.

    Am nächsten Tag müssen wir aber (leider) bereits zurück nach Punta Arenas, da wir am 23.02 früh morgens das Auto abgeben und nach Puerto Montt fliegen. Von dort aus wollen wir dann den nördlicheren Teil Patagoniens erkunden 😍
    Von daher: to be continued 🥳🤩
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  • Day 17

    Puerto Montt - Hornopirén - Chaitén

    February 23, 2022 in Chile ⋅ ⛅ 20 °C

    Wir kamen mittags in einer weiteren Privatunterkunft in Punta Arenas an, konnten hier in Ruhe unsere Sachen waschen und alles für den Flug am frühen nächsten Morgen zusammenpacken. Wir haben sogar unser ganzes gekauftes Campingequipment noch untergebracht 😎.
    Nach einer kurzen Nacht fuhren wir um halb sechs Uhr morgens zum Flughafen, übergaben dort das Auto und dann ging es mit einem ca. 2h Flug nach Puerto Montt.

    Dort angekommen, brachten wir unsere Sachen erstmal ins Hostel, suchten uns ein nettes Lokal zum Mittagessen und besorgten uns Tickets für die Fähre von Hornopirén nach Caleta Gonzalo. Wir hatten Glück und haben noch die letzten 5 Meter für unseren Camper am 25.02 ergattert. 🍀
    Das tolle Gefährt holten wir dann bereits am nächsten Tag ab. Ein sehr netter, älterer Herr mit guten Englischkenntnissen empfing uns und erklärte uns alles, was es so zu wissen gab.
    Ursprünglich hatten wir einen Campingbus/-Van gebucht, der nun allerdings nicht mehr zur Verfügung stand, da die Vormieter mit ihm einen Unfall hatten. Dieser wäre nicht unbedingt moderner gewesen, mit dem neuen Camping-Gefährt haben wir aber in jedem Fall etwas mehr Platz und zumindest eine von uns kann sogar aufrecht stehen😁. Außerdem haben wir theoretisch auch eine Toilette und Dusche im Auto, wollen aber so weit es geht darauf verzichten - das Saubermachen ist dann doch mehr Aufwand und man findet in der Regel immer ein stilles Örtchen und auch eine warme Dusche 😉☺️.

    Nachdem wir uns in Puerto Varas mit ausreichend Lebensmittel eingedeckt und für Manu eine Angel mit allem Drum und Dran besorgt haben, fuhren wir die lange Strecke bis nach Hornopirén, wo am nächsten Morgen die Fähre starten sollte. Leider war die Entscheidung, den längeren und sicherlich schöneren Weg zu nehmen und sich damit noch eine kurze Fahrt mit dem Schiff zu sparen, nicht die beste. Es regnete aus Eimern, sodass man nicht viel der schönen Landschaft sehen konnte und ein ziemlich langer Abschnitt war eine üble Schotter-Buckelpiste. Kurz wünschten wir uns unseren Mazda zurück 😖. Aber irgendwann kamen wir dann wieder auf eine richtige Straße und schließlich am Abend gut in Hornopirén an. Wir stellten uns für die Nacht bereits in die Schlange für die Fähre am nächsten Tag, die um 08:00 Uhr starten sollte.
    Entsprechend früh sind wir aufgestanden, tatsächlich abgefahren sind wir dann jedoch erst um 11:30 Uhr. Kein Mensch wusste wieso, es haben aber auch einfach alle geduldig und ohne Meckerei gewartet, es war ja eh nicht zu ändern. Eilig sollte es man also hier besser nicht haben. 😛

    Die Fähre nach Caleta Gonzalo dauert insgesamt ca. 6 Stunden und beinhaltet eigentlich einen „Umstieg“ in Leptepu. Von dort geht die Route 15 Minuten lang auf dem Landweg weiter und erreicht Fiordo Largo, den Ausgangspunkt des letzten Meeresabschnitts per Fähre nach Caleta Gonzalo. Heute fahren wir mit der Fähre, vermutlich aufgrund der Verspätung und auch sehr zu unserer Freude, direkt nach Caleta Gonzalo und machen uns nun auf der berühmten Carretera Austral (Ruta 7) auf den Weg in Richtung Süden.
    Für den Anfang fahren wir nur noch eine knappe Stunde bis nach Chaitén.

