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- Tag 49
- Sonntag, 27. März 2022 um 13:00
- ☀️ 19 °C
- Höhe über NN: 90 m
Bosnien-HerzegowinaKomanje Brdo43°5’52” N 17°58’24” E
Auf nach Bosnien und Herzegowina

Nach einem kurzen Stopp in Prapratno (Kroatien) wollte ich nun endlich Samstag die Adriaküste verlassen und mich auf nach Sarajevo machen. Einen ersten Stopp plante ich in Stolac und werde auf dem süßen kleinen Campingplatz direkt mit einem Espresso begrüßt. Ein wunderbares familiäres Gefühl kommt auf. Ich fahre ein bisschen mit gemischten Gefühlen in dieses Land, es hat so viel zu erzählen und auch hinter sich. Ich bin sehr gespannt auf Mostar und Sarajevo und all die kleinen Orte dazwischen.
Als ich in das Land hineinfuhr war ich erstmal unheimlich von der Landschaft beeindruckt. Sehr kahl, noch im Winterschlaf (trotzdem warm), weit, schroff und steinern. Die sehr hügelige Natur erstreckt sich über eine weite Ebene, man kann irre weit schauen und sieht im Hintergrund schneebedeckten Berge. Die Hügel sehen aus, als wären sie hier und da von immer grünen Gewächsen gesprenkelt und bieten eine tolle Kulisse. Nur die frisch asphaltierte Straße, die sich durch die Landschaft schneidet hat irgendwie nicht dazu gepasst. Das änderte sich aber schnell und ich fuhr weiter auf einer Straße, wie ich sie erwarten hatte: sehr schmal, sodass eigentlich nur ein Auto darauf fahren kann (spannend, wenn man mit so einem großen Gefährt unterwegs ist), der Landschaft angepasst, viele Kurven und maximale Sichtweite 50m. Wenn man dazu orientalische Musik hört, ist die Szenerie perfekt.
Dieses Camp anzufahren war wieder einmal ein Wink des Schicksals, den ich so gern angenommen habe. Mein Ablassventil für das Wasser im Bad tropft schon seit einer Weile und wurde leider immer mehr. Ich nahm mir gestern Zeit, das Problem und die Ursache zu finden. Der Campbesitzer merkte dies schnell und half mir, ausgestattet mit Werkzeug dabei. Google Übersetzer macht eine Kommunikation möglich aber half nicht bei der Problemlösung, da wohl das Ventil kaputt war und leckte. Also tranken wir erstmal einen Kaffee zusammen und verabredeten uns für später. Aus später wurde heute morgen und schwups kroch der liebe Sejo mit meiner pinken Stirnlampe wieder unter mein Waschbecken. Der Campmanager, ein Freund war auch mit anwesend und beide tauschten sich lebhaft aus, um das Problem zu lösen. Die Lösung war, ein neues Ventil zu kaufen und es direkt zu installieren. Ich fuhr also mit dem Campmanager Sladjan nach Stolac, er wüsste, wo wir alles bekämen. Es dröhnte Miroslav Skoro aus dem Radio und er sang mit, nebenbei piepte der Anschnallalarm aber er gab mir zu verstehen, dass wir uns nicht anschnallen müssen und das schon aufhören würde. Tat es auch. Im Werkstattladen waren weitere Männer am Werk die richtigen Windungen, Dichtungsringe und Ventile zusammenzusuchen und fanden wohl auch alles. Wir fuhren zufrieden zurück und ich verließ mich voll darauf, dass das schon alles funktionierte. Tat es auch, die beiden bauten die neuen Teile ein und es ist nun besser als vorher. Also ist das denn zu fassen, dass mir wieder so eine Begegnung vergönnt ist? Ich konnte mich nicht wirklich bedanken, aber vielleicht hat ihnen auch mein Grinsen mehr gegeben als alles andere. Wir tranken wieder Kaffee zusammen und redeten über die Kultur und das Land. Sie meinten, ich müsse mich nicht bedanken, es gehört zum Wesen der Bosnier, sie heißen mich dadurch in ihrem Land willkommen. Wir sprechen über den Zustand des Landes und sie erzählten mir, dass die Menschen Angst haben, Putin würde hier mit seinem Irrsinn weiter machen. Ein weiterer korrupter Vollpfosten von Präsident von Bosnien und Herzegowina (Željko Komšić) bereichert sich ohne an die Menschen zu denken. Führt keine sinnvollen Gesetze zB. zur Müllbekämpfung ein, hat gar nicht die Absicht in die EU einzutreten und sympathisiert mit Putin. So haben die Menschen hier große Bedenken, es könnte wieder Krieg geben und das Land würde geteilt werden. Wenn man das so hört wird einem ganz anders und steht so im Kontrast zu den Almans (Deutsche) die ich paar Tage vorher in Kroatien getroffen habe. Ungefragt ging es nur wenige Sätze nach dem „Hallo“ um Masken und Regeln und all dem, als wäre das das Einzige und Wichtigste über was wir sprechen müssten. Uns geht es wohl zu gut, zumindest kommt es mir hier so vor. Die runter gekommen Häuser, viel Müll und kaputte Straßen, Einschusslöcher in den Wänden…all das gibt mir ein beklemmendes Gefühl und gleichzeitig erwärmt mich die Herzlichkeit der Menschen so sehr. Sejo kam beim zusammenpacken nochmal zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und sagte, ich solle wieder kommen.
Und wie verlasse ich Kroatien, ein Land indem ich jetzt 4 Wochen war? Die Küstenstraße mit dem Blick aufs Meer und die angrenzenden Berge ist ein Traum, man sollte sie wirklich hin und wieder zurück fahren. Mit meinem BamMobil habe ich eigentlich auch immer freie Sicht: entweder es bildet sich eine Schlange hinter mir (wo ich natürlich zu gegebener Möglichkeit rechts ran fahre) oder ich werde überholt, weil ich eben langsam unterwegs bin. An jeder Station wurde ich nur freundlich und hilfsbereit empfangen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass die älteren Herren eine Tochter in mir sahen und Angst hatten, dass ich alleine unterwegs bin, mir aber immer versicherten, dass ich mir in Kroatien keine Sorgen machen brauch. Habe ich auch nicht. Wenn man unseren billigen Lebensmittel-Luxus in Deutschland als Grundlage nimmt, ist Kroatiens Küste sehr teuer und wildcampen sicherlich zu Tourizeiten eher schwierig. Die Küstenlandschaft ist phänomenal, das Wasser unglaublich und der Müll einfach nur ätzend. Kroaten lassen ständig ihr Auto laufen, während sie darin sitzen 🙄, sind unglaublich laut, rauchen viel und in jeder Lokalität und sind offensichtliche Lebemenschen, die die wunderbare Natur womöglich als gegeben ansehen. Ich kann nicht wirklich etwas zum Essen sagen, da ich nicht im Restaurant war und die fertigen Teigtaschen nicht vertragen habe aber der Espresso ist exzellent.
Leider sperren sie ihre Hunde in Käfige und haben viele streunende Katzen, die sie jedoch auch füttern, so wie ich es mehrmals beobachten konnte. Ihr Totesanzeigen verteilen sie in der Stadt und pinnen sie an die Mauern, Lichtmasten und Zäune. Viele Städte haben ihr eigene Magie, nicht zuletzt durch die uralten Gebäude, die es zum Glück noch gibt.Weiterlesen
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- Tag 51
- Dienstag, 29. März 2022 um 14:00
- ☀️ 17 °C
- Höhe über NN: 66 m
Bosnien-HerzegowinaRadobolja43°20’31” N 17°48’19” E
Mostar

Mein Weg führt mich nun weiter in das Landesinnere. Mit einem guten Gefühl fuhr ich von meinem Camp in die Stadt, die so bekannt für ihre Brücke, die multikulturellen Einflüsse und ihren geschichtlichen Hintergrund ist. Mostar ist mit ungefähr 113.000 Einwohnern die größte Stadt der Herzegowina und die sechstgrößte Stadt des gesamten Landes. Durch ihre eingebettete Lage in einer Art Kessel, zwischen den Bergen Velež (1.968m) und Cabulja (1.776m), kann es im lediglich auf 60 Höhenmetern liegenden Mostar ganz besonders heiß werden. Die Stadt ist eine mit Kontroverse: sanierte Altstadt einschließlich bunter Flaniermeile, prunkvolle, teils zerstörte Bauten und faszinierende Gegensätze und demnach irgendwie auch erschreckend und immer an die traurige Geschichte des Landes erinnernd. Eine Stadt, die es wert ist, in sie einzutauchen und sich treiben zu lassen. Irgendwie fand ich in ihr jedoch nicht so richtig meinen Platz. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie es ab 1992 gewesen sein muss, vielleicht weil ich die neuen Kulturen erstmal verstehen muss und vielleicht weil ich nun merke, aus der mir bekannten EU raus zu sein. Die etwas älteren Gesichter erzählen ohne Worte ihre Geschichte und diese hab ich versucht aufzusaugen.
Mostar bedeutet „Brückenwächter“ und die, 1566 aus Stein umgebaute Brücke Stari Most ist auch ihr beeindruckendes Wahrzeichen. Im entsetzlichen Bosnienkrieg ab 1992 wurde die Brücke leider mutwillig zerstört, jedoch 2004 wieder aufgebaut. Die Rekonstruktion lief unter schwierigen Bedingungen, da es keinerlei Baupläne zu der Brücke gab und die besonderen Bogenform erstmal nachgebaut werden musste. Heutzutage stürzen sich Halbstarke sehr mutig in den 20m tiefen Abgrund in die darunter fließende Neretva und wetteifern vorher darum, wer am meisten Geld bei den Touristen dafür abknöpfen kann. Natürlich werden sie vom Ufer aus bejubelt und angefeuert.
Man nimmt die Teilung der Stadt nach wie vor wahr: orientalisches Flair auf der Ostseite und kroatischer/katholischer Einfluss auf der Westseite. Wenn man in die Weite und auf die umliegenden Berge schaut, sieht man alle möglichen religiösen Symbole. Es ist faszinierend das so an einem Ort zu sehen. Ein absoluter Wow-Moment war, als ich gegen 16:30 den Anblick der Altstadt genoss und auf einmal die Muezzinrufe ertönten. Unglaublich schön, das so zu hören und in dem Augenblick in der Stadt gewesen zu sein. Auf diese Weise fühlte ich mich irgendwie willkommen.
Ich habe vorher in einem anderen Blog mehr über die Stadt gelesen und mit großer Sicherheit sollte man die Altstadt und die Brücke mal gesehen haben. Auch der Kontrast zu den zerschossenen Fassaden zeigt mir ein städtischen Bild, dass ich so noch nicht gesehen habe. Die umliegenden Gebäude zeigen schnell, dass für weitere Sanierungen kein Geld vorhanden scheint und so hat man den bedeutenden Stadtteil doch schnell gesehen, weil ich persönlich die Armut und den Schmutz schwer ertragen kann. Eine Empfehlung, sich für die Stadt 3 Tage Zeit zu nehmen, kann ich nicht ganz unterstreichen. Aber mit Sicherheit lohnt es sich, in das ein oder andere Museum einzutauschen, die leider nun noch geschlossen hatten.
Am darauffolgenden Tag sollte es nach Sarajevo gehen, denn meine Zeit alleine hat nun ein Ende gefunden. Paul macht sich am 30.3. auf den Weg zu mir und wir zählten die Stunden bis zum Wiedersehen. Die Straße von Mostar nach Sarajevo ist phänomenal. Ein eisblauer Fluss schlängelt sich durch das Gebirge, wo nur noch die Straße am Ufer zu den steilen Hängen ihren Platz findet. Jemand, der nah bei den Bergen wohnt wäre vielleicht nicht so geplättet gewesen wie ich, aber mein Mund ging kaum zu und ich erfreute mich riesig an dieser Kulisse.Weiterlesen
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- Tag 54
- Freitag, 1. April 2022 um 13:00
- ☁️ 11 °C
- Höhe über NN: 524 m
Bosnien-HerzegowinaHrasno43°51’14” N 18°22’51” E
Sarajevo - Stadt der Kontraste

Die Stadt mit den vielen Gesichtern ist nun gesehen, sie ist erkundet und aufgesaugt. Aber zu erst musste die Wiedersehensfreude ausgeschöpft werden. Am Mittwoch kam Paul zur Mittagszeit in Sarajevo an und ich wartete am vereinbarten Treffpunkt mit meinem gut sichtbaren Mobil. Es war wirklich ein wunderbares Gefühl, sich in die Arme zu fallen. In diesem Schwebezustand sind wir zum Campingplatz, der gleichermaßen über der Stadt zu schweben schien. Was eine Aussicht! Es zog uns in die Stadt, um ein erstes Gefühl für sie zu bekommen und gönnten uns am ersten gemeinsamen Abend eine Pizza und Weinchen. Schon hier wurden uns die vielen Kontraste der Stadt bewusst: Kirchen neben Shoppingmalls, runter gekommene Häuser neben prächtigen Moscheen und alles irgendwie etwas grau. Der nächste Tag diente uns jedoch nicht dazu, näher in die Kultur einzutauchen, da das Mobil mal wieder Pflege brauchte und ich dabei helfende Hände dringend nötig hatte. Wir krochen also im Bad rum und versuchten die 2 undichten Stellen zu beheben. Wieder einmal half eine freundliche Begegnung dabei, die nötigen Utensilien beizusteuern. Der Campingbesitzer konnte mit wichtigen Schrauben aushelfen und so waren die Lecks am Abend verschlossen. Um den Blick auf die Stadt noch etwas weiter auszukosten gingen wir in den Sonnenuntergang spazieren und stellten schnell fest, dass der Wald mehr als Müllhalde dient und weniger als Naherholungsgebiet. Immer wieder ganz schön heftig, das so zusehen. Mir ist bewusst, dass wir als Industrienation mit keinem Finger auf irgendjemandem zeigen sollten, verschiffen wir unseren Müll einfach nach Indien oder Indonesien und Zack ist das Problem weg. Zumindest geht jedoch unsere Schulbildung so weit, dass wir es als falsch empfinden Fernseher, Kühlschränke oder Elektroartikel einfach im Wald abzukippen (so meine Hoffnung).
Am nächsten Tag schien das Wetter ein wenig besser, denn leider regnete es unentwegt. Paul machte über „Free walking Tours“ Neno ausfindig, der uns 3h durch die Stadt führte, uns seine Geschichte und die der Stadt erzählte, die besten Köstlichkeiten präsentierte und sich viel Zeit für unsere Fragen nahm. Auf einmal wirkte die Stadt viel größer und zugänglicher, man bekam einen tiefen Einblick und die grauen Straßen erhielten durch Nenos Erzählungen leben. Er erzählt, dass in der Stadt über 80% Muslime leben aber es nicht mal unbedingt zeigen. Das heißt, dass nicht jede Frau ein Kopftuch trägt oder ein Gläubiger 5 mal am Tag betet. Neno selbst Muslim, bezeichnete sich auch als Agnostiker. Viele Menschen gehen weg aus der Stadt bzw. aus dem Land, es gibt zu wenig Perspektive und Förderung seitens des Staates. Drei Präsidenten müssen ja irgendwie finanziert werden und da bleibt wenig Geld für die Bevölkerung übrig. In Sarajevo sind 65% der jungen Menschen arbeitslos. Uns wird berichtet, dass Ausreiseland Nummer eins Deutschland ist, denn zB. wird ein medizinischer Abschluss bei uns anerkannt. Wirklich bitter für das Land: verlieren gut ausgebildete, motivierte junge Menschen. Aber in einem korrupten System ist es eine gute Ausbildung egal, jeder kann irgendwie aus der Nebentür heraus einen Verband anlegen und dafür das verlangen, was man für angemessen hält. Neno sagt, er bleibt, will lieber den Menschen die Stadt nah bringen und führt uns über die bekannte Altstadt, die auch gern von Einheimischen besucht wird. Allerdings heißt dieser Ort Baščaršija was eher dem Wort Markt nahe kommt. Dieser war zur Entstehung von Sarajevo, vor ca. 500 Jahren 4 mal so groß, sehr lebhaft und es wurde viel mit teurer Seide gehandelt. Jetzt wirkt er auch sehr einladend und bunt, es gibt hübsche Teppiche, Kaffeeservice und was es noch so an kleinen Nettigkeiten gibt. Wir bekommen durch seine Erzählungen ein Gefühl für die Gedankenwelt der Bosnier. So wie ich es schon mehrmals erlebt habe, ist die Gastfreundschaft ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Deshalb werden bei Besuchen auch 3 Kaffee serviert: einer der dich willkommen heißt, einer der die Diskussionsrunde eröffnet und ein letzter der dich höflich bittet zu gehen. Die Freundlichkeit ist wohl auch eine Umgangsart, nach dem Krieg mit dem Schmerz, der Zerstörung und Teilung der Stadt umzugehen. Neno lässt uns an seinen Kindheitserlebnissen teilhaben, die er als 8 bis 12 Jähriger im Keller in Erinnerung hat. Dort gab es dann Schulunterricht und ständige Erschütterungen, sodass Silvester für ihn jedes Jahr schwierig ist. Aber er sagt auch, man muss weiter machen, auch im Krieg. Seine Mutter ist damals in Highheels zur Arbeit gelaufen, da sie der Meinung war, der Krieg könnte ihr das nicht nehmen. Auch hier wird uns berichtet, dass die Menschen Angst vor den Folgen aus der Ukraine haben und packen vorsichtshalber einen Notkoffer. Wenn man genau hinsieht, fallen einem rote Flecken hier und da in den Straßen auf. Die Sarajevo Roses sind ein Symbol für die schrecklichen Taten des Krieges und sollen die Verstorbenen an dieser Stelle nicht in Vergessenheit geraten lassen. Damals haben die Armee der bosnischen Serben (VRS), Einheiten der verbliebenen jugoslawischen Bundesarmee, die Stadt belagert und von oben beschossen und so zahlreichen ZivilistInnen ihr Leben genommen. Die von mir angenommenen Einschusslöcher in den Hauswänden resultieren demnach nicht aus Kugeln, sondern aus den Detonationen und dem darauf herumfliegenden Schutt.
Eine wichtige Person für Sarajevo ist Gazi Husrev Beg. Der im 15. Jhr. bekannte Heeresführer prägte und schätze die Stadt ungemein, er erneuerte Moscheen, baute Markthallen und unterhielt eine der besten Universitäten für die damalige Zeit. Gefühlt ist in Sarajevo alles nach ihm benannt und die Gebäude werden mit seinem Namen verziert. Die erhaltenen Steinbauten wurden allerdings damals von den Meistern aus Dubrovnik mit lokalem Stein erbaut, da die sich mit diesem Handwerk bestens auskannten.
Neno vergleicht die Stadt mit einer guten türkischen Suppe, viele Zutaten und Gewürze und immer am Brodeln. Wir sind ganz sehr dankbar für seine Zeit und müssen das gesagte erstmal sacken lassen. Mir fällt es schwer eine Beschreibung für Sarajevo zu finden. Ich hatte mal gehört, dass sie wunderschön sei aber diese Beschreibung würde ich nicht als passend empfinden. Sie ist spannend, multikulti, recht unaufgeregt, geprägt und scheint zu resignieren, da sich die Menschen in 30 Jahren nach dem Krieg mehr erhofft haben aber eine Veränderung leider nie eingetreten ist. Die Muezzingesänge sind absolut beeindruckend und ergreifen mich mit ihrer Schönheit jedes Mal. Der bosnische Kaffee, serviert in einem kleinen Kupfer Kännchen schmeckt mir sehr gut, die ortstypischen Sač (gefüllte Teigrollen) sind sehr lecker und ich mag die Kultur der vielen kleinen Zutaten auf einem Teller. Vor allem aber bin ich von den Menschen beeindruckt. Von dieser Herzlichkeit, Gastfreundlichkeit und Bescheidenheit möchte ich mir ganz viel mitnehmen.
Nach diesem ohnehin wunderbaren Tag, stolperten wir auch noch in ein Straßenfest aus vielen Ballons. Uns wurde gesagt, dass das Ramadanfest eingeläutet wird und nun an jedem Tag ein Feuerwerk erklingt. Die Kinder erhielten nochmal eine Zuckertüte und ließen ihre Luftballons gen Himmel steigen, eine wirklich schöne Stimmung, die wir gern mit in die naheliegende Bar nahmen.Weiterlesen

ReisenderSind immer wieder beeindruckt deiner Reise mit deinen Berichten und Bildern zu folgen und was zu erfahren das in keinem Reiseführer steht! Schön das ihr jetzt zu zweit seid ganz liebe Grüße

He meine Liebe, sehr schön hast Du die Stimmung beschrieben, jetzt durch die Ukraine lässt sich vieles nachfühlen und man wird augenblicklich ziemlich desillusioniert und traurig, weil die Menschen einfach nichts dazu zu lernen scheinen 😩! Die Fotos sind ein Traum, diese Farben, herrlich, Du wolltest doch bestimmt Deinen Pony wieder wachsen lassen 😜💋 [MG]
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- Tag 56
- Sonntag, 3. April 2022 um 11:00
- ⛅ 13 °C
- Höhe über NN: 75 m
Bosnien-HerzegowinaVrelo Bune43°15’26” N 17°54’12” E
Blagaj

