M&M around the world

February - December 2022
1 Jahr lang wohin es uns treibt 🌎 Read more
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  • Day 30

    Puerto Rio Tranquilo

    March 8, 2022 in Chile ⋅ 🌧 9 °C

    Als wir am Abend auf dem schönen Campingplatz Rio Chirifo am Ende des Dorfes ankommen, können wir noch eine warme, wenn auch die meiste Zeit nur tröpfchenartige Dusche genießen, bevor wir uns ziemlich müde von der Fahrt nach einer Portion Nudeln mit Thunfisch schlafen legen.
    Der nächste Morgen beginnt mit viel Regenschauer, sodass wir erstmal keinen Grund sehen, aus dem
    warmen Bett aufzustehen.
    Als endlich die Sonne rauskommt, suchen wir uns ein nettes Lokal, das gleichzeitig eine Brauerei ist, essen leckere Pizza und werden von einem
    Schwaben bedient, der seinen Dialekt noch nicht ganz ablegen konnte. Klein ist die Welt 😅.

    Immer wieder kommen sturzflutartige Regenschauer runter und so besorgen wir uns noch ein paar Bier, Rotwein und Schokolade und machen es uns für heute in dem Gemeinschaftsraum des Campingplatzes gemütlich, laden unsere Geräte auf und nutzen, so weit es möglich ist, das WLAN für die Kommunikation zur Außenwelt (und uns wird klar, dass es gerade jetzt gar nicht so schlimm ist, mal einfach gar nichts mitzubekommen ☹️).

    Der Ort selber ist ein entspanntes Plätzchen mit ein paar wirklich guten Restaurants, einer Menge an Tourenanbieter zu den Marmorhöhlen und dem San Rafael Gletscher und ein paar Minimarkets. Durch die Lage am See und die Nähe zu den Naturattraktionen ist das Dorf ein beliebtes Reiseziel, auch wenn die Fahrt hierher wirklich kein ganz einfaches Unterfangen ist.

    Am nächsten Morgen wachen wir endlich bei Sonnenschein auf, packen nach dem Frühstück zusammen und fahren runter zum Strand um dort eine der zahlreichen Bootstouren zu den Marmorhöhlen zu buchen. Wir sind regen- und windfest angezogen, ich ziehe zur Sicherheit auch noch den angebotenen Regenponcho über 💦 und so fahren wir mit einer kleinen Gruppe auf den heute ganz schön welligen und rauen See hinaus. Der Lago General Carrera ist nach dem Titicacasee der zweitgrößte See Südamerikas und dreimal so groß wie der Bodensee. Er liegt sowohl in Chile als auch in Argentinien (dort heißt er Lago Buenos Aires) und nach der Fahrt zu dem ersten Spot, einem gestrandeten Schiffswrack sind wir ordentlich durch die eiskalten Wellen gepeitscht worden, Spaß macht das aber auch 😛.
    Wir tuckern in unserem Boot ca. 90 Minuten zu den zahlreichen Marmorhöhlen, in einige kann man sogar hineinfahren und sind überwältigt von diesem Naturwunder.
    Über 6.200 Jahre wurden die riesigen Marmorablagerungen vom Wasser abgetragen, wodurch Höhlen, Tunnel und riesige Säulen aus reinem Marmor entstanden. Marmor an der Wasseroberfläche löste sich am schnellsten auf, da das Wasser in kleine Risse eindrang und sie zu Brüchen erweiterte, die allmählich abgetragen wurden. Das Ergebnis ist ein Marmorlabyrinth direkt über dem Wasserspiegel und einige Inseln, darunter die berühmte „Marmorkathedrale“ und die „Marmorkapelle“.
    Bei dem Mamor selbst handelt es sich um Sedimentgestein, welches der Gletscher zurückließ, als er abschmolz. Es ist Millionen Jahre alt und nicht nur bizarr geformt, sondern auch gefärbt. Die unterschiedliche Färbung ist dabei ein Hinweis auf den Reinheitsgrad des Marmors, sie kommt zustande durch Verunreinigung mit anderen Mineralien. Das türkis-blaue, eiskalte Wasser des Lago General Carrera trägt seinerseits noch einmal zu dem einmaligen Anblick bei.
    Beim Betrachten der Farben und Formen kann man kaum glauben, dass dies durch Mutter Natur geschaffen wurde und nicht gemalt wurden. Wir sind jedenfalls hin und weg, machen Fotos über Fotos und freuen uns, dass wir dies erleben dürfen.
    Nachdem wir erneut über die aufgepeitschten Wellen zurück kommen, kehren wir noch in ein tolles Restaurant am Ufer ein, wärmen uns auf und genießen Steak und frischen Lachs, bevor es dann leider auch schon wieder in Richtung Norden geht.

    Wir fahren noch bis nach Coyhaique, haben damit eine von zwei bescheidenen Strassenabschnitten schon hinter uns gebracht und übernachten wieder an unserem Stammplatz, an dem wir mit geknackten WLAN-Passwort 😎 auch im
    Camper noch Empfang haben und können am nächsten Tag nun auch bei gutem Wetter endlich ein bisschen durch die Straßen schlendern und es uns in dem ein und anderem Lokal gut gehen lassen 🍺🍹🍔🥗🥘.

    Am Morgen des 11.03 versorgen wir uns noch mal mit den nötigsten Lebensmitteln, diesmal stehen wir auch nur knappe 10 Minuten in der Schlange an der Kasse des riesigen Supermarktes und machen uns nun auf den Weg nach Puerto Puyuhuapi, wo wir den Hängegletscher besichtigen wollen.
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  • Day 33

    Ventisquero Colgante-der Hängegletscher

    March 11, 2022 in Chile ⋅ ⛅ 12 °C

    Der Weg zurück in Richtung Puyuhuapi ist plötzlich ein ganz neuer, strahlender und von tollem Aussichten geprägter Abschnitt auf der Route, so dass es uns freut, dass wir doch noch einmal diese Strecke fahren und bestaunen können. Zwar ist die Straße immer noch die gleiche, schlaglochartige Buckelpiste, kommt uns nun aber deutlich kürzer und gar nicht mehr so schlimm vor 😄. Wir sehen die umliegenden Berge mit ihren Gletschern direkt vor uns und rollen so fast schon tiefenentspannt bis zum Nationalpark Queulat am Fjord von Puyuhuapi, wo wir uns für die Nacht auf eine Ausbuchtung ans Ufer stellen, den Sonnenuntergang genießen und nach Delphinen Ausschau halten. Die sehen wir zwar leider nicht mehr, dafür fängt uns Manu noch eine Meerforelle zum Abendessen 😍 und bekommt dafür eine neue Frisur verpasst 💇‍♂️😅.
    Unglücklicherweise kommen im Laufe des Abends noch drei weitere Camper-Vans zu „unserem“ Platz 🤨🙄, aber da es eh schon dunkel wird, gehen alle nach und nach schlafen.

    Am nächsten Morgen fahren wir zum Eingang des Queulat Nationalparks und müssen beim Eingang feststellen, dass man für den Weg zum Hängegletscher - dem Ventisquero Colgante - eine Reservierung für den Parkzugang benötigt, für die man wiederum eine Internetverbindung benötigt, die man uns vor Ort aber nicht zugänglich machen will und wir daher erst noch mal 25 Minuten ins Dorf Puyuhuapi fahren dürfen. Dort nehmen wir im freien WLAN die unglaublich umfangreiche Reservierung vor (Namen, Geburtsdatum und Nummer des Reisepasses angeben), fahren alles wieder zurück und dürfen nun endlich, nach der Zahlung von knapp 20€ eintreten. Man muss nicht alles verstehen 🤷🏻‍♀️🤷🏽.

    Die Wanderung zum Aussichtspunkt ist gute 3 km lang und führt durch einen schönen, aber nicht sonderlich spannenden Wald und ist bis auf den ersten Kilometer auch relativ einfach zu gehen.
    Oben angekommen müssen wir dann aber doch einmal kurz nach Luft schnappen, die Aussicht ist wirklich überwältigend. Man sieht zwar nur einen minimalen Teil des Gletschers, der an bzw. über die Bergklippen hängt und in einem gigantischen Wasserfall an der Seite in die Tiefe donnert, das Anblick ist aber atemberaubend.

    Wir verbringen hier in der Sonne einige Zeit mit der Aussicht, bevor wir den Rückweg antreten. Kurz vor dem Parkplatz nehmen wir noch den Abzweig zum Gletschersee und sind hier nicht weniger ins Staunen geraten. Zu gern wären wir einmal schnell rein gesprungen, um uns nach den Tagen im Outback endlich wieder frisch zu machen. Aber es ist eben ein Gletschersee 🥶 und zudem waren einige Leute da 😄.

