Südamerika 2023/2024.

December 2023 - March 2024
A 83-day adventure by Tom Read more
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  • Day 16

    Heal the world. Make it a better place.

    January 8 in Peru ⋅ ☀️ 20 °C

    Während sich bei Minusgraden in Deutschland der Pöbel mit Mistgabeln bewaffnet und den politischen Umsturz propagiert, liegen wir bei +20°C lange und gemütlich im Bett. Bisserl Akku laden, bevor es morgen endgültig in die Regenregion um Puno und den Titikakasee weitergeht. Etwas süffisant betrachtet, würde es die Verhältnisse in Deutschland vermutlich schnell wieder geraderücken, wenn man südamerikanische Probleme und Verhältnisse zum Vergleich heranzieht. Vielleicht fehlt auch nur etwas korrupte staatliche Härte wie hier in diesen Breitengraden üblich. Bumm. Scharfe Munition gegen die ersten Traktoren. Und schnell wieder heim zu Hof- und Landbesitz unter dem christlichen Holzkreuz am Küchentisch. Für a' halbe Bier, an Schweinsbrat'n, an neuen Mercedes und a Kreuzerl beim Hubsi wird's grad noch reichen. Was würde wohl der Besitzer unserer Casa zu diesem Thema sagen, der als Vetriebener/Geflohener aus Venezuela hier in Peru ein neues Leben begonnen hat. Im Urlaub soll man sich nicht aufregen.

    Das Programm heute bleibt übersichtlich. Eigentlich ist mein einziges Problem die Ameisenplage in unserem Zimmer, die ich selbst ausgelöst habe, weil ich ein leeres Glas Cola nicht gleich ausgewaschen und erstmal einen Tag mit Missachtung gestraft habe. Das Ergebnis war beeindruckend, ich sollte in die Tierforschung wechseln.

    Der letzte Tag in Arequipa wird aber trotzdem nochmal genutzt und gebührend zelebriert. Zuerst mit kleinen und großen Dingen, die man auf Reisen halt so macht - also Nachschub an Coca-Candys, Coca-Tea und Bargeld besorgen. Sidekick: unbedingt googeln, ob man das Zeug nach Deutschland importieren darf. Als würde ich die Antwort darauf nicht eh' schon kennen.

    Am Abend wird es dann nochmal vornehm. Also nicht was die Klamotten betrifft, denn natürlich wird der Touri recht ungeniert mit kurzer Hose und T-Shirt einlaufen, aber wir gönnen uns ein 10-Gänge Degustationsmenü im Nobelhobel der Stadt. Warum? Weil wir es können. Und ehrlicherweise auch, weil die pro Kopf Pauschale in Höhe von 200 Soles (50 Euro) für das Gebotene einer Einladung gleicht, die man nicht ausschlagen sollte. Habe ich bereits erwähnt, dass Peru alle kulinarischen Erlebnisse meines Lebens toppt? Ich mache es gerne nochmal.

    Da sitzen sie nun also, die zwei Schuster'schen Restaurantkritiker im Place to be im Stadtzentrum. Nein, ich will keine Weinbegleitung und jetzt lass die haute cuisine mal antanzen. Das ziehen wir dann auch satte zwei Stunden durch. Optisch ein Knaller, teilweise fresse ich versehentlich fast die Deko. Geschmacklich vermutlich auch, aber nur bedingt für meine von Currywurst, Döner, Burger und Leberkäs'semmeln zerfressenen Geschmacksnerven. Bei fermentierten Shiitake-Pilzen mit Seifengeschmack (frischer Korianderschaum) setze ich einmal aus und der Überraschungsgang trifft uns dann beide etwas unvorbereitet. Geheime Zutat? Super. Sag halt was Du willst, wird schon irgendein Fetzen Fleisch gewesen sein. War es dann auch. Im Mondlicht vom Werwolf angefressene und vom Blut einer Jungfrau getränkte Rinderzunge. Besten Dank, ich wollte schon immer Innereien essen. Und zuallererst in Südamerika. Wenn ich mit einer peruanischen Kuh knutschen will, sage ich beim nächsten mal vorher Bescheid.

