milky way & penguins

January 2022 - January 2023
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  • Day 23

    Próxima parada: Piedra Parada

    February 10, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 17 °C

    Wir oder 'Es':

    Auf der Fahrt in den Norden werden uns die Dimensionen des Landes* wieder einmal bewusst: von El Chaltén erreicht man in ca. 20 Stunden Busfahrt und rund 1200 km später den Ort Esquel. Dazwischen die berühmte Nord-Südverbindung Patagoniens die Ruta 40 - vergleichbar mit der Route 66 in den US and A oder natürlich dem österreichischen Pendant der A7 Mühlkreisautobahn - Prädikat: landschaftlich äußerst wertvoll!
    (Hab zwar diese ORF Tourismus-Produktion "9 Plätze - 9 Schätze" im Auftrag von the one and only 'Elli es ist vorbei'- Köstinger zur Ankurbelung des Inlandstourismus noch nicht gesehen, aber die A7 Mühlkreisautobahn wär auf jeden Fall ein heißer Kandidat für die nächsten Staffeln!)

    Dazwischen also viel Gegend mit immerblauem Himmel: hügelig, buschig-stachelig, steppig. Die Viecher (gereiht nach Häufigkeit von Süd nach Nord): Vicuñas (so Art Mini-Lama), Ñandús (Strauss), Schof, Pferdtln, Kiah, Flamingo. Die Leidtln: verschwindend wenig, alle 200-300km mal ein Dörfl, die Behausungen dazwischen bereits gut aus der Ferne erkennbar da hohe Pappeln (brauchen wenig H2O) die Grundgrenze der Fincas und Haciendas markieren und somit oft die einzigen Bäume weit und breit darstellen.

    Angekommen in Esquel wollen wir am besten gleich weiter nach Piedra Parada. Dieses Klettergebiet - weltweit berühmt geworden seit dem Petzl Rocktrip 2012 - liegt 120km weiter östlich von Esquel. Die einzige öffentliche Busverbindung in der Woche haben wir um knappe 3 Tage verpasst - wir kaufen also (Sonntagsöffnungszeiten sei Dank!) möglichst viel nützliches Essen (gutes Volumen-Gewicht-Kalorien Verhältnis) und auch noch viel gesünderes Essen (zB 1kg Topf Dulce de Leche) ein und fahren mit dem Proviant für 2-3 Wochen per Taxi weiter. In Österreich würden wir selten auf die Idee kommen für 120km ein Taxi zu nehmen - angesichts der Buswartezeit und dem Preis (7000 Pesos ~ 29 Euro) haben wir aber nicht lange überlegt. Der Taxifahrer - selbst aus der Nachbar-Hacienda von Piedra Parada abstammend - fetzt mit 70-80 km/h über die 100km lange Schotterstraße. Seinem Cousin gehört der Campingplatz (siehe Video**) - zwischen Kühen, Pferden und natürlich Pappeln oder Eukalyptus sucht man sich ein paar Quadratmeter für Hab und Gut. Gutes wird möglichst unerreichbar hoch für die Viecher in Sackerl und Rucksäcken aufbewahrt - es schaut ein bissl aus wie bei einem peruanischem Kindergeburtstag: lauter piñatas hängen von den Bäumen und warten darauf von den Gschroppn mit Stecken maltretiert zu werden - nach erfolgreicher Penetration ergießen sich dort Zuckerl und Co. auf die Kleinen - hier wär's der jeweilige Proviant. Zum Glück sind die Viecher keine Gschroppn und wissen auch sonst nix mit Stecken anzufangen und so bleibt das Meiste bis zum Verzehr unangetastet. Alle 2 Tage gibt's für 3 Stunden Warmwasser zum Duschen und auf Bestellung auch Brot oder torta frita. Bei der Familie Moncada selbst können auch andere Kleinigkeiten nachgekauft werden: Nudeln, Gas, Bier, Obst, Gemüse - eigentlich erstaunlich viel (wenn es denn gerade lagernd ist)!

    Die Umgebung ist wunderbar: der kleine Rio Chubut durchfließt eine rot-gelb braune Canyon Landschaft und in deren Mitte steht mächtig der namensgebende Piedra Parada (der aufgerichtete Stein). Die Kletterei findet zum Großteil im angrenzenden Canyon statt - der auch einfach nur beim Durchwandern beeindruckt. Die Routendichte ist angesichts der Länge des Canyons gar nicht so hoch (- im Mühlviertel hättma des olles niederbohrt ;-) - aber auf jeden Fall mehr als genug um nur mit den Klassikern auf unbestimmte Zeit da mal beschäftigt zu sein!! Es sind gerade eher wenig Kletterer vor Ort - alle zusammen ungefähr 50 und vor allem Argentinier selbst. So ist auch die Atmosphäre sehr familiär und nach zwei Tagen kennt jeder jeden spätestens vom abendlich-nächtlichen Beisammensitzen. Ein herrlicher Fleck Erde wo klassisches argentinisches Landleben zelebriert wird! Da bleima länger!

    - Eigentlich ein perfektes Schlusswort für den Erlebnisaufsatz aus der Unterstufe: alles schön beschrieben, die fast kitschige Idylle brav in Worte gefasst, Raum gelassen für Interpretation und persönliche Fantasie was zum Beispiel jetzt eigentlich genau ein 'klassisches argentinisches Landleben' sein soll... - eine solide Arbeit!

    Eines fehlt aber noch: so ganz ungetrübt idyllisch war es bisher leider nicht - oder eigentlich eh, nur halt die erste Nacht nicht: Veri hörte irgendwann - nächtens - irgendwo - vorm Zelt - irgendwas. In der Astgabelung beim Essen bewegt sich was. Das anfangs von mir vermutete Pferdtl entpuppte sich dann doch als süßes kleines Stinktier. Zu meiner Verteidigung: des Stinktiers Körperbau und Behaarung kann schon recht ähnlich der Mund-Nüstern Partie von am Pferdtl sei.. - owa Bio und Fauna war nie meine Stärke.
    Auf jeden Fall war der kleine Stinkewutz ned nur süß und putzig sondern a ziemlich hartnäckig was die Verteidigung von dem neu entdeckten Gorgonzola anbelangt. Trotz einer meterlangen Eisenstange hat es sich ned vertreiben lassen, sondern eher versucht mit den kleinen süßen Handterl die Stange weg zu boxen.