    So gehen wir aber dennoch glücklich zum Auto zurück und machen uns schließlich auf die letzte längere, ca. 3 ständige Fahrt zurück nach Chaitén.
    Wir könnten zwar bei dem tollen Wetter auch noch in Puyuhuapi entspannen, aber irgendwie empfinden wir die Stimmung in dem Örtchen als nicht so toll, fühlen uns auch beim zweiten Besuch nicht sonderlich willkommen und lassen Puyuhuapi daher hinter uns.
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  • Day 34

    Vulkan Chaitén - oder auch nicht

    March 12, 2022 in Chile ⋅ ⛅ 16 °C

    Zurück in Chaitén, parken wir vor unserer Stammkneipe, kehren dort ein und werden von unserer lieben Bedienung sofort erkannt und nett begrüßt. Es gibt Empanadas und Bierchen zum Abend 😋 und wir sind froh, wieder „daheim“ zu sein 😄😍. Hier fühlen wir uns wohl.

    Am nächsten Morgen müssen wir leider feststellen, dass die angesagte Sonne heute noch nicht so richtig Lust hat, sich zu zeigen. Das Dorf, die Berge und damit auch der Vulkan sind in tief hängende Wolken gehüllt. Daher ist die Wanderung zum Vulkan Chaitén erstmal verschoben, in der Hoffnung, dass der Himmel gegen Mittag nochmal aufzieht.
    Wir schlendern erst einmal ein wenig durch die Straßen, finden eine mögliche Option für eine spätere Dusche ✊🏻✊🏻✊🏻, ansonsten ist Chaitén am heutigen Sonntag wie ausgestorben.

    Da das Wetter auch nicht mehr besser wird, lassen wir den Sonntag Sonntag sein, sitzen im Café und können sogar dank gutem WLAN und dem zur Verfügung gestellten DAZN-Account (danke André 👍🏽😘) etwas Fußballbundesliga bei kühlem Bier schauen.

    Am Montag wachen wir bei Sonnenschein auf und freuen uns, heute endlich den Vulkan besteigen zu können. Allerdings wird unser Plan ein weiteres Mal durchkreuzt, denn zuerst müssen wir uns darum kümmern, dass unser Gefährt wieder anspringt, da die Batterie streikt und das Auto keinen Laut mehr von sich gibt. Mit dem Starterkabel in der Hand stellen wir uns also erstmal an die Strasse, halten den Daumen raus und bereits das erste vorbeikommende Auto gibt uns freundlicherweise eine Starthilfe. Leider merken wir schnell, dass das nicht genügen wird, die Batterie scheint ein ernsteres Problem zu haben bzw. einfach Schrott zu sein. Denn auch nach einiger Zeit umherfahren spielen die Anzeigen verrückt und am Ende tut sich einfach gar nichts mehr. Wir schreiben unserem Autovermieter, der sich zum Glück auch prompt zurück meldet und in 20 Minuten jemanden vorbei schicken will. Eine Stunde später kommt dann auch tatsächlich ein uns nicht unbekannter Herr vorbei 😅🤭.

    Rückblick:
    Jetzt, wo wir so gut wie zurück sind, keine schlimmen Pisten mehr vor uns haben und das Auto noch in einem Stück besteht, können wir es ja erzählen 🤣.

    Als wir das erste Mal in Chaitén ankamen und die ein oder andere schlimme Buckelpiste hinter uns hatten, hörten wir beim Fahren ein klapperndes Geräusch von hinten und dachten, das Kochgeschirr sei irgendwie verrutscht. Nach einem kurzen Blick in unsere kleine „Wohnung“ und ein bisschen Umhergeräume , hörte es aber nicht auf mit der Klapperei und irgendwann kamen wir auf die Idee, unter das Auto zu schauen. Und da sahen wir die Ursache für das Geräusch: der linke hintere zusätzlich eingebaute Stoßdämpfer war gebrochen und schleifte nun munter auf dem
    Boden mit 😱🤯😡. Statt direkt angeln zu können, mussten wir also erstmal vom Lago Rio Blanco wieder nach Chaitén zurück und fuhren eine Werkstatt an, um einen Schraubenschlüssel auszuleihen. Denn am Ende blieb uns nichts Anderes übrig, als das Teil komplett abzuschrauben und zu hoffen, dass die restlichen Federungen ausreichen 😅. Und diesen Schraubenschlüssel bekamen wir eben von dem gleichen Herren, der sich nun mit unserer Batterie beschäftigte. Auch er erkennt uns wieder, schüttelt lachend mit dem Kopf und gibt uns erneut eine Starthilfe, damit wir ihm zu seiner kleinen Werkstatt folgen können.

    Da unsere Fähre erst am Abend startet, sind wir zwar einigermaßen entspannt, aber zugleich auf das Schlimmste gefasst. Wer weiß, wann und ob hier eine neue und auch passende Batterie ankommt.
    Bei der Werkstatt angekommen, schaut unsere Fachmann mit seinem Kollegen noch einmal unter die Motorhaube, der ein oder andere Vorbeikommende gesellt sich ebenfalls noch dazu, es wird getratscht, an den Schrauben gefummelt und schließlich irgendwann eine neue Batterie aus der Werkstatt gezaubert und eingebaut.
    Ok, das ging dann doch ganz unkompliziert 😎👍🏽.

    Mit unserem wieder frisch schnurrenden Gefährt ziehen wir also wieder von dannen und haben für heute keine Lust mehr, den Vulkan zu besteigen.
    Stattdessen fahren wir gleich zu dem Campingplatz, den wir gestern ausfindig gemacht haben und kriegen endlich die so dringend benötigte warme Dusche für knapp 4€ p.P. 🥳🥳 (wir hätten auch das Doppelte bezahlt 😷) und machen uns mit mächtig Hunger nach der ganzen Aufregung Mittagessen.

    Den restlichen Tag verbringen wir mit einem Strand- und Stadtspaziergang, sitzen in der Sonne und fahren kurz vor Mitternacht mit der Fähre nach Puerto Montt. Die Fahrt dauert ca. 9 h, wir machen es uns in unserem Camper gemütlich und schlafen bei dem leichten Schaukeln des Schiffes schnell ein.

    Am nächsten Morgen können wir noch den schönen Sonnenaufgang beobachten, bevor wir in den Hafen von Puerto Montt ein- und kurz darauf und von Board fahren.
    Nachdem wir unseren mittlerweile ziemlich vollen Wäschesack abgegeben haben, verbringen wir die beiden letzten Tage in Chile gemütlich in dieser kleinen Stadt, packen so langsam das Auto leer und die Rücksäcke voll.
    Wie das oft so ist zum Ende einer Tour, merken wir auch, dass wir langsam froh sind, den Camper abgeben zu können, eine kleine Wohnung in Lima zu beziehen, mal wieder etwas mehr Platz zum Ausbreiten zu haben und eine tägliche Dusche genießen zu können😄. Dennoch war der Roadtrip mit dem Camper (und auch dem
    Mazda) die für uns perfekte Möglichkeit Feuerland und Patagonien zu besuchen um die größte mögliche Flexibilität zu haben.
    Damit sind knapp 5 Wochen Chile vorbei, es war unbeschreiblich schön und es geht weiter nach Lima, Peru. Mal sehen, was uns für neue Abenteuer erwarten 😎.
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  • Day 38

    Chile - ein Rückblick

    March 16, 2022 in Chile ⋅ ⛅ 16 °C

    Nach gut 5 Wochen in Chile ist es Zeit für einen kurzen Rückblick:

    Unsere Route zusammengefasst:
    Santiago de Chile 🛫 Punta Arenas
    🚘 Feuerland & Torres del Paine
    Punta Arenas 🛫 Puerto Montt
    🚌 Carretera Austral bis nach Puerto Rio Tranquilo und zurück
    Puerto Montt 🛫 Lima (Peru)

    Unsere Highlights:
    Feuerland - die absolute Einsamkeit und die Tatsache, fast die Antarktis sehen zu können.

    Torres del Paine - ganz klar die wahnsinnige Wanderung zum Aussichtspunkt Mirador Base Las Torres.

    Chaitén mit dem Lago Rio Blanco - den ersten selbstgefangenen Fisch genießen.

    Lago Caro und Lago Alto - mit Blick auf die Berge fischen, Lagerfeuer machen und mit Dosenbier, Musik und Gequatsche die ganze Nacht am Feuer verbringen.

    Puerto Rio Tranquilo - die unglaublichen Marmorhöhlen bestaunen.

    Puerto Montt - eine kleine, ungeplante Kneipentour starten, sich auf die Dachterrasse eines Hotels schleichen und Party im WoMo mitten in der Stadt.

    Patagonien hat uns wahnsinnig gut gefallen und für uns war es absolut perfekt, mit dem eigenen Auto zu reisen. Die Flexibilität und Erreichbarkeit von Gegenden und Ecken, in die man sonst einfach nicht kommt, hat die Reise so besonders gemacht. Einsame Ufer am See und abgelegene Punkte im Nirgendwo waren genau das, was wir gesucht haben und nach jeder Kurve eine wahnsinnige Natur zu erleben, war einfach toll.

    Die wenigen Chilenen, die wir getroffen haben, waren super freundlich und trotz Sprachbarrieren immer hilfsbereit und uns zugewandt.

    Genervt hat:
    Eigentlich gar nicht viel und das Wenige hat sich dann auch zum Glück jedesmal in Wohlwollen aufgelöst und hatte auch etwas Gutes 😎.

