Tanzania
Kivule

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Travelers at this place
    • Day 7

      Extraktionen & italienische Cuisine

      May 4, 2023 in Tanzania ⋅ 🌙 25 °C

      Dieser herrlich sonnige Donnerstag Morgen beginnt auch heute mit dem Weckerklingeln um 07:00 Uhr. Auch wenn der morgendliche Tagesablauf schon fast einer Routine gleicht, kommen wir nur sehr mühsam aus dem Bett. Anscheinend hat der fehlende Mittagsschlaf gestern doch die ein oder andere Auswirkung auf unsere Müdigkeit.

      In dem St. Benedict Health Center angekommen sind wir doch glatt die ersten und stehen noch vor verschlossenen Türen. Schwester Hifadhi bereitet noch das Zimmer vor für einen besonderen Gast, der heute Mittag am Flughafen ankommen soll - Father Richard aus England.
      Als Dr. Joseph gegen 08:15 Uhr dann auftaucht, schließt er uns die Räume auf, wir helfen alles vorzubereiten und schon kann es losgehen: der erste Patient kommt herein und klagt über Schmerzen im rechten Oberkiefer. Schnell ist klar, dass die Schmerzen von den Wurzelresten kommen, die von einer abgebrochenen Zahnkrone resultieren.
      Bis zur ersten Pause gegen 11 Uhr, in der wir unser Frühstück zu uns nehmen, haben wir 8 Patient*innen behandelt und bei allen Zähne extrahiert. Mal ging das Ziehen der Zähne sehr schnell, mal aber auch sehr mühsam, da die Wurzelreste im Knochen schwer zu greifen sind, sodass uns bei den doch hohen Temperaturen die ein oder andere Schweißperle den Rücken runter läuft - teilweise war das Ganze auch eine echt blutige Angelegenheit.

      Einer der 8 Patient*innen war ein 6-jähriger Junge, der mit einer geschwollenen linken Wange und starken Schmerzen kommt. Im Bereich des 4. Milchzahnes im linken Unterkiefer zeigt sich eine starke Schwellung, Rötung und eine deutlich sichtbare Fistel (röhrenförmige Verbindung zwischen der Wurzelspitze des Zahnes und des Zahnfleisches, damit der Eiter abfließen kann). Es ist also schnell klar, dass auch dieser Zahn extrahiert werden muss.
      Mithilfe Dr. Joseph’s gutem Zureden, lässt der Kleine die lokale Betäubung und auch das Zahnziehen mit nur ein paar Tränen sehr tapfer über sich ergehen. Wir stellen sicher, dass wir die Schwellung gut ausmassieren, damit so viel Eiter wie möglich entfernt wird. Eine Spülung wird hier nicht verwendet.

      Was wir heute, aber auch die letzten Tage immer wieder beobachten können, ist, dass fast alle Patient*innen nicht wissen, wie sie sich auf den Behandlungsstuhl zu setzen haben. Wir haben Varianten beobachten können, bei denen die Patient*innen versuchen von dem Fußende aus auf den Stuhl zu klettern oder aber ihren Popo auf die Fußablage setzten und sich förmlich hingelegt haben ohne überhaupt die Lehne zu nutzen - unter unserer Maske hat das um ehrlich zu sein doch das ein oder andere sehr breite Schmunzeln hervorgerufen.
      Anders als in Deutschland, ist es hier zum Beispiel auch üblich, dass die Patient*innen ihre Schuhe ausziehen.

      Tag täglich passiert es auch 1-2 mal während unserer Arbeitszeit, dass der Strom ausfällt. Abends kommt dies auch hier und da mal vor.
      Für die Behandlung aber bedeutet dies, dass das Licht nicht funktioniert, die Position des Behandlungsstuhles nicht geändert werden kann und auch die rotierenden Motoren zum Exkavieren (Entfernen) einer Karies oder für die Präparation einer Füllung nicht verwendet werden können. Zumindest was das Licht angeht wird man dann natürlich kreativ und nutzt stattdessen die Handytaschenlampe. Die unveränderbare Sitzposition des Stuhles wirkt sich dann nur auf die Ergonomie aus, aber auch das lässt sich gut hinnehmen.

      Heute haben wir bei einem der Stromausfälle Schwester Hifadhi dabei zugucken können, wie sie von einem elektrisch rotierenden Handstück für die Bearbeitung einer Prothese auf eine Handpfeile umsteigt, oder aber statt maschinell, elekrtizitätsbedingt manuell die Prothese auf Hochglanz poliert - stolze 30 Minuten lang.

      Bis zum Mittagessen gegen 15 Uhr (wenn man sozusagen Feierabend gemacht hat), kommen noch zwei weitere Patient*innen zu uns, die auch Zähne von uns extrahiert bekommen. Dr. Joseph witzelt schon rum, dass er morgen frei machen würde, weil wir beide mittlerweile ohne seine Hilfe arbeiten und auskommen - so ganz nach dem Motto wir würden ihn nicht mehr brauchen 😉

      Nach dem Mittagessen machen wir einen Ausflug zum Markt und Supermarkt in Kitunda. Bevor wir losziehen, erkundigt sich Schwester Hifadhi doppelt und dreifach bei uns, ob wir wirklich laufen möchten, den Weg denn wirklich kennen und ob wir ein Handy dabei hätten. Wir werden hier wirklich bestens umsorgt.
      Der ca. 25 Minuten lange Spaziergang durch die Straßen der Großstadt (hauptsächlich bestehend aus Sandstraßen) wird zu einem echten Abenteuer. Wir können schon garnicht mehr sagen, wie viele Menschen und vor allem auch Kinder uns zugewunken, wie viele uns “Jambo” (Hallo), “Karibu Tanzania” (Willkommen in Tanzania), “Hi, how are you” (Hi, wie geht es euch?) oder “love you” (lieben euch) zugerufen haben. Immer wieder halten neben uns Taxen, Bajajis oder Busse an, um zu fragen, ob wir nicht aufspringen wollen. Super lieb und freundlich alle Menschen, aber auch irgendwie echt ungewohnt, so sehr im Mittelpunkt zu stehen, wenn man eigentlich doch nur zum Einkaufen geht.
      Einkaufen wollen wir, da wir heute Abend gerne mit einem für uns Studenten sehr typischen Gericht zu dem Abendessen beisteuern wollen: Nudeln mit Pesto (das gute Barilla Pesto mitgebracht aus Deutschland). Mittlerweile sind wir ja auch eher schon Ex-Studenten, aber ich glaube das Essen wird uns auch weiterhin ein treuer Begleiter bleiben.
      Gegen 18 Uhr starten wir also mit Angel zusammen in der Küche zu kochen. Während wir Pesto-Nudeln mit frischen Tomaten zubereiten, bereitet Angel Reis mit einer Art Gulasch vor. Die kleine Success lenkt uns immer wieder mit ihrer lauten, unüberhörbaren Lache und dem akuten Willen, mit uns zu spielen, ab. Dabei werden wir in der Abenddämmerung trotz langer Hosen und NoBite Spray von Mücken attackiert, sodass es uns doch schneller wieder rein treibt als gedacht.

      Zu Abend essen wir zusammen mit Schwester Hifadhi und Father Richard. Da dieser aktuell in Lima ist, haben Isabel und er natürlich gleich gemeinsame Gesprächsthemen, bevor das Thema irgendwann auf die doch bei uns anderen sehr präsenten Zahnmedizin-Themen übergeht. Schmunzeln müssen wir vor allem, als Father Richard Schwester Hifadhi ganz nett darauf aufmerksam macht, dass das heiße Wasser, welches in sein Zimmer gebracht wurde, eine super nette Geste sei, er bei diesen Temperaturen aber eher keinen Tee trinken möchte. Schwester Hifadhi guckt uns an und lacht nur, bevor sie auch ihm entgegnet: man muss aber doch Hitze mit Hitze bekämpfen. So funktioniere das in Tansania.

      Das Essen hat glücklicherweise allen sehr gut geschmeckt, auch wenn man es natürlich nicht mit dem aufwendig zubereiteten Essen von Angel, der Köchin, vergleichen kann. Ein weiteres Highlight war das Kokosnusswasser, welches wir aus der heute erst geernteten Kokosnuss von der hauseigenen Palme genießen durften. Da kommt doch wirklich richtiges Urlaubsfeeling auf.

