Nach Osten zur Seidenstraße

Juli - September 2018
Die erste Etappe im Sabbatjahr Weiterlesen
  • 43Footprints
  • 10Länder
  • 49Tage
  • 240Fotos
  • 0Videos
  • 20,2kKilometer
  • 14,6kKilometer
  • Tag 33

    Kurzbesuch in Kasachstan

    19. August 2018 in Kasachstan ⋅ ☀️ 26 °C

    Wir haben mit über 3000 km einen großen Sprung nach Westen gemacht. Aber auch in den Süden. Man merkte es spätestens nach der Landung in Almaty dem früheren Alma Ata. Brütende Hitze.
    Unser Flug nach Bischkek dem früheren Frunse hat einen 24h Zwischenstopp in Kasachstan . Da wollten wir uns die ehemalige Hauptstadt der Kasachen anschauen. Morgen werden wir dann in Kirgisistan ankommen.
    Wir wurden vom Hotel am Flughafen abgeholt. Das habe ich zwar meist bei Booking.com angekreuzt, aber bisher hat's noch nie geklappt. Neben dem Hotel ist ein Schwimmbad. Herrlich!
    Die Stadt, deren historischen Gebäude bei zwei starken Erdbeben im letzten Jahrhundert fast vollständig zerstört wurden, bietet eine seltsame Mischung aus sowjetischer Monumentalarchitektur, westlichem Flair und Orient. Man sieht die hohen Gipfel (7000er) des Thienschangebirges.
    Es gibt viele Parks, viel Grün in den Straßen und die Menschen wirken sehr entspannt. Insgesamt sehr lebenswert. Und die Angestellten des Hotels waren auch sehr lieb. Auf der Rückfahrt vom Zentrum in unser Hotel sagte mir der nette Schwarztaxifahrer den aktuellen Spielstand von RB gegen Köln. Das nenn ich Service.
    Weiterlesen

  • Tag 34

    Bishkek-Kirgistan

    20. August 2018 in Kirgisien ⋅ ☀️ 31 °C

    Von Almaty an den Issekkul-See gibt es einen tollen Wanderweg über die Pässe des Thienschangebirges, der aber nur für Kasachen und Kirgisien begehbar ist. Auf diesem Weg waren wir schon Mal vor 30 Jahren unterwegs. Er ist auch nicht ohne. Bin mir nicht sicher ob wir das noch schaffen würden.
    Also nehmen wir den Flieger. Den schaffen wir noch. Diesmal nur 45 min.
    Die Stadt ist nicht ganz so modern wie Almaty aber auch Recht grün. Nach dem Einchecken im Hostel wollte ich mich um die Tickets zum Issykkul kümmern. Und es gab ein deja vu. Vor 30 Jahren war es unmöglich Fahrkarten für den Zug zu bekommen.
    Es ist immer noch so. Ich hatte voreilig für die Rückfahrt bis Taschkent (29h) ein Schlafwagenabteil über die Seite der russischen Bahn gekauft und bezahlt. Unsere nette Asel von der Rezeption meinte, ich müsste es noch am Bahnhof in ein richtiges Ticket tauschen. Also auf zum Bahnhof der Hauptstadt. Dort schaute aus einer winzigen Luke eine übelgelaunte, missmutige Schalterverkäuferin heraus, die kein Wort Englisch sprach und uns wegtreten ließ. Sie meinte das wâre über eine russische Seite gekauft und deshalb ungültig. Meine Argumente interessierten sie nicht. In der Nachbarluke waren auch Laute zu hören aber keiner zu sehen. Nachdem die Schlange zu lang wurde, zeigte sich dann auch da ein ähnliches Kaliber. Ich wollte noch eine Fahrkarte für morgen an den See kaufen, aber das verwehrte die Nachbarin mir. Ich solle sie morgen kaufen. Der Schalter öffnet ab 7Uhr aber der Zug fährt schon 6:40 Uhr. Sie ließ sich auf keine Diskussion ein. Unfassbar!
    Ansonsten saßen in der Halle noch 3 gelangweilte Typen in einer Art Uniform herum. Ihre Aufgabe konnten wir ebenfalls nicht erkennen.
    Damit ging der Tag ohne Ergebnis zu Ende. Ich habe meine Bank angewiesen die Zahlung zu verweigern.
    Diese Erfahrung lässt uns möglicherweise unseren weiteren Zugfahrtpläne überdenken. Nun muss erstmal ein flüssiger Stimmungsaufheller her.
    Weiterlesen