    Drei Sachen die ich mir in Bio über Stinktiere gemerkt habe:
    1. Wie's ausschauen
    2. Dass sie stinken können
    3. Dass das stinkige von hinten kommt
    4. Dass voiiiiiiiiiiiiii uuuur süß san
    5. Dass I ned zählen kann.

    Naja so schnell hab I auf jeden Fall gar ned schauen können - ist eine gut platzierte Ladung Mitten ins Gesicht gespritzt.. Volltreffer!! Owa so richtig!! 1:0 Stinkewutz!

    Meine Taktik es mit zur Seite ausgestrecktem Arm und Eisenstange zu vertreiben und dabei immer wieder beim Baum in Deckung zu gehen ist rückblickend wahrscheinlich ganz einfach und simpel an der Stirnlampe gescheitert: ein leichteres Ziel zum Anvisieren gibt's wahrscheinlich gar ned.. 🤦‍♂️

    Stinkewutz hat auf jeden Fall dann einen Fehler gemacht und sich in ein Loch im Baum geflüchtet. Seit der Geschichte mit der Hausräumung der Pizzeria Anarchia hat es ein derart verbarrikadiertes 'Loch' (Achtung: Wortwitz) wahrscheinlich nicht mehr gegeben - I habs mir von den Besten abgeschaut und mich redlich bemüht! 1:1!
    Der Rest der Nacht kurz zusammengefasst: ruhig aber trotzdem grauslich!

    Der ehemalige Vizekanzler HC und Mitbegründer der Partei THC (Team HC Strache) hat immer wieder so ein undefiniertes "Wir oder Sie" propagiert. I hab mich da nie ausgekannt was und wen er damit meint. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass es "Wir oder Es" heißen müsst!
    Wir haben auf jeden Fall am Morgen den Platz gewechselt - Es durfte bleiben.
    Die Räumung des Lochs und Befreiung des Stinkewutz war im Gegensatz zur Pizzeria Anarchia nicht auf Staatskosten.

    Spendenkonto Stinkewutz🦨:0800123456

    Spendenkonto THC zur Finanzierung von Eigenurinamuletten ⚛️: 888888888888

    *Fläche Argentiniens= AUT+GER+SUI+FRA+ESP+POR+ITA+ CZ+PL+SVK+HU+SLO+RO+CRO
    ** Petzl Rocktrip 2012: https://youtu.be/QllWNEGBKic

    PS, Nachtrag und Fun Fact: Für die Kletterer und Sitzstart-aficionados unter euch (I bin ja aufgrund meiner Größe ned so der Fan davon): am Cerro Torre kann man einen Sitzstart machen bzw. sogar einen 'lower sit start': statt den üblichen 2-3 sinnlos Zügen mehr sind das dort aber bis zu 1000 Meter zusätzliche Kletterei.

    PPS.: Nach dem Stinktier Zwischenfall hat eine Klettererin erzählt, dass ein Freund eines als Haustier hält. Aber mit kastrierter Stinktiersekretblase - oiso voi liaaab!

    PPPS.: Platzwechsel mäßig erfolgreich - Stinkewutz auch hier auf Besuch. Wir beide haben uns aber schon besser aufeinander eingestellt - also vergleichsweise ohne größeren Zwischenfall.

    PPPPS.: Es gibt auch Gürteltiere! 🥰
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  • Day 37

    Klassisches argentinisches Landleben

    February 24, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 16 °C

    'Klassisches argentinisches Landleben' und 'Flash*-Fest Deluxe':

    Die letzten 2,5 Wochen verbrachten wir glücklich und zufrieden in Piedra Parada.
    -Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Ende der Geschichte.

    Bisl detaillierter wenn's wen interessiert:
    Piedra Parada war für uns ein wunderschöner Fleck. Die einzigartige Landschaft, gepaart mit exzellenter Kletterei und familiärer Atmosphäre bei Lagerfeuer und Grill war eine perfekte Kombination! Nachdem die Kletterer die hierher kommen mindestens für ein paar Tage - eher 2, 3, 4 Wochen bleiben entsteht eine große Gemeinschaft die - wenn nicht schon untertags im Canyon die Beta für die Route - dann wird zumindest der Mate, das 6 Stunden geschmorte Lamm oder am Abend der Platz am Lagerfeuer miteinander geteilt.
    Selten haben wir eine Kletterroute zwei Mal gemacht - weil's einfach so viele einladende Linien und Magnesiumspuren gegeben hat die beklettert werden wollten. Grundsätzlich ist das meiste (sofern es nicht frisch eingebohrt ist) sehr onsight**-freundlich da auf dem braun-roten Vulkangestein jeder nur mögliche Griff weiß markiert ist. - Was nur in den seltensten Fällen zu Erschwernissen bei der Griffauswahl führt.

