war bereits in 20 Ländern Weiterlesen Halle (Saale), Deutschland
  • Tag 18

    One last dance

    15. September 2023 in Italien ⋅ ⛅ 11 °C

    Tja der letzte Tag stand an und ich war heute frisch wie eh und je. Kurz vor dem Aufstehen nochmal richtig weggenickt, sodass ich meine Müdigkeit heute durch den ganzen Tag trug. So fertig war ich lange nicht mehr. Wahrscheinlich merkt mein Körper allmählich, was er die letzten 3 Wochen so alles geleistet hat. Nach guten Frühstück war die Müdigkeit immer noch da. Ich lies mich dazu hinreißen mich heute doch ein wenig zu bewegen und so machten wir uns kurz vor 10 zu einer letzten Wanderung auf. Erst ging es mit dem Bus in den Talschluss und anschließend ging es dann stetig weiter bergauf, jetzt aber zu Fuß. Das Wetter spielte mit, es war zwar bewölkt aber immerhin gab es kein Regen.
    So richtig Freude kam beim Wandern heute allerdings nicht auf. Nach 2,5 km entschlossen wir uns allmählich zurück zu gehen, sodass wir sogar den Bus kurz nach 12 zurück schafften. Nach dem das im Rucksack mit gewanderte Essen verspeist wurde, wurde mein Gähnen immer stärker. Ich entschied mich für die Siesta und schlief gute 1,5 Stunden vor mich hin. Besser wurde es dadurch zwar alles nicht, trotzdem tat der Nap gut. Der Nachmittag wurde entspannt verbracht und zum Abend gab es eine schmackhafte Kartoffelpfanne. Nun sind wir allmählich alle bereit für die Heimreise. Morgen heißt es zusammenpacken und aufbrechen. Vielleicht bleibt auf der Fahrt ja auch noch Zeit für ein kleines Fazit der Reise.
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  • Tag 17

    Vigo & Velo

    14. September 2023 in Italien ⋅ ☁️ 13 °C

    Nach den zwei letzten Ruhetagen stand heute mal wieder etwas auf dem Bewegung auf dem Programm. Nach dem Regen in der Nacht gab es reichlich Brötchen zum Frühstück und um 10 gab es den Bus hinunter ins Tal. Nach Pozza ist der nächste Ort Vigo di Fassa. Dort angekommen wurden die wenigen (offenen) Geschäfte unsicher gemacht und ein paar Souvenirs gekauft. Danach schlenderten wir allmählich gen Pozza. Auch dort wurden vereinzelt Geschäfte besucht, anschließend mussten wir leider noch eine Stunde auf den Bus warten und einen Eisbecher verspeisen. Spaghettieis selbstverständlich, wir sind ja in Italien 🇮🇹
    Zurück am Platz gab es dann noch ein kleines Mittag und anschließend ging es dann zusammen mit Papa ins Gym. Mich interessiert vornehmlich das Spinning-Rad sodass ich erstmal eine Stunde lang Elektrolyte aussonderte. Ein paar knackige Intervalle waren dabei und heute ging auch erstmals wieder mein Puls bis auf 180 bpm. Nichts im Vergleich zu Montag, wo bei 152 Schluss war😂
    Nach dem Duschen gab es dann noch eine leckere Gnocchi-Pfanne und nun lassen wir den Abend ausklingen. Morgen kommt der letzte Tag 😶‍🌫️
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  • Tag 16

    Limonata & Limoncello

    13. September 2023 in Italien ⋅ ☁️ 13 °C

    Auch heute stand wieder Seele baumeln lassen auf dem Programm. Ein bisschen Stretchen und zum Supermarkt bummeln, mehr Bewegung gab es dann aber doch nicht. Außer natürlich das Manövrieren durch den Spannseilgarten unseres Platzes 😂 Heute gab es auch tatsächlich mal den ersten richtigen Regen der Reise. An Tag 16 ist das okay. Nebenbei lässt man es sich gut gehen, wird vom GourmetVati mit Süßkartoffel-Zucchini-Auflauf verwöhnt und schlürft abends seinen Limoncello.
    Morgen sollte der Körper wieder zumindest etwas gefordert werden😜
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  • Tag 15

    Ruhetag.

