A 12-day adventure by Ulrich Read more
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  • Day 1

    Der längste Tag

    April 3 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Lange vor Sonnenaufgang stehe ich auf, denn mein Flieger geht früh. Jonas bringt mich zum BER. Von dort ein kurzer Flug nach London Heathrow. Ein riesiger Flughafen, man muss einen Bus nehmen, um zum anderen Terminal zu kommen.
    Dann 10 Stunden Flug nach Dallas. Es ist voll, es ist eng, und die Zeit vergeht mit Lesen, Dösen, PLaudern und aus-dem-Fenster schauen. Leider ist es die meiste Zeit bewölkt, nur nahe der Hudson Bay sieht man Schnne und Wald am Boden und gelegentlich eine Straße.
    Dallas/Fort Worth ist ein noch größerer Flughafen. Ich reise ohne Beanstandungen ein und fahre mit dem Shuttlebus zum Mietwagenzentrum. Ich bekomme einen großen Chryler Voyager, in den ich mit meinen zwei kleinen Koffern auch drei Mal hineinpassen würde. Vorsichtig fahre ich mit dem Automatikauto aus dem Parkhaus. Auf der Straße stellt sich heraus, dass das Navigationstablet nicht richtig funktioniert. Ich halte auf einem Parkplatz und baue aus dem Tablet und meinem Telefon einen Ersatz.
    So finde ich auch die Stadtmitte und zu meinem Hotel. Ich mache bei strahlendem Sonnenschein und warmem Wetter noch einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und esse Italienisches.
    Zurück im Hotel darf ich endlich, nach mehr als 24 Stunden, wieder ins Bett.
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  • Day 2

    Nach Houston

    April 4 in the United States ⋅ 🌙 23 °C

    Nach zehn Stunden Schlaf und einem kräftigen Frühstück fühle ich mich erholt von dem Flug gestern. Ich beginne den Tag mit einem weiteren Rundgang durch Dallas. Ich mache noch einen kurzen Besuch im 6th-Floor-Museum am Ort des Attentats auf John F. Kennedy 1963.
    Dann fädele ich mein Auto aus dem Parkhaus und mache mich auf den knapp 400 Kilometer langen Weg nach Houston. Anfangs macht die Navigation noch Probleme, doch dann funktioniert das gemietete Tablet einwandfrei. Auf der Autobahn fahre ich an grünen Wiesen, bunten Blumen und dicken Eichen vorbei. Dann tauche ich wieder in die Großstadt ein. Vierspurige Autobahnen, Verkehrsstaus und endlose Gewerbegebiete mit Baumärkten und Fastfoodläden.
    In Houston wohne ich bei einer Familie im Kinderzimmer. Ich hab es über airbnb gemietet. Ich mache noch einen Spaziergang nach Downtown. Ich finde einen Eingang in das unterirdische Tunnelsystem, das hier viele Gebäude verbindet. Aber hier unten ist fast niemand, und die Geschäfte sind geschlossen oder gleich ganz aufgegeben. Ich finde noch etwas zu essen und mache dann Feierabend.
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  • Day 3

    Houston, we've had a problem.

    April 5 in the United States ⋅ 🌙 23 °C

    Ein Tag bei der NASA. Das Space Center ist jetzt eine Art Wissenschaftsmuseum. Man kann sich über die historischen und die künftig geplanten Missionen der NASA informieren. Es gibt das Skylab und die Mondlandefähre in Lebensgröße. In einem Kino kann man Filme zum Thema sehen. Und im Mission Control Center der Apollo-Missionen kann man eine Zeitreise in die 60er machen, denn alles wurde dort in den Originalzustand zurückversetzt, einschließlich der Aschenbecher und der Zigarettenkippen.Read more

