• Lina Brückner

Argentinien 2020

En 66-dags äventyr från Lina Läs mer
  • Mitten in den Anden

    25 februari 2020, Argentina ⋅ 🌧 11 °C

    Heute Morgen musste ich dann also wieder früh aufstehen. Meine beiden Zimmernachbarinnen habe ich nie gesprochen - entweder ich oder sie schliefen gerade... Nach dem dürftigen Hostelfrühstück machte ich mich auf den Weg, um Geld zu holen. Tja, Pech gehabt, zwar hatte Western Union heute offen, aber kein Geld, da ja gestern Feiertag war. Nochmal kurz zum Hostel zurück, wo ich zum Glück nur eine von zwei reservierten Nächten zahlen musste, und anschließend auch schon wieder zum Busbahnhof. Das war wieder ein Chaos! Zwei Busse mit dem selben Ziel, und wenn der eine noch nicht da ist, wollen natürlich alle in den anderen einsteigen, weil niemand weiß, wo er eigebtlich hingehört. Um kurz vor 11h fuhr der Bus dann schließlich ab. Zu viel konnte ich mich nicht motivieren und schaute lieber aus dem Fenster. Besonders spannend war das anfangs aber noch nicht. Nach drei Stunden waren wir in Purmamarca, dort wo die berühmten siebenfarbigen Berge stehen. Aber die konnte ich heute nur hinter den Scheiben sehen...
    Gegen 14.30h erreichte der Bus schließlich Tilcara, wo ich ein Hostel gebucht hatte. Der Ort war erstmal ein Kulturschock! Hier ist eigentlich nichts gleich wie in Salta, Buenos Aires oder gar El Chaltén, das jetzt fast 4000Km entfernt ist. Sogar die Einheimischen sehen anders, ziemlich bolivianisch aus (gut, das las ich im Reiseführer, aber es stimmt!). Um zum Hostel zu kommen, muss man nur eine der Hauptstraßen entlang, jedoch wird diese bald ziemlich steil, leer und hundig. Das Hostel ist dagegen wirklich schön und gemütlich - man fühlt sich, als sei man tatsächlich in den Anden.
    Erstmal wusch ich fleißig Wäsche. Bei manchen Socken kann ich so viel kneten wie ich will, auch nach einer halben Stunde kommt immer noch Dreckwasser raus... Morgen muss ich nochmal waschen, hier kann man nämlich nicht alles gleichzeitig aufhängen. Außerdem verlies mich die Motivation.
    Am späten Nachmittag zog ich los in den Ort und kam dabei nicht weit: An einer kleinen Kreuzung prügelten sich viele Argentinier mit flüssigem Schaum und Farbe. Und da blieb ich nicht ganz unverschont... Einfach als ich die Straße entlang ging, wurde ich von hinten regelrecht überfallen und ein Wildfremder klatschte mir ordentlich schwarze Farbe ins Gesicht! Danach beschloss ich, mich dem Karnevalszug anzuschließen. Mit vermutlich der ganzen Einwohnerschaft ging es mit immer der gleichen Melodie durch den Ort und ein Stück den Berg hinauf. Oben wurde dann ordentlich Stimmung gemacht und alle Verkleideten bequatschen und küssten dich oder wollten mit dir tanzen...
    Den Abend verbrachte ich noch damit, die Ecken des Ortes anzuschauen, vor denen ich vorher gewaltsam abgehalten worden war. Auf dem Markt hatte ich das Gefühl, im Sozialismus gelandet zu sein - Waren und Preise waren nämlich an allen Ständen die selben. Später versuchte ich noch, eine Tour in die Salinas Grandes zu buchen, was leider auch mit neuer, argentinischer Handynummer nicht klappte. Jetzt weiß ich also nicht wirklich, was der Plan für morgen ist...
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  • Rund um Tilcara

    26 februari 2020, Argentina ⋅ ⛅ 9 °C

    Gestern Abend kam mir noch die geniale Idee, heute auszuschlafen. Um punkt 10h wachte ich also gemächlich auf - meine Zimmernachbarn waren alle schon abgehauen. Manche Hostels in Argentinien tricksen mit dem Frühstück: von 23h bis 10.30h oder 12h ist die Küche gesperrt, sodass man halb darauf angewiesen ist, das Hostelfrühstück zu zahlen.
    Danach wollte ich im Zentrum endlich bezüglich der Salinas Grandes fündig werden. Bin ich auch - für 1300 Pesos buchte ich eine komplette Touritour für Freitag, bei der man an allen wichtigen Punkten hier in der Gegend vorbeikommt. Da ich dann Freitag nicht mehr nach Salta zurückfahren werde können, reservierte ich gleich noch beim Busbahnhof einen Bus für Samstagmorgen, damit ich meinen Anschluss abends nach Córdoba erwische... Da jetzt alle notwendigen Investitionen getätigt waren, ging ich kurz nach 12h los zu der vermeintlich einzigen Wanderung, die es hier gibt. Mal wieder sehr überschätzte Gehzeiten - es war nämlich keine Wanderung sondern ein Spaziergang von einer guten halben Stunde... Aber trotzdem ganz nett, denn auf dem Weg traf ich zwei Deutsche - ein Mädchen, das hier ein Auslandsjahr macht und ihren Vater, der sie besuchen kam. So erfuhr ich nochmal einiges über Themen wie Sicherheit, Schul- und Gesundheitssystem sowie viele andere! Schon lustig, wie man darauf kommt, gerade in Argentinien ein Auslandsjahr zu machen. Ich meine, von diesem Land bekommt man in Deutschland ja eigentlich nichts mit. Und ohne das Projekt, wäre ich hier eher nicht hingeflogen... Nun gut, wenn man einmal da ist, wird man eines Besseren belehrt!
    Da es also erst 14h war, entschied ich mich dazu, noch zu einem kleinen Aussichtspunkt über dem Dorf zu gehen und musste mir dabei einen Weg durch die anhaltenden Karnevalsfeiern suchen. Die Musik ist seit gestern die selbe... Oben telefonierte ich dann mit meiner neuen SIM-Karte, bei der WhatsApp angeblich nichts kostet, mit Oscar, der heute ähnlich wenig erlebnisfreudig war wie ich. Danach ging ich auch schon zum Hostel zurück und nutzte die Zeit, um nochmal zu waschen. Sicher eine Stunde später war alles sauber - bis auf die grüne Jacke, die eigentlich schon das ganze Land kennenlernte... Abends bin ich dann nur nochmal kurz in den Ort runter um einzukaufen, aber da fällt einem die Entscheidung nicht schwer, denn es gibt sowieso nur Nudeln oder Reis mit Tomatensoße. Der Käse sieht wirklich nicht appetitlich aus und bei der Wurst bin ich froh, dass ich nicht darüber nachdenken muss, sie zu kaufen...
    Im Bett schaute ich mir noch die vos-Form in der Sprache an. Nicht dass ich die spanische Grammatil beherrschen würde, aber die argentinische ist anders. Es gibt nämlich kein Ihr und auch kein normales Du. Morgen ist dann vielleicht der Konjuktiv dran...

    Fotos von der tollen Landschaft kommen später noch, die laden hier oftmals nicht hoch...
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  • Ohm?

