Marokko im Winter 2023

January - February 2023
A 56-day adventure by Jeanine Read more
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  • Day 56

    Marokko unverfÀlscht ehrlich!

    February 28, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 10 °C

    Heute ist unser letzter Tag in Marokko, bevor es morgen nach 57 Tagen zurück in unseren Kulturkreis geht. Bei einer sehr guten Kalbfleischtajine mit Pflaumen, Baumnüssen und Feigen, dazu roten marokkanischen Wein brauchen wir unsere MADs langsam auf...ein schöner und würdiger Abschluss dieser sehr erlebnisreichen und eindrücklichen Reise. Je mehr wir uns Tanger Med nähern, umso spanischer wirken die gepflegten und luxuriösen Residenzen auf uns . Man könnte sich in Spanien wähnen. Es wird sehr oft spanisch gesprochen, Paella wird vielerorts in den Restaurants angeboten, auch sind Tapas auf den Speisekarten aufgeführt. Die Menschen sind meist europäisch gekleidet, die Frauen oft ohne Kopfbedeckung. Berberkleidung, geschweige Turbane sind immer mehr die Ausnahme. Die schwer beladenen Esel und Schubkarren auf den Strassen sind verschwunden. Zwischen Neubauten gibt es manchmal noch etwas Grünflächen für ein paar Schafe und Kühe. Für wie lange wohl noch? Es wird viel gebaut. In Taroudannt würde Rajid diese Bauten wohl Hammam nennen...wegen der schlechten Isolation.
    Wir kommen von der Zeitreise welche uns bis tief zurück ins Mittelalter versetzte langsam wieder in der Gegenwart an...
    In lebhafter Erinnerung werden uns sicher all die schönen, lebhaften, interessanten menschlichen Begegnungen bleiben. Das fantastisch abwechslungsreiche Landschaftsbild: Die wunderschönen Sanddünen des Erg Chegaga und Erg Chebbi in der Sahara, das Atlasgebirge mit den beinahe unwirklich wirkenden Felsformationen, die imposanten Küstengebiete, die öden Steinwüsten, Kasbahs, Lehmdörfer, Agadire, Oueds, Queds, Oasen, Palmenhaine, Wasserfälle, Canyons und Schluchten. Die so bunt gewandeten Berberinnen und Berber...und vieles, vieles mehr!
    Natürlich gibt es auch Erinnerungen, welche sehr nachdenklich stimmen: An erster Stelle sicher die Armut, welche immer wieder präsent ist! Die vielen Bettlerinnen und Bettler. Die Unmengen an Abfall, aufdringliche "Guides" und Händler, bettelnde und Steine werfende Kinder, der Schmutz auf den Strassen und die hygienischen Verhältnisse allgemein.
    Peter und ich wollen reisen und Länder entdecken, wie sie der Wirklichkeit entsprechen. In Marokko haben wir ein Land erlebt mit all seinen Facetten. Unverfälscht ehrlich!
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  • Day 55

    Von kleinen und grossen Ganoven

    February 27, 2023 in Morocco ⋅ 🌬 16 °C

    Freudig stellen wir fest, dass entgegen den eher schlechten, regnerischen Wetterprognosen uns bereits beim Frühstück die Sonne ins Gesicht lacht. Es soll ein sehr entspannter Tag werden. Wir haben uns keine grossen Unternehmungen vorgenommen und leben etwas in den Tag hinein. So darf ein guter Kaffee und frisch gepresster Orangensaft im bereits bewährten Hotel Omeya nicht fehlen. Auf der windgeschützten Terrasse lassen wir uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Ein gutes WiFi erlaubt es die neusten News von einem bekannten Youtuberpaar, welchem wir auf unserer Reise bei der Plage Bhibah und in Essaouira begegnet sind anzuschauen. Sie berichten über Eisglätte die sie beinahe ins Verderben gebracht hat und anschliessendem kleinen Crash mit einem parkierten marokkanischen PW. Geschehen im Mittleren Atlas auf ihrer Fahrt in Richtung Meknès. Wir sind zum Glück von solchen unangenehmen Herausforderungen verschont geblieben. Cross fingers... und touch wood!
    Die lange Strandpromenade lockt nun zu einem ausgedehnten Spaziergang. Verglichen mit gestern Abend sind relativ wenig Menschen unterwegs. Mit starkem, böigen Rückenwind läuft es sich leichtfüssig.
    Interessant zu beobachten sind die jungen Männer mit ihrem gelben Schlauchboot und dem Fischernetz. Bekannte Gesichter...gestern von der Polizei verwarnt worden, wollen sie es heute erneut wagen. Vielleicht haben sie ja mehr Glück. Ein Katz- und Mausspiel...
    Auf dem Rückweg dem Meer entlang, der definitiv anstrengender ist, bemerken wir, dass die jungen, sehr fitten, illegalen Fischer bereits ihr Netz wieder schön zusammengelegt haben. Der Fang schien diesmal erfolgreicher gewesen zu sein. Wir beobachten einen älteren Herrn, wie er verstohlen den Jugendlichen ein paar Dirhamscheine auszahlt. Es scheint sich um eines der kleinen Ganovengeschäfte zu handeln, welches vorallem von den Möwen besonders im Auge gehalten wird.
    Aufgefallen sind uns um Tétouan und Martil am Strassenrand immer wieder eher junge Männer, welche mit ihrem Schlüsselbund in der Hand spielen, sobald jüngere Personen an ihnen vorbei laufen. Sie wechseln ein paar Worte und gehen wieder getrennte Wege. Ein Erkennungszeichen?
    Ich beobachte sehr gerne Menschen. Manchmal juckt es mich sehr, gewisse Fragen zu stellen. Aber in diesem Fall würde ich wahrscheinlich nicht eine ehrliche Antwort erhalten...
    Als Touristen der Generation Silberlocke werden wir vorallem von Bettlern, selbsternannten Guides und Händlern mit "legaler" Ware angesprochen. Wie bereits früher erwähnt fühlen wir uns sehr sicher hier in Marokko. Die zum Teil etwas befremdlichen Warnungen der diversen ausländischen Ämtern können wir nicht in vollem Umfang nachvollziehen. Zum Beispiel grössere Menschenansammlungen zu meiden...ein Ding der Unmöglichkeit wenn man sich in einer Medina aufhält. Wegen Terror, IS und Drogenhandel ist sehr viel Polizei und Militär im ganzen Land präsent.
    Mit der sehr mächtigen und weltweit tätigen Moroc Mafia werden wir ja sicherlich nicht konfrontiert werden. Die haben andere "Fische" im Visier.
    ...und wir lassen unseren gesunden und erfahrenen Instinkt wahren!
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  • Day 54

    Die kleinste Medina ganz schön gross!