    Merkzettel:
    ▪️Alles wird überm Grill (Parrilla) gemacht - sogar die selbstgemachte Pizza.
    ▪️Grill wird nicht wie bei uns mit gscheit Feuer beheizt, sondern die Glut-Gusto-Stückerl werden sorgfältig per Stock aus dem großen Lagerfeuer erlesen und unter den Grill geschoben (-quasi eh 'handverlesen' nur halt xünder für die Brotzn (umgangssprachlich: Hände)
    ▪️Nachmittagsjause (Merienda) um 8 Abends - Abendessen so ab 23 Uhr.
    ▪️Die letzte Pizza aber vielleicht auch erst um 1 Uhr.
    ▪️Wenn du glaubst du kommst zu spät zum Essen - bist du noch immer viel zu früh!
    ▪️BrasilianerInnen haben die schönsten Stimmen und spielen mit Abstand am besten Gitarre!
    ▪️Dietéticas sind die besseren Supermärkte.
    ▪️Ratten erfreuen sich der zwei neuen Plumpsklos im Canyon - jedes Mal wenn der Deckel hochgeht versammeln sie sich in dem bisl Tageslicht im Loch und erfreuen sich der Ergüsse. Heilige Scheiße! 💩
    ▪️Unsere Ergüsse waren zeitweise etwas zu flüssig. Seitdem filtern wir das Wasser.
    ▪️Seit letzter Woche gibt's oben am Piedra Parada selbst einen versteckten Schatz und ein neues Objekt der Begierde: eine Drohne die quasi beim Jungfernflug (eigentlich der zweite Flug) überm Piedra die Verbindung verloren hat und in das Standard-Landemanöver geschalten hat: einfach direkt runter - nur blöd, dass dies genau über dem 200m hohen Block passiert ist...
    ▪️Am Piedra Parada oben leben außerdem an Haufen Tarantulas bzw. auch eine ausgwachsene Rattenpopulation! Wie Letztere da rauf kommen ist uns ein Rätsel: dazu müssen nämlich ca. 250m Kletterei im 6ten Grad überwunden werden.. 🤨
    ▪️2 Lämmer sind genug Essen für 20 Personen für 2 Tage! Man braucht nicht mal Beilagen dazu.. 😁
    ▪️Gegrilltes Lamm als Ganzes einfach am Tisch - Patsch! Mit Gabel und gutem Messer bewaffnen und los geht die Schlacht(ung).
    ▪️ArgentinierInnen wissen wo's das beschte Eckch vom Fleisch gibt - und hinterlassen im Umfeld binnen Minuten tiefe Gebrauchsspuren.
    ▪️Wir schneiden derweil planlos aber mit nicht weniger Enthusiasmus an irgendeinem anderen Teil herum. (Den anfänglichen Respektabstand und Berührungsangst ob des gesamten toten Viechs hat schnell der Hunger überwunden.)
    ▪️Kulinarik ist niemals pietätlos!! (Merksatz! 😁)
    ▪️Es gibt auch eine rare argentinische Spezies: Vegetarier und Veganer. Zwei davon sind nun unsere besten Freunde! (Sie wissen es nur noch nicht..)
    ▪️Die Stille der Steppe in der Nacht und der Sternenhimmel sind hier unglaublich!!
    ▪️Man kann eine 4 Seillängentour mit einem 80m Seil auf 2 Seillängen reduzieren. Wenn man dabei als zweiter startet hat man die ursprünglichen 4 Seillängen als Nonstop-Kraxelei 🤩
    ▪️Es gibt auch zwei Ösis hier: Jorge (eigentlich Jürgen - ist aber bisl schwer für Argentinier auszusprechen und führt einerseits zu einem Zungenbrecher und dadurch zu einer Wortkreation die für beide Seiten ned zufriedenstellend ist) und Margit. Beide ca. 60 - haben vor 4 Jahren mitm Camper in Alaska gestartet und leben seit ca. 3 Jahren in Piedra Parada.
    ▪️2,5 Wochen ohne Empfang und Kontakt zu woanders hin lassen die Welt (leider) trotzdem weiterdrehen. Wir waren ziemlich ungläubig, fassungslos, traurig und wütend wie wir am Donnerstag wieder in Esquel am Busbahnhof angekommen sind und auf einmal die Sondersendungen zum Krieg in der Ukraine gesehen haben..
    ▪️Putin ist ein Arschloch!!!!!!!!!!!!

    ▪️Argentinische Kühe muhen weitaus aggressiver als die österreichischen Artgenossen.🐮
    ▪️Argentinische Kühe fressen auch Müll der herumliegt (und muhen deswegen vielleicht aggressiver).
    ▪️Argentinische Kühe denken sich, dass irgendeiner ihrer 7 Pansen mit dem Müll schon fertig wird.
    ▪️Pansen 1 freut sich: First! (Und delegiert wie üblich die Aufgabe an irgendeinen Nachfolger weiter.)
    ▪️Pansen 2 meint Pansen 3 solle sich damit befassen.
    ▪️Pansen 3 denkt sich: No es mí problema!
    ▪️Pansen 4: Probiert und Studiert und Probiert. Derweil kommen bereits neue Verdauungsaufträge hinzu und verstecken die alten noch zu verdauenden.
    ▪️Pansen 5 verliert den Kopf und zuckt aus weil bisher noch keiner was gemacht hat: "La coooncha de la Lore!!! Que hijos de puta! La que les reeemil reeeparió! No hicieron ni un puto pingo!!! Que culiaos!"
    ▪️Pansen 6 hält üblicherweise Siesta.
    ▪️Pansen 7 gibt Befehl zum Wiederkauen!
    ~ "Da capo al fine!" (Keine Pizza.. 🍕)

    - Kein Wunder also, dass die Kühe aggressiv werden ob ihrer internen Streitereien und ungeregelten Zuständigkeiten.
    (Jegliche Parallelen zu Organisationen, Firmen, Verbandsstrukturen und Staaten sind zulässig aber rein zufällig.)

    *Flash Begehung beim Klettern: eine Route im ersten Versuch zu meistern inkl. Wissen über die Route (Rastpunkte, Crux) bzw. zB. jemanden in der Route beobachtet zu haben.
    **Onsight Begehung beim Klettern: eine Route im ersten Versuch zu meistern ohne vorherigem Wissen über die Route.
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  • Day 42

    Lago Puelo

    March 1, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 17 °C

    Back in Civilization!!!

    Nach zweieinhalb Wochen in der Pampa freuen wir uns nun so richtig auf einige Annehmlichkeiten die in unsrem argentinischen Landleben etwas untergegangen sind..
    = Warmwasser (nicht nur 3h Spritzwasser alle 2 Tage)
    = eine Auswahl an frischem Obst & Gemüse und sonstigen Lebensmittel (+ ein neuer Nagelzwicker und Linsenflüssigkeit für Veri)
    = keine Nudeln mit Tomatensoße mehr!
    = Wäsche ordentlich waschen
    = Kommunikation zur Außenwelt!!!