    Madzda statt Van - zwei Tage „verloren“, dafür aber am Ende deutlich Geld gespart.

    Uralt-Camper statt Van - richtige Schrottkiste die immer wieder Ärger gemacht hat
    * gebrochene Federung
    * undichte Fahrerkabine bei Regen
    * Abflussrohr des Spülbeckens musste von uns fachmännisch mit „geklautem“ Klebeband abgedichtet werden
    * Batterie kaputt
    Dafür aber mehr Platz, die noch offenen 400€ wurden vergessen zu verlangen und am Ende ist alles gut gegangen und wir haben eine gute Story zu erzählen 😂.

    Und ein paar Worte zur Coronasituation in Chile wollen wir auch noch verlieren:

    In Chile waren schon vor unserer Einreise über 90% der Bevölkerung vollständig geimpft (eine Auffrischung haben fast 80% erhalten).
    Wir mussten bei der Einreise einen (kostenfreien) PCR-Test machen und eine Woche lang online einen Status zu unserem Wohlbefinden abgeben.

    Im Land herrscht überall Maskenpflicht, also auf der Straße genauso wie in Geschäften etc. So ziemlich jeder hält sich daran, egal ob bei 35 Grad in Santiago oder im abgelegenen 30-Seelendorf am Ende der Welt. Es bestehen für den Zutritt in Geschäfte Beschränkungen was die Anzahl der Kunden angeht, dieses werden streng eingehalten und so muss man manchmal eben etwas Schlange stehen, was die Chilenen aber nicht sonderlich zu stören scheint. Zudem werden beim Eintritt die Temperatur gemessen und Desinfektionsmittel bereitgestellt.
    Wir empfanden den Umgang der Bevölkerung mit den Maßnahmen irgendwie als sehr positiv, da es einen gewissen Zusammenhalt demonstriert und dadurch das öffentliche Leben nahezu wie immer stattfinden kann, auch wenn wir aus virologischer Sicht natürlich auch nicht den Sinn aller (relativ harmlosen) Maßnahmen einschätzen können und wollen.

    Chile, ein wahnsinnig abwechslungsreiches Land, das uns fasziniert hat und dessen Norden von uns gerne auch noch irgendwann bereist werden will! ❤️❤️❤️
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  • Day 39

    10 Tage Lima 🇵🇪

    March 17, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 24 °C

    Von Puerto Montt ging es nun mit dem Flugzeug über Santiago de Chile nach Lima, der „Stadt im Nebel“ in Peru.

    Wir haben uns hier eine günstige Wohnung über Airbnb im beliebten Bezirk Miraflores gebucht und sind nach fast 5 Wochen Camping vor Freude über so viel Platz, eine dauerhaft heiße Dusche mit ordentlichem Wasserdruck und gutem WLAN fast ausgeflippt 🥳😅.

    Noch bevor wir am ersten Morgen die Stadt das erste Mal erkundeten, haben wir den Aufenthalt von vier auf sechs Nächte verlängert und einige Tage danach direkt noch einmal um ein paar Tage, sodass wir hier gut 1,5 Wochen verbringen konnten 🤩.
    Vor unserer Ankunft wussten wir ehrlich gesagt nicht viel von Lima, sodass wir die Tage einfach auf uns wirken ließen und nach und nach einiges Interessantes erfahren konnten.

    Die Temperaturen lagen die ganze Zeit tagsüber bei ca. 25 Grad, es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, die einem wirklich schnell den Schweiß ausbrechen lässt und die Stadt ist meistens in eine von der kontinuierlich über den Pazifischen Ozean heranziehenden dichten Nebeldecke gehüllt, sodass man oft kaum die Spitzen der Hochhäuser, geschweige denn die Aussicht an der Küste bewundern kann.
    Miraflores gilt als eines der reichsten Stadtviertel Limas und das sieht man auch. Die Straßen sind super sauber, an jeder Ecke steht ein Wachschutz und die Gebäude sind sehr gepflegt und ebenfalls bewacht. Die Promenade und die Parks an der Küste sind wunderschön hergerichtet und so teilten wir uns diese auf unserer morgendlichen Laufrunde mit zahlreichen anderen Joggern, Gewichthebern, Gruppensportlern inklusive Personal Trainern und Hundesittern mit ihren jeweils mindestens vier bis fünf Vierbeinern, während sich unten im Meer die unzähligen Surfer vergnügten.

    Die nächsten Tagen verschaffen wir uns im Nebel erst mal einen Überblick von Miraflores, besuchen den Parque del Amore, den Leuchtturm Faro La Marina und das Open Air Einkaufszentrum Larcomar, das in die Küste hinein gebaut wurde, bevor wir im Parque Kennedy, dem alten Zentrum von Miraflores, zahlreiche Straßenkünstler, einen kleinen Platz, an dem auch mal einfach getanzt werden kann und viele, viele Katzen bewundern können: Der Park wird auch „Park der Katzen“ genannt, da hier unzählige „wilde“ Katzen leben. Sie sollen ursprünglich dorthin gebracht worden sein, um sich um die unerwünschten Ratten zu kümmern. Nach dem dies erledigt war, leben sie dort ein wohl ganz schönes Leben, werden täglich auf Kosten der Stadt gefüttert, sind geimpft und werden mit allem versorgt, was so zu einem gesunden Katzenleben dazugehört.

    In Miraflores waren wir dann auch direkt zwei mal die angepriesene peruanische Küche austesten:
    Im La Terrazza überraschte uns ein super netter Kellner mit leckeren Pisco Sour, tollen Tapas und einem unglaublich gut gewürzten Hot Chicken Ceviche, einige Lima-Tipps gab es noch inklusive.
    Einige Tage später gönnten wir uns leckere Garnelen in einer wahnsinnig tollen Sauce als Vorspeise und ein hervorragendes Steak im Fuego Lima.
    Es macht uns total Spaß, unbekannte (Gewürz-)Variationen zu probieren, richtig scharfe aber trotzdem leckere Saucen zu kosten und dazu peruanische Cocktails zu schlürfen 😋😍.

    Als es nach einigen Tagen purer, weißer Nebelwand doch doch noch klar wird, können wir endlich auch ein paar schöne Fotos an der Küste machen und spazieren bis in das nächste Viertel Barranco. Barranco liegt im südlichen Teil von Lima und wird sogar teilweise als eines der angesagtesten Viertel der Welt gehandelt.
    Unten vom Meer kommen wir durch die Bajada de los Baños, eine natürliche Schlucht, die im Laufe der Zeit zu einer belebten Fußgängerpromenade mit Bars, Cafés und Restaurants geworden ist, wieder oben auf die Küstenpromenade und zur sog. Seufzerbrücke oder Puente de los Suspiros. Es ist eine alte Holzbrücke aus dem Jahr 1876, deren Legende nach ein Wunsch wahr wird, wenn man es schafft, die Luft so lange anzuhalten, bis man die (zugegeben nicht sehr lange) Brücke überquert hat. So eine Möglichkeit haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und sind mit hochrotem Kopf auf der anderen Seite angekommen 😁🥵🥳.

    Am Abend besuchten wir den Circuito Mágico del Agua im Parque de la Reserva, eine wirklich beeindruckende, halbstündige audiovisuelle Laser-Show inmitten von dreizehn Brunnen.
    Da gibt es den Brunnen der Fantasie, den Regenbogen-Brunnen, oder einen 35 Meter langen Wassertunnel, durch den man gehen kann – sie alle leuchten in verschiedenen Farben und lassen ihr Wasser zum Takt der Musik tanzen.
    Das Highlight: Auf einem Wasserbildschirm wird auf 95 Metern Länge eine Show projiziert. Kurz um, es ist wirklich ein einmaliges Spektakel, das wir so noch nicht gesehen haben.

    Am Mittwoch verließen wir dann einmal die Küste und fuhren in das eigentliche Zentrum Limas, zum Plaza de Armas, wo sich auch der Präsidentenpalast befindet. Hier fanden wir zunächst ziemlich viele Polizisten und andere Sicherheitskräfte vor, die den Platz gewissermaßen abgesperrt hatten. Man durfte nur am äußersten Rand des Platzes und nur in eine Richtung laufen, was der Schönheit aber keinen Abbruch tat und eigentlich mit den wenigen Menschen sehr angenehm war ☺️. Leider verpassten wir aber so den Wachwechsel am Präsidentenpalast und was an diesem Tag genau los war, konnten wir auch nicht herausfinden.
    Ein paar Seitenstraßen weiter eröffnete sich uns der Blick auf den Cerro San Cristóbal, einem mittlerweile katholischen Wallfahrtsort. Die unterhalb des Gipfels liegenden bunten Häuser wirken aus der Ferne freundlich und hübsch, sind in Wirklichkeit aber sogenannte „informelle Siedlungen“, die von starker Armut und hoher Kriminalität geprägt sind und im Grunde nichts anderes als Slums oder Favelas sind. Vom Zentrum aus fahren mittlerweile Touristenbusse dorthin und es wird dringend davon abgeraten, selbst auf den Hügel und damit durch die Siedlungen zu spazieren.
    Wir haben heute aber sowieso andere Pläne und stürzen uns in das an das Zentrum angrenzende Chinatown. Hier tummeln sich auf einmal in den kleinen Straßen so viele Menschen, ein Geschäft reiht sich an das nächste und man kann kaum feststellen, wer den meisten (sorry) Schrott verkauft. Auch wenn ein jeweiliges Chinatown in den vielen Metropolen oft immer gleich wuselig und voll ist, ist es auch immer wieder ein Erlebnis. Wir kommen in eine riesige Markthalle, in der es einfach alles gibt, was das Lebensmittelherz begehrt, auch wenn vieles nicht ganz unserem Verständnis von Hygiene entspricht 😷😅.
    Es dauert einige Zeit, bis wir aus dem Gewusel wieder hinausfinden und sind wirklich etwas erschlagen. Der Lärm und die Hektik würden wir genau einen Tag aushalten und auch, wenn uns das schon vorher bewusst war, lässt uns der Anblick dieser unfassbaren Massen an (oft wirklich unnötiger) Ware irgendwie etwas traurig und nachdenklich zurück.
    Zurück in Miraflores können wir auf der Suche nach einem (wirklich notwendigem) Eis noch einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern, bevor wir dann unsere etwas müden Füße hochlegen und den Abend genießen.