    Vokabel des Abends:
    plato de matanza = Schlachtplatte

    So spielt das Leben. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

    Nachtrag: Natürlich (!) ist die Einfuhr und der Besitz von Coca-Produkten in Deutschland verboten. Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und so. Und da der brave Thomas stramm gesetzestreu durchs Leben geht, wird das Zeug halt pünktlich zur Rückkehr im März vor Ort wegkonsumiert.

    Vokabel des Tages:

    Drogenhändler/Dealer: Narcotraficante
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  • Day 17

    Ein Bus wird kommen...

    January 9 in Peru ⋅ ☀️ 17 °C

    ... oder auch nicht.

    Reisetag Arequipa - Puno. Wir erinnern uns? Natürlich hatte ich recht und die dubiose Busverbindung war ein Fake. Bus gecancelt bzw. nie existent. Wo ist mein Beruhigungsspray.

    So funktioniert moderne Marktwirtschaft in Peru. Du verkaufst Online zu einem stattlichen Preis eine Direktverbindung im klimatisierten Luxusbus, die es gar nicht gibt. Vor Ort buchst Du den dummen Touri dann auf irgendeinen Local-Seelenfänger, der über die Dörfer tuckelt und einen Bruchteil der bezahlten Rate kostet. Never trust Pacifico del Sur. Aber bitte meinem Bauch. Da brauch man keine Höhe, um Schnappatmung zu bekommen.

    Nun sind knappe 300km Entfernung bei hiesigen Straßenverhältnissen und durchschnittlichen Straßenverkehr ja schon eine Ansage. Heute aber geht es über Gebirgspässe. Wenn es schnell geht mit 35km/h, wenn es nicht so schnell geht und der örtliche Zementlaster vor dem Bus fährt, dann eher so mit 10km/h. Und es gibt viele Zementlaster. Einigen wir uns also - um es fußballsprachlich auszudrücken - eher auf leichten Raumgewinn, denn auf stabiles und erfolgsversprechendes Angriffsspiel. Franz Beckenbauer würde sich im Grab umdrehen, wenn er da schon angekommen wäre. Rest in Peace Lichtgestalt.

    Das alles wäre noch in Maßen erträglich, wenn die Klimaanlage im Bus funktionieren würde. Tut sie aber nicht. Und weil es eh schon egal ist, bleibt auch die Lüftung aus. Die Temperaturanzeige im Bus pendelt in den vielen, vielen Folgestunden zwischen 40 und 45°C, während wir auf 3.800 Meter in Richtung Titikakasee aufsteigen.

    Spätestens jetzt würde sich Speedy Gonzales in die nächste Nervenheilanstalt einweisen lassen. Wir sind dort schon angekommen. Arriba! Arriba! Andale! Arriba!

    Am Ende dauert der langsame Postkutschenritt mehr als 8 Stunden, bis zwei dumme Deutsche al dente gekocht das Ziel Puno erreichen. Immerhin das Airbnb mit Dachterasse und Blick über die gesamte Stadt entschädigt. Danach reicht ein einziger Cocktail pro Nase, um uns in Schieflage ins Reich der Träume zu schießen.

    Was lernt man daraus? Zukünftig wird der Kombi Urlaub und eigener Mietwagen (auch in scheinbar kritischen Ländern) immer der Vorzug gegeben. Für so ein Tralala bin ich definitiv nicht gemacht.

    Vokabel des Tages:

    jarra de leche - Milchkanne
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  • Day 18

    Ruf Teddybär 1-4

    January 10 in Peru ⋅ ☀️ 11 °C

    Hilfe. Ich wurde entführt. Oder ich sitze in einem Alptraum fest. Ort des Geschehens ist ein kleines Schiff auf dem Titicaca-See. Wir schreiben den 10. Januar 2024 und ich bin gemeinsam mit Lissy und 30 weiteren Touristen verschleppt worden. Wir fahren in Richtung der Inselgruppe Uros und ein Panflötenspieler aus der Fußgängerzone Münchens wurde engagiert, um uns bereits am frühen Mittwochmorgen zu quälen. Zieht mir doch bitte die Fingernägel ab oder steckt mich in den Kochtopf, aber das ist Folter.