    12. September 2023 in Italien ⋅ ☁️ 14 °C

    Mehr gibt es nicht zu sagen. Bisschen mit der Fahrradversicherung telefoniert, aber hier in Italien gibts nichts zu erreichen. Gelesen, Kekse gegessen, Menschen beobachtet, wieder gelesen, ARTE Doku, Kekse. Usw.Weiterlesen

  • Tag 14

    Alles war schön & nichts tat weh.

    11. September 2023 in Italien ⋅ 🌙 14 °C

    Das war’s. Letzte Etappe. Grande Final. Und was für ein Tag es werden sollte. Genau so viele Höhen und Tiefen wie die ganze Tour, alle Emotionen beisammen und teils nur 4 km auseinander. Am Ende aber doch (fast) wunschlos glücklich. Für die Schlussetappe standen 73 km und über 2300 hm im Raum. End with a bang, dachte ich mir wohl. Fuchs wie ich bin, begann ich mir gleich gestern Nachmittag meinen Masterplan zu überlegen. Nachdem ich mich gestern quälte ohne Ende brauchte ich heute eine Taktik am Berg. Sonst wird das alles nüscht. Also was haben wir für Optionen? Motor? Gibts nicht! Auf die Epo-Wirkung durch das “Höhentraining” warten? Hormone. Dauert zu lange. Da gab es eigentlich nur noch eine Option. Das Gewicht. Für meine anvisierten 6 W/kg müsste ich gut 70 kg Systemgeeicht verlieren. Okay na dann mal ran. Mein Gepäck musste leider mit. 💩 Gut, brauche ich wirklich meine Regenjacke? Und so andere Dinge? Aus reiner Vernunft nahm ich davon alles mit. Okay. Naja. Morgens nahm ich dann den nächsten Teil des Plans ins Visier. Das restliche Gewicht musste ich wohl einfach auf dem Klo verlieren. I tried my best. Reichte nicht ganz. Naja.
    Ein letztes Mal ging es also ans einpacken. Und wie das heute lief. Passte alles reibungslos. Ein letzter Routinecheck. Mist: Wie sehen denn meine Bremsen aus? Frisch auf jeden Fall nicht mehr. Ich entschloss mich kurzfristig die Vorder und Hinterbremsen zu wechseln, da die hinteren noch frischer aussahen. Mehr als heute erlebten die Dinger aber nicht mehr. Da war ich mir sicher. Und ich sollte recht behalten. Noch vor 10 ging es los. Erstmal bergab ins Dorf, ab in den Coop. Rittersport Keks, Banane, Pfirsich und Cola zum Frühstück. Das treibt nach vorn. Und so konnte es los gehen. 20 km mit 1500 hm stehen zu Anfang da. Und was soll ich sagen, es ging gut. Die Beine waren wieder frisch, ich war nicht ganz an meinen anvisierten 6 W/kg. Die ersten Kilometer gingen gut weg. Schweiß ja. Mehr aber auch nicht. Bis km 12 war alles nett. Dann kamen die richtigen Steigungen. Bis auf km 15 lagen die restlichen allesamt bei über 9% Durchschnitt. Aber es interessierte mich nicht. Oben war das schlimmste vorbei. Und ich kam in einen Flow. Anhalten machte keinen Sinn, auch wenn die Beine immer langsamer drehten. Und der Pass. Herrlich. Nicht so spektakulär wie vielleicht andere, nicht suuuper schwer, auch nicht der größte Name. Aber der Passo Manghen ist lohnenswert. Man hat teilweise wirklich seine Ruhe, die Straße ist so schmal, dass selbst Motorradfahrer für mich anhielten. Die Meter gingen vor sich hin. Es war nicht mein schwerster Pass bisher. Auch nicht mein höchster. Aber definitiv wieder ein unvergesslicher. Aller Schmerzen zum Trotz ging es immer nur weiter. Bis die Passhöhe endlich da war. Und da holte ich zumindest nochmal die 430 Watt von keiner Ahnung woher. Oben angekommen war ich einfach nur glücklich und dankbar. Wie schon den ganzen Anstieg. Nur dass ich jetzt nicht mehr am Anschlag war. Nun, der erste Teil des Plans war aufgegangen. Weiter gehts.