Da mich das Motto dieser Reise „der Sonne entgegen“ begleitet und in Sarajevo Schnee angesagt war, bleibt nur wieder die Richtung zum Meer. Keinesfalls mit schlechten Aussichten und mit neuen Sehenswürdigkeiten im Gepäck.
Auf dem Weg nach Kroatien lag das kleine Örtchen Blagaj. Es ist bekannt durch ein altes Derwisch-Kloster, welches dicht an den Felsen gebaut wurde, aus dem der sehr malerische Fluss Buna entspringt. Diese wunderschöne Karstquelle „Vrelo Bune“ ist eine der größten Europas und quillt aus einem Spalt einer 200m hohen Felswand. Die Quelle hat einen türkischen Sultan so beeindruckt, dass er dort ein Derwisch-Kloster errichten ließ. Das dreistöckige Gebäude aus Stein liegt am rechten Ufer des Quellsees, ein breiter Erker überragt den See, sodass man sich im Wasser selbst spiegeln kann. Das wurde uns leider nicht vergönnt, da es die Tage zuvor heftig geregnet hatte und die Sedimente im Fluss aufgewühlt waren. Das Ensemble der Tekija (osmanisch تكيه tekye) bestehend aus einem Gasthaus und einer Grabstätte, die bis heute noch erhalten sind und vermutlich 1520 erbaut wurden. Im Vergleich zu einem uns bekannten Kloster gelten diese Gebäude eher als Rückzugs-, Asyl- und Lernorte und nicht als ein klassisches Konvent. Und auch hier, eine wunderbare Zeit, um den Ort zu besuchen, denn man ist fast für sich und kann den Ort genießen. Keine Menschenansammlung, keine Touris, nur eine Muadhin, ein Gebetsrufer der gen Osten zum Gebet bittet und dem wir lauschen dürfen.
Über der Stadt thront die Burg Stjepan Grad die einlädt sich die ganze Ebene von oben anzuschauen. Logisch, dass wir da auch hoch wollen. Gestärkt mit einem bosnischen Kaffee nehmen wir eine kleine steile Abkürzung und bereiten uns schon mal auf weitere Wanderungen in Montenegro vor. Der Ausblick ist phänomenal und das Licht wirkt fast inszeniert. Die Burg scheint irgendwie besonders und gut erhalten, da sie glücklicherweise nicht vom Krieg zerstört wurde. Jedoch gab es 1827 ein schweres Erdbeben, worauf die Anlage verlassen wurde und nun zu einer romantischen Ruine verfallen ist. Uns wird ein weiter Blick über die Ebene und das beschauliche kleine Dörfchen Blagaj geboten.
Der Weg zum nächsten Nachtlager ist ein Traum, die Wolken zeigen sich in ihrer Pracht und wir genießen den Weg durch die Ebene und machen nochmal ein Stopp im Camp „Heaven in nature“. Am darauffolgenden Tag sind mal wieder ein paar Erledigungen angesagt und die Weiterfahrt zu einer schöner Bucht in Kroatien ist angepeilt. Wir wechseln sogar nochmal den Ort, es ist herrlich so flexibel zu sein! Ich möchte Paul gern an ein, zwei besonderen Orten teilhaben lassen, die ich schon entdeckt habe. So fahren wir also nochmal nach Zuljana, mit den Traumbuchten und wir treffen den Kennzeichen-Helden, hören den Schakalen zu und gehen im türkisfarbenen Wasser baden (mittlerweile „schon“ 14 Grad). Da ich mir direkt mal den Magen verstimmt habe, ist es schön nicht alleine und an einem Traumort zu sein, Paul konnte auch einen der schönen Aussichten auf einem Berg erkunden und ich ruhe im Mobil oder wir gemeinsam am Strand.Weiterlesen

Schatzi,ich danke dir für deine "Mitnahme" in Urlaubsländer, die man offenbar gesehen haen MUSSS. Werde bitte ganz gesund: Kussi, Kussi, OMI [OMI]
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- Tag 63
- Sonntag, 10. April 2022
- ⛅ 13 °C
- Höhe über NN: 160 m
KroatienRt Orsula42°38’6” N 18°8’1” E
Dubrovnik 2.0

Noch einen Eintrag über Dubrovnik? Auf jeden Fall und diesmal ganz anders, da sich die Möglichkeit bietet diesen Ort noch einmal ganz anders zu erkunden. Da wir beide schon mal hier waren bleibt Zeit, neben der Altstadt, auch die Punkte anzusteuern, die abseits der Tourihotspots liegen. Auf unserem Weg zur Festungsmauer zieht es uns in ein Grundstück hinein, auf dem ein verlassenes Gebäude mit wunderschönen, schlichten und orientalischen Ornamenten steht. Die damaligen Besitzer nutzten offensichtlich die vortreffliche Lage an der Steilküste, denn kleine Wege führten zu einer Terrasse nach der anderen und boten immer wieder einen großartigen Ausblick auf das stürmische Meer. Alles war überwachsen und wir schlängelten uns die Treppen zum Meer hinunter. Der Wind hatte wieder ganz schön angezogen und so brausten und krachten die Wellen an die Bucht. Ein toller Anblick wie das blaue Wasser wie eine Symphonie an den Steinen empor rauschte und der Wind einem um die Ohren wehte.
Später in der Stadt angekommen, nahm ich diese ganz anders, als vor 2 Wochen wahr. Viel mehr Touris, auch die Stellplätze sind nun gut besucht, alles etwas grau in grau da uns die Sonne nicht erhalten blieb aber an jeder Ecke ein volles Restaurant, in dem viele ihren ersten Urlaub in diesem Jahr zu genießen schienen. Dubrovniks berühmte Flaniermeile, „Stradin“ genannt, war eigentlich mal eine Meerenge. Als die Stadt noch nicht gegründet war, gab es eine slawische Siedlung auf dem Festland und eine Romanische, die vor jener auf dem Festland geflüchtet war. Da mit der Zeit eine Freundschaft zwischen den beiden Siedlungen entstand, beschlossen sie im 12. Jhr. den Kanal aufzuschütten und sich zusammenzuschließen. Die Slawen brachten der Stadt wohl auch ihren Namen, denn auf slawisch wird ein Eichenhain als „dubrava“ bezeichnet, welcher auf der Insel wuchs und der neuen Stadt wohl auch ihren Namen gab.
Etwas außerhalb sind wir später zum Aufwärmen in einem Café eingekehrt, um auch vorsichtig zu testen, wie sich unsere Gesundheit so mit herkömmlichen Getränken verträgt. Ein Reiseklassiker war uns widerfahren, sodass wir die letzte Woche ganz schön mit Magen/Darm zu kämpfen hatten. Aber damit nicht genug, nach unserem Café Aufenthalt wartete schon das nächste spannende Erlebnis: Paul’s Kreditkarte wurde vom Automaten geschluckt und wir schauten auf den Geldautomat, auf dem eine Katze thronte, wie zwei Monde. Aber das gehört alles dazu und der Lernprozess hört nicht auf.
Am folgenden Tag hatten wir die Schlechtwetterfront überstanden und hatten Lust auf schnellem Wege die Straßen zu erkunden. Also ging es mit dem Fahrrad und Inlineskates die Hügel auf und ab, bis zu einem Skatepark. So ganz abseits von allem und mit tollem Blick auf die hintere Stadt, kam das Gefühl auf, dass die Jugend von Dubrovnik hier einen schönen Ort zum Aufenthalt hat. Tatsächlich versuchte ich mit 3 kleinen Lady’s mit Volleyball in Kontakt zu treten, wie das ausging sieht man im Video. Die Anlage bot eine schöne Ebene Fläche um Runden zu rollen und Paul konnte seiner Leidenschaft nachgehen und sprang in die Lüfte. Den Einheimischen auf den Spuren zu sein, war auch das Motto für den Abend. In einer Café Bar traf sich wohl ein kompletter Jugendclub. Waren wir anfänglich noch alleine, kamen immer mehr in den Raum rein, es war so lustig, dass wir irgendwann anfingen ihnen Namen zu geben. Sie beäugten uns recht kritisch, was wir da an dem Billardtisch anstellten aber ich hab mich irgendwie gefühlt, als würde ich dazu gehören. Mittendrin, statt nur dabei. Geht bei uns das Rauchverhalten zu Hause zurück, scheint es hier völlig zur Kultur zu gehören, die Glimmstängel glühten und die Cappuccino‘s kochten, denn Alkohol scheint dann doch noch keine Option zu sein. Wir waren motiviert weiter im BamMobil auch mal alle Lichter anzumachen, die Musik hochzuschrauben und zu feiern, dass es uns wieder gut geht!
So sind wir auch am nächsten Tag weiter Richtung Montenegro gezogen. Mich zieht es unheimlich in dieses Land, mit vielen Tipps und tollen Erfahrungsberichten im Gepäck ist das nächste grobe Ziel Kotor. Auf dem Weg dorthin gehen wir dem Motto weiter nach, die „anderen Orte“ zu erkunden und halten in Kupari, um dort ein verlassenes Hotel zu erkunden. Natürlich gibt es zu einer, einst sehr großen Hotelanlage auch genügend Parkplätze, die sich nun perfekt zum Campen eignen. Wir finden einen direkt mit Blick aufs Meer und sind hin und weg von dem Ausblick, dem Meer, den kleinen Inselchen und der Farbe des Wassers. Es ist wirklich beeindruckend, dass so eine riesen Hotelanlage, an so einem prädestinierten Ort einfach verfällt. Und diese tut es seit 30 Jahren. Die Anlage ist in mehrere Quartiere geteilt, das erste entstand um 1919 und hat seinen Charme nach wie vor nicht verloren. Die anderen Gebäude, die später hinzukamen schreien nach Profit und sind brutal in ihrer Schlichtheit vor die schönen Felsen und ans Meer gebaut worden. Dafür hat man von deren Dächern einen wunderbaren Blick und kann den Sonnenuntergang genießen. Mich faszinieren solche Orte, zu sehen, wie sich die Natur alles langsam zurück holt, wenn man sie lässt und den Zerfall dokumentarisch festzuhalten macht großen Spaß. Teilweise gibt es hier Raum für echte Kunstwerke, die an die Wände gesprayt werden. Seit Ende des Bosnienkrieges, durch den die Anlage auch sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, gab es mehrere Investoren, jedoch ist der Papierkram in Kroatien so aufwendig, dass es wohl keiner bis zum Abschluss geschafft hat. Meines Erachtens würde es reichen, das kleine ursprüngliche Hotel zu restaurieren und den Rest abzureißen, um der Natur ihren Raum wieder zu geben. Dort zu Campen, mal wieder bissl Mucke zu machen, in der Sonne zu frühstücken und die Seele baumeln lassen war einfach wunderbar, sodass wir 2 Nächte blieben.
Am Mittwoch ging’s dann nun endlich über die Grenze. Wir wurden gefilzt und die Polizei machte Sonderangebote, wo wir uns fast das Lachen verkneifen mussten. Es wäre DER Polizeitag und wenn wir etwas mitführen würden, dass man der Polizei melden müsste aber nicht getan haben, müsste man heute nur eine Geldstrafe zahlen und käme nicht ins Gefängnis. Es dauerte ein wenig und mit einer neuen Polizeierfahrung reicher, haben wir es bis nach Kotor geschafft und schon beim entlang fahren der Bucht von Kotor und bei einem Zwischenstopp in Perast, kommt bei mir das Gefühl auf, dass man jetzt wieder in eine andere Kulturen eintauchen darf. Die Städtchen liegen malerisch vor den schönen Bergen und werden vom spiegelnden Wasser umschmeichelt. Ich freue mich auf die kommenden Tage und Erlebnisse! Der Frühling zeigt sich in seiner vollen Pracht und alles wird grün, die Sonne scheint… es ist wundervoll.Weiterlesen
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- Tag 66
- Mittwoch, 13. April 2022 um 12:00
- ☀️ 17 °C
- Höhe über NN: 9 m
MontenegroŠkurda42°25’32” N 18°46’17” E
Montenegro calling

Auf dem Weg nach Kotor, jene Stadt die sich am Ende der Kotor Bay (Boka Kotorska) befindet, fuhren wir entlang an den Bergen und sind fast auf Augenhöhe mit dem Meer. Die Felswände türmen sich immer höher auf, rahmen das blaue Wasser und geben den kleinen Städtchen einen fantastischen Hintergrund, sodass ein Panorama auf das andere folgt. Die Bucht und zugleich südlichste Fjörd Europas wurde von der UNESCO als einzigartige Kombination aus Natur- und Kulturerbe unter Schutz gestellt. Beim Einfahren in die Bucht bot ein Aussichtspunkt den Blick auf die gegenüberliegende Stadt Perast, die wir nach ca. 30min traumhaftem Weg entlang der Bucht erreichten. Perast wirkt malerisch, so am Hang gelegen und ist ein bekanntes Postkartenmotiv durch seine beiden kleinen vorgelagerten Inseln, namens Sveti Corde und Gospa od Škrpelja. Letztere ist bekannt durch ihre kleine Kirche „Latarnia morska“ mit blauer Kuppel, in der Seefahrer früher kleine Geschenke hinterlassen haben. Die Insel ist die einzige in Montenegro, die künstlich mit Steinen und Schiffswracks erschaffen wurde. Die „Insel der Jungfrau“ ist heilig und wird wohl deshalb so genannt, da Seefahrer auf einem Stein ein Portrait der Jungfrau Maria gefunden haben und so die Insel durch weitere Steingaben wuchs. Am Hafen sind viele Einheimische, die einen für 5 - 10€ zur Insel schippern, einem 30min Zeit lassen und wieder zurückbringen, was wir uns natürlich nicht entgingen ließen. Der Blick auf die Stadt ist wunderbar aber auch von der Stadt selbst, die mittig in der Kotor Bay liegt, kann man die Weite der Bucht genießen. Wir schlenderten bei herrlichem Sonnenschein am Wasser entlang, saugten die neue Luft ein und nahmen wahr, dass wir nun in einem anderen Land sind. Die Steinhäuser sind aus runder geformten Steinen erbaut, als in Kroatien und wirken nicht ganz so monumental. Die Menschen sind super freundlich, sprechen fließend englisch und heißen einen Willkommen. Sie hupen ständig, wodurch man sich nicht beeinflussen sollte und rauchen bei jeder Gelegenheit, wie mir scheint. Sich in einem der Restaurants niederzulassen kann recht günstig sein, man muss sich nur etwas auf die Ruhe und Gelassenheit einlassen, mit der hier vieles angegangen wird. Perast ist ein Städtchen, für das man sich Zeit nehmen sollte, die Kirchtürme und die Gebäude, die Uferpromenade und Lage am Wasser ist so sehenswert.
In der Abendsonne schlängelten wir uns weiter entlang der Bucht und fanden einen wunderbaren Stellplatz gegenüber von Kotor, mit eigenem Steg und Blick auf die Stadt, die vor den herrlichen Felsen und ihrer Festung im Rücken liegt. Entlang der Bucht fährt auch ein Bus „Blue Line“, mit dem man für ca. 1€ in die nächste Stadt kommt, falls man das Auto mal stehen lassen möchte. Die Altstadt ist in einer Art Dreieck in die Bucht gebaut, hat viele noble und künstlerische Geschäfte, die in sehr hübschen Häuschen ihren Platz gefunden haben. Auch wir finden hier ein weiteres Souvenir für das Mobil, das jetzt mit einer orientalischen Lampe geschmückt ist. Die Stadtmauer umarmt die Stadt und führt auf den anliegenden Hügel hinauf, auf der die Burg San Giovanni aus dem Mittelalter auf 260m thront. An jedem der 3 Tage lag ein anderes monströses Kreuzfahrtschiff vor der Altstadt, verdeckte diese in Gänze und ich will mir gar nicht ausmalen, wie das im Sommer ist, wenn tausende Menschen in die winzigen Gassen strömen. Mir war nach Reifenaufschlitzen zumute, wenn diese furchtbaren Schiffe welche hätten.
Die Berge, einige bereits besuchte Altstädte und die sommerlichen Temperaturen reizten uns, am nächsten Tag erstmal eine Wanderung zum Punkt Krstac zu machen, der auf ca. 950m liegt. Die 20km Wanderung führte uns durch die Altstadt, hoch auf die Stadtmauer, um uns immer weiter auf den Berg und ins Hinterland zuführen. Wenn man hinter der Altstadt steht, kann man sehen, dass die Burg sehr wohl positioniert und nicht direkt in den Felsen gebaut wurde, so wie es von der gegenüberliegenden Seite schien. Ich kann mir gut vorstellen, wie die damaligen Bewohner von diesem Anblick der Bucht fasziniert gewesen sein mussten, so wie ich es bin. Wir liefen durch einen Kiefernwald, füllten unsere Flaschen an einer frischen Quelle und schnieften ganz schön bei der steilen letzten Etappe. Leider hatte die ZIP Line am höchsten Wanderpunkt, mit der man ein Stück über das Tal hätte schweben könnte noch zu, aber am Fluss Tara, weiter nördlich im Land, wartet schon die Nächste. So bot sich die Holzplattform perfekt für die Mittagspause an. Wir sonnten uns bestimmt eine Stunde, genossen den phänomenalen Blick über die Weite und ließen uns die Wegverpflegung schmecken. Die Wanderung in den Bergen, mit den Ausblicken, der Natur, dem kühlen Fluss und den schönen Kiefern war wunderbar zu erleben. Mit den letzten Sonnenstrahlen am Abend kehrten wir auf dem Rückweg, auf ein freundlichen Angebot eines alten Herren hin, auf seiner Terrasse ein und tranken ein kühles, wohl verdientes Bier. Hier lernten wir nicht nur den Mann näher kennen, sondern auch einen süßen Esel, Martin aus Bulgarien und Angus aus Australien. Der Abend mit den beiden war so schön, dass wir nach einer Pizza den Boys am BAMmobil auch auf den Geschmack der Berliner Luft bringen wollten und genossen es, das erste Mal spät abends draußen sitzen zu können und Reisegeschichten auszutauschen. Am nächsten Tag setzen wir uns in die Altstadt und genossen die Atmosphäre, erholten uns von der Wanderung, saugten den Vibe auf und ließen uns treiben… was ein schönes Leben.Weiterlesen

He meine Liebe, Du entdeckst ja sogar Deine poetische Ader, wie schön und was für Fotos, wir wählen wirklich oft die ähnlichen Motive,... herrlich, großartiges Weiterentdecken!!! Fetter Schmatz [MG]

ReisenderHabt ihr mitbekommen wovon die Menschen leben? Wahrscheinlich Hirten früher,oder? Ein wenig Ackerbau? Sicherlich wird der Tourismus existenziell sein?

Nastasia KinderSo ich musste mich erstmal mit paar Leuten unterhalten, um dir eine gute Antwort zu geben. Es gibt sehr sehr viele Wanderwege hier in diesem Traumland, die früher von Hirten verwendet wurden. Heute ist davon wenig zu spüren, Ackerbau ist schwierig aufgrund der Topografie. Montenegro ist eines der wenig Länder im Balkon, die keine Industrie haben und alles importieren. Heißt auch: höhere Preise, wenig Arbeitsstellen und Abhängigkeit. Tourismus ist der Haupteinnahmepunkt. Da reichen dann 3 Monate und den Rest des Jahres ist „Samo Polako“ (mach mal locker) angesagt ☺️

ReisenderGeil , Samo Polako heißt soviel wie Hakuna Matata? Das gefällt mir. Danke dir für deine Recherche. :*

Nastasia KinderJa genau Hakuna Mata ☺️ und alle halten hier auch selber Tiere. Ich denke aber eher aus Geldmangel als aus freizeitlichen Gründen.
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- Tag 69
- Samstag, 16. April 2022 um 16:00
- ⛅ 13 °C
- Höhe über NN: 1.563 m
MontenegroJezerski Vrh42°23’53” N 18°50’25” E
Lovčen Nationalpark

Der eigene Steg vor dem Stellplatz, gegenüber von Kotor, schrie geradezu danach, aus dem Bett ins Wasser zu springen. An einem Tag, der 23 Grad versprach, ein wunderbarer Start in den Morgen, der in Erinnerung bleiben wird.
An diesem Vormittag, an dem unsere neuen Freunde Angus und Martin nochmal spontan vorbei kamen, verließen wir Kotor, um die berühmte Serpentinenstraße zum Lovčen Nationalpark zu fahren, mit dem Wissen, dass es etwas abenteuerlich werden könnte. Montenegro heißt in der Landessprache „Cornu Guru“, was schwarzer Berg bedeutet. Namensgeber dafür ist der höchste Punkte Štirovnik (1749 m) in einem der Hauptgebirge Montenegros, der als schwarzer Berg bekannt ist. Neben dem Berg, im Lovčen Nationalpark, befindet sich auf dem zweit höchsten Gipfel „Jezerski“ (1657 m) ein Mausoleum, dass wir unbedingt sehen wollten. Die 1600 Höhenmeter hoch zu schlängeln waren echt nicht leicht und mir ging ganz schön die Puste, denn es passte immer nur ein Auto gleichzeitig auf die Straße. Es kamen Busse entgegen, also zurücksetzen, in Parkbuchten einfahren und immer wieder schön am Berg anfahren. Leider nicht ganz ohne einen Kratzer, ich hoffe das BamMobil nimmt es mir nicht übel und nimmt den Geschichten-erzählenden Schönheitsfleck hin. Belohnt wurden wir mit wunderbaren Ausblicken auf die Bucht von Kotor und auf das Gebirge selbst, dass mich mit seinen Farben, den scharfkantigen Steinen und dem wilden Bewuchs sehr beeindruckte. Die Buchenwälder haben in dieser Höhe noch keine Blätter aber ihr braunes Laub gaben gegenüber dem weißen Schnee einen tollen Kontrast. Als wir an unserem Ziel, dem höchstgelegene Mausoleum auf der Erde, angekommen waren, passte die Atmosphäre und Wolkenformationen perfekt zum Ort. Zu Ehren Petrovič Njegôs wurde das Gebäude fast 100 Jahren nach seinem Tod, an der Stelle einer kleinen Kapelle errichtet und zeigt auf monumentale Weise, wie wichtig dieser Mann für Montenegro war. Zu seiner Schaffenszeit, im 19. Jhr. war er der bedeutendste Dichter im serbischen Sprachraum und Fürstbischof von Montenegro. Er schuf seine Werke eher autodidaktisch, lernte spät im Kloster schreiben und lesen und unterhielt gern seine Familie. Später, als er der Nachfolger seines Onkels wurde erbaute er Schulen, schuf eine erste Buchpresse und führte staatliche Intuitionen und Verwaltungen ein. Der Eingang des Mausoleum‘s führt über viele Stufen bis zum Gipfel, bis man auf zwei Figuren, die seine Frau und Schwester darstellen sollen trifft. Da beide identisch aussehen, waren beide vielleicht gleichermaßen wichtige Frauen an seiner Seite. Der Ausblick war grandios, auch wenn man nicht bis nach Serbien und Kroatien schauen konnte. Die untergehende Sonne, die sich hinter den Schleierwolken verstecke schuf ein sehr atmosphärisches Licht an diesem Ort, den wir ganz für uns alleine hatten. Dort oben zu nächtigen hatte etwas ganz besonderes, als würde man in einem Feenwald schlafen. Am nächsten Tag zog es uns wieder ans Meer und die Küstenstadt Budva versprach eine sehr schöne Altstadt zu sein. Es ging weiter durch den Nationalpark, der immer grüner wurde und die Panoramastraße entlang der Küste zeigte uns auf wunderbare Weise die Stadt von oben.Weiterlesen
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- Tag 73
- Mittwoch, 20. April 2022
- ☀️ 17 °C
- Höhe über NN: 9 m
MontenegroGrđevica42°17’15” N 18°50’41” E
An der Küste durch Budva …