    All das und ein paar Eindrücke und Granitkletterein mehr (+ meine (Veri) erste 7b 🥳) genießen wir nun etwas nördlicher - in Lago Puelo, einer kleinen Ortschaft am Rande des gleichnamigen Nationalparks und Sees. Diese gebirgige und seen-reiche Region grenzt direkt an Chile und ist wesentlicher feuchter und kühler als das Landesinnere - uns erinnerts ein bissl an zu Hause, nur der Eukalyptus und die fast tropischen Vögel passen nicht ganz ins Bild, sowie der Asado-Geruch schon vormittags..

    Hier in Lago Puelo und auch generell fällt uns außerdem die Optimierung des Stadtbilds bezüglich Automobile auf: Breite langezogene Straßen ohne ansatzweise verdichtetem Ortskern lassen einen für jede Tätigkeit und Besorgung viel zu Fuß gehen (so meldet mein neues/altes Handy meist stolz, dass das 10.000 Schritte Tagesziel erreicht wurde.) Selbiges gilt fürs Klettern: ohne Auto = viel zu Fuß. Und wenn man dann zumindest den vermeintlichen Weg zu einem Sektor gefunden hat, bleibt noch der harte Kampf durchs Unterholz zur eigentlichen Wand, der uns schon bis zu über 1 h die Empandas des Vortrags rausschwitzen ließ..
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  • Day 51

    Valle Encantado - Vamos Hippiiiiies!

    March 10, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 17 °C

    Der gute Hirtenjunge Jakob zählt einen Krauthaüpü, ein Lampü und Gevatter Wolf zu seinen treuen Gefährten. Ersteres ist eher kurzlebig und dient vor allem zur Ernährung von zweiterem oder dem Hirtenjungen selbst. Wie es dem Hirtenjunge's Alltag so will hat er auf seinem Weg zum Verdienste des Lebensunterhalt einen Fluss zu queren. Eine Zille zum Übersetzen hat Platz für maximal einen Jakob und einen treuen Gefährten.
    Manche Gefährten wollen nicht allein gelassen werden, da sie sonst vom jeweils anderen Gefährten um ihre Existenz beraubt werden:
    Lampü frisst Krauthaüpü.
    Wolf frisst Lampü.

    Wie oft muss der gute Hirtenjunge mit der Zille hin und her fahren damit alle seine getreuen Gefährten heil und unversehrt auf der anderen Flussseite ankommen?
    - Soweit die Theorie.

    In der Praxis wollten die letzten beiden Wochen täglich ca. 10 Kletterer mit Equipment und Verpflegung in einem Schlauchboot für anfangs 2 Personen und mit zunehmender Kühnheit bis zu vier Personen inklusive Equipment den Rio Limay queren um ins verheißungsvolle Valle Encantado (bezauberndes Tal) zu kommen. Erschwerende Umstände sind temporäre Löcher im Boot (die zum Glück geflickt werden konnten), das Vergessen der Paddel (Flip Flops sind mindestens gleichwertig) und das Übersetzen zwischen argentinischen Provinzgrenzen (als gelernter Österreicher ist einem Föderalismus in verwirrender und jeglicher Grundlage entbehrender Reinkultur nix Neues - hier in Argentinien sind sie aber diesbezüglich leider auch nicht wirklich besser dran). Die Provinzgrenzen hatten zum Glück nicht viel Einfluss auf unsere täglichen Überfahrten - im Gegensatz zum Kraftwerk etliche Kilometer flussabwärts welches entweder mehr oder weniger Strömung im Oberlauf verursachen kann.
    Im Vergleich zu anderen Jahren fehlen im Fluss ca. 3 Meter Wasser - ob Trockenheit oder Kraftwerk - wir haben es nicht herausgefunden.

    Wie wir ins Valle Encantado gekommen sind war wieder klassisch für uns. Angekommen um 9 Uhr morgens in Bariloche haben die meisten Busunternehmen am Busbahnhof noch nicht offen gehabt. - Es gibt hier keine zentrale Auskunft wann welcher Bus wohin fährt - sowas will bei jedem Busunternehmen einzeln erfragt werden - es weiß aber natürlich keine Firma über die andere Bescheid. Kann also sein zB dass ein Bus nach Córdoba bei einer Firma erst in 3 Tagen geht, bei der anderen heute und morgen (fix ausgebucht im Normalfall) und bei einer dritten erst gar nicht im Programm ist. - Der Privatisierung sei Dank! (Kennt wer die Szene aus Asterix auf der Suche nach dem Passierschein A38? - https://youtu.be/NQV6PA6BOVE)

    Angekommen in Bariloche müssen wir also feststellen, dass der nächste Bus in die Nähe von Valle Encantado erst in 2 Tagen fährt - dieser uns aber auch nur auf ca. 10 Kilometer in die Nähe bringen kann. Bei unserer Taktik - mangels Auto - uns mit Essen für 2 Wochen dort einzurichten und dem ganzen Zeux was wir sowieso immer dabei haben ist das ein bisl zu weit. Autostopp ist aufgrund vom ganzen Zeux a eher ned so vielversprechend und Autoausleihen ist hier weitaus teurer als in Europa. Es wär billiger gewesen mit dem Taxi zb täglich die 60 Kilometer hin und her zu fahren als sich für die Zeit ein Auto auszuborgen.
    Also wieder Taxi (5000 Pesos ~ 20 Euro).
    Dieses haben wir aber gleich zusätzlich noch vollgestopft mit dem anfangs schon erwähnten Schlauchboot, Paddel und Pumpe. Hat sich also auf jeden Fall ausgezahlt.
    Schlauchboot, Paddel und Pumpe haben wir bereitwillig ohne sich vorher gekannt und nur einmal telefoniert zu haben von einem argentinischen Kletterer geborgt bekommen.
    So kompliziert das Land und gewisse Sachen oft sind - so hilfsbereit und freundlich sind die Leute!!! ❤️

    Im Valle Encantado treffen wir auf eine Gruppe nasser und kalt bibernder Leute aus Mendoza - mit Auto aber ohne Boot! Perfect Match! Somit können wir im aufgelassenen Campingplatz 5 Kilometer flussaufwärts übernachten und müssen uns nicht 'versteckt und verdeckt' in die Wälder schlagen - und die Mendocinos (Gruppe aus Mendoza) muss den Fluss nicht schwimmend durchqueren.
    Die Mendocinos sind eine total gemischte Gruppe mit denen wir die 2 Wochen gemeinsam verbringen und auch mit einem Teil danach noch weiterreisen bzw. vielleicht auch in deren Heimatstadt mal besuchen werden.