    Nur was bringen Pläne, wenn es kommt wie es kommt?

    Die Abfahrt war krass. Steil, einspurig, unheimlich enge Kurven, fast nie einsehbar. In einer Kurve trug es mich sogar halb auf den Aussichtspunkt raus. Mit einem gekonnten Fotostopp konnte ich sogar noch das ungekonnte wegmoderieren. Erstmal bremsen abkühlen. Weiter ging die wilde Fahrt.
    Plötzlich Geräuschveränderung vorne. Oh nein. Ich hatte so eine Vermutung. Die Bremskraft lies komplett nach und ich kam gerade so zum stehen. Der bange Blick hinunter offenbarte was ich mir dachte. Das war das Ende. Die Carbonfelge delaminierte. Aka war geschmolzen.

    Ein Schrei ertönte. Mein Schrei.

    Damit ging es nicht weiter. Und ich machte mir Vorwürfe. Wie hätte ich anders bremsen sollen? Ich machte es schon so minimal bzw. intervallmäßig und nach bestem Gewissen. Und die Abfahrt war ja noch lange nicht zu Ende gewesen.

    Es gab keine wirklichen Optionen mehr. Da die Fahrt beim Campingplatz der Eltern enden sollte, von wo aus auch meine Rückfahrt nach Deutschland gehen sollte, konnte ich nur noch um das Familientaxi bitten, welches mich abholt. Mama & Papa waren grade beim Seilbahnhopping… und ich war am Ende. 2,5-3 h bräuchten sie zu mir. Geil. Mit noch 17% Akku und seltenst mit Handyempfang. Mir blieb nichts anderes übrig als Ja zu sagen.
    Nach kurzem überlegen entschied ich mich dazu, mir wenigstens einen Weg ins Tal zu suchen. Nur mit der Hinterradbremse ging nicht, also lief ich erstmal die Straße entlang und hoffte, dass mich evtl. jemand die gute 15 km nach unten mitnehmen könnte. Dort war wenigstens ein Supermarkt. Denn außer dem ritterlichen Frühstück war noch nicht viel im Tank. Also erstmal Birkenstocks an und runter.
    Tja was soll ich sagen, das Problem an einem unbekannten Pass ust, dass da auch nur sehr wenig Leute sind. Vor allem Motorradfahrer oder Porsche Cabrios. Nichts was mir half. Also weiter Berg runter.

    Oooohhh. Ein Audi Q5. Deutsches Kennzeichen. Die Rettung! Denkste. Daumen raus. Fenster runter. Kampfhund auf der Rückbank. Nicht euer Ernst. Ciao. Nächster deutscher SUV. Selbes Spiel. Really?
    Ein paar Baustellenarbeiter mit Pritsche kamen mir entgegen. Ich fragte sie, wann sie wieder runter fahren würden. Erst in 2 h. Okay, dann leider nicht. Weiter zu Fuß. Immer wieder kamen mir Leute entgegen oder fuhren an mir vorbei und ich fühlte mich wie der Depp, der sein Fahrrad mit hohen Socken und Latschen runter schiebt.😂

    Insgesamt lief ich 6 km. 500 hm runter. Auf einmal hupte es hinter mir und eine Orange Pritsche kam mit Lichthupe und winkenden Arbeitern auf mich zu. Fahrrad hinten drauf. Einsteigen bitte. Freundlichste Menschen der Reise. Weder Englisch noch deutsch. Aber super bemüht. Sie kannten jemanden der deutsch sprach und holten ihn ans Telefon. Nach kurzer Kommunikation brachten Sie mich in den nächsten Ort, halfen mir alle beim Entladen des Fahrrads und ich bedankte mich bei meinen Helden. 15 Minuten später kam das Familientaxi und brachte mich mit kurzem Gelato-Zwischenstopp zum
    Campingplatz.
    Um den Tag zu verarbeiten und trotzdem auch diese unglaubliche Reise zu feiern, wurde der Limoncello im Conad mitgenommen. Und gleich ordentlich geleert. Nun lief ich hier mit Sodbrennen und angetrunken in meinem Zelt. Am Ende meiner Reise.