    Pünktlich zu unsere Ankunft kommt zumindest kurz einmal die Sonne raus und beschert uns einen wirklich perfekten Regenbogen 😍.
    Am Abend entscheiden wir uns gegen die von Deutschen besiedelte Pizzeria und gehen lieber in eine kleine „Kneipe“, bekommen hier Strom, schnelles Wlan, Fassbier und das chilenische Nationalgericht Chorrillana, ein echt leckeres, sehr sättigendes Gericht aus geschnittenem Fleisch, Würsten, Pommes Frites, Spiegelei und Zwiebeln von sehr netten Bedienungen. Es wird nicht das letzte mal gewesen sein 😅👌🏽.
    Da das Wetter auch die nächsten Tage auf der ganzen Route nicht viel besser werden soll, beschließen wir, erstmal hier in der Umgebung zu bleiben, zu fischen und einfach die Tage zu genießen.

    Am nächsten Tag machen wir uns daher auf den Weg zum nicht weit entfernten Lago Rio Blanco, der aber leider an den meisten zugänglichen Uferstellen mit Schilf besetzt ist. Bei einem sehr hübschen Natur - Campingplatz finden wir eine halbwegs passable Stelle am Ufer, an dem Manu endlich seine Angelkünste unter Beweis stellen kann 😁.
    Und tatsächlich, bereits mit dem dritten Wurf beißt einer an, kann sich aber leider noch befreien, bevor er an Land gezogen ist. Wir können die Fische ein- zweimal aus dem Wasser springen sehen und so wird nicht aufgegeben. Nach ca. 90 Minuten steht dann ein stolzer Manu mit einer Regenbogenforelle da und wir haben ein leckeres Abendessen vor uns 😋😋😋Petri Heil!
    Darauf stoßen wir am Abend in unserer neuen Stammkneipe an 🍻.

    Nach einer weiteren Nacht in Chaitén wollen wir Tickets für die Fähre von hier zurück nach Puerto Montt für Mitte März kaufen, einen Waschsalon aufsuchen und eine Dusche ausfindig machen. Aber wie das mit Plänen immer so ist: der Ticketladen kann leider momentan nur Bargeld annehmen, das Kartenlesegerät funktioniert „momentan“ nicht, der nette Herr vom Waschsalon nimmt ebenfalls nur Bargeld, die einzige Bank im Ort schließt über das Wochenende auch den Geldautomaten ein und unser Bargeld reicht für keinen unserer Pläne. Nur eine heisse Dusche finden wir ein paar Meter außerhalb der Ortschaft auf einem Campingplatz. Da dort keiner auftaucht, können wir auch nichts bezahlen 🤷🏻‍♀️🤷🏽.
    Alles andere wir auf Montag verschoben und wir verbringen den restlichen, sehr verregneten Tag in unserer Kneipe, planen ein wenig die nächsten Ziele und wollen uns dann morgen auf den Weg weiter Richtung Süden machen, mit 🎣-Halt am Lago und Rio Yelcho.

    Wir hoffen, dass wir auf dem Rückweg nach Chaitén etwas besseres Wetter bekommen, damit wir noch zum Vulkan Chaitén wandern und die Aussicht genießen können.
    Der Chaitén ist ein 1122 m hoher Vulkan in den Anden Patagoniens. Obwohl man ihn schon für erloschen gehalten hatte, brach er am 2. Mai 2008 überraschend wieder aus. Eine bis zu 20 Kilometer hohe Aschewolke erhob sich über dem Krater und innerhalb von vier Tagen wurden mehr als 60 vulkanische Erdbeben ausgelöst. Nur wenige Stunden nach dem Beginn der Eruptionen begann man auf Grund des anhaltend starken Ascheregens damit, die ersten Anwohner in Sicherheit zu bringen. In dem Ort Chaitén lagerte sich eine etwa 15 Zentimeter hohe feine Ascheschicht ab, was dazu führte, dass zahlreiche Wasservorräte kontaminiert wurden. Die 3300 Einwohner Chaiténs sowie 700 weitere aus der unmittelbaren Umgebung wurden evakuiert.
    Angesichts der Zerstörungen und andauernder vulkanischer Aktivität hatte die Regierung 2009 die Aufgabe der Stadt und den Aufbau eines neuen Chaitén an der Küste 10 km weiter im Norden beschlossen. Inzwischen ist Chaitén aber am ursprünglichen Ort zum Teil wiedererrichtet worden. Rund 700 Einwohner sind bisher zurückgekehrt. Die Infrastruktur funktioniert wieder, es gibt Hotels, Gasthäuser und unsere Kneipe, Geschäfte, eine provisorische "Gesundheitsstation" und seit Dezember 2011 wieder eine Bankfiliale (mit einem hoffentlich funktionierenden Bankautomaten ✊🏻😅).
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  • Day 22