    Die Abende: Lagerfeuer und guter Vino Malbec aus Mendoza.
    Die Dusche: kalter Fluss und daher ziemlich selten.
    Das Valle Encantado*: Bezaubernd! Extrem griffiges Vulkangestein in unbeschreiblich schönem Ambiente und mit wunderschönen Linien.
    Die Autostopp-Versuche: selten bzw. Erfolgsquote zwischen extrem einfach bis zu Fußmarsch.
    Handyempfang und Internet: Nullo für wiedermal 2 Wochen.
    Morgendlicher Wecker: Vamooooos Hippieeees!
    Die Gruppe: los Hippieeees del Valle Encantado! 🚣‍♀️🧑‍🤝‍🧑👬👩🏼‍🤝‍👨🏾👭🧑🏼‍🤝‍🧑🏻👨🏾‍🤝‍👨🏽👩🏿‍🤝‍👨🏼🚐

    * Lange Zeit war das Valle Encantado aufgrund von Problemen mit dem Grundstücksbesitzer gesperrt. Ein Teil des Tales bzw. die vielen Hektar rundherum gehören einem Ausländer welcher dieses vor allem zur Geldanlage gekauft hat. Die lokale Bevölkerung beklagt diesbezüglich in den letzten Jahren einen verstärkten Ausverkauf von großen argentinischen Landflächen (mehrere tausend Hektar) an ausländische Firmen/Investoren/Privatpersonen. Bei dem schier unendlichen Weiten und Flächen mag dies vielleicht nicht weiter tragisch wirken - hat aber viel Spaltungspotenzial und wird als moderne kapitalistische Form des Kolonialismus angeprangert.
    Auf jeden Fall war der Betreuer der Flächen Kletterer und erschloss einen Teil des ungeheuren Potentials an Kletterlinien. Zurecht wurde das Gebiet beliebt und offensichtliches Campingverhalten inkl. ungewünschter Lagerfeuer ließen das Valle durch zwei aufeinander folgende Sperren in einen Dornröschenschlaf verfallen. Ein Vulkanausbruch in Chile mit giftigen Ascheregen im Valle Encantado verlängerte diesen. Erst seit den letzten Jahren darf wieder zwischen März und Dezember geklettert werden - weiterhin wird aber das Gebiet in keinem offiziellen Kletterführer publiziert und das Übernachten beschränkt sich auf die andere Uferseite. Die lokale Klettergemeinschaft ist bedacht darauf dass dies auch so bleibt. 🏞️
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  • Day 60

    Frey - verkeilt im gallischen Dorf

    March 19, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 11 °C

    Die Landschaft rund um Bariloche ist in gewisser Weise ähnlich der österreichischen Nordalpen. Halbhohe Berge (die meisten Hügeln gipfeln sich zam auf ca. 2300 Meter) und große Seen (guad die hier da san wirklich bedeutend größer) geformt durch die eiszeitliche Gletschererosion schaffen ein Pendant zum Salzkammergut. Vielleicht hörts sich's hier aber auch schon auf mit den Parallelen. Die Seeufer sind großteils unverbaut und der Tourismus außerhalb der Städte ist weniger Individualtourismus (viele Autos) als organisierte Tagesausflüge zu einem Wasserfall, Rafting, Reiten oder zu Aussichtspunkten. Diese organisierten Ausflüge interessieren uns eigentlich goa ned - vor allem weil es Unternehmungen sind die wir von daheim bereits gut kennen oder weil wir ähnliches/intensiveres durchs Klettern und Wandern erleben.

    Ansonsten ein Hauch von alpenländischer Architektur und viel Schokoladenmanufaktur. Den hiesigen Hubert von Goisern hamma noch ned kennen gelernt aber nachdem Folklore in Argentinien im Vergleich zu Österreich viel mehr präsent ist - kann der a ned weit sein.
    Im Sommer Berg-, Bade- und Schokotourismus - im Winter gibt's neben heißer Schokolade sogar eines der bedeutendsten Wintersportzentren Südamerikas. Saisonpass (ohne Einschränkungen auf betriebsarme Zeiten) für Locals um mehr als 500 Euro - bei einer meist bedeutend kürzeren Saison als in den Alpen und einer Größe vergleichbar mit Hinterstoder. Saisonpass für Nicht-Locals: más!
    Die Berge sind unten grün und oben eher Kategorie Schotterhaufen. Also ist für die meisten Gipfel theoretisch (und praktisch) ned mehr als a gute Sandale nötig - vor allem wenn ma mit dieser a schon Erfahrung auf der Pasterze gesammelt hat. (Keine Namen aufgrund von potentiell strafrechtlichen Konsequenzen und Ausschluss aus alpinen Vereinen..)