    Was für eine Reise es doch war. Nicht das Ende, was kommen sollte. Aber trotzdem hat es etwas. Ein Fazit ziehe ich jetzt noch nicht, aber ich bin jetzt schon einfach nur dankbar für jeden Moment, jeden Ort und jeden Menschen den ich auf dieser Tour kennenlernen durfte. Glücklich bin ich allemal. Mille Grazie an alle, die bis hierher gelesen haben.
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  • Tag 13

    “I’m gone. I’m dead.”

    10. September 2023 in Italien ⋅ 🌙 19 °C

    Was gibt es besseres als an einem Samstagabend in seinem Zelt zu liegen und einfach nur fertig zu sein? Richtig. Nebenan, also wirklich keine 10 m neben mir, ein Garten mit einer italienischen Großfamilie, die die Einschulung feiert. Bis 0:30. Gott weiß wie, aber ich schlief zwischendurch immer mal. Nach der Party dann auch immerhin durch. Um 7 war Aufstehen angesagt. Obwohl, so richtig gut fühlte ich mich nicht. Und Lust hatte ich auch nicht. Also blieb ich bis um 8 liegen und las. Nach dem Aufstehen erfolgte die übliche Routine aus Anziehen, Einpacken und Rad beladen bis 9:30 die Reise weitergehen konnte. Konnte. Wäre da nicht die nette Dame an der Rezeption. Die eigentlich seit 9 besetzt ist. Ich rief sie an und sie versicherte mir, sie sei in einer Minute da. So stand ich da, mal wieder in der prallen Sonne. 15 Minuten lang. Und nässte vor mich hin. Ich rief sie nochmals an, da mittlerweile auch noch 4 andere Camper abhauen wollten. Nach weiteren 5 Minuten kam sie dann auch mal. Danach konnte es dann wirklich losgehen. Konnte es. Zumindest für 2 km. Straßensperrung für ein Radrennen. Nett. Ich musste ja eigentlich nur die Straße queren. Nach einiger Zeit und einer kurzen Diskussion mit dem Carabinieri konnte ich ihm dies auch klar machen und er lies mich und 2 weitere Radler auf die andere Straßenseite. Was ein Start.

    Moment mal, Frühstück fehlt doch noch. Ganz vergessen. Achso und ja da war ja was. Heute ist Sonntag… Mist. Google Maps ausgepackt und siehe da, es gibt tatsächlich auch Sonntag geöffnete Supermärkte. Zwar 20 km entfernt aber okay. Und sogar auf dem Weg. Was für ein Weg es heute werden sollte. Ich wusste ja, dass es den ganzen Tag hinauf ins Tal ging, aber dass es so moralbrechend wird, wusste ich nicht. Nachdem ich mich schon zum Supermarkt gequält hatte und mich dort mit Sprite, 2 Stücken Pizza und Nektarinen abgefrühstückt hatte, konnte es weiter gehen. Aufgetankt, dachte ich. Aber es wurde nicht besser. Die Sonne brannte im Nacken, der Weg war immer so ganz minimal leicht ansteigend und dazu der Asphalt unheimlich rau. Alles keine guten Voraussetzungen nach bereits 650 km diese Woche. Die Beine waren einfach nicht mehr frisch. Irgendwann kam ich hier in Borgos an und wusste, dass ich nochmal einen Supermarkt fürs Mittag und Abendbrot brauchte. Der Aldi hat sogar geöffnet. Luxus. Vollgepackt ging es dann auf die letzten 6,5 km. 500 hm. Trentino in Italien. Südseite am Berg. 33 Grad im Schatten. Junge, hab ich vor mich hin gesalzt. Ab Minute eins lief es in Strömen. Ich war einfach nur am Ende. Selbst humane Steigungen waren unerträglich und dazu kam immer wieder eine schleichende Übelkeit in mir hoch. Der Wahoo zeigte nur noch selten mehr als 200 Watt an, dafür geizte er nicht an Herzschlägen pro Minute. Irgendwas von mir hab ich da heute echt am Berg verloren. Hoffentlich waren es nur 2-4 Liter Schweiß.