  • Tag 35

    zum Issyk-Kul

    21. August 2018 in Kirgisien ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach den gestrigen Erfahrungen beim Ticketkauf haben wir uns für eine Marschrutka zum Issykkul entschieden. Asel hat uns zum zentralen Busbahnhof begleitet und in eine Marschrutka gesetzt. Auf dem Busbahnhof wurden die Fahrziele wie auf einem Markt durch lautes Rufen beworben. Der Fahrer startet erst wenn der letzte freie Platz belegt ist.
    Heute Nacht hat es das erste Mal nach unserem Start Regen gegeben und die Temperaturen sind auch ganz angenehm.
    Im neuen Hotel sind außer uns noch weitere 6 Deutsche. Es ist alles sehr sehr einfach hier.
    WLAN gibt's zwar, aber keinen Anschluss ans Internet. Die Chefin sagte: "Deutsche Männer würden das hinbekommen, die Kirgisen wären bis kurzem noch Viehzüchter."
    Bei diesem Erwartungsdruck habe ich schließlich auch versagt.
    Ohne Netz ist man bei der weiteren aber Planung ziemlich aufgeschmissen.
    Weiterlesen

  • Tag 36

     Issyk-Kul See

    22. August 2018 in Kirgisien ⋅ ⛅ 16 °C

    Der größte See Kirgestans ist nach demTiticacasee der zweitgrößte Bergsee der Welt. Er liegt auf einer Höhe von über 1600m und hat eine Küstenlänge von 688 km. Aitmatows Roman "Der weiße Dampfer" spielt hier.
    Am Morgen gab's erstmal ein Gewitter. Nach einem Spaziergang am Ufer sind wir am Nachmittag in dem Fairytale Skazka Canyon gewandert. Es bietet sich eine aus Zinnen, Wänden und Türmchen bizarr geformte Landschaft mit tollen Farben.
    Auf dem Rückweg trafen wir ein junges deutsch-französisches Paar das auf dem Heimweg nach Deutschland waren. Mit Fahrrädern! Sie haben sich bis Ende des Jahres Zeit gegeben.
    Die Strecke zwischen unserem Dorf und dem Einstieg zum Canyon sind wir getrampt, wie in unserer Jugend. Hat sogar geklappt.
    Weiterlesen

  • Tag 38

    Es gibt nichts zu tun...

    24. August 2018 in Kirgisien ⋅ 🌧 18 °C

    ...und nichts zu erreichen.
    Diesem Mantra aus der Zeit unseres Max-Planck-Meditationskursres folgen wir nun schon einige Tage. Wir spazieren am Ufer des Sees entlang oder schwimmen im glasklaren, angenehm warmen Wasser.
    Die touristische Infrastruktur hier hält sich arg in Grenzen. Es gibt im Hotel und auch an anderen Stellen ein russisches Plakat (wahrscheinlich vom Tourismusministerium erstellt) zu den touristischen Highlights. Keine Karten, Wegbeschreibungen, Fahrpläne oder dergleichen. Die einzigen Quellen sind Erfahrungsberichte aus dem Netz oder Lonely Planet. Dies scheint aber eher eine tourismusfördernde Wirkung zu haben. Jedenfalls sind hier jede Menge junge Leute aus Westeuropa unterwegs.
    Im Dorf gibt es 4 Magasine mit identisch kümmerlichem Angebot. Das war's. Kein Restaurant, Bäcker, Café oder ähnliches.
    Auch das Hotel bietet einige Besonderheiten: Es gibt im Garten zwar einen Warmwasserbereiter, aber keine Tassen (von Tee oder Kaffee ganz zu schweigen). Im Bad findet man keinen Spiegel und kein funktionierendes Licht usw.
    Aber der Ort ist einer von zwei Lonely Planet Empfehlungen für den Issykkul.
    Das Tolle sind aber die Begegnungen. Gestern Abend saßen wir mit einem holländischen Weltenbummler-Paar, die mit 2 kleinen Kindern unterwegs sind, und haben bei Reiseberichten eine kleine Flasche Wodka geleert.
    Heute trafen wir am Strand 2 junge schweizer Pädagogen, die schon seit 13 Monaten mit dem Rad unterwegs sind. Sie sind u.a. über die Pässe des Pamir-Highway bei 4600m geradelt. Am meisten haben sie von der Tour durch den Iran geschwärmt. Na, mal sehen....
    Allerdings haben sie auch in Tadschikistan die späteren IS- Anschlagsopfer getroffen. Schlimm!
    Die Einheimischen haben auch spezielle Vorlieben. Am besten mit einem dicken Auto bis an den See heranfahren und dann ins Wasser springen. Wichtig ist auch eine ständig musikalische Beschallung. Und selbstverständlich wird der Müll liegengelassen.
    Weiterlesen

