Von Freiheit und pura vida.

декабря 2019 - марта 2020
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  • День 80

    Valle de Viñales, Kuba

    21 февраля 2020 г., Куба ⋅ ⛅ 25 °C

    Meine Lieben, nachdem ich die Städte Havanna, Trinidad und Cienfuegos besucht habe, war es Zeit für ein paar Tage im eher ländlichen Kuba. Ich habe mich für das Valle de Viñales im Nordwesten Kubas entschieden. Viñales ist gut sechs Stunden von Cienfuegos und etwa 2,5 Stunden von Havanna entfernt und berühmt für seine Tabakplantagen, die für eine ausreichende Zigarrenproduktion sorgen. Die Tabakpflanzen könnt Ihr auf einem der Fotos betrachten, es sind die knallgrünen Pflanzen mit den großen Blättern auf dem achten Bild.

    Wieder wohne ich in einem casa particular, dieses Mal bei Miriam und Ricardo, die wiederum sehr höfliche Gastgeber sind. Mein Zimmer grenzt unmittelbar an das Wohnzimmer der Familie an, wobei sich die Holztüre meines Badezimmers leider nicht verschließen lässt. Also bekommt Gregy ein neue Funktion, dieses Mal als Türsteher vor meinem Badezimmer😆. Geht auch irgendwie.

    Als ich freitags in Viñales ankomme, regnet es ziemlich stark, was sich bis Sonntag nicht ändern wird. Als der Regen etwas nachlässt, laufe ich durch das kleine Städtchen und finde eine Art Café mit eigenem Garten, in dem Gemüse angebaut wird. Überhaupt ist Viñales von der Landwirtschaft geprägt, überall sieht man Felder und Acker, die Landschaft ist grün und wirklich schön anzusehen. Vielleicht könnt Ihr es anhand der Bilder erahnen. In dem Café sprechen mich kurz nach meiner Ankunft Sarah und Salil aus London an, die ebenfalls wegen des Regens im Café gestrandet sind. Wir unterhalten uns lange, die beiden arbeiten seit Langem in der Unternehmensberatung und sind schon viel gereist in ihrem Leben. Unter anderem erzählen sie mir von ihrer Anapurna-Umrundung in Nepal, die sie vor gut zehn Jahren mit ihren beiden Söhnen unternommen haben. Da es nicht aufhört zu regnen, entschließen wir uns, zum Abendessen zu bleiben und unterhalten uns über die verschiedensten Dinge, besonders über den Brexit, den beide sehr bedauern. Am Ende des Abends laden die beiden mich zum Abendessen ein, was mir zunächst total unangenehm ist. Sie verweisen aber vehement darauf, dass ich gerade nichts verdiene und sagen, dass ich irgendwann einen Reisenden zum Essen einladen soll, wenn ich wieder arbeite. Das finde ich eine sehr schöne Idee und muss sehr an Dich auf Island denken, lieber Norbert, als Du die Backpacker im Camper mitgenommen hast☺️.

    Samstags nehme ich an einem geführten Spaziergang durch den Nationalpark teil, der tatsächlich schön anzusehen ist. Leider mündet der Spaziergang wieder einmal in einer Verkaufsveranstaltung auf einer Tabak-Farm, was mich wirklich sehr nervt. Zum Glück ist ein Paar aus den Niederlanden mit seinen beiden kleinen Kindern dabei, die sehr nett sind und mit denen die Zeit sehr schnell vergeht. Die Kinder sind erst ein und vier Jahre alt und ich bewundere die beiden sehr, dass sie ihren Urlaub mit den beiden Jungs auf Kuba verbringen. Sie erzählen mir, dass soweit alles klappt, allerdings haben sie insgesamt 90 Paar Windeln mitgebracht, da Windeln auf Kuba nur schwer zu bekommen sind. Quasi ein eigener Koffer nur für Windeln🙈. Wieder muss ich an Euch und Eure Weltreise mit Jana und Nils denken, liebe Gabi und lieber Norbert☺️.

    Sonntags habe ich endgültig genug von irgendwelchen geführten Touren und leihe mir ein Fahrrad, mit dem ich ein wenig die Gegend erkunde. Das klappt auch zunächst ganz gut, ich komme zumindest bis zum Mural de la prehistoria, das Ihr auf dem siebten Bild sehen könnt. Dort werde ich jedoch schon wieder von einem findigen Parkwächter aufgegriffen, der mir erklärt, dass man an dieser Stelle nicht alleine weiter dürfe, da es sich um Privatgrundstücke handle. Das macht für mich auch zunächst Sinn, da man tatsächlich viele Häuschen beziehungsweise Bauernhöfe sieht. Skeptisch bin ich trotzdem. Da ich jedoch ehrlich gesagt keine bessere Idee habe für den angebrochenen Tag und mir fest vorgenommen habe, weiterhin offen zu bleiben, willige ich letztlich in eine Führung zum Dorf Los Aquaticos ein, zumal die Tour umgerechnet nur etwa vier Euro kostet. Meine Skepsis wird wenig später jedoch leider bestätigt, denn an jedem zweiten Haus soll ich irgendetwas kaufen oder werde um Geld gebeten. Ich bin super-genervt und es wird nicht unbedingt besser, als wir zwei Deutsche treffen, die mir versichern, dass man natürlich alleine nach Los Aquaticos laufen darf. Ich ärgere mich, nicht über das Geld, sondern über mich selbst, weil ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe. Gleichzeitig finde ich es sehr schade, dass ich weiterhin das Gefühl habe, extrem vorsichtig sein zu müssen. Den restlichen Tag bekomme ich dann irgendwie rum und freue mich ehrlich gesagt, dass es zwei Tage später nach Kolumbien geht.

    Zunächst fahre ich aber am nächsten Morgen noch für einen Tag nach Havanna, wovon ich Euch in den nächsten Tagen erzähle. Seid alle ganz lieb gegrüßt von Eurer Astrid 😘💫
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  • День 83

    Havanna II, Kuba

    24 февраля 2020 г., Куба ⋅ ☀️ 26 °C

    Ihr Lieben, die Fahrt von Viñales nach Havanna hat problemlos funktioniert und dieses Mal konnte ich ohne weitere Zwischenfälle die Fahrkarten buchen.