    February 26, 2023 in Morocco ⋅ ☀ 15 °C

    Von meinem Fenster aus, kann ich noch im Bett liegend die aufgehende Sonne über dem Meer beobachten. Nach sehr viel Regen gestern und während dieser Nacht ist dies eine Wohltat. Wir dürfen uns nicht beklagen. Viel Nässe hatten wir in den vergangenen 6 Wochen nicht. Zum Glück. Andere Reisende, welchen wir unterwegs begegnet sind erzählten von tagelangen Regenschauern und Kälte. Die Wintermonate zählen in Marokko zur Regenzeit.
    Unser Frühstück geniessen wir nochmals im Hotelrestaurant Omeya. Anschliessend nutzen wir das schöne Wetter um die nahegelegene Stadt Tétouan zu besichtigen. Da wir eine Entsorgungsmöglichkeit für unser Schwarzwasser brauchen, fahren wir mit unserem Giotti bis vor die Tore von Tétouan, auf ein riesiges kostenfreies Parkfeld für die Taxifahrer und Busse, aber auch für PWs. Auf Park4Night hat Peter gelesen, dass es dort Wasser, Toiletten und Duschen gibt. Höflich frage ich einen älteren Herrn, der für die Sauberkeit der Anlage zuständig ist, ob wir unser Schwarzwasser hier entsorgen können. Wir dürfen!
    Für uns eine grosse Erleichterung, gibt es doch nur noch 1 Campingplatz bei Cabo Negro, entlang der gesamten Küste bis Tanger Med. Bei schlechtem Wetter aber nicht gerade ratsam, dort zu stehen. Die Rasenfläche könnte zu einem Problem werden. Leider müssen wir für die kommenden Tage mit weiteren Regenschauern rechnen.
    Erleichtert im wahrsten Sinne des Wortes, nehmen wir jetzt ein Taxi bis zur Medina. Tétouan kann, wie viele andere Städte Marokkos auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Die Stadt galt seit dem 8. Jahrhundert als wichtiger Kontaktpunkt zwischen Andalusien und Marokko. Im 14. Jahrhundert wurde eine Kasbah als Militärstützpunkt errichtet um die rebellischen Rifberber zu kontrollieren und das spanische Ceuta anzugreifen. Aufgrund seiner Nähe zum Meer und der aufblühenden Piraterie war Tétouan ein berüchtigter Seeräuberstützpunkt. Heinrich III. von Kastilien zerstörte die Stadt 1399 und liess die Bewohner töten oder vertreiben. Nach der Reconquista bauten jüdische und muslimische Flüchtlinge aus Andalusien Tétouan 1492 neu auf.
    Die Stadt an den Hängen des Rifgebirges ist geprägt von strahlend weissen und neu renovierten Kolonialbauten. Der Taxichauffeur bringt uns mitten hinein ins spanische Viertel der Neustadt Ensanche an den Place Moulay el-Mehdi. Auf der westlichen Seite des Platzes die Iglesia de Bacturia. Die katholische Kirche wurde 1926 erbaut. Noch heute feiern hier die Katholiken ihre Gottesdienste. Es ist wohl die einzige Kirche in ganz Marokko, wo stündlich die Kirchturmuhr schlägt.
    Wir wollen vorallem durch die kleinste Medina Marokkos, welche seit 1997 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht schlendern.
    Uns kommt diese lebhafte, noch sehr ursprünglich und autenthische Medina aber nicht so klein vor...immer wieder gibt es Seitengässchen, die in neue Gebiete führen. Von der Gasse der Silber- und Goldschmiede kommen wir zu Gemüse, Fleisch und Fisch, anschliessend befinden wir uns in einer Gasse mit einer grossen Menschenmenge, welche an gebrauchten Kleidern, Schuhen, Nähmaschinen, Schrauben, Mixern usw ihr Kaufinteresse zeigen. Plötzlich stehen wir in der Gasse mit Holz- und Töpfereiartikeln ....dazwischen riecht es sehr gut nach frischen Backwaren. Wir geniessen die Gerüche und Geräusche, la pura vida...
    Nach ein paar Stunden Tétouan kehren wir mit unserem Giotti zurück auf den Parkplatz in Martil. Der Parkwächter kennt uns noch...
    Nach der lebhaften Medina in Tétouan entspannen wir bei einem ausgedehnten Strandspaziergang, bei angenehmer Meeresbrise. Wir beobachten junge Marokkaner, wie sie mit viel Kraft und Ausdauer vom Strand aus ihr mit einem Gummiboot ausgefahrenes Fischernetz wieder an Land ziehen. Endlich den Fang an Land, kommen zwei Polizisten auf Pferden daher geritten und weisen diese paar jungen Männer zurecht. Ob sie sich wohl unrechtmässig mit Fisch aus dem Meer bedient haben?
    Mit ein paar grossen leeren Muscheln in den Händen kehre ich zu unserem Hüttli zurück...ein wenig Deko darf schon sein:)
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  • Day 53