    Rio / Lago Yelcho & Puyuhuapi

    February 28, 2022 in Chile ⋅ ☁️ 10 °C

    Am Montagmorgen packen wir nach unserem obligatorischen Kaffe alles zusammen, tanken noch mal voll, bekommen tatsächlich endlich Bargeld und kaufen uns die Tickets für die Fähre. Das Waschen verschieben wir auf die nächste Gelegenheit und fahren lieber direkt weiter in Richtung Rio und Lago Yelcho und hoffen, dass die immer noch in den Bergen hängenden Regenwolken in den nächsten Tagen verschwinden.

    An der nördlichen Seite des Lago Yelcho mündet der Rio Yelcho in den dunkelblauen See. Wir sehen hier bereits von der etwas in die Jahre gekommenen Brücke zahlreiche Camper und Angler. Wir halten daher nur kurz und schauen uns um, entscheiden dann aber einen anderen, einsameren Platz zu suchen.
    Nach einer kurzen Fahrt zurück finden wir einen kleinen Waldweg zu ein paar Stellen am Ufer des Rio Yelcho, an denen die Strömung des ziemlich breiten Flusses nicht ganz so stark ist. Vom Ufer aus können wir bei Windstille in dem super klaren Wasser das Objekt der Begierde sogar schon sehen, nur anbeißen will er leider nicht 😒.
    Daher fahren wir schließlich zur südlichen Seite des Lago Yelcho und hoffen, hier mehr Glück zu haben.
    Und tatsächlich dauert es hier keine halbe Stunde bis Fisch Nr. 2 aus dem Wasser gezogen wird 👏🏻👏🏻. Petri Heil! 🎏
    Heute gibt es Bachforellenfilet zum Abendessen, nur mit ein paar Gewürzen und Knoblauch in der Pfanne zubereitet, schmeckt hervorragend 😋👌🏽.

    Zum Abschluss des Tages kriegen wir noch kurzen Besuch von einer kleinen Kuhfamilie 😍 und verbringen die Nacht an diesem wunderschönen Ort, denn auch wenn der Himmel leider immer noch wolkenverhangen ist, sieht man die Gipfel der Anden im Hintergrund immer wieder durchblitzen, was mit dem düsteren Licht total krass aussieht (und mit einem Photo nicht wirklich einzufangen ist). Daher schauen wir einfach immer wieder in die Ferne und erinnern uns daran, dass wir gerade in Chile, in Patagonien und auf der Carretera Austral unterwegs sind und wie toll das ist ❤️❤️.
    Am nächsten Morgen machen wir uns auf in Richtung Puerto Puyuhuapi und verabschieden uns von unserem morgendlichen Besuch 🐶.

    Der nächste Stop ist das kleine Örtchen Puyuhuapi.
    Er liegt mitten im Gebiet des Nationalparks Queulat am Ende des Puyuhuapi-Kanals, einem Fjord, an dem Manu noch angeln möchte. Daher mache ich mich auf zum Mirador Sendero El Canelo, einen kurzen aber steilen Wanderweg auf die die Ortschaft umgebenden Berge und genieße bei den momentan sehr seltenen Sonnenstrahlen die Aussicht auf die Landschaft.
    Als wir im Anschluss die Campingplätze auf der Suche nach einer Dusche abklappern, werden wir enttäuscht. Weder gegen Bezahlung noch umsonst lässt man uns dort duschen, geschweige denn die so häufig beworbene Wäscherei nutzen 😖. Etwas angenervt fahren wir also 20 Minuten weiter zu einem abgelegenen Campingplatz und kriegen hier endlich eine warme Dusche für umgerechnet ca. 5 € 🥳. Sauber und hungrig stellen wir uns auf einen schönen Abschnitt der Carretera Austral, kochen Nudeln und gehen ins Bett.