    Am nächsten Morgen müssen wir unsere Airbnb-Wohnung wechseln und bringen daher unsere Sachen erstmal in die nur wenige Minuten entfernte neue Wohnung und richten uns neu ein, bevor wir uns für das Highlight am Abend fertig machen: die peruanische Fußballnationalmannschaft spielt in der WM - Qualifiaktion das vorletzte Spiel in und gegen Uruguay ⚽️. Wir sehen schon tagsüber zahlreiche Fans durch die Stadt laufen, hupen und feiern, sodass wir uns das Spiel und Stadtspektakel auf keinen Fall entgegen lassen wollen. Im Partyviertel von Miraflores herrscht schon Stunden vor dem Spiel eine ausgelassene Feierstimmung, die Kneipen sind brechend voll und wir ergattern auch noch einen guten Platz im „Liverpool“. Die Uruguayer gehen 1:0 in Führung, die Peruaner spielen motiviert, die Fans fiebern mit, Gläser gehen zu Bruch, als die Mannschaft den Ausgleich geschafft zu haben scheint, das Tor aber dann nicht anerkannt wird (die Torlinientechnik wurde hier jedenfalls noch nicht angewendet) 😕 und so geht das Spiel leider mit 1:0 aus. Die Fans sind trotzdem gut drauf und auch wir haben einen tollen, spaßigen Abend in Lima.

    An unserem vorletzten Tag besuchen wir das Huaca Pucllana Museo de Sitio, wo wir die Überreste einer aus Lehm und Ton bestehenden Pyramide mitten in Miraflores besichtigen. Die Pyramide diente als wichtiges zeremonielles und administratives Zentrum für die Förderung der Lima-Kultur , einer Gesellschaft, die sich zwischen 200 und 700 n. Chr. an der peruanischen Zentralküste entwickelte.
    Die gebräuchlichste Bautechnik damals war die des "Bücherregals" und besteht darin, die Lehmziegel vertikal nebeneinander zu platzieren, wobei Mörtel oben und unten in den Reihen angebracht wird und Leerräume zwischen ihnen gelassen werden. So wurde dem Bau ein erdbebensicherer Charakter verliehen.
    Die Überreste bestehen heute auch deswegen noch, weil es in Lima so gut wie nie regnet. Wie wir lernen, erkennt man solche Städte an den meist flachen Dächern der Gebäude ohne Dachrinnen und natürlich an den fehlenden Gullideckeln💡- logisch.

    Wie wir später noch nachlesen, herrscht in Lima daher aber auch akute Wasserknappheit. Zwar befinden sich in Peru 70 % der tropischen Gletscher und über 5 % der globalen Oberflächenwasserressourcen der Erde, das Wasser im Land ist aber sehr unterschiedlich verteilt. Lima ist die zweit größte Wüstenstadt, es regnet im Schnitt 13 Millimeter pro Jahr. Das ist so viel wie in Deutschland durchschnittlich in einer Woche. Das Wasser wird den drei Flüssen, Rímac, Chillón und Lurin, die in den Anden entspringen, entnommen, sodass die Stadt fast vollständig vom Niederschlag in den Anden abhängig ist. Mit der starken Zuwanderung bekommen immer weniger Menschen einen Zugang zu Wasserversorgung, weil neue Stadtteile auch in ungünstigen Lagen wie z.B. an Berghängen entstehen. Es “lohnt“ sich nicht in die schwer zugänglichen Gebiete Wasserleitungen zu legen. Vor allem in den Armenvierteln haben Millionen Menschen kein fließendes oder nur dreckiges Wasser. Ihre einzige Möglichkeit ist überteuertes Wasser von Wassertrucks zu kaufen, die zwei oder dreimal in der Woche vorbeikommen. Rund 20% der Menschen Limas sind davon betroffen.
    Gründe für diese Situation gibt es mehrere. Neben der Verschärfung durch den Klimawandel, ist das Bevölkerungswachstum ein zusätzliches Problem. Mehr Menschen benötigen mehr Wasser und mehr Lebensmittel, die bewässert werden müssen. Der Hauptgrund ist aber der Mangel an Nachhaltigkeit. Da werden die Parks in den Nobelgegenden statt den Feldern bewässert, da wird jede Menge Wasser durch kaputte Leitungen und durch das verschwenderisches Nutzungsverhalten von Teilen der Bevölkerung verschwendet. Während also die reichen/reicheren Viertel Leitungswasser aus den Anden quasi All-inclusive mit ihrer Miete erhalten und daher „keinen“ Grund haben, mit diesem sparsam umzugehen, wird in die Armenviertel das Second-Hand Wasser für teures Geld geliefert.
    Lösungsideen bestehen: so kann zum einen aus dem dichten Nebel, der viele Monate über der Stadt liegt, Wasser gewonnen werden. Zum anderen müsste viel mehr in die Wiederverwendung des Wassers investiert werden (aktuell werden nur 17 % des Wassers gesäubert und wiederverwendet).
    Bleibt zu hoffen, dass sich die Situation schnellstmöglich verbessert.

    Unseren letzten Tag starten wir dann noch mit einer letzten Laufrunde an der so schön bewässerten Küste, wuschen noch einmal unsere Klamotten im Sparprogramm durch und aßen im Dada Restaurant in Barranco Ceviche (kleingeschnittener, roher Fisch in einer „Leche de Tigre“ (Tigermilch), serviert mit Zwiebeln, Maiskörnern und Süßkartoffelpüree) als Vorspeise, sowie Meeresfrüchtevariationen mit Nudeln bzw. Reis. Auch hier wurden wir super verwöhnt, alles schmeckte hervorragend und das wird mit Sicherheit nicht unser letztes Ceviche gewesen sein 😋.
    Danach ging es zurück ins Apartment und es wurde Zeit, wieder die Backpacks zu packen, bevor es morgen dann weiter in Richtung Norden geht.

    Lima ist eine tolle Stadt, die uns mit ihren freundlichen Einwohnern, schönen Parks und abwechslungsreichen Bezirken wirklich sehr gefallen hat. Um so mehr man auch über die nicht so schönen Dinge erfährt, merken wir auch, wie gut es uns doch geht und wollen das auch nicht vergessen 😔😌.
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  • Day 52

    Die Panamericana bis Máncora

    March 30, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 28 °C

    Am 28.03 hieß es Abschied nehmen aus Lima. Gleich am Morgen fahren wir zum Flughafen und holen unseren kleinen Mietwagen ab. Nachdem eine völlig überforderte, aber sehr nette Mitarbeiterin ca. eine Stunde wild in ihre Tasten hämmert, unsere Papiere kopiert, abfotografiert, verlegt und während der ganzen Wartezeit so gut wie kein Wort mit uns wechselt, kramt sie irgendwann dann doch einen Autoschlüssel heraus und ein kleiner Hyundai steht vor der Tür. Als wir glücklich im Auto sitzen und endlich los wollen, macht uns ein vorbeikommender Passant darauf aufmerksam, dass die Reifen etwas mehr Luft vertragen können und damit auch völlig Recht. Nach dem ganzen Warten und dann noch die Karosserie nach möglichen Macken absuchend, haben wir das gar nicht gemerkt. Wir sprechen nochmal mit der netten Dame, die meint, es genüge, die Reifen an der nächsten Tankstelle aufzupumpen, vertrauen darauf, füllen alle Reifen auf und fahren endlich los.
    Wir fahren noch ohne konkretes Ziel auf der berühmten Panamericana in Richtung Norden und sind schon nach wenigen Kilometern völlig überrascht und teils schockiert. Einmal aus der Großstadt Lima draußen, wird uns erst richtig klar, dass wir in der Wüste sind und vor uns liegen unfassbar große „informelle Siedlungen“. Zwar sind die Behausungen zumeist kleine Steinhäuschen, allerdings erkennt man doch deutlich, dass hier alles eben nur mit dem Vorhandenen irgendwie zusammengeschustert ist. Die Wege zwischen den Häusern sind reiner Wüstensand, Wasserleitungen gibt es nur vereinzelt und auch sonst ist die Armut nicht zu übersehen.
    Andererseits sieht man, wie Menschen mit Wasserschläuchen den staubigen Boden bewässern bzw. irgendwo hin Wasser vergießen, wo es zumindest für uns überhaupt keinen Sinn macht.
    Nach einiger Zeit hören dann auch dieses Siedlungen auf und vor uns erstreckt sich die einsame und wirklich wahnsinnig schöne Panamericana mitten durch die Wüste und immer wieder mit dem Blick auf den Pazifik. Zugleich ist die Wüste aber auch immer wieder von massenweise Müll verschmutzt, teils in völlig einsamen Gegenden, teils vor bzw. nach und in den kleinen Ortschaften, durch die wir kommen 😕. Das ist richtig traurig zu sehen, zugleich denken wir, dass gerade in diesen ärmlichen Orten die Menschen sicherlich andere Probleme als den Naturschutz haben, zu dem auch einfach keine funktionierende Infrastruktur besteht. Der Anblick, wie die Menschen ihre Plastikflaschen in aller Öffentlichkeit und selbstverständlich aus dem Autofenster werfen, ist für uns wahnsinnig ungewohnt, wann haben wir zu Hause so etwas das letzte Mal gesehen?