    Am Campingplatz angekommen brauchte ich erstmals auf der Reise erstmal eine halbe Stunde, um wieder klar zu kommen. Halb tot baute ich das Zelt auf, duschte kalt und machte dann erstmal 2 h Siesta mit Mittagsschlaf. Wach wurde ich danach nicht mehr richtig. Naja, das war also der Ruhetag heute. Morgen stehen ca. 70 km und die Cima Coppi der Reise an. Der Passo Manghen. Das kann was werden. Hoffentlich produziert mein Körper über Nacht noch etwas mehr EPO. Ciao, buona notte.
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  • Tag 12

    1000 mal berührt 🫵🏻

    9. September 2023 in Italien ⋅ 🌙 21 °C

    Nach einer vermückten Nacht und unzähligen Stichen ging der Tag 6:30 los. Ich packte in Ruhe ein, während die Mücken alle Stellen suchten, die nicht mit NoBite in Kontakt gekommen waren. Nach einer netten Verabschiedung von Pier, dem Inhaber der Sfriso Winery ging es 9:30 los. 87 km standen erstmal auf dem Plan. Zuerst musste aber mal ein Cappuccino her. Pier zeigte mir direkt wo ich hin muss und so konnte ich mir Brioche und Caffee für 3€ schmecken lassen. Beim Supermarkt wurden noch Obst und Flüssige Kalorien besorgt und so konnte es dann auf die Reise gehen. Das Bild war das gleiche wie gestern. Flach, kleine Dörfchen, verbunden durch Kanalsysteme. Dazu: Sonne satt. Wie immer. Heute wieder so sehr, dass ich nach dem gestrigen Tag erstmals teils mit Buff-Haube über Nacken und Ohren gefahren bin. Die Italienier konnten da natürlich nur mit dem Kopf schütteln: was macht dieser cremeweiße, leicht rote Mensch da nur? Einer fragte mich heute sogar, wie ich denn nach 2 Wochen tour immer noch so wenig gebräunt sein kann. Naja ich zeigte ihm dann zum Vergleich die sonst bedeckte Stelle meines Oberschenkels und so erschrocken wie er war, schien er so eine blasse Haut noch nie gesehen zu haben. Naja ich find mich braun. 😎
    Ich fuhr so vor mich hin, trank literweise in mich hinein und wiederholte diesen Zyklus. Nach 4,5 getrunkenen Litern musste ich immerhin das erste mal pinkeln am Tag🥳
    Je näher ich den Monte Grappa kam, desto häufiger galt es kleine fiese Steigungen zu überwinden. War insgesamt okay, aber bei 31 Grad im Schatten doch fast zu viel. Die Beine waren heute aber immerhin ganz gut, sodass ich für mich normale Wattzahlen treten konnte. An einem Kanal hinter Treviso machte ich dann Mittag mit Keksen und Gatorade. Hier schien plötzlich der Hotspot der Roadbiker zu beginnen. Und iwie fuhren fast alle ein Pinarello. Und iwie fast alle ein Dogma. Moment mal. Pinarello & Treviso? Da war doch was. Stimmt, die Edelmarke kommt ja von da. Aber werfen die die Teile hier als Werbegeschenke raus? Ich meine die Räder kosten mehr als 70% der Autos hier und trotzdem waren 2 von 3 Rädern mindestens ein Dogma F10. Naja ich tuckelte mit meinem Canyon so vor mich hin.
    Hinauf bis nach Asolo, wo ich mitten in eine italienische Hochzeit geriet. 09.09. schönes Datum, wissen Insider.