    Ganz so schlimm ist es dann glücklicherweise nicht. Die Inselgruppe aus 120 Schilfinseln ist die Heimat der letzten ethnischen Gruppe Indigener am Titicaca-See. Natürlich erinnert das Geschehen ein wenig an eine Kaffeefahrt mit Verkaufsveranstaltung, wir machen also das, was man Oma und Opa immer verboten hat. Mit Heizdecken und Kochtopfsets kommen wir dann auch nicht heim, man kann sich mit etwas Geschick dem Geschehen relativ schnell entziehen. Aber der kleine schwarze Inselhund weicht mir nicht mehr von der Seite, wenigstens einer der mich mag.

    Ähnlicher Ablauf und ähnliches Motto auf der Nachbarinsel Taquile, aber da gibt es wenigstens was zu futtern und ein geiles Panorama.

    Probleme drohen von ganz anderer Stelle. Mal wieder. Wenn sich der gute Thomas täglich 5000 Kalorien reinpfeift und dabei auf sämtliche Vorsichtsmaßnahmen verzichtet, dann endet das im ein-Wochenrythmus übel. Im Rad des aufgehenden Vollmondes war es natürlich heute soweit, die Kohletabletten liegen im Hotel und ich muss an dieser Stelle vermutlich nicht erwähnen, wie die WC Situation auf einer Insel mit Ureinwohnern aussieht. Sehr, sehr übersichtlich. Halleluja. Da beginnst Du zu schwitzen.

    Während die Reisegruppe also irgendeinen Indigo-Volkstanz bestaunt, bestaune ich das Porzellan-Übel vor Ort. PAPEL HYGIENICO, aber ganz schnell und ohne Diskussion. Ich schwöre ich war kurz davor zum Mond zu fliegen, Treibstoff war genug vorhanden.

    Nach acht Stunden Ausflug fühlen wir uns alle ein wenig wie Chinesen, die durch das Hofbräuhaus geschleust werden und noch vor Schloss Neuschwanstein die letzten Ureinwohner Bayerns beim Schuhplattl'n in der Oberpfalz bewundern. Gleiche Logik, anderer Kontinent.

    Immerhin verkaufen die Einwohner von Taquile aus was weiß ich für einer Pflanze gewonnenes Inka-Shampoo, das ich mir selbstverständlich sofort in das Resthaar geschmiert habe. Mir wurde steif und fest versprochen, dass die grauen Haare und die Geheimratsecken sofort verschwinden, komischerweise kann Lissy am Abend noch keine Besserung feststellen.

    Vokabel / Satz des Tages:

    calvo = Glatze
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  • Day 19

    Kopf knapp über Wasser

    January 11 in Peru ⋅ ⛅ 15 °C

    Die Vorboten, die mich gestern bereits getroffen haben, krallen sich in der Nacht auch Lissy. Eigentlich fühle ich mich wie die Klofrau einer billigen Diskothek, denn gefühlt alle zwei Minuten läuft eine Frau an mir vorbei und steckt den Kopf in die Kloschüssel. Hui, das ist ja meine...

    Am Morgen liegen wir beide komplett durchgefickt im Bett. Nur nicht in der positiven Art und Weise. Da helfen auch keine Elektrolyte und Co. mehr - die Kombination aus Magen/Darm/Höhe/Kreislauf streckt uns nieder. Nur gut, dass wir einen zehn Stunden Trip nach Cusco vor der Brust haben. Einfach kann ja jeder.

    Augen zu und durch. Erstmal Cola und trockenes Brot aus dem nächsten Kiosk besorgen. Einer alleine schafft die Strecke nicht, also legen wir den Zombiewalk gemeinsam hin. Im Nachgang hätte ich von diesem bemitleidenswerten Auftritt durch Punos Straßen gerne einen Videomitschnitt.

    Am Abend gegen 21 Uhr erreichen wir auf der letzten Rille die vorerst letzte und vielleicht attraktivste Stadt unseres Peruausfluges. Allerdings liegt uns Cusco nicht wirklich zu Füßen, sondern im Hinblick auf unseren Gesundheitszustand ist es kurzfristig eher umgekehrt. Zusätzlich nervt das nächtliche Gewusel am Terminal Terrestre, also am Busbahnhof. Wenn hier schon notorisch Touris gezockt werden, dann bitte nicht wir.

    Also flott ab ins UBER und zur recht geilen Airbnb-Butze. Hier wohnen wir die nächsten sieben Tage erstmal in einer fast schon prähistorischen Hütte aus dem Jahr 1640 und kochen uns kurz vor Mitternacht einen Topf Spaghetti ohne Alles. Carboloading in Krisenzeiten, nur ohne anstehenden Marathonwettbewerb.