    Die Straße der Panamericana hingegen ist hervorragend ausgebaut, dafür bezahlt man auch alle 50-80 km eine Maut von ungefähr 2,50 € und so kommen wir an unserem ersten Tag bis in das ca. 450 km entfernte Chimbote, wo wir eine Nacht in einer super günstigen, aber schönen (und sehr pinken) Unterkunft übernachten, bevor es weiter in das knapp 600 Kilometer entfernte Piura geht. Wir wollen nun doch erst mal für einige Tage an die schönen Strände ganz im Norden Perus, bevor wir uns wieder auf Sightseeing-Tour begeben.
    Am nächsten Morgen werden wir aber erst einmal
    mit einem platten Hinterreifen überrascht 😡🤯. Hätten wir vielleicht doch auf ein anderes Auto bestehen sollen? Wir pumpen den Reifen (und zur Sicherheit auch die anderen drei) erstmal wieder auf und wollen sehen, wie weit wir damit kommen und schaffen es dann auch mit einer Zwischenbefüllung bis nach Piura, wo wir erstmal Kontakt zur Autovermietung aufnehmen und hoffen auf eine Lösung. Die ganze Zeit mit einem Reifen, der zwar langsam aber stetig Luft verliert, wollen wir dann doch nicht fahren.

    Am Mittwochmorgen geht es dann nach dem erneuten Aufpumpen des Reifens auf die letzten 200 km bis nach Máncora und unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht.
    Bei knapp 30 Grad, die sich wie 40 anfühlen, kommen wir in unserer kleinen, einfachen Unterkunft direkt am wundervoll einsamen Strand an und springen sofort in die Wellen. Die Sonne hier, fast am Äquator, ist ungewohnt stark und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir (noch) weiße Kartoffeln (die Kartoffel kommt übrigens ursprünglich aus Peru 💡) uns nicht innerhalb kurzer Zeit total verbrennen. Aber wir sind so richtig glücklich, hier angekommen zu sein, sitzen nach dem erfrischenden Bad auf der Terrasse am Meer, schauen den Gezeiten und den aus dem Meer hüpfenden Fischen zu, quatschen über die ganzen Eindrücke auf der Fahrt hierher und recherchieren ein bisschen über das Leben in Peru.

    Am Freitag, nachdem wir mit unserer Mietwagenfirma schon einige Male hin und her geschrieben haben, sie uns aber nur gebeten haben, selbst eine Werkstatt irgendwo aufzusuchen, steht dann plötzlich ein „Mechaniker“ vor unserer Unterkunft und will unseren Reifen wechseln 🤣. Ok, das ist schonmal super, hätten wir aber auch selber geschafft. Dann fahren wir ab jetzt eben erstmal mit dem Ersatzreifen und versuchen den kaputten Reifen noch irgendwo flicken zu lassen 😬🤷🏻‍♀️.

    Die restlichen Tage hier machen wir nicht viel, geniessen die Ruhe, die Sonne und das Meer, leben so in die Tage hinein, gehen morgens am Strand joggen, haben wie kleine Kinder Spass mit unseren kleinen Surfbrettern und den Wellen, lassen die Drohne fliegen, schlemmen uns durch das frische Obst vom Markt und testen ein paar der zahlreichen Restaurants in der Umgebung.

    Der Besitzer des Hostels freut sich über uns und wie wir den Aufenthalt hier genießen. Robert ist ein super netter und lustiger Australier Anfang 50, der seit 11 Jahren in Peru lebt. Erst hat er in seinen 30ern Asien und in seinen 40ern Südamerika bereist, will nun das Hostel hier und seine Wohnung in Lima verkaufen (ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl?? 🤩😉), um seine 50er in Europa zu verbringen.
    Das klingt doch nach einem tollen Plan!!

    Am Dienstag geht es dann weiter ins Inland, denn es stehen nun ein paar Natur-Highlights an und wir sind schon ganz gespannt darauf 😍🤩.
    Erst mal müssen wir aber schauen, wie weit wir überhaupt kommen, denn in Peru finden gerade überall Streiks aufgrund der gestiegenen Benzin- und Lebensmittelpreise statt und es werden auf den Straßen immer wieder Barrikaden aufgebaut und angezündet, teilweise gab es ein paar gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind hier also auch schon ankommen und machen es mit den Folgen der Pandemie für viele noch schlimmer.
    Wir werden sehen, was uns erwartet…
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  • Day 58

    Chachapoyas und der Gocta Wasserfall

    April 5, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir packen am Dienstag etwas missmutig unsere Sachen, verabschieden uns von Robert, tauschen noch Nummern (für eventuelle Verkaufsverhandlungen 😉) aus und machen uns auf den Weg in Richtung Inland und Berge.
    Máncora und vor allem das Máncora Beach Haus hat uns wirklich sehr gut gefallen und wir hätten ewig hier bleiben können, wollen aber unbedingt auch noch etwas von den Anden sehen. Und so tanken wir voll und rollen erst einmal los. Wie befürchtet, kommen wir nach knapp 100 km Fahrt bereits wieder zum Stehen, die erste Straßensperre von Streikenden zwingt uns zum Halten. Eine Handvoll Männer haben ein paar alte Autoreifen und anderen Müll in Brand gesetzt und lassen keinen durch. Unsere schlaue Idee, die Barrikade über eine Schotterpiste zu umfahren, funktioniert nicht, da die Straße einfach vor einem Hügel endet. So blöd sind die Herren dann auch nicht 😄. Nach einer guten halben Stunde kommt aber bereits die Polizei und kurz darauf dürfen wir und alle anderen Wartenden dann weiterfahren. Wir müssen auf der weiteren Strecke an diesem Tag noch zwei mal wegen solcher Barrikaden stoppen, einmal kommen wir mit der Zahlung von 5 Sol (~1,20 €) weiter, einmal hängen wir uns einfach an einen LKW, der durchgelassen wird und schummeln und so mit durch. Schließlich kommen wir aber besser als erwartet voran und in dem kleinen Örtchen Olmos an. Bei unserer Ankunft ist es dort wie ausgestorben, wir finden nicht so richtig etwas zum Essen und wollen daher noch den Supermarkt im Nachbarort aufsuchen. Auf dem Weg dorthin werden wir aber mit einer neuer Straßensperre überrascht, diesmal mit etwas größerer Rauchwolke und vielen Polizisten auf der einen und Locals auf der anderen Seite. Zwei Männer aus dem Dorf geben uns zu verstehen, dass wir hier schleunigst verschwinden sollen, also wenden wir den Wagen und wollen aus sicherer Entfernung dem Treiben zuschauen. Allerdings fallen plötzlich „Schüsse“, (wir vermuten oder hoffen, es sind Schreckschusspistolen, wissen aber auch nicht genau wie das normalerweise klingt) und die Einheimischen rennen mit Steinen bewaffnet umher, so dass wir uns nun doch ganz aus der Ecke entfernen 🏃🏻🏃🏽‍♀️ und ins Hotel zurück gehen, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Dann gibt es heute eben nur Brot mit Käse und etwas angetrocknete Donuts 🍩🤨😅.