    27 februari 2020, Argentina ⋅ 🌧 9 °C

    Heute beim Frühstück traf ich eine nette Holländerin, eine Franzosin und eine Argentinierin, die gerade überlegten, wie sie den Tag verbringen wollen. Mein Plan war eigentlich, für den ganzen Tag ein Mountainbike zu mieten, um noch andere Orte in der Gegend anschauen zu können. Aber dann ging eine heiße Diskussion los, was wer heute wie macht. Eineinhalb Stunden später waren wir schließlich zu sechst und machten uns auf den Weg in den Ort, um jeder ein Fahrrad auszuleihen. Aber es gab nur fünf Räder... Also trennten wir uns und zusammen mit der Holländerin und der Argentinierin wollte ich ein Tal hochradeln. Zuerst ging es ein bisschen die Straße runter und dann rechts hoch. Die Argentinierin stellte nach fünf Minuten fest, dass sie wohl doch zu viel raucht, um leicht bergauf zu radeln. Also wurden auch sechs zwei. Und auch die Holländerin verließ recht bald die Motivation. So fuhr ich alleine ungefähr eineinhalb Stunden bis zum Talende. Und jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, hatte ich einen super Blick auf die roten Felsformationen! Oben gab es eine kleine "Oase" mit Pferden, Schafen, Ziegen und Schatten. Beim Runterfahren konnte ich gar nicht genug von den Ausblicken bekommen. Mein Helm brachte übrigens gar nichts - der Wind war einfach zu stark, als dass er am Kopf gehalten hätte...
    Um punkt 14.30h kehrte ich zum Verleih zurück, wo die anderen schon alle warteten. Inzwischen waren wir zu siebt. Zusammen ging es dann zur Tankstelle, wo uns ein Argentinier abholte, denn wir hatten eine Höhlentour mit ihm ausgemacht. Am Telefon teilte er schon mit, dass er spirituell Medizin, Natur und so weiter thematisieren wird. Beim Hochweg in der heißen Sonne blieben wir alle fünf Minuten stehen und rasteten eine jeweils halbe Stunde. Dabei erzählte er uns pro Station seine an die Inkas angelehnte Sicht auf ein bestimmtes Thema. Manches war interessant, anderes mir aber wirklich zu weit hergeholt... Die Argentinierin übersetzte immer für die, die kein Spanisch sprachen. Da gehörte ich heute erstaunlicherweise nicht dazu ;). Drei Stunden später kamen wir also bei der Höhle an. Wieder Pause und dann ging es ein paar Meter ins Dunkle. Nun folgte der Höhepunkt der Tour: Traumatherapie in der Gruppe. Naja, ich hatte schon anderes von einer Höhlenführung erwartet. Die Lebensweise des Guides war trotzdem spannend: zweimal am Tag zur Höhle hochlaufen, dabei Koka kauen und Fremden Geschichten erzählen. Einzelheiten der Erzählungen erspare ich euch jetzt lieber. Bestimmt eine halbe Stunde saßen wir im Dunkeln der Höhle - das war sehr beeindruckend. Als wir wieder raus kamen, war es schon 19.30h und der Himmel und die Felsen leuchteten in schwarzem und rotem Licht. Der Runterweg brachte nochmal etwas Aufrgeung mit sich, denn ein Argentinier aus unserer Gruppe hatte massive Höhenangst und musste zitternd den Berg runtergebracht werden. Wieder im Dorf wühlten wir uns durch den Karneval, der hier noch immer tobt. Heute lernten wir, dass der Teufel für 15 Tage aus seinem Gefängnis entlassen wird und durch die Straßen zieht, wenn Karneval ist...
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  • Touri on Tour

    28 februari 2020, Argentina ⋅ 🌙 10 °C

    Heute wachte ich sehr müde auf. Da war es doch genau richtig, sich einen Tag lang nur in einen Bus zu hocken und rumkutschieren zu lassen.
    Als Highlight der Zeit in Tilcara buchte ich für heute die Tour zur Salzwüste und anderen wichtigen Touristenzielen. Um 10h am Bus die erste Ernüchterung: wirklich niemand aus der Gruppe sprach Englisch! Mit einem Kleinbus ging es das Tal runter, nach Purmamarca zu den siebenfarbigen Bergen, hoch in die Berge über einen Pass und auf der anderen Seite wieder runter zu den Salinas Grandes. Fast auf der gesamten Strecke erfuhren wir etwas über die Umgebung, an der wir gerade vorbeifuhren. Dabei nicht zu vergessen: regelmäßige Stopps und Aussichtspunkte, bei denen die Gruppenleiterin von jedem ein Foto machte. Am höchsten Punkt waren wir auf 4170m, aber ich spürte die Höhe gar nicht. Naja, ich war davor ja schon einmal 22m höher - daran wird es liegen ;).
    Auf den ersten Blick erschien die Salzwüste nicht so beeindruckend und schon gar nicht groß. Doch dann fuhren wir ein Stück weg von der Straße zu den Becken, wo das Salz ausgehoben wird. Wie das geschieht erklärte zwar eine Extraargentinierin, aber leider konnte ich es nicht verstehen. Egal, danach verließ der Busfahrer auch mal seinen Wagen und hatte richtig Spaß damit, mit uns Fotos im Salz zu machen! Als alle Motive durchprobiert worden waren, fuhren wir noch etwas weiter in das Salz hinein. Dort gab es einen blau schimmernden Salzsee und alle zogen ihre Schuhe aus. Das machte richtig Spaß, die verschiedenen Formen und Härten zu spüren! Die Gruppenleiterin geriet dabei etwas in Panik, wenn wir einfach so hin- und herliefen, da das Salz hier nicht so dick sei. Ich hatte da weniger Bedenken - bei dem hohen Salzanteil sollte man ja eigentlich problemlos an der Oberfläche schwimmen!
    Als wirklich alles voller Salz war, fuhren wir den selben Weg - hier gibt es ja auch immer nur eine Straße - zurück. Übrigens liegt auf der anderen Seite der Salzwüste die RN 40, also immer noch die selbe Straße, auf der wir schon von El Calafate aus fuhren beziehungsweise hoppelten. Nur nach Bariloche verließen wir sie mal kurz. Der nächste Stopp war nochmal Purmamarca: ein Besuch in einem Restaurant (mit Empanadas kommt man hier eindeutig am besten weg!) und anschließend hatten wir im Ort etwas Zeit. Aus der Ferne denkt man, im Paradies gelandet zu sein. Aber letztendlich verkaufen die Händler alle die selben bunten Souvenirs... Danach ging es wieder mit dem Bus um den roten Berg rum - Fotostop/-spot - und auf dem Rückweg an Maimara, einem anderen kleinen Dorf vorbei - Fotostop/-spot.
    Um 18.30h wieder in Tilcara packte ich erst schon ein paar Sachen, ging dann noch kurz einkaufen und jetzt dann auch schon früher als sonst ins Bett, weil ich für morgen noch eine Idee habe...

    Da so wenig Platz ist, jetzt nur Fotod von den Salinas Grandes...
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  • Viel passiert

    29 februari 2020, Argentina ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Idee war, den Sonnenaufgang von dem kleinen Aussichtspunkt über dem Dorf anzuschauen. Also klingelte der Wecker um 6.30h - für Argentinien wirklich früh - und ich verließ das Hostel, wobei ich direkt einem neugierigen Hund begegnete. Erstaunlicherweise war der Ort schon relativ belebt - ein paar Autos -, was ich nie gedacht hätte. Aber leider regnete es auch etwas, also war vom Sonnenaufgang nichts zu sehen... Der Rückweg zum Hostel war spannend , denn der Hund von vorher verfolgte mich auf Schritt und Tritt... Anschließend nutzte ich die Zeit bis zum Checkout, um nochmal eineinhalb Stunden zu schlafen. Um 10h ging ich die Straße runter ins Zentrum, um ein paar Souvenirs auf dem Markt zu kaufen. Die Hose, die ich mir aussuchte, hatte leider nur noch ein Band, aber der Verkäufer versicherte mir, ich würde das zweite ohne Probleme mit einer Pinzette rausbekommen.
    Um 11.45h machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Obwohl ich keine Zeit mehr hatte, überredete mich ein Einheimischer, den ich auf der Straße traf, noch mit auf den Friedhof zu schauen und dort Fotos zu machen. Am Busbahnhof gab es mal wieder Chaos: viel zu viele wartende Menschen und viel zu viele Busse mit Verspätung. Bis nach Salta hatte ich ganz vorne einen Fensterplatz. Um 16h in Salta angekommen, versuchte ich erst, die Hose zu reparieren. Nach einer erfolglosen Weile entschied ich mich dazu, einfach ein zweites Loch reinzuschneiden. Da es regnete, musste ich noch ein bisschen warten, um ins Zentrum zu gehen. Als ich dann dort gegen 18h war, setzte ich mich einfach an den Rand des Hauptplatzes, wo mich ziemlich bald ein argentinisches Mädchen ansprach. Und so kam es, dass wir die nächsten zwei Stunden auf der Straße hockten und uns unterhielten. Sie erzählte mir, dass sie bis 21 nicht aus Argentinien ausreisen dürften, dass sie nachts alleine angegriffen worden sei und sich zwischen ihrem Handy und ihrem Leben habe entscheiden müssen (was nicht schwerfiel), dass die Hasenscharte ihrer zweijährigen Nichte daher komme, dass ihre Schwester während der Schwangerschaft Marihuana konsumiert habe, dass sie es gut finde, dass Abtreibung hier illegal ist und vieles mehr. Irgendwann fragte sie auch, ob ich Mate möge, und da ich das Nationalgetränk hier in Argentinien noch nie probiert hatte, saßen wir die nächste Stunde da und tranken abwechselnd Mate. Um 20.15h musste ich aber verabschieden, um noch frische Empanadas kaufen zu können. Irgendwann wurde es neben dem Zeitdruck ungemütlich, mit Rucksack hinten, Rucksack vorne, Empanadas in der einen und einer Wasserflasche in der anderen Hand durch den Park zu laufen und dabei Blicke von überall zu ernten. Um 21.20h - zehn Minuten vor Abfahrt - kam ich am Busbahnhof an. Als ich mein Gepäck abgegeben hatte, fiel mir ein, dass ich ja noch etwas warmes brauche. Also Gepäckfach wieder auf und noch Pulli und Jacke aus dem Rucksack holen. Ach ja, ich besitze ein T-Shirt und einen Rock weniger, die hingen nämlich nicht mehr an der Wäscheleine im Hostel in Tilcara... :(. Schließlich war ich die Letzte, die in den Bus stieg. Und ich stellte fest, dass in den Cama-Bussen eine andere Gesellschaftsschicht fährt, als in den normalen... Jeder hat eineinhalb mal zwei Meter Platz, Kissen und Decke, einen Fernseher und einen superbequemen Sitz, den man fast waagrecht nach hinten klappen kann. So schlief ich also schon um 23h ein...
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  • Schlaf und doch kein Schlaf