      Nachdem wir zusammen mit Schwester Hifadhi den Abwasch machen, gehen wir zurück auf unser Zimmerchen im Jino Haus und können dabei den fast erreichten Vollmond hell am Himmel leuchten sehen. Schnell aber rein, sonst kommen die Moskitos wieder. Den Abend verbringen wir mit Entspannen und dem weiteren Knüpfen der Bändchen - Tahnee findet so langsam richtig Spaß daran!

      Verrückt, dass morgen einfach schon Freitag ist. Unser vorletzter Arbeitstag in Kitunda. Wie schnell die Woche doch schon vergangen ist. Wir senden die liebsten Grüße! Lala Salama 💤
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    • Day 10

      Kindermesse und Packalarm

      May 7, 2023 in Tanzania ⋅ ☀️ 30 °C

      Der Wecker war gestern auf 8:15 gestellt worden (endlich mal ausschlafen - so der Gedanke), aber von wegen. Um 6:30, pünktlich zur ersten Messe, werden wir langsam zu den Gesängen und Gebeten wach, die aus der großen Kirche direkt nebenan über die ganze Nachbarschaft ertönen. Wenn wir Swahili verstehen würden, könnten wir quasi aus dem Jino Haus an der Messe teilnehmen. Zumindest können wir heute langsam wach werden und liegen noch ein wenig faul im Bett rum. Wir fangen schonmal an zu packen, bevor die Sisters und Father Richard von der ersten Messe zurückkehren und es Frühstück gibt. Wir hatten uns gestern dazu entschieden zur dritten Messe, der Kindermesse, zu gehen. Und so schmeißen wir uns nach dem Frühstück ins Röckchen und bewegen uns langsam mit Sr. Hifadhi Richtung Kirche. Auch hier hören wir wieder aus allen Ecken das Wort "wazungu" (Europäer*innen), gefolgt von Gekichter und Getuschel. Ab und zu traut sich mal eine/r von den Kindern uns zu grüßen: "Hello how are you ?"
      Wir haben nicht genügend Finger und Zehen, um zu zahlen wie oft wir diese Woche schon Mzungu oder Wazungu gehört haben. Überall, wo wir sind, ist das das Lieblingswort, vor allem das der Kinder.

      Unser gestern angekündigte Plan uns seitlich an den Ausgang der Kirche zu setzen muss direkt verworfen werden, als uns Sr Hifadhi wieder nach vorne winkt, um uns in die erste Reihe zu holen. Der Vorteil ist dieses Mal, dass seitlich hinter uns ein Ventilator angeworfen wird und von links nach rechts schweift (wir glauben nur wegen uns, da kein anderer Ventilator in der Kirche angemacht wird). Von Nachteil ist wiederum, dass die Sonne um 10:00 Uhr morgens die Kirche schon ganz schön aufheizt und so laufen mal wieder die Schweißperlen die Stirn und das Décolleté hinab. Der erste kritische Punkt kommt dann, als wir das ersten Mal auf den Kniebänken knien, aber Tahnee hält tapfer durch. Als wir wieder sitzen, schaut Sr Hifadhi rüber, sieht die nass geschwitzen Haare auf Tahnees Stirn kleben und reicht ihr geistesgegenwärtig ein Umschlag, mit dem sie sich zuwedeln kann. Das ist die Rettung, denn der Wind des Ventilators schafft es kaum zu uns nach ganz vorne. Die Messe an sich bringt uns nicht nur einmal zum Schmunzeln. Der Kinderchor, in dem auch Agrepina mitsingt, aber auch viele andere Kinder, singen aus voller Kehle mit und der Gesang hallt von der hohen Decke der Kirche wider. Dazu klatscht die ganze Kirche und auch die Tanzschritte sitzen perfekt. Das zweite Schmunzeln galt definitiv Sr. Hifadhi, die doch eine geraume Zeit während der Messe gegen ihre Müdigkeit ankämpft und immer wieder einnickt und nach vorne schaukelt. Heute schaffen wir es bis zum Auslaufen des Priesters, der Messdiener und des Chores. Viele Kinder folgen nicht deren Vorbild oder benutzen den nächsten Ausgang, sondern stürmen nach vorne zur ersten Reihe. Alle vorherige Schüchternheit ist jetzt abgelegt und es werden wieder Haare angefasst, Händchen gehalten und von allen Seiten losgebrabbelt. Wir können nicht mehr tun als allen ein Lächeln zu schenken und dann geht's mit Sr Hifadhi,doch recht zügig, wieder hinter das Tor des Grundstücks der Schwestern. Es folgen noch ein paar Luftküsse und "I will miss you" und "I love you"-Rufe, dann geht die Tür zu und es kehrt wieder Ruhe ein.

      Nach einem kurzen Ausruhen geht's auch schon zum Mittagessen. Es gibt Reis und eine leckere Sauce aus Kokosnussmilch, gefolgt von tikiti maji und ndizi (Wassermelone und Bananen). Wie schon gestern und heute morgen fragt Father Richard zum dritten Mal nach, ob & wann das Taxi organisiert ist, was ihn heute zum nächsten Standort bringen soll. Niemand weiß so ganz Bescheid, aber alle geben Halbwahrheiten ab, bis noch während des Mittagsessens das besagt Taxi auf den Hof fährt. Father Richard ist sichtlich gestresst, da er noch nicht gepackt hat, aber die Sisters versichern ihm er solle Polepole machen und kein Stress. Auch der Taxifahrer bekommt noch ein Mittagessen hergerichtet mit einer Portion Reis, die uns zwei Tage satt gehalten hätte.

      Das Mittagessen hat etwas länger gedauert als geplant und so setzt sich Tahnee sofort raus in den Schatten, um mit ihrer Familie zu telefonieren. Es gibt wieder Gastauftritte, aber dieses Mal von Agrepina und Success. Als Isi sich dazugesellt, reden wir noch über die weitere Reiseplanung und über Ideen, von denen wir hoffen, sie in Zukunft verwirklichen zu können. Währenddessen ist Agrepina sehr interessiert daran, wie dieses Armbandknüpfen denn funktioniere. Isi lässt sie vier Farben aussuchen und zeigt ihr anhand eines einfachen Musters wie es geht... alles in Zeichensprache versteht sich. Da ich gerade dabei bin das Armband für Agrepina zu knüpfen, schreibt sie mithilfe vom Google Übersetzer (der in den letzten Tagen unser bester Freund ist, was die Kommunikation mit Agrepina angeht) und sagt mir, dass wir uns die Bänder gegenseitig machen können. Success, der kleine Wirbelwind, hüpft wieder fröhlich um uns herum und sucht nach Aufmerksamkeit, indem sie versucht Tahnees Airpods (kabellose Kopfhörer) zu stibitzen oder sich alte, dreckige Socken anzieht, die sie unter der Wäscheleine findet. Aus für uns unerklärlichen Gründen kann sich Success Tahnees Namen (ausgesprochen Tani) einfach nicht merken und während Isi mit "Isabella" angesprochen wird bleibt Tahnee für sie "Mzungu" (Singular von Europäer*in).

      Unsere mitgebrachte Brotbackmischung backt sich auch nicht von allein und so gesellen wir uns zu Sr. Hifadhi, die gerade Mandazi (Gebäck) für unsere morgige Fahrt vorbereitet, in die Nachmittagssonne. Nach Isi's fehlgeschlagener Schätzung über die benötigten 300 ml Wasser, hat unser Brotteig eher die Konsistenz von Waffelteig und so fügen wir noch eine gute Menge Mehl hinzu. Der Teig darf dann bei den hier vorherrschenden Temperaturen aufgehen.

      Während die Brötchen im Ofen knusprig werden setzen wir uns mit den Kids (Success, Agrepina und ihrer Freundin Jaqueline) nach draußen und albern rum. Die beiden großen Mädels hüpfen spielerisch hin und her und fragen, ob sie unsere Haare kämmen und flechten dürfen. Das endet darin, dass Isi Tahnees unendlich lange Haaren bändigt und Agrepina sich eine Strähne von Isis Pony rauszieht und flechtet. Da ein Zopf in meinen Haare nicht ohne Haargummi hält versiegelt Agrepina ihr Meisterwerk mit ihrer eigenen Spucke, sodass Isi die nächsten paar Minuten die angelutschte Strähne im Gesicht baumeln hat. Wie sich herausstellt sind unsere Brötchen mittlerweile zu Fladen mutiert, ABER sie schmecken und das ist die Hauptsache.