    Am nächsten Morgen hat sich die Lage beruhigt und so langsam kommen wir dann auch in die Berge und schlängeln uns langsam über endlose Serpentinen immer weiter hinauf, die Sonne wechselt sich mit dichtem Nebel ab und während ich „etwas“ panisch zwischen Tankanzeige und Google Maps auf der Suche nach der nächsten Tankstelle hin und her schaue, sind wir von der Aussicht völlig hin und weg. Irgendwann geht es dann auch wieder bergab (was mich entspannt) und plötzlich müssen wir wieder anhalten. Dieses Mal aber nicht wegen des Streiks, eine Baustelle versperrt den Weg. Wir stehen hier ca. eine Stunde, bevor uns die ersten Autos wieder entgegenkommen und anschließend wir endlich weiter können. Vermutlich wird hier hin und wieder die ganze Straße gesperrt, um kleinere Bauarbeiten durchzuführen. Aber nun rollen wir mit den letzten Tröpfchen Benzin in das Örtchen Pucará, die Reichweite wird schon gar nicht mehr angezeigt und gleich zwei Tankstellen sorgen dafür, dass ich langsam wieder atmen kann 🥵🤯😅. Manu versteht den ganzen Wirbel nicht, er kennt halt seinen Hyundai 😆 😂 und lässt den Wagen tiefenentspannt volltanken.
    Nach einer kurzen Pause geht es dann weiter, wir essen in Bagua Grande noch zu Mittag und kriegen hier ein ganzes Menü (Suppe, Hühnchen mit Reis/Nudeln und Limo) für je 2 €. Wir hätten zwar bei unserem Hunger sicherlich alles gegessen, es war aber auch wirklich lecker. Nach nur kurzer Weiterfahrt stehen wir allerdings schon wieder an einer Baustelle, immerhin an einer Stelle, an der ein paar Locals kalte Getränke, Eis und andere Snacks verkaufen, denn hier stehen wir nun 2,5h. So langsam haben wir uns etwas an die Lebensweise hier angepasst und auch verinnerlicht, dass wir es momentan weder eilig haben noch an der Situation etwas ändern können, hören Podcast, betrachten das Treiben auf der Straße und warten einfach 🤷🏽🤷🏻‍♀️. Es ist bereits dunkel als wir weiterfahren können und so kommen wir erst kurz vor 21 Uhr in Chachapoyas an.
    Wir checken in unserem Hotel ein und finden zufällig noch ein tolles und schön eingerichtetes Restaurant zum Abendessen. Im El Batán Del Tayta wird uns der Cocktail „Caspiroleta de Hormigas“ empfohlen, ein Cocktail mit Vanille, Zimt, einem Hauch von Kaffee, Panela aus Cocachimba, aromatischen Kräuter aus der Region und einer Prise Milchcreme, garniert wird das Ganze mit einigen gerösteten Hormigas Ameisen 🐜😳. Sie soll sehr gesund sein und noch besser für die Haut. Manu zögert (nach einem kurzen prüfenden Blick, ob sie wirklich tot sind) nicht lange und wirft sich die erste Ameise in den Mund, während ich noch überlege, wie schlecht meine Haut eigentlich ist 🤷🏻‍♀️.
    Ok, eine probiere ich auch, sie schmecken relativ unspektakulär nach gar nichts, sind knusprig und lassen sich mit dem wirklich leckerem Cocktail gut runterspülen. Mir hat aber mein Kopf längst verklickert, dass ich insbesondere diese Beinchen irgendwie ekelig finde. Während Manu die restlichen Tiere vergnügt verspeist, setze ich meine daher möglichst würdevoll auf den Untersetzer und schlürfe den Cocktail ohne Einlage 😁.
    Das Essen ist dann aber für uns beide super lecker. Als Vorspeise gibt es für mich „Barachos“, eine Art Wan-Tan, gefüllt mit Schweinefleisch, etwas Käse, Pfefferminze und Vanille als Topping und Karob-Sauce. Manu isst das „Leche de tigrillo“, einen Mix aus Forellenstücke, frischem und geröstetem Mais, Garnelen und Huacatay.
    Danach gibt es dann das „Tropezones del chaesique“ (Fusion von peruanischen und orientalischen Aromen, hergestellt aus Ananasstücken, Schweinerippchen mit süß-saurer Sauce, serviert mit gebratenem Reis und Wan-Tan) und das „Milanesa Shacshina“ (Spiegeleier und gebratene Kochbananen auf paniertem Hühnersteak serviert mit Pommes frites und Salat). Zwar klingt das ein oder andere erstmal seltsam, es war aber alles richtig lecker und wir können müde und pappsatt ins Bett.

    Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen, die lange Fahrt steckt uns doch noch in den Knochen. Wir schlendern ein wenig durch die hübsche Stadt und müssen hier auf fast 2.500 Metern die Badesachen gegen Jeans und Pulli eintauschen. Nach den wirklich heißen und schwülen Tagen am
    Meer, tut uns das aber auch ganz gut. Wir besuchen noch den Mirador del Cañon de Huancas Sonche in der Nähe von Chachapoyas. Eigentlich haben wir aufgrund von Fotos anderer Besucher nicht so viel erwartet, wurden dann aber von dem 11 km langen und 962 m tiefen Canyon völlig überrascht und waren begeistert. Allerdings sind wir nach dem kurzen Aufstieg auf hier fast 3000 Höhenmeter so außer Atem und spüren die Auswirkungen das erste Mal so richtig. Das kann ja noch heiter werden 😮‍💨😮‍💨.

    Am Freitag geht es dann morgens direkt in das knapp 1h entfernte Cocachimba. Wir können bereits am Vormittag hier in unser schönes Zimmer mit Blick auf den Gocta Wasserfall einchecken und machen uns auch kurz darauf auf den Weg dorthin. Die Wanderung beginnt direkt an unserer Unterkunft und führt schnell durch dichten Regenwald. Zwar sind wir nicht mehr ganz so hoch wie in Chachapoyas, dafür ist es unglaublich schwül und warm und wir sind beide nach kürzester Zeit völlig durchgeschwitzt, dazu geht es stetig nur bergauf oder bergab und wir empfinden die Wanderung als wirklich anstrengend. Auf dem Weg sehen wir bereits immer wieder den Wasserfall aus der Ferne, halten erfolglos Ausschau nach dem auffällig orangefarbenen Andenfelsenhahn (das ist auch der Nationalvogel Perus), bekommen dafür einen kleinen Hund als kurzzeitige Wegbegleitung und sind nach knapp 5,5 km endlich angekommen. Wow!

    Der Gocta Wasserfall wurde von Stefan Ziemendorff, einem deutschen Entwicklungshelfer erstmals 2002 während einer Expedition in dem unwegsamen Naturreservat erblickt, Ende Februar 2006 kehrte Ziemendorff mit einem peruanischen Forschungsteam zurück, um die Vermessung vorzunehmen. Es war gar nicht so einfach, ein Team zu finden, das ihm den Weg zeigte, da sich zwei Mythen um den Wasserfall ranken, dessen Nähe die Nachfahren der Chachapoya fürchteten und dessen Existenz sie deshalb angeblich geheim zu halten suchten – lange konnte man den Gocta auf keiner Karte finden. So geht die Legende von einer schönen Meerjungfrau aus, die in der Lagune des Wasserfalls wohnt, einen Schatz beschützt und Männer zu sich in die Tiefe zieht (was ich zu verhindern weiß ☝🏻). Die andere Legende handelt vom Bauer Juan Mendoza, der auf unerklärliche Weise in der Nähe des Wasserfalls verschwunden sei; dem Glauben nach wurde Mendoza in einen Felsen verwandelt und muss sich nun mit seinen Schultern der gewaltigen Wassermassen wehren, die von oben herabstürzen.
    Schlussendlich fand Stefan Ziemendorff aber ein Team und die Vermessung ergab eine Gesamthöhe des eigentlich aus zwei Fällen bestehenden Gocta von 771 Metern. Er und die Einheimischen berufen sich dabei auf Angaben der National Geographic Society (das tun wir im Übrigen auch), die auch unterbrochene Wasserfälle zulässt und so stehen wir also vor dem drittgrößten Wasserfall der Welt 🥳🥳.

    Wir verbringen hier noch einige Zeit, die Sonne strahlt uns an und wir bewundern einfach ein weiteres Wunder der Natur 🤩🤩.
    Eine Meerjungfrau ist übrigens nicht aufgetaucht und so können wir uns irgendwann auch gemeinsam wieder auf den Rückweg machen und schleppen uns am Ende die letzten Stufen zu unserem Zimmer hoch. Nach dieser insgesamt nicht wahnsinnig langen, aber super anstrengenden Wanderung sind wir fix und fertig.
    Nach einer heissen Dusche und etwas Entspannung treibt uns der Hunger aber noch einmal ins Dorf, über dem mittlerweile ein dichter Nebel hängt. Die Restaurants haben leider alle zu und so setzten wir uns in die einzige kleine Bar im Ort. Bereits darauf eingestellt, sich mit etwas Bier sättigen zu müssen, kriegen wir hier aber dann neben einem eiskalten Bier noch einen einfachen und leckeren Burger und können dann tot müde, aber glücklich und satt ins Bett fallen.
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  • Day 62

    Aus den Anden in die Anden

    April 9, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 16 °C

    Am Samstag ging es nach einer erholsamen Nacht und mit etwas schweren Beinen dann wieder auf die Straße. Die nächsten Tage heißt es „Kilometer machen“, damit wir es noch mit genügend Zeit in den Süden bzw. die südlichen Anden Perus schaffen.
    Und so fahren wir am ersten Tag aus der schönen Region Amazonien in Richtung Küste zurück. Wir schlängeln uns schwindelerregende und enge, einspurige Straßen in den Anden hinauf, winden uns durch dichten Nebel bis auf 3.500 Meter hoch und rollen das ganze dann wieder hinunter. Die Aussicht ist atemberaubend, auch wenn man aufpassen muss, nicht zu viel in die Tiefe zu blicken. Ein bisschen mulmig wird einem zum Teil schon, aber zum Glück herrscht nur wenig Gegenverkehr und so können wir auch noch die ziemlich große, aber zum Glück nicht angriffslustige Vogelspinne 🕷 beim Überqueren der Straße beobachten. Nach unseren Recherchen, handelt es sich um eine Lasiodorides Polycuspulatus, die super giftig, gefährlich und riesig ist und wir damit total mutig sind 🤣😅.
    Wir kommen noch bis nach Celendin, bevor wir am nächsten Tag weiter bis nach Trujillo fahren. Sonntags scheint in den Dörfern so etwas wie ein Viehmarkt stattzufinden, auf jedem Dorfplatz sind gefühlt alle Einwohner versammelt, inklusive Kühen, Stieren, Schweinen in gross und klein und was es noch so alles zu ver- und kaufen gibt. Daneben werden Hühnchen-Flügel und andere Leckereien gegrillt. In jedem Fall ein lustiges Treiben.