  • Tag 40

    Impressionen vom See

    26. August 2018 in Kirgisien ⋅ ☁️ 18 °C

    Am Wochenende trifft man sich in Familie am See. Wir durften die kirgisische Gastfreundschaft erleben. Beim Laufen am Strand wurden wir zu Fleisch, kirgisischen Gebäck und Bier eingeladen. Natürlich durfte der Wodka nicht fehlen. Der Mann, ein 76 jähriger Professor, wollte mit uns u.a. über Kant und Hegel sprechen. Da bewegten wir uns auf ganz dünnem Eis. Kaum hatten wir es geschafft uns zu verabschieden, wurden wir schon von einer anderen Gruppe herangewunken. Wir sahen auch dort schon die Wodkaflaschen.
    Aber da blieben wir standhaft. Im Ergebnis sind wir nach dem Baden eingeschlafen und haben uns ganz schön den Pelz versengt.
    Weiterlesen

  • Tag 42

    Über Bishkek nach Taschkent

    28. August 2018 in Usbekistan ⋅ ☀️ 31 °C

    Nach einer Woche Entspannung am See sind wir mit einer überfüllten Marschrutka zurück nach Bishkek gefahren. Ich hatte das Vergnügen 4 h im Gang auf einem Kissen zu sitzen. Es erinnerte stark an Reiten. Die Marschrutkafahrer sind Telefonjunkies. Selbst bei den kühnsten Überholmanövern haben
    sie das Handy am Ohr. Manchmal rauchen sie auch noch.
    In Bishkek trafen wir zufällig wieder die Schweizer Fahrradweltenbummler. Wir saßen abends noch bei einigen Bieren zusammen. Cecil hat schon als Kleinkind 4,5 Jahre auf einem Segelboot gelebt. Da wurden die Grundlagen gelegt.
    Sie erzählte von jungen Mädchen in Kirgisistan, die sich nicht mehr in ihre ländliche Heimat wagen, aus Angst geraubt zu werden.
    Mindestens jede 3. Ehe in Kirgisistan beruht noch immer auf Brautraub.
    In den frühen Morgenstunden haben wir uns auf den Weg nach Taschkent begeben. Da es mit dem Ticket über die russische Bahn nicht klappte, mussten wir doch den Flieger nehmen. Dafür hatten wir herrliche Sicht auf die schneebedeckten Gipfel des Thienschangebirges. Die russische Bahn hat aber trotzdem frech von meinem Konto abgebucht.
    In Taschkent angekommen, ließ sich ein aufdringlicher Taxifahrer nicht abschütteln. Er erwieß sich im Nachhinein aber als sehr hilfsbereit. Er fuhr uns zum Bahnhof, an welchen die Züge nach Samarkand starten und verhalf uns durch Vordrängeln zu einer Fahrkarte.
    Dummerweise ist gerade ein Feiertag in Usbekistan. Man feiert die Unabhängigkeit von Russland. Und wie unsere nette Zugbegleiterin sagte, hat der gute Präsident aus dem einen freien Tag gleich eine freie Woche gemacht.
    Das kommt an beim Volk.
    Weiterlesen