    Von Speisen und GetrÀnken

    February 25, 2023 in Morocco ⋅ 🌧 12 °C

    Der Himmel scheint sich heute über unseren Köpfen in Form von riesigen Regenschauern aufzulösen. Um etwas Bewegung und Leben in unsere Glieder zu bekommen machen wir uns in Richtung gediegenem Hotelrestaurant auf die Socken... ein sehr nahrhaftes und feines Frühstück geniessen wir vor schöner Kulisse. Das Meer liegt spiegelglatt vor uns, die Palmen werden von heftigen Windböen und peitschendem Regen auf ihre Standhaftigkeit geprüft. Später werden unsere Regenschirme auf ihre Qualität geprüft. Zum Glück ist unser Hüttli nur wenige Meter vom Restaurant entfernt. Zwischen anderen "gestrandeten" Wohnmobilen geparkt. Heute sind wir wieder einmal froh, dass unser Giotti mit seinen 7,4 Metern Länge etwas Komfort und Raum bietet. Es wird ein Hüttentag der mit lesen, schreiben, Gitarre spielen, malen, Kartenspiel und essen an uns vorbei ziehen wird. Trotz zwei Fernsehgeräten, welche beim Kauf unseres WoMo's bereits installiert waren und zur Sonderedition dazu gehörten, haben wir während der gesamten Reise nie fern geschaut. Die Umstellung der Kanäle für den afrikanischen Kontinent wollten wir nicht vornehmen. Um an wichtige Nachrichten zu gelangen, reichen uns die SRF News im Internet. Ansonsten sind wir von so vielen Erlebnissen und Eindrücken beschenkt worden, dass uns zusätzliche Berieselung über die diversen Fernsehkanäle nicht gefehlt haben. Morgen soll sich der Himmel etwas aufhellen.
    Heute will ich in meinem Marokko-Tagebuch der landestypischen Küche etwas Beachtung schenken. Bunt und vielfältig - das trifft nicht nur auf Marokkos Landschaft, sondern auch auf das Essen zu. Geprägt durch französische, spanische, berberische und arabisch-islamische Einflüsse hält Marokko viele kulinarische Überraschungen bereit. Lokale Produkte, frische Gewürze und feine Aromen lassen dabei jedes Feinschmeckerherz höherschlagen.
    Als Nationalgericht gilt sicher an oberster Stelle die Tajine ein köstliches Eintopfgericht. Der Name bezeichnet dabei nicht nur das Gericht, sondern auch die Zubereitung. Der traditionelle Eintopf wird in einem spitz zulaufenden Tontopf zubereitet. Die Rezepte reichen von unterschiedlichen Fleisch- bis zu Fisch-, Gemüse oder Obstvariationen. Zuunterst kommt Fleisch oder Fisch, darauf werden Kartoffeln und Gemüse geschichtet und das Ganze dann langsam über Holzkohle gegart. Man isst zuerst das Gemüse und zuletzt das Fleisch, Geflügel oder den Fisch. Zum Austunken der Sauce benutzt man das reichlich bereit gestellte und meist noch warme Fladenbrot. Tajines werden überall in den Restaurants und am Strassenrand angeboten. Unsere erste Tajine in Asilah mit Rindfleisch Pflaumen und Rosinen bleibt mir als besonderen Schmaus in guter Erinnerung.
    Couscous ist ein weiteres Nationalgericht in Marokko und gilt als typisches Freitagsessen. Es wird meist in grossen Bergen auf einem Teller aufgetragen und nach dem traditionellen Freitagsgebet im Kreise der Familie serviert. Gegessen wird Couscous mit den Händen. Allerdings nur mit der rechten Hand, da die linke als unrein gilt. In El Jadida haben wir Couscous genossen, mit Besteck:))
    Die Portion hätte einer vierköpfigen Familie die Bäuche gefüllt...
    In Cap Spartel kamen wir in den Genuss von Beghrir. Die köstlichen Fladen ähneln kleinen Pfannkuchen und bestehen aus einem einfachen Griesteig. Wir haben sie mit Honig und Butter gegessen. Die vielen kleinen Löcher an der Oberfläche haben den Vorteil, dass sie den Honig gut aufnehmen können.
    Harira ist eine herzhafte Suppe die besonders gern im Fastenmonat Ramadan als erstes Fastenbrechen nach Sonnenuntergang serviert wird. Die Suppe bleibt mir eher als etwas fade in Erinnerung. Aber die Zubereitung und die Rezepte variieren von Region zu Region. Meist besteht die Suppe aus Fleisch, Kichererbsen, Linsen und orientalischen Gewürzen.
    Die Pastilla, welche wir in Fès zu uns genommen haben, ist bei mir unter die Kategorie "Verdächtige" bezüglich Unverträglichkeit gekommen. Ein paar Kohletabletten mussten nach dem Verzehr eingenommen werden.
    An den Küsten von Marokko gibt es eine grosse Auswahl an Fischgerichten. Für Fischliebhaber ein Mekka. Kommen sie doch meistens fangfrisch gegrillt auf den Teller. Wir haben in Moulay Bousslham solch frischen Fisch "genossen "...vorallem Peter. Die Umgebung hat mir die Lust an dieser Mahlzeit genommen.
    Auch die vegetarisch/vegane Küche hat in Marokko ihr Sagen. So gibt es fast zu jedem Gericht bunte Salate in gekochter oder roher Form. Tajine und Couscous gibt es ebenfalls in pflanzlichen Variationen.
    Unter den süssen Gebäcken schmecken mir besonders die
    "Gazellenhörnchen " oder Kaab el Ghazal in Tamaziyt (Berbisch). In Taroudannt hat uns Rajid diese süsse Köstlichkeit empfohlen. Die Füllung der halbmondförmigen Teigtaschen besteht aus einer himmlischen Mandelpaste mit Orangenblütenwasser und Zimt.
    Der marokkanische Pfefferminztee, auch bekannt als "Berber-Whisky" oder "Pfefferminztee aus dem Maghreb" steht auf jeder Speisekarte in Marokko. Das Nationalgetränk ist ein Zeichen der marokkanischen Gastfreundschaft und wird oft als Begrüssungsgetränk serviert. Die Kombination aus Grüntee, Minzeblättern und Zucker scheint vorallem den Marokkanern so gesüsst zu schmecken. Wenn ich Tee bestelle, dann immer ohne Zucker. Der Zucker liegt dann schön im Tellerchen bereit. Je nach Region und Jahreszeit wird der Grüntee an Stelle der Minze mit Zitronenverbene oder Wermutkraut ergänzt. Auf unserer 4x4 Exkursion zum Erg Chegaga wurden wir von einer Nomadin zu einem Tee eingeladen. Dazu bot sie uns Datteln und frisch gebackenes Fladenbrot an. In Marokko wird der Minztee getrunken, um das Beisammensein zu geniessen. Einer der schönsten und eindrücklichsten Momente welche ich aus Marokko in Erinnerung behalte. Ein arabisches Sprichwort besagt, dass immer drei Gläser getrunken werden sollen. "Das erste Glas ist süss wie die Liebe, das zweite hart wie das Leben und das dritte bitter wie der Tod".
    Viele verschiedene frisch zubereitete Fruchtsäfte und Smoothies werden im ganzen Land angeboten. Ein besonders eindrückliches und riesiges Angebot erwartete uns in Marrakesch auf dem Djemaa el-Fna Platz. Ein Novum für mich waren die Avocado- und Zuckerrohrsäfte. Bei der Bestellung eines Avocadosaftes achte ich darauf, dass er mit Orangensaft ergänzt wird. Die Ergänzung mit Datteln und Milch bekam mir nicht gut.
    Fladenbrot ist ein wichtiger Bestandteil der marokkanischen Küche. Überall auf den Märkten werden Berge von Brotfladen verkauft. Es ist das Grundnahrungsmittel schlechthin. Gerade gestern konnten wir einen Mann beobachten, wie er aus einer Tragtasche Bettlern Brote verteilt hat. Auch wir haben in Tanger einem Mittellosen ein Brot abgegeben. Er schien dafür dankbar zu sein.
    Die Herstellung dieser Brote erfolgt noch oftmals in einem sehr einfachen Brotofen. Auch dieser friedliche Moment mit Anaïs zusammen in der Nähe von AïtBenhaddou, beim backen ihres Fladenbrotes bleibt in schönster Erinnerung.
    Überall in den Souks und Medinas gibt es ein riesiges Angebot von Gewürzen. Darunter gehören Kreuzkümmel, Zimt, Koriander, Ingwer oder auch die edlen Safranfäden. Raz el Hanout, eine pikante Gewürzmischung aus 44 verschiedenen Zutaten, Harissa eine scharfe Würzpaste, Thymian, frischen Koriander, Minze oder Petersilie gehören ebenfalls an einen gut sortierten Gewürzstand.
    Nun bereite ich uns nach all diesen kulinarischen Gedanken einen feinen Tee zu, so süss wie die Liebe!
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  • Day 52