    Auf dem weiteren Weg kommen wir an den sog. "Ventanillas de Otuzco", also „Fenstern von Otuzco“ vorbei, einer archäologische Stätte, kurz vor der Stadt Cajamarca. Das Gebiet mit seltenen Formationen aus Vulkangestein, diente als Grabstätte für prä-Inka Zivilisationen und als Lagerstätte für die alten Inka. Otuzco ist die Nekropole einer prä-Inka Zivilisation. Hunderte von Galerien und einzelnen Nischen, die Fenstern ähneln, wurden in den Fels gehauen. Doch um die Toten in diese kleinen Fenster zu schaffen, wurden diese zuerst in eine Art Grab gelegt und als nur noch Knochen übrigwaren, wieder ausgegraben, um dann endlich die Knochen mit Hab und Gut dieser Person in die neue Grabstätte zu legen. Später entleerten die Inka diese Nischen für einen anderen Zweck, nämlich der Lagerung von Getreide und als sicheren Ort gegen den Wind, um die Inhalte frisch zu halten.

    In Cajamarca können wir uns dann auch seit langem mal wieder in einem größeren Supermarkt mit mehr Auswahl für die weiteren Fahrten eindecken und kommen schließlich mit Einbruch der Dunkelheit in Trujillo an.
    Wir sind nun wieder auf der uns bereits bekannten Panamericana und können so am Montag auf autobahnähnlichen Straßen bis nach Lima durchfahren.
    Dort angekommen, fühlen wir uns bei einem kleinen Spaziergang und Abendessen tatsächlich gleich wieder ein wenig wie zu Hause und sind fast ein wenig traurig, nur eine Nacht hier zu verbringen. Aber die Anden im südlicheren Peru rufen nach uns und so geht es am nächsten Morgen direkt weiter. Wir machen einen kurzen Halt in dem kleinen Ort Huacachina, der in einer Oase, der Laguna de Huacachina liegt und nur ca. 100 Einwohner zählt. Der Ort ist von etwa 100 m hohen Dünen umgeben, die zu den größten des Landes gehören. Die Oase mit etwa 25 mm Niederschlag im Jahr, wird von einem unterirdischen Fluss aus den Anden gespeist, der mineralhaltiges Wasser mitführt, und sie so lange Zeit als Heilbad nutzbar machte. Wegen des durch den Tourismus gestiegenen Wasserverbrauches fiel der See 1988 trocken. Daraufhin wurden Rohrleitungen verlegt, über die zusätzliches Wasser aus Ica zugeführt wird. Wie hieraus schon deutlich wird, ist der Ort stark vom Tourismus geprägt und das merkt man auch schon beim ersten Ankommen. Anbieter von Wüstenbuggies und Sandboarding Touren rennen unserem Auto nach und lassen erst locker, als wir den Ort nach einer kurzen Durchfahrt wieder verlassen. Zugegeben, die Oase inmitten der feinsandigen Wüstendünen geben ein tolles Bild
    ab, die Tourismus-Maschinerie schreckt uns aber auch etwas ab, sodass wir uns erst auf dem Rückweg und wenn die Zeit es zulässt, hier noch etwas länger aufhalten wollen.
    Von daher geht es für uns nun langsam, aber sicher wieder in die Berge, und wir schaffen es noch bis Puquio, einem kleinen Dorf auf etwas über 3000 m Höhe. Schon auf der Fahrt und nun auch hier spüren wir beide leichte Kopfschmerzen und die Beine fühlen sich etwas lommelig (schwäb.) / schwammig (bayer.) an. Wir kommen beim kurzen Spaziergang durch das Dorf, in dem es ständig auf und ab geht, total schnell außer Atem und sind froh, als wir uns in dem optisch und physisch eiskaltem Zimmer zumindest ein bisschen erholen können 🥶😮‍💨.

    Während der ganzen Fahrt vom Gocta Wasserfall bis nach Cusco übernachten wir in kleinen, einfachen Hotels, die Auswahl war in den kleinen Orten auch nicht groß und zahlten meistens nur insgesamt etwa 10 € die Nacht. Bis auf das letzte Hotel in Puquio waren die Unterkünfte trotz des günstigen Preises wirklich nett, gemütlich und sauber und auch die Mitarbeiter super freundlich und zuvorkommend. Nur das oft mit angebotene Frühstück war in der Regel so mickrig wie der Preis 😅, zwei trockene „Brötchen“ mit Nichts, mal ein Ein-Ei-Omelette, dazu lauwarmer Kaffe… wenn es mal Marmelade und/oder Butter gab, war das schon ein Highlight. Zum Glück sind wir beide aber sowieso nicht so die Frühstücker 😅. Ansonsten kann man sich aber über den Tag in jedem noch so kleinen Örtchen mit Hühnchen, gebraten, gekocht, gegrillt, paniert oder in einer Suppe verköstigen lassen. Wir können jedenfalls langsam kein „Pollo 🐓“ mehr sehen 😅.

    Auf der letzten Etappe bis nach Cusco ging es dann noch einmal richtig hoch hinaus, bis wir auf einer wunderschönen Hochebene mit Blick auf schneebedeckte Gipfel, Lagunen und viele kleine total süße Alpakas auf 4.500 m ankamen. Auch wenn man natürlich weiß, dass sich die Höhe auf den Körper auswirkt, wirklich am eigenen Körper gespürt haben wir das noch nie. Es ist ein ganz seltsames Gefühl, neben den leichten Kopfschmerzen fühlt es sich beim Gehen teilweise an, als hätte man es verlernt. Man muss sich stark darauf konzentrieren, ein Bein vor das andere zu setzen und hat dabei das Gefühl, als würde man watscheln 🐧. Ganz schwer zu beschreiben 😅.
    Die Locals haben ein ganz einfaches Mittel: Koka. Die natürliche Form des Kokains verfügt über eine milde stimulierende Wirkung und wird nicht als Droge angesehen. Man findet beispielsweise Koka-Limonade oder Süßigkeiten, die damit versetzt sind, die Locals kauen auch gerne einfach mal die Koka-Blätter pur. In Máncora haben wir von einem österreichischem Pärchen einmal Kokablätter zum Kauen probiert, sie schmecken allerdings widerlich und das zerkaute Zeug klebt und hängt einem überall im Mund und zwischen den Zähnen. Wir werden daher versuchen, erstmal darauf zu verzichten und bei Bedarf nur die anderen Verzehrformen probieren 😉😅.

    Schließlich, nach 5 Tagen Fahrt und über 2.000 km kommen wir dann am Mittwochabend endlich in Cusco an, wo wir die nächsten Tage verbringen werden.
    Mehr dazu dann im nächsten Bericht 😉.
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  • Day 66

    Cusco und die Rainbow Mountains Pallcoyo

    April 13, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 8 °C

    Endlich in Cusco!
    Nach 5 Tagen und etwas über 2.000 km haben wir es aus den Anden in die Anden bis nach Cusco geschafft.

    Cusco ist „das Herz der Anden“ und mit einer Höhe von 3.400 m und ca. 115.000 Einwohnern eine der höchst gelegen Städte Perus. Sie war einst die Hauptstadt des Inkareichs und ist heute der Ausgangspunkt für zahlreiche Touren zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, wie zum Beispiel zu der lange verborgenen Inkastadt Machu Picchu oder den erst seit 2015 bei Touristen dank Social Media wirklich bekannten und beliebten Rainbow Mountains.