  • Tag 43

    Samarkand-Märchen aus 1001 Nacht

    29. August 2018 in Usbekistan ⋅ ☀️ 27 °C

    In der alten Oasenstadt Samarkand wurden die Geschichten aus 1001 Nacht geboren, und schon Alexander der Große soll vor über 2300 Jahren von der Schönheit und Exotik der Stadt ergriffen gewesen sein. Kein Wunder also, dass wir es auch sind.
    Samarkand, das ehemalige Afrasiab, gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Das Imperium des Timur und seiner Nachfolger reichte von Kasachstan und den Grenzen Chinas im Norden und Osten bis nach Konstantinopel im Westen, Mesopotamien und der arabische Halbinsel im Süden.
    Es gibt prachtvolle Bauten, wie die Bibi-Chanim-Moschee, Mausoleen (das Gur Emir Mausoleum mit der Grabstätte von Timur Lenk ist ein Pilgerort) und Koranschulen die allesamt toll saniert wurden. Auf den riesigen Basaren findet man das pralle Leben. Das schönste allerdings ist der Registan, ein Platz auf den 3 Medresen zu bestaunen sind. Wir waren nachmittags und am Abend nochmals bei Beleuchtung dort. Ute sagte, dass dies das schönste Bauwerk ist, was sie je gesehen hat. Das soll was heißen.
    Auch die Menschen sind nett und freundlich und freuen sich über deutsche Touristen.
    Mit Deutschland werden übrigens immer 3 Dinge assoziiert: Autos, Bier und Fußball.
    Wobei es diesen Sommer einen nicht in Geld zu beziffernden Imageschaden gab.
    Apropos Geld. Da man für einen Euro über 9000 Som erhält, kommt man sich hier ziemlich reich vor und kann so manchen zweifelhaften Anlagetipp verdrängen.
    Weiterlesen

  • Tag 44

    Samarkand-das Zentrum der Seidenstraße

    30. August 2018 in Usbekistan ⋅ 🌬 24 °C

    Im Hostel trafen wir einen Göttingener Studenten, der fließend Russisch sprach und derzeit an der deutschen Botschaft in Tadschikistan arbeitet. Er hatte mit der Aufarbeitung des IS-Anschlags auf die Fahrradtouristen zu tun und berichtete einige Details. Er erzählte aber auch andere Stories:
    Er nahm als Vertreter der deutschen Botschaft an einer Veranstaltung teil, in der es darum ging Geschäftsideen für den Export in Tadschikistan zu entwickeln. Das Resultat waren 3 Ideen:
    1. Aprikosen 2. getrocknete Aprikosen und 3. Aprikosen mit Nüssen gemischt.
    Die Bemerkung, dass auch andere Länder Aprikosen exportieren, löste große Verwunderung aus. Da gab's in der Gegend schon mal Zeiten mit mehr Phantasie.
    Wir haben uns heute noch weitere Mausoleen, Moscheen , die Synagoge und den Basar angesehen. Samarkand war einst ein Knotenpunkt der alten Seidenstraße. Hier kreuzten sich viele Routen. Seide war das wichtigste Handelsgut und gleichzeitig eine übliche Verrechnungseinheit.
    Für 10 kleine Schnitte aus Seide konnte man ein Pferd erstehen.
    Am Abend haben wir uns dann auf die Fahrt in die "Museumsstadt" Buchara begeben. Mit einem Schnellzug der usbekischen Bahn, der unseren ICEs in Nichts nachsteht.
    Weiterlesen

  • Tag 45

    Buchara

    31. August 2018 in Usbekistan ⋅ ☀️ 27 °C

    Bucharas Altstadt, die mittlerweile zum Weltkulturerbe zählt, ist intakt und das Leben nimmt in den Gassen zwischen den Lehmhäusern seinen gemächlichen Gang. Trotz einer langen sowjetischen Herrschaft ist sie eine orientalische Stadt geblieben, die vom Islam geprägt ist. Im Gegensatz zu Samarkand ist hier das Stadtbild homogener, es gibt weniger Brüche.
    Wenn man sich die Autos , für die keine Gasse zu eng ist, wegdenken würde, wähnt man sich in einem anderen Jahrhundert. Die überaus freundlichen Menschen ( man wird ständig gegrüßt und nach dem Woher gefragt) kleiden sich zudem auch sehr traditionsbewusst.
    Es gibt hier mehr als 350 Moscheen und 100 islamische Hochschulen und ähnlich prachtvolle Bauten wie in Samarkand, dafür aber deutlich mehr.
    Man sieht aber auch viel Armut hinter den Kulissen. Die meisten Männer arbeiten als Gastarbeiter in Russland und die Frauen müssen die Familien managen.
    Ein generelles Problem der Stan- Länder. In Tadschikistan z. Bsp. liegt der Anteil der Auslandsüberweisungen der Gastarbeiter am Bruttosozialprodukt bei fast 50 Prozent.
    Weiterlesen