    Umso verwunderlicher ist es, dass es einen Fleck gibt wo der Schotterhaufen noch der Erosion stand gehalten hat (wieder der Asterix: "..Ganz Gallien? -Nein!") und viele kompakte bis zu 200 Meter hohe Granittürme formt. Das Gebiet hier in Frey gilt als eine Schule des klassischen Klettern (Klettern mit mobilen Sicherungsmittel) und ist bekannt für harte Routenbewertungen. Ausgangspunkt hier in Frey bietet das gleichnamige Refugio (Andenvereinshütte) welches in ca. 3-4 Stunden vom Tal aus erreicht werden kann. Dieses Refugio, obwohl es nicht groß ist und von außen noch kleiner ausschaut, ist mit demselben Zauberspruch wie Señor Weasley's Zelt verhext: irgendwie gehen sich immer alle drinnen aus so dass niemand draußen sitzen muss der/die nicht will. Es wurde aus dem Material eines großen Felsblocks geschaffen und in dessen Geist hält es bisher auch größeren Veränderungen stand. Wobei dies eher an den engagierten Leuten rund ums Refugio liegt als an seinem Granitfundament.
    Immer wieder gab es Pläne das Refugio zu vergrößern, anders auszurichten und zu kommerzialisieren. Die über die vielen Jahre wechselnde Belegschaft seit jeher zumeist junger KlettererInnen wehrte sich bisher aber erfolgreich dagegen. ("Ganz Gallien? - Nein!..")
    So ist das Refugio Frey ein Kleinod an Herzlichkeit, Jugendkultur (Cucucuuuumbiaaaa) und geballten Wissen über jegliche Kletterroute in der Gegend. Die Schutzhütte erfüllt noch mit stolzer Selbstverständlichkeit ihre ursprünglichste Funktion: JedeR auch wenn campierend und in den meisten Alpenvereinshütten daheim 'Selbstversorger' geschimpft, darf ohne schiefen Blick oder blödem Kommentar die Räumlichkeiten zum Gschichtln druckn, Mate trinken oder essen nutzen. Sowas findet man in den Alpen leider nicht mehr oft vor. Trotzdem und gerade um diese Selbstverständlichkeit zu ermöglichen gibt es gutes Essen etc. um etwas Entgelt zu erwerben.
    Vergelt's Gott!
    Reagge(ton), Peace und Voigas! 🧡

    Zum Kraxeln bedarf es aller möglicher Körperteile und Extremitäten. Diese wollen zumeist mangels sonstiger Felsstruktur irgendwie in den Rissen verkeilt werden.* Reproduzierbar war für mich selten eine Bewegung oder geschweige denn eine ganze Seillänge - irgendwie hat man sich aber dann doch auf einmal am Ende des Risses wiedergefunden. Gestöhne und Gefluche inklusive!
    Den härtesten 4er haben wir hier vorgefunden (im Endeffekt doch eine Frey 6b) sowie die meisten Condor-Proximity Flights!
    Manchmal haben wir uns daher wie an der Hohen Wand gefühlt nur dass die ganzen Paragleiter hier Condore sind. Das Geräusch beim Vorbeiflug ist verwechselnd gleich!!

    PS.: Das Besteigen von (patagonischen) Bergen in Sandalen erfolgt auf eigene Gefahr. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert sie ihr Arzt, Apotheker oder heiliger Geist des Vertrauens.

    PPS.: Im Winter lädt das Gebiet zum Skitouren und Rinnen fahren ein. Da kann man dann nicht nur eine machen sondern wegen kurzem Zustieg und mangels Höhenmeter wahrscheinlich 5! Mit den fetten Latten beläuft es sich wahrscheinlich auch auf genau so viele Kurven! Wie der patagonische Wind der Lawinengefahr und stabilen Verhältnissen zuträglich ist stell ich mal zur Diskussion..
    Eine Bekannte die davon mehr und vor allem lustig berichtet: https://www.tetongravity.com/story/ski/summer-o…

    *Falls möglich haben wir dann aber doch auf die wenigen Strukturen außerhalb des Risses zurück gegriffen - oder eigentlich "hin gegriffen". Von der Ferne waren wir also gut unterscheidbar von wirklichen Risskletterern.
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  • Day 61

    Danke Opa! ❤️

    March 20, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 10 °C

    Dem Opa hätt Argentinien gut gestanden!
    Selbst aufgewachsen am Land und am Bauernhof – in sicherer Distanz zu 'seine Berg' aber doch den Alpenbogen in beeindruckender Ausdehnung vor der Nase. Wind ist dort oben für Mühlviertler Verhältnisse a so präsent wie für die Argentinier in Patagonien. (Ups - hab ich gerade das Mühlviertel mit Patagonien verglichen?! 😇)

    Selbstverständlich hilfsbereit, ohne großem Tam-tam oder Bedürfnis für Lorbeeren zum Dank danach!
    – Wahrscheinlich einfach auch weil hart 'oawatn' für ihn früher immer überlebensnotwendig und ihm in späteren Jahren sicherlich auch gefallen hat, beziehungsweise ein wichtiger Bestandteil der Selbstdefinition war. Stolz war er und hat er auf jeden Fall sein dürfen was er alles erschaffen hat und sich selbst beigebracht hat.
    Vielleicht ist der Arbeitsbegriff den er für sich damals definiert hat, gar nicht so fern dem neuen Ideal - etwas zu erschaffen aus einer intrinsischen Motivation heraus und gleichzeitig nicht zu vernachlässigenden äußeren sozial-wirtschaftlichen Druck bei flexibler Zeiteinteilung aber eigentlich doch 24/7 exklusive Sonntagsfrühschoppen.
    -Ziemlich konfus und wiedersprüchlich!
    -Ziemlich sicher romantisiere ich grade das (Land)leben in den (Nach)Kriegsjahren und verkläre die prekäre Selbständigkeit von heute..!

    Allzeit bereit für Familie, Dorfgemeinschaft, Feuerwehr und Post. Einzig der 'Musi' hat er ned angehört sondern nur zugehört - letzteres aber so oft wie möglich und mit Leidenschaft mitgesungen bis ins hohe Alter! In den letzten beiden Jahren war sie ned nur Instrument zum gemeinsamen Singen sondern auch aufgrund der fortschreitenden Demenz schon viel mehr a Form der Kommunikation - was Musik ja seit jeher auch ist.