    Kurzer geschichtlicher Hintergrund:
    Um 1200 herum legte der „erste Inka“ Manco Capac gemeinsam mit seiner Schwester hier den Grundstein für das, was wir heute als Cusco kennen. In den nächsten 250 Jahren konnte sich Cusco immer weiter entwickeln. Seine Herrscher ließen die so typischen Terrassenfelder anlegen, auf denen Mais und Getreide angebaut wurde, Kanäle bauen, die die Stadt mit frischem Wasser versorgten und der Handel blühte. Cusco war nicht nur das kulturelle, sondern auch das wirtschaftliche Zentrum des Inka-Reiches, so lange, bis der 11. Inka Huayna Capac 1493 das Inka-Reich übernahm. Er verlegte die „Hauptstadt“ nach Quinto – und irgendwie sollte das der Anfang vom Ende werden. Denn er teilte das Reich kurz vor seinem Tod in zwei Teile auf: den Nördlichen, den er seinem Sohn Atahualpa zusprach und das seinen Sitz in Cajamarca hatte, sowie seinem Sohn Huascar, der den Süden mit Cusco behielt. Wie man sich denken kann, konnte das gar nicht gut gehen und schon bald bekriegten sich die beiden Brüder bis aufs Blut. 1532 überrannten die Truppen Atahualpas Cusco, nahmen Huascar gefangen und richteten ihn hin, sodass Atahualpa zum alleinigen Herrscher aufstieg. Viel Freude hatte er allerdings an seiner neuen Position nicht, denn noch im gleichen Jahr fielen die Spanier unter Pizarro in Cusco ein und zerstörten dabei fast die gesamte Stadt. Ein letzter Aufstand der Inka 1535 mit 100.000 Mann brachte fast den Sieg über die Spanier, wurde aber in letzter Sekunde abgewendet.
    Damit endete nicht nur die Hochzeit der Inka, sondern auch die Bedeutung von Cusco. Pizarro gründete Lima an der Küste Perus, welches sich schnell zum neuen Zentrum des Landes entwickelte. Cusco hingegen existierte weiter als kleine, relativ unbedeutende Kolonialstadt – bis zu dem Tag, an dem Machu Picchu wiederentdeckt werden sollte.
    Als 1911 die Überreste der auf einem Berg liegenden Inka-Stadt Machu Picchu wiederentdeckt wurden, erwachte neues Interesse an der Region und plötzlich war Cusco wieder „angesagt“. Schnell entwickelte sich die Region zu der Touristenattraktion Perus, schaffte es aber trotz des neuen Besucheraufkommens seine Ursprünglichkeit zu bewahren.
    Doch auch jetzt noch war das Glück Cusco nicht immer hold: immerhin wurde die Stadt mittlerweile zwei Mal – zum ersten Mal in 1650 und nochmals in 1950 – fast bis auf die Grundmauern durch Erdbeben zerstört. Die massiven Inka-Mauern und einige der Kolonialgebäude haben aber auch dies überlebt und zeugen heute noch von der reichen und turbulenten Geschichte Cuscos.

    Heute zieht die quirlige Stadt jedes Jahr zahlreiche Touristen an und kann mit vielen Hotels, guten Restaurants und schönen Cafés aufwarten und wir freuen uns schon seit Tagen auf diesen Ort.

    Leider geht es Manu aber nach unserer Ankunft hier direkt nicht so gut, anfangs dachten wir noch, es läge an der Höhe (was sicher auch dazu beigetragen hat), wir haben am ersten Abend auch beide immer noch etwas Kopfschmerzen. Allerdings entwickelt sich das Unwohlsein mit Kopfschmerzen zu Schüttelfrost mit Fieber und so muss er leider die ersten Tage im Hotel verbringen und mit viel Flüssigkeit und Elektrolyten versorgt werden 😔😔.
    Evtl. war auch eines der letzten Essen einfach nicht vertraglich. Mich hat es unfairer- aber glücklicherweise nicht erwischt, da kommt es mir wohl zugute - Zitat Manu: „immer alten Abfall zu essen“ - 🤨🤣🥳.

    Und so schlendere ich erst einmal alleine durch die Stadt, zum Plaza de Armas, durch die kleinen Gassen drumherum, wimmele die dutzenden Straßenhändler ab, schnaufe mit anderen Touristen um die Wette, um die Stufen zu Aussichtsplattformen zu bezwingen und beobachte aus dem einen und anderem netten Café das bunte Treiben. Mir gefällt die Stadt wirklich gut, noch schöner wäre es, wenn wir sie auch zu zweit noch erleben können 🙁✊🏻❤️.

    Am Samstagmorgen ist bei Manu eine deutliche Besserung zu spüren und wir wollen eigentlich den letzten Tag in Cusco verbringen. Allerdings haben wir beide auch immer noch die Bilder von den Rainbow Mountains im Kopf, die nicht weit weg von hier liegen und als Tagesausflug von Cusco aus besichtigt werden können. Die „richtigen“ Rainbow Mountains Vinicunca sind momentan gesperrt , da sich die beiden Regionen, in denen sie liegen, nicht einigen können, wer die Eintrittsgelder (ca. 4 € p.P.) bekommt. Daher können wir „nur“ die Rainbow Mountains Pallcoyo auf der anderen Bergseite besuchen. Die Fahrt dorthin soll ca. drei Stunden dauern, die Wanderung ca. 45 Minuten (zum Vinicunca Mountain müsste man knapp 2h einfacher Weg der Wanderung einplanen, was wir heute vermutlich eh nicht mehr geschafft hätten). Nachdem Manu mir also versichert hat, dass es ihm wirklich wieder gut geht, lassen wir die Stadt links liegen und werfen uns kurzerhand in unsere Wanderklamotten und fahren kurz nach 09:00 Uhr vom Hotel los.

    Nach knapp zwei Stunden nehmen wir erst den falschen Abzweig und kommen direkt zur „Absperrung“ auf dem Weg zum Vinicunca Mountain, das heißt 5-7 Einheimische springen auf und stellen sich uns in den Weg, um uns dann aber freundlich zu sagen, dass der Weg gesperrt ist. Den richtigen Weg zu unserem Ziel teilen sie dann auch noch mit uns und so kommen wir kurz darauf zu einer engen, einspurigen Schotterpiste, die uns steil und kurvig bergauf bringt.
    Die touristischen Touren aus Cusco starten immer schon früh morgens gegen 04:00 Uhr und kommen uns daher nun in zahlreichen Kleinbussen auf ihrem Rückweg entgegen. Das aneinander vorbei kommen ist ein echtes Abenteuer. Der/die peruanische Autofahrer/in an sich, erleben wir als dauernd (licht)hupend, aber in keiner Weise vorausschauend fahrend 🙄. Die wenigen Ausbuchtungen auf dieser Strecke, die ein Überholen zumindest erleichtern würden, werden im Zweifel ignoriert, Hauptsache das Fahrzeug kommt nicht zum Stehen. Und so quetschen sich ein Kleinbus nach dem anderen an uns vorbei, während wir schwitzend am Abgrund stehen 😅🙈. Aber irgendwann haben wir es dann nach oben zu einem kleinen Parkplatz geschafft, auf dem neben uns nur noch ein weiteres Auto steht. Dafür hat sich der Stress schon wieder gelohnt, die Massen sind weg!
    Schon von hier aus sehen wir ein paar kleine Rainbow Mountains und können es kaum erwarten, den Wanderweg zu gehen. Der Wanderweg dauert einfach zwar „nur“ 45 Minuten, durch die niedrige Sauerstoffkonzentration auf 5000 m Höhe kann man diese aber gefühlt nur in Zeitlupe gehen, da man sonst extrem schnell außer Atem kommt 😵‍💫. Ein 10 m Sprint fühlt sich hier an wie ein 800 m Lauf 😅.
    Ich merke zumindest, dass die paar Tage mit Spaziergängen in Cusco geholfen haben und fühle mich nicht mehr so schummrig, während Manu wieder ein wenig das Watscheln anfängt und nach einiger Zeit wirres Zeug redet bzw. das Sprechen kurzzeitig verlernt zu haben scheint 😅🤣🫢.

    Aber dann eröffnet sich uns das wohl wunderschönste Naturschauspiel, welches wir bisher gesehen haben. Mit offenen Mündern und großen Augen können wir irgendwie gar nicht fassen, wo wir hier gerade stehen und was für eine traumhafte Landschaft wir hier ganz alleine betrachten dürfen. Egal in welche Richtung wir schauen, es ist einfach einzigartig 🥹🥹🥹.

    Wir bauen oben zum Abschied noch einen sog. Apachata - Steinhaufen zu Ehren der Gottheit Pachamama, die mehreren indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter gilt, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Pachamama ist die Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt und wird heute als Faktor für Identität, sozialpolitischen Widerstand und als Hoffnung auf ein umfassenderes Leben angesehen. Es kann also nicht schaden und so bedanken wir uns noch bei diesem wundervollen Fleck Erde ❤️❤️, bevor wir wieder hinab steigen.

    Völlig beseelt von diesem Erlebnis fahren wir die nun ohne Gegenverkehr nicht mehr ganz so schreckliche Strecke wieder hinab und weiter bis zu unserem Hotel, wo wir ziemlich kaputt und glücklich ankommen. Wir sind sehr froh, diesen Tag doch noch für dieses Erlebnis genutzt zu haben.
    Morgen geht es dann zu unserem letzten Stopp hier in Peru: Die lange verborgene Inka Stadt Machu Picchu.
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