  • Day 4

    Corpus Christi

    April 6 in the United States ⋅ 🌬 23 °C

    Ich verabschiede mich früh von meiner Gastgeberin in Houston und fahre die gut 300 Kilometer nach Corpus Christi am Golf von Mexiko.
    Dort schaue ich mir die USS Lexington an, einen Flugzeugträger aus dem 2. Weltkrieg. Sie wurde 1943 in Dienst gestellt und wurde im Pazifik gegen Japan eingesetzt. Am "Island", dem hohen Aufbau mit der Brücke, trägt sie noch heute eine schwarz umrandete, japanische Flagge. Diese markiert die Stelle, an der 1944 ein Kamikazeflieger das Schiff traf. Auf dem riesigen Flugdeck sind viele verschiedene Flugzeuge ausgestellt. Unter Deck ist es eng mit vielen Treppen und Schotts. Man kann sich die Hangars, die Messe, den Maschinenraum und sogar die Zahnarztpraxis anschauen.
    Mein Motel ist nicht weit entfernt und ich beziehe mein Zimmer. Abends noch ein kleiner Spaziergang am Strand. Familien genießen hier das Wochenende.
    Zurück im Motel prüfe ich die Wettervorhersagen für den Montag. Am Rio Grande soll es, entgegen der langjährige Statistik, Wolken geben. Weiter im Norden, in Arkansas, sieht es besser aus. Ich erwäge radikale Änderungen meines bisherigen Reiseplans.
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  • Day 5

    Mit Vollgas zurück

    April 7 in the United States ⋅ 🌙 19 °C

    Gestern Abend habe ich mir die Karten gelegt. Eigentlich wollte ich mir die Sonnenfinsternis von Eagle Pass, einer kleinen Stadt an der mexikanischen Grenze anschauen. Doch die Wettervorhersage ist schlecht, ausgerechnet am Finsternistag soll es dort komplett bewölkt sein. Ich schaue mir die Verhältnisse weiter im Norden an. In ganz Texas sieht es wolkig aus, aber im benachbarten Arkansas viel besser. Ich wälze digitale Straßenkarten. Es scheint sogar noch Unterkünfte in Arkansas zu fast noch vertretbaren Preisen zu geben. Einigermaßen beruhigt lege ich mich schlafen.
    Heute morgen um 5 checke ich die aktuellen Wettervorhersagen. Es bleibt dabei, im Süden Wolken, im Norden Sonne. Ich packe mein Zeug, reserviere ein Zimmer und als es um 7 hell wird, bin ich schon auf der Straße.
    Es wird ein langer Ritt, zunächst den ganzen Weg zurück nach Houston, den ich gestern gekommen bin und dann immer weiter durch ganz Texas und schließlich nach Arkansas hinein. Teils fahre ich auf der Autobahn, teilweise aber auch auf den Landstraßen, die oft vierspurig ausgebaut sind. "Mit Vollgas" heißt in den USA allerdings "mit maximal 80 Meilen pro Stunde". Geschwindigkeitsbegrenzungen werden hier beachtet, und mit 5 Meilen mehr im Tempomaten gehöre ich schon fast zu den Rasern.
    Nach 10 Stunden und 1.100 Kilometern erreiche ich das Ziel: Den American Inn in Morrilton, Arkansas. Er liegt praktischerweise direkt an der Autobahn und hat einen großen Parkplatz, den ich morgen zu meinem Observatorium machen werde. Ansonsten ist es ein amerikanisches Standardmotel. Mein Zimmer ist fast identisch mit dem, das ich gestern in Corpus Christi hatte. Einzige Besonderheit: Es liegt nur 15 Kilometer von der Zentrallinie entfernt.
    Morgen wird's spannend. Hoffen wir, dass sich die Meteorologen nicht verrechnet haben!
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  • Day 6