      Zum vorerst letzten Abendessen hier in Kitunda sitzen wir mit Dr. Hifadhi und Sr. Goretti zusammen. Wir übergeben unsere selbstgemachten Schlüsselanhänger und sie bedanken sich. Erst nach einigen Minuten in denen Sister Goretti immer wieder auf das Band starrt fragt sie: "Is it made by machine?" (Wurde das maschinell gefertigt)
      Beide Sisters sind doch sichtlich erstaunt darüber, dass wir die Woche über die Bänder selbst geknüpft haben. Wir erklären ihnen, dass es eigentlich nichts anderes, als viele geordnete Doppelknoten. Direkt kommt Sr. Goretti die Idee, dass das doch eine ideale Beschäftigung für Sister Doris wäre. Wir machen aus, diesem Vorhaben in vier Wochen nachzugehen, wenn wir zu unserem zweitägigen Zwischenstopp wieder in Kitunda sind.

      Wir bedanken uns für die schönen Zeit, die außerordentliche Gastfreundschaft, Fürsorge und die tollen Erfahrungen die wir in nur einer Woche sammeln durften. Endlich wurden unsere Vorstellungen von Tansania mit den ersten Bildern gefüllt. Tansania hat jetzt schon ein Stück unseres Herzen für sich gewonnen.

      Heute nehmen wir ausnahmsweise das Angebot an und verzichten darauf den Abwasch zu machen, da im Jino Haus noch das Packchaos auf uns wartet. Zumindest auf Isis Seite gibt es noch einiges umzusortieren und einzupacken. Tahnee schnappt sich schon einmal eine (wohlgemerkt kalte) Dusche, was jedoch dazu führt, dass unser ohnehin warmes Zimmer nun das Klima eines Gewächshauses innehat (Luftfeuchtigkeit=100%). Weitergepackt wird ab jetzt nur noch in Unterbuxe. Irgenwann sind alle Sachen verstaut, die Rucksäcke in den Flur gestellt und auch der pinke Koffer mit der Wanderausrüstung liegt unterm Bett, wo er die nächsten vier Wochen verweilen darf.
      Dann aber schnell ins Bett, denn morgen geht es früh raus, zu unserem nächstes Abenteuer.
      Die letzen Mücken werden mithilfe der Handytaschenlampe unterm Mosquitonetze gefunden und zerklatscht. Jetzt heißt es wieder: "Usiku mwema, tuta onane kesho" (Gute Nacht & wir sehen uns morgen)
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    • Day 4

      Reaktion statt Prävention

      May 1, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 29 °C

      Um 7:00 Uhr klingelt der Wecker. Der erste Arbeitstag steht an! Wir schmeißen uns in die OP-Kleidung des UKM (haben wir definitiv nicht vermisst), die Kathi und Laura netterweise für uns dagelassen haben. Dann gibt es bei legeren 25 Grad am Morgen zusammen mit Sister Hifadhi einen heißen Tee und eine Süßkartoffel für jede von uns. Sr. Hifadhi erklärt uns, dass der heutige Tag (1.Mai) etwas anders ablaufen wird als ein normaler Arbeitstag. Am heutigen Feiertag startet die Messe um 9:00 und es werden sehr viele Kinder da sein. Wie viele es tatsächlich sind, werden wir später noch am eigenen Leib erfahren.

      Aber zunächst heißt es "Auf auf" und los geht's zur Zahnstation, die groß mit "Meno" = Zähne gekennzeichnet ist. Hier werden vor allem Extraktionen durchgeführt. Draußen treffen wir eine Patientin mit einer riesig geschwollenen Wange an (Verdacht auf einen Abszess). Sr. Hifadhi guckt sich die junge Frau noch kurz an, bevor sie uns ins hintere Behandlungszimmer führt, um Dr. Josef vorzustellen. Dr.Josef ist 23, kommt aus Mbeya und ist seit kurzem mit dem Studium fertig. Seit Anfang des Jahres arbeitet er in Kitunda als Zahnarzt und unterstützt hier tatkräftig Sr. Hifadhi, die vorher allein tätig war und allerhand zu tun hatte. Während wir Dr. Josef noch kurz bei der laufenden Behandlung zugucken, verlässt Sr. Hifadhi die Zahnstation um zur heutigen Messe zu gehen. (Dauer: ca. 3 Stunden). Die nächste Patientin kommt und Dr. Josef übergibt uns das Zepter. Uns ist hingegen die Überforderung ins Gesicht geschrieben. Nicht nur die sprachliche Barriere macht uns zu schaffen, auch der Tatsache, dass wir in der Uni bisher nur 3-4 maximal parodontal vorgeschädigte Zähne extrahiert hatten, macht die Situation nicht einfacher. Nun gut, erstmal den Befund erheben. Es gibt viele Baustellen, aber ein Zahn ist tief zerstört und bei einem 5er im Unterkiefer ist distal eine große Karies zu erkennen. Schnell ist klar: Der schmerzende Zahn muss extrahiert werden. Nach Rücksprache mit dem Mann der Patientin können wir sie von einer Füllung am 5er überzeugen. Los geht es mit der Anästhesie. Bis diese wirkt präpariert Tahnee die Kavität. Mit einigen geschickten helfenden Handgriffen von Dr. Josef ist die Füllung in 15 Minuten fertig. Danach geht's für Isi unter Anleitung an die Extraktion. Aufgrund der fortgeschrittenen Entzündung wirkt die Anästhesie leider nicht optimal, sodass die Patientin gleich zu Beginn anfängt zu weinen und zu schreien. Wir beide sind mit solchen Situationen nicht vertraut und so übergibt Isabel die Zange an Dr. Joseph. Dieser zieht den Zahn mit viel Greifkraft und Geschick in wenigen Sekunden, jedoch weiterhin unter dem Schreien der Patientin. Die Patientin verlässt das Behandlungszimmer bekommt noch Instruktionen und ein Antibiotikum von Rosie. Wir stehen neben dem tiefenentspannten, lächelnden Dr. Joseph und sind allein vom Zuschauen schweißgebadet. Er erklärt uns, dies sei die "nature of our patients"= "Natur unserer Patient*innen". Damit meint er, dass der Zahnarzt in den meisten Fällen nur bei Schmerzen aufgesucht wird und nicht für Vorsorgeuntersuchungen. Die Gründe dafür sind einerseits die Angst vor dem Zahnarzt und den Schmerzen, aber auch die fehlenden finanziellen Mittel. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir bei allen folgenden 10 Patient*innen nur Extraktionen, an den Zähnen die aktuell Probleme machen, durchführen.
      Es beschäftigt uns, dass wir offensichtlich behandlungsbedürftige Zähne nicht versorgen können. Jedoch nehmen wir die Situation natürlich so hin wie sie ist und probieren die Extraktionen so schmerzlos und zügig wie möglich zu gestalten, um so die Patient*innen von ihren Schmerzen zu befreien.
      Ein zwei Behandlungen später klappen dann auch ersten eigenen Extraktionen. Nach der langen Messe kommt Sister Hifadhi noch dazu und arbeitet an ihren Prothesen weiter.