    In Havanna schlafe ich noch eine Nacht in der Wohnung von Sissi und Enrique, die ich wieder für mich alleine habe. Das Wetter ist gut und so entscheide ich mich, einen Spaziergang am Malecón entlang zu unternehmen. Der Malecón ist die 8 km lange Uferpromenade Havannas, am späten Nachmittag vor Sonnenuntergang ist das Licht besonders schön zum Fotografieren. Die ersten vier Aufnahmen sind am Malecón entstanden, wobei Ihr auf Bild Nummer 3 die von der Meeresluft zerfressenen Häuserfassade sehen könnt.

    Viel mehr schaffe ich an diesem Tag ehrlich gesagt nicht mehr, die zwei Wochen auf Kuba haben mich ganz schön geschafft und ich bin ziemlich müde. Als ich abends im Bett liege, lasse ich die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren und frage mich, wie ich Kuba wohl am besten beschreiben könnte. Dies fällt mir gar nicht so leicht, denn Kuba ist jedenfalls ganz anders, als jedes andere Land, in dem ich bisher war. Ich schaue die hellblauen, gut vier Meter hohen Decken und den Kronleuchter in meinem Zimmer an und höre, wie gleichzeitig der Fernseher der Nachbarn laut durch die dünnen Wände schallt, eine Frau auf der Straße lautstark nach irgendeinem Familienangehörigen ruft, Kinder draußen spielen, der Geruch von Autoabgasen und Zigarre findet seinen Weg durch die Holzfensterläden meiner Wohnung, ein Verkäufer auf seinem Fahrrad preist lautstark sein Angebot von Brot bis Butter an, während aus einem Oldtimer mit lautem Motor Reggaeton-Musik durch die Straße schallt. Und das ganze auch problemlos noch abends um 23 Uhr.

    Es wäre sicherlich vermessen, nach einem relativ kurzen Zeitraum von zwei Wochen über ein ganzes Land zu urteilen, von dem ich lediglich ein Fragment gesehen habe. Positiv finde ich, dass Kuba mich oft zum Staunen gebracht hat und ich gelernt habe, dass all die Möglichkeiten und Chancen, die wir in Deutschland haben, nicht selbstverständlich sind. Vieles empfinde ich nun noch deutlicher als Privileg, das es gleichermaßen zu schätzen wie zu erhalten gilt.

    Würde man mich heute jedoch fragen, ob ich gerne nach Kuba zurückkehren möchte, müsste ich die Frage mit einem klaren Nein beantworten. Als Alleinreisende habe ich mich zu oft ausgeliefert und unwohl gefühlt und bin sicherlich in mancher Hinsicht an meine Grenzen gekommen. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass mein Empfinden subjektiv ist und die Erfahrung möglicherweise eine andere ist, wenn man als Paar reist und nicht mit dem Rucksack unterwegs ist. Da ich jedoch ausgesprochen gerne mit Gregy unterwegs bin, freue ich mich, ihn am nächsten Morgen wieder einmal zu packen und mich auf den Weg nach Kolumbien zu machen.

    Ich hoffe, es geht Euch allen gut und wünsche Euch schon einmal einen guten Start ins Wochenende 🙋🏼‍♀️🎉.

    Un beso, Eure Astrid 😘
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  • День 84

    Bogotá, Kolumbien

    25 февраля 2020 г., Колумбия ⋅ 🌧 19 °C

    Meine Lieben, meine persönliche „Kuba-Krise“ ist endgültig beendet 😉. Ihr wisst ja schon, dass ich gut gelandet bin in Bogotá und mittlerweile habe ich auch genügend Eindrücke und Fotos gesammelt, um sie mit Euch zu teilen.

    Der Flug von Havanna bis Bogotá dauert etwa 3,5 Stunden war ganz schön unruhig für meine Begriffe. Die Einreise verläuft vollkommen problemlos, allerdings sind die Grenzbeamten wegen des Corona-Viruses mit Mundschutz ausgestattet, weshalb ich sie, noch dazu hinter einer Glaswand, kaum verstehe. Nach zweimal Nachfragen verstehe ich endlich, dass ich herzlich Willkommen in Kolumbien geheißen werde und 90 Tage ohne Visum bleiben darf. Ohne Mundschutz kann ich das kolumbianische Spanisch ziemlich gut verstehen, nachdem mir der kubanische Dialekt in etwa so vorkam, als sei ich in einem spanischsprachigen Oberbayern gelandet. Spanisch ist für unsere Ohren ja doch ziemlich s-, c- und z-lastig, die Kubaner verzichten jedoch gefühlt auf sämtliche Zischlaute. So wird aus der Frage „Estás lista?“ („Bist Du fertig/bereit?“) auf Kuba schlicht und einfach „E ta li ta?“ und die Verwirrung ist perfekt🙈. Zumindest war sie das für mich.

    An der Gepäckausgabe (die dieses Mal außergewöhnlich schnell verläuft, Gregy dreht schon seine Runden auf dem Gepäckband und wartet sehnsüchtig auf mich) treffe ich Kaarel aus Tallin, Estland, der auch alleine in Südamerika unterwegs ist und mit dem ich erfolgreich die emsigen Taxifahrer am Flughafen verscheuche, während wir auf unser Uber warten. Als Kaarel mir zum Abschied in guter alter europäischer Manier höflich, aber distanziert die Hand gibt und mir somit nicht zu nahe kommt, könnte ich nach den vergangenen Wochen kaum dankbarer sein😆.

    Die Fahrt mit dem Uber durch die Stadt dauert gut anderthalb Stunden, der Verkehr in Bogotá ist schlicht gruselig. Ein paar Tage später lerne ich, dass man mit seinem Auto in Bogotá nur jeden zweiten Tag fahren darf. Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme des Straßenverkehrsministeriums, um das übermäßige Verkehrsaufkommen zu steuern. An welchem Tag man fahren darf, sieht man an der letzten Ziffer des Nummernschildes - die geraden Ziffern dürfen Montags, Mittwochs und Freitags fahren, die ungeraden Ziffern Dienstags, Donnerstags und Samstags (oder umgekehrt, das weiß ich gerade nicht mehr). Sonntags dürfen jedenfalls alle fahren, die Situation wird völlig verrückt.