Es heißt, dass Budva das Monaco von Montenegro ist und diesen Eindruck bekommt man auch sofort, wenn man die Flaniermeile entlang der Küste Richtung Altstadt läuft, da sich ein Restaurant an da andere reiht und sich dahinter die Hotelburgen auftürmen. Die Altstadt hingegen liegt romantisch auf einer Halbinsel und wurde erst später mit dem Festland verbunden, da sie einst nur als Insel bestand. Budva liegt eingebettet in einer Bucht und die Berge geben erneut eine traumhafte Kulisse. Vorgelagert in der Bucht liegt eine kleine Insel Sveti Nikola, wohl die größte Montenegros aber wirklich süß im Vergleich zu anderen Inseln. Wir fanden etwas am Rand der Stadt, auf einem Parkplatz einen Ort zum Schlafen mit Blick aufs Meer - klar der Blick ist wichtig. ☺️ Es stürmte ganz schön heftig, sodass wir den Ausblick und die Zeit für uns im Warmen genossen. Die letzten Tage waren ganz schön aufregend gewesen und es ist, vor allem beim wunderbaren Reisen, so wohltuend einfach mal nur zu sein. Am folgenden Tag kümmerten wir uns um das BamMobil, lernten Deutsche kennen, die ein ähnliches Modell erworben hatten und zeigten uns gegenseitig unsere rollenden zu Hause. Später am Strand machten wir eine noch viel sympathischere Begegnung. Ein kleiner Junge namens Pable, vielleicht 5 Jahre alt sprang auf die Handtücher und setze sich neben mich. Wir unterhielten uns prächtig: er auf montenegrinisch und ich auf deutsch. Er hörte gar nicht auf zu plappern und zeigte, was er alles so mit dabei hatte. Wir verstecken uns zusammen unter dem Handtuch vor der Omi und bildeten zusammen mit Paul eine Burg aus 3 übereinanderliegenden Menschen. Zum schießen. Auch hier wieder zu sehen, dass die Montenegriner, wie die Omi, vieles gelassen sehen. Wir dachten daran, ihm ein Fundstück vom kroatischen Strand zu schenken, doch er war zu berührt, um es anzunehmen. Ein knuffiger neuer Freund. Unsere anderen neuen Freunde, Martin und Angus zog es in die gleiche Richtung und tauchten am nächsten Tag beim Kaffee trinken in der Sonne wieder auf. Hier bestellte ich zum ersten Mal die montenegrinische Lieblings Süßspeise: Priganice, für 2,50€ bekommt man einen riesen Berg an frittierten Teigbällchen, die sehr lecker schmecken aber auch mächtig für Bauchweh sorgen aber es muss ja alles mal probiert werden. Also schlemmten wir erstmal alle zusammen. Wir beschlossen gemeinsam die Stadt zu erkunden, schlenderten durch die Altstadt und fanden einen traumhaften Strand „Beach Mogren“ gleich um die Ecke der Altstadt. Umgeben ist dieser von beeindruckenden Felsformationen und wird eingeleitet vom Wahrzeichen der Stadt Budvas: einer schönen Skulptur, die eine Tänzerin darstellt. Die Altstadt Budvas gefällt mir sehr gut, sie ist nicht ganz so eng gebaut, wie z.B. Kotor und hier und da weitet sich der Weg zu einem schönen kleinen Platz auf. Leider wurde sie 1979 fast vollkommen durch ein Erdbeben zerstört jedoch anschließend Stein für Stein wieder aufgebaut. An Charme hat sie dabei zum Glück überhaupt nicht verloren. Es macht großen Spaß, sich darauf einzulassen mit Anderen zu reisen, sich auszutauschen, neue Ideen zu erhaschen oder einfach nur die Freude am Reisen zu teilen. Wir beschließen daher noch eine Nacht zu bleiben, und die beiden Jungs am folgenden Tag mit nach Bar zu nehmen und uns auf dem Weg eine bebaute Insel names Sveti Stefan anzuschauen, da diese ein bekanntes Postkartenmotiv ist. Es ist ein Geschenk, so flexibel sein zu können und dann noch so sympathische Mitfahrer zu haben….Weiterlesen

Ach Süße, wie schön Dich so glücklich zu sehen!!! Deine kurzen Musikseccionsvideos sind großartig und das Bügeleisen, der kleine Junge und das Pflänzchen auf dem Teppich auch! Kussi Kussi [MG]
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- Tag 78
- Montag, 25. April 2022 um 12:00
- ☀️ 18 °C
- Höhe über NN: 12 m
MontenegroBar Port42°6’0” N 19°5’50” E
… südlich entlang nach Bar

….es standen ein paar Tage Regen an, also war es klar, dass wir weiter südlich wollten, um dem Regen am besten zu entkommen. Auf dem Weg nach Bar war ein erster Stopp die kleine Halbinsel Sveti Stefan. Diese ist von weiter oben absolut sehenswert, jedoch erlaubt das darauf erbaute Ressort keinen Touristen den Zutritt. Es regnete in Strömen aber irgendwie passte auch hier die dramatische Stimmung zur Optik. Richtung Bar wurde es immer heller und wir fuhren die Boys zu ihrem Hostel. Ich war schon ein bisschen stolz, alle so durch die Stadt zu fahren und den Vorzug eines Vans zu teilen. Uns wurde angeboten auf der Obstwiese, vor dem Hostel zu stehen und entschieden kurzer Hand zu bleiben. Nach etwas rum rangieren hatten wir einen fantastischen Platz mitten im Grünen, umgeben von Bäumen, Blümchen und Himmel, mit dem Wissen in guter Gesellschaft zu sein. Hier konnten sich die angekündigten Regentage gut aushalten lassen und die Tagen hielten ein paar wunderbare Highlights bereit. Mit Martin, dem Bulgaren ging ich Tennis spielen, da es zu meiner Überraschung gleich um die Ecke eine tolle Halle gab. Einst einer meiner Lieblings Sportarten, konnte ich es kaum erwarten nach 7 Jahren mal wieder einen Schläger in der Hand zu halten. Es hat so irre viel Spaß gemacht!
Am nächsten Tage besuchten wir einen Markt und kauften schöne Dinge aus der Region. Anschließend suchte ich mir einen Frisörladen, um die Matte für ganze 7€ mal wieder zu kürzen und bekam ein besonderes Erlebnis gratis dazu. Man bekommt einen guten Haarschnitt, auch wenn man nicht die selbe Sprache spricht 😁
In Bar gibt es einen Olivenbaum der älter als 2000 Jahre alt ist und eine Moschee, die man sich unbedingt anschauen sollte. Ich kenne diese Architektur ja nur sehr wenig und war schwer beeindruckt von der Schönheit und den Farben dieses Bauwerkes. Da die Orthodoxen Ostern eine Woche später feiern, war nicht viel los in der Stadt aber die Kirchen gut besucht. Wir zündeten am Hostel auch ein Osterfeuer an, setzen uns alle zusammen, aßen und tranken und hatten eine echt gute Zeit. Ein Argentinier Juan, der als Volunteer im Hostel arbeitet, hatte sämtliche Musikinstrumente mit dabei und wir erkannten eine gemeinsame Leidenschaft. Ich baute also meinen Controller auf, schloss die Boxen und seine E-Gitarre an und wir musizierten zusammen im Hostel. Orientalische Klänge, ein guter Beat und starke Gitarren Sounds halten durch den Raum und alle wippten ein wenig mit. Eine sehr schöne, erste Erfahrung für mich.
Am folgenden Tag zeigte sich endlich die sommerliche Sonne wieder und der Hostelbesitzer (Aldo, 28 aus Albanien) wollte uns einen versteckten Strand zeigen. Also liefen ein Australier, ein Argentinier, ein Albaner, ein Bulgare und 2 Deutsche leicht verkatert über den Hügel und stolperten auf der anderen Seite wieder hinunter. Die kleine Bucht wäre so wunderbar, so einzigartig, wenn der Ort nicht völlig vermüllt gewesen wäre. Leider wussten wir schon vorher davon und nahmen die großen Müllsäcke mit, großartigerweise trug jeder einen weg aber man hätte das 10-fache gebraucht. Wir genossen Ende April jedoch sehr die wohltuenden Sonnenstrahlen und den fantastischen Blick. Paul schlug einen anderen Rückweg vor, also machten wir 2 uns am Abend auf, um das charismatische Montenegro zu entdecken und tatsächlich fanden wir es. Auf einer weiten Hochebene, umgeben von Bergen hatten viele Tiere eine gute Zeit: Ziegen und vor allem Zicklein hatten eine alte Ruine für sich, lümmelten auf vielen Etagen, fraßen Heu und präsentieren uns ein großartiges Konzert aus vielen „Mäh-Tönen“. Schafe streunten mit ihren Lämmchen umher und das Schönste waren die freilaufenden Kühe, die über die Wiese hopsten und einfach ein schönes Leben hatten. Die Sonne stand schon sehr tief und hüllte alles in ein zauberhaftes Licht. Ich hätte bei diesem Anblick der Freiheit und Freude weinen können. Die Berge dann noch so angestrahlt zu sehen und wie sie weiße Wolken festhielten, war dann noch das i-Tüpfelchen.
Auf dem Rückweg zum Hostel lernten wir Gospa Zula kennen und damit auch eine weitere Seite von Montenegro. Die 66 jährige Frau sprach ein wenig Deutsch und wollte uns helfen, die Mülltüten los zu werden. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte, wie scheiße alles ist (ihre Worte): sie wäre allein, hätte ihren 12 jährigen Sohn verloren, keine Arbeit, kein Geld, keine Perspektive und ein Mann der sie geschlagen hat und nun in seine Heimat gebracht wurde. Uns wurde ganz anders. Ich hatte sofort einen Klos im Hals und ein beklemmendes Gefühl. Man fühlt sich fast dekadent und dass es einem zu gut geht, so ein Reiseleben zu führen. Sie weinte und ich drückte sie. Am Ende gab ich ihr 10€, wusste aber nicht genau, ob das die richtige Geste war aber am Ende ist das hier viel Geld. Sie ging in ihre spärliche Hütte und brachte uns eine Tradition zu Ostern: gekochte Eier, die rot angemalt sind. Das Wenige was sie hat, hat sie auch noch geteilt. Ein sehr einprägendes Erlebnis, dass mich noch mehr das schätzen lässt was ich habe und erleben darf. Die Kontraste von Natur, das Leben der Menschen und die verschiedenen Privilegien sind hier sehr spürbar. Offensichtlich verkauft sie nun unseren Müll und finanziert dadurch ihr Leben.
Die Altstadt von Bar wartete auch noch auf einen kleinen Besuch, sodass wir uns am nächsten Tag aufmachten. Aldo gab uns seinen Roller und wir sausten den Berg hinauf. Die Altstadt wurde ebenfalls von dem schweren Erdbeben zerstört und danach verlassen, um eine neue Stadt am Meer zu bauen. Die Ruinen liegen total charmant auf dem Hügel und wirken wie ein großer Kinderspielplatz. Hier gibt es keine Begrenzungen oder AufpasserInnen, die einen zurückweisen. Alles ist von Pflanzen überwuchert und absolut sehenswert. Wir kehren in ein hippes und gemütliches Restaurant ein, speisen köstliches regionales Essen und denken an Gospa, dass sie ihren Ausweg doch noch findet.
PS: in dem schönen Garten des Hostels watschelte eine Schildkröte rum, die mich ganz entzückte. Einfach so eine aus der Nähe zu betrachten, ist mir auch noch nicht passiert. Herrlich diese Natur!Weiterlesen
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- Tag 81
- Donnerstag, 28. April 2022 um 12:00
- ☀️ 16 °C
- Höhe über NN: 642 m
MontenegroStudenačke Glavice42°46’30” N 18°56’45” E
Hinauf zum Kloster und zwischen die Seen

Es ist nun Zeit die Küste zu verlassen und das Hinterland von Montenegro zu erkunden. Ziel ist das Durmitor Gebirge, das bis zu 2522m hohe Berge zum Wandern bereit hält und durch seine tiefen Schluchten bekannt ist. Auf dem Weg dort hin gibt es wunderschöne Highlights, die wir uns nicht entgehen lassen wollen.
Zur Hauptstadt Podgorica fahren wir am Skutarisee vorbei. Dieser liegt zu 2/3 auf montenegrinischer Seite und zu 1/3 in Albanien. Wir bewundern erstmal nur das blaue Wasser und die Berge, da wir den See später auf der Reise mehr erkunden wollen.
Wir parken etwas außerhalb von Podgorica, an einem atemberaubenden Ort und stehen mit Blick auf den türkisblauen Fluss Zeta, der mit großem Getöse das Schmelzwasser talabwärts bringt. Ein verlockender Sprungturm ist für Paul eine große Verführung, in das 10 Grad kalte Wasser zu springen und so die Natur aufzusaugen. Bei bestem Sommerwetter schnappe ich mir Rosi und rolle in die Stadt, vorbei am Fluss Morača, der sich wie ein kleiner Canyon in die Natur eingeschnitten hat. Seit mehreren Jahren hat die Stadt wohl eine Identitätskrise und weiß nicht, wohin die Reise geht. Sie soll sehr künstlerisch geprägt sein und eine florierende Kneipenscene haben, jedoch nicht allen gegenüber Toleranz zeigen. Mir fällt auf, dass die Stadt viel moderner wirkt, als all die anderen zuvor gesehen Städte. Mode scheint hier ein großes Thema zu sein, Frauen sehen sehr schick und weiblich aus, Männer modern klassisch. Aber etwas dazwischen, etwas buntes oder verrücktes fällt mir nicht auf. Klassische Rollen also. Auch die Kunstszene muss ich ein wenig suchen und finde sie nur an wenigen Stellen. Es gibt auffällig viele Parks und der Zugang zum herrlichen Fluss wird an vielen Stellen angeboten. Ich radel also durch die Straßen, im Sommerkleid mit guter Laune und lasse die unterschiedlichen Stile vom Osmanischen Reich, über Brutalismus und Moderne auf mich wirken. Richtig schön finde ich die Stadt nicht. Beeindruckend finde ich jedoch eine neue serbisch orthodoxe Auferstehungskirche „Hram Hristovog vaskrsenja“, erbaut 1993-2013 für die Orthodoxen Gläubigen, die einen Großteil im Osten der Stadt ausmachen. So eine Innenraumbemalung und die pompöse Wirkung habe ich noch nie gesehen. Natürlich nicht zu vergleichen mit einer Sixtinische Kapelle, eben modern und krass. Highlight dieses Stopps bleibt dennoch unser wunderschöner Stellplatz. Hier werden wir von den Nachbarn lieb begrüßt und eine ältere Frau quatscht uns ohne Punkt und Komma an. Leider verstehen wir nichts aber die Unterhaltung ist prächtig. Ich zeige ihr das BamMobil, sie ist von dem rollenden Zuhause beeindruckt und nimmt mich mit in ihr Haus. Natürlich rennen Hühner draußen rum, das Haus ist klein und spärlich eingerichtet, es gibt einen Keramik/Gusseisernen Holzofen und alles liegt ein bisschen rum. Traditionell bekomme ich Eier geschenkt und werde dann wieder hinaus gebeten. Sie kommt nochmal vorbei, um uns Kefir zu schenken und wankt dann ein wenig davon.
Unser Weg führte uns weiter Richtung Nordwesten, um das Kloster Ostrog zu erkunden, das am Rand des Prekornica Gebirges liegt. Schon seit Wochen bin ich gespannt auf das Kloster Ensemble, dass sich über mehrere Ebenen erstreckt und war voller Vorfreude. Wir wollten nicht bis vor die Haustür fahren und suchten uns einen Wanderweg, der von der Bahnstation Ostrog über die Berge zum Kloster führen sollte. Richtig abenteuerlich war die Anfahrt zur Bahnstation und die Serpentinen, engen Straßen und Schotterwege haben Paul nun auch mit dem BamMobil zusammenschweißen lassen. Der Ausblick vom 400m hoch gelegen Parkplatz des Bahnsteigs war phänomenal und jeden herausfordernden Weg wert. Die Wanderung war ebenfalls wunderschön und führte uns durch frisch grün belaubte Buchenwälder hinauf zum Kloster, das am Ende echt viele Stufen hatte, um auf über 900m zu kommen. Das Kloster aus dem 17. Jh. war Gründungs- und Wirkungsstätte des Heiligen Vasilije und ist damit die wichtigste heiligste Stätte Montenegros. Es wurde direkt in den Felsen gebaut und thront über dem weiten Tal, dass sich langsam anfängt grün zu färben. Ein fantastischer Anblick! Zum Glück waren wir wieder fast alleine, im Sommer strömen wohl Massen zu diesem Ort und den Heiligen Gebeinen des Vasilijes. Mehrmals am Tag singen die (leider) wenig musikalischen Prediger ihr Gebet. Aus sämtlichen Ecken dröhnen die Verse aus großen Boxen und man kommt nicht umhin zuhören zu müssen. Eine interessante Erfahrung, jedoch hab ich dann doch die Muezzin Gesänge oder den Thomanerchor viel lieber.
Nicht weit von Ostrog liegt Nikšić, eine Stadt die bereits aus dem 4. Jhr. ein geschichtliches Fundament hat. Für mich macht sie beim Durchschlendern einen amerikanischen Eindruck: breite Straßen, niedrige Häuser und Bars zum draußen sitzen. Auch eine Stadt, die man nicht unbedingt gesehen haben muss, aber die Lage an den drei Seen Krupac, Slano und Liveroviči ist traumhaft. Wir schlafen an drei Orten, um die Landschaft, die Schnee bedeckten Berge und das Wasser zu genießen und vor dem starken Wind zu flüchten. Ein Familien betriebenes Camp nimmt uns liebevoll auf und wir schließen den Hofhund sofort in unser Herz. Lessi mag uns wohl auch und begleitet uns zum Badetag an einen See, und als wir weiterfahren wollten, will sie das Mobil gar nicht verlassen. Die anderen Nächte verbrachten wir mit Blick aufs Wasser von höher gelegen Plätzen.
Seit ein paar Tagen meldete sich auch das Mobil mal wieder, am Eingang gab es immer wieder eine Wasserpfütze, die wir nicht erklären konnten. Also wurde es Zeit, das Mobil auseinander zunehmen und die Ursache zu finden. Es stellte sich heraus, dass es der innenliegende Duschschlauch war, der ein Loch hatte und fleißig Wasser ins Innenleben des Mobils tropfte. Das hieß wieder Horizont erweitern, Baumarkt suchen und mit Händen und Füßen erklären was man möchte. Diesmal mit einer extra Herausforderung, da ohne Internet „Google Translate“ nicht funktioniert aber dafür mit viel Hilfe von Paul. Die liebevollen Menschen versuchen auch mit allem was sie haben zu unterstützen. Wir kaufen einiges im Baumarkt, werden zu einem Fachhandel geschickt, der uns vor Ort mit Utensilien und Fachwissen weiterhelfen kann. Und nach einer Weile sind auch klemptnerische Dinge ausgetauscht, trocken und funktionieren. So langsam ist alles ausgetauscht, erkundet und verstanden aber irgendwie hört es nicht auf … es tropft schon wieder an einer anderen Stelle aber auch das wird behoben werden 😁💪🏼🛠
An die hupenden Autos kann ich mich immer noch nicht so recht gewöhnen aber es ist einfach eine Geste der Begrüßung, des Zuspruches, zum Danke sagen oder der zwischenmenschliche Kommunikation, also hupen wir jetzt auch ständig und fühlen uns dazugehörig.Weiterlesen
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- Tag 87
- Mittwoch, 4. Mai 2022 um 12:00
- ⛅ 13 °C
- Höhe über NN: 825 m
MontenegroPridvorica42°58’13” N 19°2’11” E
Durmitor Gebirge zur Tara Schlucht