    Die Sonnenfinsternis vom 8. April 2024

    April 8 in the United States ⋅ ☀️ 26 °C

    "Es gibt Dinge, die man fünfzig Jahre weiß, und im einundfünfzigsten erstaunt man über die Schwere und Furchtbarkeit ihres Inhaltes. So ist es mir mit der totalen Sonnenfinsternis ergangen, welche wir in Wien am 8. Juli 1842 in den frühesten Morgenstunden bei dem günstigsten Himmel erlebten. Da ich die Sache recht schön auf dem Papiere durch eine Zeichnung und Rechnung darstellen kann, und da ich wußte, um soundso viel Uhr trete der Mond unter der Sonne weg und die Erde schneide ein Stück seines kegelförmigen Schattens ab, welches dann wegen des Fortschreitens des Mondes in seiner Bahn und wegen der Achsendrehung der Erde einen schwarzen Streifen über ihre Kugel ziehe, was man dann an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten in der Art sieht, daß eine schwarze Scheibe in die Sonne zu rücken scheint, von ihr immer mehr und mehr wegnimmt, bis nur eine schmale Sichel übrigbleibt, und endlich auch die verschwindet - auf Erden wird es da immer finsterer und finsterer, bis wieder am andern Ende die Sonnensichel erscheint und wächst, und das Licht auf Erden nach und nach wieder zum vollen Tag anschwillt - dies alles wußte ich voraus, und zwar so gut, daß ich eine totale Sonnenfinsternis im voraus so treu beschreiben zu können vermeinte, als hätte ich sie bereits gesehen.
    Aber, da sie nun wirklich eintraf, da ich auf einer Warte hoch über der ganzen Stadt stand und die Erscheinung mit eigenen Augen anblickte, da geschahen freilich ganz andere Dinge, an die ich weder wachend noch träumend gedacht hatte, an die keiner denkt, der das Wunder nicht gesehen."
    "Ich will es in diesen Zeilen versuchen, für die tausend Augen, die zugleich in jenem Momente zum Himmel aufblickten, das Bild und für die tausend Herzen, die zugleich schlugen, die Empfindung nachzumalen und festzuhalten, insofern dies eine schwache menschliche Feder überhaupt zu tun imstande ist."
    182 Jahre später stehe ich neben einem amerikanischen Motel am Rande einer Kleinstadt in Arkansas. Die Wettervorhersage ist eingetroffen. Außer einigen dünnen Cirren ist der Himmel wolkenfrei, die Sonne scheint.
    Der Vormittag vergeht mit letzten Vorbereitungen. Verschiedene Sonnenfinsternisbrillen werden verglichen, Filterfolien auf Fernrohre geklebt, Kameraeinstellungen ein letztes Mal gecheckt. Auf dem Rasen des Motels hat sich eine gutgelaunte Schar von Beobachtern eingefunden. Freundlich, wie die Amerikaner sind, kommt man leicht mit ihnen ins Gespräch über das woher und wohin und die Einzelheiten ihres Equipments.
    Erst um 12:33 Uhr ist der 1. Kontakt. Wenige Minuten später sieht man auch ohne Fernrohr, dass die bisher perfekt runde Sonnenscheibe eine Delle hat. "Endlich zur vorausgesagten Minute - gleichsam wie von einem unsichtbaren Engel - empfing sie den sanften Todeskuß, ein feiner Streifen ihres Lichtes wich vor dem Hauche dieses Kusses zurück, der andere Rand wallte in dem Glase des Sternenrohres zart und golden fort - "es kommt", riefen nun auch die, welche bloß mit dämpfenden Gläsern, aber sonst mit freien Augen hinaufschauten - "es kommt", und mit Spannung blickte nun alles auf den Fortgang."
    Die partielle Phase dauert eineinviertel Stunde. Allmählich wird ein immer größerer Teil der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt. Schließlich wird sie sichelförmig. Die Sonnenwärme nimmt spürbar ab. Man meint, es sei dunkler als bei solch sonnigem Wetter üblich. "Indes nun alle schauten und man bald dieses, bald jenes Rohr rückte und stellte und sich auf dies und jenes aufmerksam machte, wuchs das unsichtbare Dunkel immer mehr und mehr in das schöne Licht der Sonne ein - alle harrten, die Spannung stieg; aber so gewaltig ist die Fülle dieses Lichtmeeres, das von dem Sonnenkörper niederregnet, daß man auf Erden keinen Mangel fühlte ..."