    1 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 21 °C

    Bis auf einen kurzen - diesmal erfolgreichen Blick - auf den Sonnenaufgang vom Busfenster aus, schlief ich bis um 9.30h. Eigentlich schade, denn so war die tolle Cama-Fahrt viel zu schnell vorbei. Kurz danach kamen wir am Busterminal in Córdoba an und dort putzte ich erstmal Zähne und organisierte ein paar Dinge... Gegen Mittag kam ich im Hostel an, nachdem ich mich etwas im Park verlaufen hatte. Hier machte ich erstmal ein bisschen Siesta, bevor ich mir das Stadtzentrum vornahm. Groß ist es nicht und da Sonntag war, hatte eigentlich auch alles zu. Da es so heiß war, brauchte ich viele Schattenpausen. Vom Zentrum aus musste ich nochmal zum Busbahnhof, um Tickets für Mittwoch nach Villa Ciudad Parque zu kaufen. Da gab es ein paar Schwierigkeiten: Das erste Busunternehmen wollte uns zwar auf dem Weg nach Villa General Belgrano (dort gibt es ein berühmtes Oktoberfest) aussteigen lassen, aber uns beim Rückweg natürlich nicht aufsammeln... Anschließend bin ich zum Hostel zurück und telefonierte mal wieder nach Hause. Danach wollte ich nochmal raus und mir den Park Sarmiento anschauen.
    Um 23h hätte ich schlafen gehen können, doch Victor, der hier im Hostel arbeitet, und eine Freundin von ihm (beide aus Brasilien) fragten mich, ob ich nicht mit Bowlen gehen wollte. Da stoß noch ein Belgier dazu, der ab Mitternacht Geburtstag hatte. Um 0.30h zogen wir weiter in eine Bar, um 3h mit del Taxi in den Club... Und dort blieben wir auch noch eine Weile, denn das Nachtleben beginnt in Argentinien ja frühestens um 2h...
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  • Probiers mal mit Gemütlichkeit

    2 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 21 °C

    Um 10h wachte ich auf und fühlte mich so lala. Die anderen schliefen alle noch. Plötzlich fiel mir wieder ein, was ich für heute vorhatte: eine Free Walking Tour, am Vormittag, um 11h, im Stadtzentrum. Die Motivation, aufzustehen, war trotzdem nicht die größte, aber ich hatte im Hinterkopf, dass ich die Tour noch schaffen könnte. Um 10.53h verließ ich also das Hostel. Anscheinend fällt bei meinen ganzen Berichten auf, dass ich hier ein Zeitproblem habe - nun gut, fünf Wochen für Argentinien sind auch einfach zu knapp bemessen. Und diese Macke bestätigte sich heute wieder... Aber der Guide war nett und nahm mich noch mit. In der Mittagshitze klappterten wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten im Zentrum ab. Und die kann man in Córdoba gar nicht verfehlen - auch, wenn man mit Kopfhörern und gesenktem Blick auf das Handy durch die Straßen läuft. Denn auf dem Boden sind die Umrisse und etwas mehr der wichtigsten Gebäude verewigt, damit sie niemand verfehlt! Der Guide war wieder super und konnte uns viele Tipps geben, was wir noch zu sehen haben. Zum Beispiel das Gedenkmuseum zur Militärdiktatur. Außerdem kann man sich anscheinend einfach mit in den Hörsaal setzen und sich ein Bild von den argentinischen Bildung machen.
    Danach ging es erstmal zurück ins Hostel, wo der Belgier, der ja Geburtstag hat, für alle Gegenwärtigen gekocht hatte. Nach dem Essen konnte ich mich erstmal zu nichts motivieren, schrieb noch den Text für gestern und telefonierte schließlich mit Julie, die gerade im Flugzeug saß (keine Sorge, am Boden natürlich, sonst wäre es ja abgestürzt, Opa ;). Am späten Nachmittag spielte ich mit den Leuten von gestern und Neuankömmlingen Uno und ein für Spanisch viel zu kompliziertes anderes Spiel. Anschließend wollte ich doch nochmal raus und bin zum Zeitunglesen wieder in den Park Sarmiento. Ja, und das war eigentlich auch schon alles :)
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  • Raus aus der Stadt

    3 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 19 °C

    Um 6h morgens wurde ich heute geweckt: "Lina, der Bus kam schon um 4.30h an!". Irgendwann bekam Caro dann noch ein Bett bei mir im Hostel und ich konnte nochmal eine Stunde schlafen. Dann frühstückten wir erstmal gemütlich, um uns über die letzten neun Tag auszutauschen. Eigentlich wollte ich noch in das Museum de la Memoria, das erst heute wieder geöffnet hatte. Wir entschieden uns aber dazu, mit Caro's neuer Slackline beziehungsweise Rodeoline aus Buenos Aires in den Park zu gehen. Davor durfte ein Abstecher zu den (olympischen?) Ringen zum Fotos machen nicht fehlen. Deswegen hatten wir noch ungefähr eine Stunde Zeit. Die Rofeoline ist nicht gespannt wie eine Slackline, sondern viel lockerer. Und anscheinend funktioniert das Lernen auch nicht mit Hilfestellung, sondern man muss es selbet schaffen und Geduld haben. Naja, aufstehen klappte bei mir am Ende - aber auch nicht immer. Anschließend mussten unser Gepäck noch im Hostel abgeholt werden und wir fuhren mit dem Taxi zum Busbahnhof. Dort wollten wir noch Karten für Donnerstag nach Buenos Aires kaufen - Zeit für eine Warteschlange hatten wir dabei nicht mehr. Klappte aber und dann ging es schnell zum Neuen Terminal, von wo die regionalen Busse abfahren. Da es kein Gepächfach gab, machten wir es uns im relativ leeren Bus ganz hinten bequem. Knapp zwei Stunden fuhren wir aus Córdoba raus, an Alta Gracia (eine Che-Guevara-Stadt) und dem Stausee, der ganz Córdoba versorgt, vorbei und nach Villa Ciudad Parque, ein kleines Dorf, das eigentlich gar nicht typisch ist. Dort holte uns Katl, eie ehemalige Arbeitskollegin/Freundin von Anke ab und wir machten erstmal eine kleine Dorfrundfahrt auf ausgewaschenen "Straßen", um kistenweise Bio-Obst und Gemüse zu kaufen. Später gingen wir noch an den Fluss, der ein bisschen an Korsika erinnert, nur nicht so tief ist. Abends backten wir noch Pfannkuchen für alle und unterhielten uns, vor allem über Erfahrungen in Argentinien im Vergleich zu Deutschland.Läs mer