      Nachmittags genießen wir im Jino Haus zu lautem Kinderstimmen von draußen unser "Chapati" (leckeres Brot).
      Dann kommt Agrepina (8 Jahre) mit der kleinen Mafanikio (Success) zum Jino Haus. Sie wollen mit uns zur Kirche gehen, wo die ganzen Kinderstimmen herkommen. Wir fragen Sr. Hifadhi, die immernoch an den Prothesen arbeitet. Sie lässt uns gehen und trägt Agrepina auf uns zu leiten und aufzupassen. Isi nimmt ihre Kamera mit und hängt sie Agrepina um den Hals, die direkt großen Spaß daran hat Fotos zu schießen. Noch sind wir in einer Nebenstraße, doch als wir in der Nähe der Kirche kommen, rennen uns immer mehr Kinder entgegen, die alle sehr interessiert an uns sind, aber vor allem wollen sie von Agrepina fotografiert werden. Die meisten Kinder sprechen zu unserer Überraschung ziemlich gut Englisch. Jedes Foto was wir machen wird voller und voller, sodass wir irgendwann in der Menge der ganzen watoto (Kinder) auf dem Foto untergehen. Agrepina ist zwar noch klein, aber kann sich zum Glück gut durchsetzen gegen die ganzen Kinder, die auch Fotos schießen wollen. Wir machen einen kurzen Abstecher bis vor die Kirche aber merken schnell, dass es langsam zu viel wird, besonders für die kleine Success, die sich auf Tahnees Arm festkrallt. Also treten wir den Rückweg an und Agrepina läuft vorraus. Ca. 30 Kinder kommen noch mit bis zum Eingang des Health Centers. Dann müssen wir ihnen sagen, dass sie nicht reinkommen können. Byebye watoto wazuri!

      Zurück am Jino Haus setzen wir uns mit den beiden Kindern und Sister Hifadhi zusammen und schauen alte Bilderbücher von Johannes, Magdalena und ihrer Familie zu ihrer Zeit in Tansania. Success ist so müde, dass sie noch auf Tahnees Schoß tief und fest einschläft.

      Es gibt noch ein leckeres Abendessen und wir fangen an bunte Schlüsselanhänger für alle Sisters zu knüpfen. Danach geht's ab ins Bett denn morgen ist ein neuer Tag mit neuen Patient*innen, Herausforderungen und Erfahrungen, für die wir alle Energie gebrauchen können.
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    • Day 39

      Surprise Surprise 🫶🏼

      June 5, 2023 in Tanzania ⋅ 🌧 26 °C

      Es ist Montag Morgen. 07:00 Uhr. Anders als die letzten Wochen, müssen wir heute nicht zur Arbeit. Dennoch klingelt der Wecker so früh, da wir uns mit Schwester Hifadhi vor ihrem Arbeitstag zum Frühstück verabredet haben.
      Zu unserem Leid hat es die Nacht über geregnet. Wir wachen schon zu Geplätscher vor den Fenstern auf. Unsere Wäsche, die noch draußen auf der Wäscheleine hängt, trieft nur so von Regenwasser. Mit unseren Regenjacken stapfen wir also raus in den Regen und nehmen die klatschnasse Kleidung von der Leine. Stück für Stück wringen wir jedes einzelne Kleidungsteil aus und hängen es im Jino Häuschen auf - über die dort innen vorhandenen Wäscheleinen, jeden einzelnen Stuhl und die Türen. Die Ventilatoren werden auf eine höhere Stufe gestellt und wir freuen uns schon jetzt so garnicht über die abnormal hohe Luftfeuchtigkeit, die nun in unserem Zimmerchen herrscht. Schwitzen ist heute also vorprogrammiert.

      Nach knapp einer Stunde essen wir dann unser Toastbrot, etwas Süßkartoffel, jeweils ein hart gekochtes Ei, und unser Highlight: CiniMinis 😍 Für umgerechnet 8€ (!!) die Packunt genießen wir diesen Geschmack auf eine ganz besondere Art und Weise!

      Wir verbringen den restlichen Morgen damit, weitere Bändchen vorzubereiten und unsere Überraschung für Schwester Hifadhi zu planen. Da es auch weiterhin die ganze Zeit regnet, verbleiben wir die meiste Zeit im Zimmerchen.
      Gegen 11 Uhr steppen wir rüber in das St. Benedict Health Center, um Schwester Hifadhi, Dr. Joseph und Rosie einen Besuch abzustatten! Alle freuen sich sichtlich, uns wieder zu sehen. Viel los ist auch heute nicht, aber irgendwie dennoch immer etwas zu tun. Die Patient*innen scheinen sich zeitlich gut abzustimmen.

      Wir warten auf den passenden Moment, um Dr. Joseph als Fotografen zu engagieren und unsere GoPro aufzustellen, um die Überraschungs-Übergabe festzuhalten.
      Wir selbst können es fast schon nicht glauben, dass Dank unserer Freunde und vor allem unserer Familien tatsächlich (stand jetzt) 5230€ für die Kindertagesstätte von Schwester Hifadhi zusammen gekommen sind. Mehr als die Hälfte des Geldes, welches sie für die Fertigstellung benötigt. Wir können es nicht abwarten, ihr diese Überraschung zu übergeben!
      An dieser Stelle ein Riesen DANKE an alle Spender*innen, die das ermöglicht haben!

      Da es plötzlich doch wieder in Strömen anfängt zu regnen, verlagern wir unseren Plan unter ein Dach des Guest Houses der Schwestern. Schwester Goretti übernimmt den Job der Fotografin, während Success es sich auch nicht entgehen lassen möchte, ein Teil der Überraschung zu sein.
      Bis Schwester Hifadhi von der Zahnstation rüber gelaufen kommt, spielen wir mit der kleinen Success noch im Regen - sie hat wirklich großen Spaß an dem “maji maji” (Wasser, Wasser)!

      Wir versuchen ein paar liebe und erläuternde Worte zu finden, bevor wir ihr unser geschriebenes Schildchen überreichen. Sehr schnell begreift Schwester Hifadhi worum es geht und welche Summe wir für sie sammeln konnten! Sie strahlt von einem bis zum anderen Ohr, hält sich das Papier immer wieder vors Gesicht, weil sie ihr wunderschönes Lächeln und ihr Ausdruck von Freude verstecken möchte. Es ist so schön, diesen Moment mit ihr erleben zu dürfen!
      Noch während Tahnee versucht die richtigen Worte zu finden, fängt auch schon Schwester Hifadhis Handy an zu klingeln. Schwester Hifadhi, die sonst in jeglicher Situation immer direkt den Hörer abnimmt, schaut sich nur einmal kurz um und widmet sich dann voll und ganz wieder dieser schönen Überraschung. Ihre Freude so miterleben zu dürfen, für etwas, was ihr Herz so erstrahlen lässt, ist wirklich einmalig.

      Ihre Worte als Rekation waren in etwa die folgenden: Oh, wow, thank you very much. That is so nice! Thank you so much! That is so much money! May God bless you always! You are always in my heart. I don’t know how to say thank you enough. My God bless you and do everything for you.
      (deutsch: oh wow, vielen lieben Dank. Da ist so lieb! Ganz lieben Dank. Das ist so viel Geld. Möge Gott euch immer segnen. Ihr werdet für immer in meinem Herzen sein. Ich weiß garnicht, wie ich meine Dankbarkeit ausdrücken kann. Möge Gott euch segnen und alles für euch tun!)

      Dieser Moment war definitiv unser Highlight des Tages! 🫶🏼

      Kurz nach der Überraschung verspeisen wir zusammen mit Schwester Hifadhi unser Mittagessen. Wir unterhalten uns über das Daycare Center und was sie als nächstes plant und noch immer steht ihr die Freude ins Gesicht geschrieben.
      Nach dem Mittagessen machen wir nochmal einen Abstecher in die Zahnstation, um uns von Rosie und Dr. Joseph zu verabschieden. Auch dorthin begleitet uns die kleine Success und schläft während unseres Gespräches mit den beiden fast auf Tahnees Arm schon ein. Zeit für ihren Mittagsschlaf.

      Den Nachmittag über verbringen wir viel Zeit mit dem Packen und Arrangieren unseres gesamten Gepäckes und spielen nach dem besagten Mittagsschlaf viel mit Success und Agripina.
      Isi bringt derweil Schwester Doris bei, wie man Bändchen knüpft. Schwester Doris ist seit eines Autounfalls vor 12 Jahren querschnittsgelähmt ab der Hüfte abwärts, sodass sie sich über eine solche Beschäftigung und Kreativität sichtlich freut und sehr schnell große Erfolge erzielt. Wirklich schön mit anzusehen, was ihr das für eine Freude bereitet.
      Die Tüte mit zich Bändern verschiedenster Farben lassen wir auch gleich bei Sister Doris, damit sie einen Vorrat für die nächste Zeit hat und ihrer Kreativität freien Lauf lassen kann!