    In Bogotá wohne ich wieder in einer Gastfamilie, die ich über die App „Workaway“ gefunden habe. Über Workaway kann man weltweit Arbeit meist gegen Kost und Logis finden. Die meisten Angebote findet man in Schulen oder in Hostels, die Unterstützung benötigen, es gibt aber auch andere Aufgaben, zum Beispiel im handwerklichen oder landwirtschaftlichen Bereich. Als ich mir vor einigen Wochen die Angebote in Kolumbien angeschaut habe, bin ich auf die etwas ungewöhnliche Anzeige von Carolina und José gestoßen,
    die mich sofort angesprochen hat. Carolina und José sind große Deutschland-Fans, lernen seit gut drei Jahren Deutsch und verbringen jedes Jahr etwa drei Monate in Deutschland, da sie eine Wohnung in München besitzen. Über Workaway suchen sie deutsche Reisende, die mit ihnen Deutsch üben und sie ein bisschen im Haushalt oder bei handwerklichen Aufgaben unterstützen. Im Gegenzug bekommen die Reisenden ein Zimmer und Verpflegung. Ich freue mich riesig, dass ich für eine Weile bei ihnen wohnen darf und so die kolumbianische Kultur aus nächster Nähe erfahre. Carolina und José haben ein sehr hübsches Haus in einer der besten Wohngegenden Bogotás, dem Viertel Usaquen im Nordosten der Stadt.

    Witzigerweise ist José auch Anwalt und Carolina ist freie Journalistin für klassische Musik mit einer eigenen Radiosendung in Bogotá. Beide arbeiten freiberuflich von zu Hause aus - José hat sein Büro unter dem Dach und Carolina ihres im Souterrain. José ist begeisterter Birkenstock-Latschen-Träger, da fühle ich mich gleich wie zu Hause☺️.

    Die beiden sind wirklich außerordentlich gastfreundlich, die Küche ist mit allerlei Köstlichkeiten gefüllt und überall blinzeln mir dm-Bioprodukte oder die 6-Kräuter-Teemischung von Meßmer aus den Regalen zu😉. Gleich am ersten Abend kocht Carolina, die auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, köstliche Pasta mit Tomaten und Büffelmozzarella. Nach den letzten Wochen muss ich mich wirklich zusammenreißen, nicht die ganzen Nudeln auf einmal zu verschlingen🙈😆. Auch in den nächsten Tagen lerne ich nach und nach typische kolumbianische Hausmannskost kennen, die sich interessanterweise nicht grundlegend von der traditionellen deutschen Küche unterscheidet. Häufig gibt es Hühnchen oder sehr langsam gegartes Rindfleisch mit Salat. Wie fast überall in Lateinamerika isst man hierzu sowohl Kartoffeln als auch Reis, was für uns etwas ungewöhnlich ist. Mein Lieblingsessen ist schon bald die sogenannte „Ajiaco“, eine für Bogotá typische Suppe aus vier Sorten verschiedener Kartoffeln, Hühnchen, Kapern und Kräutern.

    Da Carolina und José besondere Liebhaber der deutschen und insbesondere der bayrischen Küche sind und Carolina eine gute Metzgerei in Bogotá aufgetrieben hat, bekomme ich an einem Abend sogar bayrischen Wurstsalat und an einem anderen Abends Leberkäse mit Kartoffelsalat☺️. Den Wurstsalat und unsere kolumbianisch-deutsche WG könnt Ihr auf einem der Bilder sehen.

    Frühstück gibt es meistens auf der schönen, von Bäumen umsäumten Terrasse, wobei wir meistens von einem Kolibri beobachtet werden, der in einem der Bäume auf der Terrasse herumschwebt. Da Carolina großer Fan von Musik und Heilkunst der Hildegard von Bingen ist, taufe ich den Kolibri Hildegard. Leider ist sie sehr scheu und wollte nicht für ein Foto für Euch posieren. Falls mir doch noch ein Foto gelingt, liefere ich es Euch gerne nach☺️.

    Eigentlich möchte ich nur eine Woche bleiben, da ich am 4. März nach Santa Marta fliegen möchte, um eine fünftägige Wanderung zur „Ciudad Perdida“, der „Verlorenen Stadt“, zu unternehmen. Die Klimaanlage im Flugzeug und wahrscheinlich auch die für mich anstrengenden letzten zwei Wochen haben jedoch für eine Mandelentzündung gesorgt und so entscheide ich mich, noch eine weitere Woche bei Carolina und José zu bleiben und die Wanderung um eine Woche zu verschieben. So habe ich noch ein bisschen mehr Zeit, Bogotá und das schöne Viertel Usaquen zu erkunden. Usaquen war früher ein Dorf, das mit der Zeit eingemeindet wurde und heute zu Bogotá gehört. Tatsächlich hat man aber immernoch das Gefühl, in einem Dorf zu leben. Es gibt einen kleinen Park mit einer Kirche, den ihr auf einem der Fotos sehen könnt, viele kleine Cafés, eine Eisdiele, Blumen- und Dekoläden, Bars, Restaurants und sogar ein kleines Kino, das sehr aktuelle Filme zeigt. An einem Nachmittag gehe ich mit Carolina ins Kino und schaue „Little Women“, der auf Spanisch „Mujercitas“ heißt und den ich, besonders den Mädels unter Euch, wärmstens empfehlen kann. Von dem Kino habe ich Euch ebenfalls ein Bild gemacht. Sonntags gibt es in den Straßen und Gässchen Usaquens einen tollen Kunsthandwerkermarkt, auf den ich gleich zweimal gehe, um ein paar Mitbringsel zu besorgen.

    Carolina und José erweisen sich für mich als Glückgriff, sie integrieren mich wirklich vollkommen in ihren Alltag und stellen mich vielen ihrer Freunde vor, die oft zum Mittags- oder Abendessen vorbeischauen. Es ist für mich sehr spannend, den Gesprächen beizuwohnen und so zu lernen, was die Kolumbianer bewegt und worüber man eben so spricht. Natürlich ist das Coronavirus auch hier ein großes Thema und ich muss mehr als einmal betonen, dass ich schon seit mehr als drei Monaten nicht mehr in Deutschland war und wohl niemanden anstecken kann😆. Bei einem dieser Gespräche lerne ich, dass die Drogenkartelle auch heute nach den Zeiten Pablo Escobars noch sehr viel Macht haben. Völlig skurriler fun-fact hierzu: es gibt tatsächlich ein Problem mit den Tieren aus Pablo Escobars ehemaligem Privatzoo, da sich unter anderem Elefanten und Nilpferde fleißig vermehrt haben und den kolumbianischen Dschungel übervölkern. Das kann ich zunächst kaum glauben, aber sowohl Carolina als auch José beteuern, dass dies tatsächlich so ist.