  • Dorn im Auge

    4 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 18 °C

    Heute Morgen ließ ich Caro ausschlafen (ich bin immer schon um einiges früher wach :) und wir machten uns gemütlich fertig. Um 12h fuhren wir zusammen mit Katl los zu den Sierras Chicas, die wahrscheinlich fünf Kilometer vom Haus entfernt sind. Es war unmöglich, einen Weganfang zu finden, wir wussten aber, dass es Wege geben müsste. Deshalb fragten wir bei einem nahen Haus, fanden den Weg und nahmen einen kleinen Hund aus dem Haus gleich mit - unbeabsichtigt. Knapp zwei Stunden stiegen wir auf und ab, durch Gestrüpp, Stacheln und hohes Gras. Einen Weg gab es schon, aber den musste man regelmäßig neu suchen. Am Ende eines Tals endete der Pfad und wir gingen nur noch querfeldein auf eine Anhöhe. Oben drehte Katl um, um die Kinder von der Schule im Nachbarort zu holen, wir liefen noch zwei Hügel weiter. Dann trafen wir auf einen Zaun, der uns einen Strich durch die Rechnung machte. Also kehrten wir nach einer Sonnenpause im Gras wieder um - mit dem Hund auf den Schultern, da dieser inzwischen nicht mehr konnte. Aber diesmal ging über den Grat statt nochmal runter ins Tal zum Bach. Dort gab es einen guten Weg! Der war allerdings stückweise einfach verschwunden... So sahen meine Beine unten so aus, als wäre ich vergewaltigt und verletzt worden! Zu Fuß und ein kleines Stück getrampt gegen 17.30h am Haus zurück gab es erstmal Eis mit der ganzen Familie und später brachen wir noch auf zum Fluss - erst zum Baden und anschließend Grillen. Dazu kam auch der argentinische Opa mit seiner Gitarre. Er fragte, ob wir unseren Eltern denn Bescheid gesagt hätten, dass wir gut hier angekommen sind - ich antwortete: Ich schreibe ja den Blog...Läs mer

  • Back to the roots

    5 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 24 °C

    Zurück nach Buenos Aires, wo wir mit Anfang Februar mit unserer Reise gestartet hatten. Aber noch nicht heute...
    Heute Morgen lies ich Caro erstmal nochmal schlafen, danach zogen wir mit Katl und Martin, dem Dreijährigen, an den Fluss und verbrachten dort den Vormittag. Eigentlich wollten wir den Bus um 12.40h beziehungsweise um 13.25h in Villa General Belgrano, also 15min vor Villa Ciudad Parque nehmen. Um 13.30h waren wir an der Haltestelle, aber es kam kein Bus... Also entschieden wir uns, auch den Nachmittag noch am Fluss zu verbringen. So musste ich leider auf das Museum verzichten...
    Als wir zurück am Haus waren, fanden wir heraus, dass einige Busse, die in Belgrano abfahren, nicht hier vorbeifahren. Also nochmal einige Stunden zum Fluss! Um 20h stiegen wir letztendlich schweren Herzens doch in den Bus nach Córdoba. Es war kalt und wieder sehr kurvig. Um 21.30h kurzer Zwischenstopp in Córdoba mit trockenem Brot. Um 23h der Nachtbus nach Buenos Aires, wieder kamen wir fast zu spät. Die Sitze sahen fast aus wie Cama, entpuppten sich aber als Semi-Cama. Mal holpriger Schotterweg, dann gut zu fahrender Schotterweg, schließlich Straße, die hoppelte wie ein Schotterweg...
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  • Tigre-Delta

    6 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 24 °C

    Nach viel Gehoppel kamen wir gegen 9h morgens wieder in der Hauptstadt an! Ich muss sagen, von allem, was ich bis jetzt in Argentinien gesehen habe, gefällt mir Buenos Aires eigentlich am wenigsten. Das mag aber auch an dem heißen, humiden und damit anstrengenden Klima liegen...
    Naja, trotzdem gibt es hier ein paar schöne Ecken. Und eines der Highlights hatten wir noch gar nicht erkundet! Aber dazu später...
    Morgens ging es nämlich zunächst auf die Suche nach einem Bus nach Mar del Plata, am Besten mit Ausstiegsmöglichkeit am Eingang der Armonía. Die Optionen waren sehr beschränkt: wir sollten nicht tagsüber ankommen, weil uns da nur schwer jemand abholen könnte; aber auch nicht nach 20h; Sonntagnachmittag muss ich aber schon so weit angekommen sein; teuer ist der ganze Spaß auch noch. Letzteres, weil es am ganzen Retiro nur Cama-Busse zu geben scheint - und das für fünf Stunden Fahrt tagsüber! Letztendlich wurden wir fündig: für je 1700 Pesos geht es morgen mit Liegesessel und Panoramablick von ganz vorne nach Mar del Plata, früher aussteigen dürfen wir leider nicht...
    Nachdem wir heil an der Villa 31, der größten Favela der Stadt direkt hinter Bus- und Zugzentrum, vorbeigekommen waren, zogen wir mit der Subte zum Palace, einem Hostel, das einem Bekannten der Russen aus El Chaltén gehört. Hier ließen wir unser Gepäck, frühstückten und machten eine Weile Pause. Wäschewaschen in der Waschmaschine (!) kam nicht zu kurz. Mittags ging es nochmal zum Retiro, von wo wir mit einem sehr entschleunigten Zug nach Tigre, ca. 40Km westlich des Stadtzentrums, fuhren. Aber es gab ja eine fast aktuelle Zeitung zum Lesen...
    Tigre war schon am Bahnhof sehr schön, Richtung Flussdelta wurde es recht touristisch - nur ohne viele Touristen! Von dort machten wir eine einstündige Bootsrundfahrt, bei der wir die Flussverzweigungen und Stelzenhäuser bestaunen konnten. Für die Menschen, die im Delta leben, kommt jeden Tag ein Supermarktboot vorbeigefahren. Das Wasser ist so dreckig, dass es aufbereitet werden muss, um zum Duschen verwendet werden zu können! Um 18h machten wir uns wieder auf dem Weg zum Bahnhof, aßen dabei noch ein besonders zugespitztes Eis und fuhren für insgesamt 30 Pesos wieder zurück zum Hostel. Hier passierte dann nicht mehr viel, außer dass ich bemerkte, Sonnenbrand an den Füßen statt wie sonst am ganzen restlichen Körper bekommen zu haben.
    Hier schlafen wir gratis im Wohnzimmer des Hostels, wegen der Hitze reicht ein Handtuch als Decke.
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  • Kleiner Abschied