    Die blaue Stadt mit gutem Marketing

    February 24, 2023 in Morocco ⋅ 🌙 12 °C

    Ein Blick auf die Wetterkarte verrät uns, dass heute für uns der Himmel noch lacht. In der folgenden Nacht soll es zu starken Regenfällen kommen. Dies ist der Grund, weshalb wir der vielgelobten blauen Perle im Rifgebirge weniger Zeit widmen wollen. Eine Übernachtung auf dem dortigen Campingplatz wollen wir lieber nicht riskieren. Unser Weg führt durch den Nationalpark Talassemtane. Die Landschaft ist mit ihren ausgedehnten Zedern- und Steineichenwäldern, Schluchten und Wildblumenwiesen ein wahres Wanderparadies. Zu einer Wanderung reicht unser heutiges Zeitfenster nicht. So gibt es nur einen kurzen Fotostop um die beeindruckende Umgebung auf meinem Handy bildlich einzufangen. Die ganze Gegend ist aber auch für den grossflächigen Anbau von Cannabis bekannt. Es wird geschätzt, dass am Rif zwischen 300 und 400 Familien am Anbau und der Verarbeitung von Cannabis beteiligt sind. Von den fünf Millionen Einwohnern dieser Gegend sind etwa zwei Millionen direkt vom Anbau dieser Pflanze abhängig. All diese Menschen schaffen es dank der Freizügigkeit der Behörden, die es tolerieren, diese Tätigkeit auszuüben, obwohl es im marokkanischen Strafgesetzbuch als Verbrechen eingestuft wird. Der Handel mit Haschisch ist in Nordmarokko eine alltägliche Realität. Die im Rif produzierten Tonnen Haschisch werden auf verschiedenen Wegen, fast ausschliesslich auf dem Seeweg, durch die Strasse von Gibraltar nach Europa transportiert. Schnelle Schlauchboote mit starken Motoren und Verstecke in grossen Lastwagen oder Handelsschiffen sind die bevorzugten Methoden der Beteiligten in diesem riskanten Geschäft.
    In der Rifgegend ist es ein vertrautes Bild, dass Männer in Gruppen um einen Tisch in Cafés sitzen und ihr Kif in der traditionellen Pfeife, der Sebsi rauchen.
    Kaum sind wir in Chefchaouen angekommen, will uns ein junger Mann offensiv Haschisch verkaufen. Es ist höchst ratsam ein solches Angebot abzulehnen. Ich möchte nicht in einer marokkanischen Gefängniszelle wegen illegalem Drogenbesitz landen.
    Die blaue Perle im Rifgebirge, wie Chefchaouen auch noch genannt wird galt über Jahrhunderte als heilige Stadt, die Ausländern unter Androhung der Todesstrafe versperrt war. Dies hat dazu beigetragen, dass es noch viele mittelalterliche erhaltene Bauten gibt.
    Ein grosser Zuwanderungsstrom von ausgewiesenen Muslimen und Juden aus Spanien im Jahr 1492 haben die Architektur in der Altstadt geprägt. Wie in andalusischen Dörfern gibt es kleine Gassen zwischen weiss getünchten Häusern und unregelmässige Abgrenzungen, häufig mit Schattierungen in blau Ich erkundige mich bei zwei Einheimischen, ob die blaue Farbe in all ihren Schattierungen eine bestimmte Bedeutung habe. Eine Frau hat gar keine Erklärung, ein Mann beschreibt beinahe poetisch, dass die Farbe dem Himmel nachempfunden sei und bei Sonnenschein das Weiss der Häuser weniger in den Augen blendet. Andere Erklärungen sind aber auch noch im Umlauf...Die geflüchteten Spanier aus Andalusien hatten blaue Farbe mit dabei. Gegen den bösen Blick. Blau soll Ungeziefer fernhalten. Es soll die Gassen der Altstadt auch in den warmen Sommertagen schön kühl halten.
    Was stimmt nun?
    Schaut man etwas genauer in die Geschichte der Stadt, erfährt man, dass hier nicht schon immer alles blau angestrichen war. In den 1990er Jahren war Chefchaouen sogar ziemlich verfallen. Die Hippiewelle aus den 70er- und 80er Jahren flachte ab. Der Tourismus lief nicht mehr so gut und ein Hotelbesitzer beschloss sein Haus ganz in blau zu streichen. Warum auch immer, aber seine Idee hatte Erfolg und führte zu besseren Belegungszahlen. Daraufhin begannen weitere Stadtbewohner ihre Häuser blau anzumalen. Ein Besuch des Königs von Marokko samt Kamerateam führte dann wahrscheinlich auch massgeblich zu neuer Popularität der erneuerten Stadt.
    Wir lassen uns durch die blaue Medina treiben, welche über zahlreiche Treppen, durch viele Gassen, auch solche die in einer Sackgasse enden führt. Nach einer Mittagspause auf dem Place Outa el Hammam vor der Kashba aus dem 15. Jahrhundert zieht es uns aber relativ schnell aus dieser Touristenhochburg weg. Vielleicht waren unsere Erwartungen bezüglich dieser Stadt etwas zu hoch gesteckt. Schade, dass diese Stadt sich ganz dem Tourismus zugewendet hat. Wir sind froh, dass unser Giotti auf einem Parkplatz und nicht auf dem komunalen Campingplatz steht. Somit steht unserer Weiterfahrt in Richtung Tétouan und Martil Plage nichts im Weg... Für diese Nacht und die weiteren bis zu unserer Rückreise ab Tanger Med haben wir einen Campingplatz im Visier. Dort angekommen ist nur noch eine leere Kies-und Rasenfläche vorhanden. Der Platz hat anscheinend die Pandemie nicht überlebt. Deshalb stehen wir diese Nacht nochmals auf einem bewachten Parkplatz an der Strandpromenade von Martil Plage. Mit Blick aufs Meer und in der Ferne die Küste von Andalusien.
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  • Day 51