Die Reise geht nun immer höher und weiter die Berge hinauf. Die Wege führen uns an den schneebedeckten Gipfeln vorbei, die sich immer höher auftürmen. Darunter liegen weite Wiesen, die saftig grün scheinen und hier und da kleine Häuschen mit bunten Dächern tragen. Je höher wir kommen, desto mehr ändert sich auch die Vegetation. Grünen im Tal schon die Buchen, werden sie weiter oben von Nadelbäumen abgelöst und haben nur spärlich ihre Knospen geöffnet. Wir finden im Dorf Duzi einen traumhaften Stellplatz. Mitten auf der Wiese, umgeben von Kühen und Schafen, an der Schlucht Niska, in der sich der Fluss Bukovica mit dem Fluss Komarnica vereint. Zu all dem, was das Auge kaum fassen kann, wird das ganze noch von einem Felsmassiv gerahmt. Es sieht so märchenhaft aus. Auch wenn das Camp noch nicht geöffnet hat, werden wir von Marija und Batu sehr lieb empfangen, mit Obst, Kuchen und Priganice verköstigt, und bekommen auch noch Insider Tipps für das Land. Da die saftigen Wiesen zum Spazieren einladen, schauen wir uns das 40 Seelendorf näher an und kehren sehr bald bei einem Einheimischen „Onkel Gotan“ ein. Er läd uns zum landestypischen Schnaps Rakija ein, der in einer Holzhütte vor sich hin brodelt. Wieder einmal zeigt das Land seine Gastfreundschaft. Es wird Kaffee serviert und Süßes von den kleinen Töchtern gereicht. Niemand spricht englisch aber man fühlt sich willkommen und verstanden. Überall sind Tiere und ich kann mein Kuscheldrang ordentlich auskosten. Auch wenn die Montenegriner viel Fleisch essen, gibt es hier für die Tiere zumindest viel Platz und ein angenehmes Dasein auf Wiesen und an der Luft. Wir torkeln zurück zu unserem fahrenden Zuhause und sind glücklich über so schöne Begegnungen. Am nächsten Tag reizt die Schlucht und der blaue Fluss zum hinabsteigen, um die Felsen auch mal von unten zu sehen. Auf- und Abstieg gestalten sich sehr abenteuerlich da wir einfach drauf los laufen aber man ist mittendrin, am Wasser, zwischen den Bäumen und am Felsen. Fehlten nur noch die Adler, die sich hoffentlich irgendwann zeigen. Danach fuhren wir noch ein Stück höher zum Eingang in den Durmitor Nationalpark, welcher beim Dorf Zabljak auf ca. 1456m liegt. Das sehr touristische Dörfchen ist das höchstgelegene im Balkan und wird sowohl in der Wander- als auch währender der Skisaison aufgesucht. Da wir wandern wollen, parken wir außerhalb der Stadt zwischen den Fichten, mitten im Wald und kuscheln uns bei ca. 4 Grad Außentemperatur gut ein. Hier oben wartet der Frühling noch etwas und den Schnee haben wir doch noch nicht ganz hinter uns gelassen. Es hat dieses Jahr wohl heftig geschneit und die Berge halten an ihrem weißen Gewand fest. Ein überragendes Bergpanorama, um an einem sonnigen Tag zum Schwarzen See „Crno jezero“ zu laufen. Wir starten eine kleine Tagestour um den See herum und durch den anliegenden Kiefernwald, der wohl auch dem See seine charakteristische Farbe gibt. Man muss ständig anhalten, die Blicke speichern und die Aussicht genießen. Wirklich ein besonderer Ort, an dem auch ein Phänomen „Bifurkation“ herrscht: im Winter fließt Wasser vom kleinen See in den Großen und anders herum im Sommer. Dann trennen sich auch die Seen an einer Stelle und man kann über eine kleine Landbrücke auf die Halbinsel laufen. Es gab unglaublich viele Frösche im See, hab sogar einen geküsst aber es ist nichts passiert, außer dass er sich an meine warme Haut gedrückt hat ☺️ am Abend gönnen wir uns leckeres traditionelles Essen, sitzen in gemütlicher Atmosphäre und genießen die Freundlichkeit der Einwohner.
Nicht weit von Zabljak liegt die Tara Schlucht, durch die der eisblaue Tara Fluss fließt. Der Canyon ist mit über 1300m Europas tiefster und weltweit sogar einer der tiefsten Schluchten. Hier grünt alles in frischen Frühlingsfarben, Apfel- und Birnenbäumchen präsentieren ihre Blütenpracht und alles macht sich bereit für den Sommer. Zum Glück hat die Saison noch nicht ganz angefangen, sodass wir fast alleine sind und an der ZIP Line über den Canyon nicht anstehen müssen. Es war mir ein großer Wunsch ein wenig zu fliegen und an so einem Ort nochmal umso mehr. Im Kombipaket und nach einem netten Gespräch dürfen wir gleich auf der Wiese des Landepunktes parken und ich bekomme einen zweiten Wunsch etwas günstiger: Rafting durch die Tara. Der Fluss ist durch die Schneeschmelze aktuell gut gefüllt und etwas wilder, also mehr Spaß vorprogrammiert. Ich werde zu dem Startpunkt gefahren und hab mächtig Spaß mit den Jungs von der ZIP Line. Einer der Väter spricht kein Englisch und möchte eine Frau für seinen Sohn finden. Die Jungs wollen ihn etwas verwirren und bitten mich, ihm einen Schmatz zu geben. Klar bin ich bei Späßen dabei - der Papa schaut ziemlich verwirrt aus, als ich ihm einen Schmatz auf die Wange drücke und die Crew krümmt sich vor lachen, als wären wir alle kleine Kinder. Der Sohn „Wulf“ ist dann unser Schlauchbootführer und grinst nur in sich hinein. Der scheint Späße genauso zu mögen und verschafft mir und 9 weiteren Bulgaren eine schöne Spritztour. Es geht tief in die Wirbel hinein, wir werden ordentlich nass und manövrieren das Boot durch den Fluss. Meine Bootsmitglieder sind ziemlich gut drauf, da es Rakija bei der Abfahrt gab und wir haben eine gute Zeit zusammen. Bei 8 Grad Wassertemperatur bin ich echt froh einen Neoprenanzug anzuhaben. Nach 2 Stunden ist der Spaß vorbei und ich kann mir vorstellen, dass das ein großes Geschäft im Sommer ist.
Am Nachmittag lockt dann das Flusstal nochmal hinabzusteigen, also machen Paul und ich uns auf den Weg. Es gibt keine Wanderwege, so ging’s wieder Freischnauze hinunter, was diesmal eine echte Herausforderungen war und den einen oder anderen Nervenkitzel für uns bereit hielt. Das Flussbett war eine einzige Entdeckungstour und wir genossen die Natur, die Farben und Gerüche, auf der Suche den eigentlichen Pfad zu finden. In Montenegro sollte man sich gut überlegen einfach los zu laufen oder zu fahren, denn das Land ist noch sehr ursprünglich und wild. Abseits der Wege zu laufen kann durch die bergige Landschaft sehr anspruchsvoll werden und Straßen, die an besondere Orte führen, sind oft voller Löcher, schmal und in keinem guten Zustand. Aber der Reiz diese Orte kennenzulernen ist sehr groß und hat bisher einige Überraschungen bereit gehalten. Wir verlassen unseren schönen Ort, da wir aufgrund des vielen Schnees nicht im Durmitor Gebirge wandern können und fahren gen Osten zum Biogradska Gora Nationalpark.Weiterlesen

Reisendergeil👌 sieht mega aus. Bei dem Anblick musste ich gleich an unser Erlebnis in der Kugel denken. Als wir Teenies waren.

Danke Liebes für die Teilhabe an deinen wunderbaren Erlebnissen, es ist eine große Freude für mich, daß du so glücklich bist. Weitere schöne Abendteuer wünscht dir und Paul deine OMI [OMI]
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- Tag 92
- Montag, 9. Mai 2022 um 12:00
- ⛅ 14 °C
- Höhe über NN: 1.345 m
MontenegroJarčeve Strane42°54’48” N 19°35’25” E
Biogradska gora - Nationalpark

Als wir im Biogradska Nationalpark ankommen, entscheiden wir uns zu dem innen liegenden Camp zu fahren und werden mit einem atemberaubenden Blick auf den Biogradska See belohnt. Wir stehen unter einem grünen Dach der frisch ausgetriebenen Buchen, direkt am See und mein Herz springt bei dem Anblick der grünen Vielfalt. Ich mache mich nochmal auf den Weg, um den See zu umrunden und der 350 Jahre alten Buche Hallo zu sagen. Der See ist einer von 6 Gletscherseen im Nationalpark und liegt am Talgrund auf ca. 1094m. Der Nationalpark selbst umfasst 56qkm und ist Wächter eines uralten Baumbestandes, der sich zu großen Teilen um den See schmiegt. Durch diesen hindurch zu laufen, ist ein wahres Paradies. Der Waldboden ist mit Bärlauch bedeckt, die Stämme durch Moos befleckt und die zarten Grüntöne tanzen im Licht. Ich war ganz alleine und der See lag ruhig im Tal. Die Sonne ging langsam unter und es nieselte ein wenig, sodass ich zurück ging. Leider rutschte ich dann ganz unglücklich aus und fiel auf den Hinterkopf, also war abends Schonzeit und gepflegt werden angesagt, damit wir am nächsten Tag wandern konnten.
Zum Glück war es am Morgen besser und der Tag startete auf der naheliegende Terrasse, die uns ein fantastisches Frühstück am See ermöglichte, einschließlich Sonne im Gesicht und wunderbarem Vogelgezwitscher. Gestärkt machten wir uns auf den Weg, einen fast Zweitausender zu besteigen. Der ganze Weg und der Tag war für mich eine einzige Symphonie: zuerst ging es durch eine Säulenhalle aus Buchen, die bis zu 45m hoch sind und schon bis zu 500 Jahre dort stehen. Das Lichtspiel durch die Baumkronen war fantastisch. Danach ging es über Wiesen den Schafen hinterher, bis wir vor einem sehr steilen Hang standen, den es zu besteigen galt. Am Himmel formten sich immer mehr dicke schöne Schäfchen Wolken, sodass uns weiter den Hang hinauf, ein atemberaubendes Panorama geboten wurde: grüne Hänge, saftige Wiesen, blauer Himmel, weiße Wolken und Schnee bedeckte Gipfel. Ich weiß, es klingt wie bei „Der Herr der Ringe“ aber Montenegro hat mich einfach in seinen Bann gezogen. Der Hang machte uns dann doch bisschen zu schaffen, bei über 55 Grad Neigung muss man ganz schön pusten. Die süßen Wolken formten sich immer mehr zu Gewitterwolken zusammen und es fing an rechts und links vom Berg zu grummeln. Herrlich die Natur so zu erleben, mit der Hoffnung nicht in einen heftigen Regenguss zu kommen. Oben angekommen war nicht mehr viel vom blauen Himmel übrig, es donnerte und der höchste Punkt war noch nicht erreicht, also ging es nach einer kurzen Verschnaufpause weiter. Irgendwie hatte ich eine Szene von Forest Gump im Sinn, als Leutnant Dan auf dem Schrimpskutter zur brausenden See sagt, ob das wirklich alles wäre…
Wir waren nun auf über 1900m, es lag noch Schnee, der Wind pfiff aber wo er schon geschmolzen war, wuchs ein Meer aus lila Krokussen. Eine kleine Hütte gab uns Schutz für das Mittagessen, aber die Wolkenbrüche erlaubten uns nur einen kurzen Stopp. Auf der anderen Seite ging es dann wieder runter, zum Glück nicht so steil und tatsächlich ohne Regen. Es war faszinierend, zu beobachten wie die Wolken an den hohen Bergen kleben blieben. Mit meiner Wolkenliebe kam ich also voll auf meine Kosten. ☺️ Der Weg führte dann wieder in den Wald hinein, der sich erst weiter unten traute seine Blätter zu zeigen. Kurz vor Ankunft am See, bestiegen wir noch einen Aussichtsturm, um über den Baumkronen den Blick aufs Grüne zu genießen und uns in der zurück gekehrten Sonne aufzuwärmen. Die Wanderung war ganz schön anspruchsvoll und anstrengend. Im Tal gönnten wir uns daher eine fette Pizza für ganze 3,50€ und schliefen am glasklaren Tara Fluss. Am Morgen zeigte sich der bestiegene Berg Jarčeve strane bei Sonnenschein nochmal in seiner vollen Pracht und wir fuhren wieder gen Süden Richtung Wärme. Die Berge in Montenegro sind zu dieser Jahreszeit noch recht kühl und unbeständig. Unwissentlich fuhren wir auf dem Weg nach Podgorica die wohl schönste Straße in Montenegro. Habe ich hier und da schon ein paar Superlative verwendet, muss ich nun schreiben, dass die Straße M-2 durch das Gebirge am Morača Fluss entlang der absolute Wahnsinn ist. Die Landschaft sieht hier aus wie nicht von dieser Welt, wie bei Avatar. Bizarre Felsformationen, die sich aus der Landschaft schieben und überwachsen sind mit Hängepflanzen, dazu der Fluss der sich durch das Tal windet, durch das man auf einer sehr spannenden Straßen entlang fährt. Tunnel haben hier keine Beleuchtung und Laster müssen mittig fahren, um nicht an hervor ragenden Felsen anzuecken. Irgendwann muss man die Kamera weglegen und einfach nur genießen. Wer in den Genuss kommen sollte dieses Land zu bereisen, sollte diese Straße unbedingt fahren!
Wir sind nun nochmal an dem tollen Flussstellplatz bei Podgorica und müssen mal wieder etwas waschen und Haushalt machen, bevor es weiter zum Skutarisee geht. Die sommerlichen Temperaturen locken uns abends nochmal in die Stadt, endlich draußen sitzen, ein Bierchen genießen und schnappten uns Rosi und die Skates. Paul hat beim Baden die Bekanntschaft von Chris und Witney gemacht, die sich spontan anschließen. Ein wirklich witziger Abend entwickelt sich, den man so eigentlich nur auf Reisen erlebt. Den Biergarten, mit dem deutschen Bezug zum Marienplatz in München, hatte ich vorher schon mal besucht und fand den bunten Hinterhof so einladend, dass wir hier nochmal einkehrten. Es schien gerade Live-Musik aufgebaut zu werden und zwischen den Einheimischen zu sitzen, hat sich super angefühlt. Die beiden waren super sympathisch, es war schön ihren Sichtweisen zu lauschen und den Blick auf Nordamerika durch ihre Augen zu sehen. Chris und Witney bedienten eher keine Klischees, was sehr angenehm war. Eine tolle kleine Band begann ihre Songs zu spielen und der Biergarten füllte sich. Zu uns gesellte sich, auf Einladung von Chris, auch Marina aus Russland. Sie schien recht einsam und hatte beim Hallo sagen schon den Eindruck gemacht, Gesellschaft zu benötigen. Wirklich interessante Gespräche entwickelten sich, mal politisch, mal lustig und feuchtfröhlich durch weitere Bierbestellung durch Marina, sie hatte wohl einiges vor. Sie erzählte uns, wie beschämt sie über ihr Land ist und dass sie es als Russin unheimlich schwer hat, irgendwo Anschluss zu finden, geschweige denn sich willkommen fühlt. Erfreulicherweise teilt sie mit Paul die Inlineskate-Leidenschaft (die ihr hilft, sich frei zu fühlen und ihren Frust zu kompensieren) und hatte ihn beim Ankommen mit einem breiten Grinsen direkt darauf angesprochen. Dies führte ihrerseits nach einigen Drinks zu der Herausforderung zu einem Wettrennen. Wette angenommen und die beiden sausten zu sehr später Stunde durch die Promenade von Podgorica. Chris meinte die ganze Zeit nur „This is crazy.“ und der Spaß war riesig. Wir konnten uns sehr schwer trennen, Marina war angefixt und wollte weiterziehen aber wir hatten auch noch einen Weg vor uns zum BamMobil und irgendwie war sie auch ein bisschen verrückt. 😄Was ein lustiger und interessanter Abend….Weiterlesen
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- Tag 96
- Freitag, 13. Mai 2022
- ☀️ 27 °C
- Höhe über NN: 18 m
MontenegroMandica Žalica42°17’32” N 19°9’14” E
Skutarisee

Unsere letzte Station in diesem wunderbaren Land steht an, bevor es nach Albanien geht. Wir fahren nochmal zum Skutarisee, den wir schon beim Vorbeifahren bewundern konnten, wo wir aber unbedingt auch das wertvolle Wasserschutzgebiet sehen wollten. Ein kleiner Campingplatz direkt am Fluss, der in den See führt, klingt sehr einladend, sodass wir diesen für die letzten Tage wählen. Erneut erleben wir Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Knuddelalarm mit Tieren, skurrile Situationen und Kommunikation auf mehreren Ebenen. Die beiden Hauseigentümer Sneszana und Milos heißen uns herzlich mit einer Limonade Willkommen und erzählen von ihrer großen Familie. Ihre 4 Kinder und mind. 9 Enkel sind ständig um sie herum, sie haben eine Kuh und Schweine, fischen täglich, produzieren alles selbst und beherbergen mehrere liebe Hunde und Katzen, die ständig gestreichelt werden wollen. Es war die ganze Zeit was los, als hätte man den Fernseher angeschaltet. Die Familie hat einen großen Bezug zu Italien, so konnten wir uns ganz gut verständigen und scherzten auf so wunderbare Weise. Uns wurde angeboten, dass einer der Kinder uns auf den See fahren und abends ein Fisch zubereitet werden könnte. Gesagt, getan. Also fuhren wir am nächsten Tag mit Tomasz los, durch die herrliche Flusslandschaft, mitten auf den See. Leider sprach er keine Fremdsprache und so konnten wir nicht wirklich viel erfahren, ihm sagen wo wir gern noch hätten lang fahren wollen oder wieso wir so ein seltsames Gefühl auf dem Boot hatten. Da der Skutarisee zu Zweidrittel in Montenegro und zu einem Drittel in Albanien liegt, hat die Polizei allerhand zu tun, kriminelle Machenschaften zu unterbinden. Auch Tomasz war sehr daran interessiert nicht angehalten zu werden und versicherte sich mehrmals per Fernglas nach der Lage. Er hing ständig am Telefon und es kam das Gefühl auf, dass hier irgendetwas falsch läuft. Wir überlegten uns kleine Geschichten, was hier eigentlich los war: durften Einheimische ohne Lizenz keine Touristen über den See schippern? Waren wir eigentlich nur ein Aufpasserboot, um nach der Polizei Ausschau zu halten, während seine Brüder (die wohl in der Nähe waren) heimlich irgendetwas anderes machen konnten? Oder gab es andere Dinge zu verbergen? Irgendwas war faul aber es war irgendwie auch echt lustig. Ein bisschen was von der einzigartigen Landschaft haben wir dann doch gesehen, waren Baden aber die anderthalb Stunden waren eigentlich für die Katz. Dafür bekamen wir abends ein ganz leckeres Mahl, in schöner Atmosphäre serviert. Nach dem köstlichen Essen und eigentlich meinem ersten richtigen Fisch, seitdem ich auf Reisen bin (und schon viel länger noch), saßen wir noch ein wenig zusammen. Uns wurden die hauseigenen Köstlichkeiten kredenzt, wir tranken Rakjia und zeigten ihnen unsere Berliner Luft. Da eine Gasflasche leer war, nutzte ich die Gelegenheit, um zu erfragen, wo man diese in Montenegro am besten auffüllt. Sie wussten erst gar nicht, was wir meinten aber nach zeigen, übersetzen und rausholen, meinte einer der Söhne er kenne da jemanden. Er wollte direkt helfen. Also fuhr mich Milan völlig enthusiastisch gegen 22:30 in das naheliegende Dorf. Er donnerte über die Landstraße und hielt beim ersten Späti an, um Rakjia und Wein zu kaufen. Die Flaschen wurden direkt geköpft und beim Fahren getrunken. Ich sollte Musik aus Deutschland einschalten und machte eines meiner Lieblingssets von Ben Böhmer an, welches Milan wirklich gut gefiel. Es fühlte sich alles ein wenig wie im Film an. Bei einer Tankstelle, die dann auch den entsprechenden Adapter hatte, bekam ich unsere Gasflasche gefüllt. Als wir wieder den Heimweg antraten, sollte ich die Fläschchen halten, Milan schob sich einen Kaugummi in den Mund, wir schnallten uns an und fuhren los. Ein paar Meter weiter kreuzten wir Polizisten, die Autos rausgezogen haben aber wir fuhren hupend vorbei, schnallten uns gleich danach wieder ab und stießen auf „Dolce vita“ an. Verrückt diese Montenegriener 😁
Unseren letzten Tag nutzten wir, um in der Sonne zu lesen, mit den Einheimischen Fußball zu zocken, zusammenzusitzen, Spanisch zu lernen und nochmal die letzten 4 Wochen Review passieren zu lassen. Es ist ein bisschen ein wehmütiger Abschied, denn die Familie Markovicz hat uns so warmherzig behandelt und aufgenommen. Zu sehen, wie alle unter einem Dach leben, war sehr berührend, wenn sicherlich auch herausfordernd und chaotisch. Aber hier lässt sich niemand so schnell aus der Ruhe bringen. Das (Familien) Leben läuft in Montenegro etwas anders, viel Zeit, viel Entspannung, nicht so viele Erwartung, großer Zusammenhalt und versuchen das beste aus allem zu machen. Das Konzept der Familie nehme ich mir auch zum Vorbild: im Alter ein Häuschen haben, mit Gärtchen und daraus ein Camp machen. Dadurch kommen die unterschiedlichsten Menschen, Kulturen und Sprachen zu einem nach Hause, man hat eine Aufgabe und vermutlich meistens einen tollen Austausch.
Leider habe ich keinen einzigen Einheimischen getroffen, der oder die positiv über das Land gesprochen haben, viele junge Leute wollen weg, alle werden miserabel bezahlt, das Land ist korrupt und man muss sehen, wie man zurecht kommt. Aber alle wissen, um die schöne Landschaft die sie umgibt. Mir kommt das Land viel größer als Niedersachsen vor, da es so viel zu sehen gibt und die Natur sich von der besten und vielfältigsten Seite zeigt. Ich bin total verliebt in das Land und würde es unbedingt wiedersehen wollen, auch wenn die Menschen zu allererst recht grimmig schauen, ihre Hunde immer an kurzen Ketten halten, sie ständig Hupen und man Stunden für ein paar Kilometer Straße braucht. Dafür hat man die unterschiedlichsten Vogelgeräusche, glasklare Seen und Flüsse, atemberaubende Felsen und Berge, viel Kultur, und immer eine liebevolle Geste oder ein Lächeln der Einheimischen, wenn man sich auf sie einlässt.Weiterlesen
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- Tag 100
- Dienstag, 17. Mai 2022
- ☀️ 25 °C
- Höhe über NN: 77 m
AlbanienKoman42°5’45” N 19°48’41” E
Albanien und der Klemptner