    Urlaub ist, was man daraus macht.
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  • Day 20

    Viva la Peru, Viva la Cusco.

    January 12 in Peru ⋅ ☁️ 16 °C

    Cusco - ehemalige Hauptstadt des Inkareichs. Ziemlich geiles Teil, das steht nach der ersten ausführlichen Stadtbesichtigung definitiv fest. Über all den ehrwürdigen Mauern wacht, wie in Lissabon oder Rio, natürlich mal wieder der gleiche Kerl - hier schimpft sich der gekreuzigte Knabe Christo Blanco, hat aber erneut kein Kreuz dabei, der kann einfach nix. Aber wie immer ist es "der" Aussichtspunkt der Stadt, also muss man da hin. Das machen irgendwie alle Touris mit Bus oder Taxi, die beiden Schuster-Dödel müssen natürlich zu Fuß rauf. Tolle Idee mit angeschlagener Gesundheit und ca. 1000 Treppen Zwischendistanz als Überbrückung. Selten war ich am Ende sportlicher Aktivität so lost und als direkt untrainiert in Sachen Ausdauer würde ich mich jetzt nicht bezeichnen. Höhenluft, langsam ist jetzt auch mal gut.

    Wieder bei Atem geht es zum Steinhaufen nebenan, wir dürfen aber nicht rein. Die notwendige Touristcard kostet satte 130 Soles pro Kopf und irgendein Mitarbeiter des peruanischen Touristikzentrums hatte die geile Idee, dies Bezahlung nur in Cash zu akzeptieren. Seh' ich aus wie ein Geldtransporter auf zwei Füßen von Prosecur? So eine Ansage nach dem gefühlten Aufstieg auf den Himalaya zieht einem wirklich die Schuhe aus. Beim zweiten Versuch komme ich mit dem Mietwagen Du Arsch.

    Dann halt zurück ins Stadtzentrum. Lissy kauft mal wieder halbe Souvenirstraßen leer, ich finde endlich (!) passende Turnschuhe in Größe 45, aber die Verkäuferin kam doch sichtlich ins Schwitzen. Massagen erfreuen sich auch extremer Beliebtheit, allerdings fehlt mir in Begleitung der Ehefrau der Wissensvorsprung, inwieweit diese mit oder ohne Happy End angeboten werden. Das misstrauische Kerlchen in mir ist ja eh' der felsenfesten Überzeugung, dass die geilen Chicas auf der Straße nur als Lockvögel eingesetzt werden und die eigentliche Dienstleistung dann von einem 140kg schweren Sumo-Ringer mit Rückenbehaarung erbracht wird - insofern Danke, nein.

    Einmal ums nächste Eck gebogen und - Voila - wir erinnern uns schlagartig an den langen und dunklen Schatten dieser Reise. Über mehr als 1 1/2 Straßenblöcke stauen sich gut 500 Menschen an einer unscheinbaren verschlossenen Tür mit der Aufschrift Ministerio de Cultura. Richtig gedacht - hier hat das Übel des Kartenvorverkaufs für Fucking Machu Picchu seinen Ursprung. Heute, am 12.01. sollte endlich der Vorverkauf über das neue Ticketsystem der Regierung starten. Denkste. System und Server abgeschmiert, Internet und vor Ort Verkauf gestoppt, Chaos und Verwirrung überall wo man hinsieht. Ich ziehe mich mit Lissy relativ schnell und desillusioniert zurück. In vier Tagen haben wir ggf. ein großes Problem, aber ich kann es aktuell schlichtweg nicht ändern. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt hoffentlich Ticket.

    Vokabel des Tages:

    idiotas incompetentes = unfähige Idioten

    Da passt es zum Ausklang des Abends dann auch recht gut ins Bild, dass mir der Länderpunkt Peru in Sachen Fußball davonzuschwimmen scheint. Tatsächlich war ich der festen Überzeugung an diesem Wochenende irgendeinen Kick im Umkreis von Cusco zu finden, aber selbst die Einheimischen streichen bei meiner intensiven Suchanfrage die Segel.

    Naja, dann zum Ausklang etwas Netflix im Airbnb und auf bessere Zeiten hoffen. Man wird mit der Zeit hier ja richtig demütig.
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  • Day 21

    Incas were here first!