    Da Carolina als Journalistin regelmäßig Karten für Theater- und Operaufführungen bekommt, darf ich an einem Samstagabend mit in die Oper um Mozarts „Don Giovanni“ anzuschauen. Um die Karten abzuholen, fahre ich nachmittags mit dem Fahrrad zu einer Freundin von Carolina und kann es kaum fassen, dass ich tatsächlich durch eine Metropole wie Bogotá radel, als wäre es Köln oder Düsseldorf. Die Aufführung ist sehr modern inszeniert, Don Giovanni treibt sein Unwesen in der Damenwelt ausgestattet mit Kapuzenpulli und ipad, während er sich zwischendurch eine Line Kokain zieht. Ich bin doch einigermaßen überrascht. Nicht dass ich schon zehn Inszenierungen von „Don Giovanni“ gesehen hätte (es war meine erste😆), aber ich hatte bei Mozart traditionelle Kostüme erwartet. Als ein paar Tage später der Programmdirektor der Oper bei uns zum Abendessen zu Besuch ist, weil er viel mit Carolina zusammenarbeitet, erfahre ich, dass viele Zuschauer sehr allergisch auf diesen Kokain-konsumierenden Don Giovanni reagiert haben. Viele Kolumbianer sind es verständlicherweise leid, immer wieder auf die Kokainproduktion reduziert zu werden.

    Ein paar Mal fahre ich mit dem Bus von Usaquen aus ins Zentrum Bogotás, was mir wirklich richtig gut gefällt. Wegen des Verkehrs braucht der Bus für etwa 8 km, die immer geradeaus gehen, gut und gerne 70 Minuten. Im Zentrum angekommen wird man für die Mühe jedoch belohnt, es gibt unzählige Cafés und Straßenkunst, viele Museen und ein tolles, quirliges Studentenviertel mit einem Park, in dem es streetfood und frisch gepresste Säfte zu kaufen gibt. Ganz besonders gut gefällt mir, dass Bogotá von mit dichtem Grün bewachsenen Bergen umgeben ist. Da Bogotá bereits auf 2.600 m über dem Meeresspiegel liegt, sind die Bergspitzen manchmal von Wolken verhangen, was wirklich beeindruckend aussieht. Ein besonderes Highlight ist die Fahrt mit der Seilbahn auf den Berg Monserrate. Die Aussicht auf die Stadt vom Monserrate aus habe ich versucht, Euch in dem Video aufzunehmen. Leider war der Tag etwas diesig beziehungsweise versmogt , sodass die Dimensionen der Stadt nicht ganz so sichtbar werden. Vielleicht könnt Ihr sie Euch trotzdem vorstellen ☺️.

    Trotz des Verkehrs und der Armut, die in den Straßen Bogotás durchaus sichtbar ist, fühle ich mich ausgesprochen wohl. Es gibt viele Grünflächen und ich empfinde die Kolumbianer als sehr höflich. Vor allem die jüngeren Menschen sind super-hip gekleidet, Levi’s-Jeans im 80s-Style, DocMartens-Boots oder Vans-Sneaker sind genauso beliebt wie in Berlin oder Köln. Wenn ich nach der richtigen Bushaltestelle frage, wird mir sofort geholfen und viele sprechen prima Englisch, was bisher weder in Mexiko noch in Guatemala oder Kuba der Fall war und daher sehr auffällig ist (wobei ich immer schnell darauf verweise, dass ich lieber Spanisch üben möchte, was dann gerne angenommen wird ☺️). Eine Situation im „Juan Valdez Café“, dem kolumbianischen und wirklich ganz hervorragenden Analog zu Starbucks, verliere ich einen 20.000 Pesos-Schein, was etwa 5 EUR entspricht, und während ich ihn in meiner Tasche suche, kommt eine Stundentin zu mir und bringt mir den Geldschein, den sie aus meiner Tasche hat fallen sehen. Ich freue mich riesig und kaufe ihr zum Dank einen Schokokeks, woraufhin sie sich riesig freut. Wieder einmal merke ich, dass es diese ganz kleinen Dinge sind, die darüber entscheiden, ob man sich an einem Ort wohlfühlt oder nicht.

    Die nächsten Tage werde ich noch in Carolina und Josés schönem Haus genießen, bevor ich Euch demnächst von meiner Wanderung zur „Ciudad Perdida“ berichte. Bis dahin wünsche ich Euch allen ein erholsames Wochenende und sende Euch liebste Grüße aus dem schönen und spannenden Bogotá.

    Eure Astrid😘❤️
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  • День 99

    Ciudad Perdida, Santa Marta, Kolumbien

    11 марта 2020 г., Колумбия ⋅ ⛅ 23 °C

    Meine Lieben, in den letzten Tagen ist es hier ganz schön ruhig geworden, was meiner etwas langwierigen und aufregenden Rückreise aus Kolumbien geschuldet war. Den meisten von Euch habe ich schon berichtet, dass letztlich alles doch noch funktioniert hat und ich gut zu Hause bei meiner Familie angekommen bin. Ich erzähle Euch gerne noch ganz in Ruhe, wie ich im Einzelnen zurückgereist bin, aber der Reihe nach😉.

    Vorher möchte ich Euch noch von meiner wirklich ganz tollen und beeindruckenden Wanderung zur „Ciudad Perdida“ (also der „Verlorenen Stadt“) in Kolumbien berichten. Leider bin ich in dieser App kein Premium-Kunde mehr, weshalb ich nicht mehr so viele Fotos hochladen kann. Ich mache aber gleich noch einen zweiten Beitrag ohne großen Text, damit Ihr noch ein paar Bilder sehen könnt.

    Von der viertägigen Wanderung zur Ciudad Perdida habe ich zum ersten Mal vor etwa zwei Jahren gehört, als meine liebe Freundin Johanna ganz begeistert von ihrer eigenen Wanderung hierher berichtete. Seit Beginn meiner Reise war diese Tour einer der Orte, die ich auf jeden Fall bereisen wollte. Dass dies wegen der Corona-Krise nur noch ganz knapp möglich sein würde, erfahre ich erst, als ich von der Wanderung wieder zurückkehre.