    Am Rande des Rif-/Kifgebirges

    February 23, 2023 in Morocco ⋅ ☁ 15 °C

    Nach ein paar Abschiedsworten und gegenseitigem Adressenaustausch mit einem uns sympathischen Schweizer Paar verlassen wir den idyllischen Flecken Erde über der Cala Iris. Der nächtliche Regen zwei Nächte vorher, hat in der Bucht einen Erdrutsch ausgelöst. Geröll und umgekippte Strassenlampen blockieren die rechte Fahrspur. Heute soll es auf der Rocade RN16 entlang am Rande des Rifgebirges bis nach Oued Laou gehen. Die Strasse verläuft vorerst ins Landesinnere. Kurvenreich, auf und ab. Eine eindrückliche Berg- und Küstenwelt zeigt sich uns hier. Immer wieder entdecken wir Heuballen, welche wie grosse Pilze in der Landschaft stehen. Im kleinen Fischerdorf El Jebha machen wir einen kurzen Kaffeehalt. Ein guter Platz um dem Tagesgeschehen etwas zuzuschauen. Fischer sind mit ihren Netzen beschäftigt. Kleine Mädchen versuchen uns mehrmals Brot zu verkaufen. Auf dem gegenüberliegenden Parkplatz stellt ein Chauffeur seinen qualmenden Bus hin. Ein Bus der "École de science Al-Hoceïma". Die Studenten steigen aus und freuen sich über den unvorhergesehenen Halt. Schnell haben sie sich in die diversen Restaurants verteilt. Der Busfahrer wirkt etwas hilflos. Der Qualm über dem vorderen linken Reifen scheint ihm grösseren Kummer zu bereiten... ob es wohl eine glühende Bremsscheibe ist, nach dieser Berg- und Talfahrt? Wir setzen unsere Reise bergauf und bergab an der eindrücklichen Steilküste fort. Im mittelalterlichen Örtchen Tarha gibts einen Fotostop. Die Bucht ist von Felsen umrahmt und auf einem thront eine alte, verfallene Kashba. Peter fragt sich, ob hier wohl Rapunzel auf zurufen hin ihr sehr langes Haar vom Dachfenster aus heruntergelassen hat...
    Die restlichen Kilometer führen uns durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, welche durch eine Lagunenlandschaft geprägt sind. In Oued Laou fahren wir direkt zu einem öffentlichen, bewachten Parkplatz, direkt an der Strandpromenade. Bereits stehen einige Wohnmobile auf dem Platz. Ein Parkwächter in gelber Weste fragt uns, ob wir über Nacht bleiben wollen. Dem ist so. Dies koste 20 MAD. Wir sind etwas erstaunt über den Preis. Auf Park4Night haben wir 50 MAD gelesen. Toiletten, Frischwasser und Entsorgungsmöglichkeit für Schwarzwasser. Der Parkwächter fragt gleichzeitig nach Kleidern, Schuhen und zuletzt nach Bier. Mit Letzterem können wir ihm dienen...frage aber, wie er das mit seinem Glauben vereinbaren könne. Irgend eine für ihn zurecht gebogene Erklärung gibt er mir auf französisch zur Antwort ...die Parkgebühr will er noch nicht einkassieren. Nebenan steht die Moschee...
    Uns plagt etwas der Hunger. Die Gelegenheit das aufgeschobene Geburtstagsessen von Peter nach zuholen. So gehts der Strandpromenade entlang ins Städtchen. In einem Einheimischen-Restaurant geniessen wir eine wunderbar gewürzte Thunfisch-Tajine. Ein kleiner Verdauungsspaziergang mit kurzem Abstecher in eine Patisserie schadet sicher nicht. Vor einem einfachen Café runden wir das Mahl ab. Wir beobachten einmal mehr, was so auf der Strasse vor sich geht. Uralte deutsche Fahrzeuge mit dem bekannten Stern werden stolz von ihren Besitzern zur Schau gefahren. Diese Fahrzeuge sind unterdessen wieder als Old-timer in Europa gefragt. Hühner spazieren unbekümmert auf dem Gehsteig und der Strasse umher, respektvoll beobachtet von vorsichtigen Katzen. In der Kaffeebar sitzen einige Marokkaner und ziehen an ihren Raucherstäben. Was inhalieren sie wohl? Das Rifgebirge, Herzland des Kif, wie Marihuana auch genannt wird, steht vor der Haustüre.
    Kaum "zu Hause" angekommen, klopft es an unserer Tür. Ein höflicher junger Mann bittet uns zur Kasse. Er verlangt 50 MAD. Ich spreche ihn auf den Parkwächter mit der gelben Sicherheitsweste an...er meint nur, dass dies ein kleiner Vagabund und Bettler sei. Der Franzose neben uns bestätigt nickend aus seinem WoMo heraus. Der echte Parkwächter stellt uns eine Quittung aus, welche wir gut sichtbar hinter das Fahrer-Seitenfenster klemmen.
    Langsam wird es ruhig. Die Jugendlichen haben ihr Fussballspiel beendet. Schon bald wird aus dem Lautsprecher über unserem Giotti der Muezzin zum Nachtgebet auffordern. Einen Wecker brauchen wir nicht zu stellen. Gegen sieben Uhr wird uns der Muezzin zum Morgengebet wecken. Inshallah!
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  • Day 50

    Ein paar Facts...