    January 13 in Peru ⋅ ☁️ 13 °C

    Die Nacht bringt uns den ersten Regen ☔️ unserer Urlaubszeit. Nach mittlerweile fast drei Wochen und in der rainperiod hier vor Ort, wirklich kein schlechter Schnitt. Ein Fucking Machu Picchu Ticket fällt aber immer noch nicht aus den Wolken, wäre ja auch zu schön gewesen.

    Wir brauchen heute lange bis wir starten. Körperlich bin ich immer noch komplett tilt. Fieser Magendarmvirus in allen Ehren, aber langsam zerrt es extrem an der Substanz. Wenn dann in einer knappen Woche auch noch die Malaria-Prophylaxe in Tablettenform dazukommt, kann ich schonmal Ausschau nach einem Sanitätshaus mit Inkontinenzwindeln halten. Daheim wäre das ein klarer Fall für den gelben Schein, hier versucht man das Programm aufrechtzuerhalten, aber die Moral macht langsam schlapp. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Wenn das Pflichtprogramm eh schon Scheiße ist, dann kann man auch gleich die erste Amtsstube am Ort besuchen. Zweimal Boleto Turistico del Cuso bitte und ja, ich weiß - nur Barzahlung. Raffgeier. Gleich nebenan ist praktischerweise die Inka-Pharmacia, wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich ob der obskuren Namensgebung glatt darüber lachen. Aber gut, Notlagenmanagement - mal schauen, was die ollen Schamanen aus der Vergangenheit zum Kampf gegen den geplagten Verdauungstrakt bereitstellen. Knappe 100 Soles ärmer bekomme ich keinen Hexentrank aus dem Blut einer Jungfrau, gemixt mit Arschhaaren des Gemeindepriesters, sondern - keine Ahnung was. Rein damit, wird schon helfen.

    Getreu dem Motto "Was schert mich mein Geschwätz von gestern" geht es im Anschluss wieder zu diesem ollen Sacsayhuamán-Dingens gaaaaanz oben an der Himmelspforte. Steine schauen ist ja so ein tolles Hobby. Aber so heftet man sich erfolgreich den ersten Inkaruinen-Ground ans Revers. Bringt mich im Leben sicher irgendwann mal weiter. Nicht.

    Damit war die kulturelle Tagesaufgabe eigentlich auch schon erledigt. Last step - Mietwagen für die kommenden zwei Tage klarmachen. Die ganze Chose war mit dem Rental-Car Fritzen eigentlich schon abschließend geklärt - fährt man nur noch schnell ins Office, hinterlegt die Kaution (in Bar) und regelt den Rest. Nicht so in Südamerika. Statt Büro erwartet uns eine ziemlich menschenleere Gegend in einem eher düsteren Stadtbezirk. Da stehen also zwei dumme Touris mit 300 Dollar Cash, wie zwei Rehe im offenen Schussfeld der Waldlichtung, und harren der Dinge, die da evtl. so kommen, während uns Lissy schon als potenzielle Organspendeopfer der peruanischen Guerilla sieht. So kommt es wie es kommen muss - ab ins nächste Uber, zurück in den sicheren Hafen der Innenstadt, Reißleine ziehen und stattdessen nach Alternativen umsehen. Bleiben wir halt vorerst mangels Alternativen bei privaten Guide-Touren. Wenn eh schon alles auf den Magen schlägt, ist es letztlich auch egal.

    In diesem Sinn: manchmal ist das Leben wie Durchfall. Scheiße, aber es läuft.

    Vokabel des Tages:

    emboscada - Hinterhalt
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  • Day 22

    Once upon a time

    January 14 in Peru ⋅ ☁️ 10 °C

    Secret Valley Tag. Also gehen wir den Geheimnissen der Inkas mal auf die Spur. Indiana Jones wäre stolz auf uns.