    Von Bogotá aus fliege ich am 10. März 2020 nach Santa Marta, gelegen an der Karibikküste Kolumbiens, um am 11. März die Wanderung zu beginnen. Eigentlich wollte ich schon am 4. März los gewandert sein, aber wegen einer Mandelentzündung muss ich den Start um eine Woche verschieben und bleibe noch etwas länger bei Carolina und José in Bogotá. Zum Glück ist die Reiseagentur, mit der ich die Wanderung gebucht habe, völlig flexibel und ich um die Erfahrung meines ersten Telefonats auf Spanisch reicher. Allerdings frage ich wiederholt und leicht panisch nach, ob dieses Telefonat zum Verschieben der Tour ausreicht oder ich noch eine Mail schreiben solle. Irgendwann lacht mein kolumbianischer Gesprächspartner, Juan vom Wanderveranstalter Wiwa Tour in Santa Marta, nur noch und sagt mir sinngemäß, dass ich mich wegen der Terminsverschiebung doch nun bitte mal entspannen solle („Tranquila, tranquila, chica, todo está bien!“ 😆). Ich bin eben doch die eher unflexiblen Tourveranstalter aus Europa gewöhnt. Als ich am 10. März abends im Büro von Wiwa Tour stehe, bekommt Juan den nächsten Lachanfall und spiegelt mir vor, dass mit der Verschiebung etwas schief gelaufen sei. Es handelt sich aber nur um eine Ausprägung kolumbianischen Humors, denn tatsächlich kann ich die Tour am 11. März beginnen. Wie schon in Mexiko habe ich mich für einen Tourveranstalter der indigenen Bevölkerung entschieden und bin von der Organisation, der Zuverlässigkeit und der Höflichkeit der Beschäftigten wieder begeistert. Wiwa Tours ist einer der wenigen Veranstalter, der die Wanderung mit indigenen Guides anbietet. Die allermeisten Tourveranstalter in Santa Marta sind fest in den Händen kolumbianischer Familien, die bis vor ein paar Jahren im Kokainhandel verbandelt waren und es teilweise noch sind und die Wanderung als neue Einnahmequelle gefunden haben. Sollte sich jemand von Euch für die Wanderung interessieren, kann ich Euch nur empfehlen, bei einer Organisation zu buchen, die von den Indigenen betrieben wird oder zumindest mit ihnen zusammenarbeitet, damit der Nationalpark und der Lebensraum der indigenen Bevölkerung dauerhaft erhalten bleibt.

    Früh am Morgen des 11. März geht es mit einem Jeep von Santa Marta aus los in Richtung des Nationalparks Tayrona, in dem sich die Ciudad Perdida befindet. Bis zu unserem Startpunkt sind es schon gut zwei Stunden Autofahrt, nach etwa einer Stunde gibt es keine Internetverbindung mehr. Ich bin ganz schön aufgeregt, mir ist bewusst, dass die viertägige Wanderung sehr anstrengend und fordernd sein soll, zumal sie vier Tage durch den feucht-warmen Regenwald führt. Hinzukommt, dass ich seit Ende November nicht mehr wirklich Sport gemacht habe und auch davor wegen meiner Knieverletzung ziemlich eingeschränkt war. Auch habe ich auf Kuba ziemlich abgenommen und schlicht nicht mehr so viel Energie wie noch vor ein paar Wochen. Wieder einmal sind es ein paar ganz liebe, aufmunternde und bestärkende Nachrichten von Euch, die mir helfen, letztlich doch zuversichtlich in die Wanderung zu starten. Glücklicherweise habe ich eine ganz liebe und sehr lustige Wandergruppe erwischt. Marie und Marlon aus Berlin, Meg aus Japan, Adam und Andrew aus den USA, Ed und William aus London sowie ich aus dem schönen Rheinland verstehen uns auf Anhieb und wachsen in den kommenden vier Tagen zu einer Art Schicksalsgemeinschaft während der Wanderung zusammen. Begleitet werden wir von Sawa, der dem indigenen Stamm der Kogui angehört und der auf Spanisch Eliseo heißt. Ihr könnt ihn auf dem ersten Foto, an einen Stein gelehnt, sehen. Das Dorf, aus dem er ursprünglich kommt, ist vier Tageswanderungen von unserem Startpunkt entfernt. Sawa ist für seine 23 Jahre unglaublich ruhig und erfahren und macht uns während der Wanderung immer wieder auf seltene Vögel oder Pflanzenarten aufmerksam. Wenn wir zwischendurch müde werden, motiviert er uns mit traditioneller Kogui-Musik, die er von seinem Handy abspielt. Als ich ihn vorsichtig frage, ob man die Musik eventuell im Internet findet, schaut er mich vorwurfsvoll mit seinen großen, dunklen Augen an und sagt: „Astrid, por favor, estamos en Spotify!“🙄 Na klar, wie naiv von mir, natürlich kann man den Kogui-Remix auf Spotify streamen😆🙈. Neben Sawa begleitet uns auch noch Victor, der als Übersetzer bei Wiwa Tours tätig ist, denn der überwiegende Teil der Gruppe spricht kein Spanisch . Victor ist eigentlich Koch und ist vor einigen Monaten aus Venezuela nach Kolumbien geflüchtet. Da er als Koch zu wenig verdienen würde in Kolumbien, arbeitet er derzeit als Übersetzer und träumt von einer Küchenchef-Karriere in Europa. In den nächsten Tagen erfahren wir viel über die schlicht unglaubliche Situation der Menschen in Venezuela. So kann er auf unbestimmte Zeit nicht mehr in sein Heimatland einreisen, weil ihm sofort der Reisepass abgenommen würde, damit er das Land nicht mehr verlassen kann. So will die venezolanische Regierung verhindern, dass noch mehr Menschen das Land verlassen. Außerdem müssen die Venezolaner unglaublicherweise ihre Stimme bei den Präsidentschaftswahlen mit dem Fingerabdruck abgeben. Gleiches gilt für den Kauf von Reis, Linsen und anderen notwendigen Lebensmitteln. In der Konsequenz bedeutet dies, dass man keinen Reis und Linsen mehr für seine Familie bekommt, wenn man jemand anderen wählt als den aktuellen Präsidenten Maduro. Diese in meinen Augen vollkommen untragbare Situation hatte mir vor einigen Wochen auch schon eine andere Venezolanerin erzählt, die bei Carolina und José zu Besuch war, um sich bis auf Weiteres zu verabschieden. Nach mehreren Jahren als Flüchtling in Kolumbien hat sie sich entschieden, nach Venezuela zurückzukehren, um bei ihrer Familie zu sein.