      Gegen 18:00 Uhr checken wir dann nochmal unsere Wäsche: nach wie vor klatschnass. Wir starten also eine große Bügelaktion, um die gröbste Feuchtigkeit aus der Kleidung zu bekommen. Letzten Endes läuft es auf knapp 3,5 Stunden bügeln hinaus an diesem Abend. Während Tahnee sich dem Bügeln widmet, bespaßt Isi Success, die in unserem Zimmer ein kleines großes Chaos anrichtet, überall Kekskrümel verteilt, mit allem spielt, was sie in die Hände kriegt und Brillenbügel verbiegt.

      Heute werden wir auch von allen möglichen kleinen Lebewesen in unserem Zimmerchen besucht. Von einem Mini-Frosch über Käfer und einem Baby-Gecco war alles dabei.

      Irgendwann taucht Schwester Hifadhi bei uns im Jino-Häuschen auf und lädt uns zum Dinner ein. Anlässlich des besonderen Tages heute gibt es Wein und eine Art Pizza, mit seeehr dickem Teig (eher eine Art Pizzabrot würden wir sagen). Dazu gibt es wie so häufig Ugali, Sauce und Grünkohl. Ein wirklich schöner Abschluss zu diesem besonderen Tag. Die kleine Success schwirrt auch hier wie ein Wirbelwind um den Tisch herum und versucht immer wieder unsere Aufmerksamkeit zu bekommen, während wir uns mit Schwester Hifadhi und Schwester Goretti unterhalten.
      Wir bedanken uns für einen wirklich schönen Abend, verabschieden uns schon von Success, Angel und Schwester Goretti (die sagt, sie komme morgens nicht gut aus dem Bett, daher müssten wir uns schon jetzt verabschieden) und immer wieder werden wir darum gebeten, doch ganz bald schon wieder nach Kitunda zu Besuch zu kommen. Wie wohl wir uns hier doch gefühlt haben!

      Den restlichen Abend verbringen wir mit Sachen packen, duschen und immer weiteren Bügeln. Das Zimmer gleicht eher einer einzigen Wäschekammer, da jedes Interior zu einem Wäscheständer oder Aufhänger umfunktioniert wird.

      Gegen Mitternacht schalten wir dann erst das Licht aus. Noch Knapp 4 Stunden Schlaf, die wir kriegen können. Also ab, schnell ins Land der Träume!

      Usiku mwema, ihr Lieben ✨
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    • Day 5

      Extraktionen über Extraktionen!

      May 2, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 30 °C

      Auch unser heutige Morgen beginnt wieder um Punkt 07:00 Uhr mit dem Klingeln des Weckers. Schwester Hifadhi klopft zwei Minuten später schon an unsere Tür, um uns Bescheid zu geben, dass heute früh um 07:45 Uhr im Health-Center ein Meeting der Mitarbeiter stattfindet und sie uns da gerne vorstellen möchte.
      Also machen wir uns fertig für den Tag, trinken mit Sister Hifadhi wie gestern auch einen Tee (auch wenn uns dieser mal wieder bei den schon 25 Grad die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn wirft ) und schlingen noch kurz eine Banane runter, um den ersten Hunger zu stillen - wer weiß wie viele Patienten heute kommen und wann wir das nächste Mal Pause machen!

      Bis sich alle Mitarbeiter auf einer kleinen Außenfläche vor dem Health-Center versammeln, ist 8 Uhr schon verstrichen. Die deutsche Pünktlichkeit wird auch hier, wie in den meisten anderen Ländern der Welt, nicht gelebt. Wir haben dadurch aber Gelegenheit mit den anderen Ärzten und Mitarbeiten ins Gespräche zu kommen und versuchen uns, die knapp 12 Namen der anderen Mitarbeiter zu merken. Erstaunlich viele der Frauen heißen Mary - wie die Mutter Gottes (auf englisch) wie uns erklärt wird.

      Danach geht es in die für uns vom Vortag schon bekannten zwei Räume, die mit “Meno” (Zähne) ausgeschildert werden. Hier warten schon die ersten Patienten auf uns. Dr. Joseph und die Helferin Rosi sind wieder vor Ort und stehen uns mit Rat und Tat zur Seite. Schwester Hifadhi kommt im Laufe des Tages auch dazu. So werden auch heute bei den insgesamt 14 Patient*innen 10 Extraktionen durchgeführt (hauptsächlich praktisch von uns ganz alleine durchgeführt, Dr. Joseph war aber immer vor Ort um bei Bedarf zu unterstützen), ein Trauma behandelt, eine Zahn- und Taschenreinigung durchgeführt (da die Patientin mit Schmerzen aufgrund von stark geschwollenem Zahnfleisch kommt) und von Schwester Hifadhi eine Prothese eingegliedert.
      Außergewöhnlich ist heute, dass wir sehr viele Kinder behandeln. Einige von Ihnen sind super hart im Nehmen und lassen sich ohne ein Zucken die doch recht unangenehme lokale Betäubung geben und anschließend auch den Zahn ziehen. Andere wiederum schreien, weinen und strampeln vor sich hin während der Behandlung, sodass teilweise auch Schwester Hifadhi und Rosi dazu kommen, um die Kleinen zu beruhigen - für uns wirklich herzzerreißend mitanzusehen.
      Vor allem Dr. Joseph ist uns bei den Behandlungen der Kinder eine große Hilfe, da er während der Eingriffe die Kinder versucht mit Geschichten abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Auch wenn wir mittlerweile die nötigsten Sätze für eine Behandlung auf Swahili weitestgehend drauf haben, können wir auf eine solch “beruhigende” Weise natürlich leider noch nicht mit den Patient*innen kommunizieren.

      So sehr den Patient*innen hier vor Ort auch geholfen wird und Ihnen durch die Extraktion des verursachenden Zahnes der Schmerz genommen wird, fällt es uns in einigen Fällen dennoch schwer diese “that’s the nature of our patients” Philosophie zu verinnerlichen.

      Ein Beispiel: eine unserer Patientinnen, im Alter von 7 Jahren, kam heute zu uns mit sehr starken Schmerzen am rechten unteren Backenzahn (der erste bleibende Backenzahn, der im Alter von ca. 6 Jahren durchbricht). Sie habe die ganze Nacht deswegen nicht schlafen können.
      Bei der Inspektion der Mundhöhle fällt direkt auf, dass sich das Zahnfleisch über das Ende des Zahnes gestülpt hatte. Dadurch hat sich seit Durchbruch des Zahnes eine Nische gebildet, die prädestiniert für Essensreste ist, aber mit der Zahnbürste nicht zu erreichen ist. Unter dieser “Zahnfleischkapuze”, wie wir es nennen, hat sich also in den ca. anderthalb Jahren eine riesige Karies gebildet, die mittlerweile schon bis zum Nerven durchgedrungen ist. Die Therapie besteht hier vor Ort also in der Extraktion des Zahnes.
      Als Zahnärzt*innen blutet einem bei sowas aber innerlich das Herz, da dies sehr einfach durch das Entfernen der Zahnfleischkapuze hätte verhindert werden können, wenn die Patienten regelmäßig zur Vorsorge zum Zahnarzt/zur Zahnärztin gehen würden.
      So wurde der Kleinen ein Zahn gezogen, der erst knapp seit anderthalb Jahren da war und eigentlich für noch viele Jahrzehnte ihres Lebens vorgesehen war.
      Aber wie wir die letzten beiden Tagen schon gelernt haben, ist das die “nature of the patients” und das System hier funktioniert einfach anders: Zahnärzt*innen werden aufgesucht, wenn akute Schmerzen bestehen!

      An die Umstände also, dass über 90% der Patient*innen mit wirklich starken Schmerzen kommen und dementsprechend die Behandlung auch unangenehmer verläuft (z.B. durch schlechtere Wirkung der Anästhesie), müssen wir uns wirklich noch gewöhnen! Dennoch merken auch wir, dass es mit den Behandlungen immer besser klappt, wir immer eigenständiger werden und auch die nötigen Swahili Sätze für eine Behandlung uns nach und nach besser im Kopf bleiben.

      In der Zwischenzeit, wenn mal keine neuen Patient*innen gerade vor Ort sind, haben wir die Zeit genutzt um eine paar Eindrücke mit der Kamera festzuhalten: von dem manuellen Behandlungsstuhl in einem der Räume (nur einer verfügt über einen elektrischen Behandlungsstuhl, wie man ihn aus Deutschland kennt), den verwendeten Materialien vor Ort, sowie auch Fotos von Dr. Joseph und uns.