    February 22, 2023 in Morocco ⋅ ☀ 17 °C

    Soeben fliegen Zugvögel in schöner Formation vor unseren Augen übers Meer in Richtung Spanien. Sie bringen nun den Frühling auf den europäischen Kontinent! Es fällt uns schwer, diesen herrlichen Stellplatz über der Cala Iris zu verlassen. So schnell kommen wir nicht mehr zu solchem Luxus....ultimative Lebensqualität! :)) Zum Glück haben wir noch ein paar Tage Zeit, bevor es zurück in die Heimat geht. Wir bleiben also nochmals eine Nacht hier und lassen bei Meeresrauschen diese erlebnisreiche Reise vor unserem inneren Auge Revue passieren.
    Gewisse Erfahrungen und Fakten auf dieser Wohnmobilreise versuche ich hier etwas gebündelt, alphabetisch wiederzugeben.
    Marokko ist ein islamisches Land. Somit ist Alkohol prinzipiell nicht erlaubt. Lizensierte Hotels und Restaurants in grösseren touristischen Gebieten ist der Ausschank erlaubt. Auf dem Land sind Alkoholika nur selten erhältlich. Interessant ist jedoch, dass Marokko selber Bier und Wein produziert. Wir wurden einige Male um Wein und Bier angebettelt. Eine kleine Reserve haben wir legal importiert. Zu kaufen gibt es alkoholische Getränke im Carrefour, oder in kleinen lizensierten Shops. Aber nicht während dem Ramadan, wie uns ein Kanadier bei El Jadida erklärte. Er hat seit vier Jahren seinen Wohnsitz in dieser Stadt. Zur Not müsse er ansonsten einen Billigflug buchen, um im Flughafen in der zollfreien Zone an Bier zu gelangen. Na ja, Not macht erfinderisch:))
    Eine Apotheke mussten wir zum Glück nur für Verbandspflaster aufsuchen. In allen grösseren Ortschaften sind "Pharmacie"n vertreten. Sie führen in der Regel einheimische und ausländische Medikamente. Unsere Reiseapotheke stockten wir aber bereits in der Schweiz auf. Besonders nützlich waren Kohletabletten...nicht jede Mahlzeit ging folgenlos an uns vorbei...
    Autofahren in Marokko ist weitgehend unkompliziert. Will man zügig von A nach B gelangen ist die kostenpflichtige Autobahn die beste Wahl. Die Mautgebühr bezahlt man in Bar an der Zahlstelle. Das System ist mit europäischen Autobahnen vergleichbar. Interessanter und abwechslungsreicher ist jedoch das Fahren auf Landstrassen. Besondere Vorsicht ist jedoch geboten, da man die Fahrbahn mit LKW-Fahrern, Mopeds, Fahrradfahrern, Eselskarren, Ziegenherden und Fussgängern teilt. Der Belag kann ebenfalls zu einer besonderen Herausforderung werden. Plötzlich auftretende Löcher , ausgefranste Strassenränder und viele Schwellen vor Fussgängerstreifen. Im Gebirge fehlen oftmals Leitplanken, Seitenbegrenzung oder Mittelstreifen. Bei starken Regen- oder Schneefällen (Hoher Atlas) kann es noch zusätzlich zu Beschädigungen kommen ausgelöst durch Erdrutsche und Steinschlag.
    Die Strassenschilder sind meistens arabisch, französisch und vorallem im Süden noch in Tifinagh (traditionelle Schrift der Tuareg) beschriftet. Nachts sollte man besser nicht mehr auf den Strassen unterwegs sein. Immer wieder sind unbeleuchtete Fuhrwerke, Fahrräder und Personen unterwegs. Aber auch Tiere und Schlaglöcher können schnell übersehen werden.
    Die Armut in Marokko ist überall präsent. Viele ältere, junge, beeinträchtigte, verwitwete, alleinerziehende Bettler und Bettlerinnen, aber auch Kinder strecken uns ihre Hände entgegen. Wir geben vorallem Menschen, welche ohne jegliche staatliche Hilfe überleben müssen jeweils ein paar MAD.
    Marokko ist ein sehr beliebtes Land unter Campern und Wohnmobilisten. Wir treffen auf sehr viele Franzosen und Deutsche. Je nach Aufenthaltsort sind vorallem "Weissware" unterwegs. Besonders der Atlantikküste entlang. Je mehr Gebirge und Wüste, desto mehr Expeditions- 4x4- und Offroadern begegnen wir. Freies Campieren ist vielerorts erlaubt. Fühlt man sich unsicher, lieber einen Polizisten, Parkwächter oder das Militär anfragen, ob hier das Freistehen erlaubt und sicher ist. Campingplätze entsprechen meistens nicht den gewohnten europäischen Standards. Je nach Engagement des Betreibers verfügen die Campingplätze über funktionierende sanitäre Anlagen und sind sauber. Wir sind aber öfters auch auf eher verwahrlosten Plätzen gestanden, vorallem wegen dem Landstrom für unsere Heizung. Zum Glück ist unser Hüttli ja gut eingerichtet mit Dusche und WC.
    Auf den Campingplätzen, den meisten Tankstellen, Restaurants, Souks, Geschäften usw. müssen wir mehrheitlich mit Bargeld bezahlen. In grösseren, touristisch besser erschlossenen Gebieten, Marjane und Carrefour werden die üblichen Kredit- und Debitkarten als Zahlungsmittel angenommen. Zu Bargeld kommen wir jeweils über Bancomate. Mit meiner Maestro Karte muss ich neue, moderne Geldautomaten ansteuern, damit ich zu Bargeld komme. Die Karte von Peter ist weniger "anspruchsvoll". Es ist von Vorteil, immer ein paar Münzen im Geldbeutel zu haben. Sei es um ein Trinkgeld zu geben, einem Bettler ein Almosen oder auch nur für ein Brot.
    Je nach Region kostet ein Brot zwischen 1 - 3 MAD. Für mich ein guter Massstab bezüglich Trinkgeld oder Almosen. 10 MAD sind ungefähr 90 Rappen. Alle Lebensmittel welche aus Marokko stammen sind sehr günstig. Auf den jeweiligen Märkten gibt es oft ein riesiges frisches Angebot. Sobald europäische Lebensmittel im Marjane oder Carrefour im Einkauswagen liegen bezahlen wir am Schluss auch europäische Preise. Mitunter sicher auch ein Grund, weshalb diese grossen Supermärkte beinahe nur von Ausländern betreten werden. Nur wenige, besser betuchte Einheimische kaufen hier ein. Bei Lebensmitteln steht der Endpreis fest. In den Souks, auf Märkten und in kleinen Läden gehört das Feilschen hinzu. Wenn wir ein Objekt der Begierde ins Auge gefasst haben fragen wir nach dem Preis. Empört über die Höhe des Betrages geben wir 1/3. des ursprünglich verlangten "Wunschpreises" an. Der Händler wiederum verwirft die Hände empört und kommt uns etwas im Preis entgegen. So verläuft diese Spiel hin und her...bis wir uns gegenseitig einigen. So ungefähr die Hälfte des anfangs gefordeten Betrages springt dabei heraus. Wahrscheinlich immer noch zu teuer...das Feilschen gehört hier einfach zum Handel und bereitet uns meistens auch Spass.
    Schöne Lederartikel besonders die Babouches (Schuhe) haben mich ein paar Mal zum Kauf verleitet. Gewürze und ätherisches Öl, Arganöl, Teemischungen und Rosenwasser gehören ebenfalls zu meinen Erinnerungskäufen.
    Marokkaner sind sehr sprachgewandt. Gerne sprechen sie uns auf Deutsch an. Landessprachen sind jedoch Französisch, Arabisch und das Tamazight.(Berberdialekte) Ein paar Brocken in diesen Sprachen wirkt oft Wunder und öffnet Türen. Mit Englisch kommt man vorallem bei der jüngeren Bevölkerung ins Gespräch.
    Langsam verschwindet die Sonne hinter den lieblichen Hügeln des Nationalparkes. Es frischt sofort auf. Das Meer liegt heute ziemlich ruhig vor uns. Der Magen knurrt. Es gibt weder Tajine, noch Couscous oder Berberomelette. Ein Blick in unseren Kühlschrank wird mir offenbaren, was es bei uns heute zum Nachtessen auf den Tisch gibt.
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  • Day 49

    Was macht das Wetter?