    Toni, sei il mio amore💗. 8 Jahre, für die ich einfach nur dankbar bin.

    Danach ging es zum Campingplatz. In der Abfahrt erspähte ich rechts einen krokosartigen Telpich. Das ist doch nicht oder? Nein oder? Mein Pharma-Herz schlug schneller. Colchicum autumnale. Die Herbstzeitlose. Colchicin, du altes Spindelgift. Naja, so viel zu mir.

    Weiter zum Campingplatz. Ich baute umgeben von stechenden Mücken mein Zelt auf und entschloss mich kurzerhand noch eine kurze Sightseeingtour in Bassano zu machen. Also los. Anscheinend war auch der Rest der City auf den Straßen. Hui war das voll. Ich kämpfte mich bis zur legendären Brücke vor und holte mir auf dem Rückweg ein Dürüm und für unterwegs sowie ein Eis auf die Faust. Wo fahr ich zum Essen am besten hin? Hier in der Stadt gibts keine schönen freien Ecken. Campingplatz ist voller Mücken. Moment mal, hier ist doch dieser 26 km lange Berg mit 1700 hm? Monte Grappa! Für die ganze Strecke reichten meine Beine auf gar keinen Fall. Ich fuhr die ersten 350 hm hinauf und machte an einem Aussichtspunkt halt. Hier hatte ich nun meinen bisher besten Dürüm jemals. Schmeckte der, dazu diese Aussicht. Ein Wahnsinns Moment. Dazu noch ein paar Fotos aus den vielen Momenten aus 8 Jahren Beziehung. Herrlich sentimental.

    Nach einer guten Stunde ging es wieder bergab. Ich war nun einfach nur noch fertig. Schnell noch flüssige Kalorien und Obst kaufen, dann schnell wieder zum Platz zurück. Erstmal hinlegen. Ich war tot. An diesem ruhigeren Tag waren es doch wieder über 110 km. Schlimm. Gerade so konnte ich mich noch zum Duschen aufraffen, als mir nach der Abkühlung vor dem Abtrocknen auffiel, dass ich mein Handtuch vergessen hatte. Stark Bennet. Half ja nix, musste erstmal das Tshirt her halten. Hab ja immerhin 2 mit. Danach wurde sich ins Zelt gelegt und telefoniert. Nun öffnete ich eine gewissen Packung FredFerkels von Katjes, die ich seit Beginn an dabei habe und mir für einen besonderen Moment aufgehoben habe. Nun ist es soweit. 1061 km sind geschafft. 50 Stunden wurden auf dem Radl verbracht. Über 9000 hm bewältigt. Und heute anscheinend wieder noch Sonnenbrand obendrauf. Ich glühe. Morgen sollte es wirklich mal ruhiger werden. So wie ich das gestern auch schon über heute gesagt hatte. Morgen aber wirklich.