      Gegen 14:30 Uhr verlässt die letzte Patientin die Zahnstation, sodass auch wir Feierabend machen können. Wir essen gemeinsam lecker zu Mittag (es gibt wieder Kochbananen mit einer Art Grünkohl - so schmeckt es zumindest) und machen anschließend einen Power Nap (Mittagsschlaf). Die ganzen neuen Eindrücke der letzten Tage sind viel zu verarbeiten!

      Am Nachmittag besuchen wir Schwester Hifadhi nochmal in der Zahnstation, während sie Prothesen herstellt für Patienten, die die kommenden Tage zum Einsetzen und Anprobieren vorbei kommen. Wirklich faszinierend zu sehen, mit welcher Routine und Geschicklichkeit sie dort arbeitet.

      Die restliche Zeit bis zum Abendessen verbringen wir mit Entspannen und dem weiteren Knüpfen der persönlichen Schlüsselanhänger für die Schwestern.
      Zum Abend hin essen wir gemeinsam mit Schwester Hifadhi, Schwester Goretti und der kleinen Success im Gemeinschaftsraum zu Abend. Es gibt Reis mit Bohnen, einen selbst gemachten Krautsalat, Maiskolben und zum Nachtisch Wassermelone und Tahnee’s absolut favorisierten Passionsfrüchte - vom hauseigenen Maracujabaum direkt vor dem Jino-Häuschen versteht sich. Noch nie haben wir so leckere Passionsfrüchte gegessen, mit einem solch intensiven Geschmack! Tahnee schwebt hier definitiv im Maracuja-Himmel!

      Auch heute fallen wir wieder recht kaputt ins Bett. Morgen steht ein neuer Arbeitstag an. Wir sind gespannt, was uns erwarten wird. Bis dahin, schlaft gut! Lala salama 💤
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    • Day 3

      Kirchlicher Sonntag mit Überraschung

      April 30, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 25 °C

      Heute mal geschrieben aus der Sicht von Tahnee:

      05:30 Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Ich werde aus dem Tiefschlaf gerissen. Beim Blick nach draußen erglimmse ich schon das sanft stärker werdende Tageslicht. Die Grillen Geräusche, die am Abend noch so stark waren, sind schon nicht mehr zu hören.
      Meine Gedanken schweifen dennoch ab, und ich denke mir innerlich, dass die 7 Stunden Schlaf gerne auch noch länger hätten sein können.
      Isabel überhört den Wecker komplett und zeigt keinerlei Reaktion. Der Wecker wird also von mir auf Schlummern gedrückt, in der Hoffnung, dass sie dadurch dann 10min später sanft aus dem Schlaf erweckt wird. Auch das war allerdings eher eine Wunschvorstellung von mir.

      Ich wecke Isabel also persönlich auf und wir beide machen uns fertig für den Tag. Die morgendliche Sonntags-Messe der auf der anderen Straßenseite gelegenen (in unseren Augen sehr großen) katholischen Kirche beginnt pünktlich um 06:30 Uhr, sodass wir uns in unseren Sonntags-Outfits mit Sister Hifadhi auf den Weg dorthin machen.
      Unsere Plätze nehmen wir neben anderen Schwestern in der ersten Reihe ein.

      Die Messe beginnt mit dem Einmarsch des Priesters. Highlight für uns ist dabei der ca. 20 köpfige Gospel-Chor: alle in einem schicken, bunten, für uns typisch afrikanischen Kleid bzw. Hemd gekleidet. Begleitet von einer Orgel, zahlreichen Trommeln und anderen Instrumenten (ähnlich einem Reis-Rohr wie man es früher oft gebastelt hat) brachte der Chor eine ganz magische Stimmung in diese heilige Stätte so früh am Sonntag Morgen.
      Generell ist es wirklich eine tolle Erfahrung mitzuerleben, wie die knapp 600 Leute zusammenkommen, gemeinsam singen, beten und dem Priester aufmerksam zuhören, während dieser etwas uns leider Unverständliches erzählt, dabei wild umher gestikuliert und das ein oder andere Lachen aus der Menge hervor kitzelt.

      Nach knapp anderthalb Stunden merke ich dann doch, wie mir das viele Stehen und die Hitze in der Kirche durch die aufgehende Sonne zu schaffen macht. Mir wird schlecht und ich habe das Gefühl gleich umzukippen (wer mich kennt, weiß, dass das nicht die größte Seltenheit bei mir ist). Der Temperaturwechsel von dem doch recht kalten Deutschland in das warme, und vor allem aktuell noch recht schwüle Tansania, sowie der leere Magen schienen die Situation nicht verbessert zu haben.

      So unangenehm mir es auch ist, und so gerne ich die Situation vermieden hätte, stehe ich also käseweiß und kalt nass geschwitzt auf, und verlasse so unauffällig wie möglich die Kirche (ihr könnt euch vorstellen, dass das aus der ersten Reihe heraus eher genau gegenteilig verlief).
      Isabel - mittlerweile merkt sie, nach 6 Jahren gemeinsamer Uni, tatsächlich wortlos an meinem Blick und meinem käseweißen Gesicht schon, was los ist und was sie zu tun hat - folgt mir, umsorgt mich, und bringt mich zusammen mit Sister Hifadhi zurück in das Jino Haus.

      Nach einem Nuss-Riegel und einigen Schlücken Cola schlafe ich direkt ein und wache erst zweieinhalb Stunden später wieder auf.
      Was ein Morgen - genau so habe ich ihn mir definitiv nicht vorgestellt. Mittlerweile wissen wir aber alle, dass auf unserer Reise wahrscheinlich kein Tag vergeht ohne eine Geschichte, über die wir auch in vielen Jahren noch lachen werden. Auch an dieser Stelle kann man das gestern benutzte TT wieder anbringen, diesmal aber mit der Bedeutung, die es sonst eigentlich hat: typisch Tahnee!

      Gegen 11 Uhr frühstücken wir verspätet eine Kleinigkeit im Jino Haus. Sister Hifadhi leistet uns Gesellschaft. Auch heute gibt es Toastbrot, selbstgemachte Orangenmarmelade, Ei und frische Bananen. Wir unterhalten uns lange über die aktuelle Präsidentin von Tansania und den ehemaligen Präsidenten des Landes und sie erzählt uns einige lustige Geschichten dazu. Ihr Kichern ist wirklich einmalig, sehr ansteckend und wird uns mit Sicherheit noch sehr lange in Erinnerung bleiben!

      Bei einem leckeren Mittagessen, bei dem ich unter anderem zum ersten Mal die sogenannte “mmea” (Kochbanane) probieren durfte, sitzen wir zusammen mit Schwester Bibi und Schwester Goretti und unterhalten uns amüsant über den Platzregen, der uns aus dem Nichts überrascht hat. Die Schwestern haben es schon erahnt und netterweise alle Fenster des Jino Hauses rechtzeitig geschlossen.
      Selten habe ich solche Wassermassen vom Himmel herunter kommen sehen. Nach einigen Minuten war das Schauspiel aber dann auch schon vorbei, und die Wassermengen nahmen eher die uns bekannten deutschen Regenmengen an.

      Zusammen mit Sister Hifadhi fahren wir am Nachmittag erst mit einem Bajaji (Dreirad, ähnlich einem TukTuk wie man es aus den asiatischen Ländern kennt) und anschließend mit einem Bus in Richtung Flughafen.
      Sister Hifadhi hat zum Glück noch einen Sitzplatz bekommen, wir stehen bei der doch recht holprigen Fahrt (asphaltierte Straßen gibt es hier nicht überall und der vorherige Platzregen erschwert die Situation für die Fahrer zugleich) im Gang und krallen uns an den Sitzlehnen fest. Schnell stellen wir fest, dass ein Bus, der für 22 Sitzplätze ausgelegt ist, hier gerne auch mal 41 Menschen gleichzeitig transportiert. Eng aneinander gekuschelt ging es dann also durch viel Matsch, riesige Pfützen, die teilweise schon einem kleinen Teich gleichen, und kreuz und quer über die Straße. Auf Straßenspuren wird hier unter solchen Bedingungen seltenst geachtet - Hauptsache man fährt den für das Fahrzeug besten Weg, auch wenn der zeitweise vielleicht auf der Gegenfahrbahn liegt und somit diesen zum Stehen bringt.