Es ist nun an der Zeit, Hallo Albanien, Hallo neue Welt. Ich bin jetzt 100 Tage unterwegs, irre was alles passiert ist und es fühlt sich so an, als wäre man ganz schön weit weg von zu Hause. Wir haben nun 4 Wochen Montenegro erkundet und kennenlernen dürfen, jetzt ist Albanien dran. Mit vielen schönen Tipps, Erfahrungsberichten von Freunden und jede Menge Vorfreude geht es über die Grenze, entgegen den Erwartungen diesmal echt easy. Wir fahren nördlich um den Skutarisee herum, weil wir uns einfach noch nicht richtig trennen können. Traumkulissen eröffnen sich vor uns und wir finden, wie immer, einen traumhaften Stellplatz am See. Es kommt mir so vor, als würde man hier in ein Land fahren, das noch (!) als Geheimtipp zählen kann. Aber klar, vor 10 Jahren wäre es noch überhaupt nicht denkbar gewesen. Was ein Glück, dass wir nun die Möglichkeit und Zeit haben.
Wie so oft füllen wir unseren Wassertank vorher und nutzen die Gelegenheit, ihn mal ganz zu entleeren, um den Boden des Tanks zu säubern. Leider war ich dabei etwas zu enthusiastisch und hab die Wasserpumpe trocken laufen lassen, ergo ging sie Abends nicht mehr. In dem Moment war ich dann doch leicht genervt, immer diese Lernprozesse, alles einmal angefasst haben und irgendwas, was nicht geht und ich nicht verstehe 😅 Ein Internetspot und mehrere Anrufe bei meinem Papa sorgen dafür, tief in die Materie einzusteigen. Wir bauen alles nacheinander aus, probieren die Fehlerquelle zu finden und der Pumpe Wasser zuzuführen. Leider ohne Erfolg. Ein Pärchen, dass nebenan mit einem ähnlich alten Campermodell geparkt hat, macht mir Hoffnung, Werkstätten in der Nähe zu wissen oder wo man Hilfe bekommen könnte. Die erste Antwort von dem Mädel Gina war, dass man sich abschminken könnte, in Albanien so jemanden zu finden, es sei denn man hat Kontakte. Aber ihr Kollege Daniel hätte wohl etwas Ahnung. Sie fragte ihn und er wusste wohl sofort Bescheid, da die so ein ähnliches Problem hatten. Er wiederum ging nun völlig enthusiastisch an die Pumpe heran. Abgeschraubt, Druckwasserding aus einer Plastikflasche gebaut, Wasser eingefüllt, Drähte kurz an die Autobatterie gehalten, um Funktionalität zu prüfen und zack ging die Pumpe nach 15min wieder. Völlig begeistert konnten wir nur zusehen, lernen und höchstgradig dankbar sein. Wir bedankten uns mit einem Drink bei den beiden, auf einer Terrasse mit sensationellem Blick über den See. Sie erzählten uns (beide 27), dass sie im Auftrag der Regierung arbeiten und zu den verschiedensten Familien fahren, um deren analoge Fotografien zu digitalisieren. Dazu bekommen sie natürlich immer die Geschichten der Personen erzählt und steigen tief in ihre eigene albanische Geschichte und Herkunft ein. Ein paar von den Stories teilen sie mit uns und wir erfahren mehr über das Land. Es zieht sie jedoch auch weg, da die Perspektiven in Albanien so miserabel sind. Wieder einmal eine fantastische und bereichernde Begegnung. Zur Krönung gibt es noch einen Traum Sonnenuntergang, den wir auf dem Fahrrad und mit den Inlineskates genießen.
Wir fahren weiter zum Koman Lake, der in der Schlucht Malgun liegt. Er ist einer von mehreren Stauseen des Flusses Drin und versorgt das Land mit Strom. Auf der Strecke von Shkodra nach Koman kann man nur ca. 10 km/h fahren, weil ein Schlagloch auf das nächste folgt. Es bleibt also genug Zeit, um sich voll der Natur zu widmen, denn man braucht für 53km ca. 4h. Der klare, türkisblaue Fluss lädt zum Baden ein, also stoppen wir da, wo auch Kühe im Wasser stehen und hängen mit ihnen rum. Eine ist auch zum Kuscheln bereit, ein herrliches Gefühl der Natur so nah zu sein und eine willkommene Abkühlung bei Traumpanorama gibts oben drauf. Sowas kann man sich nirgendwo kaufen…
Unser Stellplatz in Koman ist ebenfalls von den besonderen Bergformationen umgeben und der Fluss eröffnet sich weit vor den Fenstern des BamMobils. An diesem Ort ist unser Ziel, die 2,5 stündige Fähre über den Koman Stausee bis nach Fierzë zu nehmen, um durch die atemberaubenden Schluchten zu fahren. Wir informieren uns daher bei den Betreibern, um vielleicht hier oder da noch einen Rabatt zu bekommen, denn dieser schöner Ausflug soll recht kostspielig sein. Nachdem wir nochmal einen naheliegender Berg bei Koman besteigen und ein phänomenales Panorama erleben, ist es völlig klar, dass wir uns diese Landschaft nicht entgehen lassen können. Und dem war auch so! Schon alleine das morgendliche Starten war ein Highlight. Angekommen an einer winzigen Anlegestelle, versuchen junge Einweiser alle Autos per Tetris System auf die 2 Fähren zu bekommen. Alles dreht und wendet sich, es ist ein Treiben wie auf einem Jahrmarkt. Das BamMobil passte nach gezieltem zurück manövrieren mit 5cm Platz rechts und links gerade noch auf die Fähre und so hatten wir den Premiumplatz an vorderster Stelle. Die dreistündige Fahrt ist dann der absolute Wahnsinn und ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir das gemacht haben. Es sieht aus wie im Märchen, grüne Felswände, schroffe Abgänge, unglaublich schöne Farben, enge Schluchten und ein malerischer Fluss. Diese Fahrt, lohnt sich in jedem Falle!
Bei bestem Wetter geht es weiter zum nächsten Highlight, in das Tal, in die Albanischen Alpen zum Wandern.Weiterlesen
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- Tag 103
- Freitag, 20. Mai 2022
- ☀️ 16 °C
- Höhe über NN: 945 m
AlbanienPërrua Kukaj42°27’7” N 19°53’22” E
Valbona Tal und eine Besucherin

Die kleine Stadt Valbona liegt fast am hintersten Eckchen des wunderbaren Valbona-Tals. Hier fließt auch die Valbona, die uns auf dem Weg zum Stellplatz die ganze Zeit begleitet. Wir fahren weit in die albanischen Alpen hinein, wo auf den Spitzen dauerhaft Schnee liegt. Spektakuläre Felswände tun sich rechts und links von der Straße auf und spiegeln sich in dem irre blauen Fluss. Je höher wir fahren, desto mehr Schnee ist noch auf den Gipfeln zu sehen und man glaubt gar nicht, wie schön die Natur sein kann. Die Farben vom blauen Himmel, frisch grünen Blättern und braungrauen Felsen sind einmalig. Das weite Tal ist geprägt durch ein gigantisches Flussbett, indem jedoch nur ein Rinnsal fließt. Offensichtlich war die Valbona hier mal viel breiter und hat vielleicht durch die ganzen Stauseen an Kraft und Wasser verloren. Das bietet einem jedoch die Möglichkeit, sich mittig auf die breite Kiesfläche zu stellen und das Bergpanorama auf sich wirken zu lassen. Es scheint, als wären wenige Häuser von Einheimischen bewohnt, die restlichen neuen Gebäude ähnelt eher einer Katalogwerbung mit dem Typ „Kanada“. Wie so oft sind wir ziemlich alleine aber es scheint, als bereite man sich hier auf den Massentourismus vor. Es wäre ein Traum für jeden der gern klettert, wandert, entspannt und Natur genießen möchte. Gefühlt wünsche ich dem Tal, dass es jedoch nicht passiert und relativ unberührt bleibt. Es ist spannend, ein Land zu erleben, dass gefühlt mit den Hufen scharrt aber das man jetzt so ziemlich für sich alleine hat. Außer den Niederländern, Franzosen und Deutschen, die immer mehr die Stellplätze füllen. Wir finden einen solchen mitten im Wald, in einer Lichtung, unter den schneebedeckten Bergen. Selten hab ich sowas schönes gesehen. Wir wollen noch ein bisschen in dieser Umgebung laufen und das Abendlicht genießen. Auf dem Weg sehen wir ein Restaurant und haben Lust da nochmal kurz einzukehren. Von außen nicht erwartet, scheint innen viel los zu sein, als wäre eine Firma am Feiern. Sie drehten irgendwann die Musik richtig laut auf, und ich meine richtig laut. Getoppt wurde das Spektakel dann noch von einem traditionellen Trio, die in Trachtenkleidung einen Tanz vorführten und eine Trommel massakrierten, denn es war ja noch nicht genug Stimmung 😁 Es war witzig, dass mal so mitzuerleben und die Tänze zu sehen aber wir haben es nicht ausgehalten, das Trommelfell sprang fast heraus und wir suchten in der Stille des Tals das Weite.
Nachts ist es wieder ganz schön kalt aber das kommt davon, wenn wir abwechselnd die Länder vom Meer bis zu den Gebirgsspitzen erkunden. Am Morgen in dieser Lichtung zu frühstücken ist ein wunderbarer Start in den Tag, um einen der umliegenden Berge zu erklimmen. Auf dem Weg durchstreifen wir Buchenwälder, sehen Berghütten, die auf den Hügeln malerisch in Szene gesetzt wirken und erhaschen immer wieder einen sensationellen Blick auf die Berge. Oben angekommen genießen wir den Blick auf das Valbona Tal und können es fast gesamt bestaunen. Wie so oft haben wir einen streunenden Vierbeiner als Begleiter, der den Weg in und auswendig kennt und sich gern streicheln lässt. Hinab ins Tal wandern wir durch einen alten Wald mit viel Moos und Flechten, die riesigen Felsen wirken wie hingelegt und sind über und über mit Moos bedeckt. Am Ende angekommen geht die Sonne über den Bergen unter und taucht die Schneespitzen in ein rötliches Licht und ein wundervoller Tag geht zu Ende.
Wir verlassen am nächsten Tag das Tal mit großer Dankbarkeit, dieses gesehen zu haben und nehmen zum ersten Mal welche per Anhalter mit. Ein junges französisches Pärchen trampt durch den Balkan und begleitet uns auf dem Weg nach Tirana. Der Weg schlängelt sich wunderbar durch die Landschaft und wir müssen immer mal anhalten und genießen. Das Land scheint unheimlich weit zu sein. Die schöne kurze Bekanntschaft schmeißen wir auf halber Strecke raus und beeilen uns, um abends in der Hauptstadt pünktlich anzukommen. Linda, eine sehr gute Freundin kommt für eine Woche zu Besuch und ich freue mich riesig auf die Zeit zusammen. Am Gate ist die Wiedersehensfreude groß und ich kann gar nicht richtig glauben, dass sie nun da ist, in dem Land, dass so weit weg von zu Hause scheint. Wir bleiben nicht in der großen Stadt, von der uns eigentlich jeder abrät sondern fahren ein Stück ans Meer. Klar, der Stellplatz ist wichtig. Linda bekommt direkt die albanischen Straßen mit, wenn man etwas abseits fährt und wird ganz schön durch geschüttelt. Ein Frühstück über dem Meer macht es dann wieder wett und wir genießen die sehr warme Sonne.Weiterlesen

Linda ist da und muss ganz hinten sitzen,...die Arme 😜! Ich liebe Deine Musikclips und Moby letztens war so wie so der Hammer und dann noch diese irre schöne Landschaft , kurz vorm schlafen gehen angeschaut ,kann man sich wunderbar zu Dir beamen und wegschlummern, herrlich!!! Ich halt’s mit Goethe und dem Augenblicke,“verweile doch, Du bitte so schön!“💋 [MG]

Nastasia KinderGanz klare Sache… die arme Linda 😅 die wollte hinten sitzen, musste natürlich nicht. Schön, wenn ich helfen kann beim weg beamen 🤗
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- Tag 108
- Mittwoch, 25. Mai 2022
- ☀️ 31 °C
- Höhe über NN: 53 m
AlbanienBachelors' Mosque40°42’16” N 19°56’59” E
Linda’s Besuch Teil 1: Osum und Berat

Eine aufregende, besondere und erlebnisreiche Woche geht zu Ende. Ich habe etwas das Gefühl, mehr im Urlaubsmodus gewesen, als gereist zu sein, da ganz schön viel los war aber die Zeit war fanatisch. Wir haben den Fahrtwind etwas erhöht, ohne unsere Reiseart zu verändern und dadurch viel gesehen und erlebt.
Nach Lindas Ankunft sind wir direkt ans Meer gefahren, um der Hauptstadt zu entfliehen, um irgendwie dann doch in einer anderen turbulenten Stadt zu landen. Die Stadt Durrës, ca. 627 v. Chr. gegründet und am Meer gelegen, wirkt modern, laut und voll. Dennoch wollen wir uns einen kleinen Eindruck verschaffen, denn die Wahrzeichen, wie eine große Moschee und ein Amphitheater aus dem 2. Jhr. sollte man sich schon mal anschauen. Bei über 30 Grad durch eine Stadt zu laufen ist jedoch ganz schön anstrengend, wenn dann auch noch das herrliche Meer lockt. Also beschließen wir zur Laguna de Nartës zu fahren, um die Sonne hinterm Meer untergehen zu sehen und werden mit einem Traum-Sonnenuntergang empfangen. Ein unglaublich schöner Stellplatz, auf einer kleinen Klippe mit direktem Meerzugang soll zwei Nächte unser Schlafplatz sein. Am darauf folgenden Tag ist unser erstes Ziel das süße St Mary's Kloster. Es liegt in der Lagune auf der Insel Zvernec, die man über eine Holzbrücke erreicht. Wir suchen bei den heißen Temperaturen in der Lagune eine kleine Abkühlung und waten durch den Schlamm, anstatt auf der Straße zu gehen. Kühl ist das Wasser definitiv nicht aber wir bekommen ein kostenloses Peeling für die Füße und ne Menge Spaß oben drauf. Das Kloster liegt wirklich süß und verlassen und man sieht, wie alt die Holzarbeiten im Inneren sind. Um dann tatsächlich eine Abkühlung zu bekommen, laufen wir anschließend zu einem nahegelegenen Strand und lassen uns vom salzigen Wasser tragen. Am weiten Strand leisten uns Ziegen und Nonnen Gesellschaft und machen den Ort, neben den rahmenden und interessanten Felsformationen zu etwas besonderem. Auf dem Rückweg sammeln wir Holz und lassen den Abend beim Lagerfeuer ausklingen. Am nächsten Tag schauen wir uns noch markante Gebäude vor Ort an, die offensichtlich Ausgänge von einem riesigem Bunkersystem sind, bevor wir weiter fahren. Hier lernt Linda auch ihre erste wilde Schildkröte kennen, die nicht die Einzige bleiben soll. Herrlich urige Tiere.
Unser Weg führt uns weiter nach Berat, der Stadt der tausend Fenster. Der Fluss Osum schmiegt sich durch die Stadt und an seinen Ufern kann man die gleich aussehenden Häuschen an den Berghängen bewundern. Die Stadt steht unter UNESCO-Welterbe und hat die Auflage, dass es keine Neubauten geben darf. Mich erinnern die Fassaden an einen asiatischen Stil: große Fenster im Holzrahmen und Erker prägen die Gebäude. Irgendwie erweckt es auch den Eindruck einer süßen kleinen Eisenbahnstadt. Wir winden uns durch die engen Gassen, die etwas Kühle spenden und suchen einen Weg zur oben liegenden Burg. Hier lockt uns ein Café zum Verschnaufen und um etwas Kaltes zu trinken. Im Café läuft scheinbar die Lieblings-Playlist des Besitzers und es dröhnen 90iger aus den Boxen. Dazu bekommen wir ein traumhaftes Panorama geboten und bleiben doch ein wenig länger, um uns albanische Köstlichkeiten schmecken zu lassen. Sowas kostet in Albanien dann für 3 Leute, an einem Hotspot ca. 17€…. Auf der Burg selbst ist richtig viel los und laute Musik dröhnt über die Mauerreste. Händler und Gastronomen stellen in einer Art Messe ihre Sachen aus, wir sehen traditionelle Kleidung und lokales Essen. Am Ende bekommen wir eine Mitfahrgelegenheit in einem Jeep, der durch die engen Gassen braust und uns den Abstieg erleichtert. Wir selbst machen uns dann auch nochmal auf den Weg zur Osum Schlucht. Wir fahren in den Sonnenuntergang hinein, die Landschaft färbt sich rot und jede Straßenbiegung ist ein Highlight. Wir finden im Dunkeln einen kleinen Campingplatz mit Beachbar Charakter, die sogar eine Aussichtsplattform über den Canyon hat. Wie so oft wird bei der Ankunft erstmal ein Raki mit dem Besitzer getrunken und wir krädenzen unsere Berliner Luft. Ein Glück hat Linda eine neue Flasche vom Flughafen mitgebracht ☺️ Am nächsten Tag suchen wir einen Weg, um hinunter in die Schlucht zu gelangen, denn diesen wunderbaren Ort muss man sich aus der Nähe anschauen. Es ist so beeindruckend unterhalb der steilen Wände zu stehen. Noch trägt der Fluss relativ viel Wasser, sodass es nicht so leicht ist an ihm entlang zu gehen oder ihn zu durchqueren. Wir versuchen es dennoch und machen daraus unsere eigene Canyoning Tour. Badesachen an, Rucksäcke hochschnallen und starke Beine zeigen, denn die Strömungen sind an einigen Stellen ganz schön stark. Das Wasser ist angenehm warm, die Steine rund gelutscht und man ist der Natur ganz nah. Nach einer Erkundungstour finden wir einen schönen Platz zum Verweilen und spielen mit der Strömung im Wasser, laufen den Flusslauf hoch und tauchen wieder hinein. Ein wunderbares Spiel. Als es im Canyon schattig wird, steigen wir wieder hinauf in die Abendsonne und genießen noch eine Nacht im Camp. Die Vögelgesänge sind umwerfend und gehen bis tief in die Nacht hinein, als hätte jemand Boxen aufgestellt.Weiterlesen
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- Tag 110
- Freitag, 27. Mai 2022
- ☀️ 32 °C
- Höhe über NN: 250 m
AlbanienPërmet40°13’60” N 20°21’10” E
Linda’s Besuch Teil 2: Vjosa und Permët

Zu unserem nächsten Ziel sind es Luftlinie ca. 40km, aber wir kennen nun mittlerweile die Straßen von Albanien, also machen wir uns früh auf den Weg. Permët liegt mitten in einem Landschaftsschutzgebiet, indem die Vjosa fließt und heiße Quellen ein Highlight sind. Klar wollen wir uns diesen Ort nicht entgehen lassen. Die Anfahrt gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht und ein abenteuerlicher Weg liegt vor uns. Nach wenigen Kilometern halten wir nochmal an, um die Schlucht ein letztes Mal zu bewundern und treffen auf einen Dresdner mit seinem Motorrad. Er rät uns eindringlich davon ab, weiter zu fahren, denn der Weg wäre steinig und für uns unpassierbar. Wir hören auf ihn und wählen eine etwas längere Route. Der Alternativweg verändert sich auch schnell zur Huckelpiste, ist aber dennoch befahrbar. Nach einiger Zeit kommen uns zwei Camper entgegen, die umdrehen mussten, da das ältere Modell nicht den Berg hochfahren konnte. Sie sagen uns, dass es nicht möglich sei weiterzufahren, da es zu steile Weg sind. Wir schlängeln unsere Autos erstmal aneinander vorbei und überlegen kurz weiter zufahren. Das würde jedoch bedeuten, die Huckelpiste zurückzufahren und einen sehr großen Umweg in Kauf zu nehmen. Wir versuchen es und fahren weiter, gönnen uns und dem BamMobil im Schatten eine Pause und schleichen weiter die Schotterpiste entlang. An einigen steilen Hängen denken wir immer wieder, ob das wohl die unüberwindbare Stelle war, bis wir diese dann wirklich finden. Ein Einheimischer kommt prompt mit seiner Tochter angerannt und wiederholt diesen einen Satz immer wieder: „streets are katastroph“ und rät uns dringend ab weiter zu fahren. Wir sollen umkehren, einen Kaffee bei ihm trinken und den langen Umweg in Kauf nehmen. Ich dachte jedoch, dass wir nicht so weit gekommen waren, um aufzugeben. Dazu hatte ich noch meine Alpenüberquerung im Kopf und war siegessicher die Steigung zu meistern. Außerdem war Linda nur so wenige Tage da und ich wollte nicht einen Tag nur mit fahren verbringen. Der Typ Miri sah meinen Ehrgeiz und half uns, die Straße von Steinen zu befreien und dort zu stapeln, wo noch welche fehlten. Bei ca. 35 Grad, Mittagssonne und keinerlei Wind, zeigten uns die Albaner wieder einmal, dass sie einfach gern unterstützen, wo sie nur können. Es hat drei Anläufe gebraucht, die Armkraft von Miri und Paul hinter dem Mobil und Linda an der Seite nach Steinen schauend, um den Hügel zu bezwingen. Es konnte also sehr langsam weiter gehen. Doch schon bei der nächsten Steigung war dann unsere Grenze, bzw. die vom BamMobil erreicht, denn weitere Charakterschrammen braucht es wirklich nicht. Wir erkannten schweren Herzens, dass wir umkehren mussten. Im Schatten grübelnd, was wir machen sollten kam uns Miri entgegen, der genau wusste, dass wir uns Wiedersehen würden und bot uns erneut Kaffee an. Wir kehrten unter seiner kleinen Holzüberdachung ein und bekamen Kaffee und Raki. Es wirkte auch ein bisschen so, als würde er die doofen Touris, die es immer wieder versuchten, abfangen, um ein wenig extra Einnahmen zu haben. Mit Sicherheit waren die anderen auch bei ihm eingekehrt. Für uns war es eine willkommene Stärkung, denn es gab noch Salat, Käse, Spiegelei, Brot und Feigenmarmelade aus eigener Herstellung dazu. Wir lernen seine Töchter kennen, die hier im nirgendwo aufwachsen und ich weiß noch nicht so richtig, ob ich sie darum beneide oder nicht. Man denkt sie sind so völlig isoliert, da zückt die größere ihr Handy und fragt mich, ob wir auf Instagram connecten wollen 😅 wir haben sehr gelacht, was eine naive Vorstellung meinerseits.
Wir traten also den Rückweg an und fuhren zurück: über die Osum Schlucht, vorbei an Berat, bis runter ans Meer, um dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Wir beschließen nicht den ganzen Weg an einem Stück zu fahren, da wir ja schon den ganzen Tag am Rollen waren und bleiben direkt an der Vjosa stehen. An dieser Stelle hat der Fluss eine beeindruckende Breite hat und man kann weit das Tal entlang schauen. Am nächsten Morgen werden wir mit einem gigantischen Blick belohnt und gehen erstmal Baden. Die Vjosa, der letzte wilde Fluss in Europa, fließt mit türkisfarbenen Wasser durch die Ebene und beherbergt einzigartige Natur und Uferbiotobe. Sie ist teilweise bis zu 2km breit und darf noch ihren ursprüngliches Formen folgen. Leider sind 7 Stauseen geplant, die bisher noch keinen Erfolg bei der Umsetzung hatten. Sogar Leonardo Di Caprio hat sich stark dafür eingesetzt und einen Bau verhindert. Hoffen wir mal ganz sehr, dass diese schrecklichen Vorhaben nie in die Tat umgesetzt werden.
Nach einer besonderen Badesession fahren wir weiter Richtung Permët. Linda sitzt am Steuer und manövriert das BamMobil durch das atemberaubende Tal, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. In der Stadt angekommen treffen wir erneut auf Gina und Daniel (der Pumpenmann) und essen etwas zusammen. Sie erzählen uns, dass gerade ein Festival stattfindet, um auf die Schönheit und Einzigartigkeit der Vjosa aufmerksam zu machen, um sie im Endeffekt so zu behalten, wie sie natürlicher Weise ist. Es ist also viel los in der Stadt und wir genießen einen Sprung ins Kühle, um uns erstmal kurz zu erfrischen. Was eine Besonderheit so einen Fluss vor der Nase zu haben. Ein weiterer natürlicher Schatz liegt unweit von Permët im Landschaftsschutzgebiet: heiße Quellen. Wir steigen also wieder ins Auto, um unsere dritte Badeeinheit des Tages zu genießen. Bei 22 Grad Wassertemperatur lässt es sich in den Pools gut aushalten, auch wenn ich das nicht als heiß empfunden habe 😁 wir sind fast alleine an diesem schönen Ort und genießen die Ruhe und den Sonnenuntergang. Noch kann man an dieser Stelle kostenlos Campen, wo man will. Ich denke das wird sich sehr schnell ändern und man wird dafür bezahlen müssen. Am Ende ist es gut, wenn dadurch die Natur geschützt wird aber es ist umwerfend den Ort so ursprünglich kennenzulernen. Nach dem Baden ging es wieder zurück in die Stadt, um sich das Festival anzuschauen. Von einer Bühne dröhnen laute Coversongs, die gefühlt von tausenden Mädels mit gegrölt werden. Von der Nähe aus betrachtet sind es nicht ganz so viele aber der Spaß ist riesig. Es fühlt sich so an, als hätte es sowas lange nicht mehr gegeben und auch wir lassen uns in den Bann der albanischen Tanzbarkeit ziehen. Wir machen schnell Freundschaften, singen, tanzen und erfahren etwas darüber, wie viel Wert dieses Festival für die Stadt hat. Phänomenaler Weise ist danach auch noch eine Aftershowparty, eigentlich direkt neben dem BamMobil, wo der Gedanke aufkommt einen eigenen Floor aufzumachen. Natürlich gehen wir zu unseren Freunden und feiern bis 4:00. Mein elektronisches Herz hüpft, ich spüre die Beats und bin voller Glück mal wieder mit lieben Menschen zu tanzen. Was ein grandioser Tag und was eine tolle Verabschiedung von Linda. Ihr Bus nach Tirana, den sie liebevoller Weise nimmt, um uns die Strecke zu ersparen geht 5:30. Wir torkeln also nach nicht mal einer Stunde Schlaf zum Busbahnhof, der mehr eine Bar ähnelt und hoffen auf einen Bus. Tatsächlich kommt einer, der Linda mitnimmt und ihr noch eine abenteuerliche Rückfahrt als albanische Urlaubserfahrung mit gibt.
Was eine verrückte schöne Woche. Was ein wunderbares Land!Weiterlesen
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- Tag 112
- Sonntag, 29. Mai 2022
- ⛅ 23 °C
- Höhe über NN: 250 m
AlbanienPërmet40°13’60” N 20°21’10” E
Riders on the storm