    Die örtliche Rental-Mafia hat uns den eigenen Mietwagen ja zerdroschen, dafür hat uns Väterchen Zufall aber noch eine ziemlich räudige Touri-Company bei der x-ten Stadtdurchquerung beschert. Optisch so eine Kaschemme, die man nie freiwillig betritt, also genau der Charme, der Fußballchaoten tendenziell immer anzieht. Um beim Thema zu bleiben, Organe hätte man dort vermutlich auch erwerben können, auf jeden Fall aber waren dort die günstigsten Raten für private Touren abrufbar - irgendeine Schrottkarre mit vier Reifen wird uns dann schon durch die Gegend ballern. Handdrauf Du schmieriger Geselle und schon wechseln 350 Soles den Besitzer. Eine goldene Geldklammer und ein Hahnenkampf im Hinterzimmer hätten den optischen Charme perfekt abgerundet.

    Lissys kritisches Augenrunzeln versteht sich von selbst, aber natürlich sitzen wir fast pünktlich um 6 im Auto. Abfahrt effektiv eine Stunde früher als die Gruppenreisen, sollte also alles passen.

    So oder so - wir haben eine Menge abzuarbeiten. Archäologisches Zentrum in Chinchero, Inka-Stätte Moray, Salzminen in Maras, Ruinen in Ollantaytambo, Inka-Stätte in Pisac. Wir sind hier ja nicht zum Spaß und es reicht ja, wenn der dunkeldeutsche Landstrich Deutschlands dumm stirbt, müssen wir ja nicht dazugehören.

    Der Tag besteht somit überwiegend aus Steinen, Steinen und noch mehr Steinen. Und einer Menge Mehrausgaben, denn gefühlt hat die peruanische Tourismusbehörde einfach mal pauschal und überall den Eintrittpreis verdoppelt. Ich sag es ja schon immer, die Ampel und die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland sind wirklich an Allem schuld. Merkel muss weg. Wir sind das Volk. Da geht ja gleich der deutsche Wutbürger mit mir durch.

    Dank gutem Guide allerdings recht transparent und interessant vermittelt, ganz nebenbei ist es tatsächlich sehr beachtlich, was da von den Abkömmlingem des Sonnengottes "Inti" an Mauern, Festungen, Terrassen und Plattformen zusammengehämmert wurde.

    Obwohl wir an jeder einzelnen Station früher als die Masse sind, nervt freilich das Gewusel. Sonntag. Familientag. Tolle Idee. Tendenziell sollte es straffrei sein, irgendwelche selbstverliebten Selfie*otzen mit ihrem eigenen Selfiestick zu erdrosseln. Ich verspreche, ich mache dann auch ein Insta-Video vom letzten Atemzug. Wo sind eigentlich meine Blutdrucktsbletten?

    Bei all der Hektik sollte freilich nicht vergessen werden, dass Al Bundy 1966 vier Touchdowns in einem Spiel gemacht hat und den Polk High School Panthers damit zur Stadtmeisterschaft verholfen hat. Hoppla, im Thema verrutscht. Ich wollte eher daran erinnern, dass wir bis zum heutigen Tag kein Meerschweinchen auf dem Gewissen haben. Gelegenheiten dafür gab es heute genug, aber so ein Scheidungsanwalt kostet ja auch was, dann übt man sich eben im Verzicht. Inwieweit so ein guinea-pig am Spieß allerdings überhaupt appetitlich aussieht, liegt eh' in den Augen des Betrachters. Auch deshalb gibt es am Abend mal wieder klassisch peruanischen... Burger. Quasi wie Schnitzel auf Malle, nur besser.
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  • Day 23

    Somewhere over the rainbow.

    January 15 in Peru ⋅ ☁️ 5 °C

    Langsam erhöhen wir die Schlagzahl wieder. Aufstehen 3.30 Uhr, Abfahrt 4.30 Uhr. Urlaub darf auch Schmerzen verursachen und die Inka-Apptheke stellt mich langsam wieder zurück aufs Vollgas-Gleis.

    In und um Cusco gibt es zwei Rainbow Mountains. Der Vinicunca ist relativ nah und jeder Depp fährt hin. Touristisch erschlossen, Jalala, man darf zum Gipfel wahlweise wandern, mit dem Pferd reiten oder per Quad fahren. Und dann gibt es den Palccoyo. 3 1/2 Stunden oneway-Fahrt entfernt, also wirklich am Arsch der Welt. Niemandsland, ergo auch niemand dort. Im Leben waren manche Entscheidungen schon schwerer - love it!