    7 mars 2020, Argentina ⋅ ☁️ 23 °C

    Heute Morgen - im Büro/Empfang/Fotostudio - brach also der letzte Tag der Reise an. Wir frühstückten noch gemütlich mit Alex, dem Hostelverwalter, und einer Deutschen, die ich nicht wirklich leiden kann. Danach ging es nach einem Monat wieder in die Esmeralda, unser Gepäck und die Geige abholen. Dabei machten wir einen Zwischenstopp am Obelisken, um entspannte Fotos auf der (eigentlich) breitesten Straße der Welt zu machen. Der Weg mit dem Bus zurück war unter Zeitdruck spannend, denn irgendwie wollte kein passender Bus dort anhalten, wo wir waren. Um 13.15h waren wir also zurück im Palace, mussten noch fertig- beziehungsweise umpacken und Proviant einkaufen. Eine Stunde später verließen wir das Viertel San Telmo in den Untergrund, doch die Subte ließ auch erst einmal eine Weile auf sich warten. Am Retiro wieder einer meiner geliebten Blicke in die Favela (ich finde das einfach unglaublich spannend) und als wir am Busbahnhof zehn Minuten vor Abfahrt eintrafen, stand noch kein Bus abfahrtbereit da. Der kam dann aber bald und wir waren fast die einzigen, die einstiegen. Da wir Fensterplätze ganz vorne ergattert hatten, sah ich noch, dass am Bussteig (keine Ahnung, wie man das nennt - warum heißt es eigentlich BusBAHNhof?) die nette Franzosin stand, die in der Höhlengruppe in Tilcara dabei gewesen war, und stieg nochmal aus.
    Für den heutigen Bus hatten wir zwar Cama gebucht, weil es nur diese Option gab, aber die Sitze waren eine Mischung aus Cama und Semi-Cama. Die Fahrt war die entspannteste, die ich je hatte! Gelegentlich hoppelte der Bus an einer der vielen Mautstellen, wobei ich bei meinem Sudoku verrutschte. Ansonsten sah man einfach weites Land, ein paar Kühe, Estancien, Feldwege, Umkehrverbindestraßen, ein paar Orte und die recht gerade Autovía hinter den ausgestreckten Füßen. Die Entfernungsangaben auf den Straßenschildern waren interessant: Mal gab es einen Riesensprung oder fünf Minuten später wurde noch die selbe Entfernung angezeigt. 30Km vor Mar del Plata schaute ich gespannt aus dem Fenster, um die Armonía zu sehen. Irgendwann konnte ich auf der anderen Straßenseite der Autobahn das Eingangstor entdecken!
    Am Bus(bahn)hof brauchten wir erstmal eine halbe Stunde, um uns mit Oscar und Clara zu treffen, die uns abholen wollten. Als wir schließlich alle im Auto saßen, fuhren wir erst zur Tankstelle, wo Suky, die Servidora hier in der Armonía, die sich auch um das Projekt kümmert, in einem anderen Auto wartete. Clara und ich stiegen aus, weil Suky meinte, es gebe heute nichts Vegetarisches in der Armonía, und kauften Empanadas und Tarte. Die Fahrt war dann eher still, ich erzählte manches von der Reise, fragte ein paar Sachen, aber so groß ist mein Wortschatz eben (noch) nicht, um mich ausgiebig unterhalten zu können... Das Konzert im Juni, von dem ja mein Heimflug abhängt, wurde im Plan nach hinten verschoben und steht sowieso noch sehr in den Sternen. Nachdem wir in den Feldweg eingebogen waren, führte dieser durch einen kleinen Wald, um eine Linkskurve und schließlich zum Haupthaus. Dort sind einige Tage sehr viele Servidoras aus dem ganzen Land untergebracht, deswegen schlafen wir erstmal etwas ausgelagert. Hier im Haus wurden wir von vielen Leuten begrüßt und saßen später noch recht lange zu viert und dritt zusammen. Ach ja, durch einen Lufthauch fiel gleich mal ein Stempen vom Balkon runter.
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  • Teil zwei

    8 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 16 °C

    Heute kurz - zumindest im Verhältnis zu allem, was heute passiert ist - ich bin müde.
    Morgens Frühstückschaos: Dürfen wir im Haupthaus bleiben (hier ist gerade Besuch) oder müssen wir auswandern? Wanderten dann aus, zusammen mit Suky und einer Lehrerin aus Buenos Aires.
    Danach ein bisschen das Gelände erkunden: die Cochera, in der normalerweise unterrichtet wird, die aber gerade renoviert wird; der Wasserturm, auf den wir uns heute noch nicht hochtrauten. Clara zeigte und erklärte Caro und mir alles.
    Anschließend Mittagessen mit den Servidoras, danach hatte ich zwei Stunden einen Skypetermin. Währenddessen hielt ich mich am Waschhaus auf, da man dort halbwegs gutes Internet und seine Ruhe hat.
    Anschließend trafen wir uns mit 45min Verspätung im Campanario, einem weiteren Haus, in dem zur Zeit das Projekt stattfindet. Suky wollte unsere Daten haben, falls wir mal "unser Wissen verlieren" sollten. Wir vier Praktkanten hatten noch eine Stunde Freilauf, in der wir einmal fast zur Straße vormarschierten und im Dunkeln zurück. Dabei hatte ich eine super spannende Diskussion mit Oscar. Die wurde aber unterbrochen, als wir Suky vor einer Spinne retten mussten. Danach Abendessen wieder mit den Servidoras. Lange überlegte ich, gleich schlafen zu gehen. Aber Oscar und ich holten noch eine Geige und gingen zum Üben in die Cochera. Mittwochs muss ich nämlich Geige unterrichten, da es dann keine Cellistenschüler gibt. Ganz alleine in einem riesigen Probenraum war zunächst seltsam, machte aber unglaublich Spaß. Die Häuser sind keine Häuser, sondern Schlösser. Nach eineinhalb Stunden, um Mitternacht, kannte ich die Töne der ersten Lage. Natürlich sind sie sehr schief ;). Morgen ist noch ein freier Tag, Dienstag beginnt für mich das Projekt.
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  • Viele schöne Momente

    9 mars 2020, Argentina ⋅ ☁️ 14 °C

    Morgens telefonierte ich erst eine nette Stunde mit Hannah und lief danach mal vor bis zur Schranke, dem Eingang des riesigen Geländes hier. Um 10.30h trafen wir vier Praktikanten uns in der Sonne. Diese scheint zwar sehr stark, aber komischerweise bekomme ich hier keinen Sonnenbrand wie sonst immer! Anschließend ging es zum Üben ins Campanario. Die Celli sind abenteuerlich, verstimmt und schief. Aber die anderthalb Stunden konnte ich ganz gut nutzen. Und wieder war es ein sehr aufregendes, aber auch schönes Gefühl, alleine in einem riesigen Haus zu sein, um Musik zu machen! Beim Mittagessen hatten wir unseren (höflichen) Spaß mit den Servidoras Suky (über 70) und Josefina (82).
    Danach zogen Caro, Oscar und ich mit Spanischsachen zur Slackline, die hinter einem ausgestorbenen Fußballfeld gespannt ist. Neben Sprache und Slackline kamen auch noch Mate und Baumklettern hinzu. Später trafen wir uns nochmal mit Suky im Campanario, wobei wir zu viert den Pachelbelkanon probten. Wir brauchen nämlich spätestens Ende der Woche ein Stück, das wir präsentieren können. Da es leider keine Cellonoten gab und ich den Bratschenschlüssel nicht schnell umdenken kann, musste ich improvisiert noch eine Partitur ausdrucken. Diese war im doppelten Tempo, also rechneten wir viel mit Taktzahlen hin und her. Danach richteten wir die Tische für die Kinder morgen her und ich blieb noch, um weiter Geige zu üben. Frustrierend, anfangs einfach nie die richtigen Töne zu treffen und so gar nicht zu wissen, wo die Finger hingehören!
    Nach dem Abendessen hatten wir ein "Krisengespräch" mit Suky. Morgen wird kein Projekt stattfinden. Laut Suky, um die Kinder vor etwas zu schützen. Wir vermuten natürlich, dass wegen Corono so entschieden wurde. Aber ehrlich gesagt bin ich ziemlich enttäuscht und die Aussicht, auf ungewisse Zeit hier für nichts gebraucht zu werden, ist nicht rosig. Aber in der Armonía kriselt es gerade; die Situation ist sehr angespannt, unter anderem weil die Chefin der Servidoras zu Besuch ist. Und die hat mich heute Morgen schon in kurzer Hose gesehen - das haben sie gar nicht gerne :(.
    Nach dem Gespräch tranken wir alle noch Calafatelikör und schauten alte Fotoalben an. Irgendwann waren nur noch Oscar und ich übrig und Suky zeigte uns eindrucksvolle Musikaufnahmen, die in der Armonía gemacht wurden. Leider habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht immer ernst nimmt, wenn ich probiere, Spanisch zu reden. Sie antwortet manchmal nur, sie verstehe nicht. Clara meinte, das mache sie gerne mal...
    Naja, trotz der paar Unglücklichkeiten und der Ungewissheit für die nächste Zeit habe ich heute viele schöne Momente gesammelt, mit denen ich ins Bett gehe :)!
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  • Raus