    Wir wundern uns, an einigen Häusern und Straßenschildern immer wieder die gleichen deutschen Namen zu lesen und gehen dem daher einmal nach 🧐. Außer seiner Verbindung zum Meer hat das 800 Seelen-Örtchen tatsächlich nicht all zu viel zu bieten, ist aber vor allem wegen seiner Entstehungsgeschichte interessant: Vier junge Sudetendeutsche, Otto Uebel, Karl Ludwig, Walter Hopperdietzel und Ernesto Ludwig waren Anfang der Dreißigerjahre aus dem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Deutschland ins östliche Patagonien, welches sie nur aus Berichten des bekannten Geografen Hans Steffen kannten, ausgewandert. Von einem Dampfer aus ließen sie sich damals in einem Ruderboot absetzen und ruderten dann 30 km einen Fjord hinauf bis zu seinem Ufer. Grund war hier wohl in erster Linie ein Siedlungsgebiet für weitere Sudetendeutsche zu errichten.
    1935 gründete die kleine Immigrantengruppe dann das Dorf Puyuhuapi. In erster Zeit widmeten sich die Einwanderer hauptsächlich der Landwirtschaft, wofür sie bald Einheimische aus Chiloé, die mit ihren Familien übersiedelten, einstellten.
    Mit finanzieller und materieller Hilfe der Gebrüder Uebel aus der alten Heimat, die dort eine Teppichfabrik unterhielten, gründeten die vier 1945 in Puyuhuapi eine Textilfabrik. Zugute kam hierbei, dass einer der Niedergelassenen, Walter Hopperdietzel, ein ausgebildeter Textilkaufmann war. Produziert wurden hochwertige Stoffe für Anzüge, die dann in Puerto Montt verkauft wurden. 1947 kamen dann Vater und Bruder Hopperdietzel nach Puyuhuapi. Die Produktion wurde dann 1956 auf Wollteppiche umgestellt. Die Teppichfabrik Puyuhuapi war geschaffen. Das Geschäft florierte, Arbeiter/innen wurden benötigt, und so entstand nach und nach das kleine etwa 200 Seelen-Dörfchen Puyuhuapi. Die Teppichfabrik ist zwar heute nicht mehr in Betrieb, Puyuhuapi aber war und ist vermutlich immer noch für seine handgewebten Teppiche weltweit bekannt. Die Familie Hopperdietzel hat zudem nun auf die Produktion von Bier umgeschwenkt, das Hopperdietzel Bier 🍻. Auf dem Rückweg werden wir dieses auf jeden Fall noch testen 😋.

    Am nächsten Morgen fahren wir noch mal die kurze Strecke zurück nach Puyuhuapi, nutzen das WLAN für den Wettercheck und müssen feststellen, dass auch heute keine Besserung in Sicht ist. Wir wollten eigentlich im Queulat Nationalpark und zu dem sich dort befindenden hängenden Gletscher Ventisquero Colgante wandern, bei dem Wetter und den entsprechenden Verhältnissen der Wege verabschieden wir uns für heute von diesem Plan. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und wollen bei dem Mistwetter dann wenigstens ein paar Kilometer gut machen. Weiter im Süden soll zumindest ein bisschen besseres Wetter sein, wir sagen jeden Tag brav unseren Sonnenanbetungsspruch auf und wir kommen auf dem Rückweg hier ja nochmal vorbei, testen dann auch auf jeden Fall das Hopperdietzel Bier 🍻 und Patagonien ist so voll mit schöner Landschaft, dass wir alle Highlights sowieso nicht schaffen werden 🤯.
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  • Day 24