    Versprochen.
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  • Tag 11

    Sommer, Sonne, Sonnenstich

    8. September 2023 in Italien ⋅ ☀️ 30 °C

    Mit einer guten Pizza im Bauch schläft es sich meist am besten. Weil satt und zufrieden und so. Mit ein paar Keksen im Magen baut sich außerdem das Zelt wie von allein zusammen. Soviel zu meinen Essenstipps. Mach dem Einpacken ging es kurz nach halb 10 los. Das Meer rief. Wenigstens einmal musste ich es sehen. Deshalb entschied ich mich, heute eine Flachetappe einzubauen. Die ersten 20 km nach Italien gingen fast ausschließlich bergab, danach schlängelte euch mich immer an der Grenze entlang in Richtung Monfalcone. Die Temperatur stieg und mit auch das Verkehrsaufkommen. Da es in der Region fast keine Alternativen gab, fand ich mich plötzlich für die nächsten 20 km auf der schnurgerade Nationalstraße gen Venedig wieder. Immerhin trieb der Wind voran, sodass auch diese Zeit rumging. Von Autos hatte ich dann aber erstmal wieder genug. In der prallen Sonne merkte ich immer wieder, dass meine Beine nicht ganz so frisch waren, wie ich gehofft hatte. Ich musste erstmal am Supermarkt auftanken. Cola, Nektarinen, Kekse. Mehr ging iwie nicht. Der Hunger war nicht mehr da. Noch 90 km. Die Form wurde immer mieser. Ich weiß nicht, ob es eine Art milder Sonnenstich war, aber schön war es nicht. Ich hatte einfach nur die ganze Zeit Durst, Hunger aber gar keinen mehr und fühlte mich total schlapp. Irgendwann war ich immerhin am Meer angekommen und nach einem kleinen Stopp dort, ging es über Gravel weiter gen Westen. Gravel können die Italiener ja. Siehe Toskana. Mein Rad kann auch Gravel. Siehe Toskana. Die unbekannte Komponente: Gepäck/Gewicht. Aber auch hier blieben meine Ersatzschläuche weiter in der Tasche und es ging voran. Nach einem letzten Wasser-Stopp, merkte ich auf einmal, dass meine leichte Knieschmerzen rechts plötzlich immer stärker wurden. Insbesondere nachdem ich kurz iwo an der Ampel gestanden hatte. Mies. Ich entschied mich dazu, die letzten 40 km einfach so gut es ging durchzufahren. Ich wusste, dass ich mich sonst wahrscheinlich erstmal nicht dazu motiviert bekommen hätte, einfach weiter zu fahren. Die Kilometer vergingen dafür durch den Rückenwind ziemlich zügig. Irgendwann war ich dann endlich auf dem Weingut meiner Wahl angekommen. Beim Zeltaufbau wurde ich von Mücken überrannt, anschließend bot mir mein Gastgeber einen kühlen Schaumwein an, um meinen Durst zu löschen. Boar. Lecker, aber hui es drehte sich alles😂. Die Gespräche mit ihm und den anderen Campern waren trotzdem sehr schön und erst gegen 19 Uhr verabschiedete sich jeder. Hunger hatte ich immer noch nicht, daher blieb es bei Keksen und Nüssen. Morgen soll mal wieder ein ruhiger Tag werden. 85km nach Bassano. Ich bin gespannt.Weiterlesen

  • Tag 10

    rest & peace

    7. September 2023 in Slowenien ⋅ 🌙 18 °C

    Endlich wieder eine entspannte, ruhige und angenehm temperierte Nachtgehabt. Hier im slowenischen Hinterland ist’s einfach entspannt. Nach Keks-Frühstück ging es allmählich in den Tag hinein. Ruhetag stand an. Was das bedeutet? Vor allem erstmal Radsachen waschen. Ein bisschen lesen. Aber auch ein bisschen Fahrrad fahren. Dabei zum nächsten Supermarkt hinabbrettern, nur um dann mit vollen Taschen (und auch Rücken) wieder über den Berg zurück zu fahren. Am Ende der Runde standen 45 km mit knapp 1000 hm. War nicht ganz so entspannt wie erhofft, aber trotzdem gut. Um nicht zu sagen überragend. Kein motorisierter Verkehr, herrliche Temperaturen und atemberaubende Ausblicke. Slowenien zeigt sich bisher nur von seiner besten Seite. Hier muss ich wohl demnächst nochmal wiederkommen.
    Nach dem Duschen suchte ich mir dann ein schattiges Plätzchen und las weiter mein Buch. Später entstand dann ein nettes Gespräch mit einem Pärchen aus Fulda, woraus sich dann ein gemeinsames Abendessen bei der Pizzeria des Dorfes entwickelte. Hier kostet die große Margherita noch 5€! Und der halbe Liter Bier 2,10€! So muss das. Morgen gehts wieder nach Italien. Flachland. Gut so.
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  • Tag 9