    February 21, 2023 in Morocco ⋅ ⛅ 14 °C

    Das reichhaltige Frühstück geniessen wir al fresco mit Blick auf das nimmer aufhörende Schauspiel der Meeresbrandung. Mit dem Fernglas bewaffnet schweift mein Blick weit in die Ferne. Allzu gerne würde ich springende Delfine entdecken. Anscheinend sind da bereits die Fischer auf der Jagd gewesen und haben die Fische in ihren Netzen zusammen getrieben. Viele Möwen haben sich jedenfalls um ein Fischerboot versammelt. Von den anmutigen Säugetieren scheinen sich keine in meinem Blickfeld aufzuhalten.
    Die meisten Camper verlassen heute den Platz. Wir fragen uns, ob der Regen von letzter Nacht die Leute in Aufbruchstimmung gebracht hat. Die Zufahrtsstrasse hier hin wird unpassierbar bei starkem Regen für normale Wohnmobile.
    Es ist kaum ein Monat her, dass uns an vielen Orten die Menschen über fehlenden Regen seit zum Teil drei Jahren geklagt haben. Wir haben viele ausgetrocknete Furten passiert ( Furt: Seichte Stelle eines Flusses, die das Überqueren gestattet). Konnten kaum glauben, dass dort jemals Wasser geflossen ist. Gemäss Neuankömmlingen auf dem Camingplatz und Youtubern hat es in den vergangenen Tagen im Hohen, Mittleren und Anti-Atlas-Gebirge sehr starke Niederschläge gegeben. Es sei so viel Wasser vom Himmel gefallen innert zwei Tagen, wie sonst normalerweise während des ganzen Winters. Strassen rund um Ouarzazate mussten gesperrt werden, wegen stark angeschwollenen Oueds. Diese haben bis zu zwei Meter tiefe Gräben in den Untergrund hinein gefressen...in so einem Graben zu landen wünsche ich niemandem. Es ist auch sehr riskant überflutete Furten zu überqueren, wenn man nicht ortskundig ist. Die Tiefe des Schlammwassers und die Beschaffenheit des Grundes können zu bösen Überraschungen führen. Wir können uns glücklich nennen, dass wir den schwierigen Wetter- und Strassenbedingungen bis heute immer rechtzeitig entkommen sind.
    Einen Blick auf die Wetterprognosen zu werfen hat sich jedenfalls gelohnt, bei der fortlaufenden Reiseplanung.
    Das Klima in Marokko ist im Februar von ideal bis sehr schlecht je nach Region und Stadt. Viele Wohnmobil-Reisende, welche dem Winter entfliehen wollen zieht es deswegen an die Atlantikküste, nach Casablanca, Essaouira, oder Agadir um dort einige Wochen oder sogar Monate zu verbringen. Das Küstenklima ist ganzjährig mild und ausgeglichen. Das Gebiet geniesst ein angenehmes Klima, das durch die Passatwinde noch gemildert wird. Diese Städte sind dementsprechend auf grossen europäischen Andrang vorbereitet und eingerichtet. Die Angebote an die Bedürfnisse der Besucher optimiert.
    Ganz im Süden beginnen die gewaltigen Sanddünen der Sahara sowie die ausgedehnten, kargen Steinwüstenfelder der Hammada. Das dortige Klima bedeutet Hitze, Kälte und beides auf einmal. Grund: Wegen fehlender Wolken strahlt die aufgestaute Hitze nachts ungehindert zurück in die Atmosphäre. Dies war mitunter ein Grund, weshalb wir Campingplätze aufgesucht haben, um dort Landstrom beziehen zu können für die Beheizung unseres Nachtlagers. Je weiter man sich ins Landesinnere Richtung Atlasgebirge bewegt, desto kontinentaler wird das Klima. Im Sommer sind Höchstwerte bis 45 Grad keine Seltenheit, während im Winter die Temperaturen auch mal bis zum Gefrierpunkt fallen können. Auf den Höhen des Atlasgebirges liegen die Mittelwerte teilweise nur um 10 Grad. Auf der Westseite des Atlas fällt ein mehrfaches an Regen, verglichen zur Ostseite. Wir befinden uns nun im Norden von Marokko wo ein meditterranes Klima herrscht. Heisse und trockene Sommermonate, Regen und mildes Klima im Winter.
    Auf unserer Reise haben wir somit zwei verschiedene Klimazonen durchquert: Im Norden und Nordwesten die meditterane und im Süden und Südosten die kontinentale. Zwischen den zwei Klimazonen befindet sich die Gebirgskette Hoher Atlas.
    Unser Tag verläuft heute so ruhig, wie schon lange nicht mehr. Eine Aufregung wird uns aber durch Giotti beschert. Der Kühlschrank meldet eine Fehlermeldung und kühlt auch nicht mehr. Nach intensiver Konsultation der Betriebsanleitung und des Internets, einigen Neustarts und schliesslich durch völlige Abkoppelung der Aufbaubatterie und Reset ist es Peter gelungen, den Kühlschrank wieder funktionstüchtig zu machen.
    Danach gehts für ein paar Schritte durch die wilde und wunderbar mit Lavendel überwachsene Macchia. Eine grosse Ziegenherde mit ihrem Hirten kommt leichtfüssig einen Hang hinunter in unsere Richtung. Die Felle dieser Ziegen glänzen in rostbraunen bis schwarzen Farbtönen. Die gesunde Meeresluft und frischen Kräuter scheinen ihnen gut zu bekommen.
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  • Day 48