    Nun aber zurück zu meiner Wanderung. Am ersten Tag wandern wir knappe vier Stunden bis in unser erstes Camp, in dem wir mit Abendessen versorgt werden und nach einem Stündchen am Lagerfeuer früh in unsere Betten fallen. Schlafen werden wir in den nächsten Tagen unter freiem Himmel oder Wellblechdächern in großen Lagern, die entweder aus Hochbetten oder Hängematten (glücklicherweise jeweils mit Fliegennetzen ausgestattet) bestehen. Geschlafen wird meist schon gegen 20 Uhr, denn dann wird der Strom in den Camps ausgeschaltet und es wird stockfinster. Geweckt werden wir morgens um kurz vor fünf, Frühstück gibt es um halb sechs und die Wanderung startet um 6 Uhr in der Frühe. Was am ersten Tag noch ungewohnt ist, wird am zweiten Tag schon zur Routine. Unterwegs werden wir nach langen Aufstiegen immer wieder mit Ananas, Orangen und Wassermelone versorgt, um den Wasser- und Energiehaushalt wieder aufzufüllen. Geschlafen habe ich übrigens überraschend gut (vor allem, nachdem ich gelernt habe, dass man in der Hängematte am besten diagonal schläft, damit der Rücken gerade ist). Während des zweiten Tages kommen wir nach und nach in das Gebiet der Indigenen. Im Nationalpark leben insgesamt vier indigene Stämme, die Wiwa, die Kogui, die Arhuacu und die Kankuamo. Von vielen Angehörigen der Indigenen wird der Tourismus im Zusammenhang mit der Wanderung zur Ciudad Perdida sehr kritisch gesehen, zumal die Ciudad Perdida ein heiliger Ort ist. Ich komme zwischendurch immer wieder ins Grübeln und frage mich, ob es die richtige Entscheidung war, die Wanderung zu machen und somit in das indigene Territorium einzudringen. Auf der anderen Seite stellt die Wanderung auch eine Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung dar, zumindest wenn man mit einer vernünftigen Organisation bucht. In den kommenden Tagen wandern wir auf und ab durch den Regenwald und kommen immer wieder an den traditionellen Dörfern vorbei. Ich habe Euch im nächsten Post ein Bild von einem traditionellen Haus hochgeladen. Sämtliche Indigene tragen weiße Kleidung, die Frauen weiße Kleider und die Männer ebenfalls weiße Kleider mit einer weißen Hose darunter. Ihr könnt sie auf einigen Bildern sehen. Mittags kommen wir meist am Fluss oder an Wasserfällen vorbei, springen einmal ins eiskalte Wasser, um uns von der Hitze zu erfrischen und wandern danach weiter. Besonders schön fand ich die spielenden Kinder am Wasser, die ihr auf dem zweiten Foto sehen könnt. Ich fühlte mich ein bisschen an Ronja Räubertochter erinnert. Im nächsten Beitrag könnt Ihr noch ein Bild von einem der natürlichen Pools sehen, in dem wir geschwommen sind.

    Die Ciudad Perdida selbst erreichen wir am dritten Tag der Wanderung, nachdem wir insgesamt 1.250 Treppenstufen hinaufgeklettert sind. Die Verlorene Stadt ist eine riesige terrassenförmige Anlage mitten im Regenwald und ist neben Machu Picchu in Peru eine der ältesten präkolumbischen Städte Südamerikas. Auf dem vierten Bild könnt Ihr Marlon und mich sitzend auf einer der Terrassen sehen. Wir haben riesiges Glück mit dem Wetter und freuen uns über die klare Sicht in der Verlorenen Stadt. Die Stimmung ist wirklich einmalig und fast ein bisschen magisch. Noch nie zuvor war ich an einem so entlegenen Ort. Ich kann gar nicht glauben, wie früh die indigenen Völker Kolumbiens schon eine vollkommen entwickelte Stadt nebst Entwässerungssystem auf solch einem unwegsamen Gelände erschaffen haben.

    Nachdem wir die 1.250 Treppenstufen wieder hinabgestiegen sind, springen wir noch einmal in den Fluss und beginnen mit einer weiteren Übernachtung den Rückweg zum Startpunkt der Wanderung. Als wir schließlich nach vier Tagen offline wieder Internetempfang haben, überschlagen sich die Nachrichten in Sachen Coronavirus. Es ist, als hätte sich in diesen vier Tagen so ziemlich alles verändert. Wir erhalten die Nachricht, dass der Nationalpark um die Ciudad Perdida ab sofort gesperrt wird und wir eine der letzten Gruppen waren, die die Wanderung noch beginnen durften. Wir hören von geschlossenen Hostels, Stränden und Nationalparks. Meine Gastfamilie aus Bogotá, die ich eigentlich noch einmal für ein paar Tage besuchen wollte, schreibt mir, dass ich nicht mehr bei ihnen wohnen kann, weil ihnen das Risiko einer Ansteckung zu groß ist. Ich kann die rasante Entwicklung ehrlich gesagt gar nicht fassen und muss nach der Rückkehr erstmal ein paar Telefonate mit meiner Familie und einigen Freunden führen. Euch ging es ganz bestimmt ähnlich. Bis ich mich entscheide nach Hause zu kommen, wird es nur zwei Tage dauern, aber davon erzähle ich Euch ganz in Ruhe in einem eigenen Beitrag.

    Ich hoffe, es geht Euch allen erst einmal gut und die Einschränkungen des täglichen Lebens treffen Euch nicht zu hart.

    Trotz aller Umstände und gruseligen Nachrichten wünsche ich Euch allen einen guten Start in die neue Woche. Alles Liebe von Eurer Astrid😘❤️
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  • День 100

    Ciudad Perdida II, Kolumbien

    12 марта 2020 г., Колумбия ⋅ ⛅ 21 °C

    Hier kommen noch ein paar Eindrücke von der Wanderung zur Ciudad Perdida für Euch ☺️🌿🌴.

  • День 108

    Auf in die Heimat - nichts leichter...

    20 марта 2020 г., Германия ⋅ ⛅ 10 °C

    ... als das🙈. Dass sich dieses Vorhaben als gar nicht so einfach herausstellen würde, wird mir erst nach und nach bewusst und wahrscheinlich ist das auch gut so.