    10 mars 2020, Argentina ⋅ ⛅ 17 °C

    Zwar hatte ich nach nur zwei vollen Tagen hier noch gar kein riesiges Bedürfnis dazu, aber es war trotzdem ganz nett. Der Vormittag war ganz gemütlich mit ein bisschen Barfußlaufen, Üben und mit Clara unterhalten. Um 12h ging es los, wir mussten Anna-Laura, die auch manchmal in der Armonía ist, zum Busbahnhof bringen. Beziehungsweise nur einer von uns - die anderen kamen mit. Mittags besuchten wir einen Flomarkt, auf dem jeder ein bisschen fündig wurde. Danach trafen wir uns mit Ingrid, einer als Kind aus Deutschland ausgewanderten Argentinierin, die sich aber mit keiner der Nationen identifiziert. Sie ist die inoffiziell Verantwortliche für die Mittwochnachmittage in dem kleinen Dorf Colonia. So konnten wir viel für morgen besprechen, in der Hoffnung, dass das Projekt nicht abgesagt wird. Gegen 17h zogen wir weiter und suchten Schrauben, um die Notenständer zu reparieren, kauften in einer Papeteria ein. Zu spät waren wir dann sowieso wieder, also machten wir noch einen Abstecher zur Eisdiele, auf ein verfallenes Haus und in den Riesensupermarkt nach französischem Vorbild. Mit lauter Musik ging es auf der Autovía 2 pünktlich zum Abendessen - endlich ohne große Gäste oder sonstigen Besuch - wieder zurück zur Armonía. Tja und dann blieben wir dort einfach sitzen und vergaßen ein bisschen die Zeit - jetzt ist es leider doch wieder 1h morgens geworden... :)Läs mer

  • Erstes Mal Projekt

    11 mars 2020, Argentina ⋅ ☁️ 17 °C

    Den Vormittag verbrachte ich wieder recht entspannt mit draußen sein und ein bisschen Cello üben. Dann noch schnell die Sachen für den Unterricht herrichten, Ersatzsaiten für ungewiss große Celli suchen, die Celli stimmen, was hier ein ziemlich großer Aufwand ist, wenn das A tiefer als das G klingt... Um 12.15h fuhr Clara los, um Ingrid in der Stadt abzuholen. Wir anderen drei marschierten nach dem Mittagessen zur Tranquera, der Schranke an der Autobahn, vor (das sind gut 30min). Da trafen wir gleichzeitig mit Clara und Ingrid ein, zusammen fuhren wir über Schotterwege, die aber erst neu gemacht wurden und deswegen ganz passabel waren, in das kleine Bauerndorf Colonia. Die Schule ist sehr klein und auch ganz nett, wir brauchten aber ewig, um uns zu sortieren, alles herzurichten und vor allem die Geigen zu stimmen.
    Ich hatte heute zwei Schüler, einer schaute zu. Zum Glück ließ es sich sogar mit wenigen spanischen Wörtern unterrichten - ich wiederholte mich oft ;). Spannend war, dass der zweite Schüler so viel schneller lernte, da er letztes Jahr Geige gelernt hatte. Da kam dann schon ein schöner Ton raus...
    Um 16.30h ging es wieder über die Felder zurück, beziehungsweise in die Stadt, um Ingrid heimzubringen. Mar del Plata ist übrigens der endgültige Beweis dafür, dass die argentinischen Städte einfach alle die selben Straßennamen haben! 25 de Mayo, Avenida Libertad, Necochea, Chile, Bolívar - nur Che Guevara konnte ich seltsamerweise noch gar nicht entdecken. Nach einem Eis für 80 Pesos ging es mit einem kurzen Stopp zum Reifen aufpumpen wieder in die Armonía. Dort stand nicht mehr viel an, außer dass ich endlich das Auto ausprobieren durfte, und so hatte ich Zeit, den knallroten Sonnenuntergang zwischen den Bäumen anzuschauen. Nach dem Abendessen trafen wir uns wieder mit Suky, spielten und redeten wieder bis in die Nacht. Eigentlich wollte ich mal früher schlafen gehen...
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  • Nichts Neues

    12 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 19 °C

    Obwohl es gestern wieder spät wurde, standen Clara und ich um 7h auf, um zur Tranquera vorzuspazieren und diese für die Dachdecker zu öffnen. Danach ging ich ins Campanario zum ausgiebigen Celloüben. Heute war nicht so viel los. Nachmittags sortierten wir die Bücher in der Cochera, ich lernte etwas Spanisch und wir machten lieber ausgiebig Merienda, anstatt den Pachelbelkanon weiter zu üben. Da stellte sich dann heraus, dass die Cellostimme, die ich notgedrungen aus dem Internet gezogen hatte, eine unterschiedliche Länge wie die anderen Stimmen hatte. Also müssen wir uns dafür morgen noch etwas anderes überlegen.
    Um 18h kam Suky ins Campanario, ob wir nicht Josefina in die Stadt fahren könnten, damit sie ein paar Sachen einkaufen kann. Da Clara sowieso noch eine bestimmte Eissorte (Rodesia) probieren wollte, fuhren wir alle mit. Wer fährt, ist mit den Servidoras keine Frage: "el hombre" - natürlich.
    Das war eigentlich schon fast alles, was heute passierte. Abends saßen wir noch unmotiviert im Haupthaus und hörten (schlechte) Musik, während Clara mit zwei Servidoras sprach, welche gerade die argentinischen Nachrichten zum Coronavirus gesehen hatten. Um 23.30h war dann klar, dass Argentinien Ein- und Ausreise von beziehungsweise nach Europa, Asien und USA kappen wird - ab Montag für 30 Tage... Bueno, schlafen wollten wir jetzt nicht und so zogen wir (heimlich) im Dunkeln zum Tennisplatz - dort hat man seine Ruhe vor den Hunden - und hörten wieder Musik: Hurra, hurra, die Welt geht unter.
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  • Tranquilo

    13 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 21 °C

    Als ich um 8.30h erstmals aus dem Fenster blickte, schüttete und gewitterte es so richtig. Als lieber liegen bleiben. Nach dem Frühstück übten Oscar und ich ein bisschen Musiktheorie - auf Spanisch. Sol, La, Si, Do bekommt man ja hin, aber schwierig und unnötig umständlich wird es bei Vorzeichen... Weil wir so gut dabei waren, schrieben wir gleich noch die Violinenstimme vom Pachelbelkanon in eine Cellostimme um - natürlich auch auf Spanisch. Aber nach einer halben Seite Gekritzel, wusste ich ungefähr, wo welcher Ton hingehört. Es regnete weiter und demnach trist war auch die Stimmung: Clara packte fleißig ihre Sachen, um doch heute noch nach Buenos Aires und mit größerer Wahrscheinlichkeit nach Hause zu kommen, bevor der Flugverkehr komplett eingestellt wird. Um kurz vor 11h stiegen wir also alle ins Auto und fuhren zu Tiénda Leon. Unsere Laune war ein bisschen bedrückt... Nachdem der Bus gefahren war, suchten wir mal wieder eine Bouloneria, um endlich die Notenständer reparieren zu können. Aber diese Geschäfte haben generell geschlossen, wenn wir kommen. Nach dem Mittagsessen transpornierten Oscar und ich weiter, später lernte ich Spanisch auf dem Tennisplatz und übte recht lange Geige. Heute Nachmittag kamen auch noch andere Servidoras zu Besuch, die alle recht nett sind. Der Abend war sehr gemütlich...
    Mal schauen, was die nächsten Tage so passiert. Projekt werden wir auch morgen nicht haben :(. Suky teilte uns heute mit, sie habe besorgte Anrufe von mehreren Eltern der Teilnehmer bekommen, die befürchteten wir seien alle infiziert, da wir ja aus Deutschland kommen... Noch wird mir hier nicht langweilig und ich genieße die viele Freizeit, aber ich freue mich auch umso mehr auf die ersten Orchesterproben - wer weiß, ob überhaupt...
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  • Woche eins