    Immer wieder muss ich auch an das STS Lied denken: "..so wie du dei Leben gelebt hast, hab I a Idee kriagt wie mans richtig macht.." - weil dein Glück, deine Zufriedenheit und deine Liebe für Oma, Kinder, Enkerl, Viecher und viele andere ein echtes Vorbild sind!!!

    ❤️ Vielen lieben Dank für Alles Opa! ❤️

    Eine wunderschöne Klettertour die wir jener Tage in Frey in deinem Andenken gemacht haben: schöne Risse, spektakuläre Ausblicke und ein Condor am 20 Meter entfernten Nachbarspitz der uns von Anfang an bis zum Abseilen zugeschaut hat.

    Für dich!
    Alles Liebe oida Krachöla!
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  • Day 77

    Altweibersommer in San Martín

    April 5, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 16 °C

    Vom heiligen Koarl aus Bariloche bis zum heiligen Martin vo de Andn sinds ca. 180 km entlang von wunderschönen Seeufern an der Ruta de los 7 Lagos.
    Für uns noch immer ungewohnt, dass man hier a halbe Stunde am See in der schönsten Gegend herum fahren kann ohne auf ein Haus oder geschweige denn eine Siedlung zu treffen. Maßgeblich dafür verantwortlich ist wahrscheinlich auch ein argentinisches Gesetz welches besagt, dass die ersten 25m neben den Seen öffentlicher Grund ist. - Das wär doch was oder Österreich?

    In der Pandemie ist auch in Argentinien der Wunsch nach einem Haus im Grünen bei vielen Realität geworden - die Dörfer und Städte hier in der Region wuchsen nochmals stärker als eh schon in den letzten Jahren.
    Platzproblem gibt es keines und so hat eigentlich jedes Haus hier einen wirklich großen grünen Garten. Hat zur Folge, dass auch das eigentliche Zentrum vor allem aus Einfamilienhäuser mit Garten besteht und somit ziemlich in die Breite und Länge wächst - Höhe is meist zweistöckig und Tiefe nicht vorhanden. Für viele Wege muss also schnell wieder das Auto her - der Radfahreranteil am Modal Split ist ziemlich ausbaufähig.
    Architektonisch ist alles sehr ähnlich einem Alpendorf - das Skigebiet nebenan ist also am richtigen Platz und für die Argentinier zählt es zu den 3 hübschesten Dörfern des Landes.

    Wir selbst haben nach Frey noch eine Woche in Bariloche bei einem Kletterkollegen verbracht - teilweise kletternd aber vor allem dann grippig im Bett. Noch immer kein Corona aber dafür eine umso heftigere Grippe. So ganz auskuriert ist sie leider noch nicht - hier bei nem anderen Kletterkollegen (Iván) können wir in seinem Gartenhaus direkt neben dem Fluss schlafen und hoffentlich schnell wieder fit werden.

    Sonst ist gerade nach 2-3 kalten Tagen mit dem ersten Schnee in den Bergen Altweibersommer deluxe. Oben frisch weiß und unten grün und gelb. Windstille und Sonnenschein! In den nächsten Tagen wird's aber wieder unbeständiger und kälter - wird also wahrscheinlich unser letzter Stopp in Patagonien gewesen sein.

    ▪️Kletterei kurz und knackig bzw. lang und plattig.
    ▪️Entweder 5 min vom Auto oder 5 m vom See.
    ▪️Die 7b wenn eine Stunde geputzt wird zur 6c.
    ▪️Seilbürsten sind der neue Shit!
    ▪️Iván verdient mehr in Krypto$ als in Pesos.
    ▪️Zugriffszahlen von über einer Million Klicks pro Tag sind sein täglich Brot.
    ▪️'Breed for Speed' sind gegeneinander antretende Tamagochis die eigentlich NFTs sind und eines der wenigen Spiele seiner Art dass noch nicht gestorben ist. Wer kennt sich aus?! 🤨
    ▪️NFTs sind 'non fungible tokens' - ausgeschrieben hilft's also a ned mehr..
    ▪️Mit 'Breed for Speed' kann anscheinend jedeR Krypto$ verdienen - mein anfänglicher Verdacht eines Pyramidenspiels hat sich nicht erhärtet/wurde gekonnt zerstreut.
    ▪️Irgendwie bleibt irgendwo aber sicher Geld (real, virtuell,..) auf der Strecke - sei es beim Füttern und Trainieren der Tamagochis oder beim Eintrittsgeld fürs Spiel. - Mein Verdacht eines Pyramidenspiels hat sich wieder erhärtet.
    ▪️Wer weiß eigentlich überhaupt noch was Tamagochis sind?
    ▪️Woher die ganzen Krypto$? -am besten selbst erfinden, drucken/programmieren und 50.000 Leute nutzen lassen.
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  • Day 91

    San Rafael - lauter bekannte Gesichter

    April 19, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 23 °C

    Fühlt sich a bisl wie dahoam an. Also wettertechnisch ned weil's immer nur blau und sonnig ist, a ned vegetativ weil's wetterbedingt halt a eher trocken ist und viele Zitrus- und Olivenbäume bzw. sowieso und überhaupt der bekannte Wein aus Mendoza wächst, architektonisch a ned weil Straßennetz quadratisch und najo Dings... und a ned landschaftlich weils wiederum entweder flach oder eine imposante Canyonlandschaft gibt..
    - 'Dahoam' weil wir die Gruppe von Leuten die wir in Valle Encantado das erste Mal getroffen haben, jetzt für 2 Wochen Zuhause in San Rafael besucht haben und neman kraxln a bisl in ihrem Alltag mitleben haben dürfen. Zum Glück war der Alltag gar nicht sehr lern- oder arbeitsintensiv sondern hat viel Zeit im Grünen, mit Mate, Frisbee oder Spikeball beinhaltet.