    Als ich nach der Wanderung abends im Hostel ankomme, ist die Stimmung unter den Gästen seltsam angespannt. Die meisten sitzen mit Handy in der Hand am Laptop, recherchieren, suchen nach Flügen oder telefonieren mit ihren Familien und Freunden. Die Atmosphäre wird nicht besser durch alle möglichen ungefilterten Informationen, die das Hostel-Personal wild in die Runde wirft. So heißt es zwischenzeitlich, dass Kolumbien bereits abgeriegelt sei und niemand mehr das Land verlassen dürfe. Das kommt mir dann doch übertrieben und unreflektiert vor und tatsächlich finde ich keinerlei Informationen hierzu. Zur besonnenen Entscheidungsfindung tragen solche Nachrichten wenig bei. Ich beschließe, mir erstmal einen Twitter-Account einzurichten, da man hierüber tatsächlich am schnellsten mit Informationen versorgt wird, wenn man zum Beispiel der Bundesregierung, dem Auswärtigen Amt oder Heiko Maas folgt. Am nächsten Morgen telefoniere ich erstmal mit Mama, meiner Schwester Irene und meinen Freundinnen Claudi und Anna, um gemeinsam zu überlegen, ob ich früher nach Kanada reisen sollte oder besser nach Deutschland zurückkehre. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch nicht klar, dass die Rückkehr wohl die einzig richtige und auch mögliche Entscheidung sein wird. Parallel bin ich auch mit anderen Deutschen in Kontakt, die sich dieselben Fragen stellen. Die meisten von ihnen sind jedoch zunächst der Meinung, dass es in Kolumbien kaum Corona-Fälle gibt und man in Südamerika unter Ansteckungsgesichtspunkten sicherer sei als in Europa.

    Um nichts zu überstürzen, beschließe ich zunächst, montags nach Minca zu fahren, wo ich ein sehr kleines und abgelegenes Hostel gefunden habe. Die Fluktuation in dem Hostel in Santa Marta ist mir zu hoch und die Nachrichten überschlagen sich. So fahre ich also ins etwa 50 Minuten entfernte Minca, wo es wirklich wunderschön ist. Das kleine Städtchen liegt mitten im Urwald und ist einer der artenreichsten Orte Kolumbiens, so gibt es beispielsweise über 5.000 verschiedene Vogelarten, die man besonders nachts ganz deutlich und laut hört. So richtig konzentrieren kann ich mich allerdings nicht. Die Nachrichten über Rückholaktionen und internationale Reiseverbote überschlagen sich, nach und nach höre ich von immer mehr anderen Reisenden, die sich so schnell wie möglich zurück in ihre Heimatländer begeben. Ich entscheide gemeinsam mit meiner Familie und meiner lieben und sehr reiseerfahrenen Freundin Anna, dass auch ich die Heimreise antreten werde. Zunächst buche ich mir einen Flug zurück nach Bogotá für den nächsten Tag. Den Flug buche ich in einem kleinen Café in Minca und brauche auf die ganzen Schreckensnachrichten erstmal eine Kaffee-Margarita, die ihr auf dem vierten Foto sehen könnt😆🍸. Ich bin etwas traurig, dass ich es nicht mehr nach Medellín schaffen werde, aber in Anbetracht der Umstände gibt es keine andere Lösung. Zudem muss ich in jedem Falle noch einmal nach Bogotá, denn ich habe einige Sachen bei meiner Gastfamilie gelassen, da ja ursprünglich geplant war, dass ich Ende März noch einmal dorthin zurückkomme. Über die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts bekomme ich fortlaufend Informationen über die aktuellen Entwicklungen in Kolumbien. Die Maßnahmen werden unglaublich schnell umgesetzt, innerhalb weniger Stunden werden Hostels, Nationalparks, Schulen, Universitäten und auch Strände geschlossen und eine vollständige Ausgehsperre steht im Raum. Das Auswärtige Amt rät allen Deutschen dringend dazu, sich schnellstens auf den Heimweg zu machen und ehrlich gesagt schlug die Stimmung in Kolumbien so schnell um, dass man schlicht nicht mehr bleiben wollte. Ich merke außerdem ganz deutlich, dass die kolumbianische Regierung und insbesondere der Staatspräsident Duque nicht so berechenbar ist wie die Deutsche Bundesregierung und man eine solche Krise nicht unbedingt alleine in Kolumbien durchstehen möchte. Schon gar nicht isoliert in einem Hotelzimmer, denn die Hostels werden nach und nach geschlossen, die Mehrbettzimmer gelten als zu risikoreich. Von meinem Hotelzimmer in Bogotá aus bin ich in ständigem telefonischen Kontakt zu meiner Schwester Irene und ihrem Freund Paul, die sich als hervorragende Krisenmanager bewiesen und sich mit mir wegen der Zeitverschiebung die Nächte um die Ohren geschlagen haben. Die beiden recherchieren die besten Flugrouten, telefonieren mit den Fluglinien und Botschaften, um herauszufinden, in welchen Städten ich noch umsteigen kann. Vielen Dank nochmal, Irene und Paul, ohne Euch wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen🥰. Wir entscheiden uns schließlich für einen Flug mit LatAm bis Cancún und von dort mit der Lufthansa nach Frankfurt. Bis mein Flug geht, habe ich noch einen guten Tag in Bogotá, den ich nutze, um meine Sachen bei Carolina und José abzuholen, meine Sachen zu packen und auf die Schnelle noch einen leckeren kolumbianischen Cappuccino in meinem Lieblingscafé in Usaquen zu trinken. Kurz darauf stellt sich heraus, dass ich die Energie gut gebrauchen werde, denn nachmittags wird mein Flug nach Cancún storniert. Ich fahre mit dem Uber direkt zum Flughafen und stelle mich gute zwei Stunden in die Warteschlange bei der LatAm. Am Schalter wird mir mitgeteilt, dass es sich um einen einheitlichen Lufthansa-Flug handle und ich mich daher zwecks Umbuchung an die Lufthansa wenden müsse. Da ich aus Kolumbien heraus nicht telefonieren kann, spricht Irene mit der LH-Hotline und erhält die Info, dass ich mich in der aktuellen Situation selbst um einen Ersatzflug nach Cancún bemühen müsse. Wir buchen also abends einen neuen Flug, der jedoch kurz nach der Buchung schon wieder storniert wird. Nachts finden wir dann noch einen Direktflug nach Cancún, den ich am nächsten Tag auch nehmen werde. Während ich donnerstags am Flughafen warte, treffe ich noch Lydia und Chris aus Berlin, die ein knappes Jahr auf Weltreise waren und mit denen ich bereits in Guatemala auf den Vulkan geklettert bin. Auch sie haben sich entschieden, die Heimreise anzutreten und ich freue mich riesig, sie in der ganzen Aufregung noch einmal zu treffen. Als Medienfachleute haben die beiden übrigens einen wirklich schönen Reise-Podcast, den man u. a. auf Spotify findet. Er heißt „Coffee, Rice and Questions“, falls Euch irgendwann das Fernweh packt☺️.