    14 mars 2020, Argentina ⋅ ⛅ 15 °C

    Um 8h klingelte der Wecker und ich sprang sofort aus dem Bett, um eine Besucherin der Armonía von der Tranquera abzuholen. Dabei liefen die drei Hunde, die mich sowieso immer überall hin verfolgen, beinahe unter das Auto... Vorne an der Tranquera stand schon ein Auto in dem Suky saß. Sie hatte einen Zettel vor Oscars Türe gelegt, sie übernehme den Fahrdienst. Aber an Oscars Tür komme ich so früh nun mal nicht vorbei...
    Da es für argentinische Verhältnisse noch früh und einsam war, ging ich in die Chochera, um das erste Mal hier Klavier zu spielen. Als ich gerade wieder abhauen wollte, kam Oscar mit einer Menge Arbeit: Die Geigen und Celli kontrollieren, putzen und die Bögen inspizieren. Für so viel freie Zeit eine ganz gute Beschäftigung! Und die reichte locker noch für den Nachmittag. Jede Bogenschraube aufdrehen, mit Öl säubern und mit dem Cutter ganz viel schwarze Kruste wegkratzen. Danach lernte ich etwas Spanisch und ging dann mit Caro zum Slacklinen bis es dunkel wurde. Vor dem Abendessen schauten wir nur noch Geigenbauvideos und jetzt gehe ich auch gleich ins Bett.
    In der letzten Woche bin ich gut hier angekommen, manches darf ich inzwischen auch schon sagen ;). Ich hoffe sehr, dass die Projektpause bald ein Ende hat. Langweilig wird uns zwar nicht, aber es sollte ja doch einen Sinn haben, hier wohnen zu dürfen. Ansonsten könnte es natürlich auch passieren, dass wir irgendwann aus der Armonía rausmüssen...
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  • Sonniger Sonntag

    15 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 12 °C

    Kurz, weil ich erst einen Tag später schreibe und schon einiges wieder vergessen habe...
    Es hieß, wir würden einen Ausflug ans Meer machen. Das klappte letztendlich nicht. Stattdessen Cello üben, Slacklinen (ich schaffe jetzt nach dem Aufstehen bis zu acht Schritte! :). In der Cochera ein paar Bögen putzen. Spanisch lernen ging unter, stattdessen war lange in der Sonne sitzen und Mate trinken angesagt. Und mal wieder ein Sonnenuntergangsspaziergang.
    Die Ernüchterung: wohl "Arrest" in der Armonía für nächsten zwei Wochen - wenn man das bei dem Gelände überhaupt so nennen kann -, die Schulen sind auch zu.
    Abends stellte uns Suky ihren Plan für uns vor. Sie ist ganz begeistert von Youtube und stieß dort auch auf Lehrvideos für Musik. Damit sollen wir uns beschäftigen, ein Fenster richten, einen Garten neu gestalten, die Cochera renovieren... Danach schauten wir uns noch bis 0.30h Auftritte an. Langeweile bekomme ich hier definitiv nicht! Auch ohne die vielen Ideen, denn der Tag geht immer super schnell um. Trotzdem hoffe ich, dass es bei den zwei Wochen Projektpause bleibt. Ich will nicht einen Monat Projekt haben, bevor ich wieder heimfliege. Die Zeit hier lässt sich zwar vermutlich verlängern, aber eben auch nicht bis in die Ewigkeit....
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  • Alles anders als geplant

    16 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 12 °C

    Mat hier ja viel freie Zeit und nimmt sich deswegen viel vor. Davon schafft man maximal 20%. Oder wie heute: eigentlich gar nichts.
    Nach dem Wecker quälte ich mich aus dem Bett, um schon produktiv zu sein und einiges zu erledigen. Tja, die Tür vom Casa Grande war verschlossen - also kein Frühstück, kein Mate und keine Motivation mehr außer für den Zauberwürfel, den ich hier in der Papeleria gekauft hatte. Bueno, um 9.30h zusammen in der Sonne aufwachen, ein klein wenig Spanisch und viel Chaos. Danach Wäsche aufhängen. Suky wollte die Sachen, die wir brauchen, aus dem Campanario holen, da wir dort nicht mehr hinsollen. Darauf wartete ich erstmal eine knappe Stunde... Aber zumindest wird inzwischen öfter mit mir gesprochen :). Dann diskutierten wir in der Cochera, was alles zu tun und realisierbar ist. Nachmittags sortierte ich ebendort Noten und machte dabei die ein oder andere erfreuliche Entdeckung. Geige über war auch wieder dran.
    Einkaufsstress: Wir sollten eine Liste schreiben, was wir für die nächsten zwei Wochen haben wollen. Manche Dinge waren etwas kompliziert, zum Beispiel Kekse ais dem einzigen kleinen Bio-Regal im Riesencarrefour. Die heißen Galletas con cacao y miel. Wir durften nicht mitfahren. Warum? Weil wir ja viel gefährdeter sind, uns mit Corona anzustecken, da wir irgendwann mal aus dem coronalastigen Deutschland einflogen. Und so rannte der Tag dahin... Als ich Oscar in der Wiese traf, hattee er einige Walnüsse in seiner Tasche, die hier aus der Armonía stammen. Zusammen stiegen wir auf den verbotenen Wasserturm. An einer rostigen Leiter steigt man bis auf Baumhöhe empor - und das ist wirklich hoch! Oben darf man sich nicht am Geländer festhalten, sonst liegt man gleich wieder unten. Aber die Aussicht auf all die Felder und den Wald ist genial!
    Vor dem Abendessen übten wir noch im Trio, kamen 25min zu spät, aber dennoch zehn Minuten zu früh... Nach dem Essen war es dann sehr lustig, Isabel, eine Servidora aus Buenos Aires, packte Kakao und ein Kilogramm Honig aus - das mit den Keksen ging wohl nach hinten los... Oscar erlaubte sich auch einen netten Ausrutscher: "Chicas", nannte er die vier Servidoras, die noch am Tisch saßen. Das wird eigentlich nur für junge Leute benutzt und nicht gegenüber durchschnittlich mindestens 70-jährigen Nonnen ;). Aber Josefina reagierte sehr erfreut, riss die Arme in die Luft und feierte sich :D. Danach folgte noch ein kleiner Deutschkurs.
    Alles in allem viel passiert und vor allem vieles anders, als ich erwartet hatte.
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  • Was tun?

    17 mars 2020, Argentina ⋅ ☁️ 17 °C

    Rückholaktion nach Deutschland, für alle im Ausland gestrandeten, auch aus Argentinien, Corona mitsamt unvorhersehbaren Einschränkungen wird uns die nächsten zwei Jahre bevorstehen - das waren inhaltlich die Schlagzeilen, mit denen ich heute morgen konfrontiert wurde.
    Nach ein bisschen Kontakt nach Hause ging ich also erstmal mit den Hunden raus, als ich zurück kam war niemand da. Irgendwann traf ich Oscar und wir fuhren (!) zusammen zur Cochera. Dort lernte ich rund eine Stunde Spanisch und wir probten erst kurz zu zweit, dann zu dritt unser Mozart-Trio. Die anderen hatten von den Nachrichten noch nicht wirklich was mitbekommen, also besprachen wir die Lage... Gegenüber den Servidoras hielten wir noch dicht, um keine Panik zu schüren. Nachmittags telefonierte ich kurz, danach wollten Oscar und ich ins Campanario zum (endlich mal) Haare zu waschen. Im Haupthaus gibt es nämlich gerade kein warmes Wasser. Aber das Campanario war - anders als ausgemacht - geschlossen. Also zogen wir noch weiter durch das Gestrüpp, letztendlich kamen wir an einer spannenden Ruine vorbei. Irgendwann kam Suky und sperrte uns netterweise das Campanario auf. Davon, dass wir hier duschen, soll nämlich niemand erfahren - oder wie Suky sagen würde: "Nuestro bunker". Später telefonierten Oscar und ich nochmal, kochten Mate und gingen nochmal in die Cochera. Dort weiter räumen, putzen, ein bisschen Klavier spielen, Musik hören - und dabei leider immer im Hinterkopf, wie es weiter gehen soll. Schließlich schrieben wir einen Text, um den Servidoras die Situation zu erklären...
    Beim Abendessen waren wir ausgelagert mit Miga, einer sehr netten Servidora aus Buenos Aires. Hier kursieren viele unnötige Mythen. Heute gab es gekochte Eier, dass ich mich auch ohne Fleisch nicht mit Corona anstecke. Die neuen Gäste, die nachmittags ankamen, durften wir nur aus Distanz begrüßen. Beim Essen musste zwischen zwei Personen Abstand gehalten werden... Da Miga erzählte, Aerolineas Argentinas hole seine Landsleute aus aller Welt zurück, nutzten wir die Chance, um das Thema anzusprechen. Später erklärten wie die Situation auch Suky. Wir dürften hier bleiben. Das Projekt hängt von der Schule ab.
    Ich will noch nicht heim. Aber ich will auch nicht hier für zwei Jahre festsitzen. Naja, noch gibt es sowieso keine Rückholung aus Argentinien. Morgen rufen wir in der deutschen Botschaft an. Das größte Problem würde das Visum werden, denn das läuft am 30. April aus. Falls man nach Uruguay kommt, muss man nach der Rückkehr zwei Wochen in Quarantäne...
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  • Entscheidungstag