    Zwanzig Minuten vor der Totalität verlasse ich die Gesellschaft der anderen Beobachter und gehe zu der nahegelegenen Brücke über die Interstate 40 hinauf. Hier habe ich einen weiteren Blick auf den Horizont und entlang der Autobahn.
    Die Sonnensichel wird schmaler und schmaler. Ein letzter Lichtstrahl fällt "wahrscheinlich durch die Schlucht zwischen zwei Mondbergen zurück - es war ein überaus trauriger Augenblick - deckend stand nun Scheibe auf Scheibe - und dieser Moment war es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte - das hatte keiner geahnet - ein einstimmiges "Ah" aus aller Munde, und dann Totenstille, es war der Moment, da Gott redete und die Menschen horchten." Von einer Sekunde auf die andere findet man sich in einer fremden Welt wieder. Am Himmel steht die Sonne, jetzt schwarz, umgeben von der Korona. Am Rand ein paar rote Protuberanzen. Die hellsten Sterne erscheinen am Himmel. Nicht weit rechts von der Sonne scheint hell die Venus. Am Horizont scheint hellorangenes Licht, wie in der Morgendämmerung, aber in alle Richtungen. Der Anblick ist äußerst fremdartig, beunruhigend und unfassbar schön zugleich, nichts weniger als atemberaubend. "... der eine hob die Hände empor, der andere rang sie leise vor Bewegung, andere ergriffen sich bei denselben und drückten sich - eine Frau begann heftig zu weinen, eine andere in dem Hause neben uns fiel in Ohnmacht, und ein Mann, ein ernster fester Mann, hat mir später gesagt, daß ihm die Tränen herabgeronnen."
    Auf der Autobahn unten ist es stockdunkel. Die Trucker haben die Lichter an und fahren weiter. Ich versuche, mir die Zeit einzuteilen. Zwei Minuten verwende ich darauf, zu fotografieren. Ich probiere alle möglichen Belichtungen und Brennweiten durch, damit am Ende irgend etwas Verwendbares dabei ist. Die restliche zwei Minuten sitze ich auf meinem Betonsockel über der Autobahn und versuche, zu verstehen, was ich gerade erlebe.
    Allzu schnell ist alles wieder vorbei. Der erste Lichtstrahl bricht sich Bahn, schon wird es wieder hell. Nach einem kurzen Moment der Ruhe gehe ich zurück zum Motel. Ich freue mich, dass meine Pläne aufgegangen sind und ich die Finsternis - meine vierte - sehen durfte. Am Motel freuen sich alle über die erfolgreiche Beobachtung und tauschen sich über dieses oder jenes Detail aus, das sie gesehen haben. Nur die Wenigsten warten das Ende der partiellen Phase ab. Rasch packen sie ihre Ausrüstung in die Autos. Die Meisten haben noch viele Stunden Autofahrt vor sich, bevor sie wieder zu Hause sind. Alle wünschen sich gegenseitig eine sichere Reise und machen sich dann auf den Weg. "Das Wachsen des Lichtes machte keine Wirkung mehr, fast keiner wartete den Austritt ab, die Instrumente wurden abgeschraubt, wir stiegen hinab, und auf allen Straßen und Wegen waren heimkehrende Gruppen und Züge in den heftigsten, exaltiertesten Gesprächen und Ausrufungen begriffen. Und ehe sich noch die Wellen der Bewunderung und Anbetung gelegt hatten, ehe man mit Freunden und Bekannten ausreden konnte, wie auf diesen, wie auf jenen, wie hier, wie dort die Erscheinung gewirkt habe, stand wieder das schöne, holde, wärmende, funkelnde Rund in den freundlichen Lüften, und das Werk des Tages ging fort."
    Ich bleibe noch bis morgen früh hier. Dann habe ich auch wieder eine lange Autofahrt vor mir.
    Übrigens: Auch in Eagle Pass, wo ich eigentlich die Finsternis sehen wollte, wurde sie erfolgreich beobachtet. Auf den Fotos von dort sieht man dicke Wolken und besorgte Gesichter, aber am Ende konnte man die Finsternis offenbar doch durch die Wolkenlücken hindurch sehen.
    "Ich habe immer die alten Beschreibungen von Sonnenfinsternissen für übertrieben gehalten, so wie vielleicht in späterer Zeit diese für übertrieben wird gehalten werden; aber alle, so wie diese, sind weit hinter der Wahrheit zurück."
    Alle Zitate aus Adalbert Stifter, Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842, nachzulesen (es lohnt sich), z.B. hier: https://www.strickling.net/stifter_sofi.htm
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  • Day 7