    16 Stunden Busfahrt von San Martín de los Andes nach San Rafael: Cutral-Có war am Weg unser Highlight. Eine Kleinstadt in der Provinz Neuquén wegen dem Erdöl erbaut und das Stadtbild dem schwarzen Gold gewidmet. Der Kreisverkehr ein 15 Meter hoher Bohrturm und nebenan eine der größeren Christus Statuen der letzten Wochen (Zuckerhut in Rio wir kommen - warten wir also ab wer den Penisvergleich gewinnt..) Der Jesus hat auf jeden Fall eine sehr erlöserische Mimik und Gestik ausgestrahlt. Also eindeutig neues Testament!
    Abgesehen von der, direkt neben der Hauptverkehrsstraße, neu angelegten Fußgängermeile die in regelmäßigen Abständen mit Fitnessgeräten und Bänken lockt, kann man seine Freizeit noch im Casino Oro Negro - schwarzes Gold - verbringen. Diese Fußgängermeilen sind irgendwie so ein Ding hier: meist leicht regelmäßig geschwungen (hier kann Österreich den perfekten Slalomschwung trainieren) und wenn ganz motiviert auch aus andersfarbigen Asphalt. Offensichtlich neu und wahrscheinlich auch nicht billig - aber irgendwie äußerst lieblos, aus der Konserve serviert und immer neben eine stark befahrene Straße hin gepflanzt. Jedem neuen Bürgermeister sein eigenes Prestigeprojekt! Irgendein Raum-, Städte- oder Landschaftsplaner muss mir noch erklären warum dies immer so steril und trostlos zu sein hat...
    Bleibt also nur das Casino als Nachmittagsbeschäftigung - für uns beide aber noch ausständig. Wenn schon Casino – dann Vegas Baby!!

    'Bürgermeister' ist bewusst nicht gegendert: wobei ich eigentlich nicht weiß ob Argentinien meine Lieblingsstatistik aus Ö übertrifft: "Es gibt mehr Bürgermeister in Österreich die Josef heißen als Bürgermeisterinnen!"
    – Kann eigentlich nicht übertroffen werden und beschreibt wie ich finde in wenigen Worten perfekt Föderalismus, ÖVP, Provinzkaiser und Tiroler Adlerrunde in einem!

    Die Provinz Mendoza – selbst eigentlich bekannt für Weinbau, Obst und Gemüse was in der sonnigen und stark bewässerten Erde recht gut zu funktionieren scheint – diskutiert gerade die Möglichkeit in den Andenkordilleren Fracking zu betreiben. In den Worten einer Kletterfreundin: "wenn nicht mal geschafft wird die in dem touristisch genutzten Raftingfluss im Canyon eingeleiteten Abwässer zu kontrollieren (also nicht in irgendeinem Bacherl) - dann wird das mit dem Fracking ein 'fracaso'!"
    Nach den Worten eines kletternden Geologen der uns als Autostopper mal mitgenommen hat, sei es viel sicherer als das Fracking in Nordamerika weil hier in einer Tiefe von 3000 Meter gearbeitet wird.
    Eine gesellschaftliche Diskussion mit starken Auswirkungen auf die Zukunft. Eine Diskussion die hoffentlich offen und demokratisch geführt wird und nicht zu sehr von kurzfristigen Firmen-, Polit- und Eigeninteressen entschieden wird. Wenn es in Ö die Möglichkeit des Fracking gäbe, wäre die Diskussion angesichts Ukrainekrieg und ungeklärten Fragen über die Versorgungssicherheit wahrscheinlich nicht einfach.

    Hauptattraktion hier in San Rafael ist der nahe gelegene Cañón del Atuel. An Wochenenden und Feiertagen viel los - unter der Woche nix. Zwei Staudämme produzieren Strom und sind Touristenattraktion und Arbeitgeber für Raftingguides, Campingplätze, Bootsfahrten am Stausee, Torta frita Verkäuferinnen und den Strandstuhl-Verleih.
    In der Hauptsaison – Dezember bis Ostern – spielts sich ab.
    In der Nebensaison fehlt dem Fluss jegliches Wasser: wo sonst geraftet wird kann jetzt durchs trockene Flussbett spaziert werden. – Jesus und Moses wären stolz!
    Die Fische und deren Freunde findens wahrscheinlich weniger lustig. Deren stummer Protest verebbt ungehört nach jeder Touristensaison. So etwas wie einen verpflichtenden minimalen Wasserstand gibt es anscheinend nicht..

    Beim verspäteten Osteressen (Moussaka - griechisch - Griechen sind Orthodoxen - Orthodoxe feiern immer alles später: also doch kein verspätetes Osteressen!?) haben wir zwar die Eier nicht versteckt und auch nicht gefärbt aber zumindest hart gekocht damit eine große Runde pecken konnte. Bemalen hat sichs jedeR selbst dürfen – es wäre nicht Argentinien wenn es im Endeffekt nicht ein Exemplar mit Farben und Wappen von River Plate (rot-weiß) und eines in blau-gelb in den Farben der Boca Juniors gegeben hätte.
    Eier wurden noch nie so emotional gepeckt und jeder intakte Spitz oder Arsch frenetisch gefeiert. Gewonnen hat ganz klar River Plate mit 2:0 – passend wahrscheinlich zur aktuellen Performance in der Meisterschaft. Boca hat diesmal vom Einsatz von Tränengas abgesehen, aber auch so waren beide Vertreter mit den Nerven ziemlich am Ende. River sah sich eigentlich schon als klarer Sieger der gesamten Meisterschaft da es mit einem vollkommen intakten Ei im Finale gegen ein ziemlich eingedepschten Vertreter der Smiley-Fraktion antreten durfte. Der Ei-Smiley hat aber wahrscheinlich hämisch gegrinst und sein Arsch war von der harten Sorte..
    Noch Stunden später konnte Agustin (River Plate) nicht begreifen wie er das Finale noch verlieren konnte und haderte mit Gegner, dem harten Pecken und der Wassertemperatur beim Eierkochen.
    Schmerzen tut es wahrscheinlich nach wie vor - gefeiert wird aber vor allem der klare Sieg gegen den Erzrivalen Boca Juniors.
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