      Am Flughafen angekommen heben wir erstmal tansanische Schilling ab, bevor wir uns eine Stunde lang durch ein Vodafone SIM Karten Chaos kämpfen. Letzten Endes schaffen wir es aber, eine neue SIM Karte zu bekommen und eine alte mit neuem Guthaben aufzuladen. Den täglichen Updates hier auf dem Blog steht also nichts mehr im Wege!

      Da wir auf dem Weg zurück nach Kitunda einige Besorgungen machen wollen, entscheiden wir uns dazu, lieber ein Taxi zu rufen. Sister Hifadhi hat da zum Glück sehr gute Kontakte, sodass wir kurze Zeit später in einem klimatisierten Auto sitzen und Wasser, Obst und Snacks kaufen können. Schnell stellt sich aber tatsächlich heraus, dass es besser ist, wenn wir im Taxi sitzen bleiben, während Sr Hifadhi an der Straßenseite das Obst und Gemüse kauft, da unsere Anwesenheit wohl den Preis beeinflusse.

      Zurück im Jino Haus angekommen helfen wir das Abendessen zuzubereiten. Es gibt eine Art Kohlsalat, mit Gulasch und Reis. Wir sitzen lange mit den Schwester zusammen, zeigen Ihnen ein mitgebrachtes Fotoalbum aus der Heimat von unseren Liebsten und unseren Hobbies und lachen sehr viel.
      Die kleine “Success” hat riesen Spaß daran, sich jedes Bild anzugucken und jedes einzelne dieser Bilder mit “wazungu” zu kommentieren - übersetzt heißt dies “weiße Menschen”.

      Gegen 21:00 Uhr verschlägt es uns in unser Zimmerchen, wir schreiben noch ein bisschen an den Blogposts, lassen den Tag Revue passieren und bereiten uns mental schonmal auf den morgigen Tag vor: ab morgen geht es für uns für sechs Tage tagsüber in das Kitunda Health Centre, wo wir bei zahnmedizinischen Behandlungen unterstützen werden. Die Aufregung steigt definitiv, aber wir freuen uns auch ungemein.

      Usiku mwema (gute Nacht)!
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    • Day 5

      Auf nach Kitunda! 🚎⛴🚕

      May 14, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 24 °C

      Let‘s go!! Wir wussten es wird aufwändig, erst von Paje mit dem öffentlichen Dala Dala bis nach Stone Town, mit der Ferry rüber ans Festland nach Dar es Salaam und dann wiederum mit dem Taxi nach Kitunda zu unserer ersten Zahnstation 🦷 zwischendrin immer wieder 20 minütiges Schleppen der Rücksäcke bei 30°C.

      Da wir nach nicht einmal 24h Paje schon wieder verlassen müssen, wohlgemerkt bei der wohl schönsten Küste Sanzibars, wollten wir wenigstens den Morgen vollends ausnutzen. Also dann, Wecker auf 6Uhr morgens, ab an den Strand für den Sonnenaufgang und einer Runde Frühsport. Während Robert ein Yoga Programm durchgeführt hat, ist Marc die Ostküste auf- und abgejoggt. Übrigens oft begleitet von Hunden 🐕 oder Rindern 🐂 die hier standardmäßig am Strand chillen. Zur Belohnung wartete auf uns ein kostenfreies Frühstück an unserem Hostel mit Pancakes!

      Nun also nach dem perfekten Morgen ab nach Kitunda ans Festland! Nachdem wir endlich am Hafen von Dar es Salaam angekommen sind, wurde es direkt trubelig. Unzählige Tansanier, die einem entweder beim Gepäcktragen helfen oder unbedingt ein Taxi andrehen wollten. Wir waren Lost, es waren zu viele … aber dann stand Sie da, Schwester Hifadhi ⛪️ eine 63-jährige Dame, die uns in die Arme aufgenommen hat und unsere Anwerber schnellstens und energisch zu vertreiben wusste!

      Nach etwa 1 Stunde kamen wir an unserer Zahnstation in Kitunda an! Hier heißen uns direkt zwei kleine Mädchen im Alter von 5 und 11 Jahren mit Blumen willkommen. Sie singen ein Lied „maua mazuri ya upenda“ was so viel heißt wie „schöne Blumen der Liebe“ 🌼 Zwei Stunden lang bringen uns die beiden kleinen Mädchen suahelische Wörter bei, uns hat es noch nie so eine große Freude bereitet Suaheli zu lernen!

      Am Abend wurden wir traditionell von Schwester Hifadhi bekocht und haben viele Einblicke in ihre Kultur erhalten. Sie ist eine sehr warmherzige Dame, die man nur in sein Herz schließen kann. Schwester Hifadhi war bisher ein einziges Mal außerhalb Tansanias. Im Jahr 2000 besuchte sie die Familie Pickers in Deutschland. Dort erzählte sie unter anderem von ihren besonderen Erinnerungen an die Expo in Hannover. Marc, gebürtiger Hannoveraner war zu dem Zeitpunkt 7 Jahre alt und ebenfalls auf der Expo - wer weiß, vielleicht ist man sich dort bereits das erste Mal über den Weg gelaufen. Nach dem gemütlichen Abend geht‘s schnell in die Heia. Morgen früh beginnt der erste zahnärztliche Tag worauf wir uns schon so lange freuen 🦷
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    • Day 7

      Danke Kitunda und bis bald!

      May 16, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 31 °C

      Tag 3 in Kitunda:
      Heute beginnt der Tag mit einem Vortrag von Dr. Joseph über Mittelgesichtsfrakturen und deren Klassifikationen. Da hier viele Menschen ohne Helm Motoroller fahren, wird die Wichtigkeit dieses Themas schnell klar. Dr. Joseph bemüht sich wegen Robert und Marc den Vortrag sowohl auf Suaheli als auch Englisch zu halten. Mega geiles Ding als Einstieg in den Tag 🦷

      Bei den zahnärztlichen Behandlungen standen zunächst wieder eine Reihe von Extraktionen an. Man hat sich an die Abläufe hier gewöhnt, sodass alles direkt etwas flotter ging. Heute standen auch mal ein paar Füllungen auf der Tagesordnung. Gebohrt wird übrigens ohne Betäubung, weil diese extra kosten würde und die PatientInnen die Schmerzen daher lieber aushalten… Leider wird auch ohne Wasserkühlung gebohrt, was uns persönlich besonders schwierig fällt, weil die Zähne schnell überhitzen können und dadurch der Nerv Schaden nehmen kann.

      Nach dem Arbeitstag ging es noch per Uber zum ATM und in den Supermarkt. Dr. Joseph ist dabei, um uns zu helfen, dabei hat er uns eher manchmal verwirrt, aber er hat es gut gemeint 😄 Am Ende sind wir noch in eine Bar und haben Dr. Joseph „Mau-Mau“ beigebracht. Echt ein Naturtalent! Nach unserer Reise wollen wir ihm das Skatblatt als Andenken schenken ♣️♦️ Da auf dem Rückweg weder ein Uber noch Tuktuk möglich war, ging es schnellerhand für jeden einzeln hinten drauf auf ein Moped, dabei hatten wir kurz Angst Robert wegen des dichten Verkehrs zu verlieren, zum Glück erkennt man ihn an seinen blonden Haaren sehr gut.

      Zuhause angekommen sehen wir uns noch den Sonnenuntergang am Himmel an und genießen den Moment mit den Kids vom Gelände, die uns wieder spielerisch Suaheli beibringen.

      Kitunda müssen wir nun leider vorerst verlassen, doch wir sehen uns schon in 3 Wochen wieder. Und nu ab ins Bett, um 03 Uhr wird aufgestanden.