Am Samstag, als Linda leider schon wieder nach Hause fliegen musste, konnten wir uns nur wenige Meter bewegen und hingen verkatert in den Hängematten ab. Als wir uns am Abend etwas besser fühlten, genossen wir nochmal ein wenig Trubel auf dem Festival und sprachen mit einem Barbesitzer, über einen Ausritt mit Pferden. In Montenegro trafen wir ein holländisches Pärchen, dass uns diese „Horse riding Tour“ wärmstens empfohlen hat und wir freuten uns auf den kommenden Tag. An dieser Stelle möchte ich gern vorwegnehmen, dass es keine normale, in der Sonne spazierende Pferderunde war, sondern sich alles etwas abenteuerlicher entwickelte. „Avenir“, unser Guide sagte schon am Vorabend, dass die Wetterprognose Gewitter ankündigt und wir schauen müssten, ob es möglich wäre auszureiten. Von den Bedenken war allerdings am Morgen nichts mehr zu spüren und wir fuhren mit dem Jeep zum Gelände mit den Pferden. Hier waren Georg und Phil für uns vorbereitet und wie machten mit unseren fleißigen Trägern Bekanntschaft. Im Vorhinein wurden wir kurz gefragt, ob wir schon mal geritten sind aber weitere Vorraussetzungen mussten wir nicht mitbringen. Kurz wurden die Kommandos erklärt und dann ging es auch schon mit einem weiteren Guide „Lily“ los. Die Pferde trugen uns den Hang hinauf. Es fühlte sich fast wie klettern an und mir war nicht bewusst, dass Pferde das können. Ich versuchte mich an die Worte meiner Mama zu erinnern, wie man sich am besten auf einem Pferd verhält und hoffte das Richtige zu tun. Gern hätte ich sie als Expertin dabei gehabt. Mir schien es jedoch, als ob Avenir und Lily wüssten was sie da taten und es war ein wunderbares Gefühl mit dem Pferd und der Natur zu verschmelzen. Bei herrlichem Sonnenschein ritten wir den Berg hinauf, über Stock und Stein, auf Wiesen und über Trampelpfade. Sogar ein kleiner Trap war hier und da drin, bis wir an einem Wasserloch ankamen und ein Päuschen machten. Es gab kleine Snacks und Sangria, denn damit reitet es sich besser. Wir genossen den Ausblick über das Tal und den aufkommenden Wind. Die Wölkchen am Himmel hatten sich mittlerweile zu größeren Wolken formiert und kurze Zeit später war ein kleines Grummeln über den Bergen zu hören. Avenir meinte, dass man bei einem Gewitter nicht in den Bergen sein darf, nicht in Albanien, denn die Wetterverhältnisse sind meistens extrem. Als wir dann schneller unser Getränk austrinken mussten und die beiden etwas hektisch die Sachen zusammen packten war klar, dass unsere Pause wohl kürzer als gedacht ausfallen würde. Wir mussten uns vom Acker machen. Also rauf auf die Pferde und los. Es fing an zu Nieseln, das Grummeln wurde lauter und kam nun von mehreren Seiten. Lily wählte einen schnelleren Weg bergab und führte uns über einen Feldweg. Als der Regen stärker wurde liefen beide Guides neben den Pferden aber wir durften noch etwas sitzen bleiben und schneller reiten. Der Regen entwickelte sich zu Starkregen, bis fast Hagel daraus wurde. Die Regenjacke aus dem Rucksack zu holen war mittlerweile überflüssig und es blitze und donnerte um uns herum. Die Guides sagten uns, dass wir nun ebenfalls absteigen müssten und zogen ihr Pferde immer schneller den Weg hinab. Ich nahm Georg an die Zügel, wir schauten uns tief in die Augen und folgten den Beiden. Georg war das nicht geheuer aber wir merkten, dass wir da jetzt zusammen durch müssen. Also reihten wir uns ein und rannten nun zu viert die Hügel runter. So eine Energie habe ich selten gespürt, es regnete in Strömen, wir alle waren bis auf die Haut nass und rannten vorm Gewitter davon. Querfeldein, durch Gebüsche, über Steine, Hauptsache weg aus den hohen Lagen. Ich musste teilweise echt schmunzeln, weil das so skurril war. Immer wieder machte ich Georg Mut und lobte ihn fürs feine Rennen. Irgendwann kamen wir an einer Kirche an und warteten unter Bäumen, dass es aufhören würde zu regnen. Wir rangen die Klamotten aus und versuchten die Handys trocken zu verstauen. Avenir und Lily meinten, dass sie das so auch noch nicht erlebt hätten. Zum Glück hatten wir Wechselsachen mit und Avenir lachte, weil das irgendwie so deutsch war. Als wir wieder los liefen, nahmen wir eine Abkürzung, die uns durch das dichteste Dickicht führte und nochmal enger mit den Pferden zusammen wachsen ließ, weil wir ihnen helfen mussten, da durch zu kommen. Als wir endlich auf dem Feldweg im Tal angekommen waren, hatte sich der Regen und das Gewitter verzogen, und wir stiegen wieder auf die nassen Pferde. Sie witterten das naheliegende zu Hause und waren wohl motiviert schnell dort anzukommen. Lily, der vor mir ritt, brachte sein Pferd zum Galoppieren also eiferte Georg ihm nach. Sowas hatte ich noch nie gemacht und so richtig wusste ich auch nicht, was ich da tat. Meine Beine schmerzten, ich rieb mir alles an den Seiten auf aber es war wunderbar. Die Erfahrung, so schnell mit einem Pferd zu reiten, wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Was ein lebendiges Gefühl mit dem Pferd eins zu werden, die Bewegungen zu spüren und über die Wiese zu jagen. Wirklich irre! An der Koppel angekommen konnte ich es gar nicht glauben, fühlte mich elektrisiert und konnte nur „ Wow“ herausbringen. Was eine Erfahrung mit einem Pferd den Hügel zu besteigen, diesen bei strömendem Regen dann wieder herunter zu rennen, um dann das letzte Stück gemeinsam zu galoppieren.Weiterlesen
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- Tag 117
- Freitag, 3. Juni 2022 um 13:59
- ☀️ 36 °C
- Höhe über NN: 6 m
GriechenlandÓrmos Érmones39°36’39” N 19°46’39” E
Entschleunigen auf Korfu (Gastbeitrag)

Der folgende Gast-Beitrag wurde von Paul verfasst. Da er eine besondere Beziehung zu Korfu hat, wollte er hier gern texten und Fotos/Videos machen:
Über 2 Monate sind Nastasia und ich nun gemeinsam unterwegs - eine Zeit in der wir beide stets voller Vorfreude auf die jeweils nächste Station der Reise waren. Meist haben wir 2 oder maximal 3 Nächte an einem Ort verbracht, bevor wir den Motor des BAM-Mobils wieder zum Schnurren brachten. Nun, nach einer wunderbaren und ereignisreichen Woche mit Linda, haben Nasti und ich, mal wieder zeitgleich, das gleiche Gefühl. Es ist an der Zeit für ein bisschen Entschleunigung. Ein paar Tage mal einen Gang runterschalten, weniger sehen/ entdecken und stattdessen einfach mal nichts tun und die vielen Erlebnisse sacken lassen. Gesagt, getan. Was immer mal als Idee im Raum stand, dann wieder von uns verworfen wurde, wird schließlich doch realisiert. Wir verlassen das albanische Festland, lassen schweren Herzens das heiß geliebte BAM-Mobil zurück und fahren zum Entschleunigen auf die griechische Insel Korfu. Natürlich mit einer Speed-Fähre, die mit gefühlten 100 km/h über das Meer ballert. 🤦🏼♂️😄
Warum wir genau diese Insel für unseren 'Kurz-Urlaub' ausgewählt haben? Naja, vor längerer Zeit hatte meine Oma einen griechischen Freund namens Niko. Die Beziehung ist zwar schon lange vorbei, aber wir hatten damals (1997 und 1999) eine richtig gute Zeit auf Korfu und Niko und ich haben uns immer gut verstanden. Grund genug, dem 80-jährigen Mann (unangekündigt) einen Überraschungsbesuch abzustatten. 🤪
Auf Korfu angekommen suchen wir uns erstmal einen Scooter-Verleih. Im Büro der Firma 'Everywhere' verhandeln wir mit Helen, einer albanischen Angestellten, deren Stimmlage man eigentlich nur 10 Minuten aushalten kann. Von Rollern versteht sie leider gar nichts, macht uns aber einen "guten Preis". Nach einer Stunde sitzen wir schließlich auf einem kleinen, weißen Feuerstuhl und tuckern, nun wirklich passend zur geplanten Entschleunigung, ziemlich gemächlich über die Insel. Bald ist die West-Seite der Insel und dann auch unser Ziel erreicht, die 'Villa Armer Mann' (das Haus heißt wirklich so).
Gespannt auf das Wiedersehen mit Niko rollen wir die letzten Meter bis zum Eingangstor. Während ich über beide Backen wie ein Honigkuchenpferd grinse, scheint die Freude bei Niko irgendwo festzuklemmen. Zwar meine ich kurz so etwas wie ein Lächeln erkannt zu haben, ein bisschen scheint der Gute aber von der Überraschung überfordert. 😬 Unsere Hoffnung in der Villa Armer Mann nächtigen zu dürfen, erfüllt sich letztlich doch und wir beschließen unserem grimmigen Gastgeber etwas Zeit zum Auftauen zu geben.
In den folgenden 4 Tagen beschränken wir unsere Aktivitäten auf ein bisschen Inselerkundung mit dem Roller (wobei wir einen fast 1000-jährigen Olivenbaum sehen), vor allem aber auf Liegen, Baden und Sein am Strand. Vermutlich das Beste was wir bei konstanten 36 Grad auf dieser Insel machen können.
Durch Zufall entdecken wir direkt am zweiten Tag eine absolute Traumbucht. Der 'Gyali Beach' trägt seinen Namen aufgrund seines glasklaren Wassers, welches uns beim Schnorcheln sehr weit gucken lässt.
Der ziemlich steile Weg zum Strand sorgt dafür, dass nur wenige Touristen den Weg zu dieser Perle auf sich nehmen. Aber es lohnt sich. Das türkisblaue Wasser
wird von steilen und grün bewachsenen Felswänden umarmt, welche mit ihren Ausbuchtungen den ein oder anderen Schattenplatz kreieren. Ein paar Felsformationen im Wasser bieten unterschiedliche Kletter- und Sprungmöglichkeiten. Die kleinen, abgerundeten Kiessteine sorgen für allerbesten Liegekomfort.
Es gibt sicher noch viele andere tolle Strände auf der Insel, aber dieser hat uns gleich am zweiten Tag so verzaubert, dass wir ihn ein weiteres Mal besucht haben. Ein bisschen passend zu unserem Vorhaben. Einfach mal sein, genießen und nicht immer wieder neue "Highlights" suchen.
Die Abende kochen wir selbst, essen Tzatziki und wunderbare Oliven und laden natürlich unseren Gastgeber ein. Der lehnt zwar jedes Mal ab, lässt sich aber in den folgenden Tagen auf den ein oder anderen Smalltalk ein, was ich als Fortschritt und Erfolg werte. 🤷🏼♂️
Am letzten Tag wollen wir dann doch noch ein bisschen was entdecken und schlendern bei 35 Grad durch die Altstadt von Korfu Stadt. Die alten Gässchen und die vielen mit Blumen dekorierten Häuschen versprühen ein tolles, romantisches Flair. Eine Stadt in der man sicher auch mehr Zeit verbringen könnte. Wir essen leckeres Eis, kaufen ein paar Souvenire und lassen unseren kleinen Kurz-Urlaub am Stadtstrand Revue passieren. Wir fühlen uns beide erholt und verspüren wieder Lust aufs Weiterreisen. Die Akkus sind geladen und wir freuen uns auf das BAM-Mobil und die nächsten Stationen.
Ab zur Speedy-Fähre, zurück ins lieb gewonnene Albanien!Weiterlesen

Urlaub im Urlaub, wenn das kein Luxusproblem ist, wir gönnen es Euch vom Herzen , das es nur dieses Eine ist und dann noch der chice Verflossene von der Oma, herrlich! Hab sofort an Antony Quinn als Alexis Sorbas gedacht, wir hoffen, daß Ihr Sirtaki getanzt habt, wunderschöne Fotos! Bleibt behütet und passt gut auf Euch auf, l.G. [G.]
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- Tag 122
- Mittwoch, 8. Juni 2022
- ⛅ 25 °C
- Höhe über NN: 455 m
GriechenlandKastráki39°43’6” N 21°37’40” E
Meteora und der Weg nach Nordmazedonien

Als wir wieder zurück auf albanischem Festland stehen, rennen wir fast zum BamMobil, unser kleines zu Hause, dass wir für ein paar Tage alleine gelassen hatten. Irre wie man so eine enge Bindung zu einem Auto herstellen kann. Natürlich war es unversehrt und wir wurden super freundlich von unseren Aufpassern empfangen. Nach einem kühlen Bier, fahren wir nochmal zu einem bekannten Stellplatz über der Stadt und genießen den Blick über Saranda, das Meer und Korfu. Ein paar entspannte und sehr sonnige Tage liegen hinter uns und die Neugier auf neue Erlebnisse ist nun wieder groß. Der darauffolgenden Tag besteht aber erstmal aus Waschen und eine Abkühlung im Meer. Am Strand von Saranda ist eine riesen Wasserlandschaft einschließlich Trampolin, Wackelplatten und Rutschen aufgebaut, die uns beide magisch anzieht. Eine halbe Stunde Spaß gönnen wir uns und genießen anschließend den Stadtstrand, bevor wir mit frischer Wäsche weiter stadtauswärts fahren. Es verschlägt uns in eine Traumbucht, die ebenso in der Karibik liegen könnte. Hier lernen wir Zwei aus Wuppertal kennen. Schnell stellen wir fest, dass die Beiden auch den beschwerlichen Weg von Berat nach Permët auf sich genommen hatten und ihnen die Legende Miri begegnet ist. Unser erlebtes Szenario hatte sich gleichermaßen bei den Beiden abgespielt: Verfolgung des Autos, sagen dass die Straßen eine Katastrophe sind und Raki anbieten, Nummern austauschen mit der Tochter und Essen angeboten bekommen. Es ist wohl tatsächlich sein Geschäftsmodell, die Touris abzufangen. Wir mussten sehr lachen. Sogar die selben Fotos haben wir voneinander gemacht.
Bevor wir uns am nächsten Tag dann endlich von Albanien verabschieden konnten, sprangen wir nochmal in das türkisblaue Wasser und fuhren 5 Stunden nach Meteora in Griechenland. Ein Album meiner Lieblings Band „Linkin Park“ wurde nach diesen bizarren Felsformation benannt. Meteora leitet sich vom altgriechischen ab und bedeutet „in der Luft schwebend“ und ich kann die Begeisterung für diesen Ort, den die Band gehabt haben muss, nur teilen. Die Klöster, auf den teilweise freistehende Felsen, scheinen wirklich zu schweben und wie „Himmelskörper“ zu sein. Man fährt durch die Weite und auf einmal türmen sich märchenhafte Sandsteinfelsen vor einem auf und schaffen einen magischen Ort. Sechs der vierundzwanzig Klöster sind noch erhalten und zu besichtigen, sie wirken als wären sie eins mit dem Gestein und thronen über dem grünen Tal. Das UNESCO Weltkulturerbe liegt in Mitten eines Natura2000 Gebietes und man hat das Gefühl, der Wald ist voller Vögel, so laut sind die Konzerte. Wir suchen uns auch hier bezaubernde Orte zum Sonnenuntergang schauen, Schlafen und Frühstücken. Gefühlt ist es der erste touristisch überlaufene Ort seit Monaten und wir sind nicht ganz allein, schaffen es aber dem Trubel ein wenig zu entkommen. Das erste Kloster wurde 1334 gegründet, weitere folgten und boten den Menschen oft Schutz. In einem Museum kann man erkennen wie die Menschen z.B. vor den Osmanen oder den Nazis geflohen sind.
Im Vorhinein hatte ich mich in Albanien dazu entschlossen, dass der Weg nach Istanbul, mit nochmal 1000km Hinweg und noch dreieinhalb Wochen Zeit, einfach zu weit ist. Das schöne am Reisen ist, Pläne zu schmieden und sie dann wieder zu verwerfen, um Neuen nachzugehen. Der Balkan ist so wunderbar, die Menschen so herzlich und es gibt noch so viele unentdeckte Orte, sodass ich lieber die Zeit nutze, um in möglichst viele Länder einzutauchen. Es geht also weiter nach Nordmazedonien. Auf dem Weg dort hin halten wir in Kastoria, einem alten griechischen Dörfchen, dass sehr romantisch auf einer Halbinsel im Kastoria See liegt. Von dort aus ging es weiter nach Korça. Diese Stadt liegt wieder in Albanien und es ist ein sehr warmes Gefühl, doch nochmal in dieses Land zu fahren. Für mich ist es schön, wieder raus aus der EU zu sein, noch möchte ich dahin nicht zurück, aber das liegt eigentlich nur an der Freundlichkeit der Menschen im Balkan. Korça gilt als die Geburtsstädte der albanischen Kultur. Man erkennt in der Stadt die verschiedenen kulturellen Einflüsse an den Häusern und Fassaden. Es ist spannend hindurch zu schlendern und mal wieder ein Museum zu besuchen, in dem wir den Fotograf Gjon Mili kennenlernen. Am Abend fahren wir die traumhafte Ebene entlang bis über die Berge zu unserem Schlafplatz, am dahinter liegenden Prespasee. Erneut zeigt sich Albanien von seiner landschaftlich besten Seite und man glaubt gar nicht, wie schön das alles ist. Unser Ziel ist eine verlassene Beachbar und hält für uns einen Platz direkt am See bereit. Wir sind alleine und springen am Morgen erstmal in den See, um dann mit Traumpanorama zu frühstücken. Man kann sich einfach nicht satt sehen. In der Wiese grasende Esel laden mich dazu ein, Hallo zu sagen und mein „Felltier-Barometer“ wieder aufzuladen. Dabei lerne ich den Besitzer Vasile Vasilati kennen, mit dem ich mit Händen und Füßen ein recht gutes Gespräch führen kann. Bei einem späteren Dorfspaziergang laufen wir zufällig an seiner Hütte vorbei und werden eingeladen, unter seinem Heuverschlag vor dem Regen Unterschlupf zu erhalten. Wir können einige Dinge über ihn und seine Frau erfahren und sind ehrfürchtig vor diesen tüchtigen Menschen, die mit so wenig zu leben auskommen. Ihr zu Hause erinnert mich an eine Hütte in Tonga, alles auf engstem Raum und keinerlei Luxus, zumindest so wie ich ihn definiere.
Ich verspüre an diesem Ort ein starkes Gefühl, dass mich in Albanien schon länger begleitet. Irgendwie komme ich mir in diesem Land wie eine Zeitreisende vor. Zu Hause bin ich sehr privilegiert aufgewachsen, kann in den Supermarkt gehen, um stets mein Obst und Gemüse zu kaufen und habe den meisten Kontakt zu Felltieren durch Hunde und Katzen. (Außer ich darf mit meiner Mama zu den tollsten Patienten fahren) In Albanien zählt z.B. Brokkoli als exotisches Gemüse und ist selten zu erhalten, man kauft also rein sessionale Kost. Tiere werden in diesem Land recht gut behandelt, dennoch als Nutztiere gehalten und schleppen riesen Heuballen von A nach B. In Pustec, am Prespasee scheinen alle einen Esel zu halten und auch zu brauchen. Selbstverständlich wird jeder von uns geknuddelt. Überall rennen Hühner rum und auch bei Vasile und seiner Frau Vangelia sehen wir ein Kalb, einen Esel, Schafe und Lämmchen, ein Pferd und Hühner. Die Tiere und das Supermarktangebot zeigen mir, dass bei mir in Vergessenheit geraten ist, dass das lange auch in meiner Heimat ein übliches Bild war. Aber die eselreitenden und kopftuchtragenden Menschen mit Hornhaut an den Händen sind aus meiner Heimat verschwunden. Ich genieße es sehr, das nochmal so vor Augen geführt zu bekommen und in diese Welt ein wenig einzutauchen.
Dieser letzte Stop war eine wunderbare Verabschiedung aus diesem besonderen Land.Weiterlesen
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- Tag 131
- Freitag, 17. Juni 2022
- ⛅ 19 °C
- Höhe über NN: 1.191 m
NordmazedonienKorija41°22’3” N 21°14’54” E
Nordmazedonien - Eine Neuentdeckung