    Coyhaique, Lago Caro

    March 2, 2022 in Chile ⋅ ☁️ 15 °C

    Die ca. 350km bis nach Coyhaique, der einzigen größeren Stadt mit immerhin 50.000 Einwohnern beginnt straßentechnisch als echtes Abenteuer. Es regnet in Strömen, es geht hoch die Berge hinauf, die Straße ist eher ein Schotterhaufen der nur aus Schlaglöchern besteht und wir fragen uns, ob irgendwann wieder eine richtige Straße folgt und der Camper das durchhält.
    Auf dem Pass angekommen, lichtet sich aber dann etwas der Himmel, die Landschaft ist atemberaubend schön und nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir aber nur ca. 50 km zurückgelegt haben, beginnt endlich wieder die befestigte Straße. Wir nutzen die Sonnenstrahlen am Rio Cisnes für eine Pause, gehen zum Fluss hinunter, angeln ein bisschen und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen 🤩. Der Fluss ist auch für mich zum üben ideal (auch wenn es noch etwas nach Hammerwerfen aussieht) und es beißt sogar eine kleine Bachforelle an, die aber so klein ist, dass wir sie wieder frei lassen. Aber hey, Petri Heil! 🎣🤣

    Irgendwann müssen wir aber den Rest der Strecke in Angriff nehmen und kommen am frühen Abend in Coyhaique an. Wir stellen uns direkt auf den Markplatz im Zentrum, kochen uns Abendessen und lassen den Abend bei einem Bier um die Ecke ausklingen.

    Am nächsten Morgen können wir endlich unsere mittlerweile 5 Kg Wäsche abgeben und gehen in dem letzten richtig großen Supermarkt einkaufen. Während wir ziemlich zügig alles für die nächsten Tage in der Wildnis zusammen haben, bilden sich ewige Schlangen an den Kassen. Wir können die Kassierer und Kunden mit ihrer Langsamkeit, oder eher Gelassenheit - auch „tranquilo“ genannt, kaum ertragen. Mann und Frau stehen hier einfach geduldig mit ihren super vollen Einkaufswägen, meckern nicht, beeilen sich weder beim Aus- noch beim Einpacken und die Kassierer/innen tun es ihnen gleich. Obwohl wir gerade jetzt eigentlich genug Zeit haben, müssen wir uns zusammenreißen um keine Aggressionen zu bekommen. Wir legen diese angewöhnte Gestresstheit aber sicherlich noch ab, hoffen wir zumindest 😉😁. Nach einer geschlagenen Stunde Schlangestehen sind wir dann aber endlich aus dem Laden raus und können bei blauem Himmel noch zum Nationalpark Coyhaique fahren, in dem wir noch eine kurze Wanderung zur Lagune Verde machen.
    Wir beschließen, heute Abend einmal in dem gestern ausfindig gemachten netten Lokal zu essen und unsere Geräte alle aufzuladen, um dann morgen für ein paar Tage ins Nirgendwo fahren zu können.
    Es gab Entrecôte, Salat mit geräuchertem Lachs und Avocados und zum Abschluss sogar ein Stück Kuchen für jeden 🍰😋. Das muss auch mal sein.

    Am Freitag, 04.03 holen wir morgens unsere frische Wäsche ab und machen uns auf die ca. zwei stündige Fahrt zum Lago Caro. Vorbei am Lago Elizalde wechselt sich immer wieder der Regen mit der Sonne ab und die Landschaft mit den Bergen, Gletschern und Seen um uns herum, lässt uns nach jeder weiteren Kurve wieder stauen und anhalten.
    Am Lago Caro angekommen, finden wir einen einsamen Strand mit Steg und einer kleinen Holzhütte mit Blick auf den Gletscher Cerro Huemules vor und wir müssen nicht lange überlegen, hier bleiben wir.

    Während Manu erneut die Angelrute schwingt, wandere ich ein wenig mit den Kühen und Kälbern die Hügel auf und ab, bis wir es uns schließlich zum Abendessen (leider ohne frischen Fisch) wind- und regengeschützt am Lagerfeuer gemütlich machen 🥰 .
    Wir hören Musik, trinken Dosenbier und können auch endlich einen wahnsinnigen Sternenhimmel bewundern. Der Himmel ist einfach übersäht mit kleinen und großen funkelnden Sternen ✨⭐️💫🌟.