    Beim Pick-Up durch unseren Fahrer zeigt sich heute recht deutlich das unterschiedliche Klimaempfinden. Ich stehe bei zugegeben leicht zapfigen 8°C natürlich mit kurzen Hosen am Abholort, der Knabe fährt mit Winterjacke, Handschuhen und Decke über dem Schoß vor und schüttelt nur noch leicht entsetzt den Kopf. Alternativ könnte er zwar auch einfach die Heizung im Auto aktivieren, aber wieso einfach, wenn es auch schwer geht.

    Das heutige Ziel beschert uns zum "Nichtvergessen" noch einmal richtig Höhe, aber es reicht wieder nicht ganz für den 5000'er - heute sind es 4980 Meter. Schade, da kann auch Bob der Baumeister mit ein paar aufgestapelten Steinen die restlichen 20 Meter nicht mehr überbrücken. Auf Kopf, Magen und Atemwege wartet auf jeden Fall erneut eine Menge Arbeit.

    Über Stock, Stein, Nebel und Regen geht es in die Natur und wenige Kilometer vor dem Ziel beschert und das recht wechselhafte Wetter einen Regenbogen 🌈 wie aus dem Bilderbuch. Danach quälen wir uns eine knappe Stunde durch die Höhe. Lungenflügel am Anschlag, Körper komplett auf Sparflamme - wer einmal auf solchen Höhen wandert, der versteht, wieso Sauerstoffflaschen zur Standardnotfallausrüstung bei den touristischen Reiseunternehmen und bei allen Hotels in und um Cusco zählt. Unvorstellbar wie Reinhold Messner auf diesen Minihügel Mount Everest ohne Co2-Unterstützung gedackelt ist. Oder die Luft war 1980 noch besser, alternativ die Drogen stärker.

    Wie auch immer - bei 5000 lässt sich leider kein Yeti sehen, aber zum Glück auch kein Schnee, wie um diese Jahreszeit hier meist üblich. Stattdessen gleich mehrere bombige Rainbow-Mountains in ihrer wahren Pracht und Du weißt sofort, wieso sich die ganze Mühe innerhalb von Sekunden bezahlt macht. Wie Lucky Luke als lonesome Cowboy ganz alleine mit Dir und der Welt. Allerdings bläst mir der eisige Wind langsam die Lebenslichter aus und meine Finger werden ebenfalls zum Regenbogen, allerdings nur in den Farben rot, weiß, blau- Boah war das zapfig am Wadl.

    Deshalb Servus Naturschauspiel und dünne Luft, zurück in die normale Umgebung. Wobei "normal" aktuell gar nicht auf der Tagesplanung steht, denn morgen ist dann Judgement Day rund um das heiße Eisen Machu Picchu. Aber bevor mir da heute noch der Kragen platzt, lasse ich es lieber gut sein.
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  • Day 24

    Heute. Hier. Jetzt.

    January 16 in Peru ⋅ ☁️ 8 °C

    Fucking Machu Picchu Tag. Wie ein Krebsgeschwür klebt die Nummer 3 der weltweiten Top-Sehenswürdigkeiten (nach dem Taj Mahal und der chinesischen Mauer) seit Beginn der Südamerika-Planung an uns. Warum? Weil es halt einfach Scheiße ist. Du musst Wochen im Voraus planen und dich festlegen, x-Bausteine wie Zug, Ticket, Timeslot und gewählte Route im Inneren zu einem großen Ganzen zusammenbasteln und dann tritt Ende Dezember die Chefin der Touristikbehörde unvermittelt zurück, der Kartenvorverkauf wird komplett eingestellt und das gesamte System inkl. angeschlossener Server bricht in den ersten beiden Januarwochen vollständig in sich zusammen. Mit mehr Glück als Verstand erhalten wir unsere über einen Ticketprovider reservierten Zutrittsberechtigungen 48 Stunden vor der Anreise. Kombiniert mit einem anderem Timeslot als gewünscht, aber immerhin machbar.

    Bleibt die miese Seite der Abzocke. Hier leisten korrupte Regierung und monopolisierte Zuggesellschaft ganze Arbeit. Selbst im günstigsten Fall und bei vollständiger Eigenbuchung sprechen wir hier von locker 200 Dollar pro Kopf-Pauschale für eine 30km lange Zugfahrt, das Eintrittsticket und den Pendlelbus zum/vom eigentlichen Ort des Geschehens. Shame on you!