Die Einreise nach Nordmazedonien, ein Land von dem ich mir vorher kein Bild gemacht habe, könnte nicht schöner sein. Der Weg am Prespasee führt uns zu unserem nächsten Ziel, dem Ohridsee, der von seinem Nachbarn gespeist wird. Beide Seen haben einen Höhenunterschied von über 100m und zählen zu den Ältesten Europas. Der Ohridsee ist 3-5 Millionen Jahre alt und weißt mit bis zu 300m eine beachtliche Tiefe auf. Wir fahren direkt in einen Nationalpark rein und rollen über den Berg zur anderen Seite. Am höchsten Punkt der Straße, auf ca. 1600m Höhe, hat man einen phänomenalen Blick auf diesen Schatz von Europa. Bevor wir den Stellplatz ansteuern, schauen wir uns noch ein winziges Dörfchen an, das eigentlich nur aus einem Kloster besteht. Hier ist der kulturelle Mix sehr interessant: Badegäste am Strand, touristische Bummelgasse, Militärgelände auf einem Camper-Lost place und eine Klosteranlage direkt bei einander und am See gelegen. Hier kann man mehrere Quellen sehen, die den Ohridsee speißen und ihn mit glasklarem Wasser versorgen. Viele Sand- und Kiesstrände säumen das Ufer des Sees und laden samt Beachbars zum Verweilen ein. Hier finden auch wir, an einer Klippe mit Blick über den See, einen wunderbaren Stellplatz. Neben unserem Platz gibt es ein Museum auf dem Wasser, in dem nachgestellt wird, wie die Menschen früher auf Stelzen ihre kleinen Siedlungen gebaut haben. Man könnte hier auch denken, dass man in der Karibik ist, so traumhaft ist das Wasser, sodass wir uns schnell eine Badestelle suchen und bei einer Beachbar reinspringen. Guten elektronischen Musikgeschmack haben die Mazedonier auf jeden Fall.
Am nächsten Tag gehts nach Ohrid, weiter nördlich vom See. Eine recht moderne Stadt, die eine süße kleine Altstadt auf einem Hügel hat und eine schöne Uferpromenade zum schlendern einlädt. Abends finden wir einen Stellplatz weiter nördlich neben einer kleinen Kapelle, den wir wieder ganz für uns haben. Die Stadt war eher ein kleiner Zwischenstopp, um weiter nach Krushevo zu gelangen. Ein Dörfchen, dass zu einem der Höchsten im Balkan zählt und sich auf ca. 1400m befindet. Die Stadt ist die einzige in der Aromunisch als Amtssprache zugelassen ist. Aufgrund eines Anti-Osmanischen Aufstandes 1903 war die Stadt ganze 10 Tage eine eigene Republik. Den Nationalstolz über den Sieg kann man bei den großen Flaggen kaum übersehen. Als Symbol dafür wurde in den 70igern ein Denkmal gebaut, das wirklich nicht von dieser Welt ist. Ein sehr futuristisches Gebäude, dass vermuten lässt als UFO gleich abzuheben. Eigentlich kann ich mich für diese Architektur nicht sonderlich erwärmen aber dieses Denkmal ist sowohl von Innen als auch von Außen, und akustisch ein spannendes Objekt. Gleich nebenan liegt der See von Krushevo, an dem wir ein Plätzchen zum Schlafen finden. Die Seen ersetzen nun schon seit einigen Wochen unsere Dusche und es ist so angenehm immer und überall reinspringen zu können. Dieser See sieht irgendwie auch wie nicht von dieser Welt aus: kleine Wolken die an Brokkoli-Bäumen hängen und sich im Wasser spiegeln. Ein wunderbar friedlicher Ort. Wir wollen noch mehr von dieser Natur aufsaugen und laufen am nächsten Tag einfach mal los und schauen, wohin uns die Wege führen. Ein kleiner, höhergelegenen See ist auf jeden Fall ein erster guter Stopp. Allerdings ist das wohl ein Regenwassersammelbecken, das umzäunt ist und wir uns ein wenig reinmogeln müssen. Da aber sowieso nirgends irgendjemand ist, können wir ein Bad genießen und uns auf den aufgewärmten Planen am Rand Sonnen. Die liebe Sonne zeigt sich allerdings nicht allzu lange, sodass wir bei leichtem Schauer unter einer kleinen Espe Unterschlupf suchen. Da der Regen doller wurde, mussten wir uns etwas besseres suchen und fanden unweit ein kleines Häuschen zum Unterstellen. Von hier aus konnten wir das Wolkenspektakel gut beobachten und hörten ein erstes Grummeln am Himmel. Das Licht-Schatten-Spiel war einfach fantastisch und die Wolkenformationen sehr beeindruckend. Das kleine Häuschen gehört zu einer größeren Anlage mit Aprés-Ski-Charakter. Krushevo hat einen Lift und ziemlich schneereiche Winter, sodass man hier beim Skifahren gut einkehren kann. Für den Sommer stehen Kletteranlagen, Baumwipfelpfade und ZIP Lines zu Verfügung, die wir uns aus der Nähe ansehen. Es scheint, als wäre da ein riesen Spielplatz in den Wald gebaut, der nur auf uns gewartet hat. Ein paar Männer, die offensichtlich keine Termine hatten und ein wenig rum hantierten, nahmen Notiz von uns aber sagten nichts, als wir uns aufmachten die Geräte auszuprobieren. Auch hier zeigt sich mal wieder, was wir schon den ganzen Balkan beobachten können, die Leute lassen einen machen, man kann alles selbst erkunden, es gibt kaum Regeln und Vorschriften. Es interessiert schlicht weg keinen, was man so treibt. Wir schwingen uns also auf die kleine Zipline und fliegen von einem Baum zum anderen, klettern auf die Kletterspinne und spielen ein wenig Basketball. Es macht irre Spaß, einfach mal alles auszuprobieren und sich wie ein Kind zu fühlen. Um anschließend unsere Wasserflaschen aufzufüllen, suchen wir eine Quelle und laufen erstmal auf den höchsten Punkt vom Berg, wo auch die Liftanlage ankommt. Auch hier, kein Mensch, man ist alleine über den Bergen, dem Himmel so nah und kann die frische Luft aufsaugen. Man schaut von hier aus über die ganze Weite und hat einen tollen Blick auf die Stadt. Die Wolken hatten sich mittlerweile immer weiter verdichtet und zu großen schwarzen Wattetürmen aufgebaut. Am Himmel war nicht nur ein Gewitter zu sehen und zu hören, sondern gleich drei. Es war irgendwie klar, dass das noch zu einem Spektakel am Himmel führen würde. Etwas weiter den Hügel hinunter gab es eine kleine Kapelle, die eine kleine Quelle hatte. Von der Kirche aus konnte man in ein weiteres Tal schauen, dass nicht dramatischer von den Wolken hätte eingerahmt sein können. Die Berge stuften sich in graugrünen Tönen immer weiter gen Horizont ab und man sah dichte Regenschauer zum Boden strömen. Das Donnern und Blitzen wurde immer lauter. Voller Ehrfurcht vor dieser einmaligen Natur standen wir da und konnten nur stauen. Die kleine Kapelle gab uns wenig später Unterschlupf, als es erneut heftig anfing zu regnen. Die Gewitter hatten sich vereinigt und zeigten ihre ganze Dramatik über uns. In Wolldecken eingekuschelt warteten wir geschützt und mit tollem Blick darauf, das es aufhören würde. Aber die Wolken hingen irgendwie fest, der Regen wurde stärker und der Abend rückte näher. Irgendwann entschieden wir uns dafür, doch los zulaufen und schlitterten talabwärts durch den angrenzenden Buchenwald, der uns ein wenig Schutz gab. Wir glitten querfeldein durch Kiefernwälder, Gebüsche, entlang auf Feldwegen bis wir richtig nass waren. So machte es erst richtig Spaß in die Pfützen zu springen und sich einen Weg zum Mobil zu suchen. Als wir endlich am See angelangt waren, hatte der Regen nachgelassen, ein rötlicher Himmel zeigte sich über den Bergen und über dem See hingen im letzten Abendlicht zauberhafte Nebelschwaden. Die Hügel und Berge sind alle unglaublich grün in diesem Land und werden wohl durch immer wieder kehrende Regen- und Gewitterschauer gepflegt. Ein wundervoller Tag ging zu Ende, der sich so frei angefühlt hat und in Erinnerung bleiben wird!
Am nächsten Tag ging es nur unweit in die nächste Stadt, da vermutlich Öl unter der Motorhaube tropfte und das kein gutes Gefühl hinterlassen hat. In der Werkstatt werden wir freundlich empfangen und uns wird sofort geholfen, dazu erfahren wir noch etwas über das Land und die Menschen. Das tropfende Öl stellt sich als Diesel heraus und der poröse Zulassungsschlauch vom Tank zum Motor wird direkt ausgetauscht. Die Beratung, die Arbeitskraft und das Material kostet uns dann unglaubliche 15€. Wir erfahren, dass die Arbeitskräfte ca. 500€ pro Monat in der Werkstatt verdienen. Seit Coroni sind die ohnehin wenigen Touristen ausgeblieben und die Mazedonier, die z.B. in Deutschland leben, kommen über den Sommer aufgrund der unsicheren Zeiten nicht in ihr Heimatland zurück. Das erklärt, warum wir das Land als so leer empfinden und es gibt auch keine Camper weit und breit. Der Mechaniker klang nicht sehr optimistisch und meinte, in diesem Land gäbe es nichts zu sehen und wenig Zukunft. Ersteres kann ich nicht bestätigen aber die Perspektive über das eigene Land bringt mich zum nachdenken.Weiterlesen

ReisenderWie wundervoll du die Erlebnisse beschreibst 🥰 ich habe sehr mitgefühlt! Welch ein wunderschönes Land.

Sehr schön beschrieben, Du Wolkenflüsterin! Immer an einem See, oder an einem Fluß, oder am Meer zu Campen , ist eine gute Maxime, das behalten wir bei!!!Noch viele tolle Wege, Kussi [MG]
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- Tag 136
- Mittwoch, 22. Juni 2022
- ⛅ 31 °C
- Höhe über NN: 421 m
KosovoPrizren42°12’54” N 20°44’18” E
Vom Matka Canyon nach Skopje und weiter…

Beflügelt von einem erneuten Werkstatt-Erfolg, fuhren wir weiter in den Norden von Nordmazedonien, um den Matka Canyon aufzusuchen. Der Weg führte uns durch die Berge, entlang am Kozjak Fluss, der im Kozjak See mündet. An einem Nationalpark müssen wir einen kurzen Stopp einlegen, da die Straße so eng ist, dass sie immer nur von einer Seite aus befahren werden kann. Als es grünes Licht für uns und die Mitwartenden gab, schlängeln wir uns den Weg durch die grüne Natur und überqueren einen der hohen Berge. Am Ende gelangen wir an eine Aussichtsplattform, unter der sich die Natur ergießt. Man sieht das Ende des lang gestreckten Sees, der sich in die Täler schmiegt und kann den Blick weit über die Bergebene schweifen lassen. Ein wunderbarer Schlafplatz direkt an der Klippe, den wir für zwei Nächte voll genießen. Beim Wandern über die Hügel sieht man, wie alles mit Bäumen bewachsen ist und auf den Freiflächen reich blühende Wiesen wachsen. Es summt und brummt überall und die Vögel zwitschern aus jeder Ecke. Hier beschließen wir auch, wie wir den Rückweg nach Kroatien gestalten wollen. Es liegen noch 1000km vor uns und es gibt mehrere Möglichkeiten nach Zadar zu fahren. Warum Zadar? Weil ich hier eine neue Reisebegleiterin, nämlich meine Omi, Anfang Juli abholen werde. Ein Weg würde uns durch den Kosovo führen aber leider macht sich die Frage breit, ob man durch dieses Land fahren sollte. Ein Land, dass erst seit gut 20 Jahren Frieden hat und mit einigen Vorurteilen behaftet ist. Mir ist einerseits etwas mulmig zu Mute aber anderseits gehören auch diese Länder zum Balkan und sollten mit eigenen Augen betrachtet werden. Es zog mich weniger nach Serbien, also war es klar. Nach einem Besuch der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje, sollte es danach in den Kosovo gehen.
Skopje ist bekannt für seinen alten Basar, der wohl wenig kleiner als der in Istanbul sein soll und einen Besuch wert ist. Die pulsierende Stadt ist ein Kontrastprogramm zu den vergangen Tagen: es ist heiß, turbulenter Verkehr, laute Straßen und viele Menschen. Wir schleichen durch die Gassen, halten an jedem Trinkbrunnen und kaufen hier und da ein paar Souvenirs. In einer Markthalle ist es etwas kühler und wir decken uns mit Obst und Gemüse, für einen schmalen Taler, ein. Das Einkaufen macht richtig Spaß, alle sind so freundlich, lassen uns kosten und kennen irgendeinen, der einen Bezug zu Deutschland hat. Von dem Basar selber hätte ich mir mehr erhofft, da man mehr billig nachgemachte Kleidung und Schuhe von Nike oder Hilfiger kaufen konnte, als traditionelles Handwerk. Mir fehlt der Geschmack für all den Kitsch und Ramsch, den man in diesen Ländern kaufen kann. Am späten Nachmittag steigen wir dann ins Auto, um die nächste Grenze zu passieren. Bestückt mit Informationen, die wir uns im WLan noch angelesen hatten, rollten wir in den Kosovo. In diesem Land gelten abgeschlossene Autoversicherungen aus der EU nicht und man muss direkt eine an der Grenze abschließen. Da wir ein „Auto speciale“ haben, kostet es nur 15€ und man hofft ganz sehr, dass einfach nichts passiert. Nach der Grenze geht es eigentlich direkt auf eine nagelneue Autobahn, die durch die grünen Hügel mäandriert. Schon der erste Eindruck der einfachen Grenzüberfahrt, der sympathischen Menschen und der Landschaft ist erstaunlich. Wir wollen uns die wohl schönste Stadt im Kosovo anschauen und rollen Richtung Prizren. Ein nahegelegener Stellplatz auf dem Hügel lädt aber erstmal zum Übernachten ein und bietet uns einen tollen Blick über die Weite. Wir bemerken auch, dass wir neben einem Kriegsdenkmal stehen und man bekommt sofort ein beklemmendes Gefühl, wenn man die jungen Männer, als Foto eingraviert im Stein, sieht und sie tragischer Weise 1998 ihr Leben lassen mussten.
Am nächsten Tag in Prizren angekommen, ist es mit 36 Grad schon wieder viel zu heiß für eine Stadtbesichtigung. Also verschieben wir das auf den späten Nachmittag und gönnen uns einen Eiskaffee im Wlan, um die Familien anzurufen. Später erkunden wir die wohl einzig erhaltene Altstadt, die der Kosovo noch hat. Die Häuschen erinnern an den byzantinischen und osmanischen Stil, die nun modern eingerichtet sind. Es dröhnen schon nachmittags Bässe aus den Bars und der Muhadin aus dem Minarett, von denen es gefühlt an jeder Ecke welche gibt. Ein wunderbarer Kulturmix. Man sieht jegliche Kleidungsart, stark geschminkte Frauen, die teilweise Kopftuch tragen, muskelprozende Männer und Geschichten erzählende Gesichter. Eine starke Rollenverteilung wird hier sehr deutlich. Kosovo ist nicht nur das jüngste Land in Europa, es hat auch im Durchschnitt die jüngste Bevölkerung. Den Grund dafür kann man sich ja leider denken… Aber man sieht es in den Straßen und hat das Gefühl, nur von jungen, gut gelaunten Menschen umgeben zu sein. Alle sind unglaublich lieb und vor allem die Älteren wollen einem ihre Geschichte zu oder mit Deutschland erzählen. Man muss auch aufpassen, viele verstehen Deutsch! Außerhalb der Altstadt gibt es eher keine Identität, ein Glitzerkleidgeschäft folgt auf das nächste und dazwischen sind die Läden mit den Fake-Marken untergebracht. Die Häuser sind schnell gebaut, ohne Charme und mit viel Technik an den Fassaden. Deshalb zieht es uns auch wieder in die Natur, von der auch der Kosovo ein paar Schätze zu bieten hat. Prizren liegt am Rande des Sharr-Gebirges, dass einige hohe Berge hervor bringt. Paul belas sich in einem Blog zu einer Route und fand eine schöne Tour über einen Bergkamm, der uns nun endlich auf über 2000m bringen sollte. Da unsere letzten Touren oft im Zusammenhang mit Gewitter standen, schauten wir diesmal vorher mal nach, wie so die Prognose war. Und tatsächlich war starkes Gewitter für den Nachmittag angesagt. Also gingen wir früh los und genossen den Weg hoch auf den Kamm, der uns einen fantastischen Blick rechts und links in die Täler bot. Zum einen wollte ich schon immer mal so eine Gratwanderungen machen und zum anderen war es ein tolles Gefühl auf 2212m auf dem Oshlak Peak auf Augenhöhe mit den Bergen zu stehen. Von hier aus sahen wir auch die näherkommenden Gewitter und es grummelte schon wieder 😁 aber das kannten wir ja schon. Die 5 Stunden Laufen, steilen Hänge und 700 Höhenmeter waren eine ganz schöne Herausforderung. Zurück im BamMobil hatten wir beide eigentlich nur einen Wunsch: eintauchen in einen Whirlpool. Das wärs! Witziger Weise lag unweit von uns ein Skihotel, dass einen Spa Bereich hat und in der Nebensaison so gut wie leer war. Paul spendierte einen Abend im Whirlpool, der auch noch Außen unter dem Buchenwald lag. Es gewitterte, regnete, bis sich schließlich die Sterne zeigten. Es gab Pizza und Wein im Pool, und das Gefühl, nach über 4 Monaten Camperleben, kurz mal im blubbernden warmen Wasser zu versinken. Es gesellten sich Einheimische zu uns, die sich auch einen schönen Abend gönnten. Darunter 4 Serben und 2 Albaner. Das erste Mal wird uns bewusst, dass politische Themen, heikle Themen sind - vor allem für Serben. Wir versuchen dennoch mehr über die Kultur und das Land zu erfahren. Es fällt z.B. auf, dass sich bisher niemand als Kosovare betitelt hat und teilweise die serbischen Stadteingangsbezeichnungen übermalt sind. Im Pool konnten sich die beiden (Serben und Albaner) nur auf Englisch verständigen. Eine interessante Beobachtung, wenn man doch denkt, dass beide in einem Land leben. Aber die Geschichte zeigt ja, wie sowas tatsächlich zu Stande kommen kann.
Schön ist die Höflichkeit und das Interesse der Menschen. Man kommt schnell ins Gespräch, der Austausch ist immer bereichernd und lustig.
Nach ein paar Tagen im Kosovo bin ich völlig überrascht: kaum Militär, wenig Zerstörung, bessere Straßen als in jedem besuchten Land davor, ja selbst als in Deutschland. Unglaublich nette und junge Menschen, fantastische Natur, keine spürbare Kriminalität oä. und ein Land, das versucht eine neue Identität und den Kontakt zur EU zu finden.Weiterlesen
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- Tag 142
- Dienstag, 28. Juni 2022
- ☀️ 37 °C
- Höhe über NN: 4 m
KroatienPromajna43°20’24” N 16°57’43” E
Kosovo und seine Natur