    18 mars 2020, Argentina ⋅ 🌧 16 °C

    Zumindest insofern, wie wir es beeinflussen können.
    Morgens telefonierte ich gleich mit Ulrike, der Koordinatorin des Projekts in Deutschland, um etwas Ordnung in die Situation zu bekommen. Sie wägte Pro und Kontra für die Frage, hier zu bleiben oder heimzufliegen, ab. Letztendlich viel zweimal der Satz: "Es ist besser, wenn ihr nach Deutschland kommt." In so einer Krisensituation ist es einfach nicht sinnvoll, sich gegen Politilmaßnahmen zu stellen - und zu denen gehört meiner Meinung nach auch die Rückholaktion. Das Hauptproblem, das wir hier haben würden, wäre das Visum. Die Grenzen nach Uruguay sind zu, die anderen Länder werden voraussichtlich alle nachziehen. Die deutsche Botschaft hat im Moment anderes zu tun, als neue Visen auszustellen - zudem bleibt das Konsulat erst einmal für einen Monat geschlossen, das ist zu spät. Ohne Visum muss man nur mit dem Auto angehalten werden oder sich den Fuß verstauchen, um ein Problem zu bekommen. Und das zu lösen ist ungewiss - in Argentinien läuft einiges korrupt ab.
    Also warten wir - voraussichtlich Oscar auch - auf eine Rückholaktion Deutschlands. Wann die kommt, weiß keiner. Ich hoffe aber, dass es noch ein bisschen dauert, denn ich bin sehr traurig, hier weg zu müssen. In den letzten Tagen hatten wir richtig Spaß mit den Nonnen. Heute lernten Oscar und ich sogar die herzliche Seite von Christina, der sonst eher unfreundlichen Chefin der Servidoras kennen. Als wir gemeinsam mit ihr und Suky über die Situation sprachen, machte sie sich große Sorgen, wir könnten uns hier langweilen. So schlug sie uns vor, doch mal Tennis zu spielen und erklärte uns alles haargenau
    Und dann auch noch Kricket :D. Naja, mal schauen, ob wir das umsetzen werden ;).
    Heute war auf jeden Fall wieder ähnlich wie sonst. Räumen in der Cochera - die Instrumente sind inzwischen alle geputzt, hergerichtet, sortiert und aufgeräumt -, üben, Spanisch lernen. Nachmittags buken wir den Apfelkuchen, den eigentlich Clara zum Abschied machen wollte. Der taugte den alten, hohen Servidoratieren ganz besonders ;). Und natürlich auch noch Proben zu dritt: Entweder sind unsere Aufnahmegeräte einfach schlecht oder wir spielen tatsächlich schief.
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  • Die letzten warmen Tage

    19 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 13 °C

    Ein Tag wie jeder andere hier - also einfach schön ;). Morgens war noch niemand wach, also lernte ich den Zauberwürfel endlich auswendig und beschäftigte mich mit Spanisch. Vor dem Mittagessen telefonierte ich mit Hannah, wobei wir uns eigentlich nur um die gerade total verrückte Weltlage unterhielten. Oscars und meine Theorie ist ja immer noch, dass Marx' Prophezeiung nun aufgehen und sich der Kapitalismus endlich selbst abschaffen wird ;). Mam sehen, inwiefern wir Recht haben werden... Nachmittags gingen wir erst Nüsse sammeln. Warum? Nun ja, Suky hatte uns mitgeteilt, es würden schwere Zeiten auf uns zukommen. Und da sei es eben besser, Vorräte anzuhäufen... Viele Mückenstiche später ging ich kurz in die Cochera zum Klavierspielen und wir trafen uns um 17h wieder, um unser Trio zu proben: Wir kamen durch alle Sätze durch. Mal schauen, wann wir vorspielen müssen. Danach ging es noch in die Abendsonne, um Kitschfotos zu machen.
    Ansonsten ist die Stimmung im Haus eher gedrückt, denn nicht hysterisch. Wir sollen uns von jetzt an pünktlich an den Esstisch setzen und wenn das Essen dann noch eine Stunde dauert, eben trotzdem dort warten :(... Heute fuhr man mit zwei Autos zum Einkaufen und kam voll beladen zurück. In den Carrefour wird nur noch eine gewisse Anzahl an Personen gelassen, ab morgen gibt es eine totale Ausgangssperre für das ganze Land. Bin ich froh, dass ich zum Beispiel nicht in El Chaltén bin, wo die Versorgungssituation super schlecht ist... Informationen zur Rückholung haben wir bis jetzt keine.
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  • Quarantäne?

    20 mars 2020, Argentina ⋅ 🌙 13 °C

    Ja, den heutigen Tag verbrachten wir auch wieder hier. Ausgangssperre, wer zum Einkaufen muss, darf sich nicht ohne Mundschutz erwischen lassen. Und ich habe das Gefühl, ich langweile etwas, weil die Tage alle immer ähnlich ausschauen. Ein kleiner Rest Gespür für Wochentage ist noch übrig - damit konnte ich feststellen, dass wir schon fast zwei Wochen hier sind. Zwei Wochen voller nichts mit ganz viel etwas. Vor allem viel Spontanität, denn planen lässt sich einfach überhaupt nichts.
    So wie heute Morgen, als ich nachdem Klavier spielen eigentlich Spanisch lernen wollte, Oscar dann aber um die Ecke kam, ich solle ihm doch bitte helfen, ein Schloß an einen Schrank in der Cochera zu bohren. Mit dem schlechten Bohrer brannten wir eher ein Loch in die Türen, als dass wir es bohrten... Dann noch Innereien sortieren - von Saitenhaltern über Wirbelseife bis zu Gummis für nagelneue Kinnhalter war alles dabei - und alles in einem anderen Raum wieder aufbauen. Um 12.45h stieg Suky völlig bestürzt aus ihrem Auto und war heilfroh, uns am Leben zu sehen. Denn zehn Minuten vorher hatte sie sich folgendes ausgemalt: Der Schrank, der verlassen draußen stand, habe einen unserer Finger unter sich begraben. Mit dem geöffneten Erste-Hilfe-Kasten hätten wir den Verletzten nicht retten können. Und nebenbei sei einer wahrscheinlich auch noch von Moskitos überfallen worden. Deswegen müsse sie sofort ins Krankenhaus... Viel Fantasie! Der Schrank stand draußen, da wir ihn geputzt hatten und nicht nass wieder einräumen wollten. Der Erste-Hilfe-Kasten lag verloren in der Gegend rum, weil wir letzte Woche Alkohol zum Instrumenteputzen gesucht hatten. Und meine Mückenstiche sehen zwar echt gefährlich aus, sind aber auch nicht weiter schlimm ;).
    Naja, heute saßen wir also pünktlicher beim Essen, um - wie zu erwarten - zu warten. Und diese Gemütlichkeit setzte sich weiter fort. Irgendwann bekamen wir den Auftrag, das Campanario aufzuräumen. Also fegten und schrubten Oscar und ich im Campanario. Später schossen wir noch ein paar Bilder und probten. Aber wenn man Cello spielt ist das ja bekanntlich nicht so interessant ;)... Bueno, ein Mitternachtsspaziergang mit Sternenhimmel - das einzige Sternbild, das ich hier erkenne, ist das Kreuz des Südens - durfte auch nicht fehlen.
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