    Nun denn, da muss man durch. Südamerika ohne DEN Südamerika-Spot geht ja auch nicht.

    Das Handy bimmelt um 1:50am. Welche Masochisten lassen sich solche Zeiten einfallen? Aber hilft nix, um 2:50am ist Boarding für die kombinierte Bus/Zuganreise ab Cusco. So versammeln sich die Touris dieser Welt für den Ausflug zum Weltwunder und zwei Schusterschädel stecken mittendrin.

    Ab diesem Zeitpunkt verläuft der Tag im Kindergarten-Einbahnstraßenstil. Schildchen hier, Schlange dort, Gänsemarsch von A nach B und wieder von B nach A. Ausweis bitte, Ticket bitte, Fahrkarte bitte. Wow, Reisen für Gehirnamputierte, da sind wir richtig. Lediglich einen Guide suchen wir uns selbst und teilen die Kosten mit zwei Mädels aus den Niederlanden und einem Brasilianer. Multikulti von seiner besten Seite, wir sind hier ja auch nicht beim Fußball.

    Am Ende latschen wir mehr als drei Stunden durch Machu Picchu. Und ja, es ist fantastisch. Perfektes Wetter, zuerst mystische Wolken, gefolgt von strahlendem Sonnenschein. Soll nochmal einer sagen, Januar wäre in Peru nicht die perfekte Reisezeit.

    Zurück vom Gipfel und in Aguas Caliente weicht die letzte Anspannung einer kompletten inneren Zufriedenheit. Letztere wird bei der Heimfahrt nur kurz gestört, als ich im verglasten und vollbesetzten Panoramazug etwas unbedarft unsere Edelstahl-Wasserflasche öffne und dabei fast den Dachhimmel des Zugwagons wegballere. Unterschätze nie die Kraft von Kohlensäure. Immerhin sind danach alle Mitreisenden wach, froh einem Bombenanschlag entgangen zu sein und das 4-er Grüppchen älterer Damen aus den USA fordert lauthals eine Runde Champagner.

    18 Stunden stehen am Ende auf der Reise-Uhr. Sportlich, sportlich.

    Last but not least verzichten wir einfach mal auf Übersetzungen und beenden mit dem passenden Fazit:

    I'll never regret seing Machu Picchu.
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  • Day 25

    Lets the party started

    January 17 in Peru ⋅ ☁️ 14 °C

    Hurra, wir leben. Tatsächlich waren die letzten Tage gar nicht so entspannt, wie es ein typischer Erholungsurlaub eigentlich so mit sich bringt. Da liegt man nach dem Aufwachen auch einfach mal nur im Bett und freut sich aufs "nixtun".

    Bevor sich Peru dem Ende neigt und der nächste Step Kolumbien ins Rampenlicht rückt, wird es in den nächsten Tagen aber nochmal interessant - der Nationalpark Manu zieht uns in seinen Bann. Amazonasgebiet, tropisches Klima, hoffentlich ganz viel erlebenswerte Flora & Fauna und erstes Malaria-Risikogebiet. Prophylaxetabletten und noch mehr Deet 50% Moskitospray wandert also in den kleineren Daypack-Rucksack, während die großen Rucksäcke hoffentlich sicher im Airbnb verbleiben.

    Die tägliche Vitaminspritze mit frischen Advocados versteht sich von selbst, vermutlich haben wir hier in gut drei Wochen Peru mehr von dem Grünzeug verdrückt, als vorher in vier Jahrzehnten. Das passt zum selbstgewählten Cheat-Day, denn dazu gesellen sich auch gleich mal ein paar Snickers in den Einkaufswagen. Die kosten hier dann tatsächlich rund 1,50 Euro, sind für Einheimische also letztlich unbezahlbar. Für eine Flasche Paulaner oder Flötzinger Spezi würde ich in so einem Moment töten, aber was willste machen.

    Inwieweit Piratensender Powerplay aus der Region Madre de Dios in den nächsten Tagen überhaupt auf Sendung geht, ist auf jeden Fall fraglich, ggf. warten etwas triste empfangslose Tage auf uns. Vielleicht kann man ja ein paar Affen zum Trommeln überreden.

    Wir erinnern uns:

    Hoch im Dschungel, da ruft die Trommel - der Löwe stirbt heut Nacht!
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