Viel Zeit bleibt uns leider für den Kosovo nicht, um wirklich ganz in das Land einzutauchen. Aber zwei Highlights wollen wir uns nicht entgegen lassen und lernen dann irgendwie doch mehr über das Land, als gedacht und entdecken mal wieder den wilden Balkan.
Richtung Nordwesten gibt es die Mirusha-Wasserfälle, die sich als Kaskade entlang von 10km auf dem gleichnamigen Fluss ihren Weg talabwärts suchen. Dadurch entstehen auf ca. 80 Höhenmetern unterschiedliche Ebenen und 13 natürliche Pools, in denen man Baden kann. Steile Felswände ragen am Wasser empor und der Wasserlauf hat hier und da halb offene Höhlen und Schluchten entstehen lassen. Das 550 ha große Naturschutzgebiet ist bekannt für seine reichhaltige biologische Vielfalt und man fühlt sich ein bisschen wie im Urwald. Man kann zu den höher gelegenen Wasserbecken etwas abenteuerlich klettern, was wir auch tun. ☺️ Kleine Eisenbügel sind teilweise in die Felsen gehauen oder Seile an den Bäumen befestigt, an denen wir uns versuchen einen Weg nach oben zu bahnen. Auf den Ebenen sehen wir die unterschiedlichsten Szenerien: Kinder die im Wasser spielen, eine kleine anzunehmende Berühmtheit, die im wehenden Kleid vor einem Wasserfall ihr Musikvideo dreht und eine Männerrunde, die in der Sonne Grillen. Letztere empfehlen uns einen weiteren Aufstieg zum höchst gelegen Pool, der sich etwas weiter den Canyon rauf befindet. Nach beeindruckenden Blicken auf die Wasserfälle und die Felsen, versuchte Paul die steile Felswand hoch zu klettern, bei der hier und da ein Steigbügel schon fehlte oder Seile durchtrennt waren. Also machten wir kehrt und gesellten uns zu den Männern, die uns vorher schon zu sich eingeladen hatten. Die witzige Viererrunde schien mächtig Spaß zu haben und feierte den 16. Geburtstag des Halbstarken, der mit seinem Vater und zwei Freunden eine gute Zeit hatte. Sie teilten ihre Speisen mit uns und erzählten ihre Geschichte. Vor allem der Vater übte sein Deutsch, denn er lebte ab 1993 bis zum Ende des Kosovo-Kriegs in Deutschland. Er meinte, man hätte ihm damals so viel geholfen, dass er das auf immer den Deutschen zurück geben möchte. Zum Ende des Krieges hat er mit dem Deutschen Roten Kreuz versucht im Land die Spenden zu verteilen und konnte als Übersetzer fungieren und blieb schließlich, um eine Bar zu eröffnen. Er erzählt uns seine Sicht, wie der falsche Eindruck über den Kosovo entsteht. Russland zugewandtes Serbien scheint falsche Propaganda zu betreiben und verbreitet den Eindruck eines zerstörten, kriminellen, unsympathischen und nicht sicheren Kosovos. Bestätigen kann ich trotz des kurzen Aufenthalts im Land nichts davon. Andere Kosovaren, die zwar in Deutschland leben, allerdings im Heimatland Urlaub machten, erzählen uns über die selbe positive Entwicklung ihres Landes. Zum Beispiel scheint die gute Infrastruktur schon seit 10 Jahren so gut ausgebaut. Die albanischen Kosovaren sind unglaublich nett und hilfsbereit. Ihnen wurde von Fremden ein Land aufgedrückt, um Frieden zu bringen und versuchen wiederum ihren Frieden damit zu finden. Da z.B. die USA bestimmt haben, das der Kosovo nun so heißt wie er jetzt heißt, bedeutet das noch lange nicht, dass die dort Lebenden sich auch selbst so nennen wollen. Die gesagten Worte bringen mich zum nach- und umdenken. Wenn ein Land so ein schlechtes Image hat und keiner kommt, wie lange dauert es dann bis sich ein Land erholt und gut entwickelt? Es ist so spannend mal zu zuhören und einzutauchen. Und am Ende sind wir uns doch alle sehr ähnlich. Der 16-Jährige spielt die ganze Zeit mit seinen Muskeln, zeigt Paul seine Kickbox-Moves und springt wie wild ins Wasser. Er erinnert mich so an meinen Bruder: Massephase, beste Phase. Wir planschen im Wasser, hören dem Wind zu und warten auf das Gewitter. Zwischendurch rollt kurz einer mit muslimischen Glauben seine Matte aus und betet gen Mekka. Die anderen lachen darüber, akzeptieren gleichzeitig aber jegliche Form des Glaubens. Wir haben einen Heidenspaß zusammen, bis wir alle unter einem Felsvorsprung kauern und den Regen und das Gewitter abwarten. Eine wunderbare Begegnung.
Als es etwas weniger regnet, rutschen wir den Weg wieder zurück und laufen durch den Matsch zum Mobil. Da sich schon die nächste Gewitterfront angekündigte, blieben wir im Nationalpark stehen und lauschten der Natur. Am nächsten Tag ging es noch ein bisschen weiter nördlich nach Peja, um den dort anliegenden Rugova Canyon zu bestaunen. Nahmen wir uns in den vergangenen Wochen immer viel Zeit für die Natur-Highlights, war diesmal nur ein kurzer Stopp drin. Allerdings mit einer abenteuerlichen Anfahrt durch die Felsen, und mit bereits besuchten atemberaubenden Schluchten im Gepäck. Der Ort selber war keinen Stopp wert, da die Stadt irgendwie keinen Flair hat aber wir aßen etwas und schauten nach, wo wir als nächstes schlafen könnten. Es sollte wieder über die Grenze gehen, um in Montenegro an der Tara zu nächtigen. Auf dem Weg dorthin wird uns wieder klar, warum Montenegro so ein absolutes Traumland war: die Landschaft ist umwerfend und man könnte stundenlang einfach nur durch die Gegend fahren. Richtung Sonnenuntergang erreichen wir den geplanten Stellplatz, der irgendwie keiner ist. Also rollen wir die schmale Straße noch etwas weiter runter, denn es findet sich ja immer was Besonderes und dem war auch so. Am Ende der Straße empfing uns eine Brücke, die über die Tara ging und eine Gruppe von Männern, die am Feuerchen saßen. Die Brücke schien wie gemacht für das BamMobil und mit zwei Betonrahmen ausgestattet, durch die das Mobil exakt durch passte. So dachten wir es uns zumindest. Nach kurzer Überlegung (und einem Raki), ob das überhaupt notwendig wäre, dennoch die Wiese auf der anderen Seite so verlockend war, entschieden wir uns dafür. Ich übernahm das Steuer, die Männer feixten und halfen mit das Mobil durch das Nadelöhr zu manövrieren. Es schien zu klappen, bis auf der anderen Seite der Brücke der Weg zur Wiese abfiel und der Arsch des Mobils zu weit nach oben ging, dass der Betonrahmen das Mobil einzuquetschen drohte. Also rückwärts auf der Minibrücke wieder zurück, nochmal durchfädeln und erstmal durchatmen. Manchmal muss ich über so manche Aktion schmunzeln und den Kopf schütteln, aber wir hätten sonst niemals die Boys aus Montenegro kennengelernt. Wir gossen Berliner Luft ein und bekamen Raki. Außerdem hatte Paul montenegrinische Volkslieder auf seinem Handy, die er interessehalber zu der Zeit mal abgespeichert hatte und lies diese über die Boombox erschallen. Die Gesichter der Männer strahlten und sie stimmten bei Kerzenschein mit ein. Über das Handy von einem konnten wir ein wenig kommunizieren aber an diesem Abend ging es auch ganz gut über Mimik und Gestik. Wir hatten viel Spaß! Ich bekam dann noch einen halben Heiratsantrag von einem, der erst später merkte, dass ich mit einem Partner reiste und war dann doch recht enttäuscht, da wohl montenegrinische Frauen nicht mit am Feuer sitzen, quatschten und trinken. Das Feuer und die warme Stimmung überließen sie uns dann später, und nach ein wenig rum rangieren hatten wir dann doch den besten Stellplatz unter Buchen und einem phänomenalem Sternenhimmel.
Am Morgen sahen wir erst, wie klar das Wasser des Tara an dieser Stelle ist und sprangen als erstes in das 13 Grad kalte Wasser. Sehr kalt für mich aber umso erfrischender und einfach schön an diesem magischen Ort für sich zu sein. Nach einem herrlichen Frühstück ging es weiter nach Herzeg Novi, ein Städtchen, dass wir auf dem Hinweg durch Montenegro ausgelassen hatten. Wir standen direkt am Wasser, um so oft wie möglich hinein zu gehen, weil man bei 35 Grad aufwärts kaum etwas anderes machen kann. Dennoch schauen wir uns abends die Stadt an, nahmen ein bisschen Nachtleben und Kultur mit, da es auf dem Marktplatz ein Folklorefest mit Tanz und Gesang gab.
Mit der Sonne und der Hitze fahren wir weiter Richtung Kroatien. Hier halten wir nochmal in Brela, dem Ort, der mir so gefallen hatte und mir Delfine schenkte. Die Temperaturen legen nochmal eine Schippe drauf und wir schlafen bei 25 Grad Nachts (!) in den Hängematten, unter den rauschenden Kiefern und verbringen ein paar Tage im wunderbar klarem Wasser. Wir merken an diesem Ort schnell, wieder im kapitalistischen Europa angekommen zu sein: kaum einer ist richtig echt freundlich und für eine Pommes am Strand zahlt man 12€ 😳😤 hier werden die Touris leider abgezockt und man kann nicht einfach irgendwo wild Campen, weil alles mit Schranken abgesperrt ist. Wie sehr schätze ich die zuvor besuchten Länder! Das gibt dem irgendwie einen kleinen faden Beigeschmack aber dieses 28 Grad warme Meer ist einfach umwerfend und der Stellplatz war herrlich für die letzten gemeinsamen Tage mit Paul. Was für wundervolle Monate liegen hinter mir bzw. uns.
Nun warte ich auf meine neue Reisebegleiterin, meine Omi 🧡Weiterlesen
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- Tag 149
- Dienstag, 5. Juli 2022
- ⛅ 27 °C
- Höhe über NN: 541 m
SlowenienOtok45°45’30” N 14°22’59” E
Cioa lieber Balkan, Hallo Omi

Bevor meine Omi am 03.07. zu mir kam, hatte ich noch zwei Tage zur Vorbereitung. Also Waschen, BamMobil polieren und die letzte Zeit etwas Revue passieren lassen. Kaum zu glauben, dass mir bzw. uns so viele schöne Momente, Begegnungen und Landschaften zuteil geworden sind. Ich bin so dankbar!
Kroatien machte es mir im Gegensatz dazu nicht so leicht, da es sich von einer sehr unfreundlichen Seite zeigte. Ich wurde nachts aus dem Mobil geklopft und geschüttelt, weil irgend ein Spast mit Wohnmobilen ein Problem hatte. Also musste ich mitten in der Nacht einen neuen Schlafplatz finden. Ehrlich gesagt hab ich einen Tag gebraucht, den Hass in seinen Augen zu verdrängen. Kurz darauf ist mir fast einer (mit Absicht) reingefahren, mit den Worten: „Er möchte abkassieren“ und man bekommt das Gefühl nicht los, (als Camper) völlig unerwünscht zu sein. Dazu die Touristen-abzockenden-Preise und grimmigen Menschen. Auch wenn ich im Frühjahr so ein ganz anderes Bild gewonnen hatte und die wunderbaren Küstenstädte mich begeistert haben, so war es doch in der Nebensaison. Ich würde nicht wieder in der Hauptsaison in diesem Land sein wollen, das Geld verändert leider alles. Ich hatte etwas Bammel, dass meine Omi den selben Eindruck haben könnte aber es gibt ja immer noch die kleinen Oasen, in die man flüchten kann und ich komme ja nach den letzten Monaten aus einer so ganz anderen Welt. Und so fanden wir auch einen Traumstellplatz in der Nähe von Zadar, ungestört, direkt am Meer, unter Kiefern und einfach nur herrlich. Wir hatten uns so viel zu erzählen und verbrachten den restlichen Tag am und im Wasser. Meine Omi wurde mit Wärme, einem phänomenalem Sonnenuntergang und Traum-Frühstücksplatz empfangen. Besser hätte ich es mir nicht wünschen können.
Am nächsten Tag zeigte ich ihr Zadar, das nun auch mir, 3 Monate später, ganz anderes vor kam. Die vielen Touristen bringen natürlich Leben in eine Stadt, die warme Sonne erzeugt ein Urlaubsfeeling und die Cafés laden zum Verweilen ein. Nehmen wir alles mit, bis es Abend wird und meine Omi mehr und mehr ins Camperleben einsteigt: Wasser suchen, Abwasser ablassen, Kühlschrank füllen, Stellplatz suchen und draußen neben dem Mobil duschen. Das Meer begleitet uns auf der gesamten Fahrt Richtung Slowenien. Die Straße an der kroatischen Küste nochmal entlang fahren zu dürfen ist wunderbar und wir genießen es in vollen Zügen. Wenn es geht halten wir an und springen rein. Das Wasser hat mit 27 Grad Badewannentemperatur und zeigt sich von seiner klarsten und schönsten Seite. Durch die Hitze entstehen immer wieder Wolkenberge und lassen Regen vermuten aber über uns bleibt es sonnig und heiß.
Am nächsten geht es dann endlich über die Grenze nach Slowenien Richtung Piran. Die kleine Märchenstadt möchte ich meiner Omi nicht vorenthalten. Nachdem wir nochmal ins Meer springen, schlendern wir durch die Gassen, gehen was schönes Essen und bewundern das Glitzern auf dem Meer. Man kann dieses Städtchen einfach immer wieder besuchen. Diesmal ist allerdings das Ufer und die Badestellen voller Menschen, die Restaurants sind gut gefüllt und es dröhnt laute Musik von hier und da. Was ein Kontrast zum März. An dem neuen Stellplatz in der Natur genießen wir den Sonnenuntergang, kuscheln uns ein, ich lese meiner Omi vor und wir schlafen selig zusammen im gemütlichen BamMobil.
Durch den Regen in der Nacht hatte es sich endlich ein wenig abgekühlt. Meine Omi ist noch mehr eine Sonnenanbeterin, als ich und genießt die Hitze in vollen Zügen. Seit Wochen kenne ich jedoch nur über 33 Grad, sodass es zum Weiterfahren wirklich angenehm mit nur 25-27 Grad war. Unser Ziel ist die Höhlenburg Predjama. Von der Frilauer Ebene bis zu den Albanischen Alpen erstreckt sich das Dinarische Gebirge, dass zu einem Großteil aus Kalkstein besteht. Diese Karstlandschaft gehört zu einem Großteil zu Slowenien und wird hier als „Kras“ bezeichnet, wodurch man auch den Namen „Karst“ abgeleitet und behalten hat. Hier befindet sich auch die Burg. Sie hat eine unverkennbare Erscheinung und liegt beeindruckend in der 127m hohen Felsenwand, hinter der sich ein ganzes Höhlensystem verbirgt. Erste Bauabschnitte der Burg können auf das 12. Jhr. datiert werden. Sie hatte im Mittelalter einzig und allein den Schutzcharakter und stellte Annehmlichkeiten in den Hintergrund. Es war kühl, feucht, zugig und und recht dunkel. Wenn man durch die Räume und Höhlen geht, eine wirklich unangenehme Vorstellung, dort gewohnt zu haben. Die Fenster hatten damals noch keine Scheiben und die innenliegenden Höhlen und damit verbundenen klimatischen Verhältnisse waren eine Herausforderung für Mensch und Bauwerk. Die bekannteste Familie die dort mal gelebt hat, sind die Windischgrätz, die die Burg zu einem Jagdsitz erweiterten.
Anschließend fuhren wir weiter zum Cerkniško See, bei dem wir feststellten, dass dieser im Sommer gar kein Wasser führt. Als wir uns aufmachten, um ein wenig durch die Feuchtgebiete zu laufen, spürten wir eine interessante Stimmung. Rundherum waren Gewitter, es brummelte und windete, die Wolken rotierten und schienen an den Bergen festgeklebt. Geradeso schaffen wir es nicht durchnässt zu werden und hörten dem Regen und dem Gewitter sicher im Mobil zu und freuten uns über unser tolles Timing. Die Natur, durch die wir fahren scheint sehr grün, weshalb es sicherlich häufig im Sommer solche Wolkenbrüche gibt. Der spontane Stellplatz am See stellt sich als Oase heraus. Die Sonne zeigte sich nochmal und hüllte alles in einen orangen Schleier, als es immer noch leicht nieselte. Die dahinter liegenden Berge stuften sich leicht bräunlich gen Horizont ab und wir saßen nur da und staunten über die Schönheit dieses Ortes.Weiterlesen
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- Tag 153
- Samstag, 9. Juli 2022 um 22:28
- ⛅ 16 °C
- Höhe über NN: 454 m
SlowenienZasip46°23’22” N 14°7’3” E
Slowenien 2.0 - Ljubiliana und Bled

Anfang des Jahres, als ich auf dem Weg Richtung Balkan war, war der Drang nach Sonne so groß und die Temperaturen im Februar noch so kalt, dass ich mir nicht viel von Slowenien angesehen hatte. Nun aber habe ich mit meiner Omi erneut die Chance dazu, also habe ich uns für die 10 Tage ein paar Highlights rausgesucht und eine Route erstellt.
Nach dem wir diesen wunderbaren Abend am See ohne Wasser aber mit Starkregen von oben genossen hatten, fuhren wir bei Sonnenschein zur Hauptstadt, um uns Ljubljana anzuschauen. In der grünsten Stadt Europas leben ca. 280.000 Einwohner. Die beschauliche und liebenswürdige Stadt scheint am Stadtrand architektonisch etwas zusammen gewürfelt und man erkennt viele Zeitepochen. Je näher man jedoch dem Fluss Ljubljanska kommt, werden die Häuser prunkvoller und romantischer. Alles ist saniert und hübsch gemacht. Viele große Jugendstil-Gebäude sind zu erkennen, aber auch klassizistische, noch gut erhaltene Gebäude rahmen die Gassen. Diese werden durch die Sonne erleuchtet und belebt durch die vielen Menschen. Es herrscht buntes Treiben, es gibt süße Läden, StraßenverkäuferInnen und einladenden Restaurants. Uns zieht es zu erst auf die hochgelegenen Burg, um die Stadt von oben zu erleben. Hier sieht man erst so richtig, wie traumhaft die Stadt von einer Bergkulisse eingebettet ist. Sicherlich auch im Winter ein wunderbarer Anblick. Seit 1919 ist die Stadt eine Studentenstadt. Man sieht viele junge Leute, die Stadt ist super sauber und radfreundlich, da in der Innenstadt keine Autos erlaubt sind. Mir hat die Stadt sehr gefallen, auch wenn sie auf mich fast den Eindruck einer zu romantisierten Filmkulisse macht.
Wir fuhren weiter gen Norden, immer weiter Richtung Berge. In Slowenien muss ich mir wesentlich mehr Gedanken machen, wo wir stehen, als im Vergleich zum Balkan. Ich vermisse ein wenig die Unkompliziertheit. Es ist ähnlich wie in Kroatien, dass man als Camper nicht sehr erwünscht ist und es einem schwer gemacht wird, noch wild und an besonderen Orten zu Campen. Bei diesen Gedanken habe ich mich auch gefragt, was eigentlich der Balkan ist… gefühlt gehört Kroatien überhaupt nicht dazu und Slowenien fast nicht mehr. Aber woran liegt das? Dann fällt mir auch auf: im Balkan kann man stehen wo man will, zahlt für nichts irgendwas und ist umgeben von Müll. In Slowenien zahlt man einfach für alles, Parkgebühren und Eintrittspreise sind frech und man wird sofort von der Polizei weg geschickt, wenn man nur 2 Minuten zu lang seine Schnürsenkel auf einem Gelände zu gebunden hat. Dafür ist alles wie aus dem Ei gepellt. Kein Müll, wunderbare Nationalparks und liebevolle Städte. Wohin fährt man also? Welches Maß ist das Richtige? Und bedeutet es, wenn ein Land dem Westen irgendwann so nah ist, dass es dann den Balkan Flair verloren hat?
Mit etwas Campererfahrung finden wir dennoch einen Waldplatz, der uns herrlich unter den Bäumen schlafen lässt. Unweit von unserem Nachtlager liegt die Stadt Bled, die an einem atemberaubenden See liegt, an dem wir den folgenden Tag verbringen. Dieser Ort ist einfach magisch! Man kann den See mit 6km Rundweg einerseits umlaufen und anderseits mit einem traditionellen Holzboot auf die Insel mit der Wallfahrtskirche fahren. Das kostet natürlich… langsam und ruhig schwebt das Boot über das Wasser und bringt uns zur Insel. Die Kirche selbst ist wohl von Innen, laut meiner Omi ein Flop, aber die Blicke über das Tal und den Fluss sind einmalig. Überall sind radfahrende Menschen, man kann an jeder Stelle in den glasklaren See springen und sich eine richtig gute Zeit machen. Wir können uns kaum trennen von diesem Ort, besichtigen eine weitere Kirche und genießen die Farben und das Licht und das Wasser. Wir versuchen wieder ein Nachtlager ohne Campingplatz zu ergattern und finden tatsächlich einen direkt am Fluss, an dem am Morgen das Rafting startet. Die netten Jungs erlauben uns dort zu stehen, aber warnen uns vor dem Morgen und der Polizei. Diese war dann 7:30 tatsächlich im Anmarsch. Sympathischer Weise weckte uns kurz vorher einer der Mitarbeiter, sodass wir bin in 5 Minuten das Weite suchten und die anderen Camper sahen, wie sie gerade zur Kasse gebeten wurden. Die Strafe beim wildcampen soll wohl bei 200€ pro Person liegen. Hatten wir echt nochmal Glück!
Wir hatten uns für diesen Tag den Vintgar Klamm vorgenommen. Die im Landschaftsschutzgebiet liegende Schlucht wird von der Radovna durchflossen, die sich tief in den Felsen gegraben hat. Ein Holzpfad führt einen 500m entlang am Felsen, über Brücken, am fantastischen Wasser entlang, dass sich in die Tiefe stürzt. Der türkise Fluss wirkt fast künstlich in den Felsen geschmiegt. Überall plätschert es, unterschiedliche Felsformationen zeigen sich, ragen teilweise mächtig in die Höhe und in den entstandenen Pools schwimmen die Forellen. Auf dem Rückweg zum Parkplatz läuft man durch den Wald, oberhalb vom Klamm zurück und hat die ganze Zeit Natur pur. Ein traumhafter Ort in Slowenien, den ich so nicht vermutet hätte und der uns zum Staunen gebracht hat. Anschließend bleibt noch etwas Zeit, um weiter zum Bohinjsko See zu fahren. Die Wetterlage war nicht ganz so sonnig wie sonst aber die Wolken hüllten den See in ein besonderes Licht. Hier und da gab es an den grünen Berghängen einen Lichtspot zusehen, sodass die dramatische Szenerie perfekt schien. Es war mächtig viel los, wir schauten einem Beachvolleyball-Turnier zu und schlenderten am Ufer entlang. Aber auch hier: Parkgebühren die nach Abzocke schreien, auch wenn man nur ein Stündchen verweilen möchte (7€). Ich sah eine Familie zusammenpacken und hatte die Hoffnung, das Parkticket einfach teilen zu können und fragte vorsichtig an. Aber der nette Mann schenkte mir einfach sein Ticket mit den Worten: „Wir Slowenen machen das so.“ So nett! Ich kann mir gut vorstellen, dass denen die Preise auch bis zum Halse stehen. Um keinen Ärger zu bekommen oder Strafe zu bezahlen, Campen wir am Abend auf einem bezahlten Platz, wohin gefühlt jeder ausweichen muss aber alle gehen respektvoll miteinander um, da sich alle über die Strenge wundern. Dieser erlebnisreiche und wunderbare Naturtag macht jedoch alles wett. Unsere Tage sind gut gefüllt und meine Omi bzw. wir kommen aus dem Schwärmen nicht raus. So soll es sein. Wunderbares Slowenien!Weiterlesen
ReisenderLiebe Nastasia, dein BAM Mobil ist ein Freundschaftsknüpfer, nein, es ist deine Ausstrahlung und dein Lachen. Kroatien ist mir jetzt auch mein Herz gewachsen. Gute Weiterfahrt. Freue mich auf Deine nächsten Orte, LG B
Reisender
Das sieht ja idyllisch aus!
Reisender
Geiles Bild, geile Frise 👏🏻