    Mit mir fliegen nur sechs weitere Personen nach Cancún, der Flug wird also nicht storniert. Es ist schon ein seltsames Gefühl, nur zu siebt mitsamt der gesamten Crew in einem großen Flugzeug zu fliegen. In Cancún angekommen, läuft die Einreise zum Glück problemlos und ich werde freudig vom Labrador des Grenzschutzes begrüßt. Ihr könnt unsere beginnende Romanze auf dem dritten Foto sehen😆. Wahrscheinlich war er einfach nur unterfordert und froh, dass er meine beiden Rucksäcke inspizieren konnte, denn der Flughafen in Cancún ist wie leer gefegt. Bis zu meinem Lufthansa-Flug habe ich noch ein paar Stunden Zeit und da ich fortlaufend Emails zu meinem Flug bekomme, gehe ich davon aus, dass ich abends nach Frankfurt fliegen kann. Als ich jedoch mein Gepäck aufgeben möchte, teilt die Lufthansa mir mit, dass ich auf dem Flug nicht registriert sei, da ich meinen ersten Flug von Bogotá aus eigenmächtig nicht angetreten hätte. Ich versuche zu erklären, dass dies nicht der Fall sei, sondern dass meine Flüge ausgefallen seien und die LatAm sich geweigert habe, meinen Flug umzubuchen. Parallel telefoniert Irene wieder mit der Lufthansa, die uns jedoch auch nicht weiterhelfen, sondern darauf beharren, dass ich mich an die LatAm wenden muss. Ich reise also mehrfach zwischen den Lufthansa-Schaltern und denjenigen der LatAm hin und her, die passenderweise in unterschiedlichen Terminals sitzen und sich fleißig die Kompetenzen zuschieben. Irgendwann bin ich so weit, ein neues Ticket bei der LH für über 2000 EUR zu buchen, um es später zurückzufordern. Jetzt wird mir jedoch mitgeteilt, dass der Flug überbucht sei und ich nicht mehr mitfliegen könne. Ich fürchte, das gibt meinen ersten Gerichtsprozess in eigener Sache😉🤦🏼‍♀️. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mir ein Hotel in Cancún zu suchen und nachts mit meiner Schwester einen neuen Flug, diesmal über Kanada zu buchen. Zum Glück kann ich über Kanada noch fliegen, da ich ein eTA-Visum habe, das auch für den Transitbereich in Kanada gilt. Die Rückreise über Montréal funktioniert dann zum Glück ohne Probleme und ich lande am 21. März früh morgens am Frankfurter Flughafen. Mit dem Zug geht es weiter nach Düsseldorf, wo mich Anna in Empfang nimmt und mich mit selbstgemachtem Hugo und meiner Lieblingssüßigkeit Curly-Wurly versorgt🥳🥂. Ihr könnt uns auf dem ersten Foto sehen. So haben Anna und ich immerhin eine Mini-Reise zusammen, denn Anna hatte schon Flüge gebucht, um im April ihre Osterferien mit mir in Vancouver und Calgary zu verbringen. Diese Reisepläne müssen wir dann nun erstmal verschieben.

    Als ich kurze Zeit später das Haus meiner Eltern (6. Foto) und meine Familie wiedersehe, freue ich mich riesig und bin dankbar, dass ich 3/4 meiner Reise erleben konnte. In den letzten Tagen habe ich immer wieder Reisende getroffen, die erst vor einigen Tagen aufgebrochen sind und nun lang geplante Weltreisen abbrechen müssen. Verglichen damit habe ich wirklich riesiges Glück gehabt. Auch darauf stoße ich abends mit Mama, Achim und meinem Bruder Adrian mit einem Glas Sekt an. Irene und Paul sind per Videoanruf aus Berlin zugeschaltet. Kurz nach dem Anstoßen (2. Foto 😉) falle ich ins Bett und schlafe für etwa 13 Stunden so lange und gut, wie seit Monaten nicht mehr. Im Flugzeug hatte ich wegen der ganzen Aufregung nur etwa zwei Stunden geschlafen und war daher fast 40 Stunden am Stück auf den Beinen. Vielleicht war die Aktion gar nicht schlecht, denn vom Jet Lag habe ich überhaupt nichts gemerkt.

    Da meine Eltern gerade unsere Holzböden abschleifen und lackieren und die Zimmer umräumen, fühle ich mich fast wie in einem Travel and Work😆. Liebe Mami, lieber Achim, Ihr seid meine liebsten Hosts bisher😅😍. Im Ernst fühlt es sich nicht so an, als wäre ich 3,5 Monate weg gewesen. Es ist eher so, als hätte ich die Zeit angehalten. Ich übernehme (sehr gerne☺️) das Kochen und die Einkäufe und meine Jogging-Strecke ist um ein paar erste grüne Blätter und Buschwindröschen reicher. Verrückterweise fallen mir die Knappheiten beim Einkaufen in Deutschland auch gar nicht so auf. In den vergangenen Monaten war ich es gewohnt, dass ich mindestens 2/3 meiner Einkaufsliste nicht bekam, da es die Produkte entweder nicht gab, sie nur in riesigen Mengen verkauft wurden (z.B. Speiseöl) oder einfach zu teuer waren (z.B. Käse oder Sojasoße). So habe ich gelernt, zu improvisieren und mache damit einfach weiter. Wenn Achim Pech hat, bekommt er nächsten Sonntag einen Geburtstagskuchen aus Kichererbsenmehl, das ich bei Rossmann aufgetrieben habe😆🎉.

    Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass meine Reise so abrupt endet und ich hätte Euch gerne noch mit nach Kanada genommen. Ich werde es vermissen, meine Eindrücke und Erlebnisse mit Euch zu teilen und mich mit Euren Kommentaren, Fragen, lieben und hilfreichen Ratschlägen, Ideen und Sichtweisen auseinanderzusetzen. Ich freue mich riesig, dass so viele von Euch mitgelesen und mitgefiebert haben und mir auf diese Weise Kraft und Unterstützung gegeben haben. Vielen Dank dafür, Ihr habt meine Reise auf ganz unterschiedliche Art bereichert und ich bin froh, Euch alle zu haben ☺️. Mit meiner kanadischen Gastfamilie aus Calgary habe ich übrigens vereinbart, dass ich sie nächstes Jahr besuchen werde. Unsere Kanadareise ist also nur etwas aufgeschoben ☺️.

    Nun wünsche ich Euch allen viel Gesundheit und hoffe, dass Euch die vielen Einschränkungen momentan nicht allzu sehr zusetzen.

    Es grüßt Euch alle ganz herzlich
    Eure Astrid😘❤️
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