    Marathon

    April 9 in the United States ⋅ 🌙 5 °C

    Mein Ausflug nach Arkansas hat sich gelohnt. Ich konnte die Sonnenfinsternis ohne Wolken beobachten. Aber jetzt befinde ich mich 1.000 Kilometer zu weit nördlich. Ich muss in den Westen von Texas, denn dort habe ich Unterkünfte gebucht und Aktivitäten geplant.
    Morgens um 6 sitze ich im Auto und mache mich auf den Weg. Draußen ist es noch stockfinster und es regnet in Strömen. Nach einer Stunde auf der Autobahn wird es heller, und nach zwei Stunden hört der Regen auf. Von da an fährt es sich ganz angenehm.
    Ich komme wieder an Dallas vorbei. Ich war ich in der vorigen Woche schon, und am Samstag muss ich wieder dort sein. Allmählich geht das Wald- und Weideland in Buschland über. Im Westen von Texas blüht die Ölindustrie. Hier sprudelte der Schatz schon vor hundert Jahren aus dem Boden. Dank neuer Techniken ist die Produktion heute höher denn je. Überall auf den Feldern sieht man Ölpumpen, Öltanks und Lagerplätze für Bohrausrüstung.
    Dann komme ich in die Berge. Hier bietet sich ein ganz anderes Bild: Wenige Menschen, kurvenreiche Straßen, merkwürdig aussehende Felsen. Nach 13 Stunden Fahrt erreiche ich Fort Davis und beziehe mein Motelzimmer.
    Dann fahre ich zum McDonald Observatory hoch. Heute ist Star Party. Nach dem schlechten Wetter von heute haben sich die Wolken verzogen und am Himmel zeigt sich ein prächtiger, funkelnder Sternenhimmel. Es stehen ein paar kleinere Teleskope zur Verfügung. Man muss sich in eine lange Schlange einreihen und kann sich dann den Jupiter oder einen Sternhaufen von nahem ansehen. Es sind heute, sicherlich wegen der Finsternis, sehr viele Besucher da, aber wenige Teleskope, und so rolle ich bald wieder vom Berg hinunter und in mein Motel.
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  • Day 8

    Big Bend revisited

    April 10 in the United States ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach der endlosen Fahrerei von gestern habe ich mir für heute einen Urlaubstag vorgenommen. Ich will in meinem eigenen Tempo durch die Landschaft bummeln.
    Nach Ausschlafen und Frühstück fahre ich die kurze Strecke zum historischen Fort Davis hinüber. Es war eines von mehreren Forts, die um 1850 die Überlandstraße von San Antonio nach El Paso vor Indianerüberfällen schützten. Alles ist schön restauriert und wird informativ präsentiert. Ich mache noch eine kurze Wanderung über die umgebenden Hügel und sehe mir das Fort von oben an.
    Dann fahre ich zum Big Bend Nationalpark. Im Zentrum ist das Chisos Basin. Man sitzt im Tal wie in einer Schüssel, auf allen Seiten von felsigen Bergen umgeben. Nur an einer Stelle öffnet sich das "Window" und gibt den Blick weit in die Ebene hinein frei. Zudem wachsen hier seltsame Pflanzen, stachelige Kakteen und eine Art Yukka, aus der ein vier Meter langer Blütenstiel herauswächst. Eine sehr schöne und ungewöhnliche Landschaft.
    1987 war ich schon einmal hier. Damals hat mich der Ort schon genauso fasziniert wie heute. Damals habe ich, wenn meine Tagebücher nicht lügen, die Berge ringsum tagelang durchstreift mit dem Rucksack auf dem Rücken. Heute protestieren meine Kniee schon nach dem kürzesten verfügbaren Rundwanderweg.
    Abends suche ich meinen "Stargazer" auf, eine Art hölzernes Zelt mit Plexiglasdach. Dadurch soll man nachts vom Bett aus die Sterne sehen. Gute Nacht!
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  • Day 9