    Hochebene aus Gründen

    6. September 2023 in Slowenien ⋅ ☀️ 23 °C

    Nachdem ich gestern am ersten Campingplatz seit der Italienischen Grenze angekommen war und ich mir zwischen all den Zelten noch einen Platz gesucht hatte, war die Nacht doch sehr kurz. Erst wurde die Diskussion im Bremer Nachbarzelt bis 23:30 politisch und morgens ab 5:30 waren die ersten am Zelt zusammen räumen. Dazu noch der Schlaf an der Hanglage, sodass ich immer wieder in meinem 2,05m langen Zelt a seine Grenzen stieß. So kam es erstmals dazu, dass ich mich nach einer Nacht nicht wirklich erholt fühlte und am liebsten Lügen miefen geblieben wäre. Mein Whoop zeigte mir ebenfalls erstmals einen roten Recovery-Score an. Naja, die Sonne trieb mich dann aus meinem Treibhaus heraus. Um 9:30 war ich gefühlt schon der letzte auf dem Platz als ich fertig war mit Packen. Die haben’s ja eilig… Pura Vida leude!🤌🏻🇨🇷

    Ich machte mich auf dem Weg und fuhr mit allen E-Bike-Pärchen weiter dem Alpe-Adria entlang gen Udine. War mir ein bisschen zu viel, muss ich zugeben. Unterwegs gab es noch die letzten Kracher und ein Croissant. In Udine angekommen, brauchte ich erstmal meinen Caffè doppio. Dabei sinnierte ich vor mich hin und entschied mich, lieber nicht zur Adria zu fahren, da ich aktuelle Bilder von Google Maps vom Campingplatz gesehen hatte und eher nicht zu den Massen wollte. Was also nun?

    So richtig wusste ich auch nicht. Venedig würde nicht besser sein, Kroatien war noch ziemlich weit weg und hetzen wollte ich mich nun auch nicht mehr. Bleibt noch die dritte Option: Slowenien. Teuer, aber zurecht. Die Landschaft in Gorica hier ist herrlich, ein wenig wie Kroatien teils, aber ohne Touris. Ich suchte mir einen Campingplatz abseits der Straßen auf einer Hochebene. Ist vielleicht auch nicht ganz so warm dachte ich. Naja von Udine waren es nach dem Einkauf noch 57 km. Bis zur slowenischen Grenze ging es über entspannte Nebenstraße durch die Weinberge des Friuli. In Gorica wurde nochmals eingekauft und dann stand noch eine Sache aus. Die Hochebene. Weil hoch oder? Richtig. 750 hm am Südhang warteten auf mich und mein Gepäck. Gut, dass ich mir sämtliche Taschen und Ritzen am Rad voll mit Essen und Getränken gestopft hatte, damit gehts bestimmt leichter.
    Der Anstieg empfing mich direkt konsequenterweise mit 10-13% Steigung. Hitze war untertrieben. Autoverkehr war ebenfalls rege und ich war nur ein einziges langsames Hindernis. Ich quälte mich berghoch, bis ich das erste Plateau erreichte und links abzweigte. Die ersten 250 hm waren geschafft und ich sah den letzten winzigen Supermarkt vor dem Ziel. Danach ging es auf ruhigen Straßen teils sogar schattig weiter bergan, bis ich irgendwann abgekämpft am Campingplatz war. Hier ist es wirklich sehr schön. Zwischen Zwetschgen-Bäumen baute ich mein Zelt auf, die ein oder andere Frucht viel auch direkt in meinen Mund. Danach gab es Birnenschnaps und Salami als Welcome-Package vom Betreiber. Junge, junge, der Birnenschnaps war heftig. Eventuell lag es auch an meiner Dehydrierung, aber iwie würde es mich nicht wundern, wenn man von dem Zeug blind wird. Nein Spaß. War sehr lecker, aber etwas zu viel für meinen Körper. Nach der Dusche ging es dann nur noch gähnend und liegend im Zelt voran. Schnell noch das Foccacia mit Mozzarella rein, ein bisschen Salzgebäck mit Cola zum Nachtisch und nach ein paar Seiten lesen ging es dann in die Heia. Dass meine Matratze wieder Luft verlor, war mir egal.
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