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Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Day 29

    Das Ziel im Kopf in Belgrad erreicht

    August 5, 2023 in Serbia

    Dadurch, dass ich es am Freitag auf aufregende Weise bis an den Donaustrand geschafft hatte, saßen wir noch bis 3 Uhr nachts zusammen, denn durch die 120 geschafften Kilometer hatte ich dann nur noch 80 bis nach Belgrad. Und weil mein Zelt eingepackt blieb, dachte ich dann am Samstag Morgen noch nicht ganz wach, dass ich an dem Tag auch versuchen könnte wieder die 100km zu schaffen und so bis hinter Belgrad in die Natur zu kommen, denn dort wäre zur Absicherung noch ein Campingplatz in der Nähe gewesen. Aber auf halber Strecke gab es dann durch meine Beschwerde über die Hitze am Vortag mal wieder ein Unwetter, das kein Wetter mehr war.

    Deshalb gibt's noch eine Erklärung zum Ethikrat (der nur durch mich besetzt ist) und im Vorfeld einige Challenges ausgearbeitet hat, damit ich es mir selbst nicht zu leicht mache unterwegs.

    Beispiele für Challenges bzw. Verstöße, warum ein Ethikrat nötig ist und mein Verhalten nicht ausartet:

    Wenn ich einen Zug nehmen würde, müsste ich den Preis des Tickets spenden - 0x

    Das Fahrrad auf dem Weg schieben (weil ich es nicht liebe) 5€ - 3x

    Es gibt dabei auch Grauzonen, wo es auf den Einzelfall ankommt bzw. gute Ausreden meinerseits gefragt sind, wie zum Beispiel Übernachtungen auf dem Campingplatz. Der einköpfige Ethikrat war aber auch entgegenkommend und erlaubt es nette Gesten anzunehmen, wie zum Beispiel, wenn mir jemand anbietet mich auf der Ladefläche mitzunehmen - 0x

    Aber bei dem, was am Samstag in Belgrad zum Tragen kam, gab es keine Kompromisse.

    Das Unwetter zwang mich zu einer Pause unter einem Vorsprung, wo ich aus Versehen auf einer Holzbank ca. 30 Minuten lang das Gewitter verschlafen habe. In Belgrad lagen wieder Bäume quer und Kreuzungen standen unter Wasser, dass von Autos die Reifen komplett versenkt waren. Nach dem Powernap wusste ich zumindest noch welches Jahr wir haben, war aber noch ziemlich weggetreten, das hat Zeit gekostet und der Sturm sollte zwar ruhiger werden, aber das Unwetter noch 2 Stunden anhalten. Darum wurde meine Hoffnung das Zelt irgendwo hinter Belgrad auszupacken genauso weggeschwemmt und es kam mein Regelbuch zum Einsatz, denn ich sündigte und buchte ein Hostel und bezahlte das erste Mal nach genau 4 Wochen für ein Dach über dem Kopf. Ich kam dann wieder erst im Dunkeln in Belgrad an, aber ich hätte mein Glück doch wieder erzwingen können, denn die letzten Meter umkurvte ich gemeinsam mit zwei anderen Bikepackern die umgestürzten Bäume. Die beiden starteten ihre Reise ebenfalls an der Donauquelle und hatten ein Sofa in ihrem Airbnb frei, aber ich konnte die Reservierung im Hostel nicht mehr stornieren. Ein Hostel ist aber auch für mein Gewissen vertretbar, denn dort komme ich mehr mit Leuten in den Austausch, auch über mein Projekt, als irgendwo alleine im Wald.

    Dort angekommen und trocken auf dem Bett sitzend konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in einer Luxus Panorama Suite eines 5 Sterne Hotels in diesem Moment glücklicher war als ich in diesem Hochbett in einem Zimmer mit 11 anderen Typen. Nach all dem was ich die vier Wochen vorher gesehen und erfahren habe, vor allem bei den Hilfsorganisationen, war ich so glücklich einfach ohne Sorgen diese 20€ für einen sicheren Schlafplatz hinlegen zu können.