    Way down to Mexico

    April 11 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Morgens schäle ich mich aus meinem hölzernen Zelt und fahre nochmal in den Big Bend Nationalpark. Heute ist auch die Eingangsstation besetzt. Ich zahle meinen Parkeintritt und bekomme eine der schönen Karten vom National Park Service.
    Heute will ich mal ganz in den Süden des Parks, zum Rio Grande. Eine gewundene Straße mit vielen Aussichtspunkten unterwegs führt dorthin. Sie endet an einem Parkplatz. Dort beginnt der Santa Elena Canyon Trail. Der Wanderweg erreicht schnell den Rio Grande. Der Fluss macht zu dieser Jahreszeit seinem Namen keine Ehre. Er ist ein erbärmliches Rinnsal, das kaum ein paar Kanus tragen kann. Der Wanderweg verläuft zunächst hoch über dem Fluss und in den Canyon hinein. Rechts und links ragen hoch die Canyonwände auf. Über allem die Sonne und ein tiefblauer Himmel.
    Schließlich senkt sich der Weg zum Flussufer hinab. Ich ziehe meine Schuhe aus und wate durch das nicht mal knietiefe Wasser zur anderen Seite hinüber. Schon bin ich in Mexiko!
    Nachmittags noch einmal eine lange Autofahrt nach San Antonio. Unterwegs komme ich zwei Mal zu Kontrollstellen der Border Patrol. Alle Autos müssen von der Straße runter und werden inspiziert. Von meinem illegalen Grenzübertritt scheinen sie nichts zu wissen, jedenfalls darf ich weiterfahren.
    Als es schon dunkel ist, komme ich in San Antonio an.
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  • Day 10

    Remember the Alamo

    April 12 in the United States ⋅ ☀️ 18 °C

    Gestern bin ich staubbedeckt aus der Wüste zurückgekehrt. Heute genieße ich die Annehmlichkeiten der Stadt.
    Zunächst bestelle ich mir ein "All American Breakfast" mit Rührei, Würstchen und Pfannkuchen. Die junge Kellnerin sagt nach Landessitte "Honey" zu mir, aber auch der Rest des Frühstücks ist gut.
    San Antonio gehört zu den wenigen "walkable Cities" in den Staaten, also zu den Städten, in denen es Sinn ergibt, das Auto ausnahmsweise mal stehen zu lassen und einfach mal zu Fuß zu gehen. Entlang eines Flusses gibt es schöne Promenaden mit unzähligen Läden und Restaurants. Sogar Bootsfahrten mitten durch die Stadt gibt es.
    Hauptattraktion ist der Alamo, für die Texaner ein heiliger Ort. 1836 war das die Ruine einer früheren spanischen Mission. Es kam zum letzten Gefecht der um Unabhängigkeit kämpfenden Texaner gegen Mexiko. Alle sind, so will es die Legende, heldenhaft gestorben. Remember the Alamo!
    Mich ruft wieder die Autobahn. In Waco schaue ich mir noch eine Fundstätte von Mammuts an. Man hat eine Halle darüber errichtet, die Skelette freigelegt und im Übrigen alles so belassen, wie es vorgefunden wurde. Interessant!
    Abends erreiche ich Fort Worth, alias "Cowtown". Ich habe über airbnb eine nette, kleine Wohnung gemietet.
    Eigentlich will ich auch noch zum Freitagabendrodeo. Aber rund um den Veranstaltungsort gibt es bereits so weiträumig Staus und Parkplatzsucher, dass ich die Lust verliere und den Plan spontan aufgebe.
    Stattdessen koche ich mir ein schönes Abendessen - Mikrowelle mit irgendwas, danach Eiscreme, und lege mir die Karten für morgen.
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