    Wir wachen am nächsten Morgen das erste Mal seit Tagen ohne Regen auf, dafür mit einem leichten Brummschädel 😅. Daher geht es schnell an die frische Luft, die noch warme Glut wird zu einem neuen Lagerfeuer entfacht und so starten wir mit Kaffe am See entspannt in den Tag 🥰.
    Wir hoffen, dass unser Sonnenanbetungsspruch wieder Wirkung zeigt und sich das Wetter zumindest regenfrei hält ✊🏻.
    Nach dem Frühstück wollen wir ein wenig am See entlang gehen, einen wirklichen Weg gibt es nicht. Wir hangeln uns eher am Ufer von Fels zu Fels, gehen auf den von den Kühen geschaffenen Trampelpfaden die Hügel hinauf und hinab und werfen immer mal wieder die Angel ins Wasser. Die Sonne lässt sich hin und wieder blicken und wir genießen immer wieder aufs Neue diese unglaublich schöne Landschaft, die wir mit den Kühen ganz für uns alleine haben 👍🏽.
    Am Nachmittag springt Manu in den eiskalten See 🥶 während ich mir eine kurze Katzenwäsche gönne 😅 und so lassen wir auch den zweiten Abend hier am Lagerfeuer ausklingen.
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  • Day 28

    Lago Alto

    March 6, 2022 in Chile ⋅ ☁️ 8 °C

    Am 06.03 geht es erstmal vom Lago Caro den Weg wieder zurück, vorbei am Lago Elizalde, der uns aus der Nähe dann doch nicht so zusagt wie aus der Ferne gedacht, bis wir einen wunderschönen Platz am Lago Alto finden 😍.
    Die Sonne kommt raus, und während Manu sich um das Abendessen kümmert, werfe ich schon einmal das Feuer an. Klassische Rollenverteilung halt 😁.
    Ein glücklicher Manu kommt mit einer Gold schimmernden Bachforelle zurück, das Feuer brennt und es gibt endlich wieder Fisch zum Abendessen. Der Stellplatz und das Wetter sind einfach perfekt und mit der Drohne sehen wir sogar noch den südlich liegenden Lago Lapparent 🤩.
    Wir machen uns aus dem Fisch wieder ein schönes Filet mit ein bisschen Zitrone, dazu gibt es Bratkartoffeln mit Zwiebeln… Der Fisch schmeckt unglaublich lecker und wir sind uns einig, dass das bislang der schönste Stellplatz ist.

    Am nächsten Morgen scheint immer noch die Sonne ☀️, ein paar Schafe schauen vorbei und wir wollen hier noch ein wenig das gute Wetter genießen. Wir starten daher gemütlich am Lagerfeuer in den Tag, Manu fängt uns direkt noch mal zwei Bachforellen, die es mit einem Tomaten-Gurken-Salat zum Mittagessen gibt 😋 und so lassen wir die Stunden verstreichen. Einfach herrlich.

    Erst am Nachmittag machen wir uns auf zu unserer südlichsten Station hier in Patagonien, nach Puerto Rio Tranquilo.
    Weiter auf der holprigen Straße, zurück zur Carretera Austral trennt uns plötzlich 3 km vor dem Abzweig eine ziemlich schmale, aber vor allem ein 30 cm zu niedriger Balken einer Brücke von der guten Straße, sodass wir den ganzen holprigen Weg wieder zurück fahren müssen, den wir gekommen sind. Nun gut, dafür kriegen wir aber noch einmal die volle Pracht Landschaft inklusive eines tollen Regenbogens zu sehen.

    Bis nach Puerto Rio Tranquilo sind es ca. 120 km, für die wir dann doch gute 3h brauchen. Die schön geteerte Straße hört dann doch relativ schnell auf und wir fahren die letzten 80 km auf einer mal mehr, mal weniger schlechten Schotterpiste, nie sicher, wie groß das Schlagloch nach der nächsten Kurve sein wird. So rumpeln wir mit unserer Klapperkiste langsam und immer leicht angespannt vor uns hin, bis wir schließlich den riesigen Lago General Carrera mit denen sich dahinter auftürmenden Anden erreichen. Was für eine Aussicht.
    Wir checken hier für zwei Nächte auf einen richtigen Campingplatz ein und werden noch hoffentlich zwei schöne Tage erleben, bevor wir leider schon wieder in Richtung Norden aufbrechen müssen, um pünktlich unsere Fähre zu erwischen und mit etwas Glück auf dem Weg noch ein paar Highlights bei gutem Wetter besuchen können.
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