    Und das isses.
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  • Day 29

    Woche 4 / Week 4

    August 5, 2023 in Serbia ⋅ 🌧 21 °C

    Zum Ende dieser Woche habe ich einen Punkt erreicht, von dem ich gehofft hatte, dass ich ihn auf der Reise im besten Fall erst im Nachhinein erreichen werde. Durch meine Wahl eine unpopuläre Route einzuschlagen, wurde es zunächst eine Woche der Gegensätze und es wird immer schwieriger in den Gegebenheiten etwas Gutes zu finden. Es ging von Bihac im großen Bogen über den MVI Standort in Subotica bis nach Belgrad. Die restliche Strecke kam mir noch sehr lang vor, aber gleichzeitig auch gar nicht mehr so weit. Die endlos geraden Landstraßen gaben einem nichts, aber gleichzeitig tat es gut einfach vorwärts zu kommen. Die Hitze macht die Birne weich, aber immerhin muss man keine überschwemmten Straßen umfahren. Im Gewitter muss man gegen den Sturm und die Nässe ankommen, aber zumindest ist man dabei gut beschäftigt. In Subotica tat es gut mal unter Gleichgesinnten zu sein, aber gleichzeitig gab es dort Eindrücke, die in einem ein Gefühl der Ohnmacht auslösen. Es klingt zwar aufgesetzt, aber treffender und ehrlicher kann ich es nicht formulieren. Nach diesen 4 Wochen habe ich meine Grenzen erreicht. Und das auf so viele verschiedene Weisen in so vielen Situationen, da ist die körperliche Leistung nebensächlich.

    Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ich keine Motivation mehr auf dem Weg vor mir finden kann. Ich habe für mich in den 4 Wochen genug erlebt, um zu spüren, worauf es im Leben ankommt und zwar so, dass ich das wohl nie vergessen werde. Damit habe ich durch diese Erfahrung erreicht, was ich erreichen wollte. Aber es ist ja nicht schlecht seine Grenzen kennenzulernen, auch wenn es in dem Moment selbst nicht so prickelnd ist, bin ich froh, dass es so gekommen ist und kann damit ganz gut umgehen denke ich.

    Denn diesen Punkt habe ich durch meine Entscheidung für diesen Weg provoziert und deshalb muss ich nun mit den Konsequenzen umgehen. Das heißt, dass alles was die nächsten zwei Wochen noch kommt, wohl über meine Grenzen hinausgehen wird. Auch wenn ich für mich keinen Antrieb mehr sehe, gibt es noch die größte Motivation, an der jetzt alles hängt. Und zwar, dass ich den Weg auch für andere Leute gehe. Der einzige Grund, nicht in einen Zug zu steigen und irgendwo hinzufahren, wo es schön ist, ist, dass es eine Spendenaktion ist. Es gab viele Herausforderungen bis hierher, aber das ist nun die größte und wichtigste. Diese Spendenaktion am Laufen zu halten, auch wenn mir die restlichen zwei Wochen nichts mehr geben werden.

    Aber ich bin trotz allem gut drauf und zuversichtlich, dass das genug Motivation sein wird. Denn es sind noch zwei Wochen, in denen ich viel Neues sehen werde und noch viel erleben werde, was ich nachher sicher nicht bereuen werde. Deshalb bin ich, auch wenn sich die Motivation verschoben hat, noch gut dabei und wenn es so bis zum Ende weiterläuft, bin ich zufrieden. Darum geht es jetzt in das letzte Drittel und damit in die heiße Phase. Für mich, aber ich hoffe auch für euch. Denn ich hoffe ihr fiebert weiterhin mit und macht nochmal ordentlich Werbung, damit die Motivation aus der Spendenaktion auch einen großen Effekt hat und vor allem auch anderen Leuten hilft!
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  • Day 28

    Von Subotica Richtung Belgrad

    August 4, 2023 in Serbia ⋅ ☀️ 30 °C

    Ein Bericht zu den Erlebnissen in Subotica folgt noch in aller Ruhe.