    Ce n'est pas la saison

    February 20, 2023 in Morocco

    Nach all den vielen Eindrücken in den vergangenen Tagen und Wochen tut es gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Ich geniesse meinen Morgenkaffee draussen an der angenehm milden Meeresluft und lasse den Tag langsam bei mir ankommen. Die Meeresbrandung gibt den Takt und Ton an. Die feine Morgenröte beginnt sich aufzulösen. Ob der Täuberich mit seinem Gurren wohl ein Weibchen anlocken will, oder das Brutrevier markiert? Die Natur um uns herum ist auf Frühling eingestellt. Überall beginnt es zu spriessen und blühen. Ich liebe Blumen. Sie sind etwas wunderbares. Ob sie nun klein und unscheinbar sind oder durch ihre Grösse beeindrucken. Auf unserem Spaziergang in den kleinen Fischereihafen der Cala Iris laufen wir an blühendem Schopflavendel und Thymian vorbei und anderen uns vertrauten Blumen aus dem Mittelmeergebiet.
    Die Sonne hat bereits viel Kraft... und unsere Kehlen sind ein wenig trocken...
    Vor dem Hafengelände gibt es einige desolate, verwahrloste Restaurants und Cafés. Keine Menschenseele anwesend. Wie ausgestorben. "Ce nest pas la saison"... Gerne hätte ich Peter an seinem heutigen Geburtstag zu einem feinen Essen eingeladen. Nun wird wohl der Campingkocher angeworfen...
    Das Hafengelände dürfen Unbefugte nicht betreten. Auch dieser Hafen wird stark durch das Militär bewacht.
    In den vergangenen 20 Jahren übten die Europäer und besonders die Spanier zunehmend Druck auf die marokkanischen Behörden aus und verlangten, Migrantinnen und Migranten und Flüchtlinge abzufangen, die versuchten, über die Küste Marokkos nach Europa zu gelangen. Immer höher wuchsen die metallenen Grenzanlagen mit dem Ziel, die Städte Melilla und Ceuta vollständig von ihrem Umland zu isolieren.
    Nachdem die spanisch-marokkanische Aussengrenze der EU geschlossen und die Visabestimmungen verschärft wurden, begann die tragische Phase der nordafrikanisch-europäischen Migration: per Boot über das Mittelmeer. Die Küste Marokkos und die anderer nordafrikanischer Staaten wurde für Tausende Migrant/innen und Flüchtlinge zum Ausgangspunkt ihres Versuches, Südeuropa per Boot zu erreichen.
    Sicherlich einer der Hauptgründe, weshalb so viel Militär präsent ist. Auch in Grenznähe zu Algerien ist viel Militär anwesend. Der Grenzkonflikt zwischen den beiden Staaten flammt immer wieder auf, trotz eines unterzeichneten Grenzvertrages im Jahre 1972. Als Folge des "Guerre des sables" (Sandkrieg), welcher im Oktober 1963 stattfand.
    Marokko ist aber ein sicheres Reiseziel. Von der Regierung aus wird sehr viel unternommen, damit sich die Touristen gut aufgehoben fühlen. Es gibt viele Polizeikontrollen auf den Strassen. Meistens werden die eigenen Bürger kontrolliert. Wir sind bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nie angehalten worden. Wird Jemand bei einem Diebstahl oder Übergriff erwischt drohen ihm schwere Sanktionen. Was abschreckend wirkt.
    Nach unserem Spaziergang gönnen wir uns einen ruhigen und entspannten Nachmittag auf dem schönen Stellplatz.
    Ich habe zur Feier des Tages einen kleinen Blumenstrauss am Wegrand für den Jubilar gepflückt. Peter hat sich in die Küche gestellt, während ich hier schreibe. Das Essen ist bald angerichtet.
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  • Day 47

    Meeresrauschen und GitarrenklÀnge

    February 19, 2023 in Morocco

    Haben wir doch gedacht, dass der riesige Parkplatz mit dem grossen Kreisverkehr und den Häusern ohne Fenster und Türen dem Verfall preisgegeben sind. Dem ist nicht so. Ein junger Mann spricht uns vor unserer Abreise kurz an. Er will wissen, ob sich dieser Platz mit Panoramablick aufs Meer für einen Stellplatz für Wohnmobile und ähnlichem eignet. Eigentlich sollten wir abraten...eine freie Übernachtungsmöglichkeit der besonderen Güte weniger...doch wir können ihm nur eine Bestätigung geben. Zwischen Tanger Med und Nador gibt es einen einzigen Campingplatz an der wunderschönen Küste. Dies auf einer Strecke von ca 380 Kilometern.
    Bergauf und Bergab...Auf zum Teil sehr holprigen Strassen. Die marokkanische Regierung will in den nächsten Jahren diesem Küstenabschnitt mehr Bedeutung zuwenden. So ist bereits ein gigantisches Hafenprojekt Nador WestMed im Bau. Ein Tiefwasserhafen für Containerfrachter und Industrie der etwa 30 Kilometer von Nador entfernt liegen soll ist in Planung. Genau da, wo wir oberhalb der Bucht genächtigt haben. Das Projekt verspricht neue Arbeitsplätze, eine neue Infrastruktur und eine moderne Zukunft der Region. Bereits sind deswegen einige Zufahrten zu schönen Stellplätzen in Meeresnähe zum Opfer gefallen. Wir wünschen dem jungen Mann viel Erfolg, für sein Stellplatzprojekt und machen uns auf den Weg zum einzigen noch geöffneten Campingplatz zwischen Nador und Tanger Med.
    Die Rocade (Küstenstrasse) von Nador nach Al-Hoceïma ist auf den folgenden rund 130 Kilometern ein wahrer Genuss. Wir ziehen an grünen Schluchten, bizarr erodierten Hügelformationen in hellem Gestein vorbei. Auf den roten Lehmböden leuchten kontrastreich landwirtschaftlich genutzte Flächen.
    In Al-Hoceïma machen wir eine Kaffeepause an der Plage Sfiha. Langsam werden all die kleinen Cafés und Imbissstuben zur bald beginnenden Saison hin aufgefrischt.
    Die nächsten Tage wollen wir auf dem Campingplatz Kalah Iris unterkommen. Dies bedeutet, während einiger Tage selber zu kochen, da der Campingplatz ziemlich abgeschieden im Nationalpark Al-Hoceïma liegt. Deshalb gibts noch einen kurzen Einkaufsstop bei Marjane um noch fehlende Zutaten für die eigene Küche zu ergänzen.
    Die ganze Küstenregion wurde 2004 zum Nationalpark erklärt. Das Gebiet ist das Zuhause für seltene Wasser- und Landbewohner. So sind beispielsweise die seltenen Mönchsrobben und grosse Tümmler in den Gewässern vor der Küste beheimatet.
    Freundlich werden wir auf dem kleinen Campingplatz empfangen.
    Die Lage des Platzes ist einfach traumhaft schön! Wir stehen direkt über der Bucht von Kalah Iris.
    Peter setzt sich mit seiner Gitarre auf den Campingsessel und lässt sich durch das Meeresrauschen zu Klängen inspirieren.
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