      ⏭Next Stop Mikumi Nationalpark 🦁
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    • Day 31

      Der letzte Arbeitstag 🦷

      June 9, 2023 in Tanzania ⋅ 🌙 24 °C

      Heute ist es soweit. Es steht unser letzter Arbeitstag unserer zahnärztlichen Famulatur an. Wieder einmal geht‘s früh aus den Federn und zum Frühstück mit Sr. Hifadhi. Im Anschluss gehen die Behandlungen direkt los. Heute werden wieder ausschließlich Zähne extrahiert, wobei auch der eine oder andere knifflige Zahn mit dabei sein sollte. Zwischendrin legt sich Marc mal auf den Patientenstuhl und wir albern mit Sr. Hifadhi herum, welcher Zahn bei Marc denn gezogen werden sollte - wir haben uns für alle Zähne entschieden 😄

      Nach dem Arbeitstag wird sich herzlichst von Dr. Joseph verabschiedet. Wir sind wirklich froh einen so freundlichen und herzlichen Kerl kennengelernt zu haben. Mit Sr. Hifadhi verbringen wir noch das Wochenende, daher wird die Verabschiedung auf später vertagt. Nach dem Behandlungstag fahren Robert und Sr. Hifadhi zu dem Dentalshop, um die nötigsten Materialien einzukaufen. Es geht mit dem Daladala in die Innenstadt und wir zahlen mal wieder nur 1000 TZS p.P.👌🏻 Marc bleibt leider zuhause, da er einen etwas lästigen Magen-Darm Infekt besitzt und den restlichen Tag im Bett verbringt. Robert macht außerdem noch seine Wäsche. Seine Freundin Kati, die am Abend in Daressalaam landen wird, wird sich freuen 😄

      Bevor wir zum Dental Shop fahren, will Sr. Hifadhi noch ein Geschenk für Marc und Robert besorgen. Wir gehen zu einem Laden, wo viele verschiedene Stoffe verkauft werden und Robert darf die Aufgabe übernehmen, auch für Marc einen Stoff auszusuchen 😅 Am Ende entscheiden wir uns gemeinsam für ein größeres Tuch, auf dem Hakuna matata steht, was so viel bedeutet wie „es gibt keine Sorgen“. Und dann überrascht Sr. Hifadhi Robert auch noch damit, dass sie gerne noch eins für Kati kaufen würde. Er kann ihr gar nicht genug danken für diese unglaublich beeindruckende Gastfreundschaft von ihr!! 😍

      Danach geht’s mit dem TukTuk weiter zum Dental Shop. Ursprünglich hatten wir uns hier überlegt, für den Standort Kitunda sämtliche Materialien für Wurzelkanalbehandlungen einzukaufen. Leider gibt es hierfür kein Röntgengerät. Einen Kompromiss hätten wir mit dem Kauf eines RayPex Geräts gefunden, mit dem man die Länge des Wurzelkanals über Widerstandsmessungen elektronisch ermitteln kann. Leider hat sich alleine dieses Gerät als viel zu teuer erwiesen, sodass wir uns doch dafür entschieden haben, Füllungsmaterialien, Abformmaterialien und Prothesenzähne einzukaufen. Nach dem Besuch beim Dentalshop, gibt es mal wieder eine chaotische Heimfahrt. Wiedereinmal hat sich ein Taxifahrer verfahren, sodass der Heimweg wieder nahezu doppelt so lange dauert, als er hätte sein müssen. Speziell hier in Kitunda bzw. Daressalaam landen wir immer wieder in Verkehrsmitteln, die zunächst Probleme mit der Orientierung haben 😄 Aber Sr. Hifadhi klärt alles und wir kommen am Ende wieder heil an..

      Abends wieder angekommen wird noch mit Sr. Hifadhi, Sr. Bonita und Sr. Goretti zu Abend gegessen. Am späteren Abend fahren dann Robert und Sr. Goretti noch zum Flughafen und holen Kati ab. Voller Aufregung und Vorfreude kann er es kaum abwarten, sie nach einem Monat wiederzusehen. Schließlich kommt sie durch die Tür und die beiden laufen direkt aufeinander zu und umarmen sich lange und innig. Wie schön es doch ist, sich endlich wieder in den Armen halten zu können!! Zuhause angekommen, geht’s nur noch schnell ins Bett und es wird sich vom Tag erholt.

      Allen eine gute Nacht - usiko mwema!
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    • Day 6

      Ex, Ex und nochmal Ex 🦷

      May 15, 2023 in Tanzania ⋅ 🌙 27 °C

      6:30 Uhr klingelt der Wecker und wir sind schon aufgeregt auf den Tag! Nach einem kurzen Frühstück geht es ab in das St. Benedict Health Center, wo auch die Einheiten für die Behandlungen stehen. Wir werden kurz der Assistentin Rosie und dem zweiten Zahnarzt Dr. Joseph vorgestellt und schon kommen die ersten PatientInnen in den Raum.

      Man begrüßt sich mit einem fröhlichen Karibu - willkommen - und Marc fängt mit der ersten Untersuchung an. Schnell ist klar, dass der Weisheitszahn im Unterkiefer das Problem ist. Marc setzt die Anästhesie und wir warten, bis die Spritze gewirkt hat. Leider ist der Zahn so marode, dass die Krone abbricht…also geht es daran die Wurzeln herauszufriemeln. Nach einer gewissen Zeit hilft auch Dr. Joseph, die Wurzeln sind so fest, dass es zu einem richtigen Akt wird. Man hat hier keine Möglichkeit, sich eine bessere Übersicht zu schaffen, da hierfür die chirurgischen Werkzeuge fehlen und man keinen Knochen entfernen kann. Derweil muss Robert sich leider verabschieden, weil ihm plötzlich nicht wohl ist und er legt sich für 2h ins Bett, um sich auszukurieren. Als die erste Patientin rausgeht, folgen direkt weitere vier, bei denen ebenfalls extrahiert wird. Generell haben wir festgestellt, dass die häufigste Lösung bei den Patienten mit Schmerzen oder Karies die Extraktion ist. Das liegt vor allem daran, dass eine Extraktion ca. 10000 TZH = 4€ und eine Füllung schon das Doppelte kostet.

      Nachdem Robert auch endlich mal wieder am Start ist, kommt das erste Kind. Hier bricht der untere mittlere Schneidezahn (31) zu weit nach lingual (zur Zunge hin) durch und die beiden Milchzähne müssen gezogen werden. Die Kleine ist bei der Spritze super tapfer und die beiden Zähne sind von Robert schnell gezogen. Glücklich nimmt sie die beiden Milchzähne mit nach Hause. Danach kommt nur noch ein weiteres Kind, wo wieder ein Zahn gezogen werden muss…immer wenn kein Patient da ist, unterhalten wir uns ausgesprochen nett mit Dr. Joseph, der uns viel über das Studium hier in Tansania, die Bedingungen vor Ort etc. erzählt.

      In der Zwischenzeit hat Sr. Hifadhi im Nebenzimmer mehrere Prothesen eingepasst und die PatientInnen gehen mit einem neuen Lächeln nach Hause. Auch wir dürfen bei ein paar PatientInnen Abdrücke nehmen für zukünftige Prothesen. Sr. Hifadhi erklärt uns, wie sie die Prothesen herstellt und dies unterscheidet sich gar nicht so stark von der Art und Weise, wie es in Deutschland gemacht wird. Es ist wirklich spannend, was Sr. Hifadhi alles parallel macht!

      Nach der Arbeit essen wir um 15:00 Uhr mit Sr. Hifadhi zusammen Mittag. Es gibt Ugali, was einen Maisbrei darstellt und typisch für Tansania ist, zusammen mit Nudeln, gekochten Kürbisblättern und kleinen Fischen. Eine wirklich interessant Kombination! Danach haben wir beide ein bisschen Zeit für uns und entspannen im Schatten vor unserem Haus. Das tut echt gut! Als Sr. Hifadhi dann noch vorbeikommt, machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt, kaufen ein wenig alltäglich Sachen ein und auf dem Rückweg fahren wir spontan mit einem Schulbus mit. Die Kinder darin sind ganz aufgeregt, weil wazungus - EuropäerInnen - plötzlich mit im Bus sitzen. Es stellt sich raus, dass der Bus zur Schule der Kirche gehört und die Kinder singen zum Dank ein Lied für Sr. Hifadhi. Zum Abend essen wir dann noch kurz was und dann geht es auch schon wieder ins Bett, weil wir morgen wieder früh aufstehen müssen.
      Usiku mwema!
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    You might also know this place by the following names:

    Kivule

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