    Obwohl der Endgegner für die nun von mir gewählte Route die Zeit war, nahm ich mir die Zeit und setzte mich nochmal damit auseinander und konnte sie erstmal besiegen, auch wenn ich dafür einige Verluste in Kauf nehmen musste. Darum legte ich einen Pausentag bei der Unterkunft von MVI ein, da ich erst um 18 Uhr dort ankam und wenn ich direkt am nächsten Morgen weiter gemusst hätte, wäre es den Aufwand nicht wert gewesen, auch wenn ich dort 5kg von meinem Gepäck zurücklassen konnte. (BILD 1)

    Zwei Nächte in der Hängematte im Garten waren dann ein guter Ausgleich zu den eintönigen Touren, die dafür nötig waren an den Tagen davor und danach.

    Details dazu, wie ich das Zeitproblem in den Griff bekommen habe, folgen vielleicht noch später. Erstmal war ich dann nach den zwei entspannten Nächten wieder bereit für die Wildnis und wollte es in zwei Tagen nach Belgrad schaffen, denn von Subotica sind es ziemlich genau 200km und ziemlich genau in der Mitte nach 100km liegt die Stadt Novi Sad. Die aber zumindest auf meiner Route nicht besonders touristisch und die Wildnis dort auch nicht wirklich einladend war, obwohl die Stadt an der Donau liegt. (BILD 2)

    Insgesamt gibt das Internet auch nicht mehr wirklich viele Optionen für potenzielle Ziele aus, was zeigt, wie abwegig ich unterwegs bin.

    Deshalb habe ich es riskiert die bislang zweitlängste Distanz zu versuchen und alles auf eine Stelle am Fluss 20km hinter Novi Sad zu setzen. Wenn die nichts wäre, wäre ich aufgeschmissen und würde einfach die Nacht weiterfahren.

    Hinzu kam dann, dass ich jeden Tag davon überrascht bin, wie plötzlich es dunkel wird. In der Stadt war noch alles gut, nur muss man doch an fast jeder Kreuzung aufs Navi schauen, Ampeln, einkaufen etc., deshalb musste ich dann schon mit Licht an aus Novi Sad rausfahren, nach 10 Minuten war es Nacht und ich hatte eben noch gut eine Stunde vor mir.

    Auf der Landstraße ist man im Dunkeln nochmal mehr auf sich alleine gestellt, aber dann bin ich noch durch einen kleinen Ort gefahren, wo die Leute noch mit Wein auf dem Marktplatz saßen, bevor die letzten 6km abseits der Landstraße kamen, die auch im Hellen wohl eher gemieden werden. (BILD 3)

    6km lang musste ich dann noch durch Wälder, ohne zu wissen was 10 Meter vor mir ist. (BILD 4) Die Verwucherungen und all die Spinnweben, die ich im Gesicht hängen hatte, zeigten, dass der Weg wirklich abgelegen ist und nicht wirklich genutzt wird. Und alle 2-3 Minuten kam von irgendwo ein Hundebellen, ohne etwas zu sehen und einschätzen zu können, ob die Hunde hinter einem Zaun sind oder gleich in meinem Bein hängen, weil sie denken, dass wer da nachts unterwegs ist, kann nichts Gutes vorhaben.

    Ich hatte den Platz vorher im Internet gesehen (BILD 5) und wusste ja immer noch nicht, ob ich überhaupt dorthin komme, ob ich dort bleiben kann und was die Hunde machen. Auf den letzten Metern erreichte ich dann wieder eine asphaltierte Straße und musste nur noch die Zufahrtsstraße zum Fluss entlang.

    50 Meter vor dem Ziel war es dann so weit, dort standen zwei laute Wachhunde vor mir auf der Straße, weil dort einige kleine Hütten von den Leuten aus dem nächsten Ort sind.

    Als ich ein paar Meter umgekehrt bin, haben sie mich erstmal in Ruhe gelassen und ich habe es von der anderen Seite versucht, aber da kamen sie auch hin und wollten mich aufhalten.

    Deshalb gab es nur noch einen letzten dritten Weg zum Fluss als letzte Chance dort.

    Ich bin dort noch etwas rumgeirrt ohne mich zu viel zu bewegen wegen der Hunde und hörte dann Musik und Gespräche an einer Hütte. Dort ging ich hin, um vielleicht Hilfe zu bekommen.

    Happy End: (BILD 6-9)
    Es saßen ca. 8 Leute gemütlich zusammen und einer von ihnen sprach deutsch, so kamen wir gut ins Gespräch, mir wurde Bier angeboten und Fleisch vom frisch gegrillten Spanferkel und dann auch von dem Gastgeber die Möglichkeit, dort zu übernachten.

    So saßen wir noch bis in die Nacht zusammen, ich konnte nach den über 120km alle Spinnweben abwaschen und war sicher vor Hundeangriffen.

    Als weißer Mann kann man das Glück eben gut erzwingen und man braucht nicht so viel zu befürchten, aber so schnell brauche ich diese aussichtslose Situation davor nicht nochmal.
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  • Day 26

    In Subotica bei dem MVI Standort

    August 2, 2023 in Serbia ⋅ ☀️ 27 °C

    Den Standort von Medical Volunteers in Subotica hatte ich von Vornherein gerne ansteuern wollen, aber ich hatte es mir offen gehalten, weil es eigentlich überhaupt nicht auf meinem Weg lag. Wie ihr den Screenshots aus dem Footprint weiter unten entnehmen könnt, war das wieder eine sehr schwierige Entscheidung, da so viel unvorhergesehenes passieren könnte. Nach langem Abwägen in Bihac, wo ich an meinem Pausentag in einem Café 3 Stunden lang an meiner kommenden Route gefeilt habe und zum ersten Mal einen Entwurf bis Thessaloniki hatte, ist die Entscheidung für eine Route gefallen, was genauso heißt, dass ich mich gegen einige andere Routen entschieden habe und so wieder einiges verpassen werde. Das ist zwar schade, aber gehört dazu und war ja vorher klar, dass ich in dem begrenzten Zeitraum einiges auslassen werde. So entschied ich mich gegen die Küste, gegen Bosnien und Sarajevo und nahm stattdessen einen 500km langen Umweg in Kauf und fuhr nach Nord/Ost Richtung ungarischer Grenze. Auch wenn dieser Umweg einfach nicht für Radreisen gemacht ist und die Route sehr undankbar sein würde, war das für mich die richtige Entscheidung, um im Sinne des Projekts, was ja auch mein Interesse ist, zu handeln und den Standort in Subotica zu besuchen und so noch direkter für den Hintergrund der Reise zu sensibilisieren. Ausführliche Berichte folgen.Read more

  • Day 26

    Donau wieder getroffen

    August 2, 2023 in Croatia ⋅ ☁️ 24 °C

    Am allerersten Tag vor nun schon vier Wochen war sie mein Ziel von Freiburg aus. Die Donau bzw. die Donauquelle in Donaueschingen. Drei Tage verbrachten wir zusammen und bewegten uns gemeinsam Richtung Osten. Ich hatte es zwischendurch zwar schon aufgegeben, aber in Ulm schaffte ich es dann doch noch mich einmal hineinzulegen bevor sich unsere Wege trennten und nicht abzusehen war, ob wir uns nochmal wieder sehen würden. Die Donau entschied sich für einen langen Weg, aber den Weg des geringsten Widerstandes. Ich entschied mich für sehr viel Widerstand mit der doppelten Alpenüberquerung. Plötzlich und unverhofft trafen wir uns dann nach fast 4 Wochen im Niemandsland zwischen Kroatien und Serbien wieder.Read more

  • Day 25

    Worte zu Bihac Teil 2

    August 1, 2023 in Croatia ⋅ ☁️ 30 °C

    Hier nochmal der Link zu der Doku aus Bihac:

    https://youtu.be/hyP-h6mye0Y

    Von meinen persönlichen Erlebnissen in Bihac haben sich drei Punkte besonders eingeprägt.

    1. In Bihac habe ich viel Zeit mit Zlatan von SOS Bihac verbracht, der auch ausführlich in der Doku über die Situation vor Ort berichtet. Wir hatten viele, lange Gespräche und ich wäre gern auch noch länger dort geblieben um ihm weiter zuzuhören. Ich glaube ich habe noch nie eine so inspirierende Person kennengelernt. Wie er unermüdlich aktiv für das Gute einsteht, sich keinen Millimeter unterkriegen lässt, trotz allem was er selbst erlebt hat und trotz allen Widerständen, die ihm entgegengesetzt werden, weil er einfach nur Menschen sieht, die Hilfe brauchen, ist das worauf es ankommt. Leider.

    Er ist mit mir an eine Straßenecke in der Stadt gegangen und hat mir eine Hauswand gezeigt, wir standen drei Meter davor. Genau dort stand er an einem Tag im Juni 92. Als er dort stand ist genau neben ihm eine Granate explodiert. Genau dort hat er im Bosnienkrieg sein Bein verloren. Genau dort zu stehen hat mir bewusst gemacht, wie weit wir vom Leid in der Welt und von Krieg entfernt sind. So nah hat sich Krieg für mich noch nie angefühlt. Und gerade weil wir die Möglichkeit haben einen großen Abstand dazu aufzubauen, sollten wir aktiv werden, denn der Abstand hat eigentlich nichts zu bedeuten, Krieg ist Krieg, egal wo.

    2. Najib und Kazem

    Ich habe bei SOS Bihac mit zwei Afghanen zusammen in einem Haus gewohnt. Sie sind in Bosnien, weil sie genauso Angst vor der Taliban haben, wie der Rest der Welt. Bzw. ist ihre Angst noch berechtigter, da sie den Strukturen der Taliban direkt ausgesetzt sind. Darum sahen sie ihre einzige Chance auf ein Leben in Sicherheit durch den Versuch die Balkanroute entlang zukommen, was für sie durch unsere Politik lebensgefährlich ist, aber sich der Taliban auszusetzen war keine Option. Aus Afghanistan sind sie zu Dritt aufgebrochen, Najib, Kazem und Najibs Bruder. Da diese Menschenleben in der EU offensichtlich weniger wert sind als andere, müssen sie gefährliche Mittel wählen, bei denen schon einige stillschweigend Gestorben sind. Die vielen Toten im Mittelmeer sollten hoffentlich präsent sein. Aber genauso gefährlich ist es sich unter LKWs oder auf Züge klemmen zu müssen. Najib, Kazem und Najibs Bruder hatten es bis nach Bihac geschafft. Dort ist der Fluss Una die Grenze zu Kroatien und der EU. Ein Nationalpark mit viel Natur, die viele Touristen anzieht. Genau an dem Wochenende war dort auch die alljährliche Regatta für die Anwohnenden in der Region, ein riesiges Event, alle mit guter Laune auf dem Fluss und volles Rahmenprogramm. Also ein Ort, an dem man das Leben genießen kann. Najib, Karzem und Najibs Bruder und andere sind aber wenn es um so etwas geht oft außen vor, einfach weil sie Fremde sind. Sie versuchten wie viele andere den Fluss zu durchqueren, um nach Kroatien in die EU zu kommen. Ohne schwimmen zu können. Sie haben es nicht geschafft. Najibs Bruder ertrank bei dem Versuch. Seine Leiche konnte gefunden werden und so konnte er um wenigstens etwas Anstand und Menschenwürde zu bewahren in Bihac beerdigt werden. Da Najibs Bruder nun in Bihac bleibt, entschlossen Najib und Kazem, dass ihr Schicksal auch in Bihac ist und sie wollen auch dort bleiben. Sie fanden mit SOS Bihac eine neue Familie und sehen es jetzt als ihren Sinn an, dort zu helfen. Bis sich irgendetwas in der Welt ändert.

    3. In der Doku werden viele Widerstände aus dem Umfeld und aus der Gesellschaft gezeigt, was zum Alltag von Hilfsorganisationen gehört. Dabei wollen sie einfach nur Menschen helfen, was in einer gesunden und funktionierenden Gesellschaft ja auf viel Zuspruch stoßen sollte. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich möglichst viele Leute aktiv damit solidarisieren und so unterstützen, dass die Organisationen wirklich ihrem Zweck bestmöglich nachkommen können und sich nicht mit lauten Gegenstimmen beschäftigen müssen. In Bihac war ich positiv überrascht davon, wie friedlich SOS Bihac arbeiten konnte. Sie sind inzwischen akzeptiert in der Region und stoßen auf großen Zuspruch. Sie sind mittlerweile so gut etabliert, dass die Behörden ganz offiziell sie anfragen, um bei Angelegenheiten zu unterstützen, wo eigentlich staatliche Institutionen gefragt wären. Was natürlich auch auf die Fluchtthematik zutrifft. Aber bei der Regatta stellte SOS Bihac den Rettungsdienst und nicht das Rote Kreuz oder andere offizielle Organisationen. Sie arbeiten mit so viel Herz, dass sich die Behörden in dieses gemachte Netz setzen und SOS Bihac machen lassen, damit sie sich selbst weniger kümmern müssen. Eigentlich sollte es ja eher andersrum sein, dass sich die staatlichen Einrichtungen um alle Menschen kümmern, dass es keine Hilfsorganisationen, keine Spenden, keine Leute, die ihre Freizeit opfern, braucht. Aber es war schön zu sehen, dass die Leute in der Region bemerkt haben, dass es nur miteinander geht. Es war zwar ein langer, steiniger Weg für SOS Bihac, aber nun wird die Arbeit nicht nur geduldet, sondern von den Leuten in der Region auch wertgeschätzt und es wurde erkannt, dass es nur durch das gegenseitige Helfen allen Menschen besser geht, nicht durch das Ausgrenzen.

    Es ist ein großes und vor allem trauriges Thema und es gibt leider noch viele weitere Einzelschicksale. Aber diese drei Punkte und die Doku sollten Grund genug sein, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.
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  • Day 25

    Worte zu Bihac Teil 1

    August 1, 2023 in Croatia

    Letztes Wochenende war ich in Bihac bei der Hilfsorganisation SOS Bihac. Das ganze Thema Flucht ist natürlich sehr komplex und schwierig alles in Kürze darzustellen, vor allem aus meiner Position. Deshalb möchte ich euch nochmals die Dokumentation "The Game: Ein Spiel um Leben und Tod" ans Herz legen und euch zutiefst bitten, euch in den nächsten Tagen die Zeit zu nehmen, sie euch anzuschauen, falls nicht schon getan. Die Regisseurin Manuela war natürlich deutlich länger vor Ort als ich und stellt so tiefere Einblicke dar. Die ganzen Zusammenhänge, Entwicklungen und Verantwortungen werden dort aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Geflüchtete selbst kommen zu Wort, Schmuggler, freiwillig Helfende wie Zlatan von SOS Bihac, aber auch kritische Stimmen. So bekommt man durch die vielen Einzelschicksale beispielhaft einen Einblick wie unmenschlich die Situation für Menschen auf der Flucht ist und das diese Situation eben bewusst geschaffen wird und die Menschen eher wie Spielbälle gesehen werden, obwohl es um Leben und Tod geht. Wir haben glücklicherweise die Option einfach wegzuschauen und all das Leid von uns fernzuhalten, aber genau darin liegt die Verantwortung, dass wir uns damit beschäftigen, auch wenn es schwer fällt und es wirklich harter Tobak ist, aber das sind wir den Menschen schuldig und jedes Wegschauen, weil man sich nicht wohl damit fühlt, ist ein Schritt zu mehr Ungerechtigkeit. Etwas aus der eigenen Wohlfühlzone rausgehen und die traurige Realität von den Menschen sehen, die eben nicht die Option haben in der Wohlfühlzone zu bleiben, ist das Mindeste was wir tun können, damit die Situation nicht unbemerkt immer schlimmer wird.

    Hier nochmal der Link zu der Doku:

    https://youtu.be/hyP-h6mye0Y
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  • Day 25

    Tour Update

    August 1, 2023 in Croatia ⋅ ☀️ 28 °C

    Gestern war ich durch meine eigenen Entscheidungen bzgl. der Prioritäten auf der Reise dazu gezwungen 150km zu schaffen. In Bihac habe ich zum ersten Mal die Route bis zum Ende geplant und dabei mussten harte Entscheidungen getroffen werden. Es wird ein großer Umweg und ich fordere das Glück heraus. Im Zeitplan ist dabei kein Platz für einen Pausentag und ich muss ab jetzt egal was kommt jeden Tag um die 100km schaffen, auch mit den Höhenmetern die in Montenegro und Albanien nicht zu vermeiden sind. Deshalb werde ich in Serbien mein Gepäck auf das Nötigste beschränken und hoffentlich trotzdem dann zwischendurch noch Zeit haben zu berichten. Wenn der Plan nicht aufgeht, könnte ich noch etwas abkürzen und von Serbien direkt nach Thessaloniki ohne den Schlenker in die Berge über Montenegro und Albanien. Oder zwischendurch den Zug nehmen. Auf die 3000km komme ich trotzdem, nur dann mit einem Schönheitsfleck. Aber das Risiko es so zu versuchen, um noch mehr Eindrücke über die Fluchtthematik zu sammeln ist mir lieber, als für mich sagen zu können wirklich jeden Meter der Strecke mit dem Rad gefahren zu sein. Also weiter geht's, es bleibt spannend.Read more

  • Day 23

    Woche 3 / Week 3

    July 30, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 26 °C

    Woche 3 / Week 3

    Die Hälfte der Reise ist geschafft. Also ist das Glas schon halb voll, aber auch noch halb leer. In dieser Woche habe ich gemerkt, dass alles intensiver wird. Meine Sachen werden dreckiger. Die Gerüche werden strenger, ja mein eigener. Der Sattel wird unbequemer. Die Hunde werden lauter. Die LKWs überholen enger. Die Wege werden holpriger. Jeder einzelne Höhenmeter frisst mehr. Alles wird intensiver. Aber ich werde dabei immer entschlossener und vielleicht auch verrückter. Nach den ersten zwei Wochen war es wie ein Abenteuer-Urlaub, der einen gut aus dem Alltag herausholt. Jetzt fühlt es sich nicht mehr wie Urlaub an. Ich hätte die Küste entlang fahren können und so noch alle Vorzüge der Adriaküste mitnehmen können. Aber stattdessen wurde es die Route, wo ein Fahrrad eigentlich nichts zu suchen hat. Jetzt ist es ein Abnutzungskampf in allen Belangen, auch wenn es trotzdem noch für das ein oder andere Urlaubsbild reicht. Wenn ich jetzt nach Hause fahren würde, hätte ich die 3000km genauso geschafft. Aber genau diese zweite Hälfte ist die entscheidende bei dem Projekt. Es wird vieles passieren, was ich nicht beeinflussen kann, aber auch wenn ich an meine Grenzen stoße, versuche ich weiterzumachen. Keine Ahnung, ob das klappt. Aber genau darum geht es. Nicht einfach aufzuhören, denn die Option haben zu viele Menschen in noch aussichtsloseren Situationen nicht. Wahrscheinlich kann man sich nie ganz darein versetzen, aber man kann sich zumindest bewusst machen, dass man die Möglichkeiten direkt vor sich hat um aktiv zu werden und zu